Helmut Kramer

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Helmut Kramer (* 7. Dezember 1940 in Leoben) ist ein österreichischer Politikwissenschaftler und emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Universität Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind Internationale Politik und Außenpolitikforschung, zuletzt publizierte er über die Entwicklung im Kosovo und zur österreichischen Außen- und EU-Politik.[1]


Leben[Bearbeiten]

Helmut Kramers Schulausbildung begann in der Volksschule in der steirischen Landeshauptstadt Graz. Auch dort besuchte er die Allgemeinbildende Höhere Schule. In seinem 19. und 20. Lebensjahr leistete Kramer Präsenzdienst im österreichischen Bundesheer.

Sein an der Universität Graz im Jahre 1959 begonnenes Studium der Geschichte, der Germanistik und der Philosophie setzte er vier Jahre später an der Universität Wien fort, wo er auch 1964 sein Doktorat der Geschichte mit einer Dissertation zum Thema "Die Untervögte in der deutschen Verfassungsgeschichte des 12. Jahrhunderts" erlangte. Im darauffolgenden Jahr absolvierte Helmut Kramer ein Postgraduate-Studium am außeruniversitären Institut für Höhere Studien (IHS) — die Studienrichtung Politikwissenschaft wurde in Österreich erst sehr verspätet (an der Universität Wien im Jahr 1971) eingeführt[2] — in Wien.

Nun widmete sich Helmut Kramer in den Jahren 1966–1968 und, nach einer dreijährigen Unterbrechung — in welcher er einem Habilitationsstipendium nachging —, wieder ab 1971 im IHS der Assistenz in der Abteilung Politikwissenschaft, nachdem er schon zuvor für ein Jahr (von 1965–1966) Forschungsassistent an der Stanford University in den Staaten leistete. Im Jahre 1976 habilitierte Kramer als 36-Jähriger in der Bundesrepublik Deutschland für den Bereich Politikwissenschaft an der Universität Konstanz, schon zwei Jahre vorher hatte er die Leitung der Abteilung Politikwissenschaft des IHS übernommen.[3]

Folgende Tabelle soll punktuell die wichtigsten Etappen im akademischen Werdegang Helmut Kramers darstellen:

1959–1963 Studium der Geschichte, Germanistik und Philosophie an der Universität Graz
1963–1964 Fortsetzung des Studiums an der Universität Wien
1964 Absolvierung des Doktorats in Geschichte an der Universität Wien mit dem Dissertationsthema "Die Untervögte in der deutschen Verfassungsgeschichte des 12. Jahrhunderts"
1964–1965 Postgraduate-Studium Politikwissenschaft am Institut für Höhere Studien (IHS), Wien
1976 Habilitation für den Bereich Politikwissenschaft an der Universität Konstanz, Bundesrepublik Deutschland

Leistungen[Bearbeiten]

Kramers Lebenslauf stellt eine Reihe von Erfolgen und herausragenden Leistungen im politikwissenschaftlichen Bereich dar. Der Politikwissenschaftler wurde 1978, im selben Jahr der Einstellung seiner Tätigkeit als Leiter der Abteilung für Politikwissenschaft am IHS, zum Studiendirektor des Österreichischen Instituts für Internationale Politik in Laxenburg bei Wien ernannt. Helmut Kramer blieb an letzterem bis er 1981 als außerordentlicher Universitätsprofessor an das Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien berufen wurde. 1968–1988 und später wieder von 1900–1993 war er Vorstand des Instituts für Politikwissenschaft an der Universität Wien, zwischen diesen beiden Perioden, von 1987–1990, der Österreichische Vertreter in der Sozialistischen Internationale für Abrüstungsfragen, und ab 1995–1999 sogar Vorsitzender der Studienkommission der Universität Wien. Des weiteren war er in den Jahren 1990–2005 auch als Directeur d‘Études am Maison des Sciences de l‘Homme in Paris tätig.[3]

Akademische Positionen
1974–1978 Leiter der Abteilung Politikwissenschaft am Institut für Höhere Studien
1978–1981 Studiendirektor am Österreichischen Institut für Internationale Politik, Laxenburg bei Wien
1981 Berufung als ao. Univ. Prof. an das Institut für Politikwissenschaft an der Universität Wien
1986–1988 und 1990–1993 Vorstand des Instituts für Politikwissenschaft der Universität Wien
1995–1999 Vorsitzender der Studienkommission der Universität Wien

Forschungsschwerpunkte[Bearbeiten]

  • Internationalen Politik und Außenpolitik-Analyse[4]
  • Kriegerische Konflikte und Post-Konflikt-Entwicklungen in Südosteuropa
  • Entwicklung der Politikwissenschaft im Allgemeinen und Institutionalisierung der Politikwissenschaft in Österreich
  • Politikberatung

Mitgliedschaften[Bearbeiten]

  • Mitglied des Kuratoriums des Instituts für Höhere Studien, Wien
  • Mitglied des Vorstands des Instituts für Konfliktforschung, Wien[3]

Ausgewählte Werke[Bearbeiten]

Bücher[Bearbeiten]

Der unabhängige Kosovo im Herbst 2009. Kann die EULEX-Mission ihre Aufgaben erfüllen?. Berlin 2009. (gem. mit Vedran Dzihic) [5]

Die Kosovo-Bilanz. Scheitert die internationale Gemeinschaft?. Berlin 2006. (gem. mit Vedran Dzihic)

1968. Eines der geschichtsträchtigsten Jahre der neueren Zeit. Manuskript zur Ö1-Sendereihe Betrifft Geschichte vom 28. Jänner bis 1. Februar 2008. Wien 2008.

Erich Fröschl, Helmut Kramer, Eva Kreisky [Hrg.]: Politikberatung Zwischen Affirmation und Kritik. Wien 2007.

Helmut Kramer [Hrg.]: Demokratie und Kritik. 40 Jahre Politikwissenschaft in Österreich. Frankfurt/Main 2004.

Helmut Kramer, Karin Liebhart, Friedrich Stadler [Hrg.]: Österreichische Nation - Kultur - Exil und Widerstand. In memoriam Felix Kreissler. Berlin, Münster, Wien 2007.

Helmut Kramer, Eva Kreisky [Hrg.]: Politik und Demokratie. Wien

Herbert Dachs, Peter Gerlich, Herbert Gottweis, Helmut Kramer, Volkmar Lauber, Wolfgang C. Müller, Emmerich Tajlos [Hrg.]: Politik in Österreich. Das Handbuch. Wien 2006.

Artikel in Sammelbänden[Bearbeiten]

Helmut Kramer: Strukturentwicklung der Außenpolitik (1945–2005). In: Herbert Dachs [Hrsg.]: Politik in Österreich. Wien 2006. Seiten 807–837.

Die Unbotmäßigkeit der Untertanen. Zum EU- und Neutralitätsdiskurs in Österreich. In: Josef Hödl, Klaus Posch, Peter Wilhelmer (Hg.): Sprache und Gesellschaft. Gedenkschrift für Jörg Zilian. Wien 2007. Seiten 235–250.

Österreichische Politikwissenschaft im Spannungsfeld von Politiker-, Gesellschaftsberatung und Öffentlichkeit. In: Erich Fröschl, Klaus Posch, Helmut Kramer (Hg.): Politikberatung zwischen Affirmation und Kritik. Wien 2007. Seiten 235–256.

Österreichs Beitrag zur europäischen und globalen Sicherheit. Ein Plädoyer für mehr Selbstbewußtsein im Bekenntnis zu aktiver Neutralitäts- und Friedenspolitik. In: Thomas Roithner, Johann Frank, Eva Huber [Hrg.]: Wieviel Sicherheit braucht der Friede?. Wien 2013. Seiten 89–100.

Beiträge in Zeitschriften[Bearbeiten]

Die zivilen Falken. In: Die Presse (vom 28.03.2014)

Hohe Wahlbeteiligung, starkes EU-Parlament, Kommentar der Anderen. In: Der Standard (vom 22.05.2014)

Es gibt hier eine Selbstverzwergung. In: Die Presse (vom 02.01.2014)

Bleibt Österreichische Außenpolitik eine "Draussenpolitik"?. In: International 4/2013

Österreichs Außenpolitik: Planung tut bitter not. In: Der Standard (vom 28.12.2013)

Vom Verblassen der internationalen Handschrift Österreichs. Plädoyer für eine Re-Internationalisierung der österreichischen Außenpolitik. In: Die Presse (vom 21.06.2013)

Zunicker der Macht. Rezension von Joseph Stiglitz: Der Preis der Ungleichheit. In: Die Presse (vom 1.12.2012)

Durchs Leben schlagen. Rezension von Egon Erwin Leitner: "Des Menschen Herz". In Die Presse (vom 29.9.2012)

Für eine kritische Politikwissenschaft. Anmerkungen zu Thomas Königs Essay "Das unvollständige Projekt. Bestandsaufnahme der österreichischen Politikwissenschaft". In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 2011/3. Seiten 315–323. (gem. mit Ulrich Brand)

Neutralitätsdebatte. Was fehlt, ist eine aktive Außenpolitik. In: Die Presse (vom 28.2.2011)

Dank an Sarkozy. Abschiebungen von Roma sind endlich ein Thema. In: Die Presse (vom 5.10.2010) (gem. mit Vedran Dzihic)

Österreich ist "hinternational". Zur Stagnation und Krise der österreichischen Außenpolitik. In: International I/2010

Zum Österreich-Diskurs in Frankreich. Rechtsextremismus und Krise der Demokratie. In: Austriaca.

Der US-Präsident Woodrow Wilson aus der Sicht von Sigmund Freud und William C. Bullig. Zum Verhältnis von Psychoanalyse und Political Leadership. In: Psychosozial 32. Heft IV 2009. Seiten 63–81.

Europa und Österreich. Kreuzen im Gegenwind. In: Der Standard (vom 6./17.5.2009)

Die Bürger müssen endlich gefordert werden. Das EXTRA Interview. Helmut Kramer und Manfried Welan. In: Wiener Zeitung. (vom 26.3.2011)

Literatur[Bearbeiten]

  • Herbert Dachs et. al.: Autorenverzeichnis. In: Herbert Dachs [Hrsg.]: Politik in Österreich. Wien 2006. Seiten 9–16.
  • Hohe Wahlbeteiligung, starkes EU-Parlament, Kommentar der Anderen. In: Der Standard (vom 22.05.2014)
  • Hubert Sickinger: Die Entwicklung der österreichischen Politikwissenschaft. In: Helmut Kramer [Hrg.]: Demokratie und Kritik. 40 Jahre Politikwissenschaft in Österreich. Wien 2004. Seiten 27–72.

Weblinks[Bearbeiten]

Werke[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. siehe Literatur: sein eigenes Werk Wahlbeteiligung (Anmerkungen zum Autor)
  2. siehe Literatur: Entwicklung der Politikwissenschaft
  3. 3,0 3,1 3,2 Homepage von Helmut Kramer: siehe Weblinks
  4. Die Forschungsschwerpunkte entsprechen den Themen der ausgewählten Werke.
  5. Das Werkverzeichnis Kramers ist zu großen Teilen seiner eigenen Webseite entnommen: siehe Weblinks.