Kurs:Singularitätentheorie (Osnabrück 2019)/Definitionsliste
Es sei ein Körper. Dann nennt man den affinen Raum über der Dimension .
Zu einem Polynom über einem Körper nennt man
die durch definierte (affin-algebraische) Hyperfläche.
Es sei ein Körper und sei , , eine Familie von Polynomen in Variablen. Dann nennt man
das durch die Familie definierte Nullstellengebilde (oder Nullstellenmenge). Es wird mit bezeichnet.
Es sei ein Körper und sei der Polynomring in Variablen. Dann heißt eine Teilmenge im affinen Raum affin-algebraisch, wenn sie die Nullstellenmenge zu einer Familie , , von Polynomen ist, wenn also gilt.
In einem affinen Raum versteht man unter der Zariski-Topologie diejenige Topologie, bei der die affin-algebraischen Mengen als abgeschlossen erklärt werden.
Sei eine Teilmenge. Dann nennt man
das Verschwindungsideal zu . Es wird mit bezeichnet.
Ein Ideal in einem kommutativen Ring heißt Radikal (oder Radikalideal), wenn folgendes gilt: Falls ist für ein , so ist bereits .
Ein Ideal in einem kommutativen Ring heißt Primideal, wenn ist und wenn für mit folgt: oder .
Eine affin-algebraische Menge heißt irreduzibel, wenn ist und es keine Zerlegung mit affin-algebraischen Mengen gibt.
Es sei eine affin-algebraische Menge. Eine affin-algebraische Teilmenge heißt eine irreduzible Komponente von , wenn sie irreduzibel ist und wenn es keine irreduzible Teilmenge gibt.
Zu einer affin-algebraischen Menge mit Verschwindungsideal nennt man den Koordinatenring von .
Unter einem simplizialen Komplex auf einer endlichen Menge versteht man eine Ansammlung von Teilmengen von , die die Eigenschaft erfüllen, dass für und auch gilt.
Zu einem simplizialen Komplex auf der Menge und einem Körper nennt man
die zu gehörende Achsenraumkonfiguration über .
Eine Seite eines simplizialen Komplexes heißt Facette, wenn sie maximal (bezüglicher der Inklusion) unter den Seiten von ist.
Ein ungerichteter Graph auf einer Menge (die die Eckpunktmenge des Graphen heißt) besteht aus einer gewissen Auswahl an zweielementigen Teilmengen (die die Kantenmenge des Graphen heißt) von .
Der simpliziale Komplex auf einer Menge , der aus allen Teilmengen von besteht, heißt Simplex.
Zu einem simplizialen Komplex auf nennt man
die geometrische Realisierung des simplizialen Komplexes.
Es sei ein Körper. Zu einem Polynom
und , , heißt das Polynom
die formale partielle Ableitung von nach .
Es sei ein Körper und es seien Polynome. Es sei ein Punkt. Dann heißt die Matrix
die Jacobi-Matrix zu im Punkt .
Es sei ein algebraisch abgeschlossener Körper und seien Polynome mit der zugehörigen affin-algebraischen Menge
Es sei ein Punkt von mit der Eigenschaft, dass im Punkt die Dimension besitze. Dann heißt ein glatter Punkt von , wenn der Rang der Matrix
im Punkt mindestens ist. Andernfalls heißt der Punkt singulär.
Es sei ein Körper und eine polynomiale Abbildung mit dem Nullstellengebilde . Es sei ein Punkt. Dann nennt man
den Tangentialraum an die Faser in .
Ein singulärer Punkt auf einer Varietät heißt isoliert, wenn es eine offene Umgebung derart gibt, dass der einzige singuläre Punkt von ist.
Zu einem simplizialen Komplex auf und einem kommutativen Ring nennt man den Restklassenring
den Stanley-Reisner-Ring zu (über ).
Ein kommutativer Ring heißt lokal, wenn genau ein maximales Ideal besitzt.
Es sei ein kommutativer Ring und sei ein Primideal. Dann nennt man die Nenneraufnahme an die Lokalisierung von an . Man schreibt dafür . Es ist also
Es sei ein algebraisch abgeschlossener Körper, eine affin-algebraische Teilmenge mit affinem Koordinatenring . Es sei ein Punkt mit zugehörigem maximalen Ideal . Dann nennt man die Lokalisierung den lokalen Ring von im Punkt . Er wird mit bezeichnet.
Man sagt, dass eine Äquivalenzrelation auf einem kommutativen Monoid mit der Verknüpfung verträglich ist, wenn aus und stets für alle gilt.
Es sei ein kommutatives (additiv geschriebenes) Monoid und ein kommutativer Ring. Dann wird der Monoidring wie folgt konstruiert. Als - Modul ist
d.h. ist der freie Modul mit Basis , . Die Multiplikation wird auf den Basiselementen durch
definiert und auf ganz distributiv fortgesetzt. Dabei definiert das neutrale Element das neutrale Element der Multiplikation.
Zu einem kommutativen Monoid und einem kommutativen Ring nennt man einen Monoidhomomorphismus
auch einen -wertigen Punkt von .
