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Benutzer:Methodios/Die 14 Slawenkirchen

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Uni Bamberg

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Die "terra sclavorum" und die 14 'Slawenkirchen'

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Um 793/794 Karl der Große beauftragte den Würzburger Bischof Bernwelf (768/769-800), bei den inzwischen christianisierten Main- und Regnitzwenden 14 Kirchen zu errichten (Geldner 1986, Schütz 1994: 48-69).

...ut in terra sclavorum, qui sedent inter Moinum et Radentiam fluvios, qui vocantur Moinvinidi et Radanzvinidi una cum comitibus, qui super eosdem sclavos constituit erant, procurrassent, ut inibi sicut in ceteris christianorum locis ecclesiae construerentur, quatenus ille populus noviter ad christianitatem conversus habere potuisset, ubi et baptismum perciperet et praedicationem audiret...

. Die Urkunde ist nicht erhalten, vom Vollzug berichtet eine Abschrift Ludwigs des Frommen (* 778, 781 König, 813, Mitkaiser, 814 Kaiser, † 840) der Zeit um 826-830. Aus der Bestätigung von 846 durch König Ludwig dem Deutschen (804-876) und Arnulf von Kärnten 889 ist zu schließen, daß Bischof Bernwelf und seine Nachfolger Liutrit (800-803) sowie Egilwart (803-810) der Anweisung nachkamen. Die Kirchen erhielten zunächst als Wirtschaftsgrundlage einen mansus (eine im weitesten Sinne genormte wirtschaftliche Betriebseinheit) und waren damit zu gering dotiert (siehe unten). Der Würzburger Bischof Wolfger bat 826-830 daraufhin Ludwig den Frommen, die Kirchen angemessener auszustatten. Der Kaiser entsprach dem und übertrug jeder zwei weitere Königshufen zusammen mit den beiden tributarii (Abgaben). Der Besitzstand von fortan drei mansi wurde 845/846 auf Bitte der Würzburger Bischöfe Gozbald (841-855) und Arn (855-892) von König Ludwig dem Deutschen und 889 von Arnulf von Kärnten bestätigt. Aus der Urkunde geht hervor, daß die bekehrten Main- und Regnitzwenden einem comes (Grafen) unterstellt wurden (von Guttenberg 1927: 14, Fußnote 63). Dessen Identität ist allerdings unbekannt, ebenso gibt es für die Grafschaftsverfassung im Radenzgau im 9. Jahrhundert darüber hinaus nur wenige Anhaltspunkte.


Main- und Regnitzwenden ('Vinidi')

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Vinidi ist von der Bezeichnung Veneti für einen indogermanischen Ostnachbarn der Germanen übernommen und wurde auf verschiedene slawische Stämme, wie etwa Böhmen, Slowenen oder Tschechen sowie Slawen in Norddeutschland, übertragen (Schwarz, E. 1960: 357). Da hier von einem populus gesprochen wird, ist entgegen E. Schwarz (1960: 358) von geschlossener slawischer Bevölkerung auszugehen. Eine entsprechende formelhafte Formulierung findet sich in den Annales regis franchorum (Reichsannalen) von 806. Dort heißt es 'in terra sclavorum, qui sedent super albim fluvium'. Es hat den Anschein, dass im Falle der Main- und Regnitzwenden geschlossene slawische Siedlungsgebiete mit zunächst eigener politischer Organisation gemeint sind. Die Verbreitung christlichen Glaubens in dieser Region setzt voraus, daß Missionare slawischer Sprache mächtig waren, wie etwa die Freisinger Denkmäler belegen (zuletzt Pleterski 1996), oder sich Dolmetscher bedienen konnten. 14 Missionskirchen oder -kapellen

Noch Ende des 9. Jahrhunderts hatten diese Missionskirchen anscheinend eine Sonderstellung (Geldner 1986: 193). Ihre genaue Lokalisierung ist, da keine Ortsnamen überliefert sind, schwierig (zur Forschungsgeschichte Geldner 1986: 195-199). Von Guttenberg (1927: 17) vermutete die Slawenkirchen in Staffelstein, Scheßlitz, Baunach (?), Pretzfeld, Hallstadt, Seußling, Mühlhausen, Wachenroth (?), Lonnerstadt und die restlichen 4-6 nach Westen im Steigerwald. Die Lokalisierung entspricht hier der Untersuchung von Geldner (1986), nach der diese nahezu ausschließlich im Radenzgau lagen. Es handelte sich nach Geldner (1986: 200-201) überwiegend um capellae und nicht ecclesiae mit Patrozinium Johannes des Täufers, also nicht unbedingt um Urpfarren oder Kirchen mit Martinspatrozinium.

