Benutzer:O.tacke/2019/Flipped-Classroom-TUBS/Methodeneinsatz/Pro-Contra-Diskussion

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Die Pro-Contra-Debatte (Debatte = Wortgefecht, Wortstreit) ist eine klassische Form einer Aussprache oder Erörterung. Die Studierenden üben, sich in fremde und unter Umständen befremdliche Standpunkte hineinzudenken und zu argumentieren.

Vorgehen[Bearbeiten]

  1. Die Lehrperson formuliert ein Thema so, dass eine Stellungnahme pro oder contra möglich ist. Das Thema wird erläutert und zusätzlich visualisiert. Außerdem werden Regeln für die Debatte bekannt gegeben.
  2. Die Gesamtgruppe teilt sich nach dem Zufallsprinzip in eine Pro- und eine Contra-Fraktion. Jede Fraktion erarbeitet sich zunächst das Thema und sammelt Argumente für die ihr zugewiesene Position.
  3. Im Plenum werden die Argumente so ausgetauscht, dass sich die RednerInnen beider Gruppen abwechseln und dabei stets auf die Argumentation der VorrednerInnen eingehen. Die Debatte wird von der Lehrperson oder einem/einer Studierenden moderiert.
  4. Der/die ModeratorIn fasst abschließend die Hauptargumente zusammen und beendet die Debatte.

Hinweis[Bearbeiten]

  • Die Zuweisung der Pro- und Contra-Position sollte zur Übung nach dem Zufallsprinzip erfolgen, damit die Studierenden lernen, sich andere Standpunkte und Argumentationslinien hineinzudenken. In großen Gruppen ist dies mit viel Zeitaufwand verbunden, so dass die Sitzposition über die Fraktion entscheidet. Lehrende teilen "in der Mitte".
  • Statt die Gesamtgruppe Argumente sammeln zu lassen, kann dies auch in kleineren Gruppen innerhalb einer Fraktion geschehen.

Varianten[Bearbeiten]

  • Die Pro-Contra-Debatte kann als Diskussion mit Gruppenschutz, als Fishbowl oder als Podiumsdiskussion geführt werden.
  • Es diskutieren nicht alle mit, sondern jede Halbgruppe bestimmt 1–3 Personen, die die Debatte führen.
  • Reißverschlussverfahren: Eine Person beginnt mit einem Pro-Argument, die neben ihr sitzende Person geht auf das Argument mit einem ContraArgument ein usw.
  • Advocatus diaboli: Eine Person übernimmt die Rolle des Advocatus diaboli und widerspricht bewusst allen geäußerten Positionen. Dies kann sich auf inhaltliche Positionen, auf thematische Aspekte oder den Diskussionsstil beziehen.
  • Vor und nach der Debatte wird über die Positionen abgestimmt.
  • Im Anschluss an die Debatte werden einzelne Argumente und Argumentationslinien reflektiert.
  • Offene Parlamentarische Debatte: Die Gruppe wird in Fraktionen geteilt, die jeweils drei RednerInnen bestimmen. JedeR SprecherIn hat in der Debatte sieben Minuten Zeit für die Stellungnahme. Außerdem gibt es drei bis sechs fraktionsfreie RednerInnen. Sie dürfen nur dreieinhalb Minuten sprechen und sollen sich in dieser Zeit mit möglichst neuen Argumenten pro oder contra positionieren.
  • Tübinger Debatte: Jeweils zwei RednerInnen stehen sich pro und contra gegenüber. Nach ihren jeweils dreiminütigen Eröffnungsstatements beginnt eine offene Aussprache, an der sich die Studierenden der Gesamtgruppe mit einminütigen Beiträgen beteiligen. Zum Abschluss halten die vier Pro- und ContraRednerInnen ihr Abschlussplädoyer.
  • Weitere Formen der Debatte siehe: https://www.streitkultur.net/

Ursprüngliche Fassung aus: Hoffmann, S. G., & Kiehne, B. (2016). Ideen für die Hochschullehre: ein Methodenreader (Vol. 1). Universitätsverlag der TU Berlin, S. 65-66. (im Vorwort wird auf Urheberschaft verzichtet)