Projekt:Dresdner Glossar/Ekkehard I.
Siehe auch: Projekt:Dresdner Glossar/Ekkehardiner
Biographie
[Bearbeiten]Ekkehard I. (* ca. 960; † 30. April 1002 in der Pfalz Pöhlde) war ab 985 Markgraf von Meißen.
Leben und Wirken
[Bearbeiten]Ekkehard I. war ein Sohn des thüringischen Grafen Günther, dem Kaiser Otto I. nach Geros Tod die Mark Merseburg übertragen hatte. 976 musste er mit seinem Vater nach dessen zwischenzeitlicher Absetzung in die Verbannung gehen. Für seine treuen Dienste erhielt Ekkehard von Theophano, der Witwe des Kaisers, nicht nur die inzwischen eingezogene Mark seines Vaters, sondern dazu auch nach Rikdags Tod die Mark Meißen. Zeitig ging er eine Allianz mit Bolesław I Chrobry ein. Dieser Verbindung diente eine Doppelhochzeit im Jahre 987 von Bolesław und Gunzelin, einem Bruder des Markgrafen, mit zwei Schwestern.[1]
Um tatsächlich in den Besitz Meißens zu gelangen, musste Ekkehard vorher Boleslav II. von Böhmen durch zwei Feldzüge besiegen, worauf er auch die Milzener unterwarf, an der Bekämpfung der Luitizen teilnahm und sogar Boleslavs gleichnamigen Sohn und Nachfolger in Lehensabhängigkeit brachte. Dem zuvor vertriebenen Meißner Bischof Volkold ermöglichte er die Rückkehr. Im Jahr 998 begleitete er Kaiser Otto III. auf dem Römerzug. Der Kaiser verwandelte der größten Teil der Reichslehen Ekkehards in erbliches Eigentum.
Mit der gestiegenen Macht galt Ekkehard nach Otto III. Tod als möglicher Nachfolger. Besonders Bolesław I Chrobry unterstützte ihn dabei. Dem stand jedoch eine persönliche Feindschaft mit Markgraf Lothar von der Nordmark im Wege. Dessen Sohn Wernher hatte er die schon verlobte Tochter Luitgarde verweigert und ihn zur Wiederherausgabe der aus dem Kloster Quedlinburg Entführten gezwungen. Auf einer Reise nach Duisburg wurde Ekkehard in der Nachtherberge zu Pöhlde erschlagen. Seine Leiche wurde aus dem Begräbnis zu Großjena bei Naumburg in das von ihm gegründete St. Georgskloster zu Naumburg überführt.
Um die Markgrafschaft entbrannte ein Streit, bei dem sich sein Bruder Gunzelin gegen Bolesław I Chrobry durchsetzte.
Familie
[Bearbeiten]Ekkehard I. war mit Suanhilde, einer Schwester des Sachsenherzogs Bernhard und Witwe des reichen Markgrafen Thietmar, verheiratet. Ihre Tochter Mathilde wurde durch ihre Vermählung mit Markgraf Dietrich von der Ostmark zur Stammmutter des wettinischen Hauses. Thimo von Wettin war ihr Sohn.
Mit dem mächtigen Polenfürsten Bolesław I Chrobry bestanden enge verwandtschaftliche Beziehungen. Seit 987 waren Bolesław (mit seiner 3. Ehe) und Ekkehards Bruder Gunzelin verschwägert. Ekkehards Sohn Hermann heiratete 1002 Bolesławs Tochter Reglindis. Eine Tochter Ekkehards I., Oda, heiratete nach dem Tod des Vaters am 3. Februar 1018 Bolesław I Chrobry (4. Ehe).[2]
1010 ging die Mark Meißen an Ekkehards Sohn Hermann und dann an dessen Bruder Ekkehard II. Ein weiterer Sohn, Eilward, wurde 1016 von Kaiser Heinrich II. zum Bischof von Meißen ernannt.
Quellen
[Bearbeiten]Heinrich Theodor Flathe: Artikel „Ekkard I., Markgraf von Meißen“ in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 789–790
Einzelnachweise
[Bearbeiten]↑ Eintrag bei www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter
↑ Eintrag bei www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter
Weblinks
[Bearbeiten]Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema Ekkehard I.
Schlesinger, Walter, "Ekkehard I." in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 430-431
Kategorien: Mann | Markgraf von Meißen | Fürst | Ostsiedlung
Genealogie
[Bearbeiten]Ekkehard I. - Markgraf von Meißen (985-1002) - Herzog von Thüringen
ca 960-30.4.1002 ermordet
Pöhlde
Begraben: Groß-Jena an der Unstrut
Ältester Sohn des Markgrafen Gunther von Merseburg
Lexikon des Mittelalters
[Bearbeiten]Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 1764
Ekkehard I., Markgraf von Meißen
+ 30. April 1002
Aus der Familie der EKKEHARDINER
oo Schwanhild, aus der Familie der BILLUNGER
7 Kinder, unter ihnen Hermann, Markgraf (+ 1038) und Ekkehard II., Markgraf (1032-1046)
Beim Tode Kaiser OTTOS II. war Ekkehard I. auf die Seite der Fürsten getreten, die 984 in Rohr Heinrich den Zänker zur Herausgabe OTTOS III. zwangen, während Graf Wilhelm von Weimar in seiner Stammburg von Ekkehards I. Bruder Hermann (???) belagert wurde. Mehrfach ist Ekkehard I. im Gefolge OTTOS III. bezeugt; die Niederwerfung des Aufstandes des Crescentius in Rom 998 war vornehmlich ihm zu danken. Im Osten setzte er mit Erzbischof Giselher die Politik OTTOS I. fort, besonders dessen Konzeption vom Auftrag Magdeburgs in der Slavenmission. Er war vorzüglich sein Verdienst, wenn die um Schlesien streitenden Herzöge von Polen und Böhmen getrennt werden konnten. Die Einverleibung Schlesiens links der Oder in der Diözese Meißen erscheint als ein Versuch, dieses Gebiet zwischen Polen und Böhmen zu neutralisieren. Thietmar von Merseburg berichtet, Ekkehard I. habe die Milsener unterworfen (was dem übrigen Bild von der damals noch nicht gefestigten deutschen Stellung in der östlichen Mark Meißen entspricht), Boleslav II. von Böhmen zum Vasallen gemacht und Boleslaw Chrobry von Polen durch Schmeicheleien und Drohungen zum Freund gewonnen. Dass er im Altsiedelland nicht nur im Bereich der ekkehardinischen Allode eine feste Stellung besaß, deutet Thietmars - nicht unumstrittene - Nachricht an, er sei durch Wahl des ganzen Volkes zum Herzog von Thüringen erhoben worden. Als der Kaiser 1000 über Kirchberg bei Jena, dessen Burgward zur Grafschaft Ekkehards I. gehörte, und Zeitz nach Gnesen zog, empfing Ekkehard I. den Kaiser in Meißen.
Es konnte nicht überraschen, dass er, den OTTO III. zu "den Hervorragendsten rechnete" (Thietmar IV, 45), nach dem Tod des Kaisers den Kampf um das Königtum aufnahm. In Frohse, wo sich 16 sächsische Bischöfe und weltliche Fürsten versammelt hatten, zögerte Graf Liuthar die Wahl Ekkehards I. bis zu einer Versammlung in Werla hinaus, nahm allerdings inzwischen Verbindung mit Markgraf Heinrich von Schweinfurt auf, der in Werla die Versammelten zugunsten Herzog Heinrichs von Bayern beeinflußte und damit für das Erbrecht der LIUDOLFINGER wirkte. Ekkehard I. beabsichtigte, in Duisburg mit Hermann von Schwaben zu verhandeln, kehrte aber in Paderborn um. In der Pfalz Pöhlde wurde er von den Grafen Heinrich und Udo von Katlenburg unter Beihilfe anderer Adliger aufgrund einer Rache ermordet, sein Haupt vom Rumpfe abgetrennt. - Sogleich brach Herzog Boleslaw Chrobry in die Mark Meißen ein.
Literatur:
Siehe Ekkehardiner.
Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik
[Bearbeiten]Glocker Winfrid: Seite 315
"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"
VII. 2. EKKEHARD I.
- (?) c 960, + 1002 IV 30
985 Markgraf von Meißen und Graf mehrerer Grafschaften, 1002 Thron-Prätendent (ermordet)
980
oo Swanhilde, Witwe des Markgrafen Thietmar und Schwester Herzog Bernhards von Sachsen
+ 1014 XI 26
Markgraf Ekkehard I. von Meißen ist als Sohn des Markgrafen Gunther bei Thietmar IV c. 39 Seite 176, bezeugt, der uns an dieser Stelle auch von der Vermählung Ekkehards mit der BILLUNGERIN Suanehildberichtet.
Ekkehard war zusammen mit seinem Vater in den Jahren 976-979 in der Verbannung. Seine Erhebung zum Markgrafen bezeugt Thietmar IV c 6, Seite 138. Zu seiner Thronkandidatur vgl. Hlawitschka, Merkst Du nicht passim.
Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung
[Bearbeiten]Althoff Gerd: Seite 396
"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
G 42
Lü: 30.4. Ekgihardus mar + 1002 Markgraf von Meißen
Markgraf Ekkehard I. von Meißen war mit Swanhild (G 168), der Tochter Hermann Billungs, verheiratet (vgl. Bork, Billunger, S. 114 ff.)
