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Projekt:Dresdner Glossar/Thankmar

Aus Wikiversity

Genealogie

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Thankmar


900/05-28.7.938 Eresburg

Einziger Sohn des Königs HEINRICH I. aus seiner 1. Ehe mit der Hatheburg von Merseburg, Tochter von senior Erwin

Lexikon des Mittelalters

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Lexikon des Mittelalters: Band VIII Seite 610

Thangmar (Thankmar, Tammo)


  • 900/05, + 28. Juli 938

Sohn König HEINRICHS I. und dessen 1. Frau Hatheburg

Die zweite Ehe des Königs mit Mathilde und die Nachfolgeregelung im Königtum zugunsten seines Halbbruders OTTO I. drängten Thangmar zunehmend ins Abseits.

Als ihm OTTO I. das Erbe Hatheburgs in Merseburg zugunsten seines Bruders Heinrich vorenthielt und die legatio des verstorbenen Grafen Siegfried an der sächsischen Ostgrenze dessen Bruder Gero I. und nicht Thangmar übertrug, sah sich Thangmar um die beanspruchte Teilhabe an der Königsherrschaft gebracht und verbündete sich 938 mit Herzog Eberhard von Franken gegen OTTO I.

Während des fehdeähnlichen Konflikts besetzte Thangmar Burg Belecke (an der Möhne), wo er seinen Halbbruder Heinrich gefangennahm, und die Eresburg. Bei deren Rückeroberung durch OTTO I. ermordete ein Vasall Heinrichs Thangmar in der dortigen Peterskirche; zuvor hatte Thangmar mit der Niederlegung seiner goldenen Halskette (königliches Herrschaftszeichen) auf dem Altar demonstrativ auf seine Rechte als Königssohn verzichtet.

Literatur

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ADB XXXVII, 652f. - BWbDG III, 2862f. - W. Glocker, Die Verwandten der Ottonen ..., 1989, 46-53 - J. Laudage, Hausrecht und Thronfolge, Hjb 112, 1992, 23ff.

Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik

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Glocker Winfrid: Seite 270

"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

IV, 2 THANKMAR


  • c 900/06, + 938 VII 28

Daß Thankmar ein ehelicher Sohn König HEINRICHS I. und dessen erster Gemahlin Hatheburg war, ist uns ganz allein - offenbar aus der lokalen Tradition - durch die Chronik Thietmars von Merseburg I c. 9, S. 14, überliefert.

Widukind II c. 9, S. 73, und ebenso II c. 11, S. 76, kennt Thietmar zwar als einen Sohn König HEINRICHS I., weiß (oder berichtet uns zumindest) nichts über die Mutter Thankmars und von der Tatsache seiner ehelichen Geburt.

Das ungefähre Geburtsjahr Thankmars errechnet sich aus dem ungefähren Heiratsjahr seiner Eltern; vgl. dazu auch BO. c/d.

Der Todestag ist genannt im Merseburger Nekrolog; vgl. dazu Althoff, Adelsfamilien Kommentar K 28.

Zum Todesjahr Thankmars vgl. Köpke-Dümmler S. 75 mit Anm. 1.

Eine angebliche Tochter König HEINRICHS I. und dessen erster Gemahlin mit nicht bekanntem Namen nimmt Krüger, Abstammung, S. 60 f., an, da der Nachricht des Chronicon Eberspergense posterior c. 29, SS XXV 870, zu entnehmen sei, die Kinder des 1029 verstorbenen Grafen Udalrich von Ebersberg seien "de regio semine Hainrici cesaris". Daher müsse Udalrichs Gemahlin, Richardis von Eppenstein, über ihre unbekannte Mutter von König HEINRICH I., wahrscheinlich über eine Tochter HEINRICHS I. aus dessen erster Ehe, abstammen. Um seine Vermutung zu stützen, verweist Krüger auf den Namen Hathumod, der sich im Hause der Ebersberger Grafen nachweisen läßt, und den wir, wie wir II, 6 gesehen haben, die erste Äbtissin des Klosters Gandersheim trug. Doch ist die Quelle Krügers nur eine Bearbeitung aus dem 13. Jahrhundert des älteren Chronicon Eberspergense aus der Mitte des 11. Jahrhunderts: in dieser älteren Quelle finden sich solche Verwandtschaftsangaben nicht. Sie sind offenbar wertlos.

