Wissenschaftliches Arbeiten/Sprachstil

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Wissenschaftlicher Sprachstil[Bearbeiten]

Das wichtigste Ziel eines wissenschaftlichen Sprachstils ist es verstanden zu werden. Dies wird erzielt indem man Sätze klar strukturiert und einfache Sprache anwendet. Zudem gilt es einheitliche Terminologie einzusetzen und Fremdwörter/Englische Fachbegriffe möglichst zu vermeiden bzw. äußerst sorgfältig zu platzieren. Ebenso ist auf geschlechtergerechte Sprache zu achten. Dazu soll darauf geachtet werden, dass eigene Gedanken nicht in der Ich-Form formuliert werden. Schlussfolgerungen müssen auf Basis von Literaturrecherche eingebracht werden. Im Bezug auf Bachelorarbeiten mit einem mathematischen Anteil sollte man jede Rechnung erläutern sowie jedes Argument entweder beweisen oder zitieren. Ebenso soll in der Wir-Form geschrieben werden und Abkürzungen gilt es zu vermeiden. Bitte eigene Wörter und Formulierungen benutzen, sonst gilt dies als Plagiat.

Häufige Fehlerquellen, die es zu vermeiden gilt, sind:


  • Füllwörter

-> blähen unsere Texte unnötig und relativieren Aussagen -> sind fest in der Alltagssprache etabliert, weswegen sie sich oft in unsere Texte schleichen -> Beispiele: eben, ja, natürlich, wirklich, eigentlich, vielleicht, regelrecht, insgesamt, gewissermaßen, irgendwie, besonders, doch, ziemlich

  • Füllsätze

-> Sie bereiten Aussagen ausschließlich vor anstatt Aussagen zu transportieren -> Beispiel: "Wir werden im Folgenden zeigen, wie sich im frühen 20. Jahrhundert die Transaktionskosten im Einzelhandel veränderten und welche Konsequenzen diese Entwicklung für die betroffenen Unternehmen hatte." (Esselborn-Krumbiegel 2021) Anstelle dessen: "Wir werden im Folgenden zeigen, dass der Einzelhandel im frühen 20. Jahrhundert durch die Senkung der Transaktionskosten steigende Umsätze erzielen konnte." (Esselborn-Krumbiegel 2021)


  • Übertreibungen

-> Jede Übertreibung birgt eine unausgesprochene Wertung -> Bsp.: wahnsinnig lange Zeit, sagenhaft kostspieliges Event, absolut überzeugendes Argument -> nie, immer, in jedem Fall, überhaupt, insgesamt, optimal, maximal, vollkommen, einzig, alle, sämtliche, keine, überhaupt, grundsätzlich- mit Vorsicht behandeln, weil diese Wörter absolute Aussagen treffen -> Wertungen sollen im Verlauf des wissenschaftlichen Texts begründet werden -> Tipp: bei allen Steigerungsformen überlegen, ob man nicht auch die Grundform nehmen könnte

  • Unpassende Wertungen

-> Schleichen sich in den Text in Form von Nebendeutungen -> Bsp.: Die Kontrollgruppe erledigte diese Aufgaben selbstverständlich schneller als die andere Gruppe

  • Wiederholungen (Pleonasmus)

Bsp.: die überwiegende Mehrheit, ganz offensichtlich, neu renoviert, das letzte Ultimatum, eindeutig bewiesen, zurückgewinnen -> unfreiwillige Dopplungen -> Bsp.: "in PDF Format" (PDF enthält bereits den Begriff "Format" (portable document format)) -> Wiederholungen können sonst nützlich sein, beispielsweise bei Fachbegriffen -> Bei sonstigen Wiederholungen kann der Text sehr monoton wirken. Dementsprechend sollte man Synonyme suchen, die nicht umschreibend sind. Bsp.: Altvorderen- Verfahren

  • Schiefe Redewendungen und Metaphern

Bsp.: "Auf etwas das Augenmerk legen" -> richtig wäre: "Sie richtete ihr Auge "Im Übrigen verschafft es dem ein oder anderen große Mühe..." -> "Im Übrigens bereitet es dem ein oder anderen große Mühe..." wäre hier richtig. -> Wenn die Metaphern falsch verwendet werden, kann dies sogar fehlerhafte Informationen vermitteln. Wenn man beispielsweise "Die Betrachtungen wie in einem Spiegelglas bündelt", dann wird hier das "Brennglas" gemeint sein ,welches tatsächlich Strahlen bündelt.