Es sei eine Gruppe und eine Menge. Eine Abbildung
heißt Gruppenoperation (von auf ), wenn die beiden folgenden Eigenschaften gelten.
- für alle .
- für alle und für alle .
Es liege eine Gruppenoperation einer Gruppe auf einer Menge vor. Man nennt zwei Elemente
-äquivalent (oder äquivalent unter ), wenn es ein mit gibt.
Es liege eine Gruppenoperation einer Gruppe auf einer Menge vor. Die Äquivalenzklassen auf zur - Äquivalenz nennt man die Bahnen der Operation.
Es liege eine Gruppenoperation einer Gruppe auf einer Menge vor. Ein Punkt heißt Fixpunkt der Operation, wenn ist für alle .
Es liege eine Gruppenoperation einer Gruppe auf einer Menge vor. Dann nennt man die Menge der Bahnen den Bahnenraum der Operation. Er wird mit
bezeichnet. Die Abbildung
wobei die Bahn durch bezeichnet, heißt Quotientenabbildung.
Es sei eine Gruppe, die auf einem kommutativen Ring als Gruppe von Ringautomorphismen operiert (von rechts). Dann bezeichnet man
als den Invariantenring (oder Fixring) von unter der Operation von .
Es sei ein Körper und eine endliche Untergruppe. Dann nennt man den Invariantenring (bzw. sein Spektrum) eine Quotientensingularität.
Es sei ein Körper und eine endliche Untergruppe. Dann nennt man den Invariantenring (bzw. sein Spektrum) eine spezielle Quotientensingularität.
Es sei ein kommutativer Ring und eine kommutative Gruppe. Eine - Algebra heißt -graduiert, wenn es eine direkte Summenzerlegung
mit - Untermoduln gibt derart, dass ist und für die Multiplikation auf die Beziehung
gilt.
Unter einem Knoten versteht man eine topologische Einbettung der - Sphäre in den Raum
Zwei Knoten und heißen äquivalent, wenn es eine stetige Abbildung
derart gibt, dass für jedes die Abbildung ein Homöomorphismus des ist, dass die Identität ist und dass
ist.
Ein Knoten , der zum Knoten
äquivalent ist, heißt trivial.
Die Produktmannigfaltigkeit heißt Torus.
Ein Knoten, der auf einem Torus liegt, heißt Torusknoten.
Es sei ein kommutativer Ring, eine kommutative - Algebra und ein - Modul. Dann heißt eine - lineare Abbildung
mit
für alle eine -Derivation (mit Werten in ).
Es sei ein kommutativer Ring und eine kommutative - Algebra. Der von allen Symbolen , , erzeugte - Modul, modulo den Identifizierungen
und
heißt Modul der Kähler-Differentiale von über . Er wird mit
bezeichnet.
Es sei ein Polynom . Man nennt
das Jacobiideal von .
Es sei ein Polynom , die zugehörige Hyperfläche und ein Punkt. Man nennt die - Dimension des Restklassenringes die Milnorzahl im Punkt .
Es sei ein endlichdimensionaler Vektorraum über , eine offene Menge und
eine zweimal stetig differenzierbare Funktion. Es sei eine Basis , , von gegeben mit den zugehörigen Richtungsableitungen , . Zu heißt dann die Matrix
die Hesse-Matrix zu im Punkt bezüglich der gegebenen Basis.
Es sei ein endlichdimensionaler Vektorraum über , eine offene Menge und
eine zweimal stetig differenzierbare Funktion. Es sei eine Basis , , von gegeben mit den zugehörigen Richtungsableitungen , . Ein kritischer Punkt heißt nichtausgeartet, wenn die Determinante der Hesse-Matrix
nicht ist.
Es sei ein Körper, ein Polynom und ein kritischer Punkt von . Dann heißt nichtausgeartet, wenn die Determinante der Matrix
ungleich ist.
Zu einem Polynom (über einem kommutativen Ring ) mit homogener Zerlegung nennt man den minimalen Grad mit der Untergrad von .
Es sei ein kommutativer - graduierter Ring. Ein - Modul mit einer direkten Summenzerlegung
wobei die Moduln über sind und wobei die Skalarmultiplikation die Eigenschaft
für alle erfüllt, heißt -graduierter Modul über .
Es sei ein kommutativer - graduierter Ring und seien und graduierte Moduln über . Ein - Modulhomomorphismus
heißt homogen, wenn für alle gilt.
Es sei ein kommutativer graduierter Ring und ein - graduierter Modul über . Zu versteht man unter den gleichen, aber mit der Graduierung
versehenen Modul. Man nennt ihn den um den Grad verschobenen Modul.
Es sei ein standard-graduierter Ring über einem Körper . Es sei ein - graduierter Modul über mit der Eigenschaft, dass die homogenen Stufen endlichdimensionale - Vektorräume sind. Dann nennt man die Funktion
die Hilbertfunktion zu .
Es sei ein standard-graduierter Ring über einem Körper und sei ein endlicher erzeugter - graduierter Modul über . Dann nennt man das eindeutig bestimmte Polynom
mit für das Hilbertpolynom zu .
