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Projekt:Altes Dresden/Dresdner Gebäude/Gurlitt/Josephinenkirche

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Das Josephinenstift und die Stiftskirche daselbst.

Das Stift wurde von der Königin Maria Josepha 1746 zu Unterhalt und Erziehung katholischer armer Mädchen an der grossen Plauenschen Strasse er- richtet. Die ursprüngliche Anlage ergiebt sich aus den Plänen in der Samm- lung für Baukunst an der K. Technischen Hochschule.

Das Stift brannte 1760 aus und wurde aufs Neue und zwar in erweiterter Gestalt ausgebaut. Zahlreiche Baupläne siehe ebendaselbst. Den Bau entwarf


Bildnisse.


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und leitete Christian Friedrich Exner. Er wurde am 7. December 1765 aufs Neue geweiht.

Das Aeussere des Gebäudes ist sehr einfach. Nur die Thore zeichnen sich dadurch aus, dass über ihnen das Gurtgesims emporgeschwungen ist, um den Eundbogen Platz zu machen. Einiges Ornament ist hier sowie an den Thür- fiügeln angebracht. (Vergl. Schumann, Führer durch die Architektur Dresdens, Gilbers 1900, S. 20.)

Die Hauptfront liegt gegen die grosse Plauensche Gasse zu, von den beiden rechtwinkeligen Seitenflügeln enthält der linke im Hauptgeschoss die Kirche, welche durch zwei Stockwerke reicht.

Die Kirche ist ein einfaches Eechteck. Der Altar steht an der nordwest- lichen Schmalseite, gegenüber die Orgelempore, westlich zur Seite die Sakristei, über dieser und dem Gange eine weitere Empore.

Den ganzen Innenraum überdeckt ein grosses Preskogemälde, das sowohl die flache Decke als die grosse Hohlkehle umfasst. Es ist dargestellt eine gross- artige korinthische Architektur mit Bogenhallen über den Mittelmotiven in der Art der Deckenperspectiven Pozzo's. An der Altarseite führen in dieser Treppen zu einer erhöhten Bühne. Auf dieser steht ein Hoherpriester, der die Vermählung des h. Joseph und der Maria vollzieht. Um sie Ministrirende. In den seitlichen Mittelhallen vornehme Zuschauer, auf der Kückseite die vier Evangelisten. Ein Engel bringt Johannes eine Rolle mit griechischer Inschrift. Ueber dem Braut- paare schweben zwei Engel mit Kranz und Palme, weiterhin heilige Gestalten, wohl St. Anna, David u. A. Höher hinauf von fliegenden Engeln umgeben eine Glorie mit der hebräischen Inschrift Jehovah.

Das Werk ist kräftig in der Farbe, klar und vornehm behandelt. Als Künstler wird der Hoftheatermaler Müller genannt. Gemeint ist wohl der 1719 in Dresden geborene Johann Benjamin Müller, der nach diesem Bilde ein nicht zu unterschätzender Nachahmer Tiepolo's von grosser künstlerischer Gewandtheit ist.

Das prächtige Fresko ist mehrfach durch Abblättern beschädigt, sonst aber vortrefflich erhalten.

An der Altarwand befinden sich vier Paare von korinthischen Doppelpilastern. Zwischen zweien von diesen breite Streifen von Stuckornament: Blumenkörbe, darüber das durchbohrte Herz, endlich das Monogramm der Stifterin der Kirche.

In der Mitte über dem Hauptaltar ein Gemälde: Der zwölfjährige Jesus im Tempel. Infolge der ungünstigen Lichtverhältnisse nicht zu beurtheilen. Von C. W. E. Dietrich.

Darunter ein in Holz geschnitztes Tabernakel, mit Engelsköpfen und reichem Rococo- Ornament, auf dem das Lamm Gottes und eine Sonne ange- bracht sind.

Ueber dem Bilde eine Glorie, in der die Taube schwebt, umgeben von Engelsköpfen.

Die Kanzel, in Holz, weiss lackirt und vergoldet, ruht auf reichen An- schwüngen und ist von lebhaft bewegter Linienführung. Ebenso der Schalldeckel, an dessen Unterseite sich das Gottesauge befindet. Auf dem Deckel schwebende Engelsköpfe und als Bekrönung das Lamm Gottes. Auf der Brüstung die Tafeln XXI. 19


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Dresden (Stadt), Josephinenstift.


Moses. Zahlreiche Engelsköpfe in Wolken und zierliche Eococofüllungen weisen auf die Schnitzart Deibel's.

Beichtstuhl, in Eiche geschnitzt, mit korinthischen Pilastern, denjenigen in der Hof kirche verwandt, doch minder sicher im Schnitt. Um 1770.

Orgel, bescheidener, mit Schnitzereien verzierter, in Weiss und Gold staf- firter Bau, von David Schubert „ohne pekuniären Vortheil" erbaut.

Altarg-eräth.

Eeliquiar, Silber, theil weise vergoldet, in Form eines Ständers mit rück- seitigem Fusse in architektonischen Barock- formen, 45 cm hoch. Kräftige, formenschöne Arbeit der Zeit um 1700.

Eeliquiar, Kupfer, mit getriebenem und durchbrochenem Silber belegt , 34 cm hoch. Hübsche Arbeit der Zeit um 1720.

Ciborium, Silber, vergoldet (Fig. 201), mit breitem gezwickten Eand am Fusse, reich profilirtem Stiel, stark gebauchter Cuppa. An Fuss, Stiel und unterer Seite der Cuppa ver- ziert mit feinem getriebenen Bandornaraent und rothen, blauen und wasserhellen Edel- steinen. Ebensolche in dem als Krone aus- gebildeten Deckel.

Augsburger Beschau, Marke undeutUch. Schöne Arbeit der Zeit um 1730.

Salbgefässe, Silber, unvergoldet, und

zwar

ein ovaler Teller, 26:20,5 cm mes- send, mit den Zeichen Christi und der Maria,

zwei Kän neben von üblicher Form, 12 cm hoch.

Gemarkt mit Augsburger Beschau und dem Zeichen des Goldschmiedes Johann Friedrich Bräuer (Eo- senberg, a. a. 0. S. 355), der 1753 starb.

Vier Eeliquiare, in Holz, reich geschnitzt, in den barocken Formen der Zeit um 1740.

Salbgefässe, Tomback, versilbert. Mit derbem Eococo- Ornament. Dazu: Teller 29,5 : 22 cm, Kannen 13,5 cm messend. Zwei Eeliquiare, Kupfer, vergoldet, kräftig decorative Arbeiten mit rothen und grünen Steinen besetzt, 25 cm hoch. Mitte des 18. Jahrh.

Eeliquiar, Silber, unvergoldet, 28 cm hoch. Einfache Arbeit der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. fUTk

Gemarkt mit Dresdner Beschau und nebenstehenden Marken, "y* <J



Fig. 201. Josephinenstift, Ciborium.


Bildnisse. Altargeräth. Sonstige Kunstwerke.


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Monstranz, Silber, vergoldet, 55 cm hoch. Auf passichtem ovalen Fuss ein Stiel, der die Lunula und um diese einen Kranz von wasserhellen und grünen Edelsteinen trägt. Um diesen ein unvergoldeter Kranz und endlich die vergol- deten Strahlen. Der Fuss und Stiel mit reichen Kococokartuschen.

Mit Augsburger Beschau von 1755—57 (Eosenberg, a. a. 0. Nr. 95) und der Marke des Goldschmiedes Georg Ignaz Bauer (f 1790) in Augsburg (siehe ebendaselbst Nr. 375).

Messkelch, Silber, vergoldet, zu dem vorigen gehörig und mit gleichen Kococokartuschen verziert.

Ebenso gemarkt.

Ampel, Silber, unvergoldet. Schönes, reich durchbrochenes Werk, mit Kococokartuschen. Auf einer das polnisch-sächsische und das bayerische Wappen. Mithin Schenkung der Kurfürstin Maria Antonia Walpurgis, Tochter Karls VII. von Bayern, Gemahlin Kurfürst Friedrich Christians, vermählt 1747, f 1780.

Reliqniare, Holzrahmen, vergoldet, um 1770.

Altargewänder mit reichen Stickereien, theilweise bis auf die Zeit um 1760 zurückreichend.

Sonstige Kunstwerke.

Kreuzgruppe, in Elfenbein. Der Crucifixus an einem wohl jüngeren Kreuze in schwarzem Holze, Körper etwa 28 cm hoch, etwas schwer in den For- men. Unbemalt bis auf die Augensterne. Dazu die h. Maria, herabschauend, mit auf der Brust gekreuzten Händen, und St. Johannes, die Linke auf der Brust, die Kechte ausgestreckt, den Blick nach oben. Beide wieder mit gemalten Augensternen, je 25,6 — 26 cm hoch.

Die Figuren dürften noch der Mitte des 17. Jahrh. angehören. Ihre Haltung hat noch etwas Unbewegtes und Hartes, doch ist die technische Durchbildung von grosser Feinheit.

C r u c i f i X (Fig. 202). In einem schönen geschnitzten und vergoldeten Kähmen ein Feld in rothem Plüsch, darauf ein vergoldetes Holzkreuz, das den etwa 30 cm hohen elfenbeinernen Körper trägt. Dieser ist eine Prachtarbeit von hoher Voll- endung. Auffallend ist der frei erhobene, nach seiner Kochten gerichtete Kopf mit langen, fein durchgebildeten Locken, der Umstand, dass jeder Fuss lür sich einen Nagel hat, die sorgfältige Bearbeitung des Schurzes und anderer Neben- dinge, die grosse Feinheit der Muskulatur. Die schöne Arbeit dürfte dem An- fange des 18. Jahrh. angehören.

Das Elfenbein zeigt zahlreiche feine Kisse.

Porzellan figuren, je etwa 32 cm hoch, weiss, mit einem leichten Gold- muster bemalt, auf Holzpostamenten, und zwar: St. Petrus, die Rechte erhoben, in der Linken die Schlüssel, vier Finger fehlen, theilweise auch die Schlüssel; St. Paulus (?), in der Linken ein grosses Buch, die erhobene Kechte fehlt, lebhaft bewegt; St. Johannes, zu seiner Kochten der Adler, stürmisch nach oben blickend, die erhobene Kechte fehlt; St. Johannes Nepomuk, im Ornat, das Kreuz in der Linken, sehr bestossen.

Die meisterhaft modellirten Arbeiten sind Erzeugnisse der Meissner Fabrik

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Dresden (Stadt), Josephinenstift.


und dürften von J. J. Kandier modellirt sein. Vergl. K. Berling, Das Meissner Porzellan, Dresden 1900 und J. L. Sponsel, Kabinetslücke . . , Dresden 1900.

Porzellanbüsten, auf 15 cm hohem Sockel. Die Büsten sind durch Schrauben befestigt. Sie haben etwa halbe natürliche Grösse und sind merk- würdigerweise mit Oelfarbe bemalt.

Dargestellt ist zweimal ein Papst, dann je einmal ein nach oben schauender Mönch. Auf einem Sockel die Inschrift: s. Franciscus.

Auf dem Sockel die Meissner Schwertermarke.

C r u c i f i X , in Holz, vergoldet, 3/4 lebensgross. Derbe Arbeit in den Formen des endenden 18..Jahrh. Auf der Haupttreppe.

Reise uhr, hübsche Arbeit des 18. Jahrh. in Form einer rechteckigen Dose, auf vier Füssen stehend.

Gemälde.

Die Kirche besitzt eine An- zahl nicht eben bedeutender Gemälde, die in der Kirche, der Sakristei und den Gängen aufgehängt wurden. Zumeist sollen sie nach Angabe der Kirchenverwaltung Arbeiten von C. W. E. Dietrich sein. Einige davon seien erwähnt:

Gemälde, Crucifixus in Le- bensgrösse, auf Leinwand. In- folge ungünstiger Beleuchtung nicht zu würdigen. Mitte des 18. Jahrh.?

G e m ä 1 d e , der todte Christus, liegend, auf Leinwand, etwa 1,8 m breit. Mit starken Lich- tern nach Art der Neapolitaner. An der Emporenbrüstung.

Gemälde, die h. Jungfrau dictirt Ignaz Loyola die Oonstitutiones, auf Lein- wand, in Oel, 1,4 0 : 2,4o m. Die Jungfrau rechts oben, der Heilige links unten knieend. Im Anschluss an das entsprechende Bild in der Hof kirche entstanden. Zweite Hälfte des 18. Jahrh.

Gemälde, der h. Johannes Nepomuk vor dem Crucifix betend. Bräunlich im Ton, unbedeutend. Mitte des 18. Jahrh.

Gemälde, auf Leinwand, in Oel, 81:98 cm. Der heilige Antonius von Padua, als vor dem Christuskinde in Anbetung. Dieses auf Wolken über einem Tische, auf dem Lilien liegen. Hübsche Arbeit der Mitte des 18. Jahrh.



Fig. 202. Josephinenstift, Crucifix.


18. Jahrh. Anscheinend eine tüchtige Leistung.


Waisenhauskirche. — Evangeliseh-reformirte Kirche.


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