Benutzer:O.tacke/Praktisch lernen und Gutes tun WS0910
Überblick
[Bearbeiten]Im Wintersemester 2009/2010 findet erstmalig das Schlüsselqualifikations-Seminar "Praktisch lernen und Gutes tun" zum Thema Nonprofit-Management. Am Ende des Semesters sollen die Teilnehmer einen Eindruck davon haben, ...
- ...wie man Projekte in der Praxis entwickelt, plant und umsetzt - und an einigen Stellen vielleicht scheitert,
- ...was es heißt, gemeinsam in einer Gruppe zu arbeiten,
- ...was eine gute Präsentation ausmacht und ...
- ...was es heißt, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.
Es wird dabei bewusst versucht, einen möglichst großen Freiraum für eigene Ideen zu lassen und nur den Rahmen zu setzen - ausgefüllt werden darf und soll er selbst. Der konkrete Inhalt des Projekt ist daher auch nicht vorgegeben. Er soll zusammen mit Partnern aus ehrenamtlichen Organisationen erarbeitet und mit Leben gefüllt, also auch umgesetzt werden. So erhält die Arbeit einen größtmöglichen Sinn für die Teilnehmer, da sie frei ihre eigenen Ideen einbringen können und am Ende auch etwas "Handfestes" vorweisen können. Die Praxispartner stellen lediglich die Ansprechpersonen und sollen über spezielle Interna aufklären. Natürlich kann das Projekt nicht ohne ihren Segen ablaufen, aber sie sollen nicht vorgeben und steuern. Ich stehe während des gesamten Seminars als Ratgeber bei Problemen und bei Bedarf auch als Impulsgeber zur Seite, greife aber nicht mit einem Ziel vor Augen in die Arbeit ein. Auf diese Art soll es ermöglicht werden, eigene Erfahrungen zu sammeln und gemeinsam einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.
Ablauf
[Bearbeiten]- Informationsveranstaltung
- Kennenlernen aller Teilnehmer
- Vorstellen des Ziels und der Motivation der Veranstaltung
- Vorstellen der möglichen Projektpartner und Bilden von Gruppen
- Erstes Brainstorming zum Thema Ehrenamt in den einzelnen Gruppen und Vorstellung der Ergebnisse
- Klären des weiteren Ablaufs und der Formalia
- Kennenlernen der Praxispartner und Brainstorming zu möglichen Projekten
- Ausarbeiten eines Grobplans zusammen mit den Praxispartnern
- Vorstellen des Grobplans vor den anderen Gruppen
- Ausarbeiten eines Feinplans zusammen mit den Praxispartnern
- Vorstellen des Feinplans vor den anderen Gruppen
- Umsetzen des Plans
- Vorstellen der Ergebnisse vor den anderen Gruppen und Reflexion der eigenen Erlebnisse
Reflexion
[Bearbeiten]Einführungsveranstaltung
[Bearbeiten]Die Einführungsveranstaltung für das Seminar fiel auf den zweiten Tag der Didaktikfortbildung QL:next, die sich mit dem Thema "Lehre planen" befasste. Diese glückliche Fügung des Schicksals habe ich gleich genutzt, um die Theorie in die Praxis umzusetzen. Die bisherige Planung habe ich kurzerhand verworfen und innerhalb der Fortbildung vormittags die Veranstaltung für nachmittags geplant, so wie wir es gelernt hatten (zum Beispiel "Herz", "Hand" und "Verstand" ansprechen). Hat sehr gut geklappt, auch wenn natürlich nie alles so läuft, wie man sich das vorstellt - irgendwas Unverhergesehenen passiert immer... Der Plan sah folgendermaßen aus:
Ziel des Arbeitsschrittes | Inhalt (Was?) | Arbeitsform und Anleitung/Aktivierung (Wie?) | Material/Medien (Womit?) |
Wissen, wer die anderen sind und wissen, was sie mit Ehrenamt verbinden | Begrüßung, Sinn stiften und Großgruppe zusammenführen | Assoziation zum Thema Ehrenamt und den eigenen Grund für die Teilnahme an der Veranstaltung auf Papierbögen aufmalen, sich dann damit vorstellen | Papier, Stifte |
Ziel der Veranstaltung kennen; Wissen, was gemacht werden soll und darf; Freiräume kennen | Hintergrund der Veranstaltung, Inhalte des Seminars | mündliche Vorstellung | --- |