Adels- und Königsfamilien

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Althoff Gerd: Seite 369

"Adels- und Königsfamilien"

K 28

Me: 28.7. Thancmar frater magni ODDONIS + 938 Halbbruder OTTOS DES GROSSEN

Thancmar erhob sich 938 gegen seinen Halbbruder König OTTO und wurde auf der Eresburg erschlagen; vgl. Köpke-Dümmler, Otto der Große, S. 73-75.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch seine Mutter Hatheburg ins ottonische Gedenken aufgenommen wurde; vgl. Kommentar A 40.

König Heinrich I. (Hlawitschka)

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Hlawitschka; Eduard: Seite 122

"König Heinrich I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.

DIE NACHKOMMEN KÖNIG HEINRICH I.

AUS DER EHE MIT HATHEBURG

1. THANKMAR


geb. ca. 907

+ 28.7.936 [938!] in der Feste Eresburg (= Obermarsberg a.d. Diemel) im Aufstand gegen OTTO DEN GROSSEN

Europäische Stammtafeln Neue Folge

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Schwennicke Detlev: Tafel 10

"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

THANKMAR


+ gefallen Eresburg 28. VII 936 [938!]


Sein Vater enthielt ihm das Heirats- und Erbgut seiner Mutter vor, fand ihn aber andersweitig ab. Als er auch nach dem Tode seines Verwandten, des Legaten Siegfried von Merseburg [937!], erneut übergangen wurde, erhob er sich im Bunde mit dem gedemütigten Franken-Herzog Eberhard gegen König OTTO I. Er brachte die Burg Belecke bei Warstein in seine Hand, gab sie zur Plünderung frei und lieferte seinen dort verschanzten Halbbruder Heinrich als Gefangenen an Eberhard von Franken aus. Thankmar brachte auch die Eresburg in seinen Besitz und führte von ihr aus seine Raubzüge in die Umgebung durch. Nach der kampflosen Übergabe der Eresburg durch die Besatzung floh Thankmar in die Burgkirche. Als er seine Waffen mitsamt seiner goldenen Kette auf dem Altar niederlegte, wurde er vom Ritter Mainica mit einer Lanze von hinten durchbohrt.

Literatur:

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https://www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter/liudolfinger_ottonen/koenigliche_linie/thankmar_938_liudolfinger/thankmar_sohn_koenig_heinrichs_1_+_938.html


Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 157,160,369 K 28 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 42, 59 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,37,88,95 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 73-75 - Pleticha, Heinrich: Deutsche Geschichte in 12 Bänden. Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH/Lexikothek Verlag GmbH, Gütersloh 1982 - Schulze Hans K: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 137,138,140,177-181, 183 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 12,34,36 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 42,92,95,98,114,140 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -

Lemma

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Thankmar (* 900/906; † 28. Juli 938 auf der Eresburg) aus dem sächsischen Geschlecht der Liudolfinger war der älteste Sohn des ostfränkischen Königs Heinrichs I. aus dessen erster Ehe mit Hatheburg von Merseburg. Heinrich I. schloss seinen Sohn Thankmar bereits zu Lebzeiten ausdrücklich von der Thronfolge aus. Damit setzte sich Heinrich I. in offenen Widerspruch zur fränkischen Tradition, die eine Aufteilung der Herrschaft unter den männlichen Nachkommen vorsah. Diese Übergehung und die Vorenthaltung des mütterlichen Erbes brachten Thankmar zunächst in Opposition zum Vater. Nachdem Thankmars Halbbruder, der neue König Otto I., ihn neuerlich überging und die Legation, also den militärischen Oberbefehl an der Saale und der mittleren Elbe, an den späteren Markgrafen Gero vergab, verbündete sich Thankmar mit dem Grafen Wichmann sowie Herzog Eberhard von Franken gegen den König und stürzte Ottos Königsherrschaft gleich zu Beginn in eine tiefe Krise.

