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Wortarten

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Wörter sind die kleinsten frei vorkommenden Einheiten einer Sprache. Durch eine regelgemäße syntaktische Anordnung dieser Einheiten entstehen Sätze. Bereits bei einer etwas näheren Betrachtung des Satzes ist festzustellen, dass sich diese Elemente (Wörter) des Satzes nicht alle gleich verhalten, sondern bestimmte Regelhaftigkeiten aufweisen. Werden weitere Sätze herangezogen, ist festzustellen, dass einige Wörter trotz nicht identischer Erscheinung, einen sehr hohen Grad an Gemeinsamkeit haben und die gleichen grammatischen Eigenschaften aufweisen. Dies ermöglicht die Kategorisierung dieser Einheiten. Die elementaren Bausteine der Syntax sind die Wörter, die sich zu Wortarten gruppieren lassen. Für deutsche Muttersprachler ist es klar, dass es flektierbare (deklinierbar, konjugierbar) und nicht flektierbare Wortarten gibt und dass diese sich unterscheiden. Allerdings ist es kaum vorstellbar, dass es in anderen Sprachen eine andere Einteilung gibt, bzw. dass die ein oder andere Wortart überhaupt gar nicht existiert. Lassen sich die Kriterien des Deutschen auch auf andere Sprachen übertragen? Werden die Wortarten des Deutschen gleich kategorisiert wie andere Sprachen? Laut Haspelmath (2012:109f.) ist es keine geeignete Methode, Sprachen auf gleiche Kategorien zu untersuchen, sondern Sprachen sollen in Hinsicht auf ein spezielles Kriterium verglichen werde. Daher wird im folgenden Artikel die Art und Weise untersucht, wie andere Sprachen das ausdrücken, was im Deutschen mit der Wortart Adjektiv ausgedrückt wird. Der folgende Artikel beschränkt sich auf den Vergleich des Deutschen mit Englisch, Quechua und Mandarin. Ein größerer Vergleich würde das Maß dieser Arbeit überschreiten und deshalb habe ich mich auf Sprachen festgelegt, die mit Hilfe des Subjekts oder des Verbs das ausdrücken, wofür es im Deutschen die Wortart Adjektiv gibt.

Adjektive

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Unter die fünf häufigsten Wortarten des Deutschen zählen auch die Adjektive. Es liegt nahe, davon auszugehen, dass die fünf häufigsten Wortarten in allen Sprachen gleich sind. Aber wir können nicht vom Deutschen auf andere Sprachen schließen, noch können wir mit einer Übereinstimmung der Wortarten rechnen[1]. Daher ist die Existenz von Sprachen, die keine eigene Wortart für Adjektive haben, für deutsche Muttersprachler gar unvorstellbar.

Adjektive im Deutschen

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Laut Duden online ist ein Adjektiv ein "Wort, das ein Wesen oder Ding, ein Geschehen, eine Eigenschaft oder einen Umstand als mit einem bestimmten Merkmal, mit einer bestimmten Eigenschaft versehen kennzeichnet; Eigenschaftswort (z.B. bunt, fatal, schön)"[2]. Ein Ausdruck mit einem Adjektiv, das eine bestimmte Eigenschaft ausdrückt, wäre also in (1)zu sehen:

   (1) großer Hund

In diesem Satz wird ein Hund mit einer Eigenschaft versehen, nämlich mit der Eigenschaft, die aussagt, der Hund ist groß.

   (2)a ..., dass der Hund groß ist.
      b Der Hund ist groß.

Werdend die Sätze (1) und (2) verglichen, fallen zwei unterschiedliche Formen von groß auf. In (1) hat groß eine Endung auf -er, aber weder in (2)a noch in (2)b. Da beide Sätze die selbe Aussage beinhalten, müssen beide Arten von "groß" adjektivisch sein. Demnach muss ein Adjektiv veränderbar sein. Doch unter welchen Umständen tritt ein Adjektiv in flektierter Form auf und wird es nur auf ein und die selbe Art flektiert? Oder kann es auch unflektiert in einem Satz stehen?

