Benutzer:Methodios/Glossar/S/Saale
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- Steinhausen, Gertrud: Dreiflüssefahrt der Köthener Kanuten. In: "Der Kanusport, Organ des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes im Deutschen Turn- und Sport-Bund", 6. Jahrgang Nr. 11/November 1959, S. 5 (13 Paddler aus Aken machen eine Dreiflüssefahrt: in Leipzig setzen sie in den Luppe-Flutkanal, später in die Luppe ein. In Schkopau stoßen sie auf die Saale, "entsetzlich verunreinigt von den Abwässern aus Schkopau und Korbetha. Die Einfahrt zur Schleuse bedeckte eine viele Zentimeter dicke Karbidschicht. Das Schrecklichste für die Wasserwanderer, die alles Schöne, was zur Natur gehört, lieben, waren die unzähligen toten Fische auf dem Wasser und am Ufer, die durch die giftigen Abwässer ihr Leben lassen mußten." In Halle werden die Boote bis zum nächsten Wochenende deponiert und dann bis Bernburg gefahren. Am darauffolgenden Wochenende führt die dritte Etappe zur Saalemündung und dann 15 km gegen den Strom ins heimische Bootshaus. 187 km an drei Wochenenden - das kann sich sehen lassen.)
- Wendt, Bruno: Kein Wasser in den Flüssen. In: "Der Kanusport. Organ des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes im Deutschen Turn- und Sport-Bund", 7. Jahrgang, Nr. 8/August 1960, S. 13 (Es ist trocken im Sommer 1960. Die Unstrut führt nicht immer nur Hochwasser - sie kann auch so niedrig stehen, daß man von Sömmerda kaum loskommt und das Umtragen der Mühlen zur Schikane wird. Die Saale hat zwar mehr Tiefgang, aber durch den geringeren Durchfluß verdünnen sich die Abwässer der Chemiewerke kaum. Die Strömung der Elbe ist so schwach, daß sie bei Gegenwind kaum hilft. Trotzdem erreichen die Faltboote programmgemäß Arneburg.)
- Steckel, Eberhard: Keine Bademöglichkeiten? In: "Der Kanusport, Organ des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes im Deutschen Turn- und Sport-Bund", 8. Jahrgang Nr. 3/März 1961, S. 12 (Die amtliche Badekarte zeigt es: Baden ist fast nur noch in der Ostsee und an den Seen und Flüssen Mecklenburgs möglich. Wo sollen die Menschen um Halle-Leipzig ins Wasser springen? "... in den letzten Jahrzehnten sind zu diesen Schwebstoffen noch die chemischen Abwässer gekommen, und diese sind es, die unsere Vorfluter derart belasten. Es sind nicht nur Phenole- oder Zellstoff-Abwässer, sondern vor allem Säuren und gelöste Salze, die unsere Vorfluter kilometerlang unter den Abwässereinspeisungen total veröden lassen. Selbst Radioaktivität bestimmter eingeleiteter Abwässer ist nicht ausgeschlossen. Kann man da noch an die Gesunderhaltung des Körpers durch den Wassersport glauben?" Der Paddler des Vereins "Chemie Bitterfeld" wußte, wovon er schrieb. Und er wußte auch, daß trotz des staatlichen Versprechens, die Gewässer bis 1975 für 5-7 Mrd. Mark zu "kaum belasteten Vorflutern" zu machen, die Abwassereinleitung der Industrie weiter zunehmen würde. Woran also glauben? - So offene Worte waren vor dem "Kahlschlag-Plenum" der SED 1965 vereinzelt noch möglich. In den 70ern und 80ern wurde gegen die zunehmende Verschmutzung weder etwas getan noch darüber geschrieben. Seit der Rezensent jedoch weiß, daß 2016 eine deutsche Rudermeisterschaft vom Essener Baldeneysee nach Hamburg verlegt werden mußte, weil das eutrophierte Stauseewasser mit Grünzeug komplett zugewachsen war ("Kanu-Sport" 2/2017, S. 35), zeigt er nicht mehr mit nacktem Finger auf "Ossi"-Schuldige.)
- N. N.: Bernburg und seine Kanuten. Rennsport+Slalom+Wasserwandern und Kindersport = beste Sektion des DKSV 1963! In: "Der Kanusport, Mitteilungsblatt des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes im Deutschen Turn- und Sport-Bund", 11. Jahrgang, Teil 1 in Nr. 4/April 1964, S. 9 f., Teil 2 in Nr. 5/Mai 1964, S. 15 f. (Neben den Sehenswürdigkeiten der Stadt wird ausgiebig auf die dortige Paddelszene eingegangen.)
- Meyner, Horst: Saale wurde sauberer. In: "Der Kanusport. Mitteilungsblatt des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes der Deutschen Demokratischen Republik", 23. Jahrgang, 9/1976, S. 7-9 (Der Bericht von der Sommersonnenwendefahrt 1976 ist bezeichnend für das, was als "Verbesserung" bezeichnet wurde: das in Rudolstadt nach Chemie riechende Wasser klärte sich bis Kahla so weit, daß dort gebadet werden konnte. Die Industrie in Jena verschmutzte das Wasser erneut, doch reicherten die folgenden Wehre im Wasser so viel Sauerstoff an, daß in Camburg "ein einwandfrei sauberes Wasser ohne größere Geruchs- und Geschmackskomponente" registriert und bis Weißenfels oft gebadet wurde. In Weißenfels strömte massiv Industrieabwasser zu, "von hier ab ist die Saale wieder sehr schmutzig und riecht merklich nach Phenol." Bis Bad Dürrenberg besserte sich die Wasserqualität erneut. Der Rezensent bewundert den Mut der damaligen Paddler - er würde selbst heute das Camburger Saalewasser nicht verkosten wollen.)
