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Benutzer:Methodios/Finder/Stammtisch

Aus Wikiversity

Chronik

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Anlaß für diesen Thread ist vor allem, daß ein Link auf meine Geschichte des SM-Stammtisches Dresden (2002 bis 2022) in der SZ hier für die Allgemeinheit nicht funktioniert. Tino ( @O_Marquis) hatte mich freundlicherweise darauf aufmerksam gemacht, dafür nochmals herzlichen Dank.

Summa summarum ist wegen der Stammtischverzahnungen und Personalunionen auch eine kleine Geschichte der Latexstammtische in Dresden entstanden.

Der erste Latextreff in Dresden wurde Anfang 1990 von Gumina Ina im Café Hilton (bekannt als "Die Bronxx") im Punk-Milieu eingerichtet - nach seinem Vorbild in Hannover. "Die Bronxx" befand sich in einer Ende 1989 besetzten Kneipe auf einer der Hauptachsen der Dresdner Neustadt, der Alaunstraße (Nr. 64) und wurde als „Café Hilton“ eröffnet und später nach ihrem Punk-Publikum benannt. Die Dresdner Punks wurden durch viele Zuzüge von außerhalb verstärkt (Bunte Republik Neustadt)

vgl. de.wikipedia.org/wiki/Bunte_Republik_Neustadt

vor allem aus Hannover, vom dortigen Sprengelgelände

vgl. de.wikipedia.org/wiki/Sprengelgel%C3%A4nde

Selbst aus meiner Heimat Sachsen-Anhalt kam mindestens ein Punk, "Kacke", ein gebürtiger Bernburger wie ich, der Ende 1989 an der Bernburger Weltzeituhr und auch in der Unterführung zum Hauptbahnhof in Halle verhaftet wurde und danach in die Bunte Republik Neustadt flüchtete, wo er viel zu jung, eine Punker-Freundin und ein Baby hinterlassend, starb. RIP.

Der Latextreff in der Bronxx wurde euphemistisch als "Mittwochstreff" bezeichnet und fand in einem Hinterzimmer statt, manche sprachen auch einfach vom Gummitreff, da billiges ZV/NVA-Gummi das hochpreisige Latexgummi damals bei weitem überwog. In stinkendem, luftdichten Gummi distanzierte und isolierte man sich herrlich vom Rest der Gesellschaft, welche gerade den kommerziellen Weg einschlug, und in Gummi ließ es sich herrlich im eigenen Dreck suhlen. Die große Gruppe der uniform AndersUnArtigen machte stark und berauschte teilweise bis zum Exzess, sogar bis zum Sexzess. Alkohol, Drogen und Gewalt waren üblich, auch in den Beziehungen, ohne daß man von SM sprach - sich ganz im Gegenteil von diesem "Schweinskram" brüsk distanzierte. Im Grunde genommen war es aber heftiger SM, nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele. Das Punk-Sein war in der Regel ein ganzheitliches Leiden, ein Leben voller Gewalt, Entbehrungen, aber auch voller lebendiger Exzesse, voller Leiden-Schaft in einer lebendigen Gemein-Schaft.

Kurz nach der Volkskammerwahl 1990

vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Volkskammerwahl_1990

mit einer Wahlbeteiligung von 93,4%, einem regelrechten Plebiszit, reagierte die Linke Szene in der Dresdner Neustadt mit der bizarren Idee einer eigenen Republik mit eigener Regierung, eigenen Bunten Pässen (mit Micky Mouse), eigenem Geld (Neustadtmark) etc.

„Die Idee zur Bunten Republik entstand eines Nachmittags in der Bronxx, das war eine Kneipe in der Alaunstraße, in einer Schwatzrunde. Da haben wir das Ding innerhalb von zwei, drei Monaten aus dem Boden gestampft.“ (Gregor Kunz, Monarch)

Auf einem Volksfest vom 22. bis 24. Juni 1990 wurde die Bunte Republik Neustadt proklamiert, der Mittwochstreff präsentierte sich auf dem Alaunplatz beim Verkaufsstand von Gumina Ina, quirlig und bunt, auch mit gelben Ostfriesennerzen oder Roten Russen (ein Rettungsanzug von der Roten Armee), den zB Blina trug, eine Ausreißerin aus der Oberlausitz, die damals in der Neustadt auf der Straße oder sonst wo lebte und Ina zur Hand ging, ihr Name war eine Mischung von Bluna und Ina. Das erregte Aufsehen, und Ina machte sehr gute Umsätze, wenn auch nicht mehr ganz so profitable wie noch ein drei oder sechs Monate zuvor, wo die Dresdner ihr Ostgeld verpulverten, weil es ins Bodenlose fiel: von1:8 auf 1:15 und 1:20 und noch darunter.

Mit dem Westgeld zum 1. Juli 1990 wurden ganz schnell viele Ladengeschäfte aufgegeben, Ina besetzte einen frei gewordenen Laden in der Louisenstraße, der Mittwochstreff half bei der schnellen Einrichtung. Ina hatte immer das Gefühl dafür, was ihre Kundschaft brauchte, und mußte sich über mangelnden Umsatz nicht beklagen. Sie konnte sogar Ware von "ungezogen angezogen" aus Hannover (Herschelstraße) oder von "Love&Flash" aus Hameln nach Dresden bringen und dort noch mit gutem Gewinn weiterverkaufen. Obst und Gemüse kostete damals sogar bis zu dem dreifachen der Preise in Niedersachsen. Der Dresdner zahlte alles. Vor allem für die Londoner oder Amsterdamer Ware - oder Inas seltene Vintagestücke. Der Nachholbedarf war immens.


Auch der Tag der Deutschen Einheit war ein Mittwoch, so daß der "Mittwochstreff" zu einer sehr großen bizarren Anti-Einheits-Party in Latex, Gummi, Lack und Leder wurde - mit gehäuften "No Future-Jacken" und "No-Future-Mänteln" etc. Es wurden Flaschen und Menschen zerschlagen, man machte auf der Straße Jagd nach den wenigen Westkarossen, welche es zu dem Zeitpunkt schon in der Neustadt gab, und zerstach Reifen, zerschlug Fensterscheiben. Mein jüngster Bruder, der die Einheit im Zelt feierte, einer mit dem Westgeld aus dem Boden gestampften Großdisco (20 Jahre später lernte ich durch Zufall den ehemaligen Betreiber kennen, einen Glücksritter, vom Leben genbeutelt), begleitete mich "aus Sicherheitsgründen", wie er sich ausdrückte, zur "Bronxx". Auf der Louisenstraße kamen uns drei ehemalige Klassenkameraden von ihm entgegen, er wollte umkehren, Reißaus nehmen. "Die laufen doch genauso rum wie du", sagte ich. Gemeint waren schwarze Bomberjacken, schwarze Hosen, schwarze schwere Springerstiefel ... "Aber siehst du das nicht- die haben rote! Schnürsenkel an!!!" Bei Lichte betrachtet hatte er recht. "Na und?" - "Und ich habe weiße Schnürsenkel!!!" Rote, Weiße, Rotgardisten, Weißgardisten, Rotfrontkämpferbund, Sturmabteilung ... Langsam dämmerte es mir. Die ärmsten aller Schweine, arbeitslose Jugendliche, ließen sich mal wieder gegeneinander hetzen, damit die reichen Bonzen ihre Ruhe hatten. Ich klärte das in diesem Falle, ging auf die ehemaligen Klassenkameraden zu, die Wiedersehensfreude war riesig, niemand achtete auf die Farbe der Schnürsenkel ...

Ähnlich bizarr war dann das Treffen im gleichen Raum tags drauf, am Donnerstag, den 4. Oktober, wo sich die Bürgerbewegten aus allen neuen Bundesländern trafen, welche mit der Deutschen Einheit die Macht in Ostdeutschland verloren hatten. Ich leitete die Delegation aus Sachsen-Anhalt, meiner Heimat, die Gesamtleitung lag bei Hans Schwenke

vgl. de.wikipedia.org/wiki/Hans_Schwenke_(Politiker)

aus Berlin. Am 2. Okober hatten die Bürgerkomitees ihre Verantwortung abgegeben, am 4. Oktober übernahm Gauck sein Amt. Am 3. Oktober war freier Feiertag, und es machten sich Unbekannte in Berlin an den Akten zu schaffen, Schwenke vermutete, es waren Geheimdienstleute. Sie verschafften sich möglicherweise die Rosenholz-Dateien:


"In der Wendezeit gelangten die Dateien unter nicht genau geklärten Umständen in die Hände des US-amerikanischen Nachrichtendienstes CIA."

vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Rosenholz-Dateien

Am 31. Dezember 1990 wurde "Die Bronxx" von Rechtsradikalen ausgebrannt, der erste Latextreff verlor sein erstes Dach über dem Kopf und zog vorübergehend in die Boutique von Ina auf der Louisenstraße in der Dresdner Neustadt. Heute befindet sich die Purple Magic Shisha Lounge in der ehemaligen Bronxx.

Gumina Ina war nach ihren Angaben die erste Händlerin, welche Punkmode aus Gummi Mitte der 70er direkt aus dem "Sex" von Vivienne Westwood (London, Kings Road 430) nach Deutschland importierte. Sie führte in Hannover die Vintage-Abteilung im "Ersten Gebrauchtwarenkaufhaus Europas" (Weiße Kreuz Platz) und eine Boutique in der Passarelle am Hauptbahnhof, wo sie schon Mitte/Ende der 80er Jahre Latextreffen (ebenfalls am Mittwoch) organisierte. Seit dem Weihnachtsgeschäft 1989 brachte sie die "ungezogene Mode" (SW3- ungezogen angezogen auf der Herschelstraße Hannover) nach Dresden, in die östlichste deutsche Metropole. Nach dem Brandanschlag auf ihren Wohnwagen (er brannte voll aus) und mehreren Einbrüchen in ihre Boutique in der Neustadt engagierte sie sich in der Vintageabteilung des Stoffwechsel e.V. am Lutherplatz. Kurz nach ihrer Zwangsräumung aus dem linken Besetzer-Projekt Bischofsweg 16 starb sie wohnungslos mit gerade mal 60 Jahren. RIP.

Entwürfe

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Anlaß für diesen Thread ist vor allem, daß ein Link auf meine Geschichte des SM-Stammtisches Dresden (2002 bis 2022) in der SZ hier nicht funktioniert. Summa summarum ist wegen der Stammtischverzahnungen und Personalunionen auch eine kleine Geschichte der Latexstammtische in Dresden entstanden.

Der erste Latextreff in Dresden wurde Anfang 1990 von Gumina Ina im Café Hilton (bekannt als "Die Bronxx") im Punk-Milieu eingerichtet. "Die Bronxx" befand sich in einer Ende 1989 besetzten Kneipe auf einer der Hauptachsen der Dresdner Neustadt, der Alaunstraße (Nr. 64) und wurde als „Café Hilton“ eröffnet und später nach ihrem Punk-Publikum benannt. Die Dresdner Punks wurden durch viele Zuzüge von außerhalb verstärkt (Bunte Republik Neustadt - de.wikipedia.org/wiki/Bunte_Republik_Neustadt ), vor allem aus Hannover, vom dortigen Sprengelgelände ( de.wikipedia.org/wiki/Sprengelgel%C3%A4nde ). Selbst aus meiner Heimat Sachsen-Anhalt kam mindestens ein Punk, "Kacke", ein gebürtiger Bernburger wie ich, der Ende 1989 an der Bernburger Weltzeituhr und auch in der Unterführung zum Hauptbahnhof in Halle verhaftet wurde und danach in die Bunte Republik Neustadt flüchtete, wo er viel zu jung, eine Punker-Freundin und ein Baby hinterlassend, starb. RIP.

Der Latextreff in der Bronxx wurde euphemistisch als "Mittwochstreff" bezeichnet und fand in einem Hinterzimmer statt. Auch der Tag der Deutschen Einheit war ein solcher Mittwoch, so daß der "Mittwochstreff" zu einer sehr großen bizarren Anti-Einheits-Party in Latex, Gummi, Lack und Leder wurde - mit gehäuften "No Future-Jacken" und "No-Future-Mänteln" etc. Ähnlich bizarr war dann das Treffen im gleichen Raum tags drauf, am Donnerstag, den 4. Oktober, wo sich die Bürgerbewegten aus allen neuen Bundesländern trafen, welche mit der Deutschen Einheit die Macht in Ostdeutschland verloren hatten (ich leitete die Delegation aus Sachsen-Anhalt, meiner Heimat, die Gesamtleitung lag bei Hans Schwenke ( de.wikipedia.org/wiki/Hans_Schwenke_(Politiker) ) aus Berlin). Am 31. Dezember 1990 wurde "Die Bronxx" von Rechtsradikalen ausgebrannt, der erste Latextreff verlor sein erstes Dach über dem Kopf und zog vorübergehend in die Boutique von Ina auf der Louisenstraße in der Dresdner Neustadt. Heute befindet sich die Purple Magic Shisha Lounge in der ehemaligen Bronxx.

Gumina Ina war nach ihren Angaben die erste Händlerin, welche Punkmode aus Gummi Mitte der 70er direkt aus dem "Sex" von Vivienne Westwood (London, Kings Road 430) nach Deutschland importierte. Sie führte in Hannover die Vintage-Abteilung im "Ersten Gebrauchtwarenkaufhaus Europas" (Weiße Kreuz Platz) und eine Boutique in der Passarelle am Hauptbahnhof, wo sie schon Mitte/Ende der 80er Jahre Latextreffen (ebenfalls am Mittwoch) organisierte. Seit dem Weihnachtsgeschäft 1989 brachte sie die "ungezogene Mode" (SW3- ungezogen angezogen auf der Herschelstraße Hannover) nach Dresden, in die östlichste deutsche Metropole. Nach dem Brandanschlag auf ihren Wohnwagen (er brannte voll aus) und mehreren Einbrüchen in ihre Boutique in der Neustadt engagierte sie sich in der Vintageabteilung des Stoffwechsel e.V. am Lutherplatz. Kurz nach ihrer Zwangsräumung aus dem linken Besetzer-Projekt Bischofsweg 16 starb sie wohnungslos mit gerade mal 60 Jahren. RIP.


Folge 2: Zu den Mittwochstreffs der 1980er in Hannover kam es, weil die Klientel zu einem großen Teil im Punk-Milieu beheimatet war. Am Wochenende (Freitag bis Samstag) gab es Party, Party, Party - am Montag erholte man sich noch davon, und am Donnerstag ging es schon los mit den Vorbereitungen. Der günstigste Tag der Woche war also Mittwoch. Inas Boutique lag auch sehr zentral in der Passerelle am Hauptbahnhof, wo sich die Szene ohnehin sammelte und quasi ihren Lebensmittelpunkt hatte (seit 2002 heißt das jetzt "Niki-de-Saint-Phalle-Promenade"). Es gibt sogar ein eigenes Polizeirevier am Ausgang dieser Geschäftsmeile. Die Mittwochstreffen in Hannover waren dadurch sehr durchmischt - neben den (Latex)Gummifans kam auch das übliche Punk-Klientel, selbst Obdachlose aus dem Revier waren Stammgäste, was nicht weiter auffiel, weil viele von denen wetterfest (wasserdicht) gekleidet waren. Als die DDR implodierte, folgten etliche der Hannoveraner Ina nach Dresden - viele sind mittlerweile verstorben resp. verzogen, aber ein inzwischen weißhaariger! Punk lebt noch immer hier.

Ich persönlich war nie Punk, sondern kam eher aus der Schiene Hard Rock und Heavy Metal und war 1990 schon doppelt so alt wie das übliche Punk-Klientel. Schon 1977 bis 1983, als ich regelmäßig zu den Werkstatt-Tagen von Jugenddiakon Lothar Rochau nach Ha-Neu (Halle-Neustadt) fuhr und dort auch DDR-Punks traf, war ich verheiratet und hatte Frau und Kind - war für diesen Job und diese Strömung also schon zu erwachsen. Ha-Neu war für mich ein wenig Ersatz für Ostberlin, Nebenstadt der DDR, weil ich damals "Berlin-Verbot" hatte. Meine Affinität bestand zu der sehr attraktiven Gumina Ina, ich hatte sie Ende 1989 zu Dresden ermunterte und sie anfangs begleitete und unterstützte (die Stasi hatte mir zu dem Zeitpunkt schon zwei Familien "zersetzt").

Noch heute werden Kontroversen darüber geführt, an welchem Wochentag ein Stammtisch durchgeführt werden sollte, erst jüngst am letzten Wochenende beim Offenen Latex-Stammtisch, der sich mal wieder mit einer beliebten Party überschnitt, wo der halbe Stammtisch hinging. Die derzeitigen Organisatoren (welche das das zwölfte Jahr machen) sind aber berufsbedingt derart eingespannt, daß ihnen nur der Samstag übrig bleibt und ein Tag unter der Woche unmöglich ist.

Neben dem Mittwochstreff entstand etwa zeitgleich in der Dresdner Neustadt "Der Keller" in einem unbewohnten Haus in der Rudolf-Leonhard-Straße. "Der Keller" wurde vollständig eingerichtet, weil es sich dort auch in der kalten Jahreszeit leben ließ. Das sanierungsbedürftige Haus war nur sporadisch im Sommer besetzt. Es regnete durch. Um die Volkskammerwahl am 18. März 1990 bohrte ich erst einmal vier Dübel in die Kellerwand und befestigte vier kräftige Schraubhaken für ein Ersatz-Andreaskreuz, wie ich es in meinen DDR-Wohnungen immer verwendete, wo es ratsam war, die Haken nach dem Benutzen wieder spurlos verschwinden zu lassen. Andreaskreuz, Streckbank (auch als Biertisch gut zu verwenden), Pranger, Strafbock, Gyn-Stuhl etc. wurden aus Holz über das Frühjahr und den Sommer 1990 gebastelt. Lustig war es, wenn die Frauen nicht nur auf der Streckbank, sondern sogar auf dem Gyn-Stuhl einschliefen, viele in voller Montur (Leder, Lack, Latex, Gummi ...). Aber auch die Männer machten ihnen dabei Konkurrenz. Es waren wilde Zeiten, es gab keine Arbeit mehr für große Teile der Bevölkerung, und wir feierten quasi 24/7 - also 168 Wochenstunden. Zwangsläufig teilte sich dadurch der Mittwochstreff: einige hingen mittwochs weiter im "Keller" herum, nannten sich "Kellerkinder", distanzierten sich von der "Bronxx". Diese Segregation machte sich vor allem daran fest, ob jemand noch einen festen Wohnsitz hatte oder nicht. Im "Keller" sammelten sich vor allem die obdachlosen jungen Erwachsenen, die sich noch nicht mal mehr das Bier in einer Kneipe wie der Bronxx leisten konnten. Im "Keller" wurden selbstverwaltet Getränkeflaschen ausgegeben, zu den üblichen Handelspreisen.

Währen SM damals nach wie vor wie zu allen DDR-Zeiten privat oder in kleinen privaten oder informellen geschlossenen Zirkeln hinter verschlossenen Türen stattfand, blieb dieser Gemeinschaft obdachloser junger Menschen nichts anderes übrig, als SM an einem öffentlich zugänglichen Ort zu zelebrieren. SM war eines der Gewaltventile, mit denen diese Gruppe ihr persönliches Schicksal kompensierte. Rund dreißig Jahre zuvor waren meine Eltern Mitglieder eines kleinen, privaten Zirkels, welcher nach dem Schock des Lebendig-Eingemauert-Seins ab dem 13. August 1961 sich mittels SM-Spielen in wechselnden Wohnungen abreagierte. Ab Ende 1963 hatten auch meine Eltern eine so geräumige Wohnung, daß diese Treffen bei uns stattfinden konnten, und seitdem kenne ich SM. Ab 1966 habe ich das mit einer Mitschülerin nachgespielt. Auch heute noch höre ich dieses Argument, so bei der Fetisch-Evolution in Köln im Juni d. J.: "Wir haben hier unseren Lebensspaß, lenken uns damit von Weltwirtschaftskrise, Corona, Ukrainekrieg etc. ab." Auch die Gruppe im Neustädter "Keller" hatte den Spaß ihres Lebens, ein Gruppen-TPE. Es hat sich nach meiner Erfahrung also in über 60 Jahren nichts an diesem Prinzip geändert, daß SM als Ausgleich und Kompensation benötigt wird.



Gumina Ina hatte den Luxus, in ihren eigenen Schaufenstern als Latexpuppe stehen zu können - nach Ladenschluß mit FemMask, Latexcatsuit, Latexhandschuhen und Overknees aus Latex (die hatte sie von SW 3 - ungezogen angezogen auf der Herschelstraße in Hannover). So habe ich sie zum ersten Mal schon Ende der 80er in der Passarelle in Hannover stehen sehn, später dann in ihrer Boutique in der Dresdner Neustadt. Sie fand das immer sehr erregend. Ich auch. Wir wurden zeitweise ein BDSM-Pärchen. Die 17 Jahre Altersunterschied (sie war Jahrgang 1942) machte das Latexgummi zunichte.

Und dann fällt mir auf: ich habe schon soviel geschrieben, aber nicht einmal das absolute Dresdner Urgestein Gummi-Emmi erwähnt. Sie hieß wirklich Emmi und war im wilden Osten nach dem Mauerfall als das Vollschutzweib aktiv, damals schon 71 Jahre. Sie sagte immer: "Der Kaiser trat ab, und ich trat an." Sie wurde um den 9. November 1918 geboren. Emmi war lange Zeit die rechte Hand von Ina. Sie trug viele Veranstaltungen im Hintergrund mit, vor allem in der Schönbrunnstraße. Die ersten SM-Parties hat sie als tolle Latexgummidoll bereichert, mit 83 oder schon 84 Jahren. Auch zum SM-Stammtisch kam sie mal anfangs als Latexdoll, aber nur einmal. Das hatte ihr nicht gefallen, sie fühlte sich dort altersdiskriminiert. Das mußte sie sich mit ihrer Lebenserfahrung nicht geben. Sie war im Krieg beim Reichsluftschutzbund sehr aktiv, das volle Programm: Gasmaske, Gasanzug, Bunkerübungen "bis zur Vergasung", wie sie sagte. 1944 fiel ihr Mann "auf dem Feld der Ähre" (Weizen, Roggen, Gerste ...?) und stand nicht wieder auf. 1945 wurde ihr Sohn postum geboren. Mangels Männer wurde die Alleinerziehende Weiße Witwe, hatte nie wieder einen Ehemann. Sie war dann mit der ZV in der DDR verheiratet, organisierte aber auch in den 60ern und 70ern informelle Kleppertreffen auf dem Weißen Hirsch mit, angelehnt an die Kleppertreffen, die sie schon vor dem Kriegsausbruch 1939 besuchte. Mit ihrer Erfahrung wurde sie zu einer Säule des Latextreffs. Ganz gummiert und maskiert fühlte sie sich am wohlsten. Da schmolz das Alter wie Wachs dahin. Ich lernte sie 1979 kennen und lieben, da war sie ein Jahr Rentnerin. Als ich das Purgatory auf der Schönbrunnstraße aufgab, kam sie nur noch sporadisch, und als Latextreff und Stammtisch ohne festes Obdach waren, blieb sie ganz weg. Sie zog dann zu ihrem Sohn in die Schweiz und starb im hohen Alter von 98 Jahren. RIP.


Mein jüngster Bruder hatte 1996 den Bunker mit aufgebaut mit seiner Party-Truppe, hatte zum Beispiel die Grabsteine für den Tresen besorgt. DJ Dark in the Space hat auf unserem Grundstück in Klotzsche angefangen, Musik aufzulegen, erst später dann im Bunker. Die Truppe kannte sich vom Panzerhof, der wurde etwa 1994 geschlossen, danach gab es wilde Parties im Industriegelände. Man kannte sich schon vom "Zelt", einer riesigen Disko gleich nach der Wende. Und immer waren SM-Jünger mit von der Partie. Unter dem Deckmantel von Gothic ließ sich BDSM und Fetisch ausleben. Das Outing war in der riesigen Masse nicht so schwierig.

