Projekt:Dresdner Glossar/Gau Nisan
Der Gau Nisan (lateinisch pagus Nisan, auch Pagus Nisani oder Pagus Niseni) war in den lateinischen Quellen die Bezeichnung für die Landschaft des Dresdner Elbtalkessels.
Inhaltsverzeichnis
1 Etymologie
2 Ursprung
3 Geschichte
3.1 10. Jahrhundert
3.1.1 965-984: Deutsche Gauverfassung
3.1.2 984: Die Burg Meißen wird von den Böhmen erobert - der Gau Nisan bleibt danach im böhmischen Herrschaftsbereich
3.2 11. Jahrhundert
3.3 12. Jahrhundert
3.3.1 Übergang an den deutschen König 1142
3.4 13. Jahrhundert
4 Anmerkungen
Etymologie
Der altsorbische Begriff "nisan" bedeutet "niedrig" und im Zusammenhang mit "pagus" (Gau) soviel wie "der niedrig liegende Gau" oder "die Niederlande".
Ursprung
Ausdehnung und Aussehen des "pago Nisan" haben sich im Laufe der Geschichte sehr verändert. Aus der historischen Draufsicht trat immer zunächst das römisch-katholische Archidiakonat Nisan sowie die deutsche königliche Burggrafschaft Dohna überdominant hervor.
In der Frühzeit hatte der altsorbischen Überlieferung nach auch Misni zum Gau Nisan gehört. Der Siedlungsriegel an der Schmalstelle des Elbtalkessels gleich östlich von Coswig hatte offenbar nicht die Rolle gespielt, welche viele Historiker ihm zuschrieben. Auch in deutschen Quellen findet sich mit der Urkunde vom 19. Juli 1013 und der Erwähnung von Brockwitz (westlich von Coswig) als dem Gau Nisan zugehörig ein Beleg dafür.[1]
Gerhard Billig geht von einer (Rück)Verschiebung der Gaugrenze von Sörnewitz/Batzdorf in Richtung Südosten bis nach Kötitz/Gauernitz bereits im 11. Jahrhundert aus.[2]
Geschichte
Zur Geschichte vor 965 siehe:
Nisaner
10. Jahrhundert
965-984: Deutsche Gauverfassung
Vor der Ersterwähnung des "pagus Nisane" in einem umstrittenen Diplom von angeblich 971 resp. der Erwähnung des "pagus Nisene" bei Thietmar zu 984 ist Nisan nur in der Bedeutung der Szupanie Nisan in altsorbischen Quellen verwendet worden.
965: Tod von Markgraf Gero.
965: nach dem Tod des Gero: Wigbert ist der erste (erschlossene) Markgraf von Meißen.
965: Mönche der Reichsabtei Hersfeld führen im Schutz der Reichsburg Meißen eine römisch-katholische Mission in den von slawischen Sorben bewohnten Gauen Nisan, Glomaci (Daleminzien) und Milsca (die Oberlausitz um Bautzen) durch (Reinhard Spehr vermutet bereits zu 932/935 ein "hersfeldischen Johanniskloster auf der Burg Meißen, eine der ältesten Missionstationen und Vorgängerinstitution des Bistums"[3])
968: Das Bistum Meißen mit Burchard als erstem Bischof wird eingerichtet.
971: Ravenna: Angebliche Ausstellung der einzigen Urkunde mit der Erwähnung Nisans, bei welcher es sich um eine Originalausfertigung des 10. Jahrhunderts handeln könnte, wobei das Diplom für sich allein allerdings keine volle Bürgschaft dafür darbietet, dass was Folchold hier niederschreiben ließ auch genau der Willensäußerung der Kaiser entsprach[4]: Kaiser Otto der Große schenkt der Kirche von Meissen unter Bischof Folchold mit Wissen und Zustimmung seines Sohnes des (Mit)Kaisers auf dessen und auf seiner Gemalin Adelheid Fürbitte den Zehnten alles Tributes von Honig, Pelz, Silber, Sklaven, Schweinen, Getreide und von der „uberchoufunga“ [5] aus den Provinzen Dalaminza, Nisane, Diedesa, Milzsane und Lusiza[6]. Fritz Löffler lehnte die Originalität dieses Diploms vollständig ab.[7]
973: Das Bistum Prag wird nach jahrelangen Verhandlungen mit der Kurie durch den neuen Papst Benedikt VI. genehmigt.
