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Esquirol (1827) Tafel VIII

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Esquirol, J. E. D.: Allgemeine und spezielle Pathologie und Therapie der Seelenstörungen. Frei bearbeitet von K. C. Hille. Nebst einem Anhange kritischer und erläuternder Zusätze von J. C. A. Heinroth. Mit XI lithographierten Tafeln. Leipzig: C. H. F. Hartmann 1827. Deutsche Übersetzung im Jahr der französischen Erstausgabe.

Lithographie 20 x 11,5 cm

Diagnose: Dämonomanie

H., ein und fünfzig Jahre, eine fremde Kaufmannsfrau, hatte erst in ihrem vier und zwanzigstem Jahre ihre Menstruation bekommen, war Kopfschmerzen und Koliken unterworfen gewesen, und Mutter von drei Kindern geworden. Während ihrer letzten Schwangerschaft hatte sie die Apocalypse, Gespenster- und Zauberbücher gelesen, und war durch diese Unterhaltung häufig in Aufregung und Schrecken gerathen; ihre Niederkunft war schwierig gewesen, und hatte erst, nachdem sie mehrere Ohnmachten gehabt hatte, wo sie feurige Flammen um sich herum gesehen zu glaubt [um sich herum zu sehen geglaubt hatte], Statt[statt] gefunden. Gegen das Ende ihres sieben und dreißigsten Jahres nahm sie für einen Verwandten im Namen und ohne Wissen ihres Mannes Geld auf. Der Gläubiger beunruhigte sie, und drohte ihr; von dieser Schuld gequält, erschien ihr, indem sie im Garten ihres Hauses spazieren ging, der Teufel, und schlägt ihr vor, daß er ihr das benöthigte Geld geben wolle, wenn sie ein Papier mit Blut aus dem kleine Finger ihrer linken Hand gezogen, unterzeichne: nach großem inneren Kampfe unterschreibt sie die Verzichtleistung auf Gott und ihre Ergebung dem Teufel; sogleich erzittert die Erde um sie, und unter ihren Füßen, ihr Haus wird von einem Windwirbel umgeben, der es erschüttert und das Dach wegnimmt. In diesem Augenblicke verschwindet der Böse, nimmt ihren Körper mit, und läßt nur ihr Ebenbild zurück. Alle ihre Nachbarn, versichert sie, wären von dieser Begebenheit erschrocken gewesen: ihr Körper war nun mit dem Teufel fort, aber ihr zurückgebliebenes Bild wird versucht, sich ins Wasser zu stürzen und sich zu erwürgen; der Teufel treibt sie zu verschiedenen Missetaten an: sie fühlt sich vom höllischen Feuer umschlungen, sie wirft sich in einen Sumpf und brennt hernach nur desto mehr. Sie glaubt kein Blut zu haben, und ist durchaus unempfindlich, und wirklich, ich [Esquirol] durchstach ihr die Haut des Armes, ohne daß sie irgend einen Schmerz zu empfinden schien: sie müsse ewig auf der Erde bleiben, bis daß weise Menschen Mittel gefunden haben würden, den Teufel zu zwingen, ihren erschaffenen Körper zurück zu geben. Alles, was sie sagt, ist ihr durch den Körper vorgezeichnet, der nicht mehr ist, aber auf der Erde war.

Diese Frau ist sehr mager, ihre Haut sehr schwarz; Kummer und Verzweiflung stehen auf ihrem Gesichte, das sehr runzlig ist, geschrieben; sie geht still und strickend herum, weicht ihren Begleiterinnen aus, und seufzt über ihren erbärmlichen Zustand, den nichts zu verändern vermag. Sie ist ruhig, verträgt Widerspruch, und hat ein großes Verlangen, wiederhergestellt zu werden. Dieser Hoffnung schmeichelnd ist sie mit ihrer Einwilligung viermal magnetisiert worden, ohne daß sich der geringste Erfolg gezeigt hätte. In der Hoffnung, daß ihr Bild, welches wir mitgetheilt haben, zu dem Erzbischof getragen werde, saß sie gern, um sich zeichnen zu lassen. Dies ist der Zustand der Unglücklichen seit zwölf Jahren. (S. 265 – 67)


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