Die öffentliche Spezialisierung zu SM erfolgte in Dresden erst 2002, in Leipzig schon 1996. Die OASE incl. Verein wurde 2001 gegründet, der schwule „LederClub Dresden“ schon im Juni 1994 (Parties im ZV-Bunker Florian-Geyer-Straße seit 1996, in der alten Fleischerei Prießnitzstraße 51 seit Juli 1998: SM, Leder, Gummi, Latex, naked ...[der Name "Bunker" wurde von der Florian-Geyer-Straße mit rübergenommen]). Den homoerotischen Männern drückte schneller die Hose (ich hab das seinerzeit miterlebt). In Hamburg und Hannover gab es das große SM-Outing schon Ende der 80er, ich war in Hamburg beteiligt und in Hannover Mitbegründer und Veranstalter (SM-Parties im ODEON), wir hatten in Hamburg genügend Hannoveraner. Das wiederholte sich 2001/02 mit Leipzig und Dresden.

Der Königsbrücker Platz war Hotspot für Erotik. Im Eckhaus RL 35 war nicht nur das Café Bizarre, später Bar 202, heute AnTon, sondern auch noch der Fetischladen Under The Skin. Eingangs der Fichtestraße war in Nummer 8 ein Schaufenster mit Angeboten von Sexworkern incl. Massagen, erotisches Tantra etc. (lange Zeit "Agentur Sauermann"), gleich nebenan im Hinterhof Nr. 6 gab es damals das New Dawn mit esoterischen Massagen und Tantra etc. (die Preise waren fast identisch). Die Einrichtungen befruchteten sich gegenseitig. Die Insolvenz des Café Bizarre zog die Insolvenz des Under The Skin nach sich, das New Dawn ist an den Großen Garten verzogen.

20 Jahre: S!M Dresden - Der BDSM Stammtisch!

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20 Jahre - weg wie im Fluge. Damals war der Euro noch ganz frisch. Ich nicht mehr. Der Dresdner Jungsturm sammelte sich beim SM-Stammtisch in Leipzig, auch die S!M-Party I war dort, an einem Samstag im Frühjahr. Ich bin kein Zugvogel mehr. Reisende sollte man nicht aufhalten. Habe die ziehen lassen. Am 6. Juli 2002 (Samstag) dann endlich die S!M-Party II im alten Café Bizarre, von einem Männerpaar als Bar 202 mit dem Euro frisch eröffnet.

Bis 2000 gab es im Café Bizarre samstägliche Veranstaltungen, freitags war der Abend der unvergleichlichen Escort-Gumina Jasmin, die mich natürlich zur ersten neuen Party in ihrem ehemaligen "Wohnzimmer" begleitete, sie als Latexnonne. RIP. Mittwochs war ursprünglich der Latextreff von Gumina Ina, der 1990 im Café Hilton (bekannt als "Die Bronxx") im Punk-Milieu begann. Ina war nach ihren Angaben die erste Händlerin, welche Punkmode aus Gummi Mitte der 70er direkt aus dem "Sex" von Vivienne Westwood (London, Kings Road 430) nach Deutschland importierte. Sie führte in Hannover die Vintage-Abteilung im "Ersten Gebrauchtwarenkaufhaus Europas" (Weiße Kreuz Platz) und eine Boutique in der Passarelle am Hauptbahnhof, seit dem Weihnachtsgeschäft 1989 brachte sie die "ungezogene Mode" (SW3- ungezogen angezogen auf der Herschelstraße Hannover) nach Dresden, in die östlichste deutsche Metropole. Nach dem Brandanschlag auf ihren Wohnwagen (er brannte voll aus) und mehreren Einbrüchen in ihre Boutique in der Neustadt engagierte sie sich in der Vintageabteilung des Stoffwechsel e.V. am Lutherplatz. Kurz nach ihrer Zwangsräumung aus dem linken Besetzer-Projekt Bischofsweg 16 starb sie wohnungslos mit gerade mal 60 Jahren. RIP.

Wir trafen uns als SM-Stammtisch DD 2002/2003 jeden zweiten Mittwoch (im Wechsel mit dem Latextreff, den nun Jasmin leitete) - und hatten im Gewölbe Spielgeräte und Spielmöglichkeiten, der Anreiz für Extra-Parties war nicht soo groß, da mit viel Aufwand und Risiko behaftet. Das Männerpaar ging pleite, es konnte sich nicht gegen die starke Konkurrenz im homoerotischen Bereich in der Dresdner Neustadt durchsetzen. Sie bewirtschafteten danach lange Jahre eine Bar auf einem Luxus-Kreuzfahrtschiff, um die Schulden zu tilgen und neu durchstarten zu können - es stand der Vorwurf der Insolvenzverschleppung im Raum.

Die S!M-Party III (Samstag, den 5. Oktober 2002) und die S!M!-Party IV (Samstag, den 15. Februar 2003) fanden noch in der Bar 202 statt. Es gab noch eine Party am Samstag, den 22. März 2003, möglicherweise schon im U-Boot. Die S!M-Party V (möglicherweise schon VI, es war eine schwierige Zeit für den Stammtisch) gab es am Samstag, den 21. Juni 2003 in der Location "Der Keller" (ehemals U-Boot) in der Bautzener Straße 75 im Hinterhof der Pfunds-Molkerei. Danach war fast ein Jahr Party-Pause mangels zur Verfügung stehender Location.

SM-Stammtisch und Latextreff wurden vom AnTon (Kneipe & Restaurant) aus den Räumen hinausgedrängt - z.B. wurde in dem Verlies mittwochs Fußball gezeigt, und wir wurden wie die Mädchen in Amsterdam auf den Präsentierteller gesetzt - an das bodentiefe Schaufenster an der Rudolf-Leonhard-Str. 35. Die "halbe" Neustadt flanierte dann an uns vorbei, perversengucken.

Der SM-Stammtisch war dann obdachlos, traf sich alle zwei Wochen woanders: zB in der Lieblingsgaststätte von Jasmin in der Johannstadt, Hertelstraße, fast Ecke Pfotenhauer. Die spielverliebten Stammis flogen nach dem ersten Mal raus, auch aus einer Gaststätte Nähe Straßenbahnhof Mickten.

Der Latextreff organisierte sich nicht wieder an anderem Ort. Treffen in Latexoutfits waren potentiell problematisch. Der Stammtisch von Rubbermagic begann im Januar 2005 aus diesem Grunde sogar in dem bekannten Dresdner Striplokal Roter Schuh auf der Hamburger Straße. Außerdem formierte sich etwa zur gleichen Zeit in der Boofe eine Gruppe, die ab Mai 2004 zusammen mit Gixxi und Sandmann das 5. Treffen der Crazy Rubber & Friends am 20. November 2004 vorbereitete.

Die Einbauten (das Verlies, Käfige ...) des Café Bizarre existieren noch heute (habe sie vor kurzem besichtigt) und können gemietet werden: "Unser Gewölbe kann auch für Partys genutzt werden, hierbei beträgt die Anmietung 150€ zzgl. 100€ Kaution. https://anton-dresden.de/?page_id=1829 ".

Am 15. Mai 2004 ging es mit der 7. S!M-Party, dann schon im Musikcafé Kuhnt in Pieschen, weiter - nach 11 Monaten Party-Pause mit Obdachlosigkeit des Stammtisches. Soweit fürs erste. Dank an Ricardo für die Zuarbeit, viele Daten wären sonst verloren.

Teil zwei: Das Café Bizarre war im Sommer 2000 zu, wann genau insolvent, weiß ich nicht mehr. Ich habe mit dem Eigentümer des Eckhauses (ein Bayer, war glaube ich aus München) im Sommer 2000 über die Konditionen einer Fortsetzung verhandelt: 5.000 DM Pacht, 15.000 DM Kaution, 30.000 DM Ablöse für eine Schankanlage incl. Knebelvertrag mit irgendeiner Lorke. Weder 2000 noch 2001 konnte ich jemanden dafür erwärmen. Das Männerpaar hatte Rücklagen, zB um evtl. eine GmbH zu gründen. Und 25.000 Euro hörten sich nicht ganz so schlimm an. Die eröffneten 2002. Der Latextreff begann 2002 gleich von Anfang an mittwochs in der Bar 202, später im Wechsel mit dem SM-Stammtisch. Es gab auch Veranstaltungen speziell für Homosexuelle, die alle mehr oder weniger BDSM-lastig waren, und als Bonmot die Blind Diners im Verlies. Der SM-Stammtisch wie der Latextreff wurden auch von Lesben und homoerotischen Männern frequentiert, das lag in der Natur der Neustadt.

Der Königsbrücker Platz war Hotspot für Erotik. Im Eckhaus RL 35 war nicht nur das Café Bizarre, später Bar 202, heute AnTon, sondern auch noch der Fetischladen Under The Skin. Eingangs der Fichtestraße war in Nummer 8 ein Schaufenster mit Angeboten von Sexworkern incl. Massagen, erotisches Tantra etc. (lange Zeit "Agentur Sauermann"), gleich nebenan im Hinterhof Nr. 6 gab es damals das New Dawn mit esoterischen Massagen und Tantra etc. (die Preise waren fast identisch). Die Einrichtungen befruchteten sich gegenseitig. Die Insolvenz des Café Bizarre zog die Insolvenz des Under The Skin nach sich, das New Dawn ist an den Großen Garten verzogen.

Ich verlagerte die Aktivitäten in Richtung des Schwarze-Mode-Ladens Bloody Kiss auf der Schönbrunnstraße, mietete bzw. pachtete den Keller unter dem Bloody Kiss, die Gewerberäume auf der anderen Seite des Bloody Kiss und die Wohnung über dem Bloody Kiss. Der Keller war eine ehemalige Bäckerei, nach der Wende feinstsaniert mit Heizkörpern, neuen Fenstern zum Hof, sogar der Backofen war noch vorhanden. Ich bestückte den mit SM-Möbeln, und der Latextreff wurde dorthin verlegt (der hatte nach der Insolvenz des Café Bizarre bei Ina im Bischofsweg 16 stattgefunden, eine Interimslösung von Anfang an). Die Ware aus dem Under The Skin wanderte in das Bloody Kiss, wurde dort reduziert verkauft, ein paar Tage lag sie auch in meinem Keller, was Unmut auslöste. Die Klientel beim Latextreff verschob sich in Richtung Grufties, wobei die Punks sich nicht beirren ließen, aber fast das gesamte erwachsenere Publikum wegblieb. Quasi füllte das Klientel Gothics, welches im Sommer 2000 ständig auf der Schönbrunnstraße auf Sofas und Sesseln vor dem Bloody Kiss herumlungerte und aufs Bunker-Wochenende wartete (Straße E) dann meinen SM-Keller. Das gab jede Menge Parties. Wo die Lautsprecher stehen, da sind die Mädchen - und wo die Mädchen sind, da kommen auch die Jungs ... Auf der Straße wurde es mit dem fortschreitenden Jahr auch zu kalt ... So ging das ab Herbst 2000 und auch das ganze Jahr 2001, Ina und Jasmin waren die guten Seelen, die alles zusammenhielten.

Als Ina zwangsgeräumt wurde und ausfiel, blieb zuviel Aufwand an mir hängen. Der Latextreff wurde wieder in die RL 35 verlegt, das alte Publikum kam zum Teil wieder, zum Teil auch Neues (besonders lesbische Frauenpärchen, aber auch homoerotische Männerpaare), der SM-Stammtisch wurde etabliert (ab Februar 2002). Herbst 2002 verkaufte ich meine SM-Möbel nach Teneriffa, ein paar Stücke waren schon im Bischofsweg 16 untergegangen. Ich löste die Schönbrunnstraße nach zwei Jahren auf. Auch bei der Auflösung im Kuhnt kamen die Stammtischmöbel größtenteils nach außerhalb, ins BMH nach Crimmitschau. Die lange schwere Streckbank, über Jahre hinweg DER Stammtisch des Stammtisches, steht wohl noch heute im Kuhntschen Kellergewölbe. Alle waren froh, die dort runter gebracht zu haben. Heutzutage spielt der Nachwuchs ohne SM-Möbel - ob bei den Grillparties oder neuerdings in einem Studenten-Klub: "Talk & Play im "Aquarium" ... Da diese keine BDSM-Location ist, sind keine Spielmöbel vorhanden." https://www.joyclub.de/event/1317885.s_m_stammtisch_dresden_im_aquarium_dresden.html


Fortsetzung folgt.

Teil 3: Man schließt immer zu sehr von sich auf andere. Natürlich hatte die Location in der Schönbrunnstraße einen Namen. Ich vergaß, ihn zu erwähnen. Die Location wurde von Jasmin Purgatory getauft: das Purgatorium, der „Reinigungsort“, der „Läuterungsort“, nach lateinisch Ignis purgatorius, worunter man heute das Fegefeuer versteht, oder viel zu kurz gegriffen: die Hölle. Jasmin verstand das Purgatory als einen Ort der Läuterung, als Intermediärzone - nicht etwa als einen Schmerzensort, sondern als einen Ort, an dem ihre Schmerzen in Lust sublimiert werden konnten.

Die Begrifflichkeit an sich stammte aus der Gothic-Szene, die sich allwöchentlich in der Straße E (Industriegelände) traf: Bunker, Spinnerei ... Es war eine Wallfahrt, und es gab dank Masse auch eine SM-Fraktion, zu der wir Kontakt hielten, die uns in der Woche besuchte, selbst am Wochenende unsere Spielmöglichkeiten nutzten. Schon sonntags gab es im Purgatory die After Party, oft als After-Party bezeichnet - gar nicht mal zu Unrecht. Montags und dienstags war es sehr besinnlich, man chillte, spielte wenig bis gar nicht. Das waren die Tage, wo viel privat lief. Mittwochs stand ganz im Zeichen der (Latex)Gummifraktion, donnerstags war schon wieder SM-Party-Stimmung.

Freitags und samstags war im Industriegelände was los. Die Grufties rissen sich darum, Jasmins schwarzen Rassepudel Charly vor dem Eingang zu betreuen, der durfte nicht mit rein - Taschenkontrolle. So wurde Charly damals zum Bunker-Maskottchen: der schwarze Höllenhund (vom Purgatory). Beim ersten Mal fragten die Hühnen von der Security: "Zeig mal deinen Ausweis, ob du schon achtzehn (sechzehn?) bist, da könnte ja jedes Mädchen unter der Latexmaske stecken." Sie war damals schon deutlich 50+, und damit seinerzeit die älteste Besucherin im Bunker. Die Hühnen waren danach superfreundlich: "So alt ist noch nicht mal meine Mutter. Die würde nie hierher gehen." etc. Währenddessen hielt Ina die Stellung im Purgatory, regelte den Streit um die Spielgeräte, Vakuumbetten etc, gab Getränke aus. Das waren dann die reinen Play-Abende dort. Ich war selten dabei, nur als Vertretung, war Bunkergänger. Ein einziges Mal war ich mit Ina im Bunker, sie natürlich als Rubberdoll. Alle hielten sie für Jasmin, niemand fragte mehr nach dem Ausweis (sie hätte mit ihren 60 sicher den Altersvorsitz gehabt, das war das reinste Kinderschubsen an dem Abend, jede Menge Diskoknutschkullern, die sicher noch zur Schule gingen etc.). Ich fand es sehr lustig, wie sich die Schülerinnen um das doppelte Alter und die reifen Damen um das halbe Alter bemühten. Ina war not amused, ihr gefielen die Lautstärke und das Publikum nicht, obwohl sie viele davon kannte: "Bei uns sind die irgendwie ganz anders!" Das war unser letzter gemeinsamer Ausflug.

Mein jüngster Bruder hatte 1996 den Bunker mit aufgebaut mit seiner Party-Truppe, hatte zum Beispiel die Grabsteine für den Tresen besorgt. DJ Dark in the Space hat auf unserem Grundstück in Klotzsche angefangen, Musik aufzulegen, erst später dann im Bunker. Die Truppe kannte sich vom Panzerhof, der wurde etwa 1994 geschlossen, danach gab es wilde Parties im Industriegelände. Man kannte sich schon vom "Zelt", einer riesigen Disko gleich nach der Wende. Und immer waren SM-Jünger mit von der Partie. Unter dem Deckmantel von Gothic ließ sich BDSM und Fetisch ausleben. Das Outing war in der riesigen Masse nicht so schwierig.

Die öffentliche Spezialisierung zu SM erfolgte in Dresden erst 2002, in Leipzig schon 1996. Die OASE incl. Verein wurde 2001 gegründet, der schwule „LederClub Dresden“ schon im Juni 1994 (Parties im ZV-Bunker Florian-Geyer-Straße seit 1996, in der alten Fleischerei Prießnitzstraße 51 seit Juli 1998: SM, Leder, Gummi, Latex, naked ...[der Name "Bunker" wurde von der Florian-Geyer-Straße mit rübergenommen]). Den homoerotischen Männern drückte schneller die Hose (ich hab das seinerzeit miterlebt). In Hamburg und Hannover gab es das große SM-Outing schon Ende der 80er, ich war in Hamburg beteiligt und in Hannover Mitbegründer und Veranstalter (SM-Parties im ODEON), wir hatten in Hamburg genügend Hannoveraner. Das wiederholte sich 2001/02 mit Leipzig und Dresden. Fortsetzung folgt. Folge vier: Ergänzend zum Anton: theoretisch könnte man einen Stammtisch auch mal wieder am Ursprungsort feiern: "Anmietung Gewölbe zum Speisen und Trinken 100 €, diese entfällt ab einem Umsatz von mindestens 500 €. https://anton-dresden.de/?page_id=1829 ". Bei den 30, 40 Besuchern sollten die 500 Euro Umsatz anfallen. Mit Themenabend 20 (25 ...) Jahre Stammtisch. Selbst Stammtisch-Urgestein Timo (jetzt in Gera) hatte Interesse angemeldet, dann zu kommen, Simone ist wieder nach Dresden zurückgekehrt und wäre auch interessiert.

Und dann fällt mir auf: ich habe schon soviel geschrieben, aber nicht einmal das absolute Dresdner Urgestein Gummi-Emmi erwähnt. Sie hieß wirklich Emmi und war im wilden Osten nach dem Mauerfall als das Vollschutzweib aktiv, damals schon 71 Jahre. Sie sagte immer: "Der Kaiser trat ab, und ich trat an." Sie wurde um den 9. November 1918 geboren. Emmi war lange Zeit die rechte Hand von Ina. Sie trug viele Veranstaltungen im Hintergrund mit, vor allem in der Schönbrunnstraße. Die ersten SM-Parties hat sie als tolle Latexgummidoll bereichert, mit 83 oder schon 84 Jahren. Auch zum SM-Stammtisch kam sie mal anfangs als Latexdoll, aber nur einmal. Das hatte ihr nicht gefallen, sie fühlte sich dort altersdiskriminiert. Das mußte sie sich mit ihrer Lebenserfahrung nicht geben. Sie war im Krieg beim Reichsluftschutzbund sehr aktiv, das volle Programm: Gasmaske, Gasanzug, Bunkerübungen "bis zur Vergasung", wie sie sagte. 1944 fiel ihr Mann "auf dem Feld der Ähre" (Weizen, Roggen, Gerste ...?) und stand nicht wieder auf. 1945 wurde ihr Sohn postum geboren. Mangels Männer wurde die Alleinerziehende Weiße Witwe, hatte nie wieder einen Ehemann. Sie war dann mit der ZV in der DDR verheiratet, organisierte aber auch in den 60ern und 70ern informelle Kleppertreffen auf dem Weißen Hirsch mit, angelehnt an die Kleppertreffen, die sie schon vor dem Kriegsausbruch 1939 besuchte. Mit ihrer Erfahrung wurde sie zu einer Säule des Latextreffs. Ganz gummiert und maskiert fühlte sie sich am wohlsten. Da schmolz das Alter wie Wachs dahin. Ich lernte sie 1979 kennen und lieben, da war sie ein Jahr Rentnerin. Als ich das Purgatory auf der Schönbrunnstraße aufgab, kam sie nur noch sporadisch, und als Latextreff und Stammtisch ohne festes Obdach waren, blieb sie ganz weg. Sie zog dann zu ihrem Sohn in die Schweiz und starb im hohen Alter von 98 Jahren. RIP.

Ohne Emmi und Ina kam der Latextreff nicht wieder auf die Beine, es sammelte sich eine neue Generation um Crazy Rubber & Friends (Gixxi und Sandmann), in Dresden um Danilo Hommel von der Boofe - mit dem Höhepunkt des 5. CRF-Treffens daselbst am 20. November 2004 mit 85 Teilnehmern aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dazu später. Ich hatte keinen guten Draht zu Danilo, war seinerzeit wohl eher (lästige) Konkurrenz. Wer hat die Zeit in der Boofe und bei CRF mitgemacht? Würde mich echt interessieren. Fortsetzung folgt.

Folge fünf: Die Frage "Wie alles begann" ist komplizierter zu beantworten als es den Anschein hat.

Der Dresdner SM-Jungsturm, der wohl schon 2001 beim 1996 gegründeten SM-Stammtisch in Leipzig mit auflief, machte nicht nur Parties in Leipzig und Halle mit, sondern war sehr erlebnishungrig, fuhr viel nach Berlin (Nostitzstraße, damals Dark Side, Gargoyle etc.) und sonstwohin, machte selbst polnische/tschechische? Burgen und Schlösser etc. unsicher. Ich hatte diese Phase damals schon lange hinter mir und war nicht wirklich an diesen SM-Expeditionen mit Ausgang Dresden beteiligt. Nur zufällig kreuzten sich in Berlin unsere Wege, weil ich damals viel berlinerte. Regelmäßg nach Hannover, Hamburg, Köln oder Frankfurt etc. war es mir zu weit, und in meiner zweiten Heimat Bodensee/Zürich traf ich damals keinen Dresdner. Andererseits kamen von dort und Stuttgart und München etc. die SM-Herren und nahmen sich die sächsischen SM-Frauen mit. Geld regiert die Welt.

So dauerte es eine Weile, bis sich die Wege trafen. Der SM-Jungsturm begann wohl im Februar 2002 zunächst einmal mit einem (zwei, drei?) Stammtisch(en) im Heavy Duty auf der Louisenstraße 28, nahe Alter Feuerwache. Das war eine am 2. Juli 1999 eröffnete Heavy Metal Kneipe. Ich war zur Eröffnung dabei, stand auch mal auf Heavy Metal und bewegte mich in dieser Szene. Es kamen 300 Leute, die Live-Bands Empire und Hammond Eggs spielten. Als dann kurz nacheinander Michi und Paul ausstiegen, verlor ich den Draht dorthin, und mit Willi und (Frank) Langer kam ich nie so klar, mit der neuen Fachkraft Steffi schon gar nicht (ich hab mir mein Lebtag nix sagen lassen). Auch dem SM-Jungsturm gefiel es dort nicht: zu laut - und vor allem: es wurde geraucht. Trotz einer gewissen Affinität zu Heavy Metal zog die Truppe dann weiter, in die Bar 202, dem alten Café Bizarr.

Die Monate sind mir nicht mehr erinnerlich. Auf jeden Fall begann der Latextreff zuerst. Ich erinnere mich an eine Diskussion mit dem schwulen Männerpaar, ob der Latextreff auf Donnerstag verlegt werden könnte. Das war vielleicht im März 2002. Schließlich wurde sich auf die Mittwoche geeinigt, wo der SM-Stammtisch nicht zusammenkam. Ich glaube, der SM-Stammtisch traf sich damals an jedem 2. und 4. Mittwoch im Monat - die anderen Mittwoche waren für den Latextreff reserviert.

Eine ganz ähnlich Situation gab es vier Jahre später (ab 2006) im Kuhnt: dort traf sich nicht nur der SM-Stammtisch Dresden jeden zweiten Mittwoch (und veranstaltete SM-Parties an Samstagen) - auch der damalige Latexstammtisch von Rubbermagic (Kira und Nemo) traf sich dort alle sechs Wochen an einem Samstag. Das ging so bis 2011. Kira hatte 2010 die Organisation anderen überlassen, die es ihrer Meinung nach nicht hinbekamen. Dieser Latexstammtisch war am 14. Januar 2005 von Rubbermagic im Roten Schuh auf der Hamburger Straße gegründet worden, Spätestens im März 2006 war dieses Striplokal, wohl das erste, zumindest wohl bekannteste in Dresden nach der Wende, durchsucht und geschlossen wurden, Inhaber Nikos mußte sich wegen Steuerhinterziehung und Fluthilfe-Betrug gerichtlich verantworten. Das Milieu war 2002 vom Euro stark getroffen wurden, die Zeitungen titelten "Tote Hose im Puff" etc. Nulltage mit Null Umsatz wurden normal.