976: Weihe von Thietmar zum ersten Bischof von Prag. Dieses Bistum wird ab 984 für Nisan zuständig.
983: Großer Slawenaufstand, in dessen Folge die Deutschen im Norden teilweise zurückgetrieben wurden, die Nisaner beteiligten sich nicht; Tod von Kaiser Otto II.
984: Die Burg Meißen wird von den Böhmen erobert - der Gau Nisan bleibt danach im böhmischen Herrschaftsbereich
984: Einzige unumstrittene Erwähnung von Nisan zu 984 bei Thietmar von Merseburg in dessen Chronik (1012 bis 1018 verfaßt): Herzog Boleslav II. von Böhmen begleitet den aufständischen Heinrich den Zänkers mit seinen Truppen durch die Gaue Nisan und Daleminzien bis nach Mügeln. Im Anschluß bringt sich Boleslav II. im Einvernehmen mit dem Zänker in den Besitz der Burg Meißen und vertreibt den Markgrafen von Meißen Rikdag und den Meißener Bischof Volkold.[8]
990: Gründung der böhmischen Akademie Nisan in Bresnice unter der Leitung des Archimandriten Ignatios von Krakau (eingedeutscht Hatto) und der Ikonenschule Nisan nahe der Elbfurt nach Altendresden unter der Leitung von Tatiana von Nisan.
998: Archimandrit Ignatios von Krakau weiht der heiligen Margareta von Antiochia eine Kapelle an der Ikonenschule. Als Reliquien der Heiligen besitzt die Kapelle ein Stück der Hand, mit welcher Margareta im Leib des Drachens das Kreuzzeichen schlug sowie eine Flasche von dem Öl, in welchem sie gebraten wurde. Hier wird auch Maria, die Gottesmutter, durch die Ikonenmalerei besonders verehrt. In einer Sammlung von Marienreliquien werden ein Stück vom Mantel, ein Fläschchen mit Muttermilch und ein Abdruck vom Fuße der Gottesmutter erwähnt.
11. Jahrhundert
um 1000: Nisan hat etwa 4200 Einwohner (nach Blaschke "etwa ... 2000")[9]
1002: Bolesław I Chrobry unterstützt den Versuch von Ekkehard I., die Nachfolge von Kaiser Otto III. anzutreten. Nach Ekkehards Ermordung erobert Bolesław zwischenzeitlich die Mark Meißen.
1004 König Heinrich II. zieht in Boritz an der Elbe (7 km südöstlich von Riesa) und in Nisan (nach anderer Meinung in Neußen (Elbe) bei Belgern) als Ablenkungsmanöver Schiffe zusammen, greift dann Böhmen aber über die Gebirgspässe an. - Hermann I. erobert den Gau Milska (Bautzen) von Bolesław I Chrobry.
1013 Bolesław I Chrobry leistet König Heinrich II. den Lehnseid, wodurch deren Konflikt zeitweilig beigelegt wird (sogenannter Frieden von Merseburg). Auch der Böhmenherzog Othelrich lässt sich mit Böhmen belehnen. Die Mark Lausitz und der Gau Milsca bleiben weiterhin polnisch, der Gau Nisan böhmisch. Nur noch Meißen kann mit Mühe vom Reich gehalten werden. Das Stift Meißen erhält für die erlittenen Verwüstungen sechs Dörfer als Entschädigung, darunter Brockwitz bei Meißen, welches auf Grund der Funktion der Burg Meißen als Grenzfeste zum Gau Nisan gerechnet wird.
1015: Heinrich II. fällt in die Lausitz ein und muss sich erfolglos zurückziehen. Die polnischen Truppen unter Bolesław Chrobry setzen im Gegenschlag über die Elbe und verwüsten die Meißener Unterburg und die Umgebung Meißens bis nach Jahna.
