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Benutzer:Antonia Mak/Die mediale Darstellung des Giftgaseinsatzes während des Ersten Weltkrieges am Beispiel der 12. Isonzoschlacht

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Name des Themas ist "Die Mediale Darstellung des Giftgasteinsatzes während des Ersten Weltkrieges am Beispiel der 12. Isonzoschlacht"

k.u.k. Truppen beim Angriff an der Isonzofront

Im Ersten Weltkrieg wurde, obwohl alle internationalen Großmächte sich mit der Unterzeichnung der Haager Landkriegsordnung im Jahre 1899 auf den Verzicht von chemischen Kampfstoffen im Kriegsfall einverstanden erklärten, Giftgas angewendet. Bereits 1914, kurz nach Beginn des Krieges, wurden erste Versuche mit Reiz- und Giftgasen durchgeführt. In Deutschland übernahm der Chemiker Fritz Haber die Leitung dieser Versuche. Seine Forschung ermöglichte den Einsatz der Giftgase Chlor und Phosgen.

Als Italien der österreich-ungarischen Monarchie trotz Dreibund am 23. Mai 1915 den Krieg erklärte, wurden österreichische Truppen an die Grenze geschickt, wo auch unmittelbar die erste Isonzoschlacht begann. Als offizieller Beginn der Isonzoschlachten gilt allerdings der 23. Juni 1915. Das erste mal wurde an der Isonzofront im August 1916 von österreichischer Seite Giftgas eingesetzt, nachdem Kaiser Franz Joseph, der sich zuvor vehement gegen den Einsatz von Chemikalien wehrte, eine Falschmeldung über den Einsatz von Giftgas von italienischer Seite überbracht wurde. Der folgenreichste Einsatz von Giftgas an der Südfront am Isonzo erfolgte bei der zwölften Isonzoschlacht vom 24. - 27. Oktober 1917. Deutsche Pioniereinheiten verschossen Giftgase in so hoher Zahl, so dass in den vorderen italienischen Stellungen fast keine Überlebenden überblieben. Völligen Stillstand an der Isonzofront gab es allerdings erst Anfang Dezember 1917.

Darstellung des Giftgaseinsatzes in der Presse des Ersten Weltkrieges

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Die Redaktionen mussten sich im Ersten Weltkrieg an die damals geltenden strengen Zensurbestimmungen halten. Negatives oder gar Meldungen über die Verluste der k.u.k.-Truppen waren der ausländischen Presse vorbehalten.[1] Verboten waren auch Berichterstattungen über Notlagen der Bevölkerung. Der Inhalt der Zeitungen wurde vor Veröffentlichung vom österreichischen Kriegsüberwachungsamt kontrolliert. Um die Siegeszuversicht zu stärken wurde von der inländischen Presse also ausschließlich positiv berichtet. Teil der Berichterstattung waren das Vordringen in feindliches Gebiet, die Kampfmoral der eigenen Truppen und die Verluste der Gegner. Erst als die ersten verwundeten Soldaten mit ihrer Ausrüstung, zu der auch Gasmasken gehörten, in die Heimat zurückkehrten, war nicht mehr zu leugnen, dass in diesem Krieg bisher unbekannte Kampfmittel verwendet wurden.[2] Auch durch mündliche Berichte der Soldaten war die Politik des Schweigens nicht mehr aufrechtzuerhalten. Die Thematik rund um chemische Waffen wurde zum Bestandteil des öffentlichen Lebens, jedoch nicht der Presseberichterstattung.[3]

Darstellung der 12. Isonzoschlacht in der österreichischen Presse

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Darstellung in der illustrierten Kronen Zeitung

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Das Titelblatt der illustrierten Kronen Zeitung zierten zur damaligen Zeit Karikaturen, die den Krieg, aber auch die Folgen darstellten. Ebenfalls am Titelbild vertreten waren die größten Schlagzeilen, die den Krieg und die momentane Lage betrafen. Erst auf der zweiten Seite wurde unter dem Titel "Der Krieg" detaillierter berichtet. Unter anderem wurden dort auch die Meldungen des österreichischen und die des deutschen Generalstabes veröffentlicht. Die folgenden Seiten widmeten sich den Verbündeten Österreichs und deren Erfolgen. Die illustrierte Kronen Zeitung bestand im Zeitraum der zwölften Isonzoschlacht aus insgesamt acht bis zwölf Seiten. Durchschnittlich waren vier Seiten davon dem Krieg gewidmet (inklusive Titelblatt).

In der Zeit vom 24. bis zum 27. Oktober 1917, ließ sich in der illustrierten Kronen Zeitung kein Hinweis auf die Verwendung von Giftgas finden - weder in den Artikeln, noch in den Karikaturen. Thematisiert wurden, wie zu dieser Zeit üblich, vor allem die Vorstöße in feindliches Gebiet und wie viele Verluste die Gegner zu verzeichnen hatten. Am 27. Oktober wurde am Titelblatt eine Karikatur veröffentlicht, die die österreichisch-ungarischen Truppen an der Isonzofront darstellten, als sie gerade einen Angriff durchführten. Die Bildunterschrift lautete "Kämpfe an der Isonzofront. Gegenstoß einer österr. ung. Stroßtruppe bei Nacht.". Auf dieser Karikatur wurden die Soldaten ohne Gasmasken dargestellt. Auch die nächsten Tage nach dem offiziellen Ende der Schlacht, wurde der Einsatz von chemischen Waffen nicht thematisiert. Eine Karikatur vom 29. Oktober 1917 zeigt unter dem Titel "Vorwärts gegen die Italiener"Kursiver Text Soldaten, die sich ohne Gasmasken auf dem Schlachtfeld vorwärts bewegen. Drei der Dargestellten ziehen ein Gebirgsgeschütz, das damals auch, aber nicht hauptsächlich, für das Verschießen von Gasgranaten verwendet wurde. Leser und Leserinnen wurden, obwohl der Krieg sich immer mehr dem Ende zuneigte, weiterhin in ihrer Siegeszuversicht bestärkt. Für den Zeitraum der zwölften Isonzoschlacht kann gesagt werden, dass sich die illustrierten Kronen Zeitung an die geltenden Zensurbestimmungen hielt und keine Informationen bezüglich chemischer Waffenveröffentlicht wurden.