Die enge Verbindung der BILLUNGER mit den EKKEHARDINERN zeigt sich in der billungischen Unterstützung der Kandidatur Ekkehards auf den Königsthron nach dem Tode OTTOS III., in der gemeinsamen Stellung gegen die Ostpolitik HEINRICHS II. (s. dazu ausführlich oben S. 105 ff.) und nicht zuletzt in der Eintragung der Familie Ekkehards im Lüneburger Necrolog; vgl. die Einträge seines Vaters Gunther (+ 982, G 87), seiner Söhne Ekkehard II. (+ 1046, G 11), Gunther, des Salzburger Erzbischofs (+ 1025, B 155) und Eilward, des Meißener Bischofs (+ 1023, B 169); ferner seiner Tochter Liudgard (+ 1012, G 162); die Todestage anderer Angehöriger der Familie sind nicht bekannt (vgl. die Kommentare G 13 und G 154).
Zur politischen Bedeutung Ekkehards vgl.
Schölkopf, Die sächsischen Grafen, S. 65;
Lüpke; Markgrafen, S. 23 ff.,
Schlesinger, Landesherrschaft, S. 166 f.;
Patze, Thüringen, S. 108 f,
Claude, Magdeburg, S. 180 ff., ferner
Ludat, An Elbe und Oder, S. 18 ff.; NDB 4, S. 403 f.;
Biogr. Wörterbuch 1, Sp. 612 f. und FW G 25;
Hlawitschka, 'Merkst Du nicht, dass Dir das vierte Rad am Wagen fehlt?' suchte neuerdings die Verwandtschaft der EKKEHARDINER und OTTONEN zu erweisen, vgl. dazu oben S. 217 ff.
Europäische Stammtafeln Neue Folge
[Bearbeiten]Schwennicke Detlev: Tafel 143
"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"
EKKEHARD I.
+30.IV.1002 ermordet Pöhlde
Begraben: Kleinjena
Graf
985/1002 MARKGRAF von MEISSEN
1002 Thronkandidat
gründet Kloster (Klein-)Jena
oo SCHWANHILD
+ 26.XI.1014
Begraben: Kleinjena, nach 1028 Naumburg Georgenkloster
Tochter von Hermann Billung in Sachsen, Witwe von Thietmar Markgraf der Ostmark
Ekkehard I. teilte die Verbannung seines Vaters, erhielt mit ihm zusammen die Erlaubnis zur Rückkehr und nahm an der Schlacht bei Cotrone teil, in der sein Vater fiel. Obwohl erst seit 992 urkundlich nachweisbar, beweisen die zahlreichen Interventionen Ekkehards, dass das Ansehen der Familie wieder völlig hergestellt war und lassen auf ein enges persönliches Verhältnis zum König schließen. Er unterstützte OTTO III. im Thronkrieg 983-985 gegen Heinrich II. den Zänker von Bayern. Durch seine Eheschließung mit der BILLUNGERIN Suanehild, der Witwe des Markgrafen Thietmar I., stieg das Ansehen der Familie gewaltig. Die Ausgangsbasis seiner Macht lag in Thüringen, dem Stammland der Familie. Erstmalig erwähnt wurde er auf der Versammlung der sächsischen Fürsten 984 auf der Asselburg. Ein Jahr später wurde er zum Nachfolger des Markgrafen Rikdag bestellt und wurde Markgraf in Meißen-Merseburg-Zeitz. Er war wichtigste und mächtigste Stütze von Kaiserin-Regentin Theophanu, gründete das Stift Jena und sicherte den gesamten Besitz durch Burgen, unter anderem Ekkehardsburg, Naumburg und Rudelsburg. In ununterbrochenen Kämpfen sicherte Ekkehard dem Reich die ins Wanken geratenen Ostgebiete, eroberte die Burg Meißen von Böhmen zurück, später die ganze Oberlausitz mit Bautzen dazu und brachte Böhmen wieder unter die deutsche Hoheit. 990 führte er, von Mieszko I. von Polen zu Hilfe gerufen, das Heer gegen Böhmen. 993 nach dem Überfall der Liutizen auf Brandenburg war es wiederum Ekkehard, der an der Spitze eines Heeres gegen sie entsandt wurde. Er war Gegner des Erzbischofs Giselher von Magdeburg und der Grafen von Weimar-Orlamünde. Bis 997 festigte er die deutsche Stellung im Osten dergestalt, dass er ohne Rückschläge befürchten zu müssen, für einige Zeit die Marken verließ, um am Italienzug OTTOS III. teilzunehmen. 998 erstürmte er die Engelsbug und ließ Crescentius hinrichten. Ekkehard war nicht nur mit der Waffe in der Hand ein gefürchteter Gegner, sondern auch in seiner Verhandlungskunst, so dass er dem Kaiser, mit dem er in engster Beziehung stand, zu einer zuverlässigen und unentbehrlichen Stütze geworden war. OTTO III. ließ es nicht an Auszeichnungen für ihn fehlen. So wandelte er ihm einen großen Teil seiner Lehen in erbliches Eigentum um und schenkte ihm unter anderem den Forst Sömmeringen (bei Wolmirstedt). Er verlieh ihm auch das Münzrecht, was in dieser Zeit sehr selten war. Ekkehards Wohnsitz war die Burg Meißen, auf der er im Jahre 1000 seinen kaiserlichen Herrn empfing. Ekkehard war zweifelsohne der mächtigste unter den thüringischen Grafen und wurde um 1000 zum Herzog von Thüringen gewählt. Bei der Versammlung der sächsischen Fürsten in Frohse zur Vorwahl eines neuen Königs trat Ekkehard als Bewerber um den deutschen Königsthron auf. Lothar von Walbeck hintertrieb die Wahl Ekkehards mit allen Mitteln und diesem gelang es trotz aller Bemühungen nicht, eine ausreichende Anhängerschaft zu gewinnen. Seine ehrgeizigen Pläne wurden endgültig am 30.4.1002 zunichte, als ihn Siegfried von Northeim und die Grafen von Katlenburg auf scheußliche Weise in Pöhlde erschlugen. Ekkehards Leichnam wurde von Suanehild und seinem Sohn Hermann in Groß-Jena (an der Unstrut), dem Stammsitz der Familie, beigesetzt.
um 980
oo 2. Suanehild Billung, Tochter des Herzogs Hermanns
um 945/55-26.11.1014
Kinder:
Liutgard
ca 985/90-13.11.1012
nach 1002
oo Werner Graf von Walbeck
ca 990-11.11.1014
Hermann
um 980-1.11.1038
Ekkehard II.
-24.1.1046
Gunther Erzbischof von Salzburg (1024-1025)
-1.11.1025
Eilward Bischof von Meißen (1016-1023)
-24.11.1023
Mathilde
-2.2.
1010
oo Dietrich Graf von Wettin
-19.11.1034
Oda
um 995- nach 1025
2.2.1018
oo 4. Boleslaw I. Herzog von Polen
967-17.6.1025
Literatur
[Bearbeiten]
Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 33,41,105,108, 113,121,217,396 G 42 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 140,166,194,202,208,216,225 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 8,17,26 Anm. 34,45,100,105,137,209 - Annalista Saxo: Reichschronik Seite 34,39,40,49,69,72,89 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 129,132,134,139,147,154,158-161,164 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 138-142,145, 146,151,152,177 - Bork Ruth: Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert. Dissertation Greifswald 1951 - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 44-49,132 - Claude, Dietrich: Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis ins 12. Jahrhundert, Mitteldeutsche Forschungen 67 Band 1 und 2, Böhlau Verlag Köln 1972 - DEUTSCHE FÜRSTEN DES MITTELALTERS. Fünfundzwanzig Lebensbilder. Edition Leipzig 1995 Seite 16,21,39,90,96-111,155 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 227,315/Band II 476 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 107-482 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 26-28,56,143,146 - Hlawitschka, Eduard: Die Thronkandidaturen von 1002 und 1024. Gründeten sie im Verwandtenanspruch oder in Vorstellungen von freier Wahl?, in Reich und Kirche vor dem Investiturstreit von Karl Schmid (Hrsg.) Seite 49-65, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 2,20,23,27-29,69,72 - Hlawitschka, Eduard: ‚Merkst Du nicht, daß Dir das vierte Rad am Wagen fehlt?‘ Zur Thronkandidatur Ekkehards von Meißen (1002) nach Thietmar, Chronicon IV c. 52, in: Geschichtsschreibung und geistiges Leben im Mittelalter. Festschrift für Heinz Löwe zum 65. Geburtstag, hg. Von Karl Hauck und Hubert Mordeck, Köln/Wien 1978, Seite 281-311 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 7,13-16, 20-22,24-27,30,33-43,73,76, 78,93,98,177 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Keller, Hagen: Die Ottonen. Verlag C.H. Beck München 2001 Seite 73,87 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 18-20,23-29,31,37,42,48,79,88,96,105,124,137,158,160,162,166,182,184,195,196, 199,205,109,211,230,235,263,268,322,360,362,435,441,445,459,462,467,507 -Lüpke, Siegfried: Die Markgrafen der Sächsischen Ostmarken in der Zeit von Gero bis zum Beginn des Investiturstreites (940-1075), Dissertation Halle 1937 - Patze, Hans: Die Entstehung der Landesherrschaft Thüringen, Böhlau Verlag Köln/Graz 1962 Seite 108-109 - Rogge, Helmuth: Das Verbrechen des Mordes begangen an weltlichen deutschen Fürsten in der Zeit von 911 bis 1056. Dissertation Berlin 1918, Seite 34-45 - Rupp, Gabriele: Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten, Peter Lang GmbH Frankfurt am Main 1996 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 16A-165 - Schölkopf, Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024, Göttingen 1957 Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens Seite 65 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 57,272,284,298,302, 304 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 143 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 180 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 116,120,126,128,138,146,154-160,168,182,188, 196-202,208,334,416,440,460 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 24,37,50, 64,115,118,210,217 - Wolf Armin: Genealogisches Jahrbuch Band 42 Verlag Degener & Co. Neustadt a.d.Aisch 2002 Seite 8,32,36-41, 75,76,78-81,85-87 -
Annalista Saxo: Reichschronik
[Bearbeiten]Annalista Saxo: Seite 34,39,40,49,69,72,89
"Reichschronik"
Das Jahr 985.