Thankmar brachte die Burg Belecke bei Warstein in seine Gewalt, wo sich sein Halbbruder Heinrich verschanzt hatte, den er dem Frankenherzog auslieferte. Da aber beim Kampf um Burg Belecke Gebhard, der Neffe des Schwabenherzogs Hermann I., gefallen war, stellte sich Hermann I. nun hinter König Otto I. und spaltete damit das Lager der Konradiner um Thankmars Verbündeten Eberhard von Franken.

Wichmann söhnte sich wenig später mit Otto aus, Thankmar ergab sich am 28. Juli 938 auf der Eresburg Eberhard von Franken, wurde aber von dessen Männern in der Burgkapelle angegriffen und hinterrücks mit einem Speer durchbohrt.[1] Eberhard von Franken, der nun isoliert war, unterwarf sich daraufhin ebenfalls dem König, wurde verbannt, kurze Zeit danach aber begnadigt und wieder in seine Ämter eingesetzt.

Leben

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Thankmar war etwa sieben bis zwölf Jahre älter als Otto I. Er war Sohn von Heinrich und dessen erster Frau Hatheburg, der Tochter des Merseburger Grafen Erwin, die der König nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern auch wegen ihrer Besitztümer geheiratet hatte. Das Merseburger Gebiet liegt mit den reichen Gütern im Hassegau mit dem Zentrum Seeburg an den Mansfelder Seen und im Friesenland zwischen Harz, Saale und Unstrut. Allerdings war Hatheburg bereits auf dem Weg, Nonne zu werden oder war es bereits, weswegen der Bischof von Halberstadt gegen die Eheschließung protestierte. Heinrich wehrte sich zunächst erfolgreich gegen den Bischof, nahm aber dessen Argumentation auf, als er sich in die schöne, reiche und hochadlige Mathilde, eine Nachkommin Herzog Widukinds, verliebt hatte und einen Trennungsgrund benötigte. Nach drei Jahren Ehe schickte er Hatheburg zurück ins Kloster; ihr Erbe behielt er.

Auch wenn die Verbindung später annulliert wurde, konnte Thankmar sich nach sächsischem Recht (Sachsenspiegel) als „vollbürtig“ betrachten. Deshalb stand ihm wenigstens der Besitz seiner Mutter zu, wenn nicht sogar auch – nach dem Prinzip der Universalsukzession – Teile des väterlichen Reiches. Das Testament Heinrichs I. war zwar bezüglich der Thronfolge nicht eindeutig, schloss Thankmar jedoch relativ klar davon aus, da er mit Teilen des mütterlichen Besitzes und anderweitig abgefunden wurde.

Graf Siegfried von Merseburg starb im Jahre 937. Die Grafschaft war Teil des Gebietes, das Hatheburg in die Ehe gebracht hatte, und Thankmar erhob Anspruch darauf, da er auch mit dem Grafen verwandt war (Hatheburgs und Siegfrieds Mütter waren Schwestern gewesen). Otto aber gab es an Siegfrieds jüngeren Bruder Gero, was Thankmar verärgerte.

Aufstand gegen Otto I.

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Weitere Beteiligte

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Wichmann Billung
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Otto I. hatte 936 über die Benennung eines neuen Heerführers zum Grenzschutz an der unteren Elbe zu entscheiden; seine Wahl fiel auf Hermann Billung. Darüber war dessen Bruder Wichmann erbost, da ihm seiner Meinung nach als dem Älteren und Ranghöheren der beiden – er war mit einer Schwester Mathildes verheiratet – dieses Amt zustand. Wichmann entfernte sich mit der Entschuldigung, er sei krank, vom Heer, das sich gerade auf einem Slawenfeldzug befand. Er war der Erste, der vom König abfiel. Wichmann wird von Widukind von Corvey als ein mächtiger und tapferer Mann beschrieben, kriegserfahren und intelligent.

