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Projekt:Altes Dresden/Dresdner Gebäude/Gurlitt/Johanniskirche

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Die Johanniskirche.

1571 wurde ein neuer Kirchhof vor dem Pirnaischen Thore angelegt, die Kirche auf diesem wurde 1575 geweiht.

Vom Kirchhofthore erhielt sich ein Eest. Eelief, das jüngste Gericht (Fig. 132). Sandstein, 1,9 9 m lang, 98 cm breit, 23 cm dick.

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Dresden (Stadt), Johauniskirche.


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In der Mitte oben thronend der lebhaft bewegte Christus. Kopf und beide Arme fehlen. Unter ihm ein Halbkreis in Wolken und zwei vom Thron aus- fliegende Engel, der rechte mit der Posaune des Gerichts.

In der linken Hälfte unten die Seligen; besonders zwei nackte Frauen- gestalten treten hervor. Der Engel weist sie zum Herrn.

In der Mitte aus den Gräbern Auferstehende. Links der Höllenrachen, der Teufel, die Verdammten diesem zuführend. Die Gruppe der Verdammten ist sehr beschädigt.

Trefflich durchgeführte Arbeit wohl des Sebastian Walther.

Die Inschrifttafel über diesem 0,5 5 : Im messend, umgeben von derbem Eollwerk, aus einer Sandsteinplatte von 0,9 9 : 1,4 6 m her- ausgehauen. Die Inschrift lautet:

Johan. an. 5. | Es kompt die Stunde in | welcher Alle die in Gre | Lern sindt werden seine | Stimme hören vnd werden | herfor gehen die da Guts | gethan haben zur Avffer | stehung dies lebens die aber | Vbels gethan habenn \ zur Avflferstehvng des gerrichts.

Jetzt in der Sammlung des K. Sächs. Alterthumsvereins Nr. 360 (Inv.-Nr. 764/765).

1605 goss Hans Hillger ein Glöcklein für die Kirche aus einer alten zerbrochenen Glocke für 4 fl. 9 gr.

1606 wurde der Glockenthurm erneuert. 1633 lieh die Frauenkirche 1100 fl. zum

Bau des Kirchhofes.

1650 wurde die Kirche der böhmischen Gemeinde überwiesen.

1721 wurde der Kirchhof erweitert. 1777 wird die Kirche als baufällig und ganz abgenutzt bezeichnet.

1789 baute der Rathsmauermeister Ei- genwillig eine neue Kirche, die 1795 ge- weiht und 1861 abgetragen wurde. Genauere Pläne erhielten sich meines Wissens nicht. Der Bau war ein schlichtes Recht- eck von bescheidenen Abmessungen und wohl ohne künstlerischen Werth.

Der Kirchhof wurde 1858 säcularisirt. Einige Steine kamen auf den 1680 gegründeten Eliaskirchhof, andere wurden verstreut. Es erhielten sich folgende:

Erhaltene Denkmäler.

Denkmal des Bildhauers Melchior Bar thel,t 1672 (Fig. 133).

Sandstein, 2,oo m hoch, 0,98 m breit.

Der Verstorbene in Relief, halbe Vorderansicht nach rechts, mit dem linken Beine vorschreitend. Er legt die rechte Hand auf die Brust, stemmt die linke, die den breitkrämpigen Hut



Fig. 133. Denkmal des Bildhauers Melchior Barthel.



Erhaltene Denkmäler.


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trägt, in die Seite. Ein faltiger Mantel ist über die linke Achsel und rechte Hüfte gelegt; mit Pamphosen, Schleifen am Knie und Schuhen. Vor ihm zu seiner Rechten auf zierlichem Tisch liegend eine Statuette und Werkzeug, stehend



Fig. 134. Dc'ukinal des Baumeisters George Bähr,


ein Crucifix. Zur Linken unten ein Kind mit nebenstehendem Wappenschild. Neben dem mit langen Locken versehenen Kopfe die Inschrift:

Ich habe . . . guten Kamptf gekämpflft, . . .


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Dresden (Stadt), Johanniskirehe. — Eliaskirclihof.


