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Benutzer:Magdalena Harmat/Antikriegskunst zur Zeit des Ersten Weltkriegs

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Egger-Lienz: Die Namenlosen (1916)

Antikriegskunst zur Zeit des Ersten Weltkriegs lehnte sich gegen das damalige Kunstverständnis, welches in stilistische und formalästhetische Kategorien geteilt war, sowie gegen die Kriegseuphorie. Antikriegskünstler setzten sich für eine Auseinandersetzung mit den negativen Folgen des Krieges ein.

Definition

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Antikriegskunst zur Zeit des Ersten Weltkriegs fand ihren Höhepunkt erst in der Nachkriegszeit bzw. in den 1920er Jahren. Einzelne Künstler wandten sich, meist nach negativen, persönlichen Erfahrungen, gegen den Krieg. Künstler, die dieser Art von Kunst zuzuschreiben sind, wandten sich mit ihren Werken dem Grauen des Krieges zu. Es ging nicht mehr um das Beschönigen des Krieges, sondern um die Verarbeitung des Erlebten und das Aufklären der Menschen über die Konsequenzen des Krieges. Manche der Antikriegskünstler hatten sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet, nicht jedoch aus Kampfmotivation, sondern vielmehr, weil sie eine neue Inspirationsquelle suchten. Antikriegskunst war eine Möglichkeit, die erlebten Eindrücke zu verarbeiten. Man wollte nicht ästhetisch schöne Bilder erschaffen, sondern das Grauen so darstellen, wie es vom Künstler erlebt worden war.

Akteure in Deutschland

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Otto Dix

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Hauptartikel: Otto Dix

Dix erlebte den Ersten Weltkrieg fast vollständig an der Front. Ebenso wie viele andere meldete er sich im September 1915 freiwillig und kämpfte unter anderem an der West- und Ostfront. In 500 Zeichnunngen, die er in Schützengräben angefertigt hatte, verarbeitete er die traumatischen Ereignisse. Anfangs bleibt Dix noch bei realitätsgettreuen Werken, ab 1917 sind seine Bilder meist futuristisch oder expressiv. Er malt entstellte Gesiichter, aufgeschlagene Schäde, abgetrennte Körperteile, alles, was den Schrecken des Krieges aufzeigt. [1]

Der Krieg

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Die Mappe wurde 1924 veröffentlicht. Es zeigt Tod, Sterbende, kriegsneurotische Soldaten, ausgebombte Landschaften und Gräber. Dix datierte die Bilder und schrieb dazu, welchen Ort sie darstellten, so dienten sie als eine Art Dokumentation. Die Mappe unterscheidet sich stark von den Bildern, die Dix während seiner Zeit an der Front gezeichnet hatte. Damals sah er den Krieg noch enthusiastisch als unausweichlichen Teil des Lebens, in den 1920er Jahren porträtierte er nur mehr den Horror. Das Bild "Sturmtruppe geht unter Gas vor", welches auch Teil der Mappe war, zeigt beispielsweise Soldaten als schaurige Gestalten mit Gasmasken, die den Betrachter anzugreifen erscheinen. [2] Dix hat das Bild in Grautönen gehalten, die weißen Masken der Soldaten fallen vor dem dunklen Hintergrund besonders auf.

Max Beckmann

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Hauptartikel: Max Beckmann

Max Beckmann ging nicht aus politisch motivierten Gründen an die Front, sondern weil er für sich selbst Erfahrungen sammeln wollte, die er dann in seiner Kunst verarbeiten wollte. In einem Brief an seine Frau Minna schrieb er im Krieg, er mache diese "Angelegenheit" nicht als Historiker, sondern als Künstler. Er zeichnete immer, wenn es ging. In seiner 1919 erschienenen Mappe "Gesichter" zeigte er die düstere Seite des Krieges. Er schuf entstellte Gesichter, gezeichnet vom Elend, der Zerstörung und den Toten. [3] Aus dem Krieg kehrte er desillusioniert und ernüchtert zurück. Unter seinen Werken befanden sich zahlreiche Selbstporträts. Diese spiegelten den Künstler meist in seiner derzeitigen Lage wieder. Besonders sein Werk "Selbstbildnis mit rotem Schal" von 1917 zeigt sein verändertes Weltbild. Diese Selbstbildnisse dienten nicht nur der Darstellung seiner selbst, sondern seiner selbst zu einer bestimmten Zeit.[4] Charakteristisch für sie war ein kantiger Schädel, herabgezogene Mundwinkel und ein kräftiges Kinn. Selbstbildnis mit Schal zeigt seinen künstlerischen Neuanfang nach Ende seines Kriegsdienstes und einem Zusammenbruch. Er bleibt bei den kantigen Formen, bewegt sich nun aber zwischen dem Sichtbarem und Unsichtbarem. [5]