[Bearbeiten]Markgraf Rikdag erbaute und gründete mit seiner Schwester Namens Eilsuit das Kloster, welches Gerbizstidi heißt. Dort stand dieselbe Schwester den Nonnen vor und daselbst wurde er auch begraben mit seinem Sohn Karl und den Meisten aus derselben Verwandtschaft. Ihm folgte Ekkihard, Gunthars Sohn, ein Mann von großer Thatkraft.
Das Jahr 1002.
[Bearbeiten][Herimann empfing die Leiche des Vaters mit außerordentlicher Trauer und ließ sie in seiner Burg Namens Gene bestatten,] in der Mainzer Parochie, an der Stelle, wo Sala und Unstrod zusammenfließen. Nach mehreren Jahren jedoch wurde er mit vielen Anderen von demselben Geschlechte versetzt in die Stadt Nuenburh, nicht weit von dem früheren Platze am weiteren Laufe des Flusses Sala, eine Stadt, welche die nachfolgenden Erben sammt ihrem sämmtlichen Erbgute in Demuth zum Dienste Gottes und seiner Mutter und des heiligen Petrus und anderer Heiligen hergaben, da leibliche Nachkommenschaft fehlte. Seit dieser Zeit ward der Bischofsitz, der bisher in der Stadt Ciz gewesen, in selbige Stadt versetzt. [Nachdem aber der dreißigste Tag vorüber war, reiste Frau Suanehild mit ihren Söhnen nach Misni. Sie war die Tochter Herimanns des Herzogs von Liuniburch, die Schwester des Herzogs Benno oder Bernhard, des Grafen Liudiger und der Gräfin Machtildis, welche den Grafen Baldwin von Flandern und nach dessen Tode den Herzog Godefrid geheirathet hatte. Suanehild selbst aber hatte zuerst den Markgrafen Thetmar geheirathet, des Kölner Erzbischofs Gero Bruder, und von ihm gebar sie den Markgrafen Gero, später aber gebar sie von dem genannten Markgrafen Ekkihard den Herimann, Ekkihard und Gunter. -
[Herzog Heinrich wird am 7. Juni zum Könige gewählt, mit Beifall aufgenommen und vom Erzbischofe Willegis geweiht und gekrönt. Die Mannschaft des Fürstenthums der Franken und Musellenser erwarb sich durch ihren damaligen Anschluß an den König seinen Dank]. Dieser Heinrich war der Sohn des Herzogs Heinrich, der ein Sohn von dem Bruder Ottos I, Herzog Heinrich, war. Als er einst in der Regensburger Kirche betete, hörte er eine Stimme, welche zu ihm sagte: "Lies die Schrift an der Wand." Es war aber geschrieben: "Nach sechs." Als er dies gelesen hatte, er hatte nämlich lesen gelernt, ging er mit innerer Verwunderung fort, und da er fürchtete am sechsten Tage zu sterben, mühte er sich inzwischen mit Gebeten, Fasten und Almosen ab. Wie nun? Die sechste Woche, den sechsten Monat, das sechste Jahr beobachtete er also. Als nun im sechsten Jahr Otto III gestorben war, wird er, wie oben erzählt, zum Könige erhoben. - Dieser hat die Frau Kunigunde, eine Jungfrau seligen Andenkens, die Schwester des Bischofs Theoderich von Metz und des spätern bairischen Herzogs Heinrich, welche die Genossin der Regierung geworden, scheinbar zur Ehe mit sich verbunden, aber nach einem Gelübde der Keuschheit, welche beide beschlossen hatten, niemals erkannt, sondern wie eine Schwester geliebt. -
[Der König wird von dem Grafen Willehelm von Thüringen und von den Großen dieses Landes und von allem Volk gebeten, ihnen den Schweine-Zins zu erlassen, und das hat er auch gethan.] Dieser Zins wurde von der Zeit Theoderichs, des Sohnes des Clodoveus, der auch Lodowich hieß, bis auf diesen König jedes Jahr in die königliche Kasse gezahlt, fünfhundertzweiundachtzig Jahre hindurch.
[Weil er in allen Reichen seines Vorgängers, ausgenommen Italien und Alamannien, zum Könige erhoben und erwählt war, gedachte er mit Anbruch des Frühjahrs den Herzog Herimann anzugreifen, der diesseits der Alpen allein ihm widerstand.] Dieser Herimann war der Sohn des Herzogs Udo, der mit vielen in Calabrien gefallen ist, als Kaiser Otto II gegen die Sarracenen kriegte.
Das Jahr 1009.
[Bearbeiten][Der heilige Bruno, auch Bonifacius genannt, Erzbischof der Heiden, zuerst Canonicus von Sankt Mauricius in Magdaburh, ging am 14. Februar als berühmter Märtyrer zum Himmel ein.] Sein Vater hieß Bruno, die Mutter Ida und sein Bruder Gebehard. Gebehard zeugte Burchard und Ida, Burchard zeugte Gebehard, des Magadaburger Erzbischofs Konrad Vater. Ida gebar Gebehard, den Vater des Kaisers Lothar. Also war der selige Märtyrer Bruno von erlauchtem Geschlechte entstammt, aber durch Gottes Erbarmen vor seinen übrigen Verwandten unter den Kindern Gottes ausgezeichnet. -
Der Vater [des Grafen Dedo vom Stamme Butzieci], Namens Theoderich, lebte zur Zeit Ottos I als ein Mann von besonderer Freiheit und er zeugte diese Brüder, die Grafen Dedo und Friderich. Dedo diente von Kindheit an dem Markgrafen Ricdag und seinem Sohne Karl. -
[Viele Brände entstanden, so daß in einem Flecken selbst Menschen im Feuer umkamen. Auch das Mainzer Münster,] welches vom Erzbischof Willigis mit dem größten Streben nach Pracht zur Ehre des heiligen Martin erbaut war, [wird mit allen dazu gehörigen Baulichkeiten, so daß allein die alte Kirche übrig blieb, elendiglich vom Feuer verzehrt] am 30. August im achten Jahre des Königthums Heinrichs II. [Donner und Blitzen geschah oft in der Zeit des Winters.] Unter demselben Heinrich soll die Stadt Goslar in folgender Weise gegründet worden sein. Heinrich II pflegte die Gegend häufig der Jagd wegen zu besuchen, denn sie war waldreich und ausgezeichnet durch die Jagd auf Bären, Hirsche und Rehe. An demselben Orte lebte ein armer Mann, ein Bauer, Namens Gundelkarl, und in seine Hütte pflegte der König nach der Jagd einzutreten und jener ihm in der Hoffnung größeren Lohns Heerd und Tisch zuzurüsten, die Speisen zu kochen und nach der Arbeit ihm darzubringen. Denn in solchem Falle verschmähen auch die Könige nicht den Dienst der Knechte und Bauersleute. Als er nun, da er dies oft that, sein bischen Vermögen ausgegeben hatte, erinnerte er den König daran, daß er seines Dienstes gedenken und ihm etwas zuwenden möge, womit er sein armes Leben erhalten könne, doch so viel als der königlichen Freigebigkeit gezieme. Da sagte der König: "Du wirst für deinen Dienst Lohn bekommen, wenn es mir gelegen sein wird." Aber, wie es so geht, die Erinnerung an den Armen verschwand sehr schnell aus dem Herzen des Mächtigen. Als der König darnach wiederum in diese Gegend kam, trat er nach seiner Gewohnheit in das Haus des Bauers und der wandte für ihn den aufgespeicherten Unterhalt eines ganzen Jahres auf. Weil er dies nun öfters gethan und nichts von ihm bekommen hatte, warf er sich eines Tags dem Könige zu Füßen und bat, ihm etwas Lohn zu gewähren. Dieser gab ihm die Erlaubniß zu bitten, was er wollte. Der Bauer sagte, er wolle nichts anderes, als daß ihm der benachbarte Berg, welcher Rammesberch heißt, zu Lehen gegeben würde. Da hieß der sehr gnädige König ihn um etwas bitten, was ihm mehr nütze, aber jener blieb dabei, daß er nichts anderes wolle, da er vielleicht recht gut wußte, welchen Nutzen jener Berg ihm bringen konnte. Endlich verlieh ihm der König, durch das Drängen des Mannes besiegt, den Berg, sagte jedoch, er hätte gewünscht, jener möchte um etwas Nützlicheres gebeten haben. Ohne Verzug ging der genannte Mann nach Franconien, denn er war selbst ein Franke, brachte mehrere Stammesgenossen mit und begann den Ort Goslar zu bauen, und fand daselbst zuerst Erzadern mit Silber, Kupfer und Blei. Was soll ich mich noch bei vielem aufhalten? Jener Mann wurde mit den Seinen übermäßig reich und viele Menschen begannen sich in der Gegend anzusiedeln und ihre Sachen zum Verkauf dorthin zu bringen. Auf diese Weise entstand der so sehr berühmte Markt. Wie es aber zu geschehen pflegt, mit dem Reichthum wuchs jenen auch ihr Uebermuth und sie verachteten die von allen Seiten Hinzukommenden und thaten diesen viel Unrecht. Das wurde den Fürsten Sachsens gemeldet. Diese lassen ihnen durch Boten sagen: wenn sie ein friedliches und ruhiges Leben führen wollten, sollten sie aufhören, die dorthin Kommenden ungerechter Weise zu belästigen. Da sie aber auf ihren Reichthum zu sehr vertrauten, thaten sie, wie sie es gewohnt waren, den Ankommenden Schimpf an. Darüber waren die Fürsten Sachsens erzürnt, schickten ihre Leute dorthin und tödteten ihrer Viele; andere sind kaum den Händen der Wüthenden entgangen. So fiel jener Platz, der früher von Fremden bewohnt war, den Sachsen zu. Daß es also zugegangen, habe ich von denen, die damals lebten, gehört; ob es aber feststeht oder ob das Gegentheil der Fall ist, weiß ich nicht sicher. Denn man sagt auch, daß der Berg von den ersten Einwohnern jener Gegend Frankenesberch genannt worden sei.