Rubbermagic organisierte auch Latexparties und Themenabende im Kuhnt. So wurde dieses Musikcafé in Pieschen Nachfolger des alten Standortes in der Neustadt (mit Café Bizarre und später Bar 202). Im Kuhnt verbrachte die Szene dann mehr Jahre als am alten Ort, der SM-Stammtisch bis 2014 oder 2015. Mindestens zwei Jahre hing ein Schild an der Gaststätte: Hier wird umgebaut. Eines Tages war das weg. Die Räume sind wohl bis heute leer. Der Kuhnt wohnt wohl noch im Haus, macht aber sein Geld mit anderen Gaststätten etc. Eine Sanierung in der Leisniger Straße 1 wäre unrentabel.

Hier die ersten Parties im Kuhnt:

7. S!M-Party - 15. Mai 2004 (Samstag) Musikcafé Kuhnt - Lady Raya stellt sich vor (geplant war Lady Cassandra, welche aber wegen Sozialbetrug einsaß)

S!M-Party 7.1 - 14. Juli 2004 (Mittwoch) Musikcafé Kuhnt

8. S!M-Party - 25. September 2004 (Samstag) Musikcafé Kuhnt - Halloween


9. S!M-Party - 5. März 2005 (Samstag) Musikcafé Kuhnt - Lady Syonera stellt sich vor

S!M-Party 9.1 - 10. Juni 2005 (Freitag) Musikcafé Kuhnt - Geburtstagsparty

10. S!M-Party - 25. Juni 2005 (Samstag) Musikcafé Kuhnt - Lady Syonera die zweite

11. S!M-Party - 12. November 2005 Samstag - das war meine eigene SM-Hochzeit mit AniThanila, voraus ging unsere SM-Verlobung am 19. September in der Buchhandlung Leselust, seinerzeit noch auf der Louisenstraße (Äußere Neustadt), inzwischen auf der Touristenmeile Hauptstraße (Innere Neustadt)


12. S!M-Party - 8. April 2006 (Samstag)

13. S!M-Party - 1. Juli 2006 Musikcafé Kuhnt - Sommerparty (Samstag)

14. S!M-Party - 18. Oktober 2006 Musikcafé Kuhnt - Halloween (Mittwoch)


Drei Wochen nach der 10. Party gab es noch die

S!M-Party 10.1 - 16. Juli 2005 (Samstag) im Brody

Ich war glaube ich nicht mit von der Party, das war kurz vor meiner SM-Verlobung mit AniThanila. Ich wüßte auch nicht mehr, wo das gewesen sein soll. Vielleicht erinnert sich noch wer?

Nochmals Dank an Ricardo für die Zuarbeit, viele Details wären mir sonst nicht mehr erinnerlich, obwohl zumeist teilgenommen. Fortsetzung folgt.


Folge sechs: Der Stammtisch gab von Anfang an Materialien zwecks Werbung heraus. So Blätter in Postkartengröße, ganz schwarz, mit dem symbolkräftigen Logo und darunter die Web-Adresse sm-dresden.de, einseitig auf A4 gedruckt und gevierteilt. Ich hatte hunderte davon verteilt. Der Stammtisch hatte schon 2002 diese Web-Seite, also noch ein Jahr vor der Sklavenzentrale. Ich hatte einiges zum Inhalt beigetragen, Timo hat alles digitalisiert.

Dann die berühmten Aufkleber: in der Art des Verbots-Verkehrsschildes, roter Kreis mit rotem, schrägen Querbalken, darin eine Eiswaffeltüte mit gelbem Eis und dem Spruch: "Vanilla not!" Das war quasi der Spruch des Stammtisches, eine Art Losung, eine Art Bekenntnis: Alles außer Vanille!

Selbst in das Online-Lexikon hat es der Begriff geschafft:

"Anhänger des BDSM bezeichnen damit „Nicht-BDSM-Sex“. Vanillasex bezieht sich auf plain vanilla („nur Vanille“) – in den USA abgeleitet von der beliebtesten Speiseeis-Sorte „Vanille“, die als einfachster purer Geschmack angesehen wird – und bedeutet etwas Gewöhnliches ohne Extras."

Mehr in dem Artikel, der seit 2004 vor allem von dem Sozialwissenschaftler und ehemaligen Chefredakteur Chiananda aufgebaut wurde, aufbauend auf Vorarbeiten von Poisend-Ivy:

https://de.wikipedia.org/wiki/Vanillasex

2004 oder spätestens 2005 wurden Postkarten sogar gedruckt: Die Bildseite wieder ganz schwarz, mit dem aussagestarkem Logo, und darunter Weiß auf Schwarz der Slogan: "Schmerz ist Ansichtssache". Auf der (eigentlichen, postalisch ursprünglichen) Vorderseite der Postkarte rechts ein Adressfeld mit Feld für die Briefmarke, mittig geteilt, links frei zum Schreiben, nur ganz oben in Minischrift:

S!M-Stammtisch Dresden - Treffpunkt für BDSM und Fetisch-Interessierte in Dresden. Jeden 2. und 4. Mittwoch ab 21 Uhr im Musikcafe Kuhnt, Leisniger Straße 1, DD Web: www.SM-Dresden.de eMail: SM-Dresden@gmx.de.

Man beachte: "Treffpunkt für BDSM und Fetisch-Interessierte"! Da hatte sich der Latextreff schon aufgelöst, und die "Reste" (wie auch Jasmin, Viola, Rougia, Regina, Anke, Silvia, der schwule GSR Sir Slave aus Görlitz, zwei Schwulenpärchen, der große Freitag aus Kamenz, der kleine Freitag aus Chemnitz und ich ...) gingen zum SM-Stammtisch, andere vielleicht auch zu CR&F in die Boofe, da gab es allerdings Nasenkontrolle durch Danilo, ich wüßte nicht, wer von dem alten Latextreff dorthin gegangen sein sollte - obwohl sich räumlich wenig änderte: beide Treffen waren im Hechtviertel, die Boofe Hechtstraße 10, unser Latextreff in der Parallelstraße RL 35. Aber irgendwie schienen Welten dazwischen zu liegen. Nach Gumina Jasmin hieß der große Freitag deswegen so, weil er als erster regelmäßig zu ihren Freitagstreffs kam, er wurde deswegen einfach der Freitag genannt - als dann ein weiterer Stammi genauso regelmäßig freitags (aus Chemnitz!) kam, war das dann der kleine und der andere der große Freitag. Von den Körpergrößen war es genau umgekehrt, was zu Verwirrungen und Verwechslungen führte, die mitunter lustig werden konnten. So ging Silvia mal mit dem großen Freitag, der eigentlich der kleinere war. Anke mißverstand das und wurde eifersüchtig und zickig. Sie stand auf den körperlich großen "kleinen Freitag", überhaupt auf große Männer ganz in Latex. Wir hatten alle viel Spaß deswegen, und sie wurde so richtig damit aufgezogen. Später heiratete sie auch einen großen Schweizer mit großem Vermögen. Als auch Gumina Jasmin gesundheitlich ausfiel, blieben beide Freitage weg. Der große Freitag besuchte dann desöfteren den Swingerklub Schiedel, den kleinen habe ich nicht wieder gesehen, er war älter als Jasmin, eher im Alter von Gumina Ina und damals schon um die 60.

Der schwule Sir Slave aus Görlitz stieg immer in der Boofe ab, kam zu den Stammtischen und Parties, meist in den Bunker Prießnitzstraße. Er stand total auf Gummi, war "Versuchsperson" (GSR=GummiStrafRekrut) bei der NVA, Chemische Dienste, hatte Krebs davongetragen, war Invalidenrentner. Ich konnte ihn zu einigen S!M-Parties überreden, in der Bar 202, auch noch anfangs beim Kuhnt, auch am Samstag, den 21. Juni 2003 in der Location "Der Keller" (ehemals U-Boot) in der Bautzener Straße 75 im Hinterhof der Pfunds-Molkerei. Dort hatte ein Herr seine Sklavin nackt an einen der Pranger befestigt und warb für "allgemeine Benutzung", auch bei mir. Ich lehnte lächelnd ab, alle anderen auch. Das war irgendwie zu primitiv. Dem leicht erregbaren Sir Slave reichte es dann mal wieder: "Heteros! Alles Heteros hier! Das ist ja eklig!" Er packte wutschnaubend, wollte noch in den Schwulen-Bunker Prießnitzstraße. Es war aber keine Gummiparty, sondern was anderes (SM, Leder, naked ...). Wir kamen so nicht rein (damals lief auch ich noch voll in Latexgummi herum). Auf eine Nachtübung in der nahen Heide verzichtete er. Wir waren desöfteren dort, aber er war nicht in Stimmung. Ich brachte ihn also an seinen Schlafplatz in die Boofe. Danilo trommelte zwar immer, daß er eine Herberge besonders für Schwule, Lesben etc. wäre, aber er hat uns an dem Abend angeranzt: ich in Latexoverall, Sir Slave in Gummivollschutz der ZV/NVA der DDR. Würden ihn blamieren blablabla. Ich bin mir sehr sicher, daß er mir Honig um die Backe geschmiert hätte, wäre ich voll in Latex mit Gumina Ina, Gumina Jasmin, Viola, Rougia, Regina etc. aufgetaucht, die dann natürlich auch voll in Latex. Er sammelte Latexpaare, und besonders Frauen. Die Affinität zu Schwulen war eher geschäftlich, aufgesetzt. Hat alles nichts genutzt, 2008 war er am Ende, mußte die Boofe aufgeben, die ist immer noch Hotel, aber für Obdachlose - der neue Zeittrend.


Auch von Rubbermagic (Kira und Nemo) im Roten Schuh war ich tief enttäuscht, im Grunde eine Verkaufsshow, Kira besprach mich wie ein Wasserfall, kaute mir beide Ohren ab, ich solle doch Latex tragen - und vor allem bei ihr kaufen. Das war im Sommer 2005. Seit 2004 trug ich kein Latex mehr, das Alter, das Übergewicht, die Gesundheit ... Unter Ganzanzug undundund habe ich es nie gemacht, mache ich es auch nicht. Das fällt seitdem aber aus. Es war sehr warm, nur meine Gummisklavin AniThanila (er)trug full rubber, eine zweite noch einen Catsuit, der aber schnell fiel - die anderen alle nur ein Fetzchen Latex, meist Marke Rubbermagic. Da lach ich drüber, das bringt keine Punkte. AniThanila hatte den Spaß des Abends, ich war sauer danach, dieser Stammtisch hat mich nie wieder gesehen (2008 gab es den 32. Latexstammtisch, da war eine Bekannte dabei, bis 2011 müssen es um die 50 gewesen sein). Nach meiner Erfahrung gab es wenig Kontinuität - nicht von unserem Latextreff zu den Crazy Rubber & Friends, nicht von dort zu dem Rubbermagic-Latexstammtisch. Wer alles mitgemacht hat oder wenigstens zwei davon (regelmäßig!), kann sich gern bei mir melden.

Später hat dann doch noch eine gewisse Kontinuität eingesetzt - vom Rubbermagic-Latexstammtisch hin zu den dem aktuellen Latexstammtisch. Schon 2010 begann ein neuer Fetischstammtisch im Club Bizarr, Robert- Berndt Straße 1a, im Frühjahr dienstags, dann freitags, ab 09. Juli 2010 jeden 2. Freitag im Monat. Die Veranstaltung hieß seinerzeit noch "Club SM und Fetischstammtisch im Club Bizarr". Am 1. Freitag des Monats fand damals der Dresdner SMJG Stammtisch statt. Desweiteren wurden dort regelmäßig Playparties angeboten, zB stellte am 19. Juni 2010 der Inhaber der Firma Radiotoy sein Gerät "Lob und Tadel" auf einer solchen vor. Es wurden auch verschiedene Workshops angeboten, zB über Bondage. So kam es auch zu Themenparties Bondage etc. - mit "Erlebnisgarantie für dev/maso Einzelperson!". Der TV Lady Reena und die anderen echten Ladies dort machten es möglich. Ein Schlager waren die Mistressnighten, aber es wurde auch unter dem Motto Swinger, Weihnachten und Silvester gespielt: "Für Kältefetischisten steht der sichtgeschützte Outdoorbereich zur Verfügung". Die 500 Quadratmeter Playfläche (ohne Outdoor!) mußten ausgelastet werden.

Im März 2010 eröffnete mit dem FEM2GLAM ein offizieller Messpunkt von Fantastic Rubber Berlin in Dresden. Außerdem gab es dort Korsetts, Lingerie, Dessous, High Heels, Strümpfe, Schmuck, sexy Fashion, niveauvoller Fetish, GoGo Wear und Rockabella Dresses im 50th & 60th Style. Es wurde versucht, die Fetischstammtisch-Besucher als Kunden zu gewinnen.

Noch am 22. Januar 2011 gab es einen Latexstammtisch im Kuhnt, organisiert von einem Latexfeti. Der wanderte dann zu den LZ-Treffen ab, wie es scheint, mit großer (Wo)Manpower. Es wurden die Jahrestermine geplant, die dann aber nicht mehr eingehalten wurden.

Spätestens am 14. Januar 2011 begann der LZ (Latexzentrale) Stammtisch in Dresden im Studio AVS (Anna von Sax), gemeint ist ebenfalls die Robert-Berndt-Straße 1a (Club Bizarr war eher eine Kreation des TV Lady Reena, der damit wohl noch immer laboriert). Dieser LZ Stammtisch setzte den Fetischstammtisch am gleichen Ort fort und wurde von LLdeSaxe organisiert.

Der LZ Stammtisch rangierte in der Location an letzter Stelle, alles andere war wichtiger, es gab ständig Probleme, er wurde eine Art Verschiebemasse, wenn gerade nichts Zahlungskräftigeres gebucht hatte. Das konnte auch sehr kurzfristig passieren, eine Planung war somit undenkbar. Der Stammtisch zog aus, am 18. Mai 2012 traf man sich in der Erlebnisgaststätte "Astloch" Altenberger Str. 22 in Striesen.

Am 29. Juni 2012 20 Uhr gab es dann den 1. Latex Freunde Sachsen Stammtisch in Zusammenarbeit mit „LLdeSaxe“ in der Villa Barococo in Nossen (Döbelner Straße 25). Hier konnten gegen einen kleinen Aufpreis auch die SM-Playrooms genutzt werden (die Einzelperson hat 10 Euro, das Paar 15 Euro Aufschlag gegenüber dem Preis von Getränke und Buffet bezahlt). Für ärmere Zeitgenossen gab es auch die Variante ohne Buffet. Der 12. Latex Freunde Sachsen Stammtisch am 05.07.2013 war zugleich die Pre-Party zur Nacht der Latexleidenschaft von RM (RubberMario) Events. Mit von der Party war Latex4You aus Österreich („von Puppi für Sie mit Liebe gefertigt“). Es gab auch einen Latex-Ausflug in die Weinberge Radebeuls. Bis 2016 gab es monatliche Latexstammtische in Nossen, die dann aber vor allem mangels weiblicher Beteiligung aufgegeben wurden. Yvonne von LLdeSax war oftmals die einzige Frau dort. Nossen ist nun auch nicht gerade der Nabel der Welt.

2017 wurde dann der Offene Latexstammtisch in Dresden organisiert, im Februar und am 25. März zB im Jim Beams in der Neustadt. Die Neustadt war aber vielen Fetis zu schmutzig, zu laut, zu gefährlich ... Die Treffen gab es wie zuvor monatlich, am 13. Januar 2018 mal wieder im Restaurant Astloch in Striesen, bis Mai 2018 dort. Das führte damals zu einer Abspaltung des Jungen Latexstammtisches in Dresden, der sich kurzzeitig weiterhin in der Neustadt traf, aber wohl nicht lange existierte. Am 23. Juni 2018 traf sich der Offene Latexstammtisch Dresden in der Kneipe "Zum Gerücht" in Laubegast, am 21. Juli im Fährgarten in der Johannstadt, auch ein Lieblingsort von Gumina Jasmin, die in der Johannstadt wohnte. Im September wieder im Gerücht, im Oktober wieder im Astloch, im Dezember wieder im Gerücht, im Januar 2019 im Astloch. Zum 2-jährigen Jubiläum zog der Offene Latexstammtisch mal wieder dahin, wo alles angefangen hatte: am 23. Februar um 19 Uhr ins Jim Beams in der Neustadt. Im März wieder im Gerücht, im April wieder im Astloch, im Mai im Irish Pub "Shamrock" mitten in der Dresdner Altstadt, im Juni wieder im Gerücht, im Juli inmitten der Dresdner Altstadt im Restaurant "Barococo" am Altmarkt. Am Wochenende ab Freitag den 16. August 2019 waren der Offene Latexstammtisch und LLdeSax am „Glamorous Zoo“ (Fetish Zoo, „Hedonistic Zoo“ - große Worte) im MyHouse, der "Secret Villa" (Feldschlößchenstraße 3) von Lady Syonera beteiligt. Im September traf man sich wieder im Gerücht, im Oktober wieder im Astloch, im November im Gerücht, dort auch noch einmal am 25. Januar 2020. Dann schlug Corona zu. Das Astloch ist mittlerweile geschlossen, das Gerücht hat (nicht nur) durch den Tod des ehemaligen Pächters rapide abgebaut, ist indiskutabel geworden, man traf sich durch Corona, Ukrainekrieg etc. nur noch sehr sporadisch, zuletzt in Gruna. Es steht erneut die Frage, ob ein neuer Latextreff eingerichtet werden sollte. Fortsetzung folgt.


Folge sieben: Es haben sich bei mir einige wenige Flyer aus der Anfangszeit erhalten, ich habe seinerzeit hunderte verteilt, angefangen mit dem Flyer zur S!M-Party II im Juli 2002. In der Regel waren das A5-Blätter, schwarz mit weißer Schrift, im oberen Teil das markante Logo des DD SM-Stammtisches. Das neue Logo ist mMn nichtssagend, nicht zu deuten. Der älteste bei mir erhaltene Flyer stammt von 2003:

S!M-Party V 21. 06. 2003 S!M-Stammtisch Dresden www.SM-Dresden.de Einlaß: ab 22 Uhr Dresscode: Lack/Leder/Latex/Fetisch/Erotisch Unkostenbeitrag: 10,- Euro Location: Der Keller (ehemals U-Boot) Bautzner Straße 75 (im Hinterhof der Molkerei) Alle SM-Praktizierenden und Interessierten sind willkommen. Stammtisch (Eintritt frei): 11.06./ 25.06./ 09.07./ 23.07. Bar 202 (Rudolf-Leonhard-Str. 35)


Dann ein Flyer von 2004:

S!M-Party DD 7 15.05.2004 Musikcafé Kuhnt, Leisniger Str. 1, Dresden Einlass 22:00 Uhr Dresscode: Lack/Leder/Latex/Fetisch/Erotisch Keine Voranmeldung notwendig Unkostenbeitrag: 20,- Euro (15,- Vorverkauf) Es gibt ein kaltes Buffet, 3 kleine Privaträume, Geräte, Umkleide, erotische Massage, Spielzeuge und natürlich Sofas Mehr Infos gibt es auf unserer Webseite www.SM-Dresden.de

Und auch noch ein Flyer von 2005, diesmal ein Drittel A4:

S!M-Dresden Party 11 12.11.2005 Musikcafé Kuhnt, Leisniger Str. 1, DD Einlass ab 22:00 Uhr Unkostenbeitrag: 10,- (VK) / 15,- (AK) Dresscode: Lack/Leder/Latex/Fetisch Buffet/Spielmöglichkeiten/Privatraum Mehr Infos: www.SM-Dresden.de

Dresscode war unterstrichen, erotisch war dort weggelassen. Es war schon eigentümlich, was manche Leute so unter erotisch verstanden. Eingelassen wurden sie trotzdem, verbreiteten dann aber eher den Charme eines Swingerclubs. Viel geholfen hat die Änderung nicht. Es gibt ja auch so etwas wie Badelatschenfetisch etc. Diese Party war gleichzeitig meine SM-Hochzeit mit AniThaNila, die SM-Hochzeitsnacht ging bis 6 Uhr, der Kuhnt war schon eingeschlafen. Unsere öffentliche SM-Verlobung gab es zwei Monate davor in der Buchhandlung LeseLust (inoffiziell hatten wir die schon im Juni begangen - im Weidendom neben der Pastor-Roller-Kirche in Lausa, Ortsteil von Weixdorf, heute zu Dresden):

LustLese in der LeseLust Nimm mir die Luft zum Atmen ... denn sie durchdringt die schützende Haut, mit der Du mich umgibst ... Geheimnisse des SM-Gemachs von kreff & Sklavin AniThaNila Montag, 19. September 2005, 20.30 Uhr Buchhandlung LeseLust, Louisenstraße 24 01099 DD/Neustadt Telefon (0351) 4045046, Fax 4045047 info@leselust-dresden.de

AniThaNila und ich lasen aus einem 60seitigen Rotuli aus Papier (einer Schriftrolle, auf zwei Rundstäben aufgerollt, 40 cm hoch, knapp 18 m breit, Blattgröße A3). Bei dem Inhalt handelte es sich um unser CoC (Chatten ohne Computer) vom Frühjahr und Sommer 2005. Als Bonmot las sie voll in Latex, nur Augen und Mund waren frei, auch kleine, unscheinbare Nasenlöcher. Besonders beindruckte die Eingangsszene, wo sie eine völlig geschlossene Latexmaske noch über der unteren Latexmaske (er)trug und vier Minuten nicht atmen konnte. Ich hatte gleichzeitig den Abend eingeführt. Viele hielten sie für eine leblose Puppe, weil atemlos. Die Überraschung war perfekt, als ich die durchgehend glänzende oberere Maske abzog und sie dann als Rubberdoll mitlas. Mit einer Zuhörerin hatte ich darauf ellenlange eMails, weil sie so beeindruckt war - bis wir 2006 Dresden verließen. Irgendwie war sie ganz heiß darauf, das auch zu erleben, was meine Sklavin erlebt hatte. Nun war die SM-Verlobung die Vorstufe zur festen Spielpartnerschaft, der SM-Hochzeit. Ich hatte als schwarzer Priester Dutzende solcher Zeremonielle selbst durchgeführt - bei anderen Paaren, nicht nur in Deutschland, auch in der Schweiz, Österreich, Italien und Spanien. Selbst anderweitig Verheiratete wünschten sich oft noch die klassische monogame Beziehung mit ein bisschen BDSM als Würze. Die andere Dame witterte aber noch Morgenluft, weil AniThaNila seinerzeit schon sieben, acht Jahre fest verlobt war - allerdings nicht mit mir. Mir kam das sehr gelegen, heiraten wollte ich damals nicht noch mal. In den ersten Stammtischjahren hatte ich auch schon mit zwei Frauen gespielt, die jeweils gut zehn Jahre fest verlobt waren. Es kam anders, als gedacht. Genau einen Monat nach unserer SM-Hochzeit löste AniThaNila am 12.12.2005 ihr Verlöbnis, und im neuen Jahr (2006) heirateten wir am Patrickday (17. März) im Standesamt Dresden. Doch dazu später. Eine der anderen Verlobten Damen war bitterböse, machte mir Vorwürfe, sie hätte die älteren Rechte etc., verließ den Stammtisch, die andere Verlobte blieb auch weg, weil ich sie nicht mehr bespielte, auch andere Frauen kamen nicht mehr, wie ZB zwei Polizistinnen, die mein Spanking gemocht hatten (und sich sicher mehr erhofften). AniThaNila und ich dehnten unseren Honeymoon in Teneriffa etwas aus und zogen danach nach Berlin, damals noch ein Hotspot der BDSM- und Fetischszene.

