Kurs:Statistik für Anwender/Hypergeometrischverteilte Zufallsvariable

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Hypergeometrisch verteilte ZV[Bearbeiten]

Situation[Bearbeiten]

In einer Menge von Objekten sind Objekte mit einer bestimmten Eigenschaft ausgezeichnet. Nun werden daraus Objekte zufällig ausgewählt (gezogen). Wichtig ist dabei, dass die Ziehung zufällig und unabhängig von der Eigenschaft ist, d.h. die ausgezeichneten Objekte haben dieselbe Chance gezogen zu werden, wie die anderen Objekte.

Hypergeometrisch verteilte ZV[Bearbeiten]

Die ZV beschreibt die Zahl der ausgezeichneten Objekte unter den Gezogenen.

Man sagt: ist hypergeometrisch verteilt mit Ausgezeichneten bei Objekten insgesamt (bzw. mit Nicht-Ausgezeichneten) und Gezogenen.
Die möglichen Werte von sind dann und es gilt:

Beispiel 1[Bearbeiten]

Für und ist beispielsweise:

Beispiel 2.1[Bearbeiten]

Für ist:

Beispiel 2.2[Bearbeiten]

image

Beispiel 3[Bearbeiten]

Hier einige weitere Beispiele:

image

Interkatives Beispiel[Bearbeiten]

Interaktive Shiny-App zur Hypergeometrischen Verteilung:
Download und Link

Wahrscheinlichkeiten[Bearbeiten]

Es folgt:



Beispiel 4[Bearbeiten]

Für und ist beispielsweise:


Berechnung in R[Bearbeiten]

In R:


Aufgabe 1[Bearbeiten]

Berechnen Sie für eine hypergeometrisch verteilte ZV mit den jeweils angegebenen Werten für und die angegebenen Wahrscheinlichkeiten:

  • Für und : für alle
  • Für und :
  • Für und :

Beispiel 5[Bearbeiten]

  • (Ziehen ohne Zurücklegen) Aus einer Lostrommel, die Kugeln enthält, von denen rot sind, werden ohne Zurücklegen Kugeln gezogen. Die ZV für die Anzahl der roten Kugeln unter den Gezogenen ist hypergeometrisch verteilt.

Beispiel 6[Bearbeiten]

  • In einem Teich befinden sich Fische einer Art, von denen markiert sind. Nun werden Fische gefangen. Die ZV für die Zahl der markierten Fische unter den Gefangenen ist hypergeometrisch verteilt mit und . (Voraussetzung: Die markierten Fische sind über den See gleichmäßig verteilt und lassen sich genauso leicht fangen, wie die Übrigen.)

Beispiel 7[Bearbeiten]

  • In einer Klasse befinden sich Jungen und Mädchen. Es werden Schüler/innen für ein Projekt ausgelost. Die ZV, die die Zahl der Jungen unter den Ausgelosten angibt, ist hypergeometrisch verteilt mit und .

Aufgabe 2[Bearbeiten]

Wie groß ist beim Lotto (6 aus 49) die Wahrscheinlichkeit, genau Richtige zu haben ().

Aufgabe 3[Bearbeiten]

Bei einem Multiple-Choice Test gibt es 20 Aussagen, von denen genau 10 richtig sind. Ein unvorbereiteter Teilnehmer kreuzt willkürlich genau 10 Aussagen an. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass dabei

der angekreuzten Aussagen richtig sind?

Aufgabe 4[Bearbeiten]

Unter 500 Glühbirnen in einem Karton befinden sich 35 defekte. Bei einer Qualitätskontrolle werden 50 Birnen getestet. Wie großist die Wahrscheinlichkeit, dass

der Birnen defekt ist?

Erwartungswert und Varianz[Bearbeiten]

Für eine hypergeometrisch verteilte ZV mit wie bisher gilt:

Beispiel 8[Bearbeiten]

Für und haben wir oben bereits die Wahrscheinlichkeitsverteilung bestimmt. Daraus ergibt sich:

Beispiel 9[Bearbeiten]

Für und berechnen wir zunächst

für alle möglichen Werte :


Daraus ergibt sich:

Aufgabe 5[Bearbeiten]

Bestimmen Sie für eine hypergeometrsich verteilte ZV mit , und die nachfolgenden Werte:


Bestimmen Sie Erwartungswert und Varianz.

Aufgabe 6[Bearbeiten]

Wenn für die Vorlesung 79 Menschen angemeldet sind, von denen ca. 30 Personen auch regelmäßig in die Vorlesung kommen. Die Klausur wird von 40 Personen geschrieben. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass

  1. alle 30 Personen aus der Vorlesung die Klausur mitschreiben?
  2. mindestens 20 Personen aus der Vorlesung die Klausur mitschreiben?
  3. maximal 20 Personen aus der Vorlesung die Klausur mitschreiben?