Das Jahr 1029.
[Bearbeiten]Der Kaiser feierte Weihnachten in Palithi. - Kaiser Konrad greift den König Stephan von Pannonien mit einem Heere an, indem er auf einem gefährlichen und mühseligen Wege in das Land desselben eindringt. - In ebendemselben Jahre beschloß der Kaiser ein Heer nach Polen zu führen. Zur bestimmten Zeit versammelte er jenseits des Albis an dem Orte, der Liezeke heißt, die Menge seines Heeres und eilte auf dem Marsche, den er begonnen hatte, vorwärts. Die Kaiserin aber kehrte um und erwartete in Mersburg den Ausgang der Unternehmung. Denn der Kaiser, hintergangen und mit seinem Heere durch unwegsame Wälder und sumpfige, öde und gefährliche Gegenden gar sehr ermattet, gelangte nicht dorthin, wohin er wollte, sondern auf den Rat einiger Leute belagerte er nur Budasin, eine Stadt, die einst, zu seinem Reiche gehörte. Vor dieser sind viele auf beiden Seiten verwundet worden und umgekommen. Wie also der Kaiser sah, daß die Gegner nicht überwältigt werden konnten, verschob er es auf das nächste Jahr und zog sich in die Gebiete Sachsens zurück. - In diesen Zeiten starb Markgraf Thietmar, des Markgrafen Gero Sohn von der Markgräfin Athelheid, und er wurde begraben, wie man glaubt, in dem Kloster Helmwardeshusen. Sein Sohn war Markgraf Odo, der kinderlos starb. Sein Vater Gero aber hatte zum Vater den Markgrafen Thietmar und zum Oheim den Kölner Erzbischof Gero, von denen das Kloster Nienburg an dem Flusse Sala gestiftet worden ist. Seine Mutter war Suanehildis, die Tochter des Herzogs Herimann, Bernhards Schwester, welche nach dem Tode ihres Mannes den Markgrafen Ekkihard, Guntars Sohn, heirathete und ihm Herimann, Ekkihard, Guntar und Liutgarde gebar.
Das Jahr 1056.
[Bearbeiten][Pfalzgraf Dedo, ein trefflicher Mann, wurde von einem Bremer Priester erschlagen, welchen er von seinem Bruder, dem Erzbischofe Adalbert, bekommen hatte, um ihn wegen der ihm vorgeworfenen Verbrechen in die Verbannung zu bringen, und auf Befehl des Kaisers wurde er in Goslar begraben], und in der Grafschaft folgte ihm sein Bruder Friderich nach. Er hat eine Probstei an dem Orte, der Sulza heißt, gestiftet und sein Sohn war der Pfalzgraf Friderich, welchen Graf Lodowich von Thüringen mit Hinterlist ermorden ließ; aber seine Witwe, des Markgrafen Udo Schwester, nahm er zur Ehe. Der Pfalzgraf aber hatte von ihr einen Sohn Namens Friderich, der, als der Vater getödtet wurde, noch nicht geboren war; doch lebte noch der Großvater. Dessen Schwestersohn Friderich von Sumersenburg erwarb die Pfalzgrafschaft und sein Vater Adalbert wurde Scucco genannt.
[Die Christen erlitten eine große Niederlage von den Barbaren, welche Liutizen heißen; einige kamen durchs Schwert um, andere auf der Flucht im Wasser und unter diesen wird der Markgraf der Nordmark Willehelm getödtet] nicht weit von der Burg, die Prizlava heißt und am Ufer des Flusses Albis liegt, da wo derselbe den Fluß Habola in sich aufnimmt. Daselbst also in der Mitte zwischen den beiden Flüssen wurde der fromme Fürst von den Heiden heimtückisch umzingelt und erlag mit Vielen. Sein von den Barbaren mit tausend Wunden durchbohrter und zerfleischter Leib wurde, wie man sagt, von den Seinen nicht mehr aufgefunden. Dieser Markgraf Willehelm und sein Bruder Otto waren durch sehr nahe Blutsverwandtschaft mit den Brüdern Willehelm und Otto verbunden, den Söhnen jenes großen Willehelm von Wimmare, welche Einer nach dem Andern nach dem Tode des Markgrafen Ekkehard II die Mark desselben gehabt haben; doch sind die Namen und der Gang dieser Verwandtschaft nicht genauer bekannt. Mit jenem wurde der Graf Theoderich von Katalanburg getödtet, der Sohn des Udo, welcher mit seinem Bruder Heinrich und einigen Andern nach dem Tode des Kaisers Otto III den Markgrafen Ekkihard in Palithi erschlagen hat. Dieser Udo hatte eine Frau aus Schwaben, Namens Bertrada, welche ihm diesen Theoderich gebar. Auch dieser hatte ebenfalls eine Bertrada zur Frau, die Schwester der Gräfin Suanehild von der Burg Lon in Hasbanien, deren Sohn der Mainzer Burggraf, Graf Arnold war, und sie gebar ihm einen Sohn, der ebenfalls Theoderich genannt wurde, und eine Tochter, welche Othilhild hieß und Konrad, den Bruder des Markgrafen Dedo, heirathete. Dieser Theoderich nahm Gertrud zur Frau, die Tochter des Markgrafen Ekbert des Aelteren, die Mutter der Kaiserin Richenza, und zeugte mit ihr wieder einen Theoderich, der ohne Kinder starb. - Dem Markgrafen Willehelm folgte aber Graf Udo von Stadhen, ein thätiger und edler Mann. Denn Graf Heinrich der Kahle von Stadhen, welcher zur Zeit Otto's I lebte, ein Verwandter dieses Kaisers, hatte zur Frau Juditha, eine Schwester des Herzoge Udo, der mit vielen in Calabrien fiel, als Kaiser Otto der Rothe mit den Sarracenen kämpfte. Diese gebar ihm die Söhne Heinrich, Udo und Sigefrid. Dieser Sigefrid bekam, da sein Bruder Heinrich gestorben war, seines Vaters Grafschaft vom Kaiser Heinrich, dem Gründer der Babenberger Kirche. Zur Frau hatte er Adhela, eine Tochter des Grafen Gero von Alesleve, den Kaiser Otto der Rothe auf einer Insel bei Magedaburg enthaupten ließ. Sie gebar ihm den Grafen Ludiger, welcher meistentheils Udo genannt wurde, und dessen Gattin hieß Adelheid, eine Mutterschwester des Königs Rodolf; mit ihr zeugte er diesen Udo, der nach dem Tode Willehelms als der Erste aus diesem Geschlechte die Nordmark erwarb. -
Nach dem Tode des Kaisers Heinrich III erhielt die Regierung des Reichs sein Sohn Heinrich, dieses Namens der Vierte, durch dessen Uebermuth in der ganzen Welt viel Jammers wurde: mit Mord, Raub, Brand und Frevel wurden fast alle Theile des römischen Kaiserreiches und besonders die sächsische Erde besudelt und eine Blutschuld kommt nach der andern, wie der Prophet sagt. Endlich hat ihn, der das Schwert der weltlichen Gewalt über alles Maß mißbrauchte, Gregor oder Hildebrand mit dem Schwerte des heiligen Petrus getroffen und vom Leibe Christi und der Mutter, der Kirche, wie ein unnützes Glied abgehauen und ihn auf ewig in die unlösliche Fessel des Anathems gethan. Da er hernach viele Jahre hindurch bald die Sanftmuth eines Lammes mit erheuchelter Demuth zur Schau trug, bald mit offener Grausamkeit die Wuth eines Wolfes zeigte, hat er nach Gottes gerechtem Gerichte so verschiedene Schicksale erlebt, indem bald Unglück, bald scheinbares Glück wechselten, daß mit Recht auf ihn jenes bezogen werden zu müssen scheint, was irgendwo gesagt wird:
Wohl und Wehe verhängt nach Laune die göttliche Allmacht;
Kaum hat's sicheren Bestand jetzige Stunde hindurch.