1017: Im September 1017 wurde die Burg Bresnice von den Truppen Heinrichs II. (des Heiligen) dem Erdboden gleichgemacht, alle Gefangenen wurden getötet, Kinder und Jugendliche versklavt. Die zu diesem Zeitpunkt mit dem christlichen Kaiser gegen den christlichen polnischen Herzog Bolesław I Chrobry verbündeten heidnischen Liutizen nahmen nicht an der Verwüstung Nisans teil, weil sie einen alten Freundschaftsvertrag mit den Nisanern hatten (nach anderer Meinung[10] hatten die Liutizen Heinrichs Heer bereits verlassen, weil ein als Feldzeichen mitgeführtes Bild ihrer Göttin von einem Deutschen durch Steinwurf beschädigt worden war. Der Kaiser entschädigt sie mit 12 Pfund[11]). Es gibt auch die Ansicht, dass Heinrich Nisan nicht bereits bei seinem Durchzug von Böhmen nach Meißen verwüstet habe, sondern erst nach dem 19. September 1017, als die Polen auf Befehl ihres Herzogs Boleslaw in das Gebiet zwischen Elbe und Mulde eindrangen, das Land verwüsteten und mit mehr als 1000 gefangenen Hörigen[12] abzogen.[13] Wahrscheinlicher ist allerdings, dass der Verwüstungsfeldzug der Polen in Daleminzien eine Reaktion auf die Verwüstungen in Nisan war. Die Akademie Nisan wurde danach von Bresnice an den Hafen von Nisan in den Schutz der Hafenburg Neidhart verlegt.
1018: Auf anhaltendes Bitten von Bolesław I Chrobry wird auf Befehl von Kaiser Heinrich II. am 30. Januar der Frieden von Bautzen geschlossen. Die Unterhändler des Reiches sind Erzbischof Gero von Magdeburg, Bischof Arnulf von Halberstadt, Markgraf Hermann I. von Meißen, Graf Dietrich und der kaiserliche Kämmerer Friedrich. Sowohl das Reich als auch die Polen stellen hierzu ausersehene Geiseln.[14] Der Gau Nisan bleibt wie bereits 1013 infolge der Schwäche des Reiches nach wie vor unter böhmischer Herrschaft.
1020: Infolge des anhaltenden Friedens: Bau und Weihe der hölzernen Frauenkirche durch Přibislav (wahrscheinlich der Hofkaplan des böhmischen Herzogs Oldřich). Erneuerung der Ikonenschule Nisan.
1040: Feldzug Heinrich III. gegen Böhmen. Die Burg Dohna wird besetzt, was gleichzeitig deren Ersterwähnung darstellt.
1075: König Heinrich IV. gibt die Mark Meißen als Reichslehen an den böhmischen Herzog und späteren König Vratislav II.
1076: Zerstörung der böhmischen Grenzfeste Gvozdec (nahe Meißen) durch den abgesetzten Meißner Markgrafen Ekbert II.
1085: Judith (Jutta) von Böhmen, Tochter von Vratislav II., erhält Nisan (und Budissin) als Mitgift in ihre Ehe mit Wiprecht von Groitzsch. Dieser fördert die Einwanderung deutscher Bauern in beide Gebiete.
12. Jahrhundert
1112: Wiprecht von Groitzsch tritt den Gau Nisan und die Burg Dohna Kaiser Heinrich V. als Lösegeld für seinen Sohn ab, erlangt sie aber schon 1117 zurück. Es folgt ein erbitterter Machtkampf mit dem Wettiner Konrad dem Großen.
1121: Vladislav I. baut die wahrscheinlich um 1113 zerstörte Burg Dohna wieder auf.