Bestimmen Sie auch Erwartungswert und Varianz.

Schätzung der Zahl der ausgezeichneten Objekte K[Bearbeiten]

Beispiel 1[Bearbeiten]

Von Glübirnen einer Lieferung sind eine unbekannte Anzahl defekt. Man testet zufällig ausgewählte Birnen und stellt fest, dass davon defekt sind. Wie kann man daraus auf die Zahl schließen?

Situation[Bearbeiten]

Situation:

Genauer:

  • und sind feststehend und bekannt. Oft kann man selbst festlegen.
  • entsteht zufällig, ist dann aber bekannt.
  • steht fest, ist aber nicht bekannt.

Wiederum ist dabei folglich die Schätzung zufällig.

Erwartungstreue Punktschätzungen für K[Bearbeiten]

Durch erhält man eine erwartungstreue Schätzung für .

Genauer: Die Zahl hängt vom Zufall ab und wird (vor der Datenerhebung) durch die ZV beschrieben. Da die Schätzung für (die feste aber unbekannte Zahl) von abhängt, ist sie ebenfalls vom Zufall abhängig. Die Schätzung kann somit als ZV beschrieben werden. Dabei gilt dann (unabhängig vom unbekannten Wert
) stets .


Beispiel 2[Bearbeiten]

Das Maximum-Likelihood-Prinzip 1[Bearbeiten]

Mit der Maximum-Likelihood-Methode wird (basierend auf der zufälligen Zahl ) so geschätzt, dass die Wahrscheinlichkeit maximal wird. Wir suchen also die Maximumstelle der Likelihood-Funktion

Das Maximum-Likelihood-Prinzip 2[Bearbeiten]

Man stellt fest:
Die Maximumstelle(n) von ist/sind:


(dabei bezeichnet die größte ganze Zahl, die kleiner oder gleich ist)


Beispiel 3.1[Bearbeiten]

image


Beispiel 3.2[Bearbeiten]

und


Intervallschätzungen für K[Bearbeiten]

Ziel[Bearbeiten]

Gib eine Methode an, mit der man aus ein Intervall bestimmen kann, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Intervall ergibt, das enthält, garantiert (also für jeden denkbaren Wert von ) größer oder gleich einem vorgegebenen Konfidenzniveau ist.

Eine sinnvolle Möglichkeit wird im Folgenden beschrieben:


IVS für K, die ein gegebenes Konfidenzniveau einhält[Bearbeiten]

Gegeben seien und . Unbekannt sei . Weiter sei ein Konfidenzniveau vorgegeben.
Basierend auf der zufälligen Zahl geht man nun wie folgt vor:

Bestimmung von Ku[Bearbeiten]
  • Man bestimmt als die kleinstmögliche Zahl mit
Bestimmung von Ko[Bearbeiten]
  • Man bestimmt als die größtmögliche Zahl mit

Konfidenzniveau[Bearbeiten]

Ohne weiter in die mathematischen Hintergründe einzusteigen, halten wir fest, dass die folgende (bei Intervallschätzungen immer zu erreichende) Bedingung bei diesem Verfahren garantiert erfüllt ist:


Man beachte, dass der Aussage "" eine Wahrscheinlichkeit zugeschrieben werden kann, weil die Intervallgrenzen und zufällig sind (und nicht etwa der unbekannte Wert ).

Beispiel 1.1[Bearbeiten]

Wir betrachten erneut den Fall und führen eine Intervallschätzung zum Niveau durch.

  • Wir suchen also zunächst die kleinstmögliche Zahl mit

    Durch Ausprobieren findet man:

Beispiel 1.2[Bearbeiten]

  • Analog suchen wir die größtmögliche Zahl mit

    Durch Ausprobieren findet man:

Damit ist das gesuchte Konfidenzintervall zu .


Beispiel 2.1[Bearbeiten]

Für und berechnet man abhängig von die folgenden ML-Schätzungen und Intervallschätzungen zum Vertrauensniveau :


Beispiel 2.2[Bearbeiten]

  • Angenommen, es ist . Dann ist die Intervallschätzung für korrekt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist:
  • Angenommen, es ist . Dann ist die Intervallschätzung für korrekt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist:

Beispiel 2.3[Bearbeiten]

  • Angenommen, es ist . Dann ist die Intervallschätzung nur für korrekt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist:

Korrektheit der IVS[Bearbeiten]

Das mathematische Modell garantiert, dass die Intervallschätzung bei beliebigem immer mindestens mit der Wahrscheinlichkeit korrekt ist.

Aufgabe 1[Bearbeiten]

In Ihrem Wohnort stehen Wohngebaude. Sie wissen, dass nur Eines von Vieren einen Keller hat.