Fortsetzung folgt.

Folge acht: Der Stammtisch organisierte von Anfang an eine umfangreiche Medienarbeit. Diesen Part habe ich den Jüngeren überlassen, die mehr in der Technik und Materie steckten. So wurden nicht nur die Termine an die Stadtmagazine Prinz und Sax gegeben (mit monatlichem Veranstaltungskalender für Dresden), sondern auch Anzeigen geschaltet (über eine solche fand zB Ricardo zum Stammtisch). Prinz.de ist mittlerweile ein Angebot der Urbanite Location Based Media GmbH mit Sitz in Hamburg und einer kleinen Außenstelle in Leipzig. Sehr wichtig war die eigene Webseite seit 2002, eine Schnittstelle zu den Interessenten. Wir waren damit sogar noch ein Jahr vor der Sklavenzentrale im Netz.

Ich habe meine Aufgabe eher an der Front gesucht, wie zB Flyer verteilen. Ich bestückte die Kartenvorverkaufsstelle SaxTicket an der Schauburg, einige Erotik-Shops und einige Buchhandlungen (wie zB die erotische Buchhandlung LeseLust und die esoterische Buchhandlung Innere Welt, beide Louisenstraße) mit den S!M-DD-Flyern. Lustig war es in der Inneren Welt. Der Inhaber hieß wie der von der LeseLust Sven (zwei Buchhändler Sven in unmittelbarer Nachbarschaft!). Der esoterische Sven bastelte mal einen riesigen Holzkasten und vermietete das Fach je nach Größe zwischen fünf und zwanzig Euro pro Monat für die Auslage von Flyern. Viele Esoteriker nutzten das, die Plätze waren schnell vergeben. Damals mokierten sich so einige Esoteriker über meine erotischen Flyer, vor allem jene, die auch noch gern ein Fach abgekriegt hätten. Ich hatte aber mein Fach sicher, weil ich auch esoterische Lesungen in der Inneren Welt durchführte, vor allem zu Tantra, Yoga, Zen, Krishnamurti, Osho (Bhagwan Shree Rajneesh) und "Atemtherapie und Rebirthing nach Satyamurti".

Mittlerweile gibt es sogar einen OBA (Offenen Bondage Abend) im Esoterikzentrum AnuKan, ebenfalls in der Dresdner Neustadt, wo selbst der Grimme Workshops anbietet. Die Zeiten haben sich geändert. Der erotische Sven mußte mit seiner LeseLust in die Touristenmeile Hauptstraße ziehen, um nicht unterzugehen (Laufkundschaft!). Er war Absolvent des Roten Klosters, der Journalistik-Fakultät der Uni Leipzig in der DDR, und hatte dadurch seine Buchhandlung als ehemaliger guter Zeilen-Schmiergeldempfänger ohne Schulden eröffnen können. Der esoterische Sven, kränklich, arbeitslos, durch Esoterik geheilt, hatte Schulden aufnehmen müssen und schaffte den Sprung mit seiner Ein-Mann-GmbH nicht, er macht schon 2002 (Anfang des Euro) 500 bis 600 Euro im Monat miese, die globale Finanzkrise ab 2007 hat er nicht lange überstanden. Adieu Innere Welt.

Über die Esoterik kamen seinerzeit so einige Leute zu SM, auch die beiden langjährig verlobten Frauen, auch Anke und Silvia - und vor allem Regina, die zuerst nahe dem Neustädter Stadtteilhaus und später in der Louisenstraße schräg gegenüber der LeseLust wohnte. Sie war eine Stütze des Latextreffs seinerzeit und kam auch noch bis zu ihrer Erkrankung zu den ersten SM-Stammtischen. Sie ging immer gern voll in Latex mit mir zu Ronny in eine Videokabine vom Erotikmarkt Dresden Neustadt, ebenfalls auf der Louisenstraße, Nummer 13. Wir beide paßten in eine der schmalen Kabinen (ich mußte sie dazu auf den Schoß nehmen) - immer ein bißchen länger, immer ein bißchen enger. Damals war ich noch rank und schlank. Wir haben immer die schärfsten Filme konsumier: Leder, Lack, Latex - und manchmal gleich im Laden neues Spielzueg gekauft, um das Filmchen nachzuspielen, zB einen Saunasack, Fesseln, Knebel, Vakuummasken und andere Latexmasken, sogar vollkommen geschlossene etc. Dafür konnte ich auch soviel SM-DD-Flyer auslegen, wie ich wollte, auch in dem anderen Sex-Shop, der Ronnys Vater gehörte (in Löbtau). Der Löbtauer Laden hat inzwischen aus Altersgründen geschlossen, Ronny seitdem in der Louisenstraße viel umgebaut, ein richtiges Sexkino eingerichtet - so enges Kuscheln wie damals in einer Minizelle gibt es wohl nicht mehr. https://www.joyclub.de/event/1297262-opening.erotikmarkt_dresden_neust_dresden.html


Männer fanden den Weg über die Esoterik zum BDSM weniger häufig, von 2002 bis 2006 ist mir jetzt kein Fall erinnerlich. Es gab damals aber auch den Fall, daß eine professionelle BDSM-Frau, meine ehemalige Latexsklavin Esclavina Katharina (das vorletzte Vollschutzweib in Dresden seinerzeit), nach ihrer Erotik-Karriere zur Esoterik wechselte und neben Reiki und Lebens-Beratungen sogar Reiki für Hunde anbot. Hunde sind auch nur Menschen.

Heute buhlen zwei OBAs um die gleiche Klientel:

der erotische "Bondageabend SM Dresden. Offener Bondage-Abend (Das Original!)", Ableger des SM-Stammtisches https://www.joyclub.de/event/1320239.bondageabend_sm_dresden_dresden.html#information

und der esoterische Offene Bondageabend im AnuKan – Zentrum für Berührungskunst (auch Liebeslernzentrum) https://www.anukan.de/veranstaltungen/offener-bondageabend-september22/

Am liebsten stand ich an vorderster Front auf der Straße und machte mit einer oder mehreren Latexladies Werbung für unsere Parties. 2002 bis 2004 stand ich mit Gumina Jasmin, oft kamen Gummi-Emmi, Anke und Silvia mit. Regina vertrug sich nicht mit Jasmin - es war Eifersucht. Ina war da schon ausgefallen. Manchmal stand ich auch mit Viola, die duldete aber keine andere neben sich. Ich brachte sie im Sommer 2004 nach West-Berlin, weil sie damals in Dresden nirgends mehr ein Stück trocken Brot bekam - es sei denn, es war verschimmelt. Sie kam über Ost-Berlin und Rostock etwa 2015 wieder nach Dresden zurück.

2005 machte ich mit AniThaNila Werbung für unseren Stammtisch und die Parties. Im Vorfeld der S!M-Party 10 (25. Juni 2005) verteilten wir Flyer am Eingang der Münzgasse nahe der Frauenkirche, also mitten auf der ehemaligen sächsischen Frankenstraße. Nach keiner Stunde kamen ein paar Männer in Livree aus dem großen Hotel Hilton, dem ehemaligen Devisenhotel der DDR mit (Devisen-)Intershop etc. Wir sollten uns trollen, sonst käme die Polizei blablabla. Einige Gäste hätten sich beschwert, reiche Knöpfe. Die hatten es gerade nötig - die machten das heimlich und dann gleich unheimlich. Aber dem Pöbel stand das wohl nicht zu. Um Ärger zu vermeiden, zogen wir einfach die ehemalige sächsische Frankenstraße ein Stück weiter und verteilten in der Nähe des Containers der Gesellschaft Historischer Neumarkt, der damals noch in Frauenkirchnähe stand (heute: Pirnaischer Platz, Landhausstraße – Einmündung Schießgasse). Eigentlich hatte uns das Hilton einen Gefallen getan, denn nun lief die Aktion noch besser. Vielleicht hatte auch der Auflauf mit den Dienern in Livree für mehr Aufsehen und Aufmerksamkeit gesorgt. Wir wurden unsere Flyer reißend los, AniThaNila hatte schon keine mehr, und stand zum Schluß nur noch als Werbefigur voll in schwarzglänzendem Latexgummi herum: vom Scheitel bis zur Sohle und bis zu den Fingerspitzen. Ein älteres Ehepaar interessierte sich dafür, was ich verteilte. Die Frau war am neugierigsten, mußte aber passen: "Dafür sind wir leider zu alt. Früher, ja, aber heute. Was ist das eigentlich für eine große Puppe, die sie da mithaben?" In dem Moment wollte AniThaNila antworten, kam aber nicht dazu. Sie hatte sich kaum bewegt, da sprang die ältere, grauhaarige Dame (70+) mit einem Satz etwa zwei Meter von uns weg: "Die lebt ja! Wie kann man denn da drunter leben?" Ihr Mann konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, er war scheinbar noch etwas älter, an die 80. Die beiden zogen dann weiter. Ich habe nie im Leben eine ältere Dame so springen sehen.

Gumina Ina hatte den Luxus, in ihren eigenen Schaufenstern als Latexpuppe stehen zu können - nach Ladenschluß mit FemMask, Latexcatsuit, Latexhandschuhen und Overknees aus Latex (die hatte sie von SW 3 - ungezogen angezogen auf der Herschelstraße in Hannover). So habe ich sie zum ersten Mal schon Ende der 80er in der Passarelle in Hannover stehen sehn, später dann in ihrer Boutique in der Dresdner Neustadt. Sie fand das immer sehr erregend. Ich auch. Wir wurden zeitweise ein BDSM-Pärchen. Die 17 Jahre Altersunterschied (sie war Jahrgang 1942) machte das Latexgummi zunichte.

Fortsetzung folgt.


Folge neun: In den 90ern und noch Anfang der 2000er hatte die Szene im Osten Deutschlands einen enormen Aderlaß an SM-Frauen zu verzeichnen. Mangels beruflicher Chancen (bereits bis 1993 war 37,5% der Arbeitsvolumens von 1989 zumeist als unliebsame Konkurrenz vernichtet worden) zogen die jungen, ungebundenen Frauen scharenweise Richtung West. Männer hatten ein leichtes Spiel mit ihnen, wenn sie ihnen ein existentiell attraktives Angebot machen konnten. Sogar meine einzige Schwester wurde 1996 aus Dresden herausgeheiratet (Schlitzvorteil: wir drei Brüder sind alle noch hier und gehören weiter zur DDR - Dem Dummen Rest), zunächst an den Bodensee, mittlerweile hat sie eine Firma in Kerry im herrlichen Südwesten Irlands. Es sieht nicht danach aus, daß sie je wieder nach Deutschland zurückkommt. Auch im esoterischen Bereich verließen viele junge, attraktive Frauen Ostdeutschland: zB in den 90ern die Begründerin des Esoterik-Zentrums LebensArt in Magdeburg, Weitlingstraße, die ehemalige Wäscherei neben der ehemaligen Stadtbibliothek (das Zentrum LebensArt des Wege e.V. ist deswegen inzwischen eingegangen), nach 2000 die Stellvertreterin des OMC (Osho Meditation Centre) Manjusha (heute: Samana) in Schmiedeberg (das New Dawn am Großen Garten ist deren Ableger), sie ging in die Schweiz und eröffnete eine "Heldenschule". Das von gut 40 auf 9 Personen geschrumpfte und völlig überalterte Samana sucht aktuell einen Leiter, einen Koch/eine Köchin und natürlich "junge neue Mitbewohner". Abschwung Ost eben. https://www.samana-erzgebirge.de/%C3%BCber-uns/wir-suchen/ - https://de.wikipedia.org/wiki/Aufschwung_Ost

Sogar Gumina Jasmin prüfte 2001, ob sie in die Schweiz oder wenigstens an den Bodensee gehen könnte - ihr Alter und ihre Gesundheit hatten ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht (ich habe noch Photographien aus dieser Phase mit ihr). Auch Regina hatte als damals drahtige, sportliche Endfünfzigerin ganz in mehrfachem Latexgummi Angebote aus der Schweiz, aber auch sie erkrankte, bevor sie ihre diesbezüglichen Pläne umsetzen konnte. Die erheblich jüngere Dresdner BDSM Queen Lady Syonera hat es geschafft, in die Schweiz sehr vorteilhaft einzuheiraten (Anke Schällibaum) und betreibt nun Erotikzentren in ganz Deutschland und der Schweiz, u.a. auch in Dresden (Feldschlößchenstraße 3) und Leipzig. Eine hervorragende Sub eines Urgesteins des Dresdner Stammtisches ist vor rund zwanzig Jahren von heute auf morgen zu einem sehr vermögenden Schweizer gezogen, den sie über das Internet kennengelernt hatte. Auch die noch relativ jungen und sehr sportlichen Latexdolls Anke und Sivia gingen in die Schweiz und haben dort sehr gute Partien gemacht. Die Liste ist lang und ermüdend und frustrierend.

Um so erfreulicher ist die Tatsache zu werten, daß es in den Jahren 2004 und 2006 gleich zwei Fetisch-Hochzeiten vor dem Standesamt in Dresden aus den Reihen des SM-Stammtisches Dresden gegeben hat.

2004 heiratete Johanna Kalex, Betreiberin der linken Szenekneipe Trotzdem (Alaunstraße in der Dresdner Neustadt) ihren Mann Steffen Otto. Johanna hieß eigentlich Anette und war eine geborene Ebischbach. Anette gefiel einem frühen Freund in der Hippie-Szene nicht, weswegen er sie einfach Johanna nannte. Das war 1977. 1981 verteilte sie auf dem Dresdner Bauernmarkt Flugblätter im Hippie-Look: knallbunten Rock, weiße Bluse, "tausend" Ketten und Hippie-Stirnband. Sie wurde von der Stasi verhört, bekam Morddrohungen. Der Fallschirmjäger Ingo Behrends kam am Mittwoch, den 21. Oktober 1981 in einer Disko auf sie zu und sagte, er hätte den Auftrag, sie umzubringen. Sie wußte nicht, wer er war, ob er tatsächlich zur Stasi gehörte oder irgendein Sadist war. Sie fuhr nach Hause, aber in der Bertheltstraße gab es neben ihr plötzlich zwei Einschläge an einem Auto. Als sie sich umsah, saß in einem erleuchteten Fenster jemand mit einer Knarre. Sie verfiel völlig in Panik und rannte weg, wurde dabei beinahe noch von einem Auto überfahren. Ein paar Tage später kam dieser Typ, der gedroht hatte, sie zu ermorden, wieder auf dieser Bertheltstraße an und sagte, sie soll auf sein Motorrad aufsteigen. Sie stieg auf, warum wußte sie sich nicht wirklich zu erklären, sie erklärte es mit Neugier. Er fuhr sie in die Südstadt in eine Laubenkolonie. In einer Holzlaube hob er ein Brett aus dem Boden hoch und schob sie in den Keller. Dort drohte er wieder, sie umzubringen. Er hatte die Leiter nach oben geschoben, damit sie nicht mehr nach oben konnte. Danach vergewaltigte er sie und schlug sie völlig zusammen. Sie hatte sich nicht gewehrt, sondern nur herumgeheult. Dann hat er plötzlich die Leiter wieder heruntergeholt und ließ sie dort liegen. Sie steigerte sich danach in eine Stasihysterie hinein, kroch nur noch in gebückter Haltung unter dem Fenster entlang und machte ihre Eltern und Freunde verrückt.

Der Name Kalex stammte von ihrem ersten Mann Roman Kalex, den sie Anfang der 80er in einer Friedensgruppe kennengelernt hatte und 1982 gleich mit 18 heiratete (sie ist Jahrgang 1964). Die Traurede arbeiteten beide mit aus. Sie wurde ein Plädoyer für Totalverweigerung und Friedensarbeit. Diese Hochzeit war auch eine politische Veranstaltung, bei der gespitzelt wurde. Es waren etwa 300 Leute da. Die Feier wurde von der Stasi verboten, es sei eine Friedenskundgebung. Das war ein Hippie-Treffen aus der ganzen DDR. Die Leute klatschten in der Kirche. Unter dem Namen Johanna Kalex wurde sie 1985 als Anführerin der anarchistischen Gruppe Wolfspelz bekannt, welche auch unabhängig von der Kirche agierte (der sächsische Bischof Hempel hatte die Gruppe, die sich bis dahin einfach nur "der Kreis" nannte, seinerzeit als "Wölfe im Schafspelz" diffamiert, die dagegen hielt, eher pazifistische Schafe im Wolfspelz zu sein - so kam sie zu ihrem Namen - recht vielen Dank noch, Bischof Hempel! https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Hempel ). Johanna und Roman Kalex lebten noch mit einem anderen Mann zusammen, sozusagen in Drei-Ehe, bei ihnen gab sich die Schwulenszene von Dresden die Klinke in die Hand, die damals noch kriminalisiert wurde. 1992 verließen Johanna und Roman Kalex Deutschland nach einem Überfall von Neonazis in ihrer Wohnung und flüchten in ein ökologisches Projekt in der Dominikanischen Republik. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1993 ließen sie sich scheiden. Johanna besuchte danach auch Indien.

Johanna und Steffen waren Stammtischgänger schon in der Bar 202 in den Jahren 2002 und 2003. Zu einer SM-Party ritzte Johanna ihrem Freund und Mitarbeiter Steffen (sie hatten das Trotzdem um das Jahr 2000 gegründet) ein Herz, welches den ganzen Rücken ausfüllte. Die Schnitte heilten, ohne groß Narben zu hinterlassen. Bei der nächsten Party ritzte sie ihm dann einen doppelten Schnitt, daß das Blut nur so spritzte - das Herz hielt dann. Dieses öffentliche Zeremoniell war im Grunde schon eine Art SM-Hochzeit, es sollte beide aneinander binden (was bis heute funktioniert hat). Johannas Markenzeichen waren knallenge Lack-Klamotten am ganzen Körper, welche sie schon lange vor dem SM-Stammtisch zB im Bunker Straße E und bei Gothic-Festivals wie dem LGT trug. Zum Latextreff gehörte sie nie.

In der Zeit, als die neue Gaststätte AnTon den SM-Stammtisch und den Latextreff rausekeln wollte und so unter anderem uns gegen 22 Uhr an die Luft setzte, zog der SM-Stammtisch oft nahezu geschlossen von der Rudolf-Leonhard-Straße über den Bischofsweg zur Alaunstraße ins Trotzdem zu Johanna und Steffen. Ich war auch einige Male anwesend. Dort blieb man dann oft bis weit nach Mitternacht beisammen.

Johanna und Steffen vermittelten nach meiner Erinnerung auch die Location (ehemaliges) U-Boot, auch "Der Keller" genannt, auf der Bautzener Straße in der Neustadt für unsere SM-Parties und nahmen dort auch teil. Durch den Umzug des Stammtisches aus der Neustadt nach Pieschen ins Kuhnt hat sich der Kontakt verloren. Der Stammtisch zählt seitdem nicht mehr zur alternativen Neustadt-Szene.

Johanna und Steffen gingen mit ihrer SM-Neigung sehr offensiv um. So war es nicht verwunderlich, daß der Sender RTL Wind davon bekam und unbedingt Bilder in den Kasten bekommen wollte. Bei unseren Stammtischen und Parties waren aber Filmaufnahmen und selbst unerwünschte Photos nicht gestattet. RTL blitzte ab, da ließ ich nicht mit mir handeln. Dann versuchten die Quotenjäger, wenigstens von der Fetischhochzeit Bilder einzusacken. Aber auch dort blitzten sie ab. Gerade Anarchisten wie Johanna und Steffen ließen sich nicht vom Unterschichtenfernsehen vorführen. RTL drehte daraufhin noch ein paar Szenen in einem Wohnungsbordell in der Hechtstraße, das dort hoch unter dem Dach logierte. So waren sie nicht ganz umsonst nach Dresden gekommen. https://de.wikipedia.org/wiki/Unterschichtenfernsehen

Im September 2005 machte ich meine SM-Verlobung mit AniThaNila in der Buchhandlung LeseLust in der Louisenstraße in der Dresdner Neustadt öffentlich. Für den Leseabend (LeseLust) hatten wir über einen Monat Werbung gemacht. Schon im August wurden auch wir von den Quotenjägern von RTL kontaktiert. Ich ließ die am ausgestreckten Arm verhungern. Auch bei unserer Fetischhochzeit am 17. März 2006 wären sie gern dabei gewesen - aber erhielten von uns keine Erlaubnis. Wir machten extra keine Gaststätte für die Feier fest und fuhren vom Standesamt über Schillerplatz, Körnerplatz, Fährgaststätte bis nach Pillnitz und klapperten dabei rund ein Dutzend Kneipen ab, welche trotz der Mittagszeit geschlossen oder noch gar nicht wieder geöffnet hatten (es war noch vor Ostern). Erst das Schlosshotel Pillnitz bediente uns im hochherrschaftliche Fliederhofzimmer - königlich-sächsisch, meine Ehesklavin war voll in Latex. Wir wurden sehr zufriedengestellt, waren seitdem desöfteren mal dort, insbesondere an Hochzeitstagen. https://www.schlosshotel-pillnitz.de/restaurants/Fliederhofzimmer

Fortsetzung folgt.


Danke für Deinen Elan und den (evtl.) Blasen an den Tippfingern.


Und danke für Dein Danke. Elan ist das nicht, das ist für mich normal (to much information, wie man so sagt). Blasen an den Fingern habe ich nicht, sondern schon lange eine Hornhaut. Und Haare auf den Zähnen etc.

Du schriebst oben, seit 2004 mit dabei zu sein (Kuhntsche Parties). Gehe ich richtig in der Annahme, daß Du damals auch bei Crazy Rubber & Friends resp. dem Latex(gummi)-Kreis in der Boofe dabei warst? Gesetz dem Fall, es wäre so: mich würde interessieren, von wann bis wann und wie oft die Treffen waren. Es scheint eine Gleichzeitigkeit mit den Stammtischen von Rubbermagic ab Januar 2005 gegeben zu haben (auch Mitte der 90er gab es kurzzeitig zwei Kreise: den Latextreff und dann den Fetischtreff [SM war ja noch sooo pöse], der aber schon nach zwei, drei Jahren wieder einging, weil so ziemlich alle Frauen von Wessis, Ösis, Schweizern etc. herausgepickt wurden (meine einzige Schwester lebt inzwischen in Kerry in Irland, westlicher noch als das El Fin Del Mundo [Ende der Welt] auf der iberischen Halbinsel).

Und weil ich schon am Fragen bin: sagen Dir cazgatita (Heidi Marika Pulkkinen) von Savage Wear (Pulkkinen & [Alexander] Heim GbR, Theaterkostümnäherei) und Masteremit (damals Boheme noir) aus Berlin etwas? Sie sind mir in Berlin immer mal wieder über den Weg gelaufen, bin ja 2006 dorthin gezogen. Die beiden haben zB beim 5. CR&F-Treffen am 20. November 2004 in der Boofe die Musik aufgelegt (das 6. CR&F-Treffen war dann auch in Berlin). Das war ja ein recht internationales Treffen mit Leuten aus allen Altersgruppen. Sogar die Fetischfreunde (Rubber Lady und Jojo) waren mit von der Partie in Dresden, Anna und Martin von Abwärts, Doro und Ingo von Rubbersfinest, Reni und Henning von Rubberfeelings, Lati und Lalena von Latex2gether, die Ösis schickten Latex und Leder (Gary und Ducky) und und und ... Ich war auf Teneriffa, im November wurde es saukalt in Dresden, und ich bin bis kurz vor Weihnachten last minute dorthin. Damals konnte ich noch die SM-Möbel mitbenutzen, die ich 2002 dorthin verkauft hatte (ich bekam meinen Materialeinsatz wieder, der Empfänger übernahm den Containertransport, meine Arbeit: mein Lohn ist, daß ich darf ... - ging mir übrinx bei meinem Verbot als SPU [SchallPlattenUnterhalter, heute CDU - CompactDiscUnterhalter] im März 1980 auch nicht anders). Das waren echt geile Parties auf der Finca auf Teneriffa. War vielleicht auch besser so, daß ich nicht in Dresden weilte (hatte mich mit Danilo von der Boofe eh nicht besonders verstanden, wir verstanden uns in Dresden eher als [lästige] Konkurrenz). LG


Ich war nie auf reinen Latextreffen. Habe aber viele Bekannte in diesen Kreisen und bin ihnen dankbar, daß sie mich in die Welt des "Gummis" mitgenommen haben.