1123: * vor dem 30. November: Sachsenherzog Lothar von Süpplingenburg erreicht in Verhandlungen bei der Burg Gvozdec (die [wüste] Befestigung Gwosdetz auf dem 237 Meter hohen Gohlberg oberhalb von Constappel - nach anderer Quelle der Burgberg Niederwartha[15]) den Abzug des für Wiprecht von Groitzsch versammelten böhmischen Heeres (Wiprecht hatte Herzog Vratislav II. [ab 1085 König Vratislav I.] als dessen Berater bei dessen Erlangung der Königswürde unterstützt und dafür dessen Tochter Judith zur Frau erhalten, welche die Gaue Bautzen und Nisan in die Ehe einbrachte - an Nisans Westgrenze [der Saubach/ die Wilde Sau; altsorbisch Save] bei Constappel an der Saubachmündung versammelte sich das böhmische Heer)[16]
1124: Wiprecht von Groitzsch stirbt.
1135: Nach dem Tod von Heinrich von Groitzsch ohne männlichen Erben im Jahre fallen die formellen Rechte in Nisan wieder an den böhmischen Herzog, damals Soběslav I.[17]
1137: Letztmalige Erwähnung der Witwe von Heinrich, Bertha von Gelnhausen. Als sie kurz darauf ohne Erben verstarb, fiel ihr Leibgedinge in Nisan und im Gau Milska wieder an Böhmen.
Übergang an den deutschen König 1142
1142: Der böhmische Herzog Vladislav II. wird durch einen Aufstand außer Landes gezwungen und flieht zum deutschen König Konrad III. nach Würzburg (nach anderer Meinung kommt er zum Reichstag nach Frankfurt). Er wird durch Reichshilfe militärisch wieder eingesetzt, zahlt aber nicht nur eine hohe Geldsumme an Kriegsentschädigung, sondern muss auch die Landschaft um Bautzen und den Gau Nisan an den deutschen König abtreten.
1143: Konrad III. gliedert den Gau Nisan (und den Gau um Bautzen) wieder in die Markgrafschaft Meißen ein.
1144: Konrad III. muss die sofort ausgebrochenen Streitigkeiten über die Grundherrschaften, Bauverpflichtungen und Wachdienste im westlichsten Teil von Nisan zwischen Meinward, dem verehrten Meißner Bischof, und Konrad, unserem treuen und hochangesehenen Markgrafen mit einer Königsurkunde schlichten.
um 1150: Am späteren Gondelhafen entsteht in Altendresden die Siedlung Nisani. Auf der linkselbischen Seite liegt das sorbische Dorf Drežďany (Sumpfwaldleute), das der späteren Stadt seinen Namen gibt. Zur Missionierung der sorbischen Bevölkerung baut man die Kirche St. Maria, den Vorgängerbau der Frauenkirche.
1156: Ersterwähnung der Burggrafen von Dohna (Heinrich I. von Dohna).
1168: Freiberger Silberfunde, das Erste Berggeschrey beginnt.
1169: Auflösung der Akademie Nisan am 20. April (Ostern), Gründung einer kirchenslawischen Schule und Ikonenschule in Kayticz
um 1170: Wahrscheinlicher Baubeginn der ersten steinernen Frauenkirche im romanischen Baustil.
um 1173: Wahrscheinlicher Baubeginn der Dresdner Brücke aus Holz auf Steinpfeilern.
13. Jahrhundert
1204: Der Überlieferung (Tradition) nach wurde der Turm der Briesnitzer Kirche am heutigen Standort im Jahr 1204 erbaut.
Möglicherweise zog in diesem Jahr die Kirchgemeinde aus der bisherigen Marienkirche in der Burg an den neuen Standort. Die damals alte Kirche (ein Steinbau aus der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts und am Ende des 11. Jahrhunderts umgebaut) wäre dann in eine Burgkapelle umgewandelt worden (bis zur Zerstörung der Burg Bresnice im Jahr 1223).
Andererseits war ein steinerner Turmbau in dieser Dimension in einem Jahr nicht zu bewerkstelligen. Vielleicht handelte es sich um die Weihe eines Gebäudes, das dann später zum Turm ausgebaut wurde. Auch ist das Verhältnis zur 1409 / 1430 bis 1559 nachgewiesenen Kapelle Briesnitz ungeklärt, die möglicherweise als Interimsbau zwischen den beiden Briesnitzer Kirchen gedient hatte. Bei einem Bau des Kirchturmes der neuen Kirche wäre auch dessen Schicksal bei der Zerstörung von Briesnitz im Jahr 1223 ungeklärt (nachgewiesen durch letzte dendrologische Daten in Briesnitz zu 1198[18]).