  1. Führen Sie für eine Punktschätzung durch, stellen Sie die Maximum-Likelihood-Funktion auf und plotten Sie diese in R.
  2. Geben Sie die Formeln für die Intervallschätzung mit für an.

Schätzung der Gesamtzahl der Objekte N[Bearbeiten]

Beispiel (Capture-Recapture)[Bearbeiten]

In einem See befindet sich eine unbekannte Anzahl von Fischen einer Art. Man möchte wissen, wie groß in etwa ist. Dazu fängt man eine (kleinere) Anzahl von Fischen und markiert sie. Dann setzt man sie wieder aus und wartet einen angemessenen Zeitraum. Dann fängt man in einem zweiten Fischzug Fische und bestimmt die Anzahl der markierten Fische unter ihnen.
Beispielsweise hat man Fische markiert und unter gefangenen Fischen markierte Fische wiedergefunden.

Wie kann man daraus eine sinnvolle Schätzung für abgeben?

Situation[Bearbeiten]
Situation:

Genauer:

  • und sind fest und bekannt. Manchmal kann man und selbst festlegen.
  • entsteht zufällig, ist dann aber bekannt.
  • mit steht fest, ist aber nicht bekannt.

Wiederum ist damit die Schätzung zufällig.

Erwartungstreue Punktschätzungen für N[Bearbeiten]

Durch erhält man eine Schätzung für .

Dabei gilt: ist erwartungstreu für .

Genauer: Die Zahl hängt vom Zufall ab und wird (vor der Datenerhebung) durch die ZV beschrieben. Da die Schätzung für (die feste aber unbekannte Zahl) von abhängt, ist sie ebenfalls vom Zufall abhängig. Die Schätzung kann somit als ZV beschrieben werden. Dabei gilt dann (unabhängig vom unbekannten Wert ) stets .

Beispiel 1[Bearbeiten]

Schätzung für N mit der Maximum-Likelihood-Methode[Bearbeiten]

Mit der Maximum-Likelihood-Methode wird (basierend auf der zufälligen Zahl ) so geschätzt, dass die Wahrscheinlichkeit maximal wird. Wir suchen also die Maximumstelle der Likelihood-Funktion

Maximumstellen[Bearbeiten]

Man stellt fest:
Die Maximumstelle(n) ist/sind von :

(dabei bezeichnet die größte ganze Zahl, die kleiner oder gleich ist)


Beispiel 2.1[Bearbeiten]

image


Beispiel 2.2[Bearbeiten]




Intervallschätzungen für N[Bearbeiten]

Ziel[Bearbeiten]

Gib eine Methode an, mit der man aus ein Intervall bestimmen kann, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Intervall ergibt, das enthält, auf jeden Fall (also für jeden denkbaren Wert von ) mindestens ein vorgegebenes Konfidenzniveau ist.



Eine sinnvolle Möglichkeit wird im Folgenden beschrieben.

IVS für N, die ein gegebenes Konfidenzniveau einhält[Bearbeiten]

Gegeben seien . Unbekannt sei . Weiter sei ein Konfidenzniveau vorgegeben.
Basierend auf der zufälligen Zahl geht man nun wie folgt vor:

Bestimmung von Nu[Bearbeiten]
  • Man bestimmt als die kleinstmögliche Zahl mit
Bestimmung von No[Bearbeiten]
  • Man bestimmt als die größtmögliche Zahl mit

Konfidenzniveau[Bearbeiten]

Wir halten fest, dass die folgende (bei Intervallschätzungen immer zu erreichende) Bedingung bei diesem Verfahren garantiert erfüllt ist:

Man beachte, dass der Aussage "" eine Wahrscheinlichkeit zugeschrieben werden kann, weil die Intervallgrenzen und zufällig sind (und nicht etwa der unbekannte Wert ).

Beispiel 1.1[Bearbeiten]

Wir betrachten erneut den Fall und führen eine Intervallschätzung zum Niveau durch.

  • Wir suchen also zunächst die kleinstmögliche Zahl mit
    Durch Ausprobieren findet man:

Beispiel 1.2[Bearbeiten]

  • Analog suchen wir die größtmögliche Zahl mit
    Durch Ausprobieren findet man:

Damit ist das gesuchte Konfidenzintervall zu .

Aufgabe 1[Bearbeiten]

Einige Zeit nach einem Wiederansiedlungsversuch einer Spezies wollen Sie wissen, ob dieser geglückt ist und die Spezies sich vermehrt hat.

  1. Geben Sie an, wie Sie zur Überprüfung vorgehen würden (Sie können nicht alle Exemplare zählen).
  2. Seien nun . Bestimmen Sie mittels der einfachen Punktschätzung, stellen Sie die Maximum-Likelihood-Funktion auf, plotten diese in R und führen eine Intervallschätzung mit durch.
  3. Was fällt Ihnen hinsichtlich der verschiedenen Schätzungen auf? Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse.


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