Lediglich die Identifizierung der beiden Missionskirchen St. Aegidius (ursprünglich nach Geldner 1986: 201, Fußnote 48) wohl Johannes dem Täufer geweiht) in Amlingstadt (Schwarz, K. 1972) und Seußling (Schütz 1976) südlich von Bamberg galt schon länger als gesichert, da König Heinrich II. sie 1013 mit der Kirche in Hallstadt und den zugehörigen sechs Königshufen (... duas aecclesias, unam in Amelungestat, alteram in Siuselingun cum suis decimationibus et sex regalibus mansis et mancipiis ad easdem aecclesias pertinentibus ...) mit Würzburg tauschte (Geldner 1986: 201-202, von Guttenberg 1927: 83, Fußnote 174, Schwarz, K. 1984: 5). Seußling geht nach Schütz (1976, 1994: 62-63) auf einen slawischen Ortsnamen zurück (zuzeli- Käfer, Gwürm, Getier etc.). Amlingstadt beruht auf dem germanischen Personennamen Amelunc (Schwarz, E. 1960: 72), allerdings hat sich im Ortsteil Klebhof (von chlevu - tall, Grubenhaus) der ältere slawische Name erhalten (Schütz 1994: 65). Neuerdings zweifelte Schütz (1994: 48-59) daran, daß diese erst um 800 errichtet wurden. Nach seiner Ansicht begann die kirchliche Organisation und Mission sowie die Errichtung dieser 14 Kirchen schon unter Pippin dem Jüngeren in bonifatianischer Zeit (Schütz 1994: 56).

Wahrscheinlich handelte es sich zunächst um Eigenkirchen des mainwendischen Adels, die genannte Zahl ist vielleicht eine symbolische.

[Diese Informationen wurden freundlicherweise von PD Dr. Hans Losert zur Verfügung gestellt.]

Literatur 1

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(1) Edel und Frei – Franken im Mittelalter – Katalog zur Landesausstellung

    2004 in Forchheim

(2) J. Haberstroh, Ausgrabungen in der Krypta von St. Sigismund von Seußling,

    Gde. Altendorf, Lkr. Bamberg, Oberfranken. In: Das Archäologische Jahr
    in Bayern 1999, S. 96-99)

(3) L. Werther, Kirche - Friedhof - Siedlung. Archäologische Studien zur

    Entwicklung von Seußling (Oberfranken) zwischen Völkerwanderungszeit
    und Spätmittelalter; Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege 52. 2011,
    181-372 [Ausführliche Darstellung der Befunde und Fundvorlage (Katalog)
    der archäologischen Untersuchungen an der Kirche St. Sigismund und in der
    Flur "Paint" -  Siedlungs- und Bauentwicklung]


Die "terra sclavorum"

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"...ut in terra sclavorum, qui sedent inter Moinum et Radentiam fluvios, qui vocantur Moinvinidi et Radanzvinidi ..." (ausführliches Zitat weiter unten)

Die neuesten Übersetzungen der lateinischen Quellen (MGH Leges V, Formulae imperiales, pag. 317 s., a. 826-830) hat Joseph Schütz (1994: 212-216) verfasst. Mit der Problematik der slawischen Missionskirchen beschäftigten sich etwas kontrovers Ferdinand Geldner (1986) und Freiherr von Guttenberg (1927). Einigermaßen sicher lokalisiert sind nur die Missionskirchen Amlingstadt und Seußling, beide südlich von Bamberg unweit der Regnitz.

Radulf ist ein nach den Ereignissen um die Wogastisburg (631) vom fränkischen König eingesetzter thüringischer Herzog, der aber bald gegen den fränkischen König gerichtete Interessen verfolgte (siehe unten). Mit der ersten Nennung der terra sclavorum, mindestens fünf Generationen später hat dies nur indirekt zu tun. Auch dazu kann man getrost auf Joseph Schütz (1994: 209-216) mit Quellentext und Übersetzung verweisen.

Literatur hierzu:

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GELDNER, Ferdinand 1986: Das Problem der vierzehn Slavenkirchen Karls des Großen im Lichte der bisher unbeachteten Dorsalvermerke der Urkunden Ludwigs des Deutschen (845) und Arnolfs (889). Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. 42. Band: 192-205. Köln, Wien.

GUTTENBERG, Erich Freiherr von 1927: Die Territorienbildung am Obermain. Historischer Verein Bamberg. Bericht 79. Bamberg.

SCHÜTZ, Joseph 1994: Frankens mainwendische Namen. Geschichte und Gegenwart. Philologia et litterae Slavicae. Band II. München.

http://www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Lexikon/Terra_Slavorum.htm


Titel: Frankens mainwendische Namen : Geschichte und Gegenwart

Enthält: Literaturverz. S. 178 - 190

Beteiligte: Schütz, Joseph [VerfasserIn]

Erschienen: München: Slavica-Verl. Kovač, 1994

Erschienen in: Philologia et litterae Slavicae ; 2

Umfang: 219 S.; Ill; 24 cm

Sprache: Deutsch

ISBN: 3927077062

https://katalog.slub-dresden.de/id/0-128875275


Neuerdings zweifelte Schütz (1994: 48-59) daran, daß diese erst um 800 errichtet wurden. Nach seiner Ansicht begann die kirchliche Organisation und Mission sowie die Errichtung dieser 14 Kirchen schon unter Pippin dem Jüngeren in bonifatianischer Zeit (Schütz 1994: 56).