Nach moderner Erkenntnis stammt die Briesnitzer Kirche inklusive Turm erst aus der Zeit um 1260, womit die Jahresangabe 1204 stark interpretationsbedürftig wird:
"Um 1260 erfolgte der Neubau einer Kirche an der heutigen Stelle. Aus dieser Zeit soll der Triumphbogen am Abschluß des Chores (Altarraum) stammen. Der Schlußstein zeigt symbolisch die Herrschaft des Herrn Christus über den Erdkreis. Auch das frühgotische Sandsteingewände des Ostfensters hinter dem Altar paßt stilistisch in diese Zeit, wurde aber 1882 erneuert."[19]
1206: urkundliche Ersterwähnung von Dresden; auch wenn Nisan wieder ein Bestandteil der Mark Meißen geworden war, sollten die Burggrafen von Dohna noch lange Einfluss (und den Teil des Brückenzolls in Dresden) erhalten.
1212: Die kirchenslawische Schule und die Ikonenschule in Kayticz werden am 12. März durch den Meißner Bischof Bruno II. von Porstendorf im Zuge einer Politik der Zurückdrängung des Slawischen geschlossen.
1223: Die Burg Briesnitz wird in einem Wettiner Hausmachtfeldzug durch den Thüringer Landgrafen Ludwig IV. zerstört (und nie wieder aufgebaut).
1227: letztmalige Erwähnung von Nisan in westlichen Quellen
1228: Der einseitig auf den Machtausbau orientierte Meißner Bischof Bruno II. von Porstendorf wird auf Veranlassung von Papst Gregor IX. (vermutlich wegen seines rücksichtslosen Vorgehens) aus seinem Amt entfernt und stirbt. Die Bekämpfung und Verfolgung des (Kirchen)Slawischen nimmt wieder ab.
1241: Oberlausitzer Grenzurkunde zwischen Böhmen und dem Bistum Meißen.
1289: Erste urkundliche Erwähnung der Frauenkirche als ecclesia in Dresden anlässlich des Präsentationsstreits zwischen dem Kloster Seußlitz und dem Archidiakon Arnold von Nisan mit Sitz in Briesnitz um die Besetzung der Pfarrstelle[20][21]
Anmerkungen
↑ Heinrich schenkt der bischöflichen Kirche von Meissen auf Klagen des Bischofs Eiko hin, daß seine Kirche durch feindliche Einfälle schweren Schaden erlitten und nahezu alles verloren habe, die Orte Glossen (Kr. Oschatz, Bz. Leipzig), Daubnitz, Schänitz, Mertitz (alle Kr. Meissen, Bz. Dresden) im Gau Dalaminci, ferner Golencizacethla (?) im Gau Gudici und Brockwitz (Kr. Meissen, Bz. Dresden) im Gau Niseni mit allem Zubehör und zu freiem Verfügungsrecht zum Nutzen der Kirche. RI II,4 n. 1786, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1013-07-19_1_0_2_4_1_551_1786 (Abgerufen am 3. November 2018).
↑ Gerhard Billig: Die Burgwardorganisation im obersächsisch-meissnischen Raum. Archäologisch-archivalisch vergleichende Untersuchungen (= Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden. Bd. 20). Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin (Ost) 1989, ISBN 3-326-00489-3, S. 71.
↑ nach 1291: Im 13. Jahrhundert erheben sowohl die Reichsabtei Hersfeld, als auch der Bischof von Meißen in gleicher Weise den Anspruch auf lehnsrechtliche Oberherrschaft über Nisan. Diese Forderungen stehen im Zusammenhang mit der Entwicklung eines "Hersfelder Eigen" in der Oberlausitz ab dem Jahr 1291. Vgl. Ich vermute, daß die königlichen Einkünfte aus dem Gau Nisan, also der fiskalische Zehnte, schon von König Heinrich I. 932/35 zur Ausstattung des hersfeldischen Johannisklosters auf der Burg Meißen, einer der ältesten Missionstationen und Vorgängerinstitution des Bistums verwandt wurden. Diese Zehntrechte scheinen 968 oder wenig später von der Bischofskirche übernommen worden zu sein, doch erheben im 13. Jahrhundert sowohl das Kloster Hersfeld, als auch der Bischof in gleicher Weise den Anspruch auf lehnsrechtliche Oberherrschaft, die inzwischen territorial verstanden wurde. In: Reinhard Spehr, Herbert Boswank: Dresden: Stadtgründung im Dunkel der Geschichte, Verlag D. J. M., Dresden 2000, ISBN 3-9803091-1-8, S. 174.