Die Auferstehung

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In einem ersten Anlauf, seine Kriegserlebnisse auf Papier zu bringen, kreierte Beckmann 1916 "Die Auferstehung". 1915 wurde er wegen eines Zusammenbruchs beurlaubt. Das Bild zeigt den Krieg in einem einzigen Chaos. Unter einer schwarzen Sonne stehen, liegen, sitzen Gestalten, sie wirken haltlos, ziellos und bewegen sich in alle Richtungen. Es gibt keinen Boden unter ihren Füßen, sie scheinen alle in einer Zwischenwelt zu schweben. Menschen rechts unten am Bild beobachten das Geschehen, darunter auch Max Beckmann selbst, der zweimal am Bild vertreten ist. So taucht er auch in weiteren Gemälden immer wieder auf. Das Bild zeigt unverfroren die düsteren Seiten des Krieges, die Bodenlosigkeit, Ziellosigkeit und Zerrüttung. Beckmann hatte schon während seiner Zeit im Krieg angekündigt, dass er die Toten, die ihm begegnen, malen würde. Er hatte die Sinnlosigkeit des Krieges erkannt. [6]

John Heartfield

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Hauptartikel: John Heartfield

Heartfield war ein Kriegsgegner der ersten Stunde. So hasste er alle Kriegsbefürworter und wollte gegen diese auftreten. Wie auch George Grosz wollte er sich gegen die antienglische Einstellung in Deutschland zur Zeit des Ersten Weltkrieges auflehnen und nahm einen englischen Namen an. [7]

Grosz und Heartfield 1920 auf der "Ersten internationalen Dada-Messe"

George Grosz

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Hauptartikel: George Grosz

Bereits im November 1914 meldete sich George Grosz als Kriegsfreiwilliger, um der Einberufung und einem eventuellen Fronteinsatz zuvorzukommen. Im Mai 1915 wurde er wegen einer Stirnhöhlenvereiterung als untauglich erklärt.[8] Grosz war schon vor dem Krieg für seinen Zynismus bekannt. Seine Werke waren nicht ästhetisch, er brach mit der damaligen künstlerischen Normen. Hass war ein großes Thema in seinen Bildern. Für ihn war die Welt gekennzeichnet von Chaos, sie war hässlich. Besonders Großstädte nahm er hart vors Gericht. Sie bzw. die Welt allgemein waren die Orte, an denen Mord, Raub, Vergewaltigung und Zerstörung herrschten. So war es, dass er die Welt allgemein schlecht darstellte und manchmal in seinen Bildern nach dem Krieg eben auch schlimme Kriegserlebnisse einbauen konnte, welche seine pessimistische Sicht bestärkte. [9]

Die Gesundbeter

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Das Bild entstand 1918. In diesem untersucht ein Arzt ein halb vermodertes Skelett mit Brille und sagt: "KV", was "kriegsdienstverwendungsfähig" bedeutet. Grosz geht es hierbei um seine eigenen Ängste und Erlebnisse des Krieges. Das Bild ist eine Reaktion auf die erneute, von Grosz gefürchtete Einberufung in den Kriegsdienst. Nicht der Hass oder die Kritik an der allgemeinen Gesellschaft stehen im Mittelpunkt, sondern ganz konkret Grosz' Ängste. Die erneute Einberufung stellte eine bedrohliche Situation dar. [10]

