Kurs:Dresden/Gebäude/Nr. 766
Schulenburg, von der Gebhard Friedr. Kasimir Oberhofjägermeister Dresden Morizstraße 766
Im Gewoͤlbe: kurfuͤrstliche Spiegelfabrikniederlage
[Bearbeiten]1797: (Im Erdgeschoß dieses Hauses ist die kurfuͤrstl. Spiegelfa=
brikniederlage; Herr D. Kemter besitzt dasselbe.)
1797: im Hause wohnt Hr. Donath, Aufwaͤrter bei der Spiegelfabrikniederlage.
die Kurfürstliche Spiegel-Schleif- und Polierfabrik (Spiegelschleife) befand sich
- ca. 200 Meter oberhalb der kurfürstlichen Pulvermühle von 1576 und
- etwa 400 oberhalb des kurfürstlichen Kanonenbohrwerks von 1765
am linken Ufer des Weißeritzmühlgrabens
- bereits 1554 wurde an der Stelle des Kanonenbohrwerkes ein Kupferhammer erwähnt, der 1665 von der Familie des Oberzeugmeisters und Baumeisters Paul Buchner an den Kurfürsten Johann Georg II. von Sachsen verkauft wurde
die kurfürstliche Rentkammer hatte die Spiegelschleife 1783 wieder übernommen, nachdem sie diese bereits von 1715 bis 1743 ohne wirtschaftlichen Erfolg geführt und danach verpachtet hatte
1787 errichtete die Rentkammer ein Arbeiterwohnhaus als nördlichen Abschluss des 2700 Quadratmeter großen Grundstückes, welches vollständig von einem Bretterzaun umgeben war und nur über zwei Ein- und Ausgänge (nach Dresden und nach Plauen) verfügte
neben dem Haupthaus von 1712 stand die 1759 abgebrannte und in den 1760er Jahren wieder aufgebaut Folienschlägerei, mitten auf dem Gelände das 1736 erbaute Beleghaus, an den Seiten des Grundstücks befanden sich diverse Schuppen zur Lagerung der Ausgangsprodukte (vor allem Rohglas der Spiegelglashütte Friedrichsthal) und der fertigen Spiegel, die auch in Dresden selbst in der zentral gelegenen kurfuͤrstlichen Spiegelfabrikniederlage zum Verkauf angeboten wurden
die Spiegelglashütte Friedrichsthal war 1709 von der kurfürstlichen Rentkammer gegründet und von Matthäus Daniel Pöppelmann entworfen worden, um Kursachsen von teuren Spiegelglas-Importen unabhängig zu machen
bereits 1710 drängte August der Starke den Kammer- und Bergrat H. Georg Gabriel Wichmannshausen dazu, seinen erst 1700 errichteten Eisenhammer am Weißeritzgraben an die kurfürstliche Kammer für 2.000 Taler zu verkaufen, der daraufhin abgerissen und mit seinem unterschlächtigen Wasserrad bis 1715 zur Spiegelschleife umgestaltet wurde
Hausbesitzer Johann Traugott Kemter
[Bearbeiten]Das Haus gehört Herrn Dr. Johann Traugott Kemter
- Amtsverweser des kurfuͤrstlichen saͤchsischen Amtes Laußnitz (mit Gräfenhain, Höckendorf und Großokrilla; siehe Amt Laußnitz 1551 - 1764 - 1816) bei Königsbrück, rund 28 km von Dresden entfernt
- Rechtskonsulent
- Gerichtsdirektor
Fuͤrstlich Schwarzburgisch-Sondershauser Konsulat
[Bearbeiten]Der Hausbesitzer Johann Traugott Kemter ist auch "fuͤrstl. schwarzburg. sondershaus. Konsulent und Agent" und betreibt das Fuͤrstlich Schwarzburgisch-Sondershauser Konsulat im Kurfuͤrstentum Sachsen.
Seit 1794 war Günther Friedrich Carl I. regierender Fürst von Schwarzburg-Sondershausen, Graf von Hohnstein, Herr zu Arnstadt, Sondershausen, Leutenberg und Blankenburg (gehörte zum Amt Rudolstadt) auf seinem Stammschloss Sondershausen.