Moin, moin. Es ist mittlerweile ein weiterer Flyer aufgetaucht. Oben schrieb ich:

"2005 machte ich mit AniThaNila Werbung für unseren Stammtisch und die Parties. Im Vorfeld der S!M-Party 10 (25. Juni 2005) verteilten wir Flyer am Eingang der Münzgasse nahe der Frauenkirche, also mitten auf der ehemaligen sächsischen Frankenstraße. "

Ein paar Exemplare haben sich wieder angefunden:

"10. S!M-Party Dresden 25.06.2005 Musikcafé Kuhnt, Leisniger Str. 1, Dresden Einlass ab 22.00 Unkostenbeitrag 15,- VVk / 20,- AK Dresscode: Lack/Latex/Leder/Fetisch

Nacktes Buffet S/M Show Spielmöglichkeiten

Mehr Infos: www.SM-Dresden.de"

Oben schrieb ich, dass Anita bei dieser Verteilaktion in Full Rubber am Neumarkt für eine Puppe gehalten wurde. Noch lustiger war es ein paar Wochen später auf der Schönhauser Allee in Berlin, in einem Laden, wo die Ukrainer ihre Sowjet-Armee-Ausrüstung verhökerten. Die englische Wikipedia schreibt unter

https://en.wikipedia.org/wiki/Ukrainian_mafia


"Following the collapse of the former Soviet Union, there were large stockpiles of arms left in Ukraine. The rise of the Ukrainian mafia came from their participation in the illicit international trafficking in these arms. Between 1992 and 1998, some $32 billion in military material disappeared from military depots in Ukraine and ended up primarily in West Africa and Central Asia."

Und eben auch in Berlin. Schweine Preise. Regelrechte Abzocke. Das war überzogenes Perversenmelken. Die Schutzabteilung war schon ziemlich ausgegrabbelt, immerhin 14 Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Für Zeug, das ich für einen Zehner oder einen Zwanni (noch in D-Mark) bekommen hatte, wollten die eine Null dran in Euro - und mehr! Ich erinnere mich noch an eine Kleppererjacke (beidseitig gummiert) mit Kapuze - da stand sage und schreibe 250 Euro dran. Obendrein war das Teil schon völlig versifft. Da ich das damals nicht mehr auf Lager hatte, überlegte ich kurz für Anita, aber nicht in dem Zustand! Und von den Preisen wich Sergej nicht ab. Wir probierten eine Torpedoreitermaske der ukrainischen Schwarzmeerflotte. Plötzlich mal wieder eine Razzia der Berliner Polizei. Sie fanden aber nichts und zogen wieder ab. Möglicherweise nur mal wieder Druck aufbauen. Sergej war es gewohnt, nahm es gelassen, ich auch. Anita stand voll maskiert in Voll-Latex mitten im Laden und rührte sich nicht. Keiner kam auf die Idee, dass da drunter jemand leben könnte. Wir haben uns für die Torpedoreitermaske entschieden und für 80 Euro gekauft. Sie würde unter anderem auf unserer SM-Hochzeit zur S!M-Party im November des gleichen Jahres eingesetzt, davon muss es auch Bilder geben.

Das Lustigste war dann das Rausgehen. Die Polizei belagerte noch immer, warum auch immer, den Laden. Leider gibt es ja nur den "Krawattenmann des Jahres"

https://de.wikipedia.org/wiki/ ... enmann_des_Jahres

(oder bei Harry Potter das „charmanteste Lächeln“, jährlich von der "Hexenwoche" verliehen).


https://www.hp-fc.de/infos/lex ... ow&lexid=1129

https://harry-potter.fandom.com/de/wiki/Hexenwoche


Den Wettbewerb "das dümmste Polizistengesicht aller Zeiten" hätten die Berliner für sich entschieden, wenn ich die abgelichtet hätte. Die sind sowas aus dem Gesicht gefallen, als die Schaufensterpuppe Anita plötzlich lebendig wurde (es gibt auch eine Folge der "Avengers" - "Mit Schirm, Charme und Melone" - wo Leute mittels eines härtenden Sprays in Schaufensterpuppen verwandelt wurden und dabei starben - die Rückverwandlung war kompliziert und mußte schnell gehen). In einer Olsenbande-Folge hatte sich Egon Olsen auf der Flucht vor der Polizei als Schaufensterpuppe versteckt. Das war so blöd, dass man es nur für einen Gag halten konnte. Aber das gibt es offenbar auch ganz real. Berlin. Schönhauser Allee. Sommer 2005.

Das "Nackte Buffet" auf den damaligen Partys wurde auf Timos Partnerin arrangiert, die sonst nicht groß zu den Stammtischen in Erscheinung trat.

Zur Agentur Sauermann (s.o.) muß ich noch ergänzen:

Die hat die Adresse Fichtestraße 8b und zwei Schaufenster. Zwischen ihr und der Fichtenstraße 6 (dort war mal das New Dawn im Hinterhof) liegt noch ein Gebäude. Ralf Sauermann macht inzwischen auf Ferienwohnungen

https://www.ferienobjekte-sauermann.de/

Früher war das rechte Schaufenster für Erotik da, das linke für den Spätshop. Inzwischen gab Sauermann auch den Spätshop an einen Bekannten ab und verlegte den nach rechts. 2017 nahm er einen Architekturmodellbauer in das linke Geschäft (ehemals Späti) rein, der bis dahin in der Kamenzer Straße firmierte. Damit ist seit spätestens 2017 dieser ehemalige erotische "Hot Spot" vollkommen erloschen. Sauermann lebt auch nicht mehr in dem Gebäude. Früher tanzte er auf fast allen erotischen Hochzeiten Dresdens, insbesondere in der Neustadt, auch den Latextreffs in seiner Nähe (resp. später den Schwarze-Mode-Laden von Tom Fleischer auf der Rudolf-Leonhard-Straße). Alles Geschichte. Von Toms sechs Läden in Dresden (vier mal RL, einer auf der Alaunstraße [Fetisch-"Kaufhaus"] und einen auf der Hoyerswerdaer Straße) gibt es nicht mehr einen.

Für heute solls genügen

aham


https://www.sklavenzentrale.com/?act=forum&entry=10201400

Latextreffs und Stammtische in Dresden

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Latextreffs und Stammtische in Dresden

Anlaß für diesen Thread ist vor allem, daß ein Link auf meine Geschichte des SM-Stammtisches Dresden (2002 bis 2022) in der SZ hier nicht funktioniert. Summa summarum ist wegen der Stammtischverzahnungen und Personalunionen auch eine kleine Geschichte der Latexstammtische in Dresden entstanden.

Der erste Latextreff in Dresden wurde Anfang 1990 von Gumina Ina im Café Hilton (bekannt als "Die Bronxx") im Punk-Milieu eingerichtet. "Die Bronxx" befand sich in einer Ende 1989 besetzten Kneipe auf einer der Hauptachsen der Dresdner Neustadt, der Alaunstraße (Nr. 64) und wurde als „Café Hilton“ eröffnet und später nach ihrem Punk-Publikum benannt. Die Dresdner Punks wurden durch viele Zuzüge von außerhalb verstärkt (Bunte Republik Neustadt - de.wikipedia.org/wiki/Bunte_Republik_Neustadt ), vor allem aus Hannover, vom dortigen Sprengelgelände ( de.wikipedia.org/wiki/Sprengelgel%C3%A4nde ). Selbst aus meiner Heimat Sachsen-Anhalt kam mindestens ein Punk, "Kacke", ein gebürtiger Bernburger wie ich, der Ende 1989 an der Bernburger Weltzeituhr und auch in der Unterführung zum Hauptbahnhof in Halle verhaftet wurde und danach in die Bunte Republik Neustadt flüchtete, wo er viel zu jung, eine Punker-Freundin und ein Baby hinterlassend, starb. RIP.

Der Latextreff in der Bronxx wurde euphemistisch als "Mittwochstreff" bezeichnet und fand in einem Hinterzimmer statt. Auch der Tag der Deutschen Einheit war ein solcher Mittwoch, so daß der "Mittwochstreff" zu einer sehr großen bizarren Anti-Einheits-Party in Latex, Gummi, Lack und Leder wurde - mit gehäuften "No Future-Jacken" und "No-Future-Mänteln" etc. Ähnlich bizarr war dann das Treffen im gleichen Raum tags drauf, am Donnerstag, den 4. Oktober, wo sich die Bürgerbewegten aus allen neuen Bundesländern trafen, welche mit der Deutschen Einheit die Macht in Ostdeutschland verloren hatten (ich leitete die Delegation aus Sachsen-Anhalt, meiner Heimat, die Gesamtleitung lag bei Hans Schwenke ( de.wikipedia.org/wiki/Hans_Schwenke_(Politiker) ) aus Berlin). Am 31. Dezember 1990 wurde "Die Bronxx" von Rechtsradikalen ausgebrannt, der erste Latextreff verlor sein erstes Dach über dem Kopf und zog vorübergehend in die Boutique von Ina auf der Louisenstraße in der Dresdner Neustadt. Heute befindet sich die Purple Magic Shisha Lounge in der ehemaligen Bronxx.

Gumina Ina war nach ihren Angaben die erste Händlerin, welche Punkmode aus Gummi Mitte der 70er direkt aus dem "Sex" von Vivienne Westwood (London, Kings Road 430) nach Deutschland importierte. Sie führte in Hannover die Vintage-Abteilung im "Ersten Gebrauchtwarenkaufhaus Europas" (Weiße Kreuz Platz) und eine Boutique in der Passarelle am Hauptbahnhof, wo sie schon Mitte/Ende der 80er Jahre Latextreffen (ebenfalls am Mittwoch) organisierte. Seit dem Weihnachtsgeschäft 1989 brachte sie die "ungezogene Mode" (SW3- ungezogen angezogen auf der Herschelstraße Hannover) nach Dresden, in die östlichste deutsche Metropole. Nach dem Brandanschlag auf ihren Wohnwagen (er brannte voll aus) und mehreren Einbrüchen in ihre Boutique in der Neustadt engagierte sie sich in der Vintageabteilung des Stoffwechsel e.V. am Lutherplatz. Kurz nach ihrer Zwangsräumung aus dem linken Besetzer-Projekt Bischofsweg 16 starb sie wohnungslos mit gerade mal 60 Jahren. RIP.

Fortsetzung folgt.

https://www.latexzentrale.com/index.php/forum.html?do=show&what=start&id=18127&forum=43


20 Jahre S!M-Dresden-Stammtisch und 32 Jahre Mittwochstreff

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20 Jahre S!M-Dresden-Stammtisch und 32 Jahre Mittwochstreff Anlaß für diesen Thread ist vor allem, daß ein Link auf meine Geschichte des SM-Stammtisches Dresden (2002 bis 2022) in der SZ hier für die Allgemeinheit nicht funktioniert. Tino ( @O_Marquis) hatte mich freundlicherweise darauf aufmerksam gemacht, dafür nochmals herzlichen Dank.

Summa summarum ist wegen der Stammtischverzahnungen und Personalunionen auch eine kleine Geschichte der Latexstammtische in Dresden entstanden.

Der erste Latextreff in Dresden wurde Anfang 1990 von Gumina Ina im Café Hilton (bekannt als "Die Bronxx") im Punk-Milieu eingerichtet - nach seinem Vorbild in Hannover. "Die Bronxx" befand sich in einer Ende 1989 besetzten Kneipe auf einer der Hauptachsen der Dresdner Neustadt, der Alaunstraße (Nr. 64) und wurde als „Café Hilton“ eröffnet und später nach ihrem Punk-Publikum benannt. Die Dresdner Punks wurden durch viele Zuzüge von außerhalb verstärkt (Bunte Republik Neustadt)

vgl. de.wikipedia.org/wiki/Bunte_Republik_Neustadt

vor allem aus Hannover, vom dortigen Sprengelgelände

vgl. de.wikipedia.org/wiki/Sprengelgel%C3%A4nde

Selbst aus meiner Heimat Sachsen-Anhalt kam mindestens ein Punk, "Kacke", ein gebürtiger Bernburger wie ich, der Ende 1989 an der Bernburger Weltzeituhr und auch in der Unterführung zum Hauptbahnhof in Halle verhaftet wurde und danach in die Bunte Republik Neustadt flüchtete, wo er viel zu jung, eine Punker-Freundin und ein Baby hinterlassend, starb. RIP.

Der Latextreff in der Bronxx wurde euphemistisch als "Mittwochstreff" bezeichnet und fand in einem Hinterzimmer statt, manche sprachen auch einfach vom Gummitreff, da billiges ZV/NVA-Gummi das hochpreisige Latexgummi damals bei weitem überwog. In stinkendem, luftdichten Gummi distanzierte und isolierte man sich herrlich vom Rest der Gesellschaft, welche gerade den kommerziellen Weg einschlug, und in Gummi ließ es sich herrlich im eigenen Dreck suhlen. Die große Gruppe der uniform AndersUnArtigen machte stark und berauschte teilweise bis zum Exzess, sogar bis zum Sexzess. Alkohol, Drogen und Gewalt waren üblich, auch in den Beziehungen, ohne daß man von SM sprach - sich ganz im Gegenteil von diesem "Schweinskram" brüsk distanzierte. Im Grunde genommen war es aber heftiger SM, nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele. Das Punk-Sein war in der Regel ein ganzheitliches Leiden, ein Leben voller Gewalt, Entbehrungen, aber auch voller lebendiger Exzesse, voller Leiden-Schaft in einer lebendigen Gemein-Schaft.

Kurz nach der Volkskammerwahl 1990

vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Volkskammerwahl_1990

mit einer Wahlbeteiligung von 93,4%, einem regelrechten Plebiszit, reagierte die Linke Szene in der Dresdner Neustadt mit der bizarren Idee einer eigenen Republik mit eigener Regierung, eigenen Bunten Pässen (mit Micky Mouse), eigenem Geld (Neustadtmark) etc.

„Die Idee zur Bunten Republik entstand eines Nachmittags in der Bronxx, das war eine Kneipe in der Alaunstraße, in einer Schwatzrunde. Da haben wir das Ding innerhalb von zwei, drei Monaten aus dem Boden gestampft.“ (Gregor Kunz, Monarch)

Auf einem Volksfest vom 22. bis 24. Juni 1990 wurde die Bunte Republik Neustadt proklamiert, der Mittwochstreff präsentierte sich auf dem Alaunplatz beim Verkaufsstand von Gumina Ina, quirlig und bunt, auch mit gelben Ostfriesennerzen oder Roten Russen (ein Rettungsanzug von der Roten Armee), den zB Blina trug, eine Ausreißerin aus der Oberlausitz, die damals in der Neustadt auf der Straße oder sonst wo lebte und Ina zur Hand ging, ihr Name war eine Mischung von Bluna und Ina. Das erregte Aufsehen, und Ina machte sehr gute Umsätze, wenn auch nicht mehr ganz so profitable wie noch ein drei oder sechs Monate zuvor, wo die Dresdner ihr Ostgeld verpulverten, weil es ins Bodenlose fiel: von1:8 auf 1:15 und 1:20 und noch darunter.

Mit dem Westgeld zum 1. Juli 1990 wurden ganz schnell viele Ladengeschäfte aufgegeben, Ina besetzte einen frei gewordenen Laden in der Louisenstraße, der Mittwochstreff half bei der schnellen Einrichtung. Ina hatte immer das Gefühl dafür, was ihre Kundschaft brauchte, und mußte sich über mangelnden Umsatz nicht beklagen. Sie konnte sogar Ware von "ungezogen angezogen" aus Hannover (Herschelstraße) oder von "Love&Flash" aus Hameln nach Dresden bringen und dort noch mit gutem Gewinn weiterverkaufen. Obst und Gemüse kostete damals sogar bis zu dem dreifachen der Preise in Niedersachsen. Der Dresdner zahlte alles. Vor allem für die Londoner oder Amsterdamer Ware - oder Inas seltene Vintagestücke. Der Nachholbedarf war immens.


Auch der Tag der Deutschen Einheit war ein Mittwoch, so daß der "Mittwochstreff" zu einer sehr großen bizarren Anti-Einheits-Party in Latex, Gummi, Lack und Leder wurde - mit gehäuften "No Future-Jacken" und "No-Future-Mänteln" etc. Es wurden Flaschen und Menschen zerschlagen, man machte auf der Straße Jagd nach den wenigen Westkarossen, welche es zu dem Zeitpunkt schon in der Neustadt gab, und zerstach Reifen, zerschlug Fensterscheiben. Mein jüngster Bruder, der die Einheit im Zelt feierte, einer mit dem Westgeld aus dem Boden gestampften Großdisco (20 Jahre später lernte ich durch Zufall den ehemaligen Betreiber kennen, einen Glücksritter, vom Leben genbeutelt), begleitete mich "aus Sicherheitsgründen", wie er sich ausdrückte, zur "Bronxx". Auf der Louisenstraße kamen uns drei ehemalige Klassenkameraden von ihm entgegen, er wollte umkehren, Reißaus nehmen. "Die laufen doch genauso rum wie du", sagte ich. Gemeint waren schwarze Bomberjacken, schwarze Hosen, schwarze schwere Springerstiefel ... "Aber siehst du das nicht- die haben rote! Schnürsenkel an!!!" Bei Lichte betrachtet hatte er recht. "Na und?" - "Und ich habe weiße Schnürsenkel!!!" Rote, Weiße, Rotgardisten, Weißgardisten, Rotfrontkämpferbund, Sturmabteilung ... Langsam dämmerte es mir. Die ärmsten aller Schweine, arbeitslose Jugendliche, ließen sich mal wieder gegeneinander hetzen, damit die reichen Bonzen ihre Ruhe hatten. Ich klärte das in diesem Falle, ging auf die ehemaligen Klassenkameraden zu, die Wiedersehensfreude war riesig, niemand achtete auf die Farbe der Schnürsenkel ...

Ähnlich bizarr war dann das Treffen im gleichen Raum tags drauf, am Donnerstag, den 4. Oktober, wo sich die Bürgerbewegten aus allen neuen Bundesländern trafen, welche mit der Deutschen Einheit die Macht in Ostdeutschland verloren hatten. Ich leitete die Delegation aus Sachsen-Anhalt, meiner Heimat, die Gesamtleitung lag bei Hans Schwenke

vgl. de.wikipedia.org/wiki/Hans_Schwenke_(Politiker)

aus Berlin. Am 2. Okober hatten die Bürgerkomitees ihre Verantwortung abgegeben, am 4. Oktober übernahm Gauck sein Amt. Am 3. Oktober war freier Feiertag, und es machten sich Unbekannte in Berlin an den Akten zu schaffen, Schwenke vermutete, es waren Geheimdienstleute. Sie verschafften sich möglicherweise die Rosenholz-Dateien:


"In der Wendezeit gelangten die Dateien unter nicht genau geklärten Umständen in die Hände des US-amerikanischen Nachrichtendienstes CIA."

vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Rosenholz-Dateien

Am 31. Dezember 1990 wurde "Die Bronxx" von Rechtsradikalen ausgebrannt, der erste Latextreff verlor sein erstes Dach über dem Kopf und zog vorübergehend in die Boutique von Ina auf der Louisenstraße in der Dresdner Neustadt. Heute befindet sich die Purple Magic Shisha Lounge in der ehemaligen Bronxx.

Gumina Ina war nach ihren Angaben die erste Händlerin, welche Punkmode aus Gummi Mitte der 70er direkt aus dem "Sex" von Vivienne Westwood (London, Kings Road 430) nach Deutschland importierte. Sie führte in Hannover die Vintage-Abteilung im "Ersten Gebrauchtwarenkaufhaus Europas" (Weiße Kreuz Platz) und eine Boutique in der Passarelle am Hauptbahnhof, wo sie schon Mitte/Ende der 80er Jahre Latextreffen (ebenfalls am Mittwoch) organisierte. Seit dem Weihnachtsgeschäft 1989 brachte sie die "ungezogene Mode" (SW3- ungezogen angezogen auf der Herschelstraße Hannover) nach Dresden, in die östlichste deutsche Metropole. Nach dem Brandanschlag auf ihren Wohnwagen (er brannte voll aus) und mehreren Einbrüchen in ihre Boutique in der Neustadt engagierte sie sich in der Vintageabteilung des Stoffwechsel e.V. am Lutherplatz. Kurz nach ihrer Zwangsräumung aus dem linken Besetzer-Projekt Bischofsweg 16 starb sie wohnungslos mit gerade mal 60 Jahren. RIP. Die Entführung - Mai 2020Die Entführung - Mai 2020 O_Marquis 46 Beiträge 23.10.22 19:27 Vielen Dank, lieber Aham für Deine Einblicke in die wirklich komplexe Vorgeschichte und die Hintergründe unseres Dresdener Stammtischs.

Besten Gruß Tino ProfilbildProfilbild RealFun69 105 Beiträge 23.10.22 20:29 Danke Aham für dieses Zeitzeugnis. Es macht schon Gänsehaut, mal wieder diese wilde und längst vergessene Zeit ins Gedächtnis zurückzurufen.

Nun bin ich echt auf die folgenden Teile der Geschichte, die die Stammtischgründung und das Stammtischleben beleuchten gespannt. Vielleicht können wir noch ein paar andere Protagonisten gewinnen, etwas aufzuschreiben.

Mich würde das sehr freuen! SpiellauneSpiellaune KajiraSefa 171 Beiträge Gruppen-Mod 25.10.22 10:18 Interessant das Jahr 1990 von deiner Position aus kennenzulernen.

Ich freue mich auf die nächsten Teile von dir und evtl auch anderen Zeitzeugen, wenn wir zur Geschichte des S!M Stammtisches kommen. Dafür lässt sich dieser Thread ja gut nutzen, als kleine Zeitkapsel.


https://www.joyclub.de/groups/s_m_stammtisch_dresden/forum/t2993280.20_jahre_s_m_dresden_stammtisch_und_32_jahre.html

Materialsammlung

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siehe: Benutzer:Methodios/Zivilverteidigung#Dresden

Material Timo

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10 Jahre SM-Stammtisch DD

  • gegründet Februar 2002
  • Party 1 - April? 2002 (Samstag) Leipzig
  • Party 2 - 6. Juli 2002 Bar202 (Samstag)
  • Party 3 - 5. Oktober 2002 Bar202 (Samstag)


  • Party 4 - 15. Februar 2003 (Samstag) Bar202 (Dateien 16. Februar)
  • Party 5 - 22. März 2003 (Samstag) U-Boot (Dateien 23. März)


  • Party 6 - 15. Mai 2004 (Samstag) Musikcafe Kuhnt - Lady Raya
  • Party 7 - 15. Juli 2004 (Donnerstag) Musikcafe Kuhnt - wahrscheinlich Mittwoch 14. Juli 2004
  • Party 8 - 25. September 2004 (Samstag) Musikcafe Kuhnt - Halloween


  • Party 9 - 5. März 2005 (Samstag) Musikcafe Kuhnt - Lady Syonera (Dateien 6. März)
    • Party 09.5 - 10. Juni 2005 (Freitag) Musikcafe Kuhnt - Geburtstag Reinhard
  • Party 10 - 25. Juni 2005 (Samstag) Musikcafe Kuhnt - Lady Syonera (Dateien 26. Juni)
    • Party 10.5 - 16. Juli 2005 (Samstag) Brody (Dateien 17. Juli)
  • Party 11 - 12. November 2005 Samstag (Dateien 13. November)


  • Party 12 - 8. April 2006 (Samstag)
  • Party 13 - 1. Juli 2006 Musikcafe Kuhnt - Sommerparty (Samstag)
  • Party 14 - 18. Oktober 2006 Musikcafe Kuhnt - Halloween (Mittwoch)


Zuarbeit Nirgal

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Danke für die Details.