Eine Funktion heißt von polynomialen Typ, wenn es ein Polynom und ein mit für alle gibt.
Es sei ein standard-graduierter Ring über einem Körper und sei ein endlicher erzeugter - graduierter Modul über . Das Hilbertpolynom zu habe die Form
mit . Dann nennt man
die Multiplizität von .
Zu einem Ideal in einem kommutativen Ring nennt man die direkte Summe von - Moduln
mit der durch gegebenen Multiplikation den assoziierten graduierten Ring zu .
Es sei ein Ideal in einem kommutativen Ring und ein - Modul. Dann nennt man die direkte Summe
den assoziierten graduierten Modul zu .
Es sei ein noetherscher lokaler Ring und ein endlich erzeugter - Modul. Dann nennt man die Multiplizität des assoziierten graduierten Moduls die Hilbert-Samuel-Multiplizität von .
Es sei ein kommutativer Ring. Eine Kette aus Primidealen
nennt man Primidealkette der Länge (es wird also die Anzahl der Inklusionen gezählt, nicht die Anzahl der beteiligten Primideale). Die Dimension (oder Krulldimension) von ist das Supremum über alle Längen von Primidealketten. Sie wird mit bezeichnet.
Es sei ein kommutativer Ring und ein Primideal. Unter der Dimension von versteht man das Supremum der Länge von Primidealketten
Es sei ein kommutativer Ring und ein Primideal. Unter der Höhe von versteht man das Supremum der Länge von Primidealketten
Zu einem - Modul versteht man unter der Krulldimension von die Krulldimension von .
Zu affin-algebraischen Mengen und nennt man
mit der induzierten Zariski-Topologie des das Produkt der beiden affin-algebraischen Mengen.
Es sei ein lokaler kommutativer noetherscher Ring mit maximalem Ideal . Dann heißt die minimale Idealerzeugendenzahl für die Einbettungsdimension von , geschrieben
Ein noetherscher lokaler Ring der Dimension heißt regulär, wenn es Elemente gibt, die das maximale Ideal erzeugen.
Es sei ein kommutativer Ring. Ein Kettenkomplex (oder einfach Komplex) ist eine Folge , , von - Moduln zusammen mit einer Folge von Modulhomomorphismen
mit der Eigenschaft
für alle .
Ein Kettenkomplex über einem kommutativen Ring heißt exakt an der Stelle , wenn
gilt. Er heißt exakt, wenn er an jeder Stelle exakt ist.
Es sei ein kommutativer Ring. Ein - Modul heißt flach, wenn die Tensorierung mit die Exaktheit von beliebigen Sequenzen erhält.
Es sei ein kommutativer Ring und ein - Modul. Der Modul heißt projektiv, wenn es zu jedem surjektiven - Modulhomomorphismus
und jedem Modulhomomorphismus
einen Modulhomomorphismus
mit
gibt.
Ein - Modul über einem kommutativen Ring heißt lokal frei, wenn für jedes Primideal von die Lokalisierung ein freier -Modul ist.
Es sei ein kommutativer Ring und ein -Modul. Eine freie Auflösung ist ein (linksseitig unendlicher) exakter Komplex
wobei die freie endlich erzeugte -Moduln sind.
Eine freie Auflösung
eines - Moduls heißt minimal, wenn in jedem Schritt die Abbildung
durch ein Erzeugendensystem von
von minimaler Anzahl gegeben ist.
Es sei ein noetherscher lokaler Ring und ein endlich erzeugter - Modul. Man sagt, dass eine endliche projektive Dimension besitzt, wenn es eine freie Auflösung
mit für gibt. In diesem Fall nennt man das Minimum der mit für alle freie Auflösungen die projektive Dimension von .
Ein Integritätsbereich heißt faktorieller Bereich, wenn jede Nichteinheit sich als ein Produkt von Primelementen schreiben lässt.
Es seien und holomorphe Funktionen mit offen, mit und . Dann heißen rechtsäquivalent (im Nullpunkt), wenn es offene Teilmengen und und eine biholomorphe Abbildung
mit
gibt.
Zu einer holomorphen Funktion , offen, nennt man eine holomorphe Funktion , offen, mit eine Entfaltung von .
Es sei , offen, eine holomorphe Funktion mit einer isolierten Singularität im Nullpunkt . Es seien
holomorphe Funktionen, deren Restklassen im Restklassenraum
eine Basis bilden. Dann nennt man die holomorphe Abbildung
(wobei ein gemeinsamer Definitionsbereich der sei) die Standardentfaltung von .
Eine holomorphe Funktion , offen, heißt -bestimmt, wenn jede holomorphe Funktion mit
bereits zu rechtsäquivalent ist.
Es sei , offen, eine holomorphe Funktion. Man sagt, dass im Nullpunkt eine einfache Singularität besitzt, wenn es eine endliche Liste von holomorphen Funktionen (die ebenfalls auf offenen Mengen des definiert sind) derart gibt, dass in jeder Entfaltung
von mit offen und zusammenhängend und jede deformierte Funktion mit aus einer hinreichend kleinen offenen Umgebung rechtsäquivalent zu einem ist.