Eberhard von Franken
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Eberhard von Franken hatte von seinem Vasallen Bruning aus dem Stamm der Sachsen die Huldigung verlangt, die dieser aus Stolz mit der Begründung verweigerte, als Sachse habe er nur noch dem König zu dienen. Eberhard begann mit Bruning eine Fehde, brannte die Burg Helmern (nahe dem fränkischen Herzogtum) nieder und tötete alle Bewohner. Der König war über diese Selbstjustiz erzürnt, verurteilte Eberhard zur Abgabe von Pferden im Wert von 100 Pfund und seine Heerführer zur schimpflichen Strafe des Hundetragens. Mit dieser Strafe wollte Otto das Recht des Adels auf Fehde und Selbstjustiz aus beleidigter Ehre eindämmen. Damit stand er allerdings in Widerspruch zur damaligen Rechtsauffassung seiner adligen Umgebung. Eberhard sah daher diese Strafe nicht ein und fühlte sich gedemütigt und zum Widerstand herausgefordert, um seine Ehre wiederherzustellen.

Eberhard gehörte zur Familie der Konradiner und war der jüngere Bruder Konrads I. Er war zur damaligen Zeit eine wichtige Persönlichkeit, galt als Königsmacher und hatte großen Einfluss. Durch seinen Thronverzicht war Heinrich I. an die Macht gekommen. Otto wollte Eberhard wohl in die Schranken weisen. Auch wenn die Tat im Sinne des Königs gewesen sein mag, so handelte Eberhard doch als autonome Zwischengewalt. Durch die Strafe bekräftigte Otto die Zentralgewalt des Königs.

Otto I.
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Diese Art der Vergabepolitik war typisch für Otto I. Sein Herrschaftsstil unterschied sich stark von dem seines Vaters. Heinrich I. hatte sich unter Gleichen hervorgearbeitet, war primus inter pares. Bei der Vergabe von Ämtern und Lehen spielten Schwurfreundschaften eine große Rolle. Fürsten waren „amici“, Freunde (Widukind von Corvey I, 26, 27, 30). Otto hingegen hatte ein anderes Herrschaftsbewusstsein. Er stand dem Adel vor.

Verlauf des Aufstandes

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Die Personalpolitik des Königs führte zu großer Unzufriedenheit innerhalb der sächsischen Großen. Thankmar nahm Kontakt mit Eberhard und Wichmann auf. Thankmar belagerte die Festung Belecke (an der Möhne), in der sich sein Halbbruder Heinrich aufhielt. Heinrich wurde von Thankmar verschleppt. Da aber beim Kampf um Belecke Gebhard, der Neffe des Schwabenherzogs Hermann I., gefallen war, stellte sich Hermann I. nun hinter König Otto I. und spaltete damit das Lager der Konradiner.

Das nächste Ziel war die Eresburg, die Thankmars Stützpunkt für Raubzüge wurde.[2] Hier trennte sich Eberhard von Thankmar und nahm Heinrich mit. Er ging nach Laer. Der Wettiner Dedi starb bei der Belagerung Eberhards vor den Toren. Dies war der Grund für Wichmann, von den Verschwörern abzufallen und zum König zurückzukehren. Der König war über das Geschehen nicht erfreut und zog laut Widukind unwillig im Juli 938 nach der Eresburg. Als Thankmar seinen Bruder mit dem Heer sah, zog er sich in die Festung zurück. Die Besatzer sahen das Heer und öffnen am 28. Juli 938 die Tore. Thankmar flüchtete in die Kirche. Die Männer Heinrichs folgten ihm. Er stand vor dem Altar und legte seine Waffen und seine goldene Halskette dort nieder, was ein Zeichen für den Verzicht auf alle Ansprüche darstellte. Thiatbold, einer der Angreifer, verletzte ihn, was Thankmar ihm zurückgab (er starb in Raserei). Ein Vasall namens Maincia tötete ihn durch das Fenster mit einem Speer und raubte die Kette und die Waffen. Als Otto dies hörte, war er bestürzt und trauerte um Thankmar. Dessen Getreue allerdings bestrafte er mit dem Tod.