20 Jahre - weg wie im Fluge. Damals war der Euro noch ganz frisch. Ich nicht mehr. Der Dresdner Jungsturm sammelte sich beim SM-Stammtisch in Leipzig, auch die 1. SM!-Party war dort, an einem Samstag im Frühjahr. Ich bin kein Zugvogel mehr. Reisende sollte man nicht aufhalten. Habe die ziehen lassen.

Weiß noch jemand, wo diese erste Party war? Für uns in Leipzig waren das iirc auch gerade Zeiten, in denen wir gezwiungenermaßen einige Gaststätten ausprobiert haben, bevor wir dann unserem "Provisorium" treu geblieben sind.


Laut Auskunft der (leider) zurückgetretenen Dresdner Stammtisch-Göttin war es eine von den Leipzigern organisierte Party - wobei sich die Dresdner erheblich beteiligten. Nach dieser Erfahrung hat man sich dann auch an SM-Parties in Dresden getraut. Es hat auch eine von den Dresdnern sehr gut frequentierte Party seinerzeit in Halle an der Saale gegeben, die vielleicht sogar als S!M-Party 0 bezeichnet werden könnte. Genaue Orte und Termine sind derzeit nicht mehr erinnerlich. Es soll Erinnerungsarbeit geleistet werden.


Um irgendwelche Urheberschaften ging es mir gar nicht in erster Linie. Damals war die Szene auch noch so klein und man hat größre Strecken auf sich genommen, dass man gar nicht unbedingt "die Leipziger", "die Dresdner" oder "die Hallenser" trennen konnte. (Unser aller Vorläufer ist afaik Anfang der 90er auch eine gesamtsächsische Gruppe gewesen, die es 1996 aber schon nicht mehr gab.) Aber vielleicht kann ich dann an der Stelle doch weiterhelfen. Zu etwa der Zeit hat jemand, der auch nur peripher mit dem Leipziger Stammtisch zu tun hatte, drei(?) einzelne Parties organisiert: in einem alten Betriebskulturhaus in Wahren (mit Latex-Modenschau und Live-Band), in der Spinnerei und in einem Sportler-Vereinheim im Süden auf der Strecke zur Agra. Von der Jahreszeit her würde, soweit mich meine vagen Erinnerungen nicht trügen, entweder die erste oder eher noch die dritte passen. Später hat er es dann mit einem nur sehr kurz existierenden Club auch am Südrand von Leipzig versucht. Leider haben wir aber auch nicht genau genug unsere Geschichte niedergeschrieben. Da sind bei uns auch einige Details verlorengegangen und es gibt kaum noch jemanden, den man danach fragen könnte.

Können Götter zurücktreten?

Ja, leider ist Rücktritt nicht ausgeschlossen. Aber die Verehrung bleibt.

Kann aber auch mal schief gehen: "Etwas später besucht sie [Vala Mal Doran, dargestellt von Claudia Black] zusammen mit SG-1 den Planeten P8X-412, auf dem sie früher als Goa'uld-Göttin verehrt wurde. Als die Bewohner erfahren, dass Vala kein Gott ist, wollen sie sie hinrichten. Erschwerend ist die Tatsache, dass Vala auch noch nach der Entfernung des Symbionten die Rolle als Göttin weitergespielt hat." http://stargate-wiki.de/wiki/Vala_Mal_Doran

Danke für die Erinnerungsarbeit. Vielleicht kann ein Brainstorming bei den Ehemaligen hier ansetzen.


Hallo

ich möchte den Thread nicht damit entern, weil es nicht um unseren runden Geburtstag geht, aber trotzdem eine kleine Korrektur: Den Leipziger Stammtisch gibt es seit 1996. Smilie Zunge rausstreck

FG


Ich ahnte schon sowas - Du schriebest: "afaik ... die es 1996 aber schon nicht mehr gab". Ich meinte auch sinngemäß, daß 2001 der Leipziger Stammtisch bereits bestand, habe jetzt "damals" durch 1996 ersetzt. Irgendwo habe ich gelesen oder gehört, Euer Stammi wäre 2001 gegründet. Es paßte auch zu meiner Lebens-Erfahrung: ich hatte immer gute Verbindungen nach Leipzig: Messe, iba, später Quäker-Andachtskreis, Hare Krishnas, Bhagwan-Neo-Sannyasins - alles schon vor meiner Ausbürgerung aus der DDR. Und auch danach habe ich diese Kontakte gepflegt, habe im Frühjahr 1999 sogar ein paar Monate in Leipzig resp. Geithain gelebt, mich in einem Osho-lastigen Esoterikzentrum engagiert, wo zB Satyamurti auftrat, nahm Kashi, eine frühpensionierte Lehrerin, Jahrgang 1945, zur Gummisklavin (aber das war eine Drachenliebhaberin, die Augen waren größer als der Mund, und der über alles verehrte Himmels-Drache viel zu heiß und feurig ... er ward seither nicht mehr in Leipzig gesehen, nur noch im Überflug). Von einem SM-Stammtisch habe ich im Frühjahr 1999 nichts mitbekommen, obgleich ich eigentlich in SM-Kreisen recht gut vernetzt war.

FG

Diese Nacht war meine Ehesklavin zur FemDom Night in Krimsche, bei Fraxinusl und seiner Holden (kennen wir vom Latexstammi Chemnitz und den RM (RubberMario) Events), zwecks Frischlingsbetreuung. Eine gute Sub kann auch eine gute Domina sein - dank Selbsterfahrung. Es wurde spät, die Frischlinge fanden typischerweise kein Spielende, machten erst gegen drei statt gegen zwei Schluß. Ich habe den Gentleman zu Hause gespielt. War mir schon zu spät. Deshalb u.a. habe ich fast das Wichtigste vergessen: 1999 im Sommer starb in Leipzig meine langjährige "Wahlverwandte" (ihr Ausdruck) und Gummisklavin Elisabeth Hering, Schriftstellerin, Jahrgang 1909. Ich hatte Ende der 70er und die ganzen 80er mit ihr gespielt. Leipzig ist seitdem für mich leer geworden, Kashi war kein Ersatz, eigentlich gibt es keinen Ersatz für Elisabeth für mich.

Es gab nur einmal in diesem (oder war es schon voriges Jahr?) einen Impuls für mich, mal wieder nach Leipzig zu schauen: An der Frauenkirche begegnete ich ein paar Leuten, einige in Latex, die aus Leipzig kamen, dresdnern. Kam mit einem Latex-Mann ins Gespräch, er würde in Leipzig einen Klub führen, angeblich das größte Sklavenrad Deutschlands dabei (Europas, der Welt ?). Ich glaube, das war ein englischer Name, dieser Klub, habe das nicht verstanden, deswegen auch wieder vergessen. Würde mich interessieren, den mal zu besuchen. Habe im Internet gesucht, keinen Anhaltspunkt gefunden. Auch bei den Stammis in Dresden (SM-und Latex-Stammi, letzterer wird aktuell von LL de Saxe Dresden einmal monatlich organisiert) und Chemnitz so nicht bekannt. Irgendwie schließen die jungen Leute heutzutage zu sehr von sich auf andere: ich verstehe kein Englisch, wurde mit Russisch traktiert, Englisch war die Sprache des Klassenfeindes. Weißt Du als Leipziger was? Mich hat es erstaunt, wie gut Du Dich an Parties und Klubs vor 20 Jahren erinnerst! Werde das mal weiterleiten zwecks Brainstorming hier in Dresden und wohin sich die Leute inzwischen verstreut haben (ein Urgestein lebt seit Jahren schon in Gera).

Sagt mir jetzt ehrlich gesagt auch nichts. Die Leipziger Szene hat sich, anders als (zumindest von außen gesehen) die Dresdner, zwar stark geteilt in verschiedene Untergruppen, die nichts mehr miteinander zu tun haben (oder auch zu tun haben wollen) und voneinander teilweise gar nichts mehr wissen. Aber einen dezidierten SM/Fetisch-Club haben wir hier nicht, wenn man von gelegentlichen einzelnen Dance-Parties in dem Bereich mal absieht.

So gut ist das leider gar nicht, bei uns ist doch viel verlorengegangen und wir haben zu einigen Eckdaten nur ein vages "so etwa zwischen 2000 und 2002", nicht den genauen Tag wie bei deinen Ausführungen im Thread. Ich könnte noch nicht mal mehr sagen, ob wir im August oder September 1996 zum ersten Mal in der AIBS-Hilfe den alten Stammtisch besuchen wollten, nur um festzustellen, dass es den nicht mehr gibt. Man konnte ja auch noch nicht einfach im Internet nachschauen, sondern hat da alte Listen von Treffen in irgendwelchen Zeitschriften gehabt.

Es hat damals niemand daran gedacht (ich leider auc nicht), das mal festzuhalten, und zusammentragen lässt sich das auch nicht mehr, weil im Laufe dieser 26 Jahre die Teilnehmerschaft des Stammtisches mehrfach gewechselt hat. Irgendwie haben wir damals wohl gar nicht damit gerechnet, dass es mal 26 Jahre werden und sich später jemand dafür interessieren könnte. Wir waren großteils junge Studenten und niemand wäre auf die Idee gekommen, eine Chtronik zu führen oder Flyer und Eintrittskarten zu sammeln. Ich habe im Kalender auf dem Rechner noch ein paar alte Termine aus der Zeit, aber ob die wirklich alle stimmen, weiß ich auch nicht. Und der Rest ist Erinnerung mit mäßigem Zeigefühl. Smilie Zunge raussteck


Nirgal alias ■Fra Guillaume Zentral-Nr.: 135862 Seit: 23.12.2004 - Letzter Login: 24.09.2022 18:19 Profil URL: https://www.sklavenzentrale.com/?ZN=135862 Statistiken Fremdaufrufe des Profils 66334 Angenommene 230 Useraktivität Forum

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Die Natur hat es gut mit mir gemeint: Ich bin ein ganz normaler arroganter perverser alter Sack. Und selbst wenn ich wie nahezu jeder andere Mensch auch ein paar weniger liebenswerte Charakterzüge als die gerade genannten habe, bin ich darob recht zufrieden - mit dem einen wie mit dem anderen.

Eine Aufzählung wichtiger Detailneigungen gibt es an dieser Stelle nicht zu bewundern - die grobe Richtung muß reichen. Gemeinsamkeiten in den vorbereiteten Listen abzuhaken hat für mich generell nicht die höchste Priorität beim Kennenlernen; vor allem dann, wenn es um mehr gehen würde als um ein neues Spielzeug. Ein Gutteil dessen, was man sich wünscht, wäre auf diese Weise ohnehin nur mangelhaft ausdrückbar, und wie ersichtlich, hätte ein derartiges Kennenlernen selber gerade keinerlei Priorität.

Ebensowenig sind hier Aussagen über meine genaue Verortung zwischen Lem, Fußball und Coil zu finden. Oder zwischen Antike, Kaffee und Bataille. Zuweilen auch zwischen Wüste und Weite, Blut und Blumen oder den Tiger Lillies. Oder so ähnlich irgendwie ... - ein paar kleine Anhaltspunkte gibt es also doch. Anderes muß wohl eher erfahren als erklärt werden.


Zum Schluß sei noch das übliche textaufwertende Zitat genannt, der berühmte Leitspruch des unvergessenen frühtadschikischen Dschigitenphilosophen Tangens Garamashte:

Logik muß Vertrauenssache bleiben.

Ein Glück wenigstens, daß er nicht das bittere Los von Heine oder Sokrates teilen und sein Name für kitschige Sprüche aus dem SM-Poesiealbum herhalten muß.



mrr.ỉ ỉrr.ỉ msdd.ỉ n ỉri.n.ỉ

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Mittlere Version

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20 Jahre - weg wie im Fluge. Damals war der Euro noch ganz frisch. Ich nicht mehr. Der Dresdner Jungsturm sammelte sich beim SM-Stammtisch in Leipzig, auch die S!M-Party I war dort, an einem Samstag im Frühjahr. Ich bin kein Zugvogel mehr. Reisende sollte man nicht aufhalten. Habe die ziehen lassen. Am 6. Juli 2002 (Samstag) dann endlich die S!M-Party II im alten Café Bizarre, von einem Männerpaar als Bar 202 mit dem Euro frisch eröffnet.

Bis 2000 gab es im Café Bizarre samstägliche Veranstaltungen, freitags war der Abend der unvergleichlichen Escort-Gumina Jasmin, die mich natürlich zur ersten neuen Party in ihrem ehemaligen "Wohnzimmer" begleitete, sie als Latexnonne. RIP. Mittwochs war ursprünglich der Latextreff von Gumina Ina, der 1990 im Café Hilton (bekannt als "Die Bronxx") im Punk-Milieu begann. Ina war nach ihren Angaben die erste Händlerin, welche Punkmode aus Gummi Mitte der 70er direkt aus dem "Sex" von Vivienne Westwood (London, Kings Road 430) nach Deutschland importierte. Sie führte in Hannover die Vintage-Abteilung im "Ersten Gebrauchtwarenkaufhaus Europas" (Weiße Kreuz Platz) und eine Boutique in der Passarelle am Hauptbahnhof, seit dem Weihnachtsgeschäft 1989 brachte sie die "ungezogene Mode" (SW3- ungezogen angezogen auf der Herschelstraße Hannover) nach Dresden, in die östlichste deutsche Metropole. Nach dem Brandanschlag auf ihren Wohnwagen (er brannte voll aus) und mehreren Einbrüchen in ihre Boutique in der Neustadt engagierte sie sich in der Vintageabteilung des Stoffwechsel e.V. am Lutherplatz. Kurz nach ihrer Zwangsräumung aus dem linken Besetzer-Projekt Bischofsweg 16 starb sie wohnungslos mit gerade mal 60 Jahren. RIP.

Wir trafen uns jeden zweiten Mittwoch (anfangs im Wechsel mit dem Latextreff, den nun Jasmin leitete) - und hatten im Gewölbe Spielgeräte und Spielmöglichkeiten, der Anreiz für Extra-Parties war nicht soo groß, da mit viel Aufwand und Risiko behaftet. Das Männerpaar ging pleite, es konnte sich nicht gegen die starke Konkurrenz im homoerotischen Bereich in der Dresdner Neustadt durchsetzen. Sie bewirtschafteten danach lange Jahre eine Bar auf einem Luxus-Kreuzfahrtschiff, um die Schulden zu tilgen und neu durchstarten zu können - es stand der Vorwurf der Insolvenzverschleppung im Raum.

Die S!M-Party III (Samstag, den 5. Oktober 2002) und die S!M!-Party IV (Samstag, den 15. Februar 2003) fanden noch in der Bar 202 statt. Es gab noch eine Party am Samstag, den 22. März 2003, möglicherweise schon im U-Boot. Die S!M-Party V (möglicherweise schon VI, es war eine schwierige Zeit für den Stammtisch) gab es am Samstag, den 21. Juni 2003 in der Location "Der Keller" (ehemals U-Boot) in der Bautzener Straße 75 im Hinterhof der Pfunds-Molkerei. Danach war fast ein Jahr Party-Pause mangels zur Verfügung stehender Location.

Der Stammtisch wurde vom AnTon (Kneipe & Restaurant) aus den Räumen hinausgedrängt - z.B. wurde in dem Verlies mittwochs Fußball gezeigt, und wir wurden wie die Mädchen in Amsterdam auf den Präsentierteller gesetzt - an das bodentiefe Schaufenster an der Rudolf-Leonhard-Str. 35. Die "halbe" Neustadt flanierte dann an uns vorbei, perversengucken.

Der Stammtisch war dann obdachlos, traf sich alle zwei Wochen woanders: zB in der Lieblingsgaststätte von Jasmin in der Johannstadt, Hertelstraße, fast Ecke Pfotenhauer. Die spielverliebten Stammis flogen nach dem ersten Mal raus, auch aus einer Gaststätte Nähe Straßenbahnhof Mickten.

Die Einbauten (das Verlies, Käfige ...) des Café Bizarre existieren noch heute (habe sie vor kurzem besichtigt) und können gemietet werden: "Unser Gewölbe kann auch für Partys genutzt werden, hierbei beträgt die Anmietung 150€ zzgl. 100€ Kaution. https://anton-dresden.de/?page_id=1829 ".

Am 15. Mai 2004 ging es mit der 7. S!M-Party, dann schon im Musikcafé Kuhnt in Pieschen, weiter - nach 11 Monaten Party-Pause mit Obdachlosigkeit des Stammtisches. Soweit fürs erste. Dank an Ricardo für die Zuarbeit, viele Daten wären sonst verloren.

Danke für die Details.

20 Jahre - weg wie im Fluge. Damals war der Euro noch ganz frisch. Ich nicht mehr. Der Dresdner Jungsturm sammelte sich beim SM-Stammtisch in Leipzig, auch die 1. SM!-Party war dort, an einem Samstag im Frühjahr. Ich bin kein Zugvogel mehr. Reisende sollte man nicht aufhalten. Habe die ziehen lassen.

Weiß noch jemand, wo diese erste Party war? Für uns in Leipzig waren das iirc auch gerade Zeiten, in denen wir gezwiungenermaßen einige Gaststätten ausprobiert haben, bevor wir dann unserem "Provisorium" treu geblieben sind.

Laut Auskunft der (leider) zurückgetretenen Dresdner Stammtisch-Göttin war es eine von den Leipzigern organisierte Party - wobei sich die Dresdner erheblich beteiligten. Nach dieser Erfahrung hat man sich dann auch an SM-Parties in Dresden getraut. Es hat auch eine von den Dresdnern sehr gut frequentierte Party seinerzeit in Halle an der Saale gegeben, die vielleicht sogar als S!M-Party 0 bezeichnet werden könnte. Genaue Orte und Termine sind derzeit nicht mehr erinnerlich. Es soll Erinnerungsarbeit geleistet werden.

Um irgendwelche Urheberschaften ging es mir gar nicht in erster Linie. Damals war die Szene auch noch so klein und man hat größre Strecken auf sich genommen, dass man gar nicht unbedingt "die Leipziger", "die Dresdner" oder "die Hallenser" trennen konnte. (Unser aller Vorläufer ist afaik Anfang der 90er auch eine gesamtsächsische Gruppe gewesen, die es 1996 aber schon nicht mehr gab.) Aber vielleicht kann ich dann an der Stelle doch weiterhelfen. Zu etwa der Zeit hat jemand, der auch nur peripher mit dem Leipziger Stammtisch zu tun hatte, drei(?) einzelne Parties organisiert: in einem alten Betriebskulturhaus in Wahren (mit Latex-Modenschau und Live-Band), in der Spinnerei und in einem Sportler-Vereinheim im Süden auf der Strecke zur Agra. Von der Jahreszeit her würde, soweit mich meine vagen Erinnerungen nicht trügen, entweder die erste oder eher noch die dritte passen. Später hat er es dann mit einem nur sehr kurz existierenden Club auch am Südrand von Leipzig versucht. Leider haben wir aber auch nicht genau genug unsere Geschichte niedergeschrieben. Da sind bei uns auch einige Details verlorengegangen und es gibt kaum noch jemanden, den man danach fragen könnte.

Können Götter zurücktreten? Erstaunt Smilie

Teil zwei: Das Café Bizarre war im Sommer 2000 zu, wann genau insolvent, weiß ich nicht mehr. Ich habe mit dem Eigentümer des Eckhauses (ein Bayer, war glaube ich aus München) im Sommer 2000 über die Konditionen einer Fortsetzung verhandelt: 5.000 DM Pacht, 15.000 DM Kaution, 30.000 DM Ablöse für eine Schankanlage incl. Knebelvertrag mit irgendeiner Lorke. Weder 2000 noch 2001 konnte ich jemanden dafür erwärmen. Das Männerpaar hatte Rücklagen, zB um evtl. eine GmbH zu gründen. Und 25.000 Euro hörten sich nicht ganz so schlimm an. Die eröffneten 2002. Der Latextreff begann 2002 gleich von Anfang an mittwochs in der Bar 202, später im Wechsel mit dem SM-Stammtisch. Es gab auch Veranstaltungen speziell für Homosexuelle, die alle mehr oder weniger BDSM-lastig waren, und als Bonmot die Blind Diners im Verlies. Der SM-Stammtisch wie der Latextreff wurden auch von Lesben und homoerotischen Männern frequentiert, das lag in der Natur der Neustadt. Der Königsbrücker Platz war Hotspot für Erotik. Im Eckhaus RL 35 war nicht nur das Café Bizarre, später Bar 202, heute AnTon, sondern auch noch der Fetischladen Under The Skin. Eingangs der Fichtestraße war in Nummer 8 ein Schaufenster mit Angeboten von Sexworkern incl. Massagen, erotisches Tantra etc., gleich nebenan im Hinterhof Nr. 6 gab es damals das New Dawn mit esoterischen Massagen und Tantra etc. (die Preise waren fast identisch). Die Einrichtungen befruchteten sich gegenseitig. Die Insolvenz des Café Bizarre zog die Insolvenz des Under The Skin nach sich, das New Dawn ist an den Großen Garten verzogen. Ich verlagerte die Aktivitäten in Richtung des Schwarze-Mode-Ladens Bloody Kiss auf der Schönbrunnstraße, mietete bzw. pachtete den Keller unter dem Bloody Kiss, die Gewerberäume auf der anderen Seite des Bloody Kiss und die Wohnung über dem Bloody Kiss. Der Keller war eine ehemalige Bäckerei, nach der Wende feinstsaniert mit Heizkörpern, neuen Fenstern zum Hof, sogar der Backofen war noch vorhanden. Ich bestückte den mit SM-Möbeln, und der Latextreff wurde dorthin verlegt (der hatte nach der Insolvenz des Café Bizarre bei Ina im Bischofsweg 16 stattgefunden, eine Interimslösung von Anfang an). Die Ware aus dem Under The Skin wanderte in das Bloody Kiss, wurde dort reduziert verkauft, ein paar Tage lag sie auch in meinem Keller, was Unmut auslöste. Die Klientel beim Latextreff verschob sich in Richtung Grufties, wobei die Punks sich nicht beirren ließen, aber fast das gesamte erwachsenere Publikum wegblieb. Quasi füllte das Klientel Gothics, welches im Sommer 2000 ständig auf der Schönbrunnstraße auf Sofas und Sesseln vor dem Bloody Kiss herumlungerte und aufs Bunker-Wochenende wartete (Straße E) dann meinen SM-Keller. Das gab jede Menge Parties. Wo die Lautsprecher stehen, da sind die Mädchen - und wo die Mädchen sind, da kommen auch die Jungs ... Auf der Straße wurde es mit dem fortschreitenden Jahr auch zu kalt ... So ging das das ganze Jahr 2001, Ina und Jasmin waren die guten Seelen, die alles zusammenhielten. Als Ina zwangsgeräumt wurde und ausfiel, blieb zuviel Aufwand an mir hängen. Der Latextreff wurde wieder in die RL 35 verlegt, das alte Publikum kam zum Teil wieder, zum Teil auch Neues (besonders lesbische Frauenpärchen, aber auch homoerotische Männerpaare), der SM-Stammtisch wurde etabliert (ab Februar 2002). Herbst 2002 verkaufte ich meine SM-Möbel nach Teneriffa, ein paar Stücke waren schon im Bischofsweg 16 untergegangen. Ich löste die Schönbrunnstraße nach zwei Jahren auf. Fortsetzung folgt.

Teil 3: Man schließt immer zu sehr von sich auf andere. Natürlich hatte die Location in der Schönbrunnstraße einen Namen. Ich vergaß, ihn zu erwähnen. Die Location wurde von Jasmin Purgatory getauft: das Purgatorium, der „Reinigungsort“, der „Läuterungsort“, nach lateinisch Ignis purgatorius, worunter man heute das Fegefeuer versteht, oder viel zu kurz gegriffen: die Hölle. Jasmin verstand das Purgatory als einen Ort der Läuterung, als Intermediärzone - nicht etwa als einen Schmerzensort, sondern als einen Ort, an dem ihre Schmerzen in Lust sublimiert werden konnten.