Um diese Fragen zu beantworten, betrachten wir die folgenden Beispiele:

   (3)a die "große" Maus
        die "großen" Mäuse
      b der "großen" Mäuse
      c der "große" Hund
        das "größere" Schwein

In (3) a sehen wir groß in zwei unterschiedlichen Versionen: einmal mit der Endung "-e" und einmal mit der Endung "-en". Im ersten Satz steht das Nomen, das durch das Adjektiv näher beschrieben wird, im Singular und im zweiten Satz steht es im Plural. D.h. also, ein Adjektiv passt sich an sein Bezugsnomen an und verändert seine Form. In Satz b steht zwar das Bezugsnomen in der selben Form wie im zweiten Satz des Beispiels a., allerdings steht dieser Satz im Genitiv, was das Genitivmerkmal des Artikels erkennen lässt. Und in c ist mit Vergleich zu a erkennbar, dass ein Adjektiv auch flektiert wird, wenn das Bezugsnomen weiblich, männlich oder neutral ist. Ein Adjektiv im Deutschen wird also nach Numerus, Kasus und Genus dekliniert und kongruiert daher mit seinem Bezugsnomen. In b ist der Kasus allerdings nicht am Substantiv erkennbar, sondern am Artikel. Deswegen ist es auch interessant zu sehen, wie sich ein Adjektiv in einem indefiniten Satz im Vergleich zu einem definiten Satz verhält:

   (4) ein großer Hund

Da die Substantive in (3)c und (4) gleich sind, aber das Adjektiv unterschiedliche Flexionsformen hat, kann davon ausgegangen werden, dass der indefinite Artikel in (4) dafür verantwortlich ist. Ausgehend von diesen Beispielen kann gesagt werden, sowohl Adjektiv und Substantiv, wie auch der Artikel kongruieren in Kasus, Numerus und Genus. Außerdem spielt auch die Definitheit des Satzes eine Rolle.

Nun ist aber im zweiten Satz von (3)c eine weitere Flexionsform von "groß" erkennbar. Neben der 'einfachen' Form, 'das große Schwein', muss es eine weitere Flexionsform geben, die aussagt, es gibt auch 'das größere Schwein'. Davon ausgehend kann eine Bestimmung von Adjektiven im Deutschen aufgestellt werden:

1 sie beschreiben ihr Bezugsnomen näher
2 sie sind deklinierbar
3 sie sind komparierbar

Aber:

    (5)a der "tote" Hund
       b *der "tötere" Hund
       c *der "totere" Hund

Die Beispiele in 5b und 5c sind ungrammatisch, aber 5a drückt auch ohne Flexionsendung den Zustand des Hundes aus, nämlich, dass er tot ist. Daher muss ein Adjektiv nicht zwingend komparierbar sein, um im Deutschen unter die Wortart "Adjektiv" zu zählen.

Verwendungsweise der Adjektive

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Eine weitere Frage ist, wo die Adjektive ihren Platz in einem Satz haben: In Beispiel (1) steht das Adjektiv vor dem Nomen und nach dem Artikel. Laut DUDEN (2009:338) können nur Adjektive zwischen Artikel und Nomen stehen. Diese Verwendungsweise wird als attributiv bezeichnet. Aber wie in Beispiel (2) zu sehen ist, kann das beschreibende Wort auch nach dem Nomen stehen. Nur steht es in einem Fall aber nicht unmittelbar hinter dem Nomen, sondern nach dem Wort ist. In beiden Sätzen ist groß allerdings unflektiert und Sätze wie

    (2)c *...,dass der Hund große ist.
       d *Der Hund ist großen.

sind ungrammatisch. Deshalb ist hier die Frage, ob groß in dieser Verwendungsweise, wenn es vor oder nach dem Wort ist steht und unflektiert ist, auch zu den Adjektiven zählt. Aber auch dieser Satz beschreibt den Hund näher und daher ist es angebracht zu testen, ob diese Form komparierbar ist:

    (2)e Der Hund ist größer als die Maus.