Gott mit Uns

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1920 erschien die Grosz' Mappe "Gott mit Uns" (Untertitel: "Politische Mappe"). Sie enthält neun Illustrationen, die die Blödsinnigkeit und Brutalität des Krieges aufzeigen soll. Er kritisiert vor allem Beamte und Offiziere, die seiner Meinung nach Deutschland in die Katastrophe führten und dann trotzdem noch die Weimarer Republik regieren durften. Die Arbeiterklasse wurde unterdrückt, die Bundeswehr ging hart gegen die zivile Bevölkerung vor. Eines der Bilder (Titel des Bildes:"Die Kommunisten fallen - und die Devisen steigen") zeigt, wie Soldaten Demonstranten brutal niederschlagen und ermorden, während im Vordergrund des Bildraums ein Offizier und ein Mann aus der gehobenen Klasse friedlich eine Mahlzeit verspeisen. [11] Im Rahmen der "Ersten internationalen Dada-Messe" wurde im April 1920 auch Grosz' "Gott mit Uns"-Mappe vorgestellt. Die Reaktionen auf die Messe waren teils nicht besonders positiv. Auch gab es ein Nachspiel vor Gericht, da sich die ausgestellten Künstler durch ihre Werke mehrfach über das deutsche Militär lustig machten. Grosz wurde wegen Beleidigung der Reichswehr angeklagt. Die zwei Gutachter im Prozess w:Paul Ferdinand Schmidt, Direktor der Städtischen Sammlungen in Dresden, und der Schriftsteller w:Stefan Großmann sahen zwar keinen Grund für die Anklage - Großmann nannte Grosz sogar einen der stärksten und bedeutendsten Zeichner der Zeit - trotzdem beantragte der Staatsanwalt für Grosz sechs Wochen Gefängnis. Verurteilt wurde er dann zu 300 Mark Strafe. Die Druckplatten der Mappe wurden eingezogen, die Publikumserlaubnis ging an das Reichswehrministerium. [12]

Bezug zu anderen Stilrichtungen

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Ein Stil, der der Antikriegskunst bereits sehr nahe kommt, ist der Dadaismus, kurz Dada genannt. Im Unterschied zur Antikriegskunst stellt sich diese Kunstrichtung jedoch gegen alles Konventionelle bzw. alles, das von der Allgemeinheit als gut und richtig akzeptiert wird - so auch verschiedene Kunststile -, nicht nur gegen den Krieg. Dadaisten wollten etwas völlig neues erschaffen, das sich von dem Herkömmlichen abgrenzt, so lehnten sie meist auch den Krieg ab. Der Stil entstand im bzw. nach dem Ersten Weltkrieg. Sowohl Otto Dix und John Heartfield als auch George Grosz waren bekennende Dadaisten.

Literatur

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  • Ivo Kranzfelder: George Grosz. 1893-1959. Benedikt Taschen Verlag, Köln 1993, ISBN 3-8228-9608-X.
  • Uwe M. Schneede: Die Geschichte der Kunst im 20. Jahrhundert. Von den Avantgarden bis zur Gegenwart. Verlag C. H. Beck oHG, München 2001, ISBN 3-406-48197-3.
  • Uwe M. Schneede: Max Beckmann. Der Maler seiner Zeit. Verlag C. H. Beck oHG, München 2009, ISBN 978-3-406-62440-7.
  • Uwe M. Schneede: Max Beckmann. Verlag C. H. Beck oHG, München 2011, ISBN 978-3-406-62440-7.

Einzelnachweise

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  1. www.welt.de: Der erste Weltkrieg in den Augen von Otto Dix. welt.de; (abgerufen am 28. Februar 2017).
  2. Otto Dix: Shock Troops under Gas (abgerufen am 28. Februar 2017).
  3. Uwe M. Schneede: Max Beckmann. Verlag C. H. Beck oHG, München 2011, ISBN 978-3-406-62440-7, S. 24f.
  4. Uwe M. Schneede: Die Geschichte der Kunst im 20. Jahrhundert. Von den Avantgarden bis zur Gegenwart. Verlag C. H. Beck oHG, München 2001, ISBN 3-406-48197-3, S. 163.
  5. Uwe M. Schneede: Max Beckmann. Der Maler seiner Zeit. Verlag C. H. Beck oHG, München 2009, ISBN 978-3-406-62440-7, S. 9.
  6. Schneede 2011, S.25-27.
  7. www.heartfield.de (abgerufen am 26. Februar 2017)
  8. Ivo Kranzfelder: George Grosz. 1893-1959. Benedikt Taschen Verlag, Köln 1993, ISBN 3-8228-9608-X, S. 15.
  9. Kranzfelder 1993, S. 41.
  10. Kranzfelder 1993, S. 24.
  11. www.moma.org Art and artists: George Grosz (abgerufen am 26. Februar 2017)
  12. Kranzfelder 1993, S. 35ff.
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