↑ DO I 406 Ravenna 971.
↑ Vgl. Waitz VG. 8, 368.
↑ RI II,1 n. 531, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0971-00-00_2_0_2_1_1_911_531 (Abgerufen am 6. Januar 2019).
↑ Die Brückenstadt, die Stadt am Strom, Dresden, von Teichen umgeben, entlehnte ihren Namen der alten slawischen Ansiedlung: Drezdany nannten sich die Bewohner der linkselbischen sumpfigen Niederung. Der Name der rechtselbischen Ansiedlung ist nicht überliefert. R. Michaelis vermutet in ihr den Namen Nisan oder Nisani, den der ganze Gau trug. Der ursprünglich slawische Gau Nisani erscheint erstmals 1013, und am Ende des 12. Jahrhunderts findet er sich unter Kaiser Barbarossa im Tafelgüterverzeichnis des Römischen Königs. Es umfasste die Elbtallandschaft von oberhalb Meißen bis etwa Pirna. 1227 ist der Name letztmals belegt. (Löffler 9. Auflage 1989, S. 20).
↑ Der entscheidende lateinische Text [nach den MGH SS rer. = Scriptores rerum Germanicarum, Nova series (SS rer. Germ. N. S.), Bd. 9: "Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung". S. 136 ] lautet: Buch IV, Kapitel 5 (ehemals 4): "Post haec Heinricus Bolizlavum, ducem Boemiorum, in cunctis suimet necessitatibus semper paratum, cum suis adiit honorificeque ab eo succeptus cum exercitu eiusdem a finibus suis per Niseni et Deleminci pagos usque ad Mogelini ducitur. Deindeque cum nostris obviam sibi pergentibus ad Medeburun proficiscitur. Wagio vero miles Bolizlavi, duces Boemiorum, qui Heinricum cum exercitu comitar, cum ad Misni redeundo perveniret, cum habitatoribus eiusdem pauca locutus Frithericum, Rigdagi marchionis tunc in Merseburg commorantis amicus et satellitem, ad aecclesiam extra urbem positam venire ac cum eo loqui per internuntium postulat. Hic ut egreditur, porta post eum clauditur, et Ricdagus, eiusdem civitatis custos et inclitus miles, iuxta fluvium, qui Tribisa dicitur, ab hiis dolose occiditur." In der Übersetzung von Johann Christian Mauritz Laurent und J. Strebitzki (in "Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit", 11. Jahrhundert, Band 1, 2. Auflage, Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879) lautet die Stelle: Buch IV, Kapitel 4: "Darauf besuchte Heinrich mit seinem Anhange Bolizlav, den Herzog der Böhmen, der ihm in jeder Noth stets zu helfen bereit war, und ihn auch nun ehrenvoll aufnahm, und ihn von seinem Heere durch die Gauen Niseni und Deleminci bis nach Mogelini geleiten ließ. Dann zog Heinrich mit den Unseren, die ihm entgegen kamen, nach Medeburun [Magdeborn]. Wagio aber, einer von den Rittern des Böhmenherzogs Bolizlav, welcher Heinrich mit dem Heere begleitet hatte, besprach sich, als er heimkehrend nach Misni [Meißen] kam, ein wenig mit den Einwohnern der Stadt und ließ darauf Fritherich, des damals in Merseburg sich aufhaltenden Markgrafen Rigdag Freund und Vasallen, durch einen Mittelsmann auffordern, zu ihm nach der außerhalb der Stadt gelegenen [St. Nicolai] Kirche hinzukommen, um sich mit ihm zu unterreden. So wie dieser die Stadt verließ, wurde das Thor hinter ihm geschlossen, und Ricdag, der Burggraf von Meißen, ein trefflicher Ritter, von jenen an dem Flusse Tribisa [Trübische] hinterlistig erschlagen." Zum Umfeld dieser für Nisan und Dresden bedeutenden Eintragung vgl. Rikdag (Burggraf von Meißen)#Chronik des Thietmar von Merseburg.
