Religionswissenschaftliche Esoterikforschung

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Profil[Bearbeiten]

Leitbild der Fachrichtung[Bearbeiten]

Esoterik bildet ein Grundelement der Religionsgeschichte verschiedener Kulturen. Esoterikforschung ist darum ein Teilgebiet der Religionswissenschaften. Sie erforscht die Geschichte der Esoterik, esoterische Traditionen, Handlungsmuster, Vorstellungen und esoterische Weltbilder.

Im Rahmen eines öffentlichen Projektes wie Wikiversity, an dem praktisch ein unbegrenzter, anonymer Teilnehmerkreis zur Beteiligung eingeladen ist, muss betont werden, dass es sich bei der hier angestrebten Esoterikforschung ausschließlich um religionswissenschaftliche Arbeit handeln soll. Die Fachrichtung soll keine Plattform für Selbstdarstellungen esoterischer Traditionen oder für politischen Diskurs werden. Entsprechende Initiativen mögen bitte prüfen, ob sie in den Fachbereichen Politikwissenschaften oder Theologie ihre Projekte umsetzen können.

Definitionen[Bearbeiten]

Religion[Bearbeiten]

  • "Religion ist die im Erkennen, Denken, Fühlen, Wollen und Handeln betätigte Überzeugung von der Wirksamkeit persönlicher oder unpersönlicher transzendenter Mächte." (Helmuth von Glasenapp,Die fünf Weltreligionen, Diederichs 2001)

Religionswissenschaft[Bearbeiten]

  • Religionswissenschaft ist der Erwerb neuen Wissens über Religion durch methodische Suche nach neuen Erkenntnissen und ihre Darstellung in wissenschaftlicher Form. Sie ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, welche alle Einzelwissenschaften die sich mit Religion befassen (z.B. Religionsgeschichte, Religionssoziologie usw.) miteinander verbindet. Sie unterscheidet sich von der Theologie dadurch, dass sie ihre Methodik vom eigenen Standort weitgehend zu distanzieren sucht, und somit das Phänomen Religion von "außen" betrachtet. Die Theologie dagegen stebt die eigene Religion von "innen" und die anderen Religionen sowie die Wissenschaften durch diese Innensicht zu erkennen und zu beschreiben.[1]

Esoterik[Bearbeiten]

  • Esoterik ist die moderne Sammelbezeichnung für die in allen Religionen wirkenden, und seit Beginn der Moderne auch außerhalb der Religionen bestehenden Ideenrichtungen, die sich als "innere Lehre" für einen begrenzten Personenkreis gegenüber einer "äußeren Lehre" (Exoterik) für einen unbegrenzten Personenkreis abgrenzt. Sie besteht im Wesentlichen aus okkulter Philosophie verbunden mit mystischer Praxis. Es lässt sich eine religiöse Esoterik, z.B. des Judentums, Islam, Christentum, Buddhismus von einer initiatischen Esoterik, z.B. antike Mysterien, Rosenkreuzer, Freimaurer unterscheiden.[2]
  • Moderne Esoterik ist eine in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehende Form der Esoterik, die im Verlauf der Moderne von einzelnen Religionen unabhängig geworden, auf diverse Traditionen der mystischen Philosophie, des Okkultismus, der mystischen und magischen Praxis und der spirituellen Traditionen zurückgreift.
  • Verbunden mit der Entwicklung des Kapitalismus und Kolonialismus wurden zunehmend Teile der Esoterik aller Religionen vermischt und vermarktet. Die Produkte des daraus entstehenden Esoterik-Marktes werden in öffentlichen Diskursen ebenfalls als Esoterik bezeichnet.

Esoterikforschung[Bearbeiten]

  • Esoterikforschung ist der Erwerb von Wissen über Esoterik durch methodische Suche nach neuen Erkenntnissen und ihre Darstellung in wissenschaftlicher Form. Die Esoterikforschung sucht ihre Methodik vom eigenen Standort weitgehend zu distanzieren, und betrachtet somit das Phänomen Esoterik von "außen".

Fußnoten[Bearbeiten]

  1. Unter Verwendung vom WP-Artikel "Wissenschaft" und Fritz Stolz, Grundzüge der Religionswissenschaft, Vandenhoeck & Ruprecht, 1988
  2. Siehe hierzu auch Kocku von Stuckrad, Die Esoterik in der gegenwärtigen Forschung: Überblick und Positionsbestimmung
  3. Der Artikel der Wikipedia will "Völkische Bewegung" beschreiben, behandelt aber nur die extremen Formen der völkischen Bewegung. Dadurch entstehen Fehlbeurteilungen der gemäßigteren, völkischen Strömungen z.B. der Strömungen bis 1914 - ab 1918 setzte dann eine massive Radikalisierung ein. Weiterhin gibt es eine völkisch-nationale Bewegung nicht nur in Deutschland sondern in sehr vielen Ländern (u.a. Russland, Indien, China, Israel, USA und in vielen arabischen und afrikanischen Staaten). Es ist ein Hauptfehler vieler Autoren in diesem weitläufigen Themenbereich mit seinen fliessenden Grenzen nicht genügend zu differenzieren und gleichzeitig keine Gesamtperspektive zu entwickeln. Dieser Fehler entsteht offenbar, wenn wissenschaftliche Schwerpunkte zu Gunsten politischer Schwerpunkte der Verteidigung der Demokratie zurücktreten.