Eberhard war nun isoliert. Er warf sich zu Heinrichs Füßen und bat um Verzeihung. Heinrich vergab ihm unter der Bedingung, wie es nach Widukind heißt, dass er ihm die Königskrone auf schändliche Weise beschaffen werde. Heinrich legt bei Otto ein Wort für Eberhard ein; dieser wurde für einen Monat auf die Burg Hildesheim verbannt und schnell rehabilitiert. Diesen Schwur löste er im Aufstand Heinrichs gegen Otto I. ein.

Literatur

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Anmerkungen

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  1. Widukind von Corvey, Sachsengeschichte II, 11.
  2. Thankmar 938 RI II,1 n. 76a


Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik

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Glocker Winfrid: Seite 46-53

"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

HEINRICH, der spätere König war zweimal verheiratet. Aus der ersten Ehe mit Hatheburg, der Tochter des "senior" Erwin, entstammte ein Sohn Thankmar. Als die Ehe HEINRICHS mit Hatheburg aufgelöst wurde, geriet auch Thankmar in den Ruch der Illegitimität, obwohl er - im Gegensatz zu dem unehelichen Sohn OTTOS DES GROSSEN Wilhelm, dem späteren Erzbischof von Mainz - nicht mit der Namensgebung aus der LIUDOLFINGER-Familie ausgeschlossen worden war: sein Name gehörte zum Namensgut dieser Sippe.

Heinrichs Ehe mit Hatheburg

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1. Heinrichs Ehe mit Hatheburg


HEINRICH, der Sohn des Sachsen-Herzogs Otto der Erlauchte, heiratete in erster Ehe Hatheburg, die Tochter des "senior" Erwin. Für unser Wissen über diese erste Ehe des späteren Königs sind wir ganz auf die Nachrichten in der Chronik Thietmars von Merseburg angewiesen, der - offenbar aus lokaler Tradition - noch genauere Kenntnisse über die Vorgänge hatte, die sich etwa 100 Jahre vor seiner Zeit abgespielt hatten.

Der Vater Hatheburgs scheint nicht Graf gewesen zu sein, da Thietmar die Bezeichnung "senior" für ihn verwendet; er besaß den größten Teil der Altenburg zu Merseburg und hinterließ diesen Besitz seinen beiden Töchtern, da er söhnelos war.

Hatheburg war vor ihrer Vermählung mit dem Sohn des Sachsen-Herzogs schon einmal vermählt gewesen, und sie hatte als Witwe, wie dies zu dieser Zeit üblich war, als "sanctimonalis" den Schleier genommen. Doch HEINRICH entbrannte in jugendlicher Liebe zu ihr und versprach ihr die Ehe "ob huius pulchritudinem et hereditatis divitiarumque utilitatem". Wie Thietmar bezeugt, spielte also der Besitz der Braut, die ihr Erbe allerdings mit einer namentlich nicht bekannten Schwester teilen mußte, eine wesentliche Rolle bei der Brautwahl des künftigen Sachsen-Herzogs. So weit wir wissen, war die Besitzbasis der LIUDOLFINGER zu den Zeiten Herzog Ottos des Erlauchten noch recht schmal. Das Zentrum ihrer Herrschaft lag anscheinend sogar in Thüringen, zu dem Merseburg gehörte; und der junge HEINRICH war, wie wir sehen, bestrebt, diese Basis auszubauen.

Die Vermählung HEINRICHS mit Hatheburg fand in den allerersten Jahren des 10. Jahrhunderts statt. Wie wir durch Widukind von Corvey wissen, hatte HEINRICH noch zwei ältere Brüder, Thankmar und Liudolf, die jedoch beide noch vor dem Tod ihres Vaters, Herzog Ottos des Erlauchten (+ 912), verstarben. Es ist gut möglich, daß diese beiden Brüder zur Zeit der ersten Eheschließung HEINRICHS noch am Leben waren, so dass Heinrich damit rechnen mußte, das Erbe des Vaters mit Thankmar und Liudolf teilen zu müssen, und aus diesem Grund hochgradig daran interessiert war, seinen Besitz durch Heirat zu erweitern.

