Basiskonzepte im GSP-Unterricht/Perspektive

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Basiskonzepte im GSP-Unterricht/Perspektive

Das BasiskonzeptPerspektive“ wird dem epistemischen Bereich zugeordnet, mit dem die Schülerinnen und Schüler auf unterschiedliche Sachverhalte mithilfe ihres erworbenen Wissens reagieren können.[1]

Das Basiskonzept Perspektive[Bearbeiten]

Lernvideo zum Basiskonzept Perspektive

Unter Perspektive werden unterschiedliche Betrachtungsweisen zu einem Sachverhalt verstanden. Divergente Perspektiven können sowohl mit Blick auf die Vergangenheit als auch auf die Gegenwart angewendet werden. Ziel des Konzeptes ist es, dass Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Sichtweisen zu historischen Quellen und Darstellungen entwickeln und in diesen erkennen können. Somit sollen die Schülerinnen und Schüler zur Erkenntnis gelangen, dass Geschichtsschreibung immer von einem bestimmten Standpunkt des Verfassers aus erfolgt. Dies soll schlussendlich zur vertiefenden Einsicht führen, dass Quellen und Darstellungen einerseits als fixierte Überlieferung zu verstehen sind. Andererseits sollen sich die Schülerinnen und Schüler im Quellenstudium bewusst werden, dass Blicke in die Vergangenheit immer nur perspektivisch und nur stichpunktartig möglich sind. Bewusstes Wechseln der Perspektiven befähigt die Schülerinnen und Schüler, einseitige Geschichtsdarstellungen zu erkennen. [2]

Für Friedrich Öhl ist die Multiperspektivität eine wichtige Säule des Geschichtsunterrichts. Er schreibt dazu: „Jede Verknüpfung von Ereignissen ist eine Deutung eines Zusammenhanges aus einem bestimmten Blickwinkel heraus und nahezu jede dieser Deutungen lässt die zu Grunde liegende Absicht erkennen. [...] Damit entgehen wir auch der beliebten Schüler/innenfrage, wie es denn wirklich gewesen ist, mit der einfachen Feststellung, dass zwei oder mehr Geschichten zum selben Ereignis plausible und triftig sein können. [...] Unterschiedliche Wahrnehmungs-, Deutungs- und Orientierungsebenen haben also gleichermaßen eine Berechtigung.“

Anwendungsbeispiel für den Unterricht[Bearbeiten]

Im Lehrplan für das Unterrichtsfach Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung ist als Unterrichtseinheit die Französische Revolution von 1789 vorgesehen. Hierzu würde es sich anbieten, mehrere kürzere Textquellen in den Unterricht einzubauen. Anhand dieser Quellen könnten die Ursachen, der Verlauf und Konsequenzen der Französischen Revolution beleuchtet werden. Den Schülerinnen und Schülern soll bewusst gemacht werden, dass es viele unterschiedliche Perspektiven gibt. Es kann z.B. die Untersuchung von verschiedenen Aussagen der Mitglieder der drei Stände (Adelige, Geistliche, Bürger und Bauern) Klarheit schaffen. Oft sind eben nur einzelne Perspektiven bekannt, die für sich betrachtet lediglich einen einseitigen Standpunkt vertreten. Im Idealfall verstehen die Schülerinnen und Schüler durch das Aufzeigen dieser Multiperspektivität, dass sich Sachverhalte in historischen Quellen am ehesten durch vielseitige Betrachtungsweisen objektiver erschließen lassen.[3]

Literatur[Bearbeiten]

  • Christoph Kühberger: Kompetenzorientiertes historisches und politisches Lernen. Methodische und didaktische Annäherungen für Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung (Österreichische Beträge zur Geschichtsdidaktik. Geschichte-Sozialkunde-Politische Bildung 2). Studienverlag, Innsbruck­–Wien­–Bozen 2009, ISBN 105.3706547023.
  • Friedrich Öhl: Geschichte und politische Bildung im Unterricht. In: Barbara Dmytraz et. Al (Hrsg.), Fachdidaktik. Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung, Modelle, Texte, Beispiele. Wien 2005.

Einzelnachweis[Bearbeiten]

  1. Christoph Kühberger: Kompetenzorientiertes historisches und politisches Lernen. Methodische und didaktische Annäherungen für Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung (Österreichische Beträge zur Geschichtsdidaktik. Geschichte-Sozialkunde-Politische Bildung 2). Studienverlag, Innsbruck­–Wien­–Bozen 2009, ISBN 105.3706547023, S. 106.
  2. Christoph Kühberger: Kompetenzorientiertes historisches und politisches Lernen. Methodische und didaktische Annäherungen für Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung (Österreichische Beträge zur Geschichtsdidaktik. Geschichte-Sozialkunde-Politische Bildung 2). Studienverlag, Innsbruck­–Wien­–Bozen 2009, ISBN 105.3706547023, S. 104.
  3. Friedrich Öhl: Geschichte und politische Bildung im Unterricht. In: Barbara Dmytraz et. Al (Hrsg.), Fachdidaktik. Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung, Modelle, Texte, Beispiele. Wien 2005, S.24