Die Begrifflichkeit an sich stammte aus der Gothic-Szene, die sich allwöchentlich in der Straße E (Industriegelände) traf: Bunker, Spinnerei ... Es war eine Wallfahrt, und es gab dank Masse auch eine SM-Fraktion, zu der wir Kontakt hielten, die uns in der Woche besuchte, selbst am Wochenende unsere Spielmöglichkeiten nutzten. Schon sonntags gab es im Purgatory die After Party, oft als After-Party bezeichnet - gar nicht mal zu Unrecht. Montags und dienstags war es sehr besinnlich, man chillte, spielte wenig bis gar nicht. Das waren die Tage, wo viel privat lief. Mittwochs stand ganz im Zeichen der (Latex)Gummifraktion, donnerstags war schon wieder SM-Party-Stimmung.

Freitags und samstags war im Industriegelände was los. Die Grufties rissen sich darum, Jasmins schwarzen Rassepudel Charly vor dem Eingang zu betreuen, der durfte nicht mit rein - Taschenkontrolle. So wurde Charly damals zum Bunker-Maskottchen: der schwarze Höllenhund (vom Purgatory). Beim ersten Mal fragten die Hühnen von der Security: "Zeig mal deinen Ausweis, ob du schon achtzehn (sechzehn?) bist, da könnte ja jedes Mädchen unter der Latexmaske stecken." Sie war damals schon deutlich 50+, und damit seinerzeit die älteste Besucherin im Bunker. Die Hühnen waren danach superfreundlich: "So alt ist noch nicht mal meine Mutter. Die würde nie hierher gehen." etc. Währenddessen hielt Ina die Stellung im Purgatory, regelte den Streit um die Spielgeräte, Vakuumbetten etc, gab Getränke aus. Das waren dann die reinen Play-Abende dort. Ich war selten dabei, nur als Vertretung, war Bunkergänger. Ein einziges Mal war ich mit Ina im Bunker, sie natürlich als Rubberdoll. Alle hielten sie für Jasmin, niemand fragte mehr nach dem Ausweis (sie hätte mit ihren 60 sicher den Altersvorsitz gehabt, das war das reinste Kinderschubsen an dem Abend, jede Menge Diskoknutschkullern, die sicher noch zur Schule gingen etc.). Ich fand es sehr lustig, wie sich die Schülerinnen um das doppelte Alter und die reifen Damen um das halbe Alter bemühten. Ina war not amused, ihr gefielen die Lautstärke und das Publikum nicht, obwohl sie viele davon kannte: "Bei uns sind die irgendwie ganz anders!" Das war unser letzter gemeinsamer Ausflug.

Mein jüngster Bruder hatte 1996 den Bunker mit aufgebaut mit seiner Party-Truppe, hatte zum Beispiel die Grabsteine für den Tresen besorgt. DJ Dark in the Space hat auf unserem Grundstück in Klotzsche angefangen, Musik aufzulegen, erst später dann im Bunker. Die Truppe kannte sich vom Panzerhof, der wurde etwa 1994 geschlossen, danach gab es wilde Parties im Industriegelände. Man kannte sich schon vom "Zelt", einer riesigen Disko gleich nach der Wende. Und immer waren SM-Jünger mit von der Partie. Unter dem Deckmantel von Gothic ließ sich BDSM und Fetisch ausleben. Das Outing war in der riesigen Masse nicht so schwierig.

Die öffentliche Spezialisierung zu SM erfolgte in Dresden erst 2002, in Leipzig schon 1996. Die OASE incl. Verein wurde 2001 gegründet, der schwule „LederClub Dresden“ schon im Juni 1994 (Parties im ZV-Bunker Florian-Geyer-Straße seit 1996, in der alten Fleischerei Prießnitzstraße 51 seit Juli 1998: SM, Leder, Gummi, Latex, naked ...). Den homoerotischen Männern drückte schneller die Hose (ich hab das seinerzeit miterlebt). In Hamburg und Hannover gab es das große SM-Outing schon Ende der 80er, ich war in Hamburg beteiligt und in Hannover Mitbegründer und Veranstalter (SM-Parties im ODEON), wir hatten in Hamburg genügend Hannoveraner. Das wiederholte sich 2001/02 mit Leipzig und Dresden. Fortsetzung folgt.

Folge vier: Ergänzend zum Anton: theoretisch könnte man einen Stammtisch auch mal wieder am Ursprungsort feiern: "Anmietung Gewölbe zum Speisen und Trinken 100 €, diese entfällt ab einem Umsatz von mindestens 500 €. https://anton-dresden.de/?page_id=1829 ". Bei den 30, 40 Besuchern sollten die 500 Euro Umsatz anfallen. Mit Themenabend 20 (25 ...) Jahre Stammtisch. Selbst Stammtisch-Urgestein Timo (jetzt in Gera) hatte Interesse angemeldet, dann zu kommen, Simone ist wieder nach Dresden zurückgekehrt und wäre auch interessiert.

Und dann fällt mir auf: ich habe schon soviel geschrieben, aber nicht einmal das absolute Dresdner Urgestein Gummi-Emmi erwähnt. Sie hieß wirklich Emmi und war im wilden Osten nach dem Mauerfall als das Vollschutzweib aktiv, damals schon 71 Jahre. Sie sagte immer: "Der Kaiser trat ab, und ich trat an." Sie wurde um den 9. November 1918 geboren. Emmi war lange Zeit die rechte Hand von Ina. Sie trug viele Veranstaltungen im Hintergrund mit, vor allem in der Schönbrunnstraße. Die ersten SM-Parties hat sie als tolle Latexgummidoll bereichert, mit 83 oder schon 84 Jahren. Auch zum SM-Stammtisch kam sie mal anfangs als Latexdoll, aber nur einmal. Das hatte ihr nicht gefallen, sie fühlte sich dort altersdiskriminiert. Das mußte sie sich mit ihrer Lebenserfahrung nicht geben. Sie war im Krieg beim Reichsluftschutzbund sehr aktiv, das volle Programm: Gasmaske, Gasanzug, Bunkerübungen "bis zur Vergasung", wie sie sagte. 1944 fiel ihr Mann "auf dem Feld der Ähre" (Weizen, Roggen, Gerste ...?) und stand nicht wieder auf. 1945 wurde ihr Sohn postum geboren. Mangels Männer wurde die Alleinerziehende Weiße Witwe, hatte nie wieder einen Ehemann. Sie war dann mit der ZV in der DDR verheiratet, organisierte aber auch in den 60ern und 70ern informelle Kleppertreffen auf dem Weißen Hirsch mit, angelehnt an die Kleppertreffen, die sie schon vor dem Kriegsausbruch 1939 besuchte. Mit ihrer Erfahrung wurde sie zu einer Säule des Latextreffs. Ganz gummiert und maskiert fühlte sie sich am wohlsten. Da schmolz das Alter wie Wachs dahin. Ich lernte sie 1979 kennen und lieben, da war sie ein Jahr Rentnerin. Als ich das Purgatory auf der Schönbrunnstraße aufgab, kam sie nur noch sporadisch, und als Latextreff und Stammtisch ohne festes Obdach waren, blieb sie ganz weg. Sie zog dann zu ihrem Sohn in die Schweiz und starb im hohen Alter von 98 Jahren. RIP.

Ohne Emmi und Ina kam der Latextreff nicht wieder auf die Beine, es sammelte sich eine neue Generation um Crazy Rubber & Friends (Gixxi und Sandmann), in Dresden um Danilo Hommel von der Boofe - mit dem Höhepunkt des 5. CRF-Treffens daselbst am 20. November 2004 mit 85 Teilnehmern aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dazu später. Ich hatte keinen guten Draht zu Danilo, war seinerzeit wohl eher (lästige) Konkurrenz. Wer hat die Zeit in der Boofe und bei CRF mitgemacht? Würde mich echt interessieren. Fortsetzung folgt.

Folge fünf: Die Frage "Wie alles begann" ist komplizierter zu beantworten als es den Anschein hat.

Der Dresdner SM-Jungsturm, der wohl schon 2001 beim 1996 gegründeten SM-Stammtisch in Leipzig mit auflief, machte nicht nur Parties in Leipzig und Halle mit, sondern war sehr erlebnishungrig, fuhr viel nach Berlin (Nostitzstraße etc.) und sonstwohin, machte selbst polnische/tschechische? Burgen und Schlösser etc. unsicher. Ich hatte diese Phase damals schon lange hinter mir und war nicht wirklich an diesen SM-Expeditionen mit Ausgang Dresden beteiligt. Nur zufällig kreuzten sich in Berlin unsere Wege, weil ich damals viel berlinerte. Regelmäßg nach Hannover, Hamburg, Köln oder Frankfurt etc. war es mir zu weit, und in meiner zweiten Heimat Bodensee/Zürich traf ich damals keinen Dresdner. Andererseits kamen von dort und Stuttgart und München etc. die SM-Herren und nahmen sich die sächsischen SM-Frauen mit. Geld regiert die Welt.

So dauerte es eine Weile, bis sich die Wege trafen. Der SM-Jungsturm begann wohl im Februar 2002 zunächst einmal mit einem (zwei, drei?) Stammtisch(en) im Heavy Duty auf der Louisenstraße 28, nahe Alter Feuerwache. Das war eine am 2. Juli 1999 eröffnete Heavy Metal Kneipe. Ich war zur Eröffnung dabei, stand auch mal auf Heavy Metal und bewegte mich in dieser Szene. Es kamen 300 Leute, die Live-Bands Empire und Hammond Eggs spielten. Als dann kurz nacheinander Michi und Paul ausstiegen, verlor ich den Draht dorthin, und mit Willi und (Frank) Langer kam ich nie so klar, mit der neuen Fachkraft Steffi schon gar nicht (ich hab mir mein Lebtag nix sagen lassen). Auch dem SM-Jungsturm gefiel es dort nicht: zu laut - und vor allem: es wurde geraucht. Trotz einer gewissen Affinität zu Heavy Metal zog die Truppe dann weiter, in die Bar 202, dem alten Café Bizarr.

Die Monate sind mir nicht mehr erinnerlich. Auf jeden Fall begann der Latextreff zuerst. Ich erinnere mich an eine Diskussion mit dem schwulen Männerpaar, ob der Latextreff auf Donnerstag verlegt werden könnte. Das war vielleicht im März 2002. Schließlich wurde sich auf die Mittwoche geeinigt, wo der SM-Stammtisch nicht zusammenkam. Ich glaube, der SM-Stammtisch traf sich damals an jedem 2. und 4. Mittwoch im Monat - die anderen Mittwoche waren für den Latextreff reserviert.

Eine ganz ähnlich Situation gab es vier Jahre später (ab 2006) im Kuhnt: dort traf sich nicht nur der SM-Stammtisch Dresden jeden zweiten Mittwoch (und veranstaltete SM-Parties an Samstagen) - auch der damalige Latexstammtisch von Rubbermagic (Kira und Nemo) traf sich dort alle sechs Wochen an einem Samstag. Das ging so bis 2010, als Kira die Organisation anderen überließ, die es nicht hinbekamen. Dieser Latexstammtisch war am 14. Januar 2005 von Rubbermagic im Roten Schuh auf der Hamburger Straße gegründet worden, Spätestens im März 2006 war dieses Striplokal, wohl das erste, zumindest wohl bekannteste in Dresden nach der Wende, durchsucht und geschlossen wurden, Inhaber Nikos mußte sich wegen Steuerhinterziehung und Fluthilfe-Betrug gerichtlich verantworten. Das Milieu war 2002 vom Euro stark getroffen wurden, die Zeitungen titelten "Tote Hose im Puff" etc. Nulltage mit Null Umsatz wurden normal.

Rubbermagic organisierte auch Latexparties und Themenabende im Kuhnt. So wurde dieses Musikcafé in Pieschen Nachfolger des alten Standortes in der Neustadt (mit Café Bizarre und später Bar 202). Im Kuhnt verbrachte die Szene dann mehr Jahre als am alten Ort, der SM-Stammtisch bis 2014 oder 2015. Mindestens zwei Jahre hing ein Schild an der Gaststätte: Hier wird umgebaut. Eines Tages war das weg. Die Räume sind wohl bis heute leer. Der Kuhnt wohnt wohl noch im Haus, macht aber sein Geld mit anderen Gaststätten etc. Eine Sanierung in der Leisniger Straße wäre unrentabel.

Hier die ersten Parties im Kuhnt:

7. S!M-Party - 15. Mai 2004 (Samstag) Musikcafé Kuhnt - Lady Raya stellt sich vor (geplant war Lady Cassandra, welche aber wegen Sozialbetrug einsaß)

S!M-Party 7.1 - 14. Juli 2004 (Mittwoch) Musikcafé Kuhnt

8. S!M-Party - 25. September 2004 (Samstag) Musikcafé Kuhnt - Halloween


9. S!M-Party - 5. März 2005 (Samstag) Musikcafé Kuhnt - Lady Syonera stellt sich vor

S!M-Party 9.1 - 10. Juni 2005 (Freitag) Musikcafé Kuhnt - Geburtstagsparty

10. S!M-Party - 25. Juni 2005 (Samstag) Musikcafé Kuhnt - Lady Syonera die zweite

11. S!M-Party - 12. November 2005 Samstag - das war meine eigene SM-Hochzeit mit AniThanila, voraus ging unsere SM-Verlobung am 19. September in der Buchhandlung Leselust, seinerzeit noch auf der Louisenstraße (Äußere Neustadt), inzwischen auf der Touristenmeile Hauptstraße (Innere Neustadt)


12. S!M-Party - 8. April 2006 (Samstag)

13. S!M-Party - 1. Juli 2006 Musikcafé Kuhnt - Sommerparty (Samstag)

14. S!M-Party - 18. Oktober 2006 Musikcafé Kuhnt - Halloween (Mittwoch)


Drei Wochen nach der 10. Party gab es noch die

S!M-Party 10.1 - 16. Juli 2005 (Samstag) im Brody

Ich war glaube ich nicht mit von der Party, das war kurz vor meiner SM-Verlobung mit AniThanila. Ich wüßte auch nicht mehr, wo das gewesen sein soll. Vielleicht erinnert sich noch wer?

Nochmals Dank an Ricardo für die Zuarbeit, viele Details wären mir sonst nicht mehr erinnerlich, obwohl zumeist teilgenommen. Fortsetzung folgt.

Alte Version

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20 Jahre - weg wie im Fluge. Damals war der Euro noch ganz frisch. Ich nicht mehr. Der Dresdner Jungsturm sammelte sich beim SM-Stammtisch in Leipzig, auch die 1. SM!-Party war dort, an einem Samstag im Frühjahr. Ich bin kein Zugvogel mehr. Reisende sollte man nicht aufhalten. Habe die ziehen lassen. Am 6. Juli 2002 (Samstag) dann endlich eine (die 2. SM!) Party im alten Café Bizarre, von einem Männerpaar als Bar 202 mit dem Euro frisch eröffnet.

Bis 2000 gab es dort samstägliche Veranstaltungen, freitags war der Abend der unvergleichlichen Escort-Gumina Jasmin, die mich natürlich zur ersten neuen Party in ihrem ehemaligen "Wohnzimmer" begleitete, sie als Latexnonne. RIP. Mittwochs war ursprünglich der Latextreff von Gumina Ina, der 1990 im Café Hilton (bekannt als "Die Bronxx") im Punk-Milieu begann. Ina war nach ihren Angaben die erste Händlerin, welche Punkmode aus Gummi Mitte der 70er direkt aus dem "Sex" von Vivienne Westwood (London, Kings Road 430) nach Deutschland importierte. Sie führte in Hannover die Vintage-Abteilung im "Ersten Gebrauchtwarenkaufhaus Europas" (Weiße Kreuz Platz) und eine Boutique in der Passarelle am Hauptbahnhof, seit dem Weihnachtsgeschäft 1989 brachte sie die "ungezogene Mode" (SW3- ungezogen angezogen auf der Herschelstraße Hannover) nach Dresden, in die östlichste deutsche Metropole. Nach dem Brandanschlag auf ihren Wohnwagen (er brannte voll aus) und mehreren Einbrüchen in ihre Boutique in der Neustadt engagierte sie sich in der Vintageabteilung des Stoffwechsel e.V. am Lutherplatz. Kurz nach ihrer Zwangsräumung aus dem linken Besetzer-Projekt Bischofsweg 16 starb sie wohnungslos mit gerade mal 60 Jahren. RIP.

Die 3. SM!-Party (5. Oktober 2002) und 4. SM!-Party (15. Februar 2003) fanden noch in der Bar 2002 statt, die 5. SM!-Party dann im U-Boot (22. März 2003). Dann erfolgte über ein Jahr Pause. Wir trafen uns jeden zweiten Mittwoch (anfangs im Wechsel mit dem Latextreff, den nun Jasmin leitete) - und hatten im Gewölbe Spielgeräte und Spielmöglichkeiten, der Anreiz für Extra-Parties war nicht soo groß, da mit viel Aufwand und Risiko behaftet. Das Männerpaar ging pleite, der Stammtisch wurde vom AnTon (Kneipe & Restaurant) aus den Räumen hinausgedrängt - z.B. wurde in dem Verließ mittwochs Fußball gezeigt, und wir wurden wie die Mädchen in Amsterdam auf den Präsentierteller gesetzt - an das bodentiefe Schaufenster an der Rudolf-Leonhard-Str. 35. Die "halbe" Neustadt flanierte dann an uns vorbei, perversengucken. Der Stammtisch war obdachlos, traf sich alle zwei Wochen woanders: zB in der Lieblingsgaststätte von Jasmin in der Johannstadt, Hertelstraße, fast Ecke Pfotenhauer. Die spielverliebten Stammis flogen nach dem ersten Mal raus, auch aus einer Gaststätte Nähe Straßenbahnhof Mickten.

Die Einbauten (das Verlies, Käfige ...) des Café Bizarre existieren noch heute (habe sie vor kurzem besichtigt) und können gemietet werden: "Unser Gewölbe kann auch für Partys genutzt werden, hierbei beträgt die Anmietung 150€ zzgl. 100€ Kaution. https://anton-dresden.de/?page_id=1829 ".

Am 15. Mai 2004 ging es mit der 6. SM!-Party, dann schon im Musikcafé Kuhnt in Pieschen, weiter - nach 14 Monaten Party-Pause mit Obdachlosigkeit des Stammtisches. Soweit fürs erste. Dank an Ricardo für die Zuarbeit, viele Daten wären sonst verloren.


Teil zwei: Das Café Bizarre war im Sommer 2000 zu, wann genau insolvent, weiß ich nicht mehr. Ich habe mit dem Eigentümer des Eckhauses (ein Bayer, war glaube ich aus München) im Sommer 2000 über die Konditionen einer Fortsetzung verhandelt: 5.000 DM Pacht, 15.000 DM Kaution, 30.000 DM Ablöse für eine Schankanlage incl. Knebelvertrag mit irgendeiner Lorke. Weder 2000 noch 2001 konnte ich jemanden dafür erwärmen. Das Männerpaar hatte Rücklagen, zB um evtl. eine GmbH zu gründen. Und 25.000 Euro hörten sich nicht ganz so schlimm an. Die eröffneten 2002. Der Latextreff begann 2002 gleich von Anfang an mittwochs in der Bar 202, später im Wechsel mit dem SM-Stammtisch. Es gab auch Veranstaltungen speziell für Homosexuelle, die alle mehr oder weniger BDSM-lastig waren, und als Bonmot die Blind Diners im Verlies. Der SM-Stammtisch wie der Latextreff wurden auch von Lesben und homoerotischen Männern frequentiert, das lag in der Natur der Neustadt. Der Königsbrücker Platz war Hotspot für Erotik. Im Eckhaus RL 35 war nicht nur das Café Bizarre, später Bar 202, heute AnTon, sondern auch noch der Fetischladen Under The Skin. Eingangs der Fichtestraße war in Nummer 8 ein Schaufenster mit Angeboten von Sexworkern incl. Massagen, erotisches Tantra etc., gleich nebenan im Hinterhof Nr. 6 gab es damals das New Dawn mit esoterischen Massagen und Tantra etc. (die Preise waren fast identisch). Die Einrichtungen befruchteten sich gegenseitig. Die Insolvenz des Café Bizarre zog die Insolvenz des Under The Skin nach sich, das New Dawn ist an den Großen Garten verzogen. Ich verlagerte die Aktivitäten in Richtung des Schwarze-Mode-Ladens Bloody Kiss auf der Schönbrunnstraße, mietete bzw. pachtete den Keller unter dem Bloody Kiss, die Gewerberäume auf der anderen Seite des Bloody Kiss und die Wohnung über dem Bloody Kiss. Der Keller war eine ehemalige Bäckerei, nach der Wende feinstsaniert mit Heizkörpern, neuen Fenstern zum Hof, sogar der Backofen war noch vorhanden. Ich bestückte den mit SM-Möbeln, und der Latextreff wurde dorthin verlegt (der hatte nach der Insolvenz des Café Bizarre bei Ina im Bischofsweg 16 stattgefunden, eine Interimslösung von Anfang an). Die Ware aus dem Under The Skin wanderte in das Bloody Kiss, wurde dort reduziert verkauft, ein paar Tage lag sie auch in meinem Keller, was Unmut auslöste. Die Klientel beim Latextreff verschob sich in Richtung Grufties, wobei die Punks sich nicht beirren ließen, aber fast das gesamte erwachsenere Publikum wegblieb. Quasi füllte das Klientel Gothics, welches im Sommer 2000 ständig auf der Schönbrunnstraße auf Sofas und Sesseln vor dem Bloody Kiss herumlungerte und aufs Bunker-Wochenende wartete (Straße E) dann meinen SM-Keller. Das gab jede Menge Parties. Wo die Lautsprecher stehen, da sind die Mädchen - und wo die Mädchen sind, da kommen auch die Jungs ... Auf der Straße wurde es mit dem fortschreitenden Jahr auch zu kalt ... So ging das das ganze Jahr 2001, Ina und Jasmin waren die guten Seelen, die alles zusammenhielten. Als Ina zwangsgeräumt wurde und ausfiel, blieb zuviel Aufwand an mir hängen. Der Latextreff wurde wieder in die RL 35 verlegt, das alte Publikum kam zum Teil wieder, zum Teil auch Neues (besonders lesbische Frauenpärchen, aber auch homoerotische Männerpaare), der SM-Stammtisch wurde etabliert (ab Februar 2002). Herbst 2002 verkaufte ich meine SM-Möbel nach Teneriffa, ein paar Stücke waren schon im Bischofsweg 16 untergegangen. Ich löste die Schönbrunnstraße nach zwei Jahren auf.