Das Jahr 1057.
[Bearbeiten][Als Otto, der Bruder des im vorigen Jahre von den Liutizen getödteten Markgrafen Willehelm aus einer unebenbürtigen Ehe, nämlich der Sohn einer slavischen Mutter, ein scharfsinniger und thatkräftiger Mann, zu dem Hofe des Königs in Mersburg reiste, wurde er von den Grafen Bruno und Ekbert,] den Söhnen Liudolfs von Bruneswik, der ein Oheim des Königs war, überfallen bei einem Dorfe Namens Nienthorp an dem Flusse Salica. - Am 28. September starb der Schwabenherzog Otto von Suinvorde und wurde in Suinvorde bei seinen Eltern bestattet. -
Zu dieser Zeit war in Sachsen Herzog Otto von Northeim mächtig, der Herkunft nach ein Sachse, aber Herzog von Baiern, ein Mann von höchstem Adel, der Sohn Benno's von Northeim, dessen Bruder Sigefrid zusammen mit den Gebrüdern Heinrich und Udo von Catelenburg den Markgrafen Ekkihard, Guntars Sohn, getödtet hat. Diesen Otto hat König Heinrich nachher vom Herzogthume entsetzt.
Das Jahr 1083.
[Bearbeiten]Der Sommer war so heiß, daß eine große Menge von Fischen im Wasser umkam. Unter Kindern und Greisen kamen viele Todesfälle an der Ruhr vor. Der Gottesfriede kam auf. Otto von Northeim, ein kluger und sehr vornehmer Mann, einst Herzog von Baiern, aber ungerechter Weise vom Könige Heinrich abgesetzt, ist am 11. Januar gestorben. Sein Großvater war Graf Sigefrid von Northeim, welcher mit der Gräfin Machthilde Sigefrid, den Mörder jenes großen Markgrafen Ekkehard, zeugte, und den Benno, welcher mit der Gräfin Eilika diesen Otto zeugte, von dem wir sprechen. Er hinterließ ebenfalls Söhne und Töchter, welche ihm die Herzogin Richeza geboren hat, von denen an der passenden Stelle erzählt worden ist.
Die Markgrafen der Sächsischen Ostmarken in der Zeit von Gero bis zum Beginn des Investiturstreites (940-1075)
[Bearbeiten]Lüpke Siegfried:
"Die Markgrafen der Sächsischen Ostmarken in der Zeit von Gero bis zum Beginn des Investiturstreites (940-1075)"
Mit Ekkehard I. von Meißen (985-1002) tritt eine der glänzendsten Gestalten aus der Geschichte der deutschen Ostmarken in den Kreis der Betrachtung. Er wurde der Nachfolger Rikdags. Die Kaiserin Theophano verließ die Erbfolge und setzte ein neues Geschlecht ein. Weshalb Rikdags Sohn Karl übergangen wurde, läßt sich aus der Schilderung Thietmars unschwer erkennen. Wenn er schon den Verlust seines Eigengutes gleichmütig ertrug, wie konnte er dann fähig sein, Schützer der aufs äußerste gefährdeten Ostgrenze in schwerer Zeit werden. Dagegen hatte sich Ekkehard ebenso als tapferer Krieger wie als treuer Anhänger des Königshauses beim Regierungsantritt OTTOS III.bewiesen. Außerdem konnte er - allerdings mit gewisser Einschränkung - ältere Rechte geltend machen. Sein Vater Gunther hatte bereits einige Jahre die Markgrafschaft dieser Gegenden und für kurze Zeit wahrscheinlich sogar Meißen verwaltet. Zwar hatte Gunther dann gemeinsam mit seinem Sohne Ekkehard an der Verschwörung Heinrichs von Bayern gegen OTTO II. teilgenommen und dadurch seine Mark verloren. Doch bezeugt Thietmar ausdrücklich, dass er die Gunst des Kaisers durch treue Dienste wiedererlangt hatte und damit höchstwahrscheinlich auch seine Markgrafschaft. So mag die Belehnung Ekkehards nicht jedes erbrechtlichen Grundes entbehrt haben.
Ekkehard stammte aus einem der edelsten Geschlechter des östlichen Thüringen und war mit Swanehild, der Witwe Markgraf Thietmars I. und Schwester Herzog Bernhards von Sachsen, verheiratet. Er mußte also schon nach Herkunft und Verwandtschaft zu den bedeutendsten Männern des deutschen Ostens gerechnet werden. Außerdem scheint ein Teil seines Eigengutes in der Mark Meißen oder deren unmittelbarem Hinterland gelegen zu haben. Wir erfahren, dass er nach der Auflösung des Bistums Merseburg unter OTTO III. den Forst Sömmeringen erwarb, den er dann gegen einen anderen Forst eintauschte. Dieser lag nach Bischof Thietmars Angabe zwischen Saale und Mulde und den Gauen Siusili und Plisini. Natürlich muß er auch in Thüringen begütert gewesen sein, worüber uns freilich, von einigen Urkunden abgesehen, nähere Angaben fehlen. Seinen Stammsitz hatte der Markgraf in Großjena bei Naumburg. So mochte gerade er als geeigneter Hüter der Meißener Mark erscheinen. Auf jeden Fall bewies die Kaiserin, worauf schon von Giesebrecht hingewiesen hat, ebenso ihren Mut, wenn sie in gefahrvoller Zeit wagte, die Erbfolge zu unterbrechen, wie ihre staatsmännische Einsicht, indem sie mit der Person Ekkehards den rechten Mann auf einen wichtigen Posten setzte. Denn er war wieder im eigentlichen Sinne des Wortes Markgraf. Fast sein ganzes Leben hat er auf Kriegszügen verbracht. Zu seiner Zeit war er der tatsächliche Hüter des Landes und Führer des Grenzschutzes im deutschen Osten. Die beiden anderen Markgrafen, Liuthar von Walbeck und Ekkehards Stiefsohn Gero II., treten gegen ihn stark in den Hintergrund. Das ist bei der Jugend Geros kaum verwunderlich. Um so mehr aber muß es bei Liuthar auffallen, weil noch sein Vorgänger Dietrich als Markgraf den Herzogstitel geführt und eine gewisse Oberhoheit über alle Ostmarken zum mindesten in Zeiten der Gefahr ausgeübt zu haben scheint. Liuthar führt diesen Titel nicht mehr, wohl aber tritt er bald darauf bei Ekkehard wieder in Erscheinung, wenn auch in anderem Zusammenhang. Doch das wird weiter unten näher auszuführen sein. Als Ekkehard das Erbe Rikdags antrat, befand sich das Reich und besonders der Osten im Zustande schwerer Erschütterung. Der weitaus größte Teil der unter OTTO I. im Slawenlande gemachten Eroberungen war 983 wieder verloren gegangen. Auch die Stadt Meißen war noch in Feindeshand. Nur ein verhältnismäßig kleines Gebiet stand dem Markgrafen als Stützpunkt seiner Unternehmungen zur Verfügung. Die einzigen Anhaltspunkte für Lage und Größe dieses Gebietes sind der oben erwähnte Stammsitz Großjena und der von Thietmar erwähnte Forst in den Gauen Siusili und Plisini; vor allem durch das Fehlen aller Urkunden, die erst 992 beginnen, ist eine genauere Bestimmung nicht möglich. Unverzüglich begann der Markgraf den Kampf, und zwei Jahre nach der Übernahme der Mark hatte er Meißen dem Böhmen-Herzog entrissen und den Bischof Volkold zurückgeführt. Weitere Züge gegen Boleslav von Böhmen und die endgültige Unterwerfung der Milzener sicherten die kaum wiederhergestellte Mark. In den folgenden Jahren wurde ununterbrochen Krieg geführt. 990 gerieten die Deutschen dabei in eine recht bedenkliche Lage. Auf den Hilferuf Misekos von Polen, der von Boleslav von Böhmen bedrängt wurde, entsandte die Kaiserin Theophano Erzbischof Gisiler von Magdeburg und Markgraf Ekkehard zu Misekos Unterstützung. Aber Boleslav ließ es nicht zum Kampf kommen, sondern schloß am 13. Juli im Gau Salpuli Frieden. Nun entließen die vertauensseligen Deutschen ihr Heer und begaben sich damit des einzigen wirksamen Machtmittels. Infolgedessen blieben ihre Vermittlungsversuche ohne Erfolg. Sie mußten sogar froh sein, dass sie auf dem Rückweg den Nachstellungen der Liutizen entgingen und Magdeburg erreichten, ehe die Verfolger sie einholten. Ekkehard hat aus diesem mißglückten Versuch gelernt und ist später vorsichtiger gewesen. Wenige Jahre später (993) unternahmen die Liutizen einen gefährlichen Überfall auf Brandenburg, das eben erst wieder in deutsche Hände gekommen war. Schnell sandte der König, der gerade in Magdeburg weilte, die wahrscheinlich eben dort anwesenden Fürsten - an ihrer Spitze Ekkehard - der Brandenburger Besatzung zu Hilfe, und es gelang für diesmal noch die gefährdete Stadt zu halten. Ekkehards Eingreifen in einer Gegend, die seinem Gebiet ferner lag, darf nicht ganz unbeachtet bleiben, weil es schon 993 seine Bedeutung als Kriegsmann zeigt. Außerdem mag die Gefahr der Lage und die Notwendigkeit schnellen Handelns seine Teilnahme vor Brandenburg erklären. Neben seiner hervorragenden Feldherrenbegabung scheint Ekkehard nicht unbeträchtliche Fähigkeiten in der Verhandlung entwickelt zu haben. Der Merseburger Geschichtsschreiber, der einen breiten Raum seiner Betrachtung der Tätigkeit unseres Markgrafen widmet, sagt, er habe es verstanden, die Herzöge von Böhmen und Polen durch Drohungen und Schmeicheleien im Zaume zu halten. Und dass dies nicht leere Worte sind, beweist Thietmar, wenn er berichtet, dass Ekkehard immer wieder vermochte, Bischof Thieddeg von Prag gegen den Böhmen-Herzog auf seinen Stuhl zurückzuführen. Am besten wird wohl Ekkehards machtvolle Persönlichkeit und die Festigkeit seines Werkes durch seine Teilnahme am Römerzuge OTTOS III. 997 beleuchtet. Vor wenig mehr als einem Jahrzehnt hatte er fast nichts in der Hand. Jetzt konnte er nach fast ununterbrochenen, gefahrvollen Kriegen ein gefestigtes, gesichertes Gebiet zurücklassen, als er nach Italien zog. Erst im Jahre vorher war Friede geschlossen worden im Wendenland. Dass der Meißener Markgraf es wagen konnte, jetzt sein Land auf längere Zeit zu verlassen, ist ebenso bezeichnend für die Furcht seiner Feinde wie für die Achtung des Kaisers, der ihn im Süden nicht glaubte entbehren zu können. Denn auch in Rom bei der Bestürmung der Engelsburg tritt Ekkehard als Führer der Belagerung hervor. Und nicht zuletzt seiner restlosen Tatkraft, die den Sturz auf die Festung Tag und Nacht ohne Unterbrechung durchführte, verdankte OTTO die schnelle Niederlage des eben noch so übermütigen Crescentius im April 998.