- Voß, Ralf-Friedrich: Unstrut-Burgen-Fahrt. In: "Der Kanusport, Mitteilungsblatt des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes der Deutschen Demokratischen Republik", 31. Jahrgang 9/1984, S. 10-12 (So sieht ein hinzukommender Paddler aus Halle die organisierte Pfingst-Unstrutfahrt 1984: man startet auf der Helme in Sangerhausen, trägt alle Schleusen, da sie nicht arbeiten, um und freut sich über das Organisationssystem, das wohltuend wenig zu spüren war, obwohl alles Drumherum klappte. Die Fahrt endet in Leißling an der Saale, da die Wasserschutzpolizei die Weiterfahrt wegen Hochwasser stoppte. So kurz vor dem Ziel Bad Dürrenberg waren die Paddler verärgert - bis sie am Tag drauf die Meldung lasen, daß am Wehr in Bad Kösen von sieben Schlauchbootfahrern vier ums Leben gekommen waren.)
- uschkus, Regina: Wettkampf - Wehre - wilder Schwan: Saale 1985. In: "Der Kanusport, Mitteilungsblatt des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes der Deutschen Demokratischen Republik", 32. Jahrgang 10/1985, S. 5-7 ("Nur" 400 Paddler konnten an der Saalefahrt 1985 teilnehmen, weil die anderen 200 Interessenten keine Schlafplätze mehr gefunden hätten. Neben hunderten DDR-Paddlern nahmen auch Tschechen aus Brno und Nová Paka teil, die sämtlich mit Canadiern anreisten. Obwohl einige Paddler leichtsinnige Wehrdurchfahrten wagten, gab es keine Zwischenfälle - mit Ausnahme des Schwanes, der wütend das Uhlstädter Wehr verteidigte, bis er, in den Angriff vertieft, selbst das Wehr hinabrauschte und in der Walze festhing (in der bereits mehrere Paddler kämpften). Die Autorin führt dies zu der Frage, welche Auswirkungen der Durchmarsch mehrerer hundert Paddler auf Tiere, Pflanzen und Gewässer hat.)
- Kupferschmid, Werner (1923-2005): Saale-Fahrt 1989 - ganz international. In: "Der Kanusport, Mitteilungsblatt des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes der Deutschen Demokratischen Republik", 36. Jahrgang 10/1989, S. 6 (So international war die Fahrt nicht, wie die Kritik im BRD-"Kanusport" 3/1989, S. 58, zeigt: "Vom DKSV, dem Kanuverband der DDR, werden jährlich zwei Fahrten (es folgen die Termine der Saale- und der Spreewaldfahrt) zur Zeit nach dem Reglement noch als Einladungsveranstaltungen geführt. Eine Teilnahme für DKV-Mitglieder ist dadurch praktisch nicht möglich." (Dabei waren schon auf der Internationalen Spreewaldfahrt 1981 bundesdeutsche Paddler "inkognito" mitgefahren, indem man sie als Privatgäste Dresdener Paddler ausgab; siehe BRD-"Kanu-Sport" 12/1981, S. 243.) Letztlich waren nicht sowjetische, bulgarische und polnische Saalepaddler die Sensation, sondern die toten Fische, die zwischen Jena und Dorndorf auf dem Fluß trieben und allen zeigten, was vom Umweltstreben der DDR zu halten war. Inzwischen aber hatten die perestroika-geschulten Paddler nicht mehr die Resignation der Vorjahre: viele unterschrieben die am Ende abgedruckte Eingabe an den Umweltschutzminister.)
- Lempert, Werner: Mitteilung. In: "Der Kanusport, Mitteilungsblatt des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes der Deutschen Demokratischen Republik", 36. Jahrgang 10/1989, S. 10 ("Die Teilnehmer der XIX. Internationalen Saalefahrt machten mit einer Eingabe an den Minister für Umweltschutz und Wasserwirtschaft, Dr. Hans Reichelt, auf den Zustand des Flusses Saale zum Zeitpunkt der Fahrt (8. bis 11.7. 1989) aufmerksam." Mit diesem Artikel beginnt die Reflexion der Revolution 1989/90 in "Der Kanusport", die sich bis zur Einstellung der Zeitschrift im Juni 1990 fortsetzt. Eine Eingabe an den Umweltschutzminister zu richten, der erst in Heft 3/89 die Sauberkeit der DDR-Flüsse "bewiesen" hatte, war im Juli 1989 durchaus ein Akt der Zivilcourage - man hätte sie als Kritik an der Wirtschaftspolitik, also "an der DDR an sich", auslegen und die Urheber entsprechend schurigeln können. (Mit einem Verbandsvertreter wurde auch ein "klärendes Gespräch zum Sachverhalt" geführt.) Den gleichen Mut bewies die Redaktion mit dem Abdruck der Eingabe in der Oktobernummer - zu einer Zeit, als man Straßendemos noch wegknüppelte.)
- Kurzynski: Neues von der Saale. In: "Der Kanusport, Mitteilungsblatt des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes der Deutschen Demokratischen Republik", 37. Jahrgang 2/1990, S. 15 (Aktuelle Fahrthinweise für die Saale: Das Kösener Wehr darf wieder angefahren und umtragen werden, und die "Staustufe" vor Naumburg wurde zwecks besserer Trinkwasserversorgung um 60 cm erhöht, so daß sie nicht mehr befahren werden kann. Innerlich schüttelt sich der Rezensent: Vor 1989 wurde aus der Saalebrühe also Trinkwasser gemacht?)
Paddelartikel in DDR-Zeitschriften
https://www.faltboot.org/wiki/index.php/Paddelartikel_in_DDR-Zeitschriften#Saale