Teil 3: Man schließt immer zu sehr von sich auf andere. Natürlich hatte die Location in der Schönbrunnstraße einen Namen. Ich vergaß, ihn zu erwähnen. Die Location wurde von Jasmin Purgatory getauft: das Purgatorium, der „Reinigungsort“, der „Läuterungsort“, nach lateinisch Ignis purgatorius, worunter man heute das Fegefeuer versteht, oder viel zu kurz gegriffen: die Hölle. Jasmin verstand das Purgatory als einen Ort der Läuterung, als Intermediärzone - nicht etwa als einen Schmerzensort, sondern als einen Ort, an dem ihre Schmerzen in Lust sublimiert werden konnten. Die Begrifflichkeit an sich stammte aus der Gothic-Szene, die sich allwöchentlich in der Straße E (Industriegelände) traf: Bunker, Spinnerei ... Es war eine Wallfahrt, und es gab dank Masse auch eine SM-Fraktion, zu der wir Kontakt hielten, die uns in der Woche besuchte, selbst am Wochenende unsere Spielmöglichkeiten nutzten. Schon sonntags gab es im Purgatory die After Party, oft als After-Party bezeichnet - gar nicht mal zu Unrecht. Montags und dienstags war es sehr besinnlich, man chillte, spielte wenig bis gar nicht. Das waren die Tage, wo viel privat lief. Mittwochs stand ganz im Zeichen der (Latex)Gummifraktion, donnerstags war schon wieder SM-Party-Stimmung. Freitags und samstags war im Industriegelände was los. Die Grufties rissen sich darum, Jasmins schwarzen Rassepudel Charly vor dem Eingang zu betreuen, der durfte nicht mit rein - Taschenkontrolle. So wurde Charly damals zum Bunker-Maskottchen: der schwarze Höllenhund (vom Purgatory). Beim ersten Mal fragten die Hühnen von der Security: "Zeig mal deinen Ausweis, ob du schon achtzehn (sechzehn?) bist, da könnte ja jedes Mädchen unter der Latexmaske stecken." Sie war damals schon deutlich 50+, und damit seinerzeit die älteste Besucherin im Bunker. Die Hühnen waren danach superfreundlich: "So alt ist noch nicht mal meine Mutter. Die würde nie hierher gehen." etc. Währenddessen hielt Ina die Stellung im Purgatory, regelte den Streit um die Spielgeräte, Vakuumbetten etc, gab Getränke aus. Das waren dann die reinen Play-Abende dort. Ich war selten dabei, nur als Vertretung, war Bunkergänger. Mein jüngster Bruder hatte 1996 den Bunker mit aufgebaut mit seiner Party-Truppe, hatte zum Beispiel die Grabsteine für den Tresen besorgt. DJ Dark in the Space hat auf unserem Grundstück in Klotzsche angefangen, Musik aufzulegen, erst später dann im Bunker. Die Truppe kannte sich vom Panzerhof, der wurde etwa 1994 geschlossen, danach gab es wilde Parties im Industriegelände. Man kannte sich schon vom "Zelt", einer riesigen Disko gleich nach der Wende. Und immer waren SM-Jünger mit von der Partie. Unter dem Deckmantel von Gothic ließ sich BDSM und Fetisch ausleben. Das Outing war in der riesigen Masse nicht so schwierig. Die Spezialisierung zu SM erfolgte in Dresden erst 2002, in Leipzig wohl schon das Jahr davor. Auch die OASE incl. Verein wurde 2001 gegründet, der schwule „LederClub Dresden“ schon im Juni 1994 (Parties im ZV-Bunker Florian-Geyer-Straße seit 1996, in der alten Fleischerei Prießnitzstraße 51 seit Juli 1998: SM, Leder, Gummi, Latex, naked ...). Den homoerotischen Männern drückte schneller die Hose (ich hab das seinerzeit miterlebt). In Hamburg und Hannover gab es das große SM-Outing schon Ende der 80er, ich war in Hamburg beteiligt und in Hannover Mitbegründer und Veranstalter (SM-Parties im ODEON), wir hatten in Hamburg genügend Hannoveraner. Das wiederholte sich 2001/02 mit Leipzig und Dresden. Fortsetzung folgt.

Folge vier: Ergänzend zum Anton: theoretisch könnte man einen Stammtisch auch mal wieder am Ursprungsort feiern: "Anmietung Gewölbe zum Speisen und Trinken 100 €, diese entfällt ab einem Umsatz von mindestens 500 €. https://anton-dresden.de/?page_id=1829 ". Bei den 30, 40 Besuchern sollten die 500 Euro Umsatz anfallen. Mit Themenabend 20 (25 ...) Jahre Stammtisch. Selbst Stammtisch-Urgestein Timo (jetzt in Gera) hatte Interesse angemeldet, dann zu kommen, Simone ist wieder nach Dresden zurückgekehrt und wäre auch interessiert.

Und dann fällt mir auf: ich habe schon soviel geschrieben, aber nicht einmal das absolute Dresdner Urgestein Gummi-Emmi erwähnt. Sie hieß wirklich Emmi und war im wilden Osten nach dem Mauerfall als das Vollschutzweib aktiv, damals schon 71 Jahre. Sie sagte immer: "Der Kaiser trat ab, und ich trat an." Sie wurde um den 9. November 1918 geboren. Emmi war lange Zeit die rechte Hand von Ina. Sie trug viele Veranstaltungen im Hintergrund mit, vor allem in der Schönbrunnstraße. Die ersten SM-Parties hat sie als tolle Latexgummidoll bereichert, mit 83 oder schon 84 Jahren. Auch zum SM-Stammtisch kam sie mal anfangs als Latexdoll, aber nur einmal. Das hatte ihr nicht gefallen, sie fühlte sich dort altersdiskriminiert. Das mußte sie sich mit ihrer Lebenserfahrung nicht geben. Sie war im Krieg beim Reichsluftschutzbund sehr aktiv, das volle Programm: Gasmaske, Gasanzug, Bunkerübungen "bis zur Vergasung", wie sie sagte. 1944 fiel ihr Mann "auf dem Feld der Ähre" (Weizen, Roggen, Gerste ...?) und stand nicht wieder auf. 1945 wurde ihr Sohn postum geboren. Mangels Männer wurde die Alleinerziehende Weiße Witwe, hatte nie wieder einen Ehemann. Sie war dann mit der ZV in der DDR verheiratet, organisierte aber auch in den 60ern und 70ern informelle Kleppertreffen auf dem Weißen Hirsch mit, angelehnt an die Kleppertreffen, die sie schon vor dem Kriegsausbruch 1939 besuchte. Mit ihrer Erfahrung wurde sie zu einer Säule des Latextreffs. Ganz gummiert und maskiert fühlte sie sich am wohlsten. Da schmolz das Alter wie Wachs dahin. Ich lernte sie 1979 kennen und lieben, da war sie ein Jahr Rentnerin. Als ich das Purgatory auf der Schönbrunnstraße aufgab, kam sie nur noch sporadisch, und als Latextreff und Stammtisch ohne festes Obdach waren, blieb sie ganz weg. Sie zog dann zu ihrem Sohn in die Schweiz und starb im hohen Alter von 98 Jahren.

Ohne Emmi und Ina kam der Latextreff nicht wieder auf die Beine, es sammelte sich eine neue Generation um Crazy Rubber & Friends (Gixxi und Sandmann), in Dresden um Danilo Hommel von der Boofe - mit dem Höhepunkt des 5. CRF-Treffens daselbst am 20. November 2004 mit 85 Teilnehmern aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dazu später. Ich hatte keinen guten Draht zu Danilo, war seinerzeit wohl eher (lästige) Konkurrenz. Wer hat die Zeit in der Boofe und bei CRF mitgemacht? Würde mich echt interessieren. Fortsetzung folgt.

Folge fünf: Die Frage "Wie alles begann" ist komplizierter zu beantworten als es den Anschein hat. Der Dresdner SM-Jungsturm, der wohl schon 2001 beim damals gegründeten SM-Stammtisch in Leipzig mit auflief, machte nicht nur Parties in Leipzig und Halle mit, sondern war sehr erlebnishungrig, fuhr viel nach Berlin (Nostitzstraße etc.), machte selbst polnische/tschechische? Burgen und Schlösser etc. unsicher. Ich hatte diese Phase damals schon lange hinter mir und war nicht wirklich an diesen SM-Expeditionen mit Ausgang Dresden beteiligt. Nur zufällig kreuzten sich in Berlin unsere Wege, weil ich damals viel berlinerte. Regelmäßg nach Hannover und Hamburg war es mir zu weit, und in meiner zweiten Heimat Bodensee/Zürich traf ich damals keinen. Andererseits kamen von dort und Stuttgart und München etc. die SM-Herren und nahmen sich die sächsischen SM-Frauen mit. So dauerte es eine Weile, bis sich die Wege trafen. Der SM-Jungsturm begann wohl im Februar 2002 zunächst einmal mit einem (zwei, drei?) Stammtisch(en) im Heavy Duty auf der Louisenstraße 28, nahe Alter Feuerwache. Das war eine am 2. Juli 1999 eröffnete Heavy Metal Kneipe. Ich war zur Eröffnung dabei, stand auch mal auf Heavy Metal und bewegte mich in dieser Szene. Es kamen 300 Leute, die Live-Bands Empire und Hammond Eggs spielten. Als dann kurz nacheinander Michi und Paul ausstiegen, verlor ich den Draht dorthin, und mit Steffi kam ich nie so klar. Auch dem SM-Jungsturm gefiel es dort nicht: zu laut - und vor allem: es wurde geraucht. Trotz einer gewissen Affinität zu Heavy Metal zog die Truppe dann weiter, in die Bar 202, dem alten Café Bizarr. Die Monate sind mir nicht mehr erinnerlich. Auf jeden Fall begann der Latextreff zuerst. Ich erinnere mich an eine Diskussion mit dem schwulen Männerpaar, ob der Latextreff auf Donnerstag verlegt werden könnte. Das war vielleicht im März 2002. Schließlich wurde sich auf die Mittwoche geeinigt, wo der SM-Stammtisch nicht zusammenkam. Ich glaube, der SM-Stammtisch traf sich damals an jedem 2. und 4. Mittwoch im Monat - die anderen Mittwoche waren für den Latextreff reserviert. Eine ganz ähnlich Situation gab es vier Jahre später im Kuhnt: dort traf sich nicht nur der SM-Stammtisch Dresden jeden zweiten Mittwoch (und veranstaltete SM-Parties an Samstagen) - auch der damalige Latexstammtisch von Rubbermagic (Kira und Nemo) traf sich dort alle sechs Wochen an einem Samstag. Das ging so bis 2010, als Kira die Organisation anderen überließ, die es nicht hinbekamen. Dieser Latexstammtisch war am 14. Januar 2005 von Rubbermagic im Roten Schuh gegründet worden, 2006 trennte man sich vom Milieu. Rubbermagic organisierte auch Latexparties und Themenabende im Kuhnt. So wurde dieses Musikcafé in Pieschen Nachfolger des alten Standortes in der Neustadt (mit Café Bizarre und später Bar 202). Im Kuhnt verbrachte die Szene dann mehr Jahre als am alten Ort.


Benutzer:Methodios/Zivilverteidigung#Dresden


Latextreff 22. Oktober 2022

Seit der Gründung des Stammtisches gab es immer personelle wie auch räumliche Verzahnungen mit dem Dresdner Latextreff/-Stammtisch. Der Latextreff ging dem Stammtisch in der Bar 202 im Jahr 2002 sogar voraus, der Latex-Stammtisch (von Kira und Nemo, Rubbermagic) gesellte sich von 2006 bis 2011 zum SM-Stammtisch im Musikcafé Kuhnt (Einzelheiten in meinen Beiträgen zu "20 Jahre: S!M Dresden - Der BDSM Stammtisch!" in der SZ: https://www.sklavenzentrale.com/?act=forum&topic=212&entry=10201400 ).

Ich war sowohl in der Gründungsphase des Latextreffs (Gummitreffs, Mittwochstreffs) 1990 im Café Hilton (bekannt als "Die Bronxx") im Punk-Milieu als auch des SM-Stammtisches im ehemaligen Café Bizarre (heute Kneipe & Restaurant AnTon) 2002 dabei, es gab seinerzeit viele Personalunionen.

Für Freunde des Latex, Gummi etc. finden aktuell wieder Latextreffen in Dresden statt, das nächste folgenden Samstag:


Alt Striesener Laterne

Altenberger Straße 43.

Der Tisch ist für Samstag den, 22.10.2022 um 19:00 Uhr bestellt.


Es gibt keinen Dresscode, Erscheinen in Latex, Lack oder Leder ist aber möglich und gern gesehen.

LG aham

https://www.joyclub.de/groups/s_m_stammtisch_dresden/forum/t2991888.latextreff_22_oktober_2022.html#p51507698


Profil

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Danke aham, für deinen Beitrag in der Gruppe, dem mit bis dahin unbekannten Laden. Den ich sicher mit Ihr besuchen werde. Und für dein Text in deinem Profil. Jeder würde jetzt fragen wie machst du das, was du da beschreibst. Also auch ich. Wie machst du das? Sicher hat es was mit innerer Haltung zu tun...


"I be there"


Danke für den Dank und der Nachfrage. Innere Haltung allein reicht nicht aus. Es ist natürlich zum einen der Wille zur absoluten Macht, aber andererseits vor allem die gesammelte und gespeicherte Erfahrung von orgiastischer Energie bis zur Besinnungslosigkeit, bis zur Ohnmacht, welche beim Gegenüber einen regelrechten Ohnmachtrausch als Gegenstück zum eigenen Machtrausch erzeugen kann. Ohnmacht wird viel stärker, weil direkter empfunden - Macht kann nur indirekt über die Ohnmacht des anderen erfahren werden. Ohne das Gegenüber ist man Herr über Nichts, ein König ohne Land. Dazu kommt, daß man den eigenen Machtrausch kontrollieren, steuern, zügeln, dosieren muß, um ihn in der Weise einsetzen zu können, daß das Gegenüber vertraut bis zur Besinnungslosigkeit, bis zur Ohnmacht. Absolutes Vertrauen und Öffnen bis zur Besinnungslosigkeit beim empfangenden Gegenüber ist eine weitere Voraussetzung. All das funktioniert nicht ohne jahrzehntelange Einübung und Erfahrung und einer Inneren Kerze, die an beiden Seiten brennt. Neben dem absoluten Willen zur Macht war auch ein ständiges Streben nach den höchsten Gipfeln der Erotik notwendig. Oder anders ausgedrückt: es war ein Surfen auf der höchsten Welle der Lust, von Anbeginn an.

macht Sinn


Hallo,

du hast in deinem Beitrag auch über den Club de Sade in Hamburg geschrieben. Mich interessiert wie dort das durchschnittliche Alter ist. Und ob der Club wirklich noch so einzigartig ist wie auf der Website beschrieben. Den ich möchte gern im November zur Passion und habe diesen jetzt als zweites Highlight im Auge um meine Bekannte dahin zu entführen.


https://www.joyclub.de/clubmailv3/#/conversation/conversation-wrapper-personal-7381902-5194853


Die Verbindung von Passion und Club de Sade ist sehr vernünftig. Der Club bietet genau deswegen schon seit vielen Jahren die After-Partys am Freitag und Samstag ich. Meine Ehesklavin und ich waren vorigen November samstags dort - das Publikum war sehr gemischt, von jung bis alt, es überwiegte nach meinem Eindruck etwas die Erfahrung (50+), was der Sache keinen Abbruch tat, weil Jüngere dabei waren - im Gegensatz zur Fetisch Lounge Berlin, wo der ältere Klüngel zur jährlichen Grillparty im Juni so ziemlich unter sich war. Ich kann den Hamburger Klub nur empfehlen, zumal die Ausstattung für deutsche Verhältnisse einmalig ist.


Letztlich habe ich die Antwort recht schnell aus der Hüfte geschossen, es gehört natürlich noch viel mehr dazu: Die innere Haltung muß gekennzeichnet sein durch den Willen, maximal Lust zuzufügen, was auch heißen kann: Schmerz zuzufügen. Dazu bedarf es der Erkenntnis der Unterscheidung von Lustschmerz von einfachem Schmerz. Um maximal Lust zufügen zu können, muß man jedes Mal Lust haben, wenn man das Gegenüber sieht, muß man jedes Mal Sex haben wollen, nie satt werden. Man muß immer berühren wollen, auch wenn dies nicht immer geschehen kann. Um die erotischen Energien lenken zu können, habe ich bei indischen, chinesischen, tibetischen und japanischen Meisterinnen und Meistern Anleihe genommen, später auch bei deutschen mit indischem Hintergrund wie Mahamudra und Satyamurti (beide Sannyasins Jahrgang 1943, beide verstorben resp. nicht mehr aktiv). Neuerdings beschäftige ich mich ergänzend mit der heftigen Seilerotik (Sex mit dem Seil) von Maestro BD aus Italien, der einen japanischen Hintergrund besitzt. Seilerotik ist eine schöne Ergänzung und Alternative, wenn im Alter die Energie nachläßt. Es gibt auch einen deutschen Geist, der zuweilen nützlich ist:

Ecce homo

Ja! Ich weiß, woher ich stamme!

Ungesättigt gleich der Flamme

glühe und verzehr' ich mich.

Licht wird alles, was ich fasse,

Kohle alles, was ich lasse:

Flamme bin ich sicherlich!

(1844 - 1900), Friedrich Wilhelm Nietzsche, deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller

Quelle: Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft (La gaya scienza), 1882 (ergänzt 1887). Scherz, List und Rache. Vorspiel in deutschen Reimen


Das hast du schhön geschrieben. Nietzsche lebte im Nachbardorf meiner kindheit ^^ kaum einer weiß das. ein kleines Nest zwischen Weißenfels und Lützen.

Ja das ab ich auch schon festgestellt wenn ich Lust habe auf die andere person und sie auf mich ist es viel besser. Egal was mann macht.

Danke nochmals für deine ausführlichen Antworten.

https://www.joyclub.de/clubmailv3/#/conversation/conversation-wrapper-personal-7381902-5194853


Wenn ein Mann wirklich liebt.

"Wenn ein Mann dich wirklich liebt, wird er deine Hand halten,

Er wird deinen Arsch jedes Mal berühren, wenn er sich dir nähert.

Er wird deinen Arsch berühren, während er dich küsst,

Er wird seine Hand auf deine Taille legen.

Es wird dich in der Privatsphäre schlagen. Wenn ein Kerl dich liebt, wird er jedes Mal Sex haben woas Make-up löschen, das du absichtlich trägst und lacht dir ins Gesicht

Und er wirllen, wenn er dich sieht. Er wird dich nie satt haben

Es wird dd dir sagen, dass du ohne Make-up hübscher bist.

Er wird dich am Morgen anrufen

Und er wird dir sagen, dass er nicht aufhört, an dich zu denken,

Aber es wird dir auch Textnachrichten schicken

Es stört dich bis du aufwachst.

Er wird dir Komplimente machen, wenn du nicht gut aussiehst

Er wird lachen, wenn er dich zerrissen sieht

Er wird es lieben, dein Haar zu bürsten.

Er wird dich 'mein kleines Mädchen, meine hübsche' Amushi, mein kleines Mädchen, sowie 'meine Prinzessin' nennen.

Er wird andere beiseite lassen, um bei dir zu sein,

Und im Bett wird er sein Handy lassen nur um bei dir zu sein

Aber wenn ein schönes Mädchen vorbeikommt

Er wird sie ansehen und sagen: "Was für ein hübsches Mädchen, nicht wahr? "

Nur um dich eifersüchtig zu sehen.

Aber er wird deine Küsse essen, während er es dir sagt meine liebe du bist die schönste

Und das Beste ist, dass du mir gehörst und wenn er eifersüchtig auf dich ist, dann weil er dich wirklich liebt.

Es wird dich glücklich machen.

Aber du wirst auch Fehler machen;

Weil er genau wie du nicht perfekt ist"

Aber er wird immer versuchen, besser zu sein, weil er dich wirklich liebt...

Force Publique

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1885 wurde die „Force Publique“ als neue Armee des Freistaates geschaffen. Rekruten, die sich der Armee anschlossen, durften ihre Frau mitnehmen bzw. als Soldaten heiraten, was den Soldaten in Belgien verboten war. Diese Frauen wurden von der Armee angestellt und es gab sogar eine finanzielle Kinderzulage. So schuf Leopold eine ihm gegenüber bedingungslos loyale Berufsarmee, die keine Bindung zu ihren traditionellen Volksgruppen mehr hatten und regelrechte Militärclans bildeten, die teils bis in die Gegenwart überdauern. Gleichzeitig kamen mit dem Freihandel belgische und ausländische Händler ins Land. Es bildete sich unter den Einheimischen eine neue Kaste der Händler, die aus dem Inneren des Kongo Elfenbein aufkauften, dieses an die Küste transportierten und unterwegs Waren von geringerem Wert in den Dörfern verkauften. In diesen Jahren veränderte sich der Charakter des Landes. Hatte Stanley zuvor neben anderen Europäern vor allem Engländer in seinen Dienst gestellt, übernahmen nun immer mehr Belgier die entscheidenden Funktionen im neuen Staat.

Der Ausbau der „Force Publique“ war der entscheidende Schritt in den Terror. War sie in den ersten Jahren eine kleine, aber loyale und motivierte Berufsarmee gewesen, wurde sie in den folgenden Jahren massiv erweitert. Verwaltungs- und Missionsstationen mussten für jede 25. Familie einen Rekruten stellen. Die Militärzeit dauerte 7 Jahre. Für die örtlichen Eliten war diese Regelung die ideale Grundlage, um Kriminelle und Verbrecher loszuwerden. Die neuen Rekruten waren oft wenig motiviert und völlig undiszipliniert. Gleichzeitig wurden viele ehemalige Soldaten der afro-arabischen Sklavenhändler in die Armee eingegliedert, die ebenfalls wenig Loyalität, Motivation und Disziplin besaßen. Die Sklavenhändler waren in mehreren Feldzügen im Ost-Kongo unterworfen worden, da sich viele von ihnen nicht wie Tippu-Tip auf die Seite des Freistaates stellten. Einer ihrer größten Feldzüge war die Unterwerfung des Volks der Azande 1904/05 im Grenzgebiet zum anglo-ägyptischen Sudan, dem sogenannten Zandeland.[3][4]

Die Offiziere, die oftmals aus dem belgischen Kleinbürgertum stammten und häufig auf ihre Aufgaben in Afrika unzureichend vorbereitet waren, litten häufig unter dem mörderischen Klima in abgelegenen einsamen Posten, wo sie nicht selten die einzigen Europäer auf hunderten Quadratkilometern waren. 1908 lebten insgesamt nur 3000 Europäer im Freistaat. 360 europäische Offiziere waren auf eine Fläche von Westeuropa verteilt. Dazu kam eine häufig feindselige Umgebung, was wiederum Angst, Einsamkeit, Depression, Melancholie förderte, die wiederum am Ende in Allmachtsphantasien ausgelebt wurden, die in dem rechtsfreien Raum ohne Konsequenzen blieben. w:de:Geschichte der Demokratischen Republik Kongo#Die Kolonialarmee

w:de:Kongogräuel

Lumumba-Reliquie

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Einziger verbliebener Überrest von Patrice Lumumba ist ein Zahn mit einer Goldkrone, den der belgische Polizeioffizier Gérard Soete bei der Beseitigung des Leichnams „als eine Art Jagdtrophäe“ an sich nahm, ohne dass dies jemand wusste. Er starb 2000, berichtete aber vorher im belgischen Fernsehen von dem Zahn, den er über vierzig Jahre aufbewahrt hatte. Erst nach der Klage seitens Lumumbas Kindern wurde der Zahn 2016 im Haus von Soetes Tochter beschlagnahmt und anschließend von der föderalen Staatsanwaltschaft in Brüssel ohne weiteres Vorgehen verwahrt. Im Jahr 2020 forderte Lumumbas Tochter Juliana den belgischen König Philipp zur Herausgabe des Zahns auf.

Die Übergabe erfolgte durch den belgischen Ministerpräsidenten Alexander De Croo am 20. Juni 2022. Anschließend soll der Zahn in die Demokratische Republik Kongo gebracht, dort in mehreren Städten ausgestellt werden und dann in Kinshasa in einem Mausoleum aufbewahrt werden. Ein DNA-Test wurde nicht durchgeführt, da nach Angaben der belgischen Staatsanwaltschaft bei der Probenentnahme der Zahn zerstört würde.[24]

w:de:Patrice Lumumba#Lumumbas Zahn


„[…] erniedrigender Sklaverei, die uns mit Gewalt auferlegt wurde. […] Wir haben zermürbende Arbeit kennengelernt und mussten sie für einen Lohn erbringen, der es uns nicht gestattete, den Hunger zu vertreiben, uns zu kleiden oder in anständigen Verhältnissen zu wohnen oder unsere Kinder als geliebte Wesen großzuziehen. […] Wir kennen Spott, Beleidigungen, Schläge, die morgens, mittags und nachts unablässig ausgeteilt wurden, weil wir Neger waren. […] Wir haben erlebt, wie unser Land im Namen von angeblich rechtmäßigen Gesetzen aufgeteilt wurde, die tatsächlich nur besagen, dass das Recht mit dem Stärkeren ist. […] Wir werden die Massaker nicht vergessen, in denen so viele umgekommen sind, und ebenso wenig die Zellen, in die jene geworfen wurden, die sich einem Regime der Unterdrückung und Ausbeutung nicht unterwerfen wollten.“

w:de:Patrice Lumumba#Zeit als Ministerpräsident

Temporär

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https://www.latexzentrale.com/index.php/forum.html?do=show&what=start&id=18093&forum=43