Die Umschrift lautet:

. . . ner Zeit der | berühmte Statuarius Tit. Herr Melchior Bartel, ein von Königen, | Chur und Fürsten hochge | haltener Mann. Starb in seinen 47. Jahre den 22. Nov. Ao. 16 . .

Das Werk, das sich jetzt in dem Hofe des Hauses Johannesstrasse Nr. 12 befindet, ist ein sehr bemerkenswerthes Erzeugniss der Schule des ausgezeich- neten Meisters und als solches hervorragend wichtig für die Geschichte der Bildnerei in Dresden. Leider ist es in wenig gutem Zustande. Seine Ueberführung in

ein Museum wäre dringend wünschenswerth. Kopf und Hände sind sehr beschädigt.

Vergl. G. 0. Müller, Vergessene Dresdner Künstler, Dresden 1895.

Denkmal des Baumeisters George Bahr, f 1738 (Fig. 134).

Sandstein, 1,4 7 m lang, 50 cm breit. Auf einfach gegliedertem Sockel eine weibliche Figur, sitzend, die sich mit dem Arme auf eine grosse Kartusche stützt, unter dieser ein korinthisches Kapital und andere architektonische Glieder. Darüber Wolken, auf denen zwei Putten schweben.

Derbe Arbeit ohne hervorragenden Werth, wohl des Joh. Christian Feige. Auf der Kartusche die Inschrift:

Nun hab ich genug gelebt, gebaut, gelitten, Mit Satan, Sünd und Welt genag gestritten. Jetzt lieg ich in dem Bau, der droben prangt Hab vollen Sieg und Euh und Fried erlangt. Nehmt Liebste Gott zum Mann und Vater an. In defsen Treu niemand verderben kan.

Das Denkmal wurde bei Aufhebung des Kirchhofs in die Keller unter den Hauptraum der Frauenkirche versetzt.

Bleitafel vom Sarge des Joh. Adolf Pöppelmann. Verziert, mit einer Inschrift, nach der der kunsterfahrene Hofmaler Johann Adolf Pöppelmann am 3. August 1694 geboren und am 2. Januar 1773 gestorben ist. Beim Schleussenbau ausgegraben. Jetzt im Stadtmuseum. Denkmal des Malers Joh. Eleazar Zeisig gen. Schenau, f 1806 (Fig. 135). _

Sandstein, 2,9 m hoch. In Gestalt einer fast ganz ummantelten dorischen Säule, die auf einem dreifachen, rechtwinkeligen Stylobat steht. Auf der Platte des Kapitals zwei Stufen, darüber eine bekränzte Vase. Am oberen Drittel der Ummantelung ein Eing, an dem zwei Medaillons und eine Palette mit Pinsel hängen. Auf den Medaillons Eeliefgestalten, darum Lorbeerkränze.

Darunter die Inschriften:

Hier ruhet | Johann Eleazar | Schenau,] Professor und Director der Köngl. Sachs. Akademie— der Künste zu Dresden | Geb. zu Gross- Schönau in der Oberlaasitz | den 7. Nov. 1740.—

Gestorben den 23. Aug. 1806.



Fig. 135. Denkmal des Malers Job. Eleazar Zeisig.


Erhaltene Denkmäler. — Grüfte.


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Was in hohen Idealen | Dich hier oft entzückt | Hast Du jetzt zu tausend malen,] Schöner noch erblickt | Nach Vollendung war Dein Streben, | Sie ist nunmehr Dein — | Denn unsterblich, wie Dein Leben, | Wird Dein Name seyn.

Die Inschrift auf der Kückseite besagt, dass die Nichte Zeissigs, Marie Elisa- beth Müller geb. Zeissig, und deren Gatte, Gerichtsältester und Kramer Johann Gotth. Müller zu Grossschönau, die Asche 1854 hierher überführt haben.

Das Denkmal steht jetzt auf dem alten Friedhofe zu Grossschönau. Es dürfte ein Werk Pettrichs sein.

Briefliche Mittheilungen des Herrn Pfarrer Brüssig in Grossschönau.