Kurs:Mathematik fuer Anwender/Eigenwerte und Eigenvektoren

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Eigenwerte und Eigenvektoren[Bearbeiten]

Wir untersuchen die Abundanz einer Art in zwei verschiedenen (miteinander vernetzten) Biotopen.

Ein Vektor soll beschreiben, dass im ersten Biotop Individuen und im zweite Biotop Individuen vorkommen.
In jedem Jahr wandern der Individuen vom ersten Biotop ins zweite Biotop und der Individuen vom zweiten Biotop ins erste.
So kann die Wanderung der Individuen durch die lineare Abbildung, die durch die Matrix definiert wird, dargestellt werden.

Kann sich ein “Gleichgewicht” zwischen den Biotopen einstellen? Gibt es also eine bestimmte Aufteilung zwischen den beiden Biotopen, die im folgenden Jahr, und damit für immer, konstant bleibt?

Diese Fragestellung kann durch die Untersuchung von sogenannten Eigenwerten und Eigenvektoren beantwortet werden.

Definition: Eigenwert und Eigenvektor[Bearbeiten]

Es sei eine lineare Abbildung und die zugehörige Matrix. Ist nicht der Nullvektor und derart, dass gilt, so heißt Eigenvektor und Eigenwert der linearen Abbildung oder der Matrix .

Bemerkung: Eigenwert und Eigenvektor[Bearbeiten]

Das heißt also, dass ein Vektor ist, der auf ein geeignetes Vielfaches (dieses geeignete Vielfache ist der Eigenwert ) von sich selbst abgebildet wird. Den Nullvektor schließen wir als Eigenvektor aus, da er unter einer linearen Abbildung stets auf sich selbst abgebildet wird, also ein Eigenvektor zu jeder reellen Zahl wäre. Damit wäre jede reelle Zahl ein Eigenwert und wir hätten nichts Tolles definiert.

In unserem obigen Beispiel suchen wir einen Eigenvektor zum Eigenwert der Matrix .

Es gibt noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten, in denen Eigenwerte eine Rolle spielen.

Bei Wikipedia werden folgende praktische Beispiele aufgelistet:

http://de.wikipedia.org/wiki/Eigenwertproblem

Aber wie können wir Eigenwerte oder Eigenvektoren bestimmen?

Definition: Charakteristisches Polynom[Bearbeiten]

Es sei eine lineare Abbildung und die zugehörige Matrix.
Wir nennen das Polynom das charakteristische Polynom von bzw. von .
Erinnerung: ist die -Einheitsmatrix.

Satz: Charakteristisches Polynom und Eigenwert[Bearbeiten]

Es sei eine lineare Abbildung und die zugehörige Matrix.

Genau dann ist ein Eigenwert, wenn Nullstelle vom charakteristischen Polynom ist.

Haben wir durch dieses Verfahren einen Eigenwert gefunden, so brauchen wir “nur noch” ein lineares Gleichungssystem lösen.

Satz: Bestimmung der Eigenvektoren[Bearbeiten]

Es sei eine lineare Abbildung und die zugehörige Matrix. Ferner sei ein Eigenwert von .
Genau dann ist ein Eigenvektor von zum Eigenwert , wenn eine Lösung des linearen Gleichungssystems ist.

Beweis: Eigenvektoren und Lösung des LGS[Bearbeiten]

Es gilt für alle mit :

ist Lösung des linearen Gleichungssystems .

Verfahren zum Bestimmen von Eigenwerten und Eigenvektoren[Bearbeiten]

Es sei eine lineare Abbildung und die zugehörige Matrix.

Wir suchen sowohl die Eigenwerte als auch passende Eigenvektoren der Matrix .

  • Zuerst bestimmen wir .
  • Dann berechnen wir die Eigenwerte, in dem wir die Nullstellen des Polynoms bestimmen.
  • Für jeden Eigenwert lösen wir das lineare Gleichungssystem Die Lösungsmenge (ohne den Nullvektor) entspricht der Menge der Eigenvektoren von zum Eigenwert .


Achtung!
Wir betrachten die lineare Abbildung mit Matrix . Das ist die Drehung um den Winkel , die wir schon zuvor betrachtet haben. Gibt es einen Vektor, der bei dieser Drehung auf ein Vielfaches von sich abgebildet wird? Offenbar nur der Nullvektor, der aber als Eigenvektor ausgeschlossen wurde. Damit gibt es keinen Eigenvektor und damit auch keinen (reellen) Eigenwert. Was sagt das obige Verfahren zu diesem Problem?
Das charakteristische Polynom ist und hat keine reellen Nullstellen. Also stimmt das Verfahren mit der geometrischen Anschauung überein und wir halten fest: Nicht jede lineare Abbildung hat auch Eigenwerte. Zumindest nicht in !