Der Satz in (2)e ist vollkommen in Ordnung und diese Gruppe fällt auch unter die Kategorie der Adjektive. Sätze wie in (6) sind allerdings nicht möglich.

    (6) *Der Hund groß.

Daher muss groß in Verbindung mit ist stehen. Das heißt diese Art von Adjektiv wird mit Hilfe einer flektierten Form von "sein" und dem Adjektiv gebildet und somit steht das vermeintliche Adjektiv zusammen mit einem Kopula und wird laut der DUDEN Grammatik (2009:352) als prädikative Verwendung bezeichnet. Grammatiken wie Pittner/Berman (2010:17) und auch DUDEN Grammatik (2009:359) sind sich über den attributiven und prädikativen Gebrauch der Adjektive einig. Jedoch sind Adjektive, die ausschließlich attributiv oder prädikativ auftreten, nicht flektierbar:

    (7)a der gestrige Tag
       b *der Tag ist gestrig
    (8)a die Freunde sind quitt
       b *die quitten Freude

Daher fällt ein wichtiges Kriterium der Adjektivbestimmung weg und sowohl DUDEN Grammatik (2009:359) als auch Pitter/Bermann (2010:17) bezweifeln die Zuordnung der ausschließlich prädikativen Verwendungsweise zu der Gruppe der Adjektive. Sie werden unter anderem zu den Adverbien gezählt[3] oder wie Engel (2004:421f.) zu den Kopulapartikel.

Wenn prädikativ verwendete Adjektive zu den Adverbien zählen können, muss es eine Verbindung zwischen Adjektiven und Adverbien geben. Das heißt es gibt auch eine adverbiale Verwendung einiger Adjektive. Hierbei bestimmen sie das Verb näher (siehe Beispiel (9) und (10)), nehmen Bezug auf den ganzen Satz, auf ein anderes Adjektiv oder auf ein Adverb, eine Präposition oder eine Subjunktion (DUDEN Grammatik (2009:354)).

    (9)a Der Hund bellt laut.
       b Der Hund bellt lauter.

Laut kann hier kompariert, nicht aber dekliniert werden. Allerdings können Worte wie "gut" oder "schlecht" auch adverbial verwendet werden, aber in dieser Position sind sie nicht deklinierbar:

    (10)a Das Essen schmeckt gut/schlecht.
        b *Das Essen schmeckt gute/schlechte.
        

Unflektierte Adjektive können auch zusammen mit einer Präposition auftauchen. Hier spielt es keine Rolle, ob sie eine adverbiale oder prädikative Funktion haben (vgl. DUDEN Grammatik (2009:355)). Aber nicht jede Präposition kann mit jedem Adjektiv auftauchen. So geht zum Beispiel 'seit ewig' aber nicht '*vor ewig'.

Adjektive in anderen Sprachen

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Die Frage ist nun, ob die Definition der Adjektive im Deutschen auch auf andere Sprachen übertragbar ist. Haspelmath (2012:114) sagt, um die Hauptwortarten in verschiedenen Sprachen miteinander vergleichen zu können, muss es ein Konzept geben, das universell anwendbar ist. Für ihn klingt die semantische Definition am einfachsten. Für Adjektive sollte dann gelten: "an adjective is a word that denotes a property"[4]". Aber er sagt auch, diese Definition ist nur innerhalb einer Sprache anwendbar. Soll ein Aspekt zwischen mehreren unterschiedlichen Sprachen verglichen werden, so bezieht er sich auf ein etwas enger definiertes Konzept, bei dem er den Begriff der property-root bezeichnet. Damit verbindet er ein Wort, das eine Eigenschaft, wie Alter, Dimension oder Wert beschreibt. Des Weiteren bezeichnet Haspelmath (2012:115) Nomen als thing-root (ein Wort, das ein physikalisches Objekt bezeichnet, egal ob belebt oder unbelebt) und Verben als action-root (ein Wort, das eine gewollte Tat bezeichnet). Im Verlauf des Artikels erweitert er seine Definition der roots und somit sind Adjektive attribution-roots, also Adjektive "are roots used for attribution without special coding"[5].