Ekkehard war in denkbar kürzester Zeit einer der mächtigsten Reichsfürsten und festesten Stützen der Herrschaft OTTOS III. geworden. Die Eigenschaften, die OTTO als dem Lenker eines großen Reiches fehlten, Tatkraft und Entschlossenheit, Schnelligkeit der Überlegung und Ausführung, besaß Ekkehard in hohem Maße. Kein Wunder, dass der jugendliche und stets etwas überschwenglich empfindende Kaiser sich eng an diese starke Persönlichkeit anschloß und sich auch ihres Rates ausgiebig bediente. Denn nicht nur als Feldherr, sondern auch als Ratgeber nahm der Markgraf am Hofe eine hervorragende Stellung ein. Die zahlreichen Urkunden, die ihn als Fürsprecher selbst in den westlichen und südlichen Teilen des Reiches aufführen, reden eine deutliche Sprache. So finden wir ihn nicht nur in Merseburg, Magdeburg und Grone, sondern auch im nördlichen Arneburg, weiter in Dortmund, Ingelheim, Nimwegen und Aachen am königlichen Hofe. Noch 999 ist seine Anwesenheit in Subiaco bei Rom bezeugt. Damit rückt seine ständige Anteilnahme an den Reichsgeschäften und den Beratungen der Fürsten in helles Licht. Auch Thietmar von Merseburg hebt hervor, dass Ekkehard bei OTTO III. hoch in Gunst stand und stärkeren Einfluß auf den jungen Herrscher ausübte als alle anderen Großen des Reiches. An anderer Stelle sagt er, dass OTTO auf Ekkehard besonders viel hielt. Diese ausdrücklichen Zeugnisse eines Zeitgenossen bestätigen den aus den Urkunden gewonnenen Eindruck in vollem Umfange, ja überbieten ihn noch. Als später - es muß nach dem Jahre 1000 gewesen sein - Erzbischof Gisiler höher in des Kaisers Gunst stand und in allem Ekkehard vorgezogen wurde, quälte dies den ehrgeizigen Markgrafen dermaßen, dass er aus verhältnismäßig geringfügigem Anlaß (das Gaugericht hatte einige Untertanen Ekkehards, die in Großgörschen gestohlen hatten, aufgehängt, ohne dies wie üblich dem Markgrafen anzuzeigen) an den Untertanen Giselers kleinliche Rache nahm, um seinen Zorn zu stillen: alle Männer aus Großgörschen wurden samt ihrer Habe weggeführt und nur gegen Entrichtung eines hohen Lösegeldes wieder in Freiheit gesetzt.
Dass Ekkehard erst seit Januar 992 in den Urkunden nachweisbar ist, braucht nicht Wunder zu nehmen, da er in den ersten Jahren vollauf durch die Wiederherstellung seiner Mark in Anspruch genommen war. Eher könnte man erstaunt sein über das Fehlen seines Namens in den Urkunden der beiden letzten Jahre OTTOS III. (nach April 1000). Dieser Umstand muß weiter unten erörtert werden. Aber noch andere Beweise der hohen kaiserlichen Gunst durfte Ekkehard erfahren. Der Kaiser verwandelte einen großen Teil seiner Lehen in erbliches Eigentum, so dass der verdienstvolle Markgraf seine Macht auf einen ansehnlichen Besitz an Eigengut gründen konnte, zweifellos eine nicht zu unterschätzende Stütze seiner Stellung. Sogar das Münzrecht wurde ihm verliehen, eine Auszeichnung, die in jener Zeit selten war. Ekkehard war auf dem Gipfel seines bewegten Lebens angekommen, als er das Herzogtum der Thüringer erlangte. Damit hat es seine besondere Bewandtnis, die einer etwas eingehenderen Besprechung bedarf. Nur ein einziges Zeugnis, das allerdings ganz klar und unmißverständlich redet, ist uns erhalten. Thietmar von Merseburg sagt, Ekkehard habe durch gemeinsame Wahl des gesamten Volkes das Herzogtum über ganz Thüringen erhalten. Da alle anderen Quellen schweigen und vor allen Dingen keine Kaiserurkunden diese Tatsache belegen, dürfte man zunächst wohl geneigt sein, überhaupt daran zu zweifeln. Und doch kann ein Zweifel an der Wahrheit des Berichtes von vornherein nicht gerechtfertigt sein bei der Klarheit und Bestimmtheit des Ausdrucks, mit der der Merseburger Geschichtsschreiber das Ereignis überliefert, obgleich alle genaueren Angaben über Zeit und Ort und die näheren Umstände der Wahl vollständig fehlen. Dafür ist die Person Thietmars allein, wenigstens was Ekkehard betrifft, Bürge genug. Man beachte die Ausführlichkeit und Genauigkeit, mit der Thietmar die Persönlichkeit des Markgrafen zeichnet, und man wird einen grundsätzlichen Zweifel an der Wahrheit dieser Überlieferung kaum aufrecht erhalten können. Thietmars Anteilnahme an den Hause der EKKEHARDINER ist unverkennbar. Er verfolgt Gunther, den Vater, wie Ekkehard, den großen Sohn, bis nach Italien. Er berichtet umständlich Ekkehards Handel mit Liuthar und seine Bemühungen um die Krone. Er beklagt aufrichtig sein ruhmloses Ende. Aber - und das muß besonders betont werden - Thietmar verkennt auch die schweren Fehler nicht, die Ekkehard beging, seine Grausamkeit und Gewalttätigkeit, die zu seinem Sturze beitrugen. An mehreren Stellen hebt er sie tadelnd hervor, und es macht durchaus den Eindruck der Unparteilichkeit, wenn die Schilderung Ekkehards in den Worten gipfelt: "Er wäre ein vollendeter Mann gewesen, hätte er nur demütig bleiben wollen". Außerdem lebte Thietmar gerade in dieser Zeit und in den Gebieten, die den mächtigen Schutz des Markgrafen wohl zu schätzen wußten. Dazu nahm er besonderen Anteil an allen Ereignissen, die sich im Osten des Reiches abspielten. An Thietmars Glaubwürdigkeit darf also weder aus inneren noch äußeren Gründen gezweifelt werden. Dagegen erfahren wir über den Verlauf der Ereignisse gar nichts. Thietmar teilt uns lediglich das Ergebnis mit und schweigt über seine Vorgeschichte. Es ist doch aber sehr wahrscheinlich, dass die "Wahl" des Volkes nur den äußeren Abschluß einer inneren Entwicklung darstellt, die in der Person Ekkehards, seiner Tätigkeit für die Mark und seinem Verhältnis zum Kaiser und den thüringischen Fürsten im besonderen begründet liegt. Wenn es gestattet ist, einer Vermutung Raum zu geben, die nur einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit, aber keine Belege aus den Quellen für sich hat, so mag der Verlauf der Entwicklung etwa folgender gewesen sein. Ekkehard hatte sich durch seine Tatkraft und Umsicht die unbestritten hervorragendste Stellung unter den thüringischen Fürsten erworben. Da wurde in dem ehrgeizigen Manne der Wunsch auch nach äußerer Anerkennung seiner Verdienste durch die Erhöhung seines Titels wach. Der Widerstand der Fürsten mußte, wenn er überhaupt vorhanden war und laut geworden ist, wegen Ekkehards übermächtiger Stellung in Thüringen kaum ernst genommen werden. Das Auftreten des