↑ Die wenigen vorliegenden Nachrichten lassen den Schluß zu, daß um das Jahr 1000 zumindest westlich der Elbe die ganze sorbische Bevölkerung getauft ... war. ... Um wie viele Menschen es sich dabei gehandelt hat, läßt sich nur in sehr grober Schätzung sagen. In Daleminzien dürften es 7000-8000, im Bautzener Land 5000, im Dresdner Elbkessel 2000 und im Gau Chutizi um Leipzig 5000 Einwohner gewesen sein ... Karlheinz Blaschke: Geschichte Sachsens im Mittelalter. Union Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-372-00076-5, S. 66.
↑ Thietmar VII, 60 (44) f., 63 (46) f.; Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 84).
↑ RI II,4 n. 1908c, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1017-08-12_1_0_2_4_1_749_1908c (Abgerufen am 23. Februar 2019).
↑ Thietmar VII, 63 (46) f.
↑ RI II,4 n. 1908d, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1017-09-18_1_0_2_4_1_750_1908d (Abgerufen am 23. Februar 2019).
↑ Thietmar VIII, 1 (1); Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 84).
↑ Gertraud Eva Schrage: "Die Oberlausitz bis zum Jahr 1346". In: Joachim Bahlcke (Hrsg.): Geschichte der Oberlausitz: Herrschaft, Gesellschaft und Kultur vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, Leipziger Universitätsverlag 2001
↑ Cosmas III, 53, MGH SSrerGerm NS 2 S. 225-227.
↑ André Thieme, Manfred Kobuch: Die Landschaft Nisan vom 10. bis 12. Jahrhundert – Siedlung, Herrschaft und Kirche. In: Karlheinz Blaschke (Hrsg.), Uwe John: Von den Anfängen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-8062-1906-7, S. 63–88 und 645–649, hier S. 78 (Geschichte der Stadt Dresden, Bd. 1).
↑ "Deren [der Burgbefestigung Briesnitz] zu Beginn des 13. Jahrhunderts erfolgte Zerstörung, der kein Wiederaufbau folgte, wird mit einem für die Region wichtigen Ereignis in Verbindung gebracht, als 1223 Ludwig der Heilige von Thüringen im Raum Dresden an die 20 Befestigungen zur Sicherung des Wettiner Besitzes geschliffen haben soll, was mit dem Dendrodatum des späten Wallausbaues von 1198 korrespondiert, das einen zeitlichen Hinweis darauf gibt, dass anschließend der Wall bis zur Verschlackung nieder brannte." In: Interessengemeinschaft Briesnitz e.V. (Hrsg.): "Den Vorfahren auf der Spur. Ausgrabung der Burg Briesnitz" (= "Zum 75. Geburtstag eine herzliche Gratulation für Helmut Köhler"), Druckerei & Verlag Dieter Freund, Dresden (Omsewitzer Grund 5) 2007, ISBN 978-3-00-020997-0, S. 38.
↑ DIE KIRCHE ZU DRESDEN-BRIESNITZ auf kirchspiel-dresden-west.de (abgerufen am 13. Mai 2024).
↑ Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden e.V. (Hrsg.; Autoren: Dr. Claus Fischer, Dr. Hans-Joachim Jäger, Dr. Manfred Kobusch): Die Dresdner Frauenkirche. Von den Anfängen bis zur Gegenwart., Dresden 2007, ISBN: 978-3-00-021620-6, S. 13.
↑ Harald Schieckel (Bearb.): Regesten der Urkunden des Sächsischen Hauptarchivs Dresden. Band 1., 948–1300. Rütten & Loening, Berlin 1960, S. 351.
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