Es gibt Sprachen, die ihre Wortarten ähnlich der Einteilung des Deutschen haben (Englisch), aber es gibt auch Wortarten, die keine eigene Klasse für Adjektive, wie wir sie aus dem Deutschen kennen, haben. Diese Sprachen drücken die adjektivische Bedeutung entweder durch Nomen (vgl. Quechua) oder durch Verben (vgl. Mandarin) aus (vgl. Shopen, Schachter (2007:16)).

Englisch

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Schauen wir uns zu Beginn die deutschen Beispielsätze im Englischen an:

(11)a the big dog
    b a big dog 
    c the dog is big

Big verändert in keinem Satz seine Form. Es bleibt also unflektiert. Da Adjektive auch im Deutschen Gradwörter sind, weisen Schachter und Shopen (2007) darauf hin, dass Adjektive daher auch im Englischen komparierbar sind und damit gibt es auch hier flektierte Formen:

(12) big / bigger/ biggest

Viele Adjektive lassen sich im Englischen aber nicht nach diesem Prinzip steigern,

(13) *expensive / expensiver / expensivest

sondern sie werden durch more und most gesteigert[6]:

(14) expensive / more expensive / most expensive

Da im Englischen die Substantive auf nur ein Genus festgelegt sind, und es auch nur einen definiten Artikel gibt, ist die Frage, ob Adjektive bei weiblichen oder männlichen Artikel anders flektiert werden, unnütz. Wie die Beispiele (11) a und b zeigen, wird die Form des Adjektivs auch bei definitem oder undefinitem Artikel nicht verändert.

Beispiel c zeigt, dass auch im Englischen ein Kopula verwendet wird.

Anders ist es bei dem adverbialen Gebrauch im Englischen. Laut DUDEN Grammatik (2009:354) können Adjektive nur begrenzt adverbial eingesetzt werden. In Satz (15) wird 'loud' adverbial verwendet, jedoch wird in Satz (16) eine andere Form benötigt, denn hier wird das Suffix "-ly" an den Stamm gehängt.

(15) The old women   spoke   loud.
     Die alte Damen  sprach  laut.
(16) The old woman     draws     accurate-ly.
     Die alte Dame   zeichnete     genau.

Das Englische kann daher weniger Adjektive adverbial verwenden als das Deutsche. Haspelmath (2012:123) fragt sich allerdings nach dem Ursprung, bzw. nach der Absicht des Suffixes -ly. Denn wenn -ly grammatische Informationen beinhaltet, ist es eine gebeugte Form des adjektivischen Lexems und damit gilt es als Adjektiv. Trägt -ly aber lexikalische Informationen, wird es als abgeleitete Form betrachtet und ist ein abgeleitetes adverbiales Lexem.

Das Englische ist wie das Deutsche eine differenzierende Sprache (vgl. Hengeveld und van Lier (2010:130f.)). Das heißt es unterscheidet unter anderem zwischen Nomen, Adjektiven und Adverbien der Art und Weise.

Quechua

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Zu der südamerikanischen Indianersprache Quechua[7] gibt es unterschiedliche Theoreien: eine besagt, die Klasse der Nomen und Adjektive unterscheidet sich nicht voneinander, die andere sagt aus, es sind zwei unterschiedliche Klassen.