Volkes braucht nur als äußerer glänzender Rahmen der Handlung, als Akklimation, wie sie von den Königswahlen her bekannt ist, gedacht zu werden [R. Holtzmann in der Thietmar-Ausgabe Seite 229 Anm. 7: "Diese Worte sucht Usinger bei Hirsch, Jahrb. I, 196 Anm. 5 zu Unrecht abzuschwächen". Wilmans 36 Anm. 3 und L. Giesebrecht, Wend. Gesch. II, 5 halten an Thietmars Wortlaut fest. Knochenhauer 120-122 glaubt auch an die Wahl des Volkes und hält die Zustimmung des Kaisers für gewiß, aber ebenso die erbitterte Gegnerschaft der Fürsten. Nach ihm gründete sich Ekkehards Herzogtum nur auf das Schwert. Giesebrecht, Kaiserzeit I, 636 nimmt ohne Begründung eine Wahl durch die Fürsten an, während Posse 40 unter dem Titel "dux" die Bezeichnung als Heerführer versteht. Im übrigen nimmt er eine vermittelnden Stellung zwischen Knochenhauer und W. Giesebrecht ein, wenn er eine Ernennung durch den Kaiser ablehnt und unter dem Volk die Großen des Landes begreift. Kötzschke, Sächs. Gesch. I, 44 stellt ohne Auseinandersetzung aber bestimmt fest: "Über ganz Thüringen erlangte er durch Wahl die herzogliche Würde". Diese vorwiegend eigenmächtige Handlung Ekkehards bezeichnet Läwen 65 geradezu als Usurpation und sagt nach der Betonung der Zuverlässigkeit Thietmars: "Weder Ekkehard noch die beiden anderen Herzöge Berthold (gemeint sind Berthold I. von Schwaben (1079-1090) und Berthold II. von Schwaben 1092-1096) wurden in ihren Ämtern jemals von der königlichen Kanzlei oder dem König anerkannt. In allen Fällen handelt es sich um Usurpatoren, die, um sich überhaupt eine Legitimation zu schaffen, mangels einer königlichen Ernennung sich von ihren Anhängern zum Herzog wählen ließen. Nach den Quellen scheint bei Ekkehard und Berthold I. ein Wahlvorgang stattgefunden zu haben, während dies bei Berthold II. zweifelhaft bleibt. Das würde darauf hindeuten, dass man an der Wahl auch hier den Charakter eines legalen Bestandteils der Herzogserhebung beimaß. Die Wahl wurde rechtlich höher bewertet als die bloße Proklamation zum Herzog. Ich möchte doch annehmen, dass gerade Usurpatoren sich bemühen werden, ihre Stellung möglichst durch eine legale Bestellung zu rechtfertigen".]. Da Thietmar sich über die Zeit der Herzogswahl nicht äußert und auch aus dem Zusammenhang der Darstellung die Zeit nicht erkennbar ist, müssen wir versuchen, aus anderen Quellen Anhaltspunkte wenigstens für die ungefähre Festlegung dieses Ereignisses zu gewinnen. Dazu können folgende Beobachtungen dienen. In einer Urkunde OTTOS III. vom 23. März 1000 wird Ekkehard noch als liebwerter Graf bezeichnet. Ferner empfing Ekkehard um diese Zeit den Kaiser in Meißen, und gerade hier bemerkt Thietmar, dass der Herrscher besonders viel auf ihn hielt. Endlich zeigt eine Urkunde vom 30. April dieses Jahres Ekkehard als Fürsprecher. Das sind also alles Zeugnisse, die ein gutes Einvernehmen beider noch im Frühjahr 1000 zeigen. Dies scheint aber auch die letzte persönliche Begegnung beider gewesen zu sein. Jetzt hören die Urkunden mit Ekkehards Namen plötzlich auf. Anscheinend trat nun eine Entfremdung zwischen Kaiser und Markgraf ein. Dazu paßt sehr gut, dass später Erzbischof Gisiler in der Gunst des Kaisers höher stand als Ekkehard, ihn also offenbar an diesem bevorzugten Platze abgelöst hatte. Es liegt nahe, die in diesen Umständen sich aussprechende Entfremdung auf die Wahl zurückzuführen, da diese sich als vorwiegend eigenmächtige Handlung Ekkehard darstellt. Also kann sie frühestens in der 2. Hälfte des Jahres 1000 stattgefunden haben. Eine nähere Zeitbestimmung dürfte schwer möglich sein.
Man erkennt die Bedeutung dieses Ereignisses daran, dass seine Auswirkung über den engen Rahmen der meißnischen Grenze hinausführt. Diese Verknüpfungen werden erst dadurch in die rechte Beleuchtung gerückt, wenn man sie an den Ereignissen der Vergangenheit und Zukunft mißt. Denn vor dieser Herzogswahl liegt zeitlich das festgefügte Reich OTTOS I., und ihr folgen die Wahlen HEINRICHS II., KONRADS II. und das straff verwaltete SALIER-Reich. Man braucht sicher nur die Stellung der Herzöge unter OTTO I. oder KONRAD II. klar zu machen, um die Unmöglichkeit einer ähnlichen Entwicklung unter ihrer Herrschaft einzusehen. Einmal zeigt die Herzogswahl augenfällig die bedenkliche Lockerung des ottonischen Reiches unter dem Enkel des Großen OTTO. Andererseits wird dadurch die Neubelebung des Stamesbewußtseins deutlich, das nie völlig erloschen war, und ferner die wiedererwachende Forderung des Wahlrechtes, das Ekkehard geschickt für sich ausnutzte, ebenso wie es wenige Jahre später bei dem Anspruch auf den Thron seine einzige rechtliche Stütze wurde. Sollte dies auch eine Folge der italienischen Neigungen und Weltherrschaftspläne OTTOS III. sein, die zu einer Vernachlässigung Deutschlands und damit zu einer wachsenden Selbständigkeit der deutschen Stämme führen mußten? Wen ja, dann ist dadurch die Herzogswahl Ekkehards ins rechte Licht gerückt, weil damit die tieferen Wurzeln bloßgelegt sind. Über die Auswirkungen läßt sich naturgemäß nichts sagen, da Ekkehards Herzogtum eine kurze Episode blieb. Beiläufig sei bemerkt, dass zwei der wenigen Urkunden, die eine Gaugrafschaft Ekkehards erwähnen, Thüringen angeben.
Durch den frühzeitigen Tod OTTOS III. eröffnete sich noch eine neue, weit höhere und ganz gewiß auch für Ekkehard unerwartete Aussicht. Hatte er bisher nur an den Kaiser als Schwiegersohn gedacht und damit die Hoffnung gehegt, seine Nachkommen auf dem Thron zu sehen, so wurde den Dingen durch das plötzliche Ableben des jungen Kaisers eine ganz andere Wendung gegeben: Ekkehard selbst trat als Thronbewerber auf. Bereits als die sächsischen Großen sich in Frose zu einer ersten Beratung über die Nachfolge OTTOS III. versammelt hatten, trat Ekkehard offen mit seinen Ansprüchen hervor. Dabei kam es zu einem Auftritt zwischen ihm und dem Markgrafen Liuthar, den Thietmar recht anschaulich darstellt: "Sobald Graf Liuthar aber merkte, Ekkehard wolle sich über ihn erheben, rief er den erwähnten Erzbischof (Gisiler) und den angesehensten Teil der Vornehmen zu einer geheimen Unterredung hinaus und gab allen den Rat, mit einem Schwur zu bekräftigen, dass sie vor der festgesetzten Versammlung in Werla keinen Herrn oder König weder gemeinsam noch einzeln wählen würden."