- 1356 erlosch die Linie Hohnstein-Sondershausen im Mannesstamm, als Erbe traten die Grafen von Schwarzburg in Erscheinung
- Nach dem Aussterben der Kevernburger 1302 gelangte bis 1306 deren Besitz in Arnstadt an die Grafen von Schwarzburg. Versuche von Erfurter Seite, sich 1342 und 1345 der reichen Stadt zu bemächtigen, scheiterten an der starken Befestigung. Der Wohlstand gründete sich auf das Mühlengewerbe, das Tuchmacherhandwerk, auf Gerbereien und den Handel mit Wein und Waid, Holz, Getreide, Wolle und Gemüse. Am 30. Januar 1349 wurde mit Graf Günther XXI. von Schwarzburg der Arnstädter Landesherr in Frankfurt am Main zum Gegenkönig Karls IV. gewählt und gekrönt. Er entsagte diesem Titel bereits am 26. Mai gegen 20.000 Mark Silber. 1496 wurde der schwarzburgische Besitz in die Oberherrschaft Arnstadt und die Unterherrschaft Sondershausen geteilt.
- Im Jahr 1709 gaben die Grafen von Schwarzburg die bereits 1697 durch Kaiser Leopold I. bewilligte Erhebung in den Reichsfürstenstand bekannt, die der Herzog von Sachsen-Weimar als Thüringer Landgraf allerdings nicht anerkannte. Vorübergehend wurde Arnstadt von seinen Truppen besetzt, doch konnte sich die Stadt mit der Zahlung von 3.500 Talern die Anerkennung erkaufen.
- Fürstin Auguste Dorothea (* 16. Dezember 1666 in Wolfenbüttel; † 11. Juli 1751 auf Schloss Augustenburg bei Arnstadt), die prachtliebende und verschwenderische Frau Anton Günthers (* 10. Oktober 1653 in Sondershausen; † 20. Dezember 1716 in Arnstadt), ließ das Schloss Augustenburg errichten und schuf eine Attraktion, die bis heute in Arnstadt zu bewundern ist: In jahrzehntelanger Arbeit des Hofstaats und der Bürgerschaft entstand Mon plaisir (Mein Vergnügen), eine Puppenstadt in 82 Räumen mit rund 400 Wachsfiguren samt der zugehörigen Ausstattung, die ein detailgetreues Abbild des Lebens einer kleinen Residenzstadt darstellt. Die Ausstellung befindet sich im Neuen Palais, das 1729–1734 als Witwensitz der Fürstin Elisabeth Albertine von Schwarzburg-Sondershausen erbaut wurde.
- Sie bekam im Jahr 1699 von ihrem Gemahl ein Grundstück geschenkt, auf dem sie bis 1710 das Schloss Augustenburg errichten ließ, das nur etwa 50 Jahre gestanden hat. Sie legte dort eine große Sammlung an, in der sich Gegenstände aus Porzellan, Gemälde, Schmuck und weitere kunsthandwerkliche Erzeugnisse befanden. Als Graf Anton Günther 1716 verstarb, verbrachte sie ihre Witwenzeit (35 Jahre) damit, auf der heute nicht mehr existierenden Augustenburg zusammen mit ihren Hofdamen das berühmte Puppenkabinett „Mon plaisir“ zu erschaffen. Dabei handelt es sich um die Nachbildung einer barocken Residenzstadt im Miniaturformat, in der das höfische Leben, aber auch das Markttreiben und die Handwerksbetriebe dargestellt werden. Dieses wird heute mit rund 400 Figuren und 2600 Inventarteilen in 82 Stuben im Arnstädter Neuen Palais gezeigt. Viele der Figuren und keramischen Erzeugnisse dieser Puppenstadt stammen aus der Fayencemanufaktur in Dorotheental, die auf Wunsch der Fürstin in der Nähe von Augustenburg gegründet worden war. Auguste Dorothea investierte in rund fünfzig Jahren ihr gesamtes Vermögen in diese Sammlung, vor allem in die Ausstattung von „Mon paisir“, und hat bei ihrem Tod 1751 hohe Schulden hinterlassen. Wie ihr Vater wurde sie katholisch, umgab sich mit Priestern und Nonnen und legte sich in ihrem Schloss ein kleines Privatkloster an. Sie wurde in der Kirche im Ursulinenkloster Erfurt beigesetzt.
