GWS Jahrestagung 2016/GWS-Tagung
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GWS-Jahrestagung 2016
[Bearbeiten]Unternehmensführung in der VUCA-Welt
Die heute wirksamen Rahmenbedingungen für das Gestalten, Steuern und Weiterentwickeln von (verteilten) Wertschöpfungsprozessen sind:
- Volatility Eine hohe Schwankungsbreite mit unbeständiger Veränderungsgeschwindigkeit.
- Uncertainty Eine Unkenntnis über relevante Einflussgrößen und ihr dynamisches Zusammenspiel.
- Complexity Unüberschaubar viele Einflussgrößen Variablen mit vielfältigen Wirkungen.
- Ambiguity Eine mehrdeutige Interpretierbarkeit von Informationen und Schnittstellen.
Heute geht es für Führungskräfte darum, eher hochkomplexe, verschieden interpretierbare Aufgabenstellungen unter erhöhter Unsicherheit zu erfüllen. Führungskräfte haben sich auf diese Rahmenbedingungen ihres Verantwortungsbereiches entlang von (verteilten) Wertschöpfungsprozessen vorzubereiten, auf vielen Ebenen neue Antworten zu geben und neue Fähigkeiten einzuüben.
Die Grundfragen in einer VUCA-Welt lauten also:
- a) Wie viele Informationen über die aktuelle Problemsituation habe ich mit welcher Schwankungsbreite und welchen Interpretationsmöglichkeiten?
- b) Welche Handlungs-Optionen stehen zur Verfügung und wie gut kann ich deren erwartbare Auswirkungen abschätzen?
Die Grundantworten darauf für eine Führungskraft lauten:
- 1) Volatilen Rahmenbedingungen mit genügend Schwankungspuffer begegnen
- 2) Unsicher interpretierte Problemsituationen mit einer soliden Informationsmenge und bewussten Interpretationen erfassen
- 3) Komplexen Entwicklungen eine plausiblen Kombination von gesicherten Information und verfügbaren Ressourcen begegnen
- 4) Bewusster Umgang mit der Ambivalenzentscheidung: Ist dies ein Wandel oder eher Ausreißer im Rahmen einer Kontinuität?
Genau hier knüpft das Oberthema der GWS-Jahrestagung 2016 an. Auf ihr werden Erkenntnisse aus Systemtheorie und Kybernetik 1. und 2. Ordnung auf die Kommunikations- und Entscheidungsprozesse entlang der arbeitsteiligen (oft verteilten) Wertschöpfung in einer VUCA-Welt bezogen.
Cybernetics or Control and Communication in the Animal and the Machine
Mit dem Grundlagenwerk von Norbert Wiener Cybernetics or Control and Communication in the Animal and the Machine (deutsche Ausgabe: Kybernetik. Regelung und Nachrichtenübertragung im Lebewesen und in der Maschine1948) begann 1948 die Geschichte der modernen Kybernetik. Mit dem Begriff „Cybernetics“ sollte eine Einheit von Problemen aus dem Gebiet der Regelungen und der statistischen Mechanikbetrachtet werden, wie sie in technischen Systemen und bei lebenden Organismen von Bedeutung ist.
Struktur Lebensfähiger Systeme
Staffort Beer erkannte früh die Übertragbarkeit der Kybernetik auf das Management und postulierte: "... if cybernetics is the science of control, management is the profession of control in a certain type of system". Beer entwickelte das Viable System Model mit seiner rekursiven Struktur. Es wird bis heute in der Betriebswirtschaftslehre zur Beschreibung und Diagnose von Struktur und Funktionsweise von Unternehmen verwendet und in der Wirtschaftsinformatik zur Gestaltung moderner Architekturen der I+K-Technologien diskutiert.
Eigenwert
Heinz von Foerster Heinz von Foersterbegann vor ca. 40 Jahren, von second order cybernetics bzw. von cybernetics of cybernetics zu sprechen und verstand darunter die Beobachtung des Beobachters, die den Objektivismus in Frage stellt und und stattdessen den ‚Eigenwert‘ des Beobachters als Ergebnis von internen Rekursionsprozessen beschreibt.
Rekursive Operationen
Niklas Luhmann hat vor ca. 30 Jahren das Prinzip der Beobachtung des Beobachters in der Theorie sozialer Systeme auf Kommunikationsprozesse angewandt und definierte: Die Elemente, aus denen soziale Systeme entstehen, sind rekursive Operationen der Kommunikation: Jede Kommunikation bezieht sich auf vorherige Kommunikationen und führt sie dadurch weiter, dass sie als Anschlusspunkt für weitere Kommunikationen genutzt werden kann. So entsteht ein selbstbezügliches System aus Kommunikationen und ihren Bezügen zueinander.
VUCA-World
Lawrence/Steck leiteten konnten 1991 herleiten, "the theory orients command leadership for the enormous task of managing organizations in our environment fraught with volatility, uncertainty, complexity, and ambiguity (VUCA)." Heute wird das Akronym VUCA aus den USA kommend auch im deutschsprachigen Raum zunehmend zum Thema von Management, Führung und Organisationsentwicklung.
Oberthema der Tagung
Die Jahrestagung wird diese Strömungen aufnehmen und Erkenntnisse aus Systemtheorie und Kybernetik 1. und 2. Ordnung auf die Kommunikations- und Entscheidungsprozesse entlang der arbeitsteiligen (oft verteilten) Wertschöpfung in einer VUCA-Welt beziehen. Es wird versucht herauszuarbeiten, welche Prinzipien von „Regelung, Steuerung, Kommunikation und Entscheidung“ in einer VUCA-Welt hilfreich sind.
Weiterführende Aspekte in diesem Zusammenhang könnten sein: Medienvermittelte Kommunika¬tion, Sensemaking, Entscheidungsprozesse, Kontextsteuerung, zentrale und dezentrale Entscheidungsfreiräume, Industrie 4.0, verteilte Wertschöpfung. Auch Aspekte, die in diesen Themenbereichen nicht adressiert sind, aber das Thema der Veranstaltung ansprechen, können in Beiträgen oder Statements behandelt werden.