  • Gleichförmige Sätze

-> Sind langweilig Bsp.: Die Lösung wurde erhitzt. Anschließend wurde der Versuch exekutiert. Anschließend wurde gemessen.

Um sprachliche Präzision zu garantieren, sollte auf diese Aspekte geachtet werden:

* Die Hauptsache im Hauptsatz

-> werden vom Leser am schnellsten erfasst -> Viele Texte haben ihre Aussagen im Nebensatz: "Als generelle Regel gilt, dass die Intention eines Menschen, ein Verhalten zu zeigen, umso stärker ist, je günstiger die Einstellung und die subjektive Norm sind und je größer die wahrgenommene Verhaltenskontrolle ist." (Esselborn-Krumbiegel 2021) * Satzklammer entlasten -> Subjekt und Prädikat sollten nicht allzu weit auseinander stehen im Satz -> Bsp.: -Marie-, die sich nach mehreren Jahren wieder traute sich ans Lenkrad zu setzen, -strahlte- vor Unsicherheit. -> unüberschaubar * Schachtelsätze auflösen -> Lange Sätze sind nicht immer meidbar, jedoch sollten sie niemals unübersichtlich sein. -> Tipp: Zwei Hauptsätze bilden und nicht mehr als einen Nebensatz vor den Hauptsatz stellen


* Eindeutige Satzbezüge herstellen -> vor allem bei Relativsätzen ist die Zuordnung des Bezugs schwierig -> Bsp: Der Mann und der Junge, welcher blondes Haar hatte, ... -> Tipp: Immer achtern, welches Substantiv gemeint ist

*Wortstellung beachten -> Umstellung der Sätze= Instrument der Betonung -> Hauptsachen am Anfang Bsp.: " Rot ist die Symbolfarbe, die uns Menschen nicht unbekannt sein sollte." anstelle von "Uns Menschen ist nicht unbekannt, dass Rot eine Symbolfarbe ist." * Funktionsverbgefüge bewusst einsetzen' -> Eine Verbindung aus Verb und Nomen wird benutzt, um eine Tätigkeit zu bezeichnen, was oft schwerfällig ist. Bsp.: Einen Versuch unternommen vs. versucht -> Bei Aktionsart oder bei bestimmten Aspekten einer Handlung sind diese Funktionsverbgefüge in Ordnung. --> Sollte möglichst nur zur Präzisierung genutzt werden

* Das genaue Wort finden -> Manche Verben drücken nur aus, DASS etwas existiert oder geschieht aber nicht, wie genau Bsp.: haben, bewirken, herrschen, beinhalten, aufweisen, machen, erfolgen, tun, sich befinden, bringen, erstellen -> Manche Substsntive haben das gleiche Problem: -> Bsp.: Aspekte, Dinge, Angelegenheiten, Bereiche, Punkte, Umstände, Untersuchungen. Sprechen Sie stattdessen konkreter von Ursachen, Konsequenzen, Einflüssen, Verhandlungen, Hindernissen, Bedingungen, Interviews

--> Versuchen, diese leeren Wörter durch genaue, aussagekräftige Formulierungen zu ersetzen


Bezüglich Anordnung von Kapiteln ist zu beachten, dass der Gang der Argumentation abgebildet und unterstützt wird. Kapitel die auf demselben Gliederungsniveau sind sollen nicht in einem Unterordnungsverhältnis zueinander stehen. Sollten gewisse Kapitel tatsächlich einem anderen Kapitel untergeordnet sein, gilt es dennoch Überleitungen zwischen Ihnen zu formulieren.

Sollten Tabellen verwendet werden, um z.B. Daten übersichtlich dazustellen, ist darauf zu achten:

  • Jede Tabelle mit Titel und Ordnungszahl zu beschriften
  • Jede Spalte zu betiteln
  • Abkürzungen unter der Tabelle zu erläutern
  • Lediglich horizontale Trennlinien zu verwenden
  • das Strecken von Achsen zu vermeiden, wenn Daten dadurch verzerrt dargestellt werden könnten