- Fürst Günther I. von Schwarzburg-Sondershausen (1678–1740) ließ 1729 bis 1734 das fürstliche Palais in Arnstadt als späteren Witwensitz für seine Gemahlin Elisabeth Albertine (1693–1774), geb. Prinzessin von Anhalt-Bernburg errichten. Die Grundsteinlegung erfolgte am 25. Mai 1729 in Abwesenheit des Fürstenpaares.[1] Am 10. November 1734 wurde das Neue Palais in Arnstadt feierlich eingeweiht. Es diente als Doppelpalais in Form einer Dreiflügelanlage den Wohn- und Repräsentationsbedürfnissen des Fürstenpaars. Hier konnten der Fürst und seine Gemahlin ihre umfangreichen Kunstsammlungen unterbringen und präsentieren.
- Mit Veränderung der Mode in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ließ Fürst Christian Günther von Schwarzburg-Sondershausen (* 24. Juni 1736 auf Schloss Ebeleben; † 14. Oktober 1794 in Sondershausen - war zwischen 1758 und 1794 Fürst von Schwarzburg-Sondershausen) das Schloss durch den Erweiterungsbau des West- und des Neuen Nordflügels erweitern und im Stil des Rokoko umgestalten. In jener Zeit wirkte in Sondershausen der bedeutende Dichter und Philosoph Johann Karl Wezel (1747–1819) und schrieb den Roman „Hermann und Ulrike“, der das höfische Leben wiedergab. Einer seiner Lehrer war der Dichter und Sondershäuser Superintendent Nikolaus Dietrich Giseke, der dem Kreis um Klopstock angehörte und diesen 1762 in Sondershausen empfing.
- Johann Karl Wezel (1747–1819) begann 1764 in Leipzig ein Studium der Theologie, ergänzte seine Fächer um Jura, Philosophie und Philologie - Christian Fürchtegott Gellert (* 4. Juli 1715 in Hainichen; † 13. Dezember 1769 in Leipzig) vermittelte Wezel, der ohne Studienabschluss sich dem Studium von Locke, Voltaire und La Mettrie zuwandte, eine Stelle als Hofmeister bei dem Freiherrn von Schönberg in Bautzen/Trattlau, wo er bis 1775 blieb - Johann Wilhelm Traugott von Schönberg, geboren am 21. April 1721, seit 1764 (lt. Grabdenkmalinschrift) Oberamtshauptmann[1] des Marggraftums Oberlausitz, heiratete am 10. April 1769 in Trattlau Friederike Eleonore von Kyau (aus dem Hause Trattlau - geb. am 18. Oktober 1727, erste Ehe am 24. Oktober 1747), Tochter von Rudolf Wilhelm auf Trattlau - und wohnte in Bautzen - hatte dienstlich mit Hausbesitzer Johann Traugott Kemter zu tun (Amtsverweser des kurfuͤrstlichen saͤchsischen Amtes Laußnitz mit Gräfenhain, Höckendorf und Großokrilla bei Königsbrück), Kemter lernte den Hofmeister Wezel kennen und bekam über diesen Kontakt an den Hof in Sondershausen - Wezel war Sohn eines höfisch beamteten Kochs (Wezel hat bereits in seiner Zeit als Hofmeister publiziert: Filibert und Theodosia. Leipzig 1772. Lebensgeschichte Tobias Knauts, des Weisen, sonst der Stammler genannt: aus Familiennachrichten gesammelt. Leipzig 1773–1776. Der Graf von Wickham. Leipzig 1774. Epistel an die deutschen Dichter. Leipzig 1775.)