HEINRICH und Hatheburg hatten einen Sohn, der den Namen Thankmar erhielt. Trotz dieses Namens, der seine Zugehörigkeit zur LIUDOLFINGER-Familie zeigte, sollte Thankmar im Laufe der weiteren Entwicklung, die zur Trennung seiner Eltern und zur Neuvermählung seines Vaters führte, in eine Außenseiterrolle abgedrängt werden: Thankmar rutschte in die Position eines quasi illegitimen Sohnes ab. Dies fand seinen Niederschlag darin, daß schon Widukind von Corvey nichts mehr von der ehelichen Geburt Thankmars wußte.

HEINRICH mußte, um sich von Hatheburg trennen zu können, als Vorwand das Argument benutzen, sie habe bereits als Witwe den Schleier genommen, und die Ehe mit ihr sei somit nicht rechtmäßig zustande gekommen. Es scheint, als ob Hatheburg nach der Lösung der Ehe wieder in eine geistliche Frauengemeinschaft zurückgekehrt sei. Den Besitz seiner ersten Frau behielt HEINRICH auch nach der Trennung. Anscheinend regte sich hiergegen kein Widerspruch, auch nicht, als HEINRICH frei über diesen Besitz verfügte. Die Annahme liegt daher sehr nahe, der Sohn des Sachsen-Herzogs habe bei der Eheschließung mit Hatheburg mehr Widerspruch gefunden als dann bei der Auflösung. Hatheburg hatte zwar keine Brüder, die sich für sie hätten einsetzen können, aber mächtige Verwandte, darunter den als Legaten und "a rege secundus" bekannten Siegfried, der der Bruder des späteren Markgrafen Gero war und in der Forschung der ASIC-Sippe zugeordnet wird, die im 10. Jahrhundert die Grafenrechte in der Gegend von Merseburg ausübte. Die außerordentliche Stellung Siegfrieds, wie wir sie aus der Zeit der Königskrönung OTTOS I. kennen, ist möglicherweise das Ergebnis eines Arrangements mit den Verwandten der Hatheburg.

Merseburg, den Besitz der Hatheburg, gab König HEINRICH an seinen gleichnamigen Sohn. Der Konflikt des jungen Heinrich mit seinem älteren Bruder Thankmar war damit vorprogrammiert.

Thankmar im Konflikt mit seinen Brüdern

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2. Thankmar im Konflikt mit seinen Brüdern


Mit der Empörung Thankmars kommen wir mitten hinein in die Auseinandersetzungen der ersten Regierungsjahre König OTTOS I., bei denen Thankmar nur kurze Zeit eine Hauptrolle spielen sollte. Ausführlicher wird dieser geschichtliche Komplex daher bei der Darstellung der Figur Heinrichs, des jüngeren Bruders OTTOS DES GROSSEN, behandelt werden. Hier soll nur speziell die Person Thankmars beleuchtet werden.

Thankmar scheint als Folge des Verstoßens seiner Mutter in die Illegitimität abgerutscht zu sein. Wir konnten bereits auf die Nachrichten Widukinds von Corvey verweisen, der zwar Thankmars Mutter als Adlige kennt und Thankmar durchaus adlige Eigenschaften zuschreibt, aber nicht mehr die genauen Verwandtschaftsverhältnisse weiß; insbesondere erwähnt Widukind nicht, daß König HEINRICH mit der Mutter Thankmars in erster Ehe verheiratet gewesen war und sich wegen Mathilde von ihr getrennt hat. Es ist daher gut möglich, daß wir beim Continuator Reginonis ein bereits weit verbreitetes Wissen fassen können, wenn wir lesen, Thankmar sei "frater regis ex concubina". Thankmar war darüber hinaus noch sein Muttergut entzogen worden, und so mußte er sich doppelt ungerecht behandelt fühlen.

Im Jahr 937 starb Graf Siegfried, den wir bei Widukind von Corvey als Legaten und "Hüter" des jungen Heinrich zu der Zeit der Krönungsfeierlichkeiten für OTTO I. kennenlernen. Die Mutter Siegfrieds war eine Schwester Hatheburgs: Thankmar war somit Siegfrieds Neffe 2. Grades. Dies zu wissen, ist für die weitere Entwicklung der Dinge wichtig.