Dies wurde von allem sehr gelobt mit Ausnahme von Ekkehard. Dieser ertrug schwer, dass er auf dem Wege zum Thron eine wenn auch kleine Verzögerung erleiden sollte, und brach los: "Graf Liuthar, warum bist du mir entgegen?" Und jener entgegnete: "Merkst du nicht, dass dir das 4. Rad am Wagen fehlt?" [Diese Stelle ist meist so gedeutet worden, dass das 4. Rad die fehlende Verwandtschaft mit dem Königshaus bedeuten soll. Wäre es nicht naheliegender anzunehmen, dass Liuthar sich selbst damit meint? Es ist doch kaum Zufall, dass Thietmar hier außer Ekkehard nur vier Fürsten namentlich aufführt, den Erzbischof, den Herzog und die Markgrafen Liuthar und Gero. Und von den drei Fürsten außer Liuthar ist eine Gegnerschaft gegen Ekkehards Königswahl nicht feststellbar, auch nicht von seiten des Erzbischofs, obwohl dieser früher mit Ekkehard Streit gehabt hatte. Möglich ist auch, dass Liuthar einfach ein damals bekanntes Sprichwort anführt.]. Ekkehard gab seine Hoffnung selbst dann noch nicht auf, als die Fürstenversammlung von Werla Heinrich vion Bayern bereits zum König ausgerufen hatte. Nachdem er sich als ungeladener Gast an die Tafel der königlichen Schwestern Adelheid und Sophie gesetzt und sie dadurch schwer gekränkt hatte, reiste er nach W-Deutschland, um dort für sich und seine Wünsche zu werben. Er hatte wohl die Absicht, sich mit Herzog Hermann von Schwaben, dem dritten Thronbewerber zu verständigen. In Hildesheim wurde er wie ein König empfangen und hochgeehrt, sagt Thietmar. Paderborn aber öffnete seine Tore erst auf Befehl seines Bischofs, der Ekkehard als Gast aufnahm, ihm aber trotzdem sein Mißfallen an der Fahrt nicht verhehlte. Auch teilte er Ekkehard mit, dass eine geplante Unterredung in Duisburg, über die uns alle näheren Angaben fehlen, nicht stattfinden könne. Darauf kehrte der Markgraf um und kam nach Northeim, das einem Grafen Siegfried gehörte. Die Gräfin Ethelinde, Siegfrieds Gemahlin, warnte den Gast vor einem Mordanschlag ihrer Söhne und bat ihn dringend, in Northeim zu übernachten oder eine andere Reiserichtung einzuschlagen. Aber Ekkehard zog mit Dank für die Warnung unter Beobachtung aller Vorsicht weiter und übernachtete am 30. April in Pöhlde. Hier überfielen die Verschworenen die schlafende Reisegesellschaft mitten in der Nacht. Ehe die Überraschten recht zur Besinnung kamen, waren die Angreifer im Vorteil. Die Ritter Hermann, Athulf und Erminold wurden tapfer kämpfend erschlagen und schließlich durchbohrte eine Lanze Ekkehard, der sich wie ein Löwe wehrte, im Nacken, so dass er tot zu Boden sank. Zum Überfluß schnitten die Mörder dem Gefallenen das Haupt ab und plünderten den Leichnam. Unbehelligt konnten sie entkommen, während die überlebenden Begleiter den toten Markgrafen nach seinem Stammsitz Großjena an der Unstrut überführten. Dort wurde er von seiner Frau und seinen Söhnen beigesetzt. Den Grund dieser Schandtat vermag Thietmar nicht mit Sicherheit anzugeben. Er meint, Graf Heinrich, einer der Verschworenen, sei auf Ekkehards Veranlassung einst vom Kaiser mit Geiselschlägen bestraft und habe deshalb Rache geschworen. Weniger wahrscheinlich ist, dass Ekkehard für sein herausforderndes Benehmen in Werla bestraft werden sollte. Der Zorn über Ekkehards Rücksichtslosigkeit und Neigung zur Gewalttätigkeit, die Thietmar einige Male erwähnt, hat sich wohl hier in einem einmaligen maßlosen Ausbruch Luft gemacht und einen verhängnisvollen Ausbruch genommen. Wenn sich Ekkehard um den verwaisten Thron der OTTONEN bewarb, so konnte er keinerlei Erbansprüche geltend machen; er konnte sich lediglich auf das freie Wahlrecht der Fürsten stützen. Zwar mochte er als geeignete Persönlichkeit erscheinen, ein großes Reich mit starker Hand zu lenken. Eine Achtung gebietende Stellung nannte er schon im Osten des Reiches sein eigen. Gegen ihn trat selbst der Herzog von Sachsen in den Schatten. Ja, er scheint Ekkehards Bestrebungen sogar unterstützt zu haben. Aber jetzt ballte sich der ganze Widerstand der Fürsten gegen den mißliebigen Thronbewerber zusammen, bei denen er sich durch sein selbstherrliches, gewalttätiges Betragen verhaßt gemacht hatte. Liuthar von Walbeck war die Seele der Bewegung gegen Ekkehard und hat durch seine rastlose Tätigkeit viel - in Sachsen wohl nahezu alles - für die Anerkennung Heinrichs von Bayern getan. Wenn Ekkehard sich auch nicht durchsetzen konnte, so ist doch allein die Tatsache, dass er als Markgraf Anspruch auf die Krone erhob und damit bei einem Herzog Unterstützung fand, für diese Zeit höchst beachtenswert. Sie ist eine ganz einzigartige Erscheinung und kennzeichnet seinen mächtigen Einfluß und seine Einschätzung bei den Fürsten, mochten sie sich für oder gegen ihn stellen. Für den anderen Fall, dass er wenigstens in ganz Sachsen durchgedrungen wäre, ist es immer noch sehr zweifelhaft, ob er auch die Anerkennung in den übrigen deutschen Herzogtümern erlangt hätte.
Der Anspruch auf die Nachfolge im Reich und seine teilweise Anerkennung ist ferner ein deutliches Zeichen dafür, dass infolge der Erschütterung des Reiches unter OTTO III. der Gedanke des freien Wahlrechtes in dem Bewußtsein der Zeitgenossen wieder sehr lebendig wurde. Seine endgültige Ablehnung zeigt dann aber die Stärke des Erbganges, der in diesem Falle den Ausschlag gab.
Die Entstehung der Landesherrschaft Thüringen
[Bearbeiten]Patze Hans: Seite 108-109
"Die Entstehung der Landesherrschaft Thüringen"
Günther hinterließ seine Söhne Ekkehard I. und Gunzelin. Auf jenen ging die Markgrafschaft aber nicht unmittelbar über, sondern dazwischen erscheint von 979-985 Ricdag, zunächst nur Markgraf von Meißen und seit 982 auch von Merseburg und Zeitz, die damit endgültig in einer Hand vereinigt wurden [Posse, Markgrafen, S. 25ff. Ricdag entstammte der Mansfelder Gegend und war ein Verwandter der WETTINER; Thietmar VI. 50; IV, 6, hg. von R. Holtzmann, S. 336, 138.]. Er gründete mit seiner Schwester Eilsuit das Nonnenkloster Gerbstedt, dem Eilsuit vorstand und in dem Ricdag mit seinem Sohn Karl und vielen anderen der Sippe begraben liegt.
Ekkehard I. wächst dann unter OTTO III. rasch zu einem der mächtigsten Träger der Reichspolitik heran, zumal im Osten. Thietmar behauptete, dass er aus einer der vornehmsten Familien Ostthüringens stamme [Thietmar IV, 39, hg. von R. Holtzmann, S. 176. Ekkihardus ex nobilissimis Thuringiae australis natalibus huius genealogiae ortum ducens.]. Wahrscheinlich hatte er sich mit seinem Vater Günther der Partei Heinrichs des Zänkers angeschlossen, erlangte aber, nachdem er viele Härten des Krieges mit seinem abgesetzten Vater geteilt hatte, die Gunst OTTOS II. wieder und kehrte ehrenvoll in seine Heimat zurück. Er heiratete die Witwe des Markgrafen Thietmar, Schwester der Herzogs Bernhard von Lüneburg, namens Schwanhild. Durch diese Heirat war er mit dem die Reichspolitik bestimmenden hohen Adel weitläufig verschwägert. Schwanhild war eine Tochter Hermann Billungs. In erster Ehe war sie mit dem Markgrafen Thietmar, dem Bruder des Erzbischofs Gero von Köln, vermählt. Aus dieser Verbindung stammte der Markgraf Gero II. Von den 7 Kindern ihrer Ehe mit Ekkehard I. haben die Markgrafen Hermann und Ekkehard II. sowie Günther, der 1009 Kanzler wurde und 1024 zum Erzbischof von Salzburg aufstieg, in der Reichspolitik eine führende Rolle gespielt.
Ekkehard I. erscheint urkundlich zum ersten Male 992 zu Grona mit dem Pfalzgrafen Deoderich und dessen Bruder Graf Sigebert u.a. als Intervenient in einem Diplom für St. Servatius in Quedlinburg. Von da an haben die EKKEHARDINER bis zu ihrem Aussterben 1046 ununterbrochen das Amt der Markgrafen von Meißen innegehabt. Leicht erhebt sich auch bei diesem Geschlecht die Frage, ob allein die Zugehörigkeit zum hohen Adel und Geschick in der Reichspolitik ausreichten, den EKKEHARDINERN durch gefährliche Wechselfälle eine führende Stellung im gleichen Herrschaftsbereich zu sichern und ob sich zwischen den Amtsträgern und ihrem Amtsbereich nicht Fäden spannten, die der König nicht mehr ohne weiteres zerreißen konnte.
Ekkehard I. wird in der urkundlichen und in der chronikalischen Überlieferung als marchio, sein Amtsbereich in den Urkunden in der Regel als comitatus bezeichnet. In seiner Grafschaft liegen Holzhausen, Treba, Oeglitzsch im Burgward Keuschberg, Dribani und Zoloni, der Burgward (territorium) Kirchberg, in dem das Dorf Großlöbichau genannt wird, und der Burgward Nerchau.