- von Schönberg (453) Johann Wilhelm Traugott Geboren 21 Apr 1721 Lohsa Gestorben 14 Apr 1804 Bautzen Begraben 17 Apr 1804 Luga Verheiratet Andere Ehepartner von Kyau (a.d.H. Trattlau) Friederike Eleonore Verheiratet 10 Apr 1769 Trattlau Vater von Schönberg (397) Friedrich Wilhelm | F810 Familienblatt Mutter von Rosen Anna Maria, Freiin | F810 Familienblatt - Trattlau Hochzeiten 1 von Bibran und Modlau / von Schönberg 23 Jul 1782 Trattlau F821 2 von Goetz / von Schönberg 26 Jul 1787 Trattlau F822 3 von Schönberg (453) / von Kyau (a.d.H. Trattlau) 10 Apr 1769 Trattlau F817 - Name von Kyau (a.d.H. Trattlau) Friederike Eleonore Geboren 18 Okt 1727 Geschlecht weiblich Gestorben 13 Apr 1785 Bautzen Vater auf Trattlau Rudolf Wilhelm Familien-Kennung F1058 Familienblatt Familie 1 Verheiratet 24 Okt 1747 - Trattlau, bei Zittau. Rittergut, 242 ha. 1925 Dr. Bernhard Freiherr von Tauchnitz.
- Am 8. Oktober 1564 erlosch mit dem Tod von Graf Philipp I. von Schwarzburg-Leutenberg die Linie der Schwarzburg-Leutenberger und die Stadt fiel an Schwarzburg-Rudolstadt. Sie gehörte bis 1697 zur Oberherrschaft dieser Grafschaft und ab da bis 1918 zum gleichnamigen Fürstentum. Am 7. Mai 1800 ist ganz Leutenberg abgebrannt, nur sieben Gebäude blieben vom Raub der Flammen verschont.
- Bei einer Neugliederung des Staatsgebietes im Jahre 1850 wurden in der Oberherrschaft die zwei Landratsämter Rudolstadt und Königsee gebildet. Das Landratsamt Rudolstadt umfasste den nördlichen Teil der Oberherrschaft mit Rudolstadt und Stadtilm sowie die Exklaven Angelroda, Elxleben, Leutenberg und Weisbach.
- Ämter der Schwarzburg-Rudolstädter Oberherrschaft
- Amt Rudolstadt (mit Rudolstadt und der Heidecksburg, Bad Blankenburg, Teichel und Kirchhasel)
- Amt Stadtilm (mit Stadtilm, Paulinzella, Gräfinau und den Enklaven Angelroda, Bücheloh, Oesteröda und Elxleben)
- Amt Ehrenstein
- Amt Königsee (mit Königsee, Schwarzburg, Oberweißbach, Katzhütte, Neuhaus am Rennweg und Scheibe-Alsbach)
- Amt Könitz
- Amt Leutenberg (mit Leutenberg, Eichicht und den Enklaven Weitisberga und Weisbach)
- Amt Oberweißbach
- Amt Paulinzella
- Amt Schwarzburg
AB 1797: Text
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Hr. Donath, Aufwaͤrter b. d. Spiegelfabrikniederlage.
Hr. Christian Frdr. Franz, kurfuͤrstl. Hofkuͤchenmeister
Hr. Joh. Traug. Kemter, Amtsverweser des kurfuͤrstl. saͤchs. Amtes Laußnitz, Rechtskonsulent u. Gerichtsdirektor, s. Dresdner Adreßverz., auch fuͤrstl. schwarzburg. sondershaus. Konsulent und Agent.
Hr. Adolph Moriz Kersten, Regierungsregistrator.
Hr. August Friedrich Kuͤhnel, Hauptzeughausagent.
Hr. Gebhard Friedr. Kasimir von der Schulenburg, Oberhofjaͤgermeister.
(Im Erdgeschoß dieses Hauses ist die kurfuͤrstl. Spiegelfa=
brikniederlage; Herr D. Kemter besitzt dasselbe.)
- ↑ Oberamtshauptmann Johann Wilhelm Traugott von Schönberg belehnt Carl Gottlob Ferdinand von Nostitz mit dem Gut Weigsdorf Archivaliensignatur: Sächsisches Staatsarchiv, 50001 Landstände der sächsischen Oberlausitz, Nr. U 273 (Zu benutzen im Staatsfilialarchiv Bautzen) Kontext: 50001 Landstände der sächsischen Oberlausitz >> 09 Urkunden Laufzeit: 1791 April 5 Archivalientyp: Urkunden.