Wissen, wer der Praxispartner ist und Gruppenmitglieder kennen | Praxispartner und deren Organisationen vorstellen; Gruppen bilden sich/Wahl der Praxispartner | mündliche Vorstellung der Partner und danach Ausgabe von Broschüren zur Ansicht in Ruhe; selbstregulierende Gruppenfindung (wenn möglich) | Broschüren |
Erste Erfahrung mit der Gruppe und dem Thema machen | Thema "Was unterscheidet Ehrenamt und Hauptamt"; Kleingruppengefühl stärken | Brainstorming in Kleingruppen; Ergebnisse den anderen Gruppen vorstellen | Papier, Stifte, ... |
Wissen, wie die Benotung erfolgt und wie der weitere Ablauf aussieht | Weiterer Ablauf, Anforderungen, Bewertungsverfahren | mündl. Vortrag und Fragerunde | --- |
Gruppenkohäsion stärken und Verabschiedung | Gemeinsame Ideen für das nächste mal mitbringen | den Gruppen überlassen | den Gruppen überlassen |
Was ist Unerwartetes passiert? Statt der sieben vorgemeldeten Teilnehmer (hatte noch mit ein paar Interessenten extra gerechnet) waren nur vier Leute da. Der geplante Kleingruppenteil war also obsolet. Da bereits bei der Auswahl des Praxispartners eine Diskussion innerhalb Gruppe entstand, die Studis sich also dadurch bereits ein wenig näher kennen lernten, habe ich kurzerhand auf die zusätzliche Phase verzichtet.
Brainstorming mit dem Praxispartner
[Bearbeiten]Unverhofft kommt oft - und öfter als man denkt. Beim zweiten Treffen, das zum Brainstorming genutzt wurde, erschienen drei weitere Studierende. Es wird also doch zwei Gruppen geben. Um das laufende Brainstorming mit dem Praxispartner jedoch nicht zu unterbechen, habe ich sie für den nächsten Tag eingeladen. (Letztlich kam dann nur einer der drei vorbei - und wurde nachträglich ein Mitglied der Gruppe.)
Nach einer ganz kurzen Vorstellungsrunde der Studierenden berichtete der Praxispartner umfangreich von seiner Arbeit und konnte auch "Arbeitsproben" demonstrieren. Im Nachgang erfolgte ein Brainstorming, bei dem ich dokumentierend zur Seite stand und ein wenig moderierte. Das war allerdings nur zu Beginn notwendig, danach lief die Sache von selbst und die Studierenden diskutierten auch noch einige Zeit weiter, nachdem der Praxispartner schon aufgebrochen war. Um spätere Treffen zu vereinfachen, habe ich einen bei uns leerstehenden Raum als Besprechungszimmer angeboten, der bei Bedarf genutzt werden kann.
Gute Gruppe, ich musste kaum steuern.
Abschließende Gedanken
[Bearbeiten]Rückblickend halte ich folgende Beobachtungen für diesen Fall (nicht verallgemeinernd) fest:
- Studierende werden möglicherweise unterschätzt: Auch ohne ständige Anleitung können sie selbständig Projekte planen und umsetzen, und auch eigenständig mit den Praxispartnern zusammenarbeiten.
- "Aufschieberitis" ist ein Problem. Trotz gesetzter Meilensteine wurde nicht gleichförmig gearbeitet, sondern stoßweise.
- Eine wirkliche Gruppenarbeit (unter fünf Personen) kam nicht zustande, vielmehr bildeten sich Subgruppen, die nur ihre Ergebnisse zusammentrugen. Hier wäre vermutlich eine stärkere Betreuung in den Anfangsphasen notwendig.
- Die Gruppe wählte Selbststeuerung ohne festgelegte Hierachie- oder Rollenverteilung, empfand die Arbeitsweise jedoch selbst als ungewohnt und stellenweise schwierig. Der Vorschlag, die Stelle der "Projektleitung" rotierend zu vergeben, wurde zwar aufgenommen, aber nicht umgesetzt.
- Es wurden zwar in einer Veranstaltung Überlegungen angeregt, was man bei der Abwicklung eines Projekts zu bedenken hätte (Zeitplanung, Rollenverteilung, ...) - es könnte allerdings hilfreich sein, wenn man doch ein paar "harte" Fakten weitergibt.
- Eine Notenvergabe für die gesamte Gruppe ist zwar vor dem Veranstaltungshintergund sinnvoll und erstrebenswert, birgt aber Schwierigkeiten, beispielsweise ungleiche Arbeitsverteilung. Hier wäre es hilfreich gewesen, wenn die Gruppe zuvor selbst bestimmt hätte, wie sie damit umgehen will.