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Kurs:Buch und Schrift im Mittelalter/Das Buch im Mittelalter

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6. Das Buch im Mittelalter

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Das Buch im Mittelalter ähnelt den heutigen Büchern schon sehr. Hauptsächlich verändert sich die Art der Gestaltung innerhalb des Buches, da wir uns vor der Zeit des Buchdrucks befinden. Wir haben bereits die Kapitel des Beschreibstoffes, der Schreibwerkzeuge, der Tinten sowie der Schriften hinter uns gelassen. Jetzt muss das imaginäre Buch nur noch gebunden werden. Wie das im Mittelalter funktionierte, wird in diesem Kapitel besprochen.


Schritt 1: Das Falzen

Beginnen wir mit dem Beschreibstoff an sich. Das Pergament wurde zugeschnitten oder das Papier gesiebt und danach gefaltet und ineinandergelegt.[1] Daraufhin wurden die Lagen miteinander verbunden, was Heftung genannt wird. Mehrere Blattbögen ineinander bilden eine Lage. Vier Pergamentbögen (Quaternio) treten am häufigsten auf. Vier Pergamentbögen ergeben acht Blätter und damit 16 Seiten. Man unterscheidet weiter nach Anzahl der Blätter in: Unio, Binio, Ternio, Quaternio, Quinternio, Sexternio und Septernio.


Schritt 2: Das Layout

Bevor Pergament durch einen Schreiber beschrieben wurde, wurden die Seiten eingeteilt. Es wurden zum Beispiel Glossen eingearbeitet, um das Schreiben zu vereinfachen oder auch der Platz für Miniaturen vorgezeichnet.[2] Dieses Anfertigen des Layouts nennt man den Schriftspiegel, was mit dem Lineal geschah.[3]

An dieser Seite aus dem Codex Manesse sieht man den Schriftspiegel sehr deutlich

Schritt 3: Das Schreiben

War der Beschreibstoff vorgefertigt, konnte mit dem Schreiben begonnen werden. Hierfür wurden die uns bereits bekannten Tinten und die Feder verwendet. Um zu verhindern, dass beim Buchbinden die Lagen durcheinander kamen, nutzten die Schreiber sogenannte Kustoden oder Wortreklamanten. Hierbei handelt es sich entweder um den ersten Buchstaben oder die Anfangswörter der nachfolgenden Seite, welche an das Ende der Seite der geschrieben wurden.[4]

Schritt 4: Rubrizierung und Verzierung

Nach dem Schreiben des Haupttextes wurden wichtige Begriffe, Interpunktion oder Verschönerungen mit roter Farbe angebracht. Den Begriff der Rubrizierung kennen wir bereits aus den vorigen Kapiteln. Auch Miniaturen und Initialien wurden in diesem Prozess auf den Beschreibstoff gebracht. Die Miniaturen wurden von Buchmalern in das Buch gebracht und nur selten durch schreibende Mönche. Das Buch im Mittelalter war so gesehen ein Projekt aus vielen verschiedenen Personen - angefangen von der Person, die das Tier für die Pergamentherstellung schlachtete oder das Papier vorbereitete, bis hin zum Mönch und dem Buchmaler.

Schritt 5: Buchbindung

Nun kommen wir endlich zu dem Hauptschritt dieses Kapitels, dem eigentlichen Binden des Buches. Zuerst wurden die Lagen auf die richtige Reihenfolge hin sortiert, was sich in der Forschung Kollationierung nennt. Bis ins 16. Jahrhundert verwendete man Holzbretter als Deckel am Buchblock. Danach wurde der Deckel mit Leder überzogen und gegebenenfalls mit Stempeln verziert. Pergament ist sehr anfällig für Luftfeuchtigkeit und beginnt sich, wenn es zu feuchter Luft ausgesetzt ist, sich zu wellen. Um den entgegenzuwirken, wurden an den Buchdeckeln Schnallen angebracht, die Druck auf den Buchblock auswirkten und das Pergament somit gerade hielten.

Auf diesem Bild lassen sich die Lagen des Buches sehr gut erkennen
Der Rupertsberger Riesencodex ist ein gutes Anschauungsbeispiel für den ledernen Einband und die Buchschnallen
Ein Video zur Buchherstellung im Mittelalter gibt es natürlich auch. Rufe dafür einfach das Video " Buchherstellung im Mittelalter - Mittelalterliche-Geschichte.de" in der Youtube-Playlist auf.

Wie wurde das Buch verschlossen, um das Pergament davon abzuhalten, sich zu wellen? Das Buch wurde...

mit Steinen beschwert
mit Leim benetzt, um die Seiten fest zu machen
mit Schnallen zusammengehalten

Womit bezog man den Buchdeckel?

Lumpen
Leder
Seide

Wie nennt man eine Lage aus vier Pergamentbögen?

Septernio
Quaternio
Fratello

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Nachweise

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  1. Mathias Kluge: Handschriften des Mittelalters, S. 38.
  2. Christine Jakobi-Mirwald: Das mittelalterliche Buch. Funktion und Ausstattung, Stuttgart 2004, S. 167ff.
  3. Vgl. Mathias Kluge: Handschriften des Mittelalters, S. 39.
  4. Vgl. ebd., S. 38.