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Projekt:Altes Dresden/Dresdner Gebäude/Gurlitt/Kreuzkirche

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Die Kreuzkirche.


Die Kirche wurde durch Brand mehrfach zerstört; so 1491 fast vollständig; 1669 brannte der Thurm ab; 1760 wurde die Kirche zusammengeschossen und darauf die Ruine ganz abgetragen. Der nun errichtete Neubau verlor durch den Brand am 16. Februar 1897 sein Dach und die innere Ausstattung. Es sind mit- hin drei Kirchen zu betrachten, welche nach einander an derselben Stelle standen.

Frühmittelalter[Bearbeiten]

1. Die frühmittelalterliche Kirche.

Aeiteste Nachrichten.

Die Kirche, welche allem Anscheine nach gleichzeitig mit der deutschen Stadt gegründet wurde, also in ihren Anfängen in die Zeit um 1200 fällt, war dem heiligen Nikolaus geweiht, dem Patron der Schiffer. Sie stand dauernd mit der Elbbrücke in Verbindung, so dass das Brückenamt die Kirche verwaltete. Obgleich nicht selbst Pfarrkirche, lag sie in dem ummauerten Stadttheile, während die Pfarrkirche, und das war während des Mittelalters stets die Frauenkirche, vor den Mauern sich erhob. Der Stadtplan ist so gestaltet, dass die Frauen- kirche im älteren wendischen Dorfe (Altendresden links und rechts der Elbe) lag, die Kreuzkirche in der dem Dorfe angefügten germanischen Ansiedelung, welche den Brückenkopf für die Elbbrücke bildete. Siehe hierüber unter Brücke und Festungsbau.

Im 13. und 14. Jahrhundert wurde in der Kirche eine Verehrung: des heiligen Kreuzes eingerichtet, welche bald so überwog, dass seit 1371 der Name Nikolaikirche nicht mehr nachweisbar ist und an seine Stelle der der Kreuzkirche tritt.

Die Kreuzverehrung wird in Dresden seit 1299 urkundlich erwähnt. Sie hängt mit einem Heiligthume zusammen, dem „Schwarzen Herrgott von Dresden", das auch den Brand von 1491 überdauerte und im ßeformationszeitalter mehrfach genannt wird, üeber die Herkunft des Herrgotts ist nichts Sicheres bekannt, doch dürfte er mit dem etwa um 1280 auf der Elbe angeschwommenen und hier hochverehrten Kreuze zusammenhängen. 1234 soll nach anderen Quellen ein Stück des Kreuzes Christi in der Kirche bewahrt worden sein. Seit 1319 wird die Kreuzkapelle erwähnt; schon damals war also dieser Bautheil vorhanden.

Bildliche Darstellungen.

Die alte Gestalt der Kirche vor dem Brande von 1491 ist nur vermuthungs- weise aus den bildlichen Darstellungen jener Kirche erkennbar, die bis 1760 stand. Von dieser besitzen wir Grundrisse und mehrere Ansichten, namentlich die von Canaletto, sowie eine kleine Wiedergabe im Modell des alten Dresden von 1521 (im Königl. Grünen Gewölbe).

Unter diesen Darstellungen ist der auf Tafel I wiedergegebene Grundriss der wichtigste. Er stammt, da auf ihm das Westthor von 3581 dargestellt erscheint

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und da die Schrift wohl zweifellos noch dem 16. Jahrhundert angehört, wahrschein- lich aus dem Ende dieses Jahrhunderts. Leider fehlt die Darstellung der Südkapelle. Ebenso an einem weiteren Plane aus der Zeit nach 1760, der sieh gleich jenem

in der Sammlung Kö- nig Friedrich Augusts IL findet. Diese Pläne werden ergänzt durch einen dritten aus der- selben Sammlung (Fig. 1), der freilich man- che üngenauigkeiten zeigt. Das Stadtmodell bestätigt die Ansicht der Südfront. Es er- weist sich als in den Hauptformen genau (Fig. 2), obgleich die Kirche dort nur in der Grösse von etwa 12 cm dargestellt ist. Von der Nordfront besitzen wir ausserdem die Ansicht im Stich, welche Ga- briel Tzschimmer in seiner ,, Durchlauch- tigen Zusammenkunft" giebt (Nürnberg 1680; vgl.O.Richter,Dresdner Strassenansichten von 1678, Dresdenl892) und eine zweite in der Vogel- perspective des An- dreas Vogel von 1634 (vergl. 0. Richter, At- las zur Geschichte Dres- dens, Dresden 1898) Nach beiden ist Fig. 3 gezeichnet. Auch diese kann Anspruch auf Genauigkeit nicht er- heben

Wcsttliürme.

Alt waren an dem 1760 zerstörten Bau die Westthür me. Die Grund- rissanlage (Tafel 1) weist darauf, dass die Anlage ursprünglich zweithürmig war, etwa in der Weise, wie jene der Frauenkirche zu Grimma (Heft XIX, S. 82 flg.), Nikolaikirche zu Leipzig, Stadtkirche zu Geithain und andere mehr. Auch



Ao


HO 5'0


Grnndriss der Krcuükirche. 18. Jahrb. Nach einem Pliuie in der Sammhing Kfinig Friedrich Angust II.


Mittelalterlicher Bau. Bildliclie Darstellungen. Westthürrae. Kreuzkapelle.


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hier geben die Bilder Canalettos die besten Unterlagen. Deutlich erkennt man, dass die im Grundrisse oblongen Eckthürme in fünf Geschossen über einander gothische Fenster hatten. Dies bestätigt das Modell. Man kann mithin annehmen, dass die in Fig. 4 dar- gestellte Westansicht sich mit dem ursprüng- lichen Zustande unge- fähr deckt.

Kreuzkapelle.

Der Chronist Weck (Seite 208) berichtet, dass von der alten Kirche nach dem Bran- de von 1491 übrig blieb : der Altarchor und die Sakristei. Die Gestalt des C h 0 r e s ist nach- weisbar durch die

Grundrisse in der Sammlung des Königs Friedrich August II. und durch Tzschimmer 15. Jahrhunderts.



Fig. 2. Südansicht der Ki-euzkirclie. Auf. 10. Jahrli. Nach dem Modell im Königl. Grünen Gewölbe.


Sie weist auf eine spätere Zeit, auf die Mitte des Anders steht es mit der Sakristei, die als der Rest eines im



Fig. 3. Nonlaiisiclit der Kreuzkirch(!. Skizze des Zustaiides im 18. Jahrli.

Achteck geschlossenen, dreischiffigen Querhauses erscheint und zwar eines solchen von basilikaler Anlage. Hier, an der Südseite der Kirche, befand sich die Kreuzkapelle, ähnlich der Anlage an der Stadtkirche zu Torgau.

Nach Fig. 1 hatte die Sakristei eine lichte Breite von etwa 7,5 m und ragte

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Dresden (Stadt), Kreuzkirche.


10,4 m über die Innenseite der späteren Südmauer hervor. Eeste der Seitenschifife sind aus Fig. 2 deutlich erkennbar. Merkwürdig ist die Stellung eines Strebepfeilers in der Achse. Es weist dies auf die Schule des Peter Parier von Prag, welche ähnliche Anlagen in der Mitte des 14. Jahrhunderts wiederholt schuf.

Die Jahre 1319, 1332, 1335, 1337, 1342 bringen eine Reihe Stiftungen für neu erbaute Altäre. Wichtig dürfte die Altarstiftung des Landesfürsten sein, welche 1371 erfolgte und 1377 vernaehrt wurde. Den damals beschäftigten Steinmetzen können wir in dem Johannes Lapicida vermuthen, dessen Frau,

Aleyt, 1371 zur Kreuzkapelle in Bezieh- ungen stand.

Baurechnungen sind nicht erhalten. Doch wird in der Jahresrechnung des Brückenmeisters 1388/89 wieder ein Stein- metz Johannes, auch Johannes Hein- czold, genannt. 1396 wohnt die Heyn- czoldynne im Loch, d. h. in der Gegend der späteren Badergasse. Neben ihm tritt Ulmann als Steinmetz und Maurer auf. Leider ist sein Familienname nicht zu er- mitteln, der Vorname ist nicht selten. Doch sei darauf hingewiesen, dass 1378 ein Steinmetz dieses Namens am Prager Dom thätig war, wo auch Steinmetzen mit den Namen Dresin oder Dresdin und Fraiberger vorkommen. Der Maurer Lute- witz, der 1388 auftritt, wird in der Bür- gerliste von 1396 Spiczczing vel Luscewicz (Loschwitz?) der Murer genannt; ausserdem werden Heiwik, Opeczko, Nueman (1402 im Stadtbau- amte als Maurer thätig) und die Lehrlinge ' * ' Johannes Vrohuf (1396: Hans Vrü- 10 20 Meter y f f )^ Reynfrld, Jakob und Johannes "f (- erwähnt.

lieber die Gestalt des Schwarzen Herr- gottes giebt uns vielleicht ein kleines Kreuz (Fig. 5) in vergoldeter Bronze Aufschluss, das in der Seevorstadt gefunden wurde. Es ist 11 cm hoch, 10 cm breit, die Figur 7,5 cm lang. Eye schloss aus dem starken Barte, der statuarischen Haltung, dem ungesenkten Haupte, den nebeneinander liegenden Füssen auf das 11. bis Anfang des 12. Jahrhunderts. So hohes Alter ist wenig wahrscheinlich. Mir will nicht unmöglich scheinen, dass das sehr handwerklich gearbeitete Werk wesentlich jünger ist, aber ein älteres Werk nachahmt, und dass es ein Wallfahrtskreuzchen sei. Dafür spricht das eine Loch am oberen Ende, an welchem das Kreuz getragen worden zu sein scheint.



50 Ellen


Fig. 4, AVestansicht der Krenzkirclie, Skizze des Ziistandes vor 1500.


Mittelalterlicher Bau, Kreiizkapelle. Bauten zu Anf. des 15. Jahrh.


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Fig. 5. Bronzekreuz aus dem Königl. Alterthums - Museum.


In der Sammlung des K. Alterthumsvereins (Schrank 30, Inv.-Nr. 191).

Bauten zu Anfang des 15. Jahrli.

Stadt und Kirche nahmen unverkennbar einen Aufschwung unter Markgraf Wilhelm L, der auch 1400 versuchte, an letzterer ein Capitel zu errichten. Altar- stiftungen erfolgten ferner 1391, 1393 (gegen die Schule zu, in der Kreuzkapelle, also an der Südseite), 1395, 1398.

In den Brückenamtsrechnungen von 1401 findet sich folgender Posten: Computavi cum magistro Ulriche von den gewelben pro isto anno et fuit summa 51 sex. 20 gr. Lapicide Ulriche pro isto anno 55 sex. 56 gr. Es ist also dieser Meister Ulrich mit einem sehr hohen Gehalte angestellt.

Die Brückenamtsrechnung 1402 berichtet von verschiedenen Sendungen zu auswärtigen Steinmetzen. Hic misi pro lapicida hein Budissin Czonczen

et Thomas dedi eis 14: gr Item Thomas

Conc^en, quesivit lapicidam in Zarotv (Sorau?)

et alihi precium 20 gr Item nuncium pro

lapicida, in Gorlic^ et alihi quesiverunt, 24 gr

Hic venit lapicida meister Nicolaus von der Zitthow, dedi ei 1 sex. de mandato civium .... Lapicide uno 18 gr. pro ecclesia, qui prevenit meister Hanns s. (scilicet?) Conczen .... Lapicide meister Hanns 1 sex. per sep- timanam

Das Jahr 1403 bringt dann einen grösseren Bau: Distrihuta edificiorum :

Primo sahato ante cantate lapicidis pro structura sancte crucis 2 sex. 58 gr. cum scher flon videlicet pro uno lapicida l^j^ gr. per septimanam.

Aehnliche Ausgaben erfolgen nun alle Wochen des Jahres 1403, bis eine Gesammtausgabe von 189 ß. 44 gr. erwächst und ebenso durch das Jahr 1404. Im Jahre 1404 betrug der Wochenbetrag 3 bis 4 ß., 1407 sogar 4 bis 7 ß. Der Bau schloss 1408 mit Streit, ja mit Prügelei ab.

Dominica II post trinitatis lapicide 3 sex 12 gr. Notandum discordia lapi- cidarum sc. Promissum magistro lapicidarum pro festimento etc. 24 sex.

Dominica III lapicide 3 sex 12 gr. Hic percusserunt se lapicide.

Dominica IV promissum lapicidarum magistro 24 sex.

Doch gab man noch nach der Brückenamtsrechnung 1409 Ulriche et servis pro lapidis (!) in ecclesia 57 gr.

Auch 1410 wird Ulrich lapicida noch genannt.

Ferner wurde 1408 von der Stadt ein Bote an Meister Hansen den Stein- metzen nach Zella (Altenzella) gesendet. 1418 heisst es in der Kämmereirech- nung: 2 ß. 53 gr. meister Kunrade von eyme altare czu hauven meister Francs en. Meister Franz von Dippoldiswalde, der Schulmeister, hatte 1414 den Donatialtar in der Kreuzkirche erneuert und ausgestattet, später noch einen Altar, den des heiligen Kreuzes (erwähnt 1425). Einer von diesen ist also 1418 neu hergestellt worden. (Cod. dipl. II 5. S. 134, 137, 142.)


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Mit der Bauthätigkeit zu Anfang des 15. Jahrhunderts hängt wohl auch der Streit des Rathes und Brückenamtes mit Nickel von Gorbitz (1412) wegen eines Steinbruchs bei Struppen bei Pirna zusammen, der für den Bau von Kirche und Brücke bestimmt war. Ferner die erneute Errichtung des Kreuzaltars (1425), gelegen „uf der salcristen, darohir man pfleget zcu singen der heiligen Crucis- messe'\ Es befand sich dieser Altar also auch jetzt noch an der Südseite der Kirche gegen die Schule zu.

Ueber die damals errichteten Bautheile weitere Klarheit zu schaffen, ist nicht mehr möglich. Mir will scheinen — ohne dass ich Beweise dafür bei- bringen kann — , dass man, bei den Thürmen anfangend, gegen Osten fort- schreitend, mit der Umgestaltung des Langhauses in eine Halle beschäftigt war, ähnlich wie gleichzeitig am Meissner Dome, und als habe man nach dem Brande von 1491 diesen Gedanken lediglich weiter fortgeführt.

Der Chorbau.

Die Hussitenkriege unterbrachen die Bauthätigkeit. Erst 1437, 1440, 1444, 1449 kam es wieder zu Altarstiftungen. Diese stehen allem Anscheine nach mit dem Bau des Chores in Verbindung. Es mag daraufhingewiesen sein, dass ein Dresdner Meister, Hans Kümelcke, damals als auswärts thätig genannt wird, und zwar bis 1446 an der Nikolaikirche zu Zerbst, welche bis 1488 dessen Sohn Matthias Kümelcke vollendete (Puttrich, Denkmäler in Sachsen I, 2, S. 4). Diese Angaben werden aufgeklärt durch Büttner Pfänner zu Thal (Anhalts Bau- und Kunstdenkmale S. 430 flg.). Dort erfahren wir, dass der Name des Dresdner Meisters Hans Kumolre oder Kumolce zu lesen ist, dass dieser 1446 den Chor der Kirche vollendet habe, der 1447 mit der Bedachung versehen wurde. Im Jahre 1447 war Meister Hans angeblich bereits verstorben.

Der hier genannte Meister ist nun auch in Dresden nachweisbar. Das Ge- schlecht der Kumoller, Kwmoller, Kuhemoller, Kunemollir, Kumolner ist hier längere Zeit ansässig gewesen. Hans Kwmoller besass 1449 ein Haus in der Rampeschen Gasse, ist also nicht 1447 gestorben, 1452 besass er ein Haus in der Elbgasse; er ist 1454 in städtischen Diensten an den Bollwerken der Stadt- mauer thätig. Er lebt noch 1469, wo sein Sohn Mattis an der Kreuzkirche mit ihm gemeinsam thätig ist, dieser wieder zugleich mit seinem Sohne. Matthes Kumoller wurde 1488 Mitglied des Rathes und starb am 14. März 1511. Seine Thätigkeit stand wohl mit dem Bau des Chores der Kreuzkirche in Verbindung. 1467 erscheint ein Burckard Kuhemoller bei einem Hauskaufe.

Wir erfahren nun, dass die Zerbster Kirche von jenem Sohne des Hans Kumoller, dem Mattes, bis 1488 fertig gestellt wurde. Es handelte sich dabei um das Langhaus zwischen Chor und Thurm, um das Dach und den Dachreiter. Die beiden Meister „bereiteten die ganze Kirche an dem Gebäu mit dem Holz- werk".

Dieselbe Architektur wie am Chor zu Zerbst zeigt sich an der Marienkirche zu Bernburg (Büttner Pfänner, a. a. 0. S. 102), deren Chor dem Dresdner auch in der Grundrissanordnung nahe steht.

Der Zerbster Chor ist der einer Hallenkirche, das Mittelschiff ist aus dem Achteck, der Umgang aus dem Zwanzigeck geschlossen. Theile dieses Um- ganges sind nach aussen in sehr reicher Schmuckarchilektur gebildet, die sich


Mittel?ilterlieher Bau. Bauten zu Auf. des 15. Jalirh. Der Cliorbau. Der Ausbau.


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deckt mit jener des Chores der Dresdner Kreuzkirche. Aus allem diesen geht hervor, dass der Chor sehr reiche GestaUung hatte. Da in die spätere Ostwand der Seitenschiffe ein Pfeiler theilweise mit eingemauert erscheint, kann man schliessen, dass der Chor älter ist als diese. Beachtenswerth ist auch die Aus- bildung des Maasswerkes, das in manchen Fenstern freilich schon die leeren Formen des endenden 15. Jahrhunderts zeigt; vielleicht Ergänzungen nach dem Brande. In den anderen dürften noch die Formen der vorhergehenden Zeit zu erkennen sein. Die reichen Spitzenbogen über den Fenstern, die Auflösung der Wandflächen durch Blendarkaden, die Wimperge sind aus dem Stiche bei Tzschimmer sicher nachweisbar und jenen der Anhaltischen Bauten verwandt.

Ferner war in Zerbst an der Nordseite des Chores die Darstellung einer Sau angebracht, an j deren Zitzen Juden saugen. Aehnliche Darstellungen ( fanden sich in Dresden. Viel genannt als Stadtwahr- J zeichen war das „Garstige Ding", eine Frau mit hohem 1 Kopfputz, mit der sich ein Hund zu schaffen machte. I Es war am Chor angebracht und erhielt sich nach dessen Abbruch bis 1841. Auch sonst waren an den äusseren Pfeilern der Dresdner Kirche „manche un- ehrbare Figuren aufgehauen" (Hasche, Beschreibung I, 631, Anm.).

Die Gestaltung der Kirche war nunmehr etwa folgende:

Die Westthürme waren von alter Gestalt, doch vielleicht schon zur Aufnahme der grösseren Glocken durch eine Brücke unter sich verbunden. Das Langhaus befand sich im Bau: Man gestaltete es aus basilikaler Anlage in eine Halle um, der Rest zeigte noch die Formen des 14. Jahrhunderts. Der Chor war seit 1450 in reicherer Gestaltung angelegt worden. Die Kreuzkapelle schloss sich an das alte Südquerschiff an.

In Fig. 6 habe ich versucht, die alte Kirche zu reconstruiren, wie sie vor dem Brande von 1491 gewesen sein kann. Als Vorbild diente die i'i^. «i- ;^-sd.ui,t u.^

° lvn,'u/,kii( lio. Skizze des Ziistandos

Stadtkirche zu Torgau. Für viele Einzelformen, vor und nach 1-JSO. z. B. für die Anlage des nördlichen Querschiffes,

der Seitenchöre fehlt es an jedem festen Anhalte. Die Höhe des Hauptschiffes ist nach dem Stich des Canaletto bestimmt, welcher den zur Hälfte einge- stürzten Thurm darstellt. Grundriss und Querschnitt des älteren Baues er- heben aber keineswegs einen anderen Anspruch, als das Bild der Kirche festzu- halten, wie es möglicher Weise war.

Der AnsLau.

Im Jahre 1459 wird ein Steinmetz Meister Arnd als in Dresden thätig ge-



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Dresden (Stadt), Kreuzkirche.


nannt, der vorher für den Erzbischof Friedrich von Magdeburg in Kalbe beschäftigt war und bis 1461 in Dresden nachweisbar ist. 0. Eichter (N. Archiv f. Sächs. Geschichte VII, 149) vermuthet in diesem den Meister Arnold von West- phalen. Leider fehlen in der Eeihe der Dresdner Baurechnungen jene aus diesem Jahre. Die von 1462/3 sprechen von einem grösseren Kapellenbau unter Meister Peter, der bis 1471 fest angestellt erscheint, 20 Gr. Wochenlohn, jähr- lich ein Hofgewand und Opfergeld von zusammen 2 Schock 20 Gr. Werth erhält. Das Dach auf der Kapelle wurde von Nickel Ysennacher zu Dippoldiswalde gedeckt. Gleichzeitig erscheint Matth is Zimmermann, wohl Kumoller, im Stadtdienst thätig. 1467/8 macht dieser „selbander" das „Portat" und den Um- gang zu diesem, sowie das Gestühl. Wir können also auch annehmen, dass das schöne Gestühl der Zerbster Kirche von 1453 ein Werk der Dresdner Meister ist. Was unter dem Worte „Portat" (Portativ?) zu verstehen ist, vermag ich nicht zu sagen.

Ein Mann, der weitere Beachtung verdient, ist Thomas Fiedeler, der Dresdner Steinmetz, der 1459 am Steinmetzentage in Regensburg theilnahm. Ein Hans Fedeler arbeitet 1458 in Dresden. 1469 baut ein Meister Thomas an der Frauenkirche, ferner ist er dort 1474, 1476, ein Geselle Urban Fedeler am Franziskanerkloster 1489 thätig (Georg Müller liest Sedeier). Bemerkenswerth ist immerhin die Anknüpfung einer Dresdner Steinmetzensippe mit den süd- deutschen Hütten. Auch der damals in Wien thätige Dresdner Meister Lorenz Pfennig sei hier genannt. Sein Familienname ist in Dresden nachweisbar.

Im Jahre 1469 weisste Matthes Kumoller die Kreuzkirche gemeinsam mit seinem Vater und seinem Sohne aus, malte die Schlusssteine braun, roth, grün und gelb, das Gitter an der Kreuzkapelle in rother Oelfarbe. Somfsdorf und sein Sohn vollenden die Arbeit. Gemeint dürfte unter diesem Namen ein aus Somsdorf bei Tharandt stammender Zimmermann sein.

1471 fertigt Hans von Pipigen gemeinsam mit dem Gesellen Nickel das Oiborium und Sakrament- Gehäuse. Im folgenden Jahre arbeiten die Steinmetzen Jorg Kole und Olawfs Palierer mit an dem Werke. Zur Bild- schnitzerei wird viel Werkzeug gekauft. Der Meissner Bischof weiht den St. Moritz- Altar. Das Oiborium und der Oelberg wurde anscheinend erst 1480 fertig, wo Hans Strafs berger das Gemälde und die vier Bilder fasste. Damals wurde auch am Kreuzkämmerlein gearbeitet, das den Brand von 1491 nachweisbar über- dauerte. Im Grundriss der Kirche erseheint es als kleine, in reichem Netz- gewölbe überdeckte Kapelle an der Nordwand des Langhauses. Die Formen des Gewölbes sind für so frühe Zeit in Sachsen auffallend. Gleichzeitig erscheint Meister Peter, der nach einer Aktennotiz 1480 aus „Winssingen" nach Dresden kam. Gemeint dürfte sein Winzingen im württembergischen Oberamt Gmünd. 1478 war zwischendurch auch ein Zimmermeister Peter an der Kirche beschäf- tigt. Dem Peter aus Winssingen werden 1480 Papier für die Reissbretter und Modellbretter, nach denen die Steine gehauen wurden, bezahlt. Am Gitter vor dem Oelberg war Conrad Büchsenschmied 1480 thätig. 1481 dürfte der Oelberg im Wesentlichen fertig gewesen sein. Doch wurde noch 1486 der Himmel von Titz Maler gefasst. Dieser Titz wird 1503 als Maler und Stein- metz, 1488 bei einer Schätzung seines Vermögens als Bildensniczer bezeichnet.


Kreuzkirclie, Mittelalterliclier Bau. Der Ausbau.


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Es ist also für diesen Meister eine alle Künste umfassende Thätigkeit sicher nach- weisbar, wie diese bei den Kumoller zu vermuthen war. Vielleicht ist dieser Titz eine Person mit dem 1477 und 1481 an der Albrechtsburg thätigen Titz Franke und jenem Meister, der 1480 — 85 als Meister Diterich den Schlossbau zu Torgau leitete.

Aus den Eechnungen der Periode zwischen 1481—90 sind nur die von 1486/87 erhalten. Wir finden in diesem Jahre einen grösseren Bau im Gange, den Meister Concz leitet. Gesellen sind der grosse und der kleine Merten Frund, Hans Arnold, Urban und Lorencz. Man macht Streben zu den Gewölben und Fenster in der heil. Kreuzkapelle, arbeitet am „Gehäuse", an Simsstücken; der Tischler an Bänken auf die Borkirche (Empore).

Mir will scheinen, als sei Meister Concz der später auftretende Conrad Pfluger und habe dieser schon vor 1486 an der Kirche gewirkt.

Ueber die Folgezeit sind wir nicht unterrichtet. Doch scheint das Jahr 1491 Veränderungen an den Thürmen gebracht zu haben. Sie werden bestiegen, Meister Heinrich Kann engl efser setzte fünf zinnerne Knäufe auf ihnen auf, die nicht weniger als 212 Pfund wiegen. Nach dem Brande wurden 1493 59 Centner von den Thurmspitzen stammendes Blei verkauft. Es handelte sich also wahrscheinlich um Holzhelme mit Bleibedachung, und zwar werden noch 1505 ausdrücklich zwei Thürme erwähnt. Bis dahin ist also die alte Westanlage beibehalten worden. 1491 werden dann ferner von Heinrich Kannengiefser, der in diesem Jahre aus der Brückenamtskasse 7 Schock Groschen erhielt, auch die Glocken gegossen, die, wie es scheint, erst nach dem Brande und Neubau an ihre Stelle gebracht wurden. Die Marienglocke war, nach Weck, 170 Centner schwer und 4 Ellen (2,2 6 m) weit. Sie trug die Inschrift:

(ILoucolor en oiaa mortua, pello nocttia, fefunctos plango, otoos docd, fuigura fronoo, Cum moestig moesto fongoubens nuncio festa, Jitquj beum plöfo, uentura perifulo paco. Conflata sunt anno m rccc Irrrrt buce tnnc rcßnonte JlHierto. I)ctnrtd) Konncngt^cr. marin iesns.

Eine zweite, 1^/^ Ellen (ca. 0,9 8 9 m) weite Glocke hatte die Inschrift: 0 rer glortac ueni cum pace anno bomini m cccc Irrrit

Heinrich Kannengiefser ist einer der bedeutendsten Handwerker jener Zeit in Dresden. Er ist schon aus Langenn, Herzog Albrecht (S. 420 flg.) als Geschützgiesser bekannt. Mehrfach wird er auch Heinrich Quinckow oder Quinque genannt. 1478 schloss er mit Herzog Albrecht einen Vertrag wegen Büchsengiessens; 1481 hatte er 12 neue Büchsen gegossen. Im ßathe der Stadt sass er seit 1493. Er starb Ende 1505. In demselben Jahre tritt Christof Quinque, wohl sein Sohn, in den Eath ein, in dem er bis 1517 wiederkehrt. Wir werden der Hütte dieser beiden Giesser, die auf dem Hahneberge bei Dresden stand, die Mehrzahl der Glocken in der Umgebung Dresdens aus jener Zeit zu- zuweisen haben.


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Dresden (Stadt), Kreiizkirclie.


Spätgotik[Bearbeiten]

2. Der spätgothische Bau.

Die Bang-eschichte bis 1499.

1491, 15. Juni. Die Kirche brannte bis auf die Sakristei ab; Gewölbe und Pfeiler fielen ein; die Glocken und Kelche schmolzen. So berichtet ein Zeit- genosse. Nicht geschmolzen sind jene Glocken, die in diesem Jahre gegossen wurden, da sie wahrscheinlich noch nicht auf den Thurm aufgezogen waren.

1491, 18. November. Herzog Georg ordnet die Verwaltung der Kirche, in der Unregelmässigkeiten vorgekommen zu sein scheinen. Damit hängt es wohl zusammen, dass der Bürgermeister Apotheker Johann Huffener 1492 ,,400 Rheinische Gulden zur Kirchen des h. Kreuzes seines Versäumnis halben durch ufgelegte Straf unsers gnädigen Herrn reichen vnd gehen" musste, «eine ungemein hohe Strafe, wenn man bedenkt, dass Huffener zur Vermögenssteuer von 1488 nur mit BOG Gulden Vermögen eingeschätzt war. (Vergl. Stadtbuch 1477 flg. Bl. 122b.) Die Verwaltung der Kirche wird unterstellt: dem Hofmeister Eitter Caspar von Schönberg als Obmann, Pfarrer Lorenz Stumpff, Hans Carlowitz und Heinrich Kannengiefser. Aus einem Eügeprozess gegen den Seidenstickergesellen Peter Hessig geht hervor, dass dieser für die Kirche ,, bitten ging. Ein Anderer ging bis Magdeburg.

1492, 4. März. Grundsteinlegung.

1492/93. Nach der Brückenamtsrechnung wurde alsbald eine rege Bau- thätigkeit begonnen. An der Spitze der Steinmetzen steht wieder Gl aufs Pallirer, vielleicht jener damals öfter genannte Claus Roder. Unter ihm arbeiten neben Anderen Gregor Schulmeister, Hans Werner, endlich Hans Schickentanz, der etwa um Ostern 1493 an Stelle des nun nicht mehr genannten Claus zum Polier ernannt wird. Man bricht am Oelberge eine Wand mit vielen Kosten ab. Im Wesentlichen scheint es sich um den Wiederausbau des Chores zu handeln, dessen Fenster Johannes Glogner neu verglast, und zwar mit „Walt Scheiben" (Scheiben aus dem Fichtelwalde?). Zwei neue Blätter setzt er ,,in das Fenster apocalipsis". Also überdauerten die alten Malereien den Brand. Die Bauleitung hat anscheinend schon jetzt Hans Rein hart.

1493, 26. Juni. Vertrag mit dem Steinmetzen Hans Reinhart über den Neubau. Hans Reinhart ist in Dresden als Maurer seit 1458 urkundlich nach- weisbar. Schon 1450 erscheint als Polier des Stadtmeisters Lienhardt ein Hans, der mit ihm identisch sein könnte. 1465 baut Hans Reinhart von Meissen die Stadtkirche zu Weissenfeis, 1478 hat er den Dresdner Schlossbau unter sich, 1488 baut er für Caspar von Schönberg das Schloss Sachsenburg, für denselben Vertrauten des Herzogs, dem auch die Oberleitung des Kreuzkirchenbaues unter- stand. Reinhart zahlte noch 1496 Geschoss an die Stadt. An der Kreuzkirche soll er laut Vertrag von 1493 als Werkmeister bauen, „was steinen sein wird. Er erhält jährlich 40 Schock alte Groschen, darf auch anderen Meistern Arbeit am Bau verdingen, darf selbst aber keinen anderen Bau annehmen. Wenn der Bau unförmlich sein oder übel gerathen solle, trägt er keine Verantwortung. Dieser letzte Satz ist überraschend und weist darauf hin, dass Reinhart nicht der entwerfende Meister war.

Die Baurechnungen dieser Bauperiode haben sich erhalten. Es geht hieraus hervor, dass zwar Ostern 1493/94 grosse Steinmetzarbeiten unter dem Polier


SpätgothiscJier Bau. Die Baugescbielite bis 1499.


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Gregor Schulmeister geliefert wurden, dass aber gleichzeitig im Innern am Gestühl (von Hans Tischer), an der Glöcknerei und durch den Zimmer- mann Peter von Waldenburg am Dache gearbeitet wurde. Es wurde also wohl im erhaltenen Chore dauernd Gottesdienst gehalten und zunächst der West- theil des Langhauses und die Thürme erneuert, die vielleicht auch erst jetzt eine in der Gleiche der obersten Geschosse angebrachte Verbindungsbrücke erhielten.

Ostern 1494/95 wurden Fensterbogen eingewölbt, die Glocken aufgezogen und durch Hans von Stralsberg aufgehängt. Der Zimmermann Brosius Schmeisser fertigt das Glockengehäuse, das Kirchdach wird gedeckt, Rein- hart erhält für Verpfosten und Setzen von 6 Fenstern 30 Schock; eine grössere Anzahl von Leuten ist mit Abbrucharbeiten beschäftigt: man bricht die alte Mauer ab. Die Sachlage ist wohl die, dass von den drei Westjochen die üm- fassungswände, Pfeiler, Fenster und das Dach fertiggestellt wurden.

1495. Zweiter Vertrag mit Hans Reinhart auf etliche Gebäu an der Kirche. Abzubrechen ist die Südmauer (gegen die Schule zu) in ihrem östlichen Theile; hier sollen zwei Strebepfeiler, zwei neue Fenster mit gekehlten Gewänden und Bogen gleich den übrigen errichtet werden. Gegen Osten (nach der Pfarre zu) soll Reinhart ein drittes Fenster bauen, dabei die alten Gewände und Bogen verwenden. Im Innern soll er drei neue Dinste gleich den übrigen aufführen. An der Nordseite neben dem Kreuzkämmerlein, über dem Wendelstein bis zum Chor soll die noch brauchbare Mauer stehen bleiben, erneuert und erhöht, die Fenster sollen gleich hoch mit den anderen gebildet, die Ostfenster ebenfalls ausgebaut, die Strebepfeiler neu aufgeführt werden. Es handelt sich also um den Ausbau des Theiles östlich vom alten Querschiff und mithin um die Durch- bildung des ganzen Langhauses zur dreischiffigen Halle. (Vergl. Fig. 6.)

1496. Reinhart erhält 113 Schock 30 Groschen als Schlusssumme für die 1495 an ihn vergebene Arbeit, welche mithin nunmehr vollendet war.

1497. Reinhart macht zwei neue Gewölbe an der Sakristei, die Pfeiler am Chor werden abgebrochen (wohl die alten Vierungspfeiler), neue Pfeiler ge- baut. Reinhart erhält für Verpfosten und Formen von 6 Fenstern 16 Schock: wohl die Fenster des östlichen Langhaustheiles. Er wird darauf abgelohnt. Heinrich Kannengiefser macht den Knopf auf die Spitze (Dachreiter) am Chor. Er giesst für diesen eine Glocke von 4 Centner Gewicht, Kunz Stein- metz schliesst einen Vertrag, wonach ihm 4 Fenster zu verpfosten gegeben werden, ebenso soll er zwei halbe Pfeiler am Chor „verbringen.

1497. Sonntag nach Margarethe (16. Juli) und Sonntag nach Galli (22. Oct.) wird mit dem Werkmeister der Kirche zum heiligen Kreuz, Conrat Swabe, abgerechnet. Er erhält 436 fl. 16 gr. 2 pf. Es wurden dafür gefertigt die Pfeiler, die Dinste in der Kirche, Kreuzbogen; am Predigtstuhl und an den Pfeilern wird gebessert. Conrat erhält 1 fl. rheinisch Wochenlohn „fso er heym law ist, wo er abert nicht do ist, (so gehe man im i/g fl. reinisch". Es scheint, als sei nun der westliche Theil des Langhauses mit Pfeilern versehen und eingewölbt worden.

Kunz Steinmetz wie Conrad Schwabe ist zweifellos dieselbe Persönlichkeit wie Conrad Pfluger. üeber ihn siehe Gurlitt, Die Baukunst unter Kurfürst Friedrich der Weise (Dresden , 1897, S. 66 flg.) und Wanckel und Gurlitt, Die Albrechtsburg zu Meissen (Dresden 1895). wo sein Wirken in Meissen, Görlitz,


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Dresden (Stadt), Kreuzkirche.


Wittenberg, Leipzig u. a. a. 0. bis 1506 verfolgt wurde. Erhält doch im selben Jahre Konrad Pflnger 549 fl. 16 gr. 5 pf. für den Kirchenbau.

1498. Konrad Pfluger erhält 650 fl. 6 gr. 7 pf. als Eestzahlung für den Kirchenbau. Er leiht der Kirche 400 fl. auf Zinsen zu 7%.

1499. Meister Conrad Pfluger ist Bauleitender. Meister Conz, der Zim- mermann macht die Bogengestelle für die Kreuzbogen. Es werden die Schluss- steine am Gewölbe mit den Wappen der Wohhhäter der Kirche vom Steinmetzen Meister Ditz gehauen und von Titz dem Maler (derselben Person?) gemalt. Es sind: Jenes des Herzogs Georg und seiner Gattin, der Stadt, derer von Bünau, Schleinitz, Starschädel, Schönberg, Dahme und des Meissner Bischofs. Ebenso wurden 4 Evangelisten hergestellt. Das Kreuzkämmerlein wird erneuert. Sehr merkwürdig ist nachstehende Notiz. 36 gr. Kümo 11 er ,,als ein werghmeister" gegeben, dass er ,,anweissunge" gegeben hat. Es scheint also fast als sei KumoUer der Entwerfende am Bau. Konrad Pfluger erhielt 100 fl. für die Wölbung des Chores. Die alten Theile des Innern werden mit Steinfarbe gestrichen, die Kirche wird durch Konrad Pfluger gepflastert. Eine Vorlegung wird gehauen, „die da ist gekommen an zwei Pfeiler, da man die BorJcirche auf bauen soll. Unver- kennbar handelt es sich um die Westempore, doch dürfte hier der Bau noch nicht zum Abschluss gelangt sein. An einem von den Pfeilern stand der Predigtstuhl, welcher durch das Wappen des Obermarschalls Hans von Minckwitz als ein von ihm gestifteter bezeichnet wurde. Er dürfte gleichfalls dieser Bauzeit angehören. Seinen Standort stellt ein Bericht von 1789 über die Aufstellung der neuen Kanzel fest. Er stand am ersten Pfeiler rechts, vom Schuleingange aus, also am dritten Pfeiler der Südreihe vom Chore aus. Meister Ditz fertigte auch den Stein über der Sakristei, auf dem folgende Inschrift angebracht war:

Salutts anno miUrsiino qua^rinoente5tmo nno $npa nonagtnta nofto bnm tflne, ipso Ii. liti festo quob rnit. cal. Julii fnerat, l)oc triumpl)oli!i ligni socellum obsumptum est ti onno mccfclrrrrii in non. JUartit pro ipsins tnstanratione prtmus lapis incisus bennope anno mtUeno bino qninpntts, nooo Labore illustratnm $nb tUnstrisstmi prtiicipis et bomini, bomini §eorflii 3ar. bnc. etc. bomtnto ac gubernatione cousnmmatnmqne est to ibibns looembrts.

Hans Schickentanz bessert die Altäre aus.

1499, 20. November. Johann von Salhausen, Bischof von Meissen, weiht

die nunmehr vollendete Kirche. Die Inschrift, welche dieses bekundet, fand sich

ebenfalls über der Sakristeithür und lautete: Jlnno bomini millestmo qnabringentesimo nonagesinto nono, oicesima mensiJ looembris, reoerenbns in €l)risto pater et bominns, bominns Johannes be 3all)ansen ecclesiae ^Hisnens. episcopns, l)or bio. templnm oitalis ligui nna cnm snmmo altaris titnlo sanctissimornm patronorum infra scriptorum consecrooit, sanctae et inbioibnae trinitatis, potris et filit et ßpiritns soncti, sanctae crucis, sancti Jol)attnis baptistae, s. Joljannts eoanoelistae, s. licolai confessoris, sancti iincentii mart. sanctae €[)atarinae oirg. s. (ILlarae oirg.

et omninm sanctornm.

Damit war der Bau zu einem gewissen Abschluss gelangt.


Spätgothischer Bau. Die Baugeschichte bis 1499. Der Ausbau.


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Die Kirche wurde durch den Umbau zum Hallenbau mit schlicht recht- eckigem Langhaus. Dieser hatte drei gleichbreite Schiffe und sechs Joche. Die Abmessungen sind nicht mehr mit Sicherheit anzuheben; Weck irrt in seinen Angaben entschieden mehrfach. Sicher erscheint die innere Gesammtlänge mit 109 Ellen = 61,5 8 5 m. Danach ist der Maassstab auf Tafel I eingerichtet. Die Breite giebt Weck auf 32 Ellen = 18,o8 m entschieden zu gering an. Sie erscheint nach Tafel I 27,5 m, nach Fig. 2 24,5 m. Ebenso ist Wecks Angabe, dass die Höhe bis zum Gewölbescheitel 34 Ellen = 19, 21 m betragen habe, schwerlich richtig.

Das Gewölbsystem war einheitlich und stand in der Ausbildung des Netzes jenem der Wolfgangskirche zu Schneeberg nahe. Dies Gewölbe zog sich auch in das zwischen den beiden Thürm^en gelegene Mittelschiffjoch. Das erkennt man aus den Darstellungen der Thurmruine nach dem Einsturz von 1765. Man sah hier im Innern zwei Bogen zwischen den Thürmen: Den einen in der Höhe des dritten Thurmgeschosses, übereinstimmend mit den Gewölben der Kirche, den zweiten um ein Geschoss höher. Ein dritter war nur an der Aussenfront in der Höhe des fünften Thurmgeschosses sichtbar. Es haben sich hier also mehrere Neubauten vollzogen. Der Giebel zwischen den beiden alten Thürmen dürfte da- mals angeordnet worden sein, wie er auf Fig. 4 in punktirten Linien angegeben wurde. Es würde dies etwa dem Zustande entsprochen haben, in welchem sich jetzt noch die Kirche zu Geithain befindet (Heft XV, Fig. 12).

Der Ausbau.

1501. Die Verglasung der Fenster, die Halle am Schulthore und die grosse Glocke verursachen Kosten.

1502. Vollendung des Baues der Empore. Die Brückenamtsrechnung hier- über fehlt. Es handelt sich um die Westempore, die auf zwei Säulen sich vor die Halle zwischen den Thürmen legte.

1503. Die Fenster an den Emporen werden verglast. Hans Metzner und Martin Bewdener mit ihrem Helferknecht haben das grosse Fenster auf der Borkirche auf den Seiten zu- und die kleine Mauer hinter der Orgel auf- geraauert. Es vollzieht sich also eine Umgestaltung der Westfa^ade. Für die Emporen schafft noch Titz Maler Köpfe, Geländer und malt auch Schlusssteine, Gebüsche und heidnische Blumen. Ist das ein früher Anklang der Renaissance? Gleichzeitig werden neue Glocken v(5n Heinrich Kannengielser gegossen: die Scholastica, 3 Ellen 5 Zoll (ca. 1,82 m) weit, bez.:

faubo beum oetnm; pleüem uoco, congrego clerum befuncto$ ploro, pestem fugo festa becoro anno mbtti. Die heil. Anna, 2 Ellen 14 Zoll (ca. 1,4 6 m) weit, mit der Inschrift:

  1. frur Sttnfla befenbe ac protege nos, et in xn gloviiu oeni cnm pace

anno bomint m b ttt. 1503/4. Titz Maler und Steinmetz flickt und bessert das Ciborium, Mats Hecht macht den Orgelfuss, an dem auch der Zimmermann Nickel von Zwickau arbeitet, Meister Jorg reparirt die Orgel, Nicolaus macht die Glaser- arbeit, Meister Fabian Glockenschmied aus Breslau die Glockenklöppel.

1504/5. Meister Brosius verglast die blinden Fenster am Glockenthurme, Mats Hecht macht neue, Nickel Maurer vermauert die Fenster im Thurme, da die alten Glocken hängen, und macht Fenster im Stübchen auf dem Glocken-


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Dresden (Stadt), Kreiizkirehc.


thurme. Meister Oswalt (Hilger) hebt die Glocken auf den Thurm an Stelle des inzwischen verstorbenen Heinrich Kannengief'ser.

1505/6. Bau an den beiden Thürmen, die neue Dächer erhalten. Sichtlich vollzog sich damals eine Umgestaltung dieser Bautheile. Vielleicht wurde auch erst damals der Bogen in der Höhe der beiden Thürme geschlagen und eine Glocken- stube über die neu erlangte Plattform „von Holzwerk, mit Ziegeln ausgefloch- ten", errichtet, auf deren höherem Mitteitheile ein Walmdach, auf den seitlichen niederen Theilen zwei halbe Walm- dächer sich erhoben, ähnlich der da- maligen Bedachung auf dem Breiten Thurme am Dome zu Meissen. Die Glockenstühle standen auf jenem Bogen. Leider fehlen für die folgenden Jahre



Fig. 7. Weslansieht der Kiv^uzkiroho. ^Vnf. 10. Jahrh. Nach dem Modell im Königl. (ii'liiicn Gcwrilhe.

die Brückenamtsrechnungen, die viel- leicht näheren Aufschlass gegeben hätten. In dieser Gestalt erhielt sich der Thurm bis zum Umbau von 1579. Das Modell von 1521 (Fig. 7) stellt ihn so dar. Auf späteren Stadtansichten ist die Gestalt eine etwas andere (Fig. 8). Es kommt ~ | 1 1 | | | ein Dachreiter hinzu, die Walmdächer scheinen durch Satteldächer mit Giebeln ersetzt worden zu sein. Die Quellen hierüber sind nicht zuverlässig.

1510/11. Nickel von Zwickau arbeitet noch an der Aufstellung der Glocken. Dieser Zimmermeister war bis etwa 1533 im Dienste des Brückenamts viel beschäftigt. Die Feuerglocke, 1 Elle 71/2 Zoll (ca. 0,7 4 cm) weit, ohne Inschrift, mit dem Stadtwappen, wird gegossen.

1512. Vertrag mit Meister Blasius Lehmann, Bürger in Budissin, wegen Baues einer Orgel mit einem Positiv und zwei Klavieron.



Fig. S. Wostansiclit der Kieiizkirche. Skizze des Zustandes vor 1579.


Spätgothiseher Bau. Der Ausbau.


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1513/14. Die grosse und kleine Orgel werden von Meister Blasius gebaut, Hans Degen, der Tischler von Dobeleyn (Döbeln), macht das Gehäuse, Meister Jheronimus von Leipzig, Maler, malt die grosse, Meister Wolf, Maler in Dresden, die kleine Orgel. Meister Marcus Steinmetz baut die Treppe um und vermauert die Fenster am Thurme.

1514/15. Meister Hans Schickentanz baut die Porkirche über der Sakri- stei, also an der Südseite; die früher dort befindliche Liberei wird abgebrochen, das grosse Kreuz, darin das heilige Kr cu^ steht, wird von Jörg Goldschmied neu vergoldet.

Wichtig ist das erneute Auftreten des Meisters Hans Schickentanz. Diesen lernten wir als Gesell und Polier an der Kirche bereits 1493 kennen. Er zahlt 1494, 1495, 1520, 1521 nachweisbar Geschoss für sein in der Windischen Gasse gelegenes Haus, 1524 wird dies als neben dem Siechhaus im Kreuzgässlein (oder bei dem Jüdenhofe) gelegen bezeichnet. Schickentanz kauft 1515 — 17 wieder- holt Ziegel, arbeitet an der Elbbrücke und erscheint 1514—18 als Bathsmitgüed. Nicht zu verwechseln ist Hans Schickentanz mit Hans Schwabe. Dass dies zwei verschiedene Persönlichkeiten sind, ergiebt sich aus ßathsarchiv, Memorial- buch A, xv^52, Bl. 104, welche lautet: Mithwoch noch dem sontag judica (1521) hat Philip von Wolhensteyn angloht hey schoU, hiis und (!) dem hantwerg uff dinstag in pfmgst heiligen tagen vor dem hantwerg der stegnmetzen alhie 3u Dresden in irriger Sachen, so sich t zwischen Hansen Schickentant^ , Hans Schwohen und ime etlicher injurien halben Jialten, stille zu stehen und irhentnis zu warten. Des haben also gnanten cleger auch bewilligt und angenhomen uts. Die Angelegenheit bezieht sich entschieden auf den Annaberger Hütlenstreit von 1518. Vergl. W. C. Pfau, Die Rochlitzer Hüttenordnung.

1515/16. Hans, der Tischler von Dobeleyn, erhält 21 Schock für neue Tafeln im Chor, die zusammen 100 Gulden kosten.

1517/18. Meister Hans Eiffländer, der Bildschnitzer, schnitzt das Marien- bild (für 33 Gulden), die Enthauptung Johannis im Fusse (Predella), die Bilder Johannis des Täufers und der Katharina (für 70 Gulden), ferner einen hölzernen Arm zum Heilthum, 4 Materien in die Flügel der Tafeln auf dem hohen Altar, die ihm 1518 mit 103 Gulden bezahlt werden.

1518/19 schnitzt er noch 4 Materien in die Flügel der Tafeln am Chore. Es entstand mithin jetzt der Hauptaltar, von dem Weck erzählt, dass er ein „künstlich geschnitztes Marienbild" gewesen und dass die Bekrönung nach Ab- bruch des Altars (um 1570) auf den Schalldeckel der Kanzel gesetzt worden sei.

1524. Der Wendelstein wird von Hans Schicketanz neu erbaut.

1527/28. Meister Bastian Kram er wird Kirchen Werkmeister, wohl als Nachfolger des Hans Schickentanz. Er wird 1535 — 1536 als Steinmetz der Brücke und Kirche genannt und zwar heisst es, dass er auf Befehl des Herzogs im Jahrsold stehe. 1540 erhielt er Kostgeld am herzoglichen Hof (Hauptstaatsarchiv Akt: Kostgeld, 1540 Loc. 8678). 1553 arbeitete er am Schlossbau.

1528/29. Meister Blasius der Orgelmacher und sein Sohn (den man ,,auls dem Tal holt, dass er dem Vater helfe) stinfimen die Orgel um. Meister Hans der Maler malt auf vom Tischler Michel Uell gelieferte Tafeln die Zehn Ge- bote für 9 Schock 27 gr.


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Dresden (Stadt), Kreuzkirehe.



Fig. 9. Vom Superintendentur- gebäude.


Erhaltene Eeste.

Vielleicht erhielten sich Reste dieser Bauthätigkeit an der Kreuzkirche. Am Gebäude der Superintendentur sind ein Paar Steine eingemauert, die wohl nach dem Brande von 1760, bei der Erneuerung des Hauses von 1778, hierher gebracht und beim Neubau von 1857—59 an die Hofseite versetzt wurden. Der eine (Fig. 9) zeigt zwei Wappen, rechts, wie es scheint, einen Hahn (Vogel?) mit der Inschrift L. (die eine Hälfte ist abgebrochen), links einen Hirsch. Darüber ein Spruch- band mit der Inschrift 1517. Von den sächsischen Ge- schlechtern, die einen Hirsch im Wappen haben, von den Wallwitz, Troyfi', Draschwitz, Etzdorff und Anderen, hat keines näheren Bezug zu Dresden. Es ist daher schwerlich an eines von diesen hier zu denken.

In einem Briefe von 1711, welchen der Pastor ^Samuel Adami an den Bürgermeister Dornblüth richtet, sagt dieser, dass er an der Thurmecke, wo man von der Thurmthüre herum zur grossen Kirchthüre geht und wo der Pranger stand , einen grossen Hahn in die Steine eingeschlagen gesehen habe (Stadtarchiv B. II. 108 t). Nach Schäfer (Deutsche Städtewahr- zeichen S. 104) befand der Hahn sich am Wendelstein zum Kreuzthurm.

Schäfers Erklärung des Zeichens ist werthlos. Ich möchte darauf hinweisen, dass das in Fig. 9 dargestellte Wappen mit dem Hahn vielleicht das besprochene ist. Es dürfte auf die Dresdner Familie Kirchhain (Kirchhahn) hin- weisen. Der Hirsch könnte auf die Familie Dehn be- zogen werden. Hans Dehn führt dies Wappen auf seinem Grabmal in der Kirche zu Leuben. Siehe unter Frauen- kirchhof.

Der zweite (Fig. 10) zeigt das Wappen der Stadt Halle und jenes des Dr. Peter Eyssenberg, letzten katholischen Pfarrers von Dresden, der in Halle geboren war. Auf dem Wappenschilde die Buchstaben D. P. E. P. (lebanus), darüber die Jahreszahl 1518.

Ein dritter Stein (Fig. 11) scheint von einem Sakramentshäuschen herzustammen. Er ist ohne Inschrift. Ueber der gothischen Archi- tektur zwei Löwen (?) und vor ihnen zwei un- kenntliche Thiere(?). Auch dies Werk dürfte um die gleiche Zeit als die anderen entstanden sein.

Die Annahme, dass 1518 das Pfarrhaus gebaut wurde, wie man aus den Inschriften folgerte, bestätigen die Eechnungen nicht. Hasche würde sich wohl die Notiz nicht haben entgehen lassen Beweise dafür, dass die Steine von der Kreuzkirche stammen, sind jedoch auch nicht zu erbringen.

Die 1528/29 geschaffenen Zehn Gebote erhielten sich ebenfalls. Es sind dies



Fig. 10. Vom Siiperinten- denturgebäude.



Fig. 11. Vom Superintendeiiturgebäude.


Spätgothischer Bau. Erhaltene Beste.


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wohl zweifellos die jetzt im Stadtmuseum befindlichen Gemälde. Dafür spricht die auf ihnen angebrachte Jahreszahl 1529, sowie das Wappen des damaligen Pfarrers Dr. Peter Eyssenberg, wie auch die Hausmarke mit den Buchstaben G. B., als jene des damaligen Bürgermeisters Gregor Byner; dagegen spricht, dass in der Eechnung nur von einer Tafel die Rede ist. Andererseits erklärt sich die Anbringung des Eyssenberg'schen Wappens gerade auf dem Bilde des 6. Gebots und der Byner sehen Hausmarke auf dem des 10. Gebots am besten, wenn man annimmt, dass die 10 Bilder in zwei Reihen übereinander angeordnet waren und die genannten beiden die unteren Ecken bildeten.

1. Gebot. Mit der üeberschrift:

Unum crede deum. Du solt g-leuben ynn Eynen Got.

Links Gottvater, die Taube und der schmerzensreiche Christus, von drei Männern angebetet; rechts auf einer Säule Merkur mit dem Stabe und der Mond- sichel, gleichfalls von drei Männern, einem mit dem Turban, angebetet. Im Hintergrunde ein Fluss, Berge und eine Burg.

2. Gebot. Mit der üeberschrift:

Non iura vane per ipsum. Seinn Namen nicht Schweren On not.

In einem Zimmer drei Männer an einem Tische, Karten spielend, zwei schwören. Darüber ein kleiner böser Dämon.

3. Gebot. Mit der üeberschrift:

Sabbata sanctifices. Du Solt Die Heylig-n Tag- feyrenn.

Ein Prediger auf der Kanzel, dem acht Männer und zwei Frauen zuhören; links vorn ein vor dem Kreuzaltar die Messe lesender Geistlicher, der die Hostie erhebt, hinter ihm ein Ministrant; ein Greis und ein Knabe beten knieend.

4. Gebot. Mit der üeberschrift:

Habeas in honore parentes. Dein Vatter vnd mutter ehren.

Die Eltern sitzen in einem gewölbten Zimmer am gedeckten Tische, ein Knabe und ein Mädchen stehen davor. Ein Diener schenkt Rothwein aus einer Kanne in einen Becher. Silbergeschirr in einem Kühler links am Boden.

5. Gebot. Mit der üeberschrift:

Non sis oceisor. Solt nicht todten noch beleidenn.

Im Vordergrunde rennt ein Mann einem üeberfallenen, am Boden Liegenden eine Lanze in die Brust und tritt auf dessen Waarenballen; links dahinter reisst ein das Schwert Schwingender einem Hilfeflehenden den Mantel fort. Felsige Schlucht mit Aussicht auf eine Stadt zu beiden Seiten eines Flusses und eine Brücke; weiterhin eine Meeresbucht.

6. Gebot. Mit der üeberschrift:

Nec casti prevaricator. Du Solt keyn Vnkeuscheit treiben.

Ein vornehmer Mann sitzt mit einem reich gekleideten Mädchen unter einem Apfelbaume, umarmt sie mit der Rechten, bietet mit der Linken einen Becher, dessen Deckel sie hält. Darüber die Schlange mit Frauenoberkörper und Flügeln. Im Hintergrunde eine reiche Landschaft mit Meer, Schiffen, Felsen, Städten und Burgen. Vorn das Wappen des Dr. Peter Eyssenberg, Plebanus.

7. Gebot. (Fig. 12.) Mit der üeberschrift:

Non facias furtum. Du Solt nicht Rauben noch Stelen. XXI. 2



Fig. 12. Das 7. GobaL, U emäide_des Meister Haus. Im Stadtmuseum.


Die zehn Gebote.


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Fig. lo. Das 10. Gebot, Geiiüllde des Meister Hans. Im Stadtmuseum.


2*


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Dresden (Stadt) Kreuzkirche.


In einem Zimmer steht am offenen Fenster auf drei Stufen ein Bett, darin liegt unter der Decke ein nackter Mann. Ein Fuss ragt nackt hervor. Unter dem Bette die Schuhe; neben diesem die brennende Kerze. Rechts vorn ein Tisch mit Resten des Nachtmahles und dem Rosenkranz, links eine offene Truhe, aus der ein Mann Geld stiehlt; hinter diesem ein anderer, der mit einem gestohle- nen Kasten flieht.

8. Gebot. Mit der Ueberschrift:

Nec falsus testis iniquum. Solst nicht falsche Zeuknüss geben.

In einem Saale mit schöner Arkadenarchitektur ein Thronhimmel. In dem Zwickel ein Medaillon mit dem Bilde der Judith. Auf dem Thron sitzt ein Fürst mit Scepter und Turban, vor ihm knieet ein Mädchen, bez. Susanna. Daneben ein Kind, bez. Daniel. Darum acht Männer.

9. Gebot. Mit der Ueberschrift:

Nullius nuptam. Du Solt keins Andern Weib Begern.

In einer Strasse stehen drei junge Männer, die ein Ständchen bringen; neben ihnen ein Hund, im Hintergrund ein vierter Mann. Am Fenster ein Mann und seine Frau, ersterer hinabzeigend. Im Erker eines ferneren Hauses wieder ein Zuhörer, im Hintergrund ein Kirchthurm.

10. Gebot. (Fig. 13.) Mit der Ueberschrift:

Nee rem cupias alienam. Denn geytz Von Fremdem g-ut abkern.

In einem Zimmer am Fenster sitzt hinter einem Tische ein Mann und zählt Geld; zwei andere treten an ihn heran im Gespräch. Auf dem Boden liegt ein schlafender Hund. Bez. Anno dhT 1529. Dazu das Wappen und Zeichen des Gregor Byner. Links sieht man ins Freie, in eine Flusslandschaft mit Burg, ein Reiter kommt herangesprengt; rechts sieht man in einen zweiten Raum, in dem eine am Rocken spinnende Frau sitzt.

Die Bilder stehen unverkennbar Lucas Cranach nahe. Sie sind von stark ausgeprägter Eigenart hinsichthch der scharfen Beobachtung. Es dürften zumeist Bildnisse geboten sein. In der Zeichnung kommen Härten nicht selten vor, be- merkens Werth ist aber das Streben, Licht Wirkungen festzuhalten, so namentlich im 7. Gebot. Der Künstler erweist sich als in den Formen der Renaissance voll- ständig bewandert.

Weitere Baugeschichte.

1530/31. Der Tischler Jorg Uell und der Orgelmacher