Adjektive und Substantive als eine Wortklasse

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Die folgenden Beispiele aus Haspelmath (2012:115) zeigen die Satzstruktur der thing-roots und property-roots. In allen Beispielen lassen sich jeweils die thing-roots und property-roots gleichermaßen einsetzen, ohne dass der Satz seine Struktur oder Form verändern muss. Die adjektivische Verwendungsweise (jeweils in Satz b) wie im Deutschen wird durch die nach Haspelmath (2012:115) genannten property-roots ausgedrückt. Sie verhalten sich wie die thing-roots, da sie bedenkenlos ausgetauscht werden können und daher keine eigene Adjektivklasse gebraucht wird. Viele Linguisten unterscheiden deswegen nicht zwischen Substantiven, die adjektivisch gebraucht werden und anderen Substantiven (vgl. Schachter / Shopen (2007:17), sondern sieht beide als Unterklasse der Nomen (vgl. Haspelmath (2012:118)).

Die Beispiele in (17) zeigen den referentiellen Gebrauch von thing-roots und property-roots. Wie auch im Deutschen wird der Kasus am Subjekt bzw. am Adjektiv markiert.

(17)a rumi-ta    rikaa
      stone-ACC  see.1SG
      'I see the stone.'
    b hatun-ta   rikaa
      big-ACC    see.1SG
      'I see the big one.'

Zudem sind Adjektive auch in Quechua nach Numerus und Kasus flektierbar. Beispiel (18) sowie Beispiel (19) aus Schachter und Shopen (2007:17) zeigen außerdem, dass die Adjektive auch eine prädikative Verwendungsweise, wie die Adjektive im Deutschen, haben können:

(18)a Taqay rumi   ka-yka-n.
      that  stone  be.IMPFV-3
      'That is a stone.'
    b Taqay hatun  ka-yka-n.
      that  big    be.IMPFV-3.
      'That is big/a big one.'
(19)a Chay  runa  hatun (kaykan)
      that   man   big    (is)
      'that man is big'
    b Chay  runa  alkalde (kaykan)
      that   man   mayor    (is)

Allerdings wird im Quechua das Kopulaverb sein nicht zwingend gebraucht. Der Satz ist auch ohne das Kopulaverb grammatisch. Diese Beispiele zeigen außerdem, dass sich Nomen mit adjektivischem Gebrauch nicht von anderen Nomen unterscheiden. Weder im attributiven Gebrauch (Beispiel (18)) noch im prädikativen Gebrauch (Beispiel (19))[8].

Die Beispiele in (20) zeigen den attributiven Gebrauch der Adjektive in Quechua.

(20)a rumi   wasi
      stone  house
      'stone house'
    b hatun  wasi 
       big   house
      'big house'


Wenn wir uns das Beispiel aus Schachter und Shopen (2007:17) anschauen, erkennen wir ebenso die Markierung des Plurals am Adjektiv:

(21) Rikaška: hatun-kuna-ta.
      I saw    big - PL -ACC
      'I saw the big ones.'

Adjektive und Substantive als eigene Wortklassen

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Aber es gibt auch Widersprüche zu der Theorie, die Wortklassen unterscheiden sich nicht voneinander, denn Haspelmath (2012) legt eine These Floyds (2011) dar, in der dieser sagt, es gäbe sehr wohl eine Unterscheidung zwischen thing-roots und property-roots, denn die property-roots verhalten sich anders als die thing-roots. Diese können nämlich den Nomen vorausgehen, aber nicht umgekehrt:

(22)a Chapy  shuk  yurak   wasi-ta    riku-ku-ni.
      There  one   white  House-ACC  see-PROG-1SG.
      'There I see a white house.'
    b *Chapy  shuk  wasi   yurak-ta    riku-ku-ni.
       there  one  house   white-ACC   see-PROG-1SG.

Das Beispiel zeigt, dass es, wie im Deutschen auch, zwei verschiedene Klassen sein müssen und dass Nomen Adjektive nicht modifizieren können. Auch bei dieser Theorie lässt sich ein Vergleich zum Deutschen ziehen, denn auch im Deutschen modifizieren Nomen keine Adjektive und Adjektive können attributiv zwischen Artikel und Nomen stehen (siehe Valenz der Adjektive).

Haspelmath (2012:117) zeigt hier allerdings einen Vergleich zu Unterklassen der Wortklassen, denn auch diese verhalten sich zum Teil anders und als Argument dafür bringt er ebenso ein Beispiel aus dem Deutschen: er erklärt es mit der Reihenfolge mehrere Adjektive in einem Satz im Deutschen. Der Satz in (22)a ist vollkommen in Ordnung, wobei die Satzstruktur in (22)b eher fraglich ist, obwohl beide Worte zur Gruppe der Adjektive zählen:

(23)a ein schönes großes 
    b ?*ein großes schönes

Dies bestätigt aber wiederum die vorherige Theorie, dass es auch Unterklassen einer Wortart gibt, die sich nur manchmal anders verhalten, aber daher nicht sofort als zwei verschiedene Wortklassen zählen.

Mandarin Chinesisch

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Im Gegensatz zu Quechua ist Mandarin eine adjektivisch-verbale Sprache (Schachter und Shopen (2007:18)). Das heißt Verben werden auch dazu verwendet, um die adjektivische Bedeutung auszudrücken. Allerdings verhalten sich Verben mit adjektivischer Bedeutung und Verben, wie Substantive und Substantive mit adjektivischer Bedeutung in Quechua, in prädikativer Ausdrucksweise gleich. Schachter und Shopen (2007:18) zeigen das an folgenden Beispielen:

(27)a Neige  nüaizi  piaoliang.
       that   girl   beautiful
      'That girl is beautiful.'
    b Neige  nüaizi  liaojue.
       that   girl  understand
      'That girl understands.'

Der Unterschied zum Deutschen bei prädikativer Verwendungsweise ist hier die Tatsache, dass kein Kopulaverb gebraucht wird. Ebenso unterscheidet sich auch die attributive Verwendung. Schachter und Shopen (2007:18) legen auch diesen Unterschied in ihren Beispielen dar:

(28)a piaoliang  de  nüaizi
      beautiful  REL  girl
      'a girl who is beautiful/a beautiful girl'
    b liaojie    de  nüaizi
      understand REL  girl
      'a girl who understands/an understanding girl'

Die attributive Verwendung ist dahingehend verschieden, dass es zum eine keinen Artikel gibt und zum anderen wird im Mandarin die attributive Verwendung durch ein Relativpronomen eingeleitet. Die gleiche Satzkonstruktion von Verben und Verben mit adjektivischer Bedeutung ist bei beiden Beispielsätzen klar zu erkennen (vgl. Beispiele Schachter/Shopen (2007).

Adjektive in ihrem Umfeld

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Adjektiv als Modifikator

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Wie bereits erwähnt wurde, müssen im Deutschen die Präpositionen auf die Adjektive abgestimmt sein. Des Weiteren gibt es auch bestimmte Ergänzungen, die von den Adjektiven gefordert werden. Jedes Adjektiv hat also Valenz und fordert mindestens eine Ergänzung und höchsten Falls fordert es drei. Adjektive die keine Ergänzung fordern, sind sehr selten.(vgl. DUDEN Grammatik (2009:261). Nehmen wir das Beispiel (2)b Der Hund ist groß. Das Adjektiv 'groß' fordert hier etwas, das groß ist. Die Adjektive können aber ihre Valenz ändern. Zum Beispiel hat Klaus ist zufrieden nur eine Ergänzung, aber Klaus ist mit dem Ergebnis zufrieden zwei. Nämlich die erste Ergänzung, Klaus, der mit etwas zufrieden ist, nämlich mit dem Ergebnis. Das heißt also das Adjektive im Deutschen ihre Bezugsphrasen modifizieren. Dass die Bezugsphrasen die Adjektive modifizieren kann ausgeschlossen werden, da Sätze wie in (6) ungrammatisch sind. Im Englischen hat jede Wortart ihre 'Aufgabe'. In einem Satz wie in (18) modifiziert old die referentielle Phrase und accurately die prädikativen Phrasen. In flexiblen Sprachen, wie zum Beispiel dem Türkischen, kann ein lexikalisches Element Kopf einer referentiellen Phrase, Modifizierer innerhalb einer referentiellen Phrase oder Modifizierer innerhalb einer prädikativen Phrase sein. Wie im Mandarin hat auch Krongo nur Wortklassen, die den deutschen Wortklassen der Nomen und Verben entsprechen. In beiden Sprachen wird ein Relativsatz geformt, um ein Kopfnomen innerhalb eines referentiellen Satzes zu modifizieren. Daher Diese Sprachen gelten daher als unbiegsam und müssen das Fehlen der lexikalischen Klassen, die eine modifizierende Funktion haben, durch Relativsätze kompensieren(vgl. diesen Abschnitt mit Hengeveld und van Lier (2010:130f.)).

Im Deutschen und im Englischen gilt das Kopf-rechts Prinzip und wenn das Adjektiv das Bezugsnomen modifiziert geht es diesem voran. Und auch in den Beispielen von Quechua und Mandarin ist zu erkennen ist, dass das Nomen dem Adjektiv folgt.

Adjektiv ohne Nomen[9]

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Wie aus dem Artikel hervorgeht, werden Adjektive in manchen Sprachen nicht flektiert:

(29)a der große Hund

ist im Englischen

    b the big dog

Wenn der Kontext im Deutschen bekannt ist, kann auch nur der/die große gesagt werden, da Numerus, Kasus und Genus durch das Suffix markiert sind. Lässt man im Englischen dog weg, steht nur noch

    d *the big

und aufgrund der fehlenden Flexion ist das ungrammatisch. Im Englischen und auch in Mandarin gibt es dafür eine grammatikalischen Marker. Im Englischen ist dies one und in Mandarin lautet dieser de. Das heißt, der grammatikalische Marker folgt dem Adjektiv, wie in den folgenden Beispielen zu sehen ist:

 (30) the big one
      der große

oder

 (31)  Wǒ   yào   hóng   de.
      1SG   want  red   ASSOC.
       I want the red one.
       Ich will den roten.

Adjektive können also im Englischen und in Mandarin nicht ohne Nomen vorkommen, wenn ihnen keine grammatikalische Markierung durch ein anderes Wort folgt.

Laut Kapitel 61 aus dem WALS kann im Quechua (Imbabura) ein adjektivisch gebruachtes Wort ohne Nomen und ohne jegliche Markierung vorkommen.

Zusammenfassung

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Das Deutsche steht mit seiner Wortarteneinteilung eher allein da. Die wenigsten Sprachen unterteilen die Wortarten so strikt wie das Deutsche. Die meisten Sprachen drücken das, was im Deutschen durch ein Adjektiv ausgedrückt wird, durch eine andere Wortart, wie zum Beispiel durch Nomen oder Verben, aus. Es gibt Sprachen, die trotz der unterschiedlichen Wortarteneinteilung eine Ähnlichkeit zur Deutschen Sprache haben, aber es gibt gewiss auch viele Sprachen, die komplett verschieden sind und mit dem Deutschen in nichts übereinstimmen.

Ein strittiger Punkt ist jedoch, in wie weit es Ausnahmen gibt oder geben darf und ab wann die Abweichung einer Wortart zu groß ist. Quechua ist ein sehr gutes Beispiel, da es Argumente für eine Unterklasse der Adjektive gibt, aber auch einschlägige Argumente, die dagegen sprechen.

Beim Vergleich zweier oder mehrerer Wortarten aus verschiedenen Sprachen muss von Anfang an beachtet werden, dass es sich um zwei verschiedene Sprachen handelt und demnach nicht die selbe Einteilung vorliegt. Keine Sprache gleicht einer anderen und daher sollte man sich bewusst sein, was untersucht oder verglichen werden soll, um auf dieser Grundlage dann die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede herauszuarbeiten.

Ausblick

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Wie in der Einleitung bereits erwähnt wurde, kann dieses Thema noch viel weiter ausgearbeitet werden. Dazu kommen noch die anderen Wortarten des Deutschen, denn auch dort finden sich ähnliche Probleme, Gemeinsamkeiten oder Unterschiede wie beim Vergleich der Adjektive. Würde man nun mit dem Wortartenvergleich fortfahren, wäre wohl die nähere Betrachtung der Adverbien sehr interessant, da sie, wie im Artikel bereits erwähnt wurde, mit den Adjektiven in Verbindung stehen.

Einzelnachweise

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  1. vgl. Haspelmath, Martin (2012): How to compare major word-classes across the world's languages. UCLA Working Papers in Linguistics,Theories of Everything, Vol.17, Article 16, S. 114.
  2. http://www.duden.de/rechtschreibung/Adjektiv, 28.08.2014, 11.20 Uhr.
  3. DUDEN Grammatik (2009:359).
  4. Haspelmath, M. (2012). How to compare major word-classes across the world’s languages. Theories of everything. In honor of Ed Keenan. Los Angeles: University of California at Los Angeles (UCLA Working Papers in Linguistics, 17), S.115.
  5. Haspelmath (2012:125).
  6. wie auch im Deutschen gibt es einige unregelmäßige Formen, die keine Regelmäßigkeit vorweisen.
  7. http://www.duden.de/rechtschreibung/Quechua_Sprache.
  8. frei übersetzt nach Schachter und Shopen (2007:17).
  9. Der folgende Abschnitt basiert auf der Grundlage des Kapitels 61 des World Atlas of Language Structur: http://wals.info/chapter/61, 08.Oktober 2014, 11.20.

Literatur

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  • Duden (2009): Die Grammatik. Unentbehrlich für richtiges Deutsch. Herausgegeben von der Dudenredaktion. 8., überarbeitete Auflage. Duden Bd. 4. Mannheim / Wien / Zürich: Dudenverlag.
  • Engel, Ulrich (2004): Deutsche Grammatik. Neubearbeitung. München. Iudicium.
  • Floyd, Simon (2011): Re-discovering the Qechua adjective. Linguisitic Typology 15.
  • Gil, David (2013): Adjectives without Nouns. In: Dryer, Matthew S. & Haspelmath, Martin (eds.) The World Atlas of Language Structures Online. Leipzig: Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology. (Available online at http://wals.info/chapter/61, 08.Oktober 2014, 11.20.)
  • Gil, David (2013): Genitives, Adjectives and Relative Clauses. In: Dryer, Matthew S. & Haspelmath, Martin (eds.) The World Atlas of Language Structures Online. Leipzig: Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology. (Available online at http://wals.info/chapter/60, 09.Oktober 2014, 18.16.)
  • Haspelmath, Martin (2012): How to compare major word-classes across the world's languages. In UCLA Working Papers in Linguistics, Theories of Everything, Vol.17, Article 16, S. 109-130.
  • Hengeveld, K., & van Lier, E. (2010). An implicational map of parts of speech. Linguistic Discovery, 8(1), 129-156.
  • Pittner/Berman (2010): Deutsche Syntax. Ein Arbeitsbuch. 4. Aufl. Tübingen. Gunter Narr Verlag.
  • Schachter/Shopen (2007): Parts-of-speech systems. In Timothy Shopen (ed.): Language Typology and Syntactic description, Cambridge, Cambridge University Press, 2007, Vol. 1, Clause Structure, Second Edition, S. 1-60.
  • Vogel, Petra Maria (1996): Wortarten und Wortartenwechsel. Berlin, New York. De Gruyter.
  • Wöllstein, u.a. (2006): Deutsche Satzstruktur. Grundlagen der Syntaktischen Analyse. Tübingen. Stauffenburg Verlag.