König OTTO setzte den Bruder des Legaten Siegfried, den Grafen Gero, an dessen Stelle: und "afflictus est Thancmarus tristitia magna". Thankmar hatte offenbar erwartet, als entfernter Verwandter des verstorbenen Amtsträgers und als Königsbruder mit der "legatio" Siegfrieds betraut zu werden, zumal er schon in der Erbfolge übergangen worden war und nun auf eine angemessene Entschädigung wartete. König OTTO I. hatte aber einen Mann mit der "legatio" betraut, der einerseits - wie es sich erweisen sollte - eine hohe Eignung für das Amt besaß und andererseits auf das Erbrecht verweisen konnte: sein Vater und sein Bruder hatten diese Position, die Gero jetzt übertragen wurde, bereits innegehabt.

Doch auf jeden Fall muß - das macht die Reaktion Thankmars deutlich - nicht nur ein Anspruch des Erbberechtigten bestanden haben, sondern der Nachfolgeanspruch eines höherrangigen, aber entfernter verwandten Mitglied der Sippe.

Im Jahr 938 eskalierte der Konflikt zwischen König OTTO I. und seinem Halbbruder Thankmar. Alle Aufstände der Regierungszeit OTTOS DES GROSSEN wurden dadurch gefährlich, daß es sich im Grunde nicht um die Auflehnung eines einzelnen handelte, sondern daß alle Zentralfiguren der Aufstandsbewegungen ihre Bundesgenossen fanden: Thankmar fand solche aber nicht nur im sächsischen Adel, sondern auch in der fränkischen Familie der KONRADINER. Eberhard, der Herzog der Franken, war mit seinem sächsischen Lehensmann Bruning in "dissensio" geraten. In dem nun ausbrechenden Konflikt in der Familie des Königs verbündete sich Eberhard mit Thankmar. Weiter stand auch der BILLUNGER Wichmann der Ältere auf der Seite Thankmars: er fühlte sich gegenüber seinem Bruder Hermann Billung bei der Mandatsvergabe benachteiligt, da er, Wichmann, auf größere Königsnähe verweisen konnte als sein Bruder, der jedoch das Mandat erhalten hatte: die Gemahlin Wichmanns war nämlich eine Schwester der Königin Mathilde. Neben diesen beiden namentlich bekannten Bundesgenossen fand Thankmar Unterstützung im sächsischen Adel, der sich gegen die neue Politik OTTOS I. zur Wehr setzte, die durch eine gezielte Vergabe königlicher "Mandate" die adlige Oberschicht zu differenzieren suchte und somit deren erworbene Herrschaftsrechte zu gefährden drohte.

Thankmar, Eberhard und ihre Leute eroberten zunächst die Burg Belecke. Diese Burg wurde den Gefolgsleuten zur Plünderung überlassen; Thankmar fiel hier sein jüngerer Stiefbruder Heinrich in die Hände. Als nächsten Schritt im Kampf wandte sich Thankmargegen die Eresburg und nahm sie ein. Es kam in seinen Reihen zu einem ersten Abbröckeln: Wichmann der Ältere schloß Frieden mit dem König, als er von so großem Frevel der Aufrührer hörte. Thankmar unternahm von der Eresburg aus viele Raubzüge. Widukind, der uns am ausführlichsten über die Vorgänge um den Aufstand Thankmars unterrichtet, sieht in der Rebellion des Königsbruders einen Widerstand gegen die gottgewollte Herrschaft des Königs, und so ist der Kampf zum Scheitern verurteilt; Thankmar beachtet im Krieg weder "honesta" noch "pudicitia"! Daneben scheint aber auch die reale Übermacht König OTTOS, der mit einem mannstarken Heer vor der Eresburg erschien, eine wesentliche Rolle gespielt zu haben: die Besatzung der Burg gab auf und ließ das königliche Heer ein. Thankmar flüchtete in die Burgkirche und legte dort auf dem Altar seine Waffen und seine goldene Halskette ab. Mit dem Ablegen der Waffen zeigte er an, daß er seine Ansprüche aufgab, indem er sich schutzlos machte. Die goldene Halskette steht explizit für die Aufgabe der aus der Verwandtschaft mit dem König resultierenden Forderungen, da es sich bei einer solchen Kette um ein königliches Herrschaftszeichen handelt; zugleich dokumentierte Thankmar auch seine fortdauernde Zugehörigkeit zur königlichen Familie.

Die Heiligkeit der Kirche gewährte Thankmar aber keinen sicheren Schutz: einer seiner Ritter, namens Maincia, tötete ihn mit einer Lanze, die er durch ein Fenster in der Nähe des Altars warf. Damit war Thankmar als Gegner des Königs ausgeschaltet. In der neueren Forschung wurde allerdings darauf aufmerksam gemacht, es erscheine nur einem oberflächlichen Betrachter als ein Erfolg OTTOS, Thankmar durch einen Mord ausgeschaltet zu sehen. So bemühte sich Widukind, König OTTO damit zu entlasten, er sei während der Vorgänge in der Kirche der Eresburg nicht anwesend gewesen, er habe das Vorgehen seiner Vasallen mißbilligt und seinen Bruder betrauert. Widukind schreibt König OTTO sogar die Absicht zur Rache für seinen Bruder zu, während Thietmar hier noch einen Schritt weitergeht und den König den Racheakt für Thankmar direkt vollziehen läßt. Aus dieser Beobachtung folgert Karl Leyser, die Ermordung des Halbbruders sei für OTTO I. eine schwere Belastung gewesen, da Thankmar möglicherweise Verwandte, mit Sicherheit aber Gefolgsleute hatte, die zur Rache eine Verpflichtung hätten spüren können. Wir hören zwar nach dem Tode Thankmars nichts von Racheakten, doch ist es gut vorstellbar, daß in den folgenden Aufständen sich ein Teil der Gegner des Königs aus den Kreisen rekrutierte, in denen noch Resentiments wegen der Ermordung Thankmars wach waren. Eine solche Vermutung ließe sich zudem durch zwei Hinweise in der Chronik Thietmars von Merseburg stützen, der die Vorgänge um den Aufstand Thankmars unter dem überschriftartigen Kapitelanfang "huius prospera multa turbabant adversa" bringt und im Laufe des Berichts Thankmar zum Sohn OTTOS I. macht: damit beschreibt Thietmar - sofern es sich nicht um ein reines Versehen der Bezeichnung "filius" anstatt "frater" handelt - das Verhalten, wie man es von einem König gegenüber seinem Verwandten erwartet hätte: Fürsorglichkeit wie gegenüber einem Sohn. Den Zeitgenossen wird es zweifelhaft erschienen sein, ob OTTO seinen Pflichten genügt hat.

Zusammenfassende Würdigung Thankmars

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3. Zusammenfassende Würdigung Thankmars


Bei Thankmar konnten wir zum ersten Mal in unserer Revue durch die Verwandten der OTTONEN Ansprüche fassen, die aus der verwandtschaftlichen Bindung resultierten, Thankmar war sein Erbe entfremdet worden, und er war deswegen seinen Brüdern nicht gerade freundlich gesinnt. Zum Ausbruch des Konfliktes kam es erst, als der Bruder Thankmars, König OTTO, gegen die Verpflichtung verstieß, die offenbar im Rechtsdenken des 10. Jahrhunderts gut begründet war, königsnahe Verwandte bei der Vergabe von Ämtern, die ja zugleich Ehrenstellungen bedeuteten, zu bevorzugen. Bei Thankmar finden wir ein Grundschema, das sich immer wieder bei den Aufstandsbewegungen der OTTONEN-Zeit zeigt: eine Aufstandsbewegung gruppiert sich um ein Mitglied der Königsfamilie, das in einer besonders engen verwandtschaftlichen Beziehung zum jeweils regierenden Mitglied der OTTONEN-Dynastie steht. Wir konnten weiterhin sehen, daß die plötzliche Ermordung Thankmars nicht unbedingt einen Erfolg der Regierung OTTOS I. bedeutet haben muß, sondern durchaus die Quelle zu einem Weiterschwelen des Konfliktes zwischen König und Adel gewesen sein kann.