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Kurs:Die Nisaner – Dresdens Ureinwohner/Gau und Archidiakonat Nisan in der Markgrafschaft Meissen

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Karl Moritz Welte: Gau und Archidiakonat Nisan in der Markgrafschaft Meissen. In: Programm, womit zu der öffentlichen Prüfung und dem Redeactus der Annen-Realschule (Realschule erster Ordnung) zu Dresden Mittwoch den 5. und Donnerstag den 6. April 1876 das Lehrercollegium ergebenst einladet durch Rector Professor Job. (= Schulprogramm Dresden, Bd. 1876), Buchdruckerei von Hellmuth Henkler in Dresden, S. 1–52. Digitalisat der SLUB. 2.12.23 nicht abrufbar

vgl. Schulprogramm Dresden 1747–1913 (in der w:de:Regesta imperii OPAC).

Separatabdruck: Wold. Türk's Verlag (A. Urban), Dresden 1876.

Dr. phil. Karl Moritz Welte, Oberlehrer an der Annenrealschule Dresden vgl. w:de:Annenschule (Dresden)

Digitalisat des MDZ (w:de:Münchener Digitalisierungszentrum).


vgl. CDS "Nisan"


Der Gau Nisan, ein Haupttheil der um das Jahr 930 gegründeten Markgrafschaft Meissen, hat seinen Namen von seinen slavischen Bewohnern, den Sorben erhalten, welche nach ihrer Einwanderung das Land in einzelne Bezirke oder "Suppanien" eingetheilt [Anm. 2] haben sollen, wobei nicht ausgeschlossen ist, dass sie ihre Eintheilung den Gauen [Anm. 3] der Hermunduren und Thüringer, die vor ihnen diese Gegenden bewohnten, möglicherweise nachgebildet haben. Bei den Schriftstellern des Mittelalters wurden diese Bezirke, deren bedeutendste in der Markgrafschaft Meissen die Suppanien "Glomaci" (bei den Deutschen Daleminzi) und "Nisan" waren, pagi genannt, wofür man auch bis ins 13. Jahrhundert provincia, regio, territorium sagte. Deutsch heissen sie "Gau" oder "Pflege".

Was nun die Bedeutung des Wortes "Nisan" [Anm. 4] anbelangt, so leiten es Schöttgen und Kreysig am angeführten Orte [Anm. 5] ab von Nischina, ein niedriger Ort oder Boden, und dieses von nisski, tief, weil nämlich dieser Gau etwas niedriger liegt, als das herumliegende Gebirge und Böhmen. Mit ihnen stimmt überein Carpzov, Oberlausitzer Ehrentempel, S. 31, wo er sagt: "Nisin gehört nicht zur Oberlausitz, sondern zu Meissen; es hat den Namen aus der böhmischen und sorabischen Sprache bekommen, nach der es soviel wie Niederland heisst, da nitzin auf Böhmisch und Wendisch niedrig bedeutet."

  • vgl. Der Name der neuen Ansiedlung stammt aus dem Tschechischen, nízký bedeutet auf deutsch „niedrig“. Niedrig lag ihre neue Heimat im Vergleich zu den Bergen Böhmens. Zugleich betonte der Ortsname im religiösen Verständnis, wie schlicht, klein und niedrig der Mensch vor Gott ist. w:de:Niesky
    • Am 8. August 1742 legten böhmische Exulanten, die aus Glaubensbedrängnis ihre katholische Heimat verlassen hatten, den Grundstein zu den ersten drei Häusern des Ortes. Sie hatten sich der Brüdergemeine in Herrnhut angeschlossen und bekamen die Möglichkeit, sich auf dem Rittergut Trebus niederzulassen, dessen Besitzer Siegmund August von Gersdorf selbst Mitglied der Brüderunität war. Im Dezember 1750 erwarb ein jugendliches Mitglied der Brüdergemeine, Günther Urban Anton von Lüdecke (1723–1788), das Rittergut. Der Zinzendorfplatz Nieskys wurde nach dem Vorbild der Schlossanlage Pillnitz an der Elbe entworfen.

Der bekannte Erklärer slavischer Ortsnamen, Oberlehrer Immisch in Zwickau, den wir um eine Erklärung dieses Namens baten, schreibt uns Folgendes: Das Wort Nisani oder Nisane ist jedenfalls mit dem adj. nizki (sprich niski) = niedrig in Verbindung zu bringen. Niz oder niž (sprich nisch) ist das Wurzelwort, von dem mehrere wendische oder slavische Wörter gebildet geworden sind, wie das verb. nižić (sprich nischitsch) = erniedrigen, das subst. nižina (sprich nischina) = die Niederung, das adj. nižny (sprich nischny [y zu sprechen wie das französische e guttural]) = niedrig befindlich, Nieder-. Nisan, Nisani oder Nisane kommt von einem Subst. nižan (sprich nischan) = Bewohner der Niederung, welches Subst. freilich heutzutage nicht mehr im Wendischen existirt, aber viele Analogien aufzuweisen hat, wie holan = der Bewohner der Heide = der Heider, něšćan = der Städter, dolan und delan = der Thalbewohner, Dreždiančan = Dresdner, horjan = ein Gebirgscher etc. Dass der Bewohner oder besser die Bewohner für das Land gebraucht werden, lehrt uns schon das Lateinische und Deutsche.