Darstellung im Deutschen Volksblatt

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Zur Zeit des Ersten Weltkrieges wurden eine Morgen- und eine Mittagsausgabe des Deutschen Volksblattes veröffentlicht. Im Gegensatz zur illustrierten Kronen Zeitung, wurden auf der Titelseite beider Ausgaben, weder Bilder noch Karikaturen dargestellt. Das Titelblatt bestand aus einer großen Überschrift, die die zentralen Ereignisse des Krieges beinhaltete und mehreren kleinen Unterüberschriften, die vor allem die Gefangenen der Gegner und die erbeuteten Geschütze zählten. Täglich Teil der Titelseite waren der österreichisch-ungarische Tagesbericht sowie der deutsche Tagesbericht. Wie auch die illustrierte Kronen Zeitung berichtete das Deutsche Volksblatt auf den weiteren Seiten über die Erfolge der Verbündeten sowie die Verluste der Feinde. Die Zeitung bestand im Zeitraum der zwölften Isonzoschlacht aus vier bis zwölf Seiten. Dem Krieg gewidmet waren davon durchschnittlich drei Seiten.

Auch im Deutschen Volksblatt konnten sich weder in der Zeit vom 24. bis 27. Oktober 1917 Informationen zum Einsatz von chemischen Waffen finden, noch in den Tagen nach der offiziellen Schlacht. Auch die Berichterstattung war ähnlich der der Kronen Zeitung, Bilder oder Karikaturen wurden bei dieser Zeitung allerdings keine veröffentlicht. Auch beim Deutschen Volksblatt kann gesagt werden, dass der Leserschaft Informationen über den Gaskrieg vorenthalten wurden.

Aufarbeitung des Giftgaseinsatzes 100 Jahre danach

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In diversen Zeitungen, wie dem Standard, dem Kurier oder der Presse, wurde der Giftgaseinsatz, vor allem zum 100 jährigen Jubiläum 2014, aufgearbeitet. Neben geschichtlichen Fakten wurden vor allem die Traumata angesprochen, die dieser Krieg hinterlassen hat - und das bis heute. Ein Grund dafür ist, dass Zeitzeugen sich selbst Schweigen auferlegt hatten, um sich selbst zu schützen. Gabriele Baring, Systemtherapeutin aus Berlin, bestätigte dies in einem Interview mit dem Kurier: "Es ist erwiesen, dass sie (Anm.: Traumata) über Generationen hinweg wirken – und zwar so, als wären sie gestern geschehen. Leid, das nicht bearbeitet und worüber nicht gesprochen wurde, hat enorme Wirkkraft." Ebenso Thema war der Einsatz von Giftgas, der heute noch in einigen Teilen der Welt praktiziert wird, beispielsweise im syrischer Bürgerkrieg.

Anfangs gab es, laut Militärhistoriker Manfred Rauchensteiner im Interview mit der Kleinen Zeitung, auf der Seite Österreich-Ungarn die Ansicht, ein Gasangriff sei nicht schrecklicher als tagelanges Trommelfeuer. Im Endeffekt wurde den Beteiligten aber klar, dass dies ein Irrtum war. So verpflichteten sich die Regierungen des Völkerbundes im Genfer Protokoll 1925, auf den Verzicht von chemischen Waffen. Gebrochen wurde dieses Tabu jedoch 1936 von den Italienern in Abessinien, ab 1937 von den Japanern im Krieg gegen China, vom Irak im ersten Golfkrieg 1980 gegen den Iran, von Diktator Saddam Hussein 1988 gegen die Kurden und schließlich vom Assad-Regime gegen das eigene Volk in Syrien.

Seit 1997 sind chemische Waffen durch die Chemiewaffenkonvention international offiziell geächtet; auch die Entwicklung, Herstellung und Lagerung sind verboten. Dennoch bleiben die USA, neben Russland, nach wie vor größter Besitzer chemischer Kampfstoffe.

Literatur

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  • Wolfgang Wietzker: Giftgas im Ersten Weltkrieg. AV Akademikerverlag, 2012 Saarbrücken, ISBN 978-3-639-41896-5.

Einzelnachweise

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  1. Wolfgang Wietzker: Giftgas im Ersten Weltkrieg. AV Akademikerverlag, Saarbrücken 2012, ISBN 978-3-639-41896-5, S. 78–80.
  2. Wolfgang Wietzker: Giftgas im Ersten Weltkrieg. AV Akademikerverlag, Saarbrücken 2012, ISBN 978-3-639-41896-5, S. 82–85.
  3. Wolfgang Wietzker: Giftgas im Ersten Weltkrieg. AV Akademikerverlag, Saarbrücken 2012, ISBN 978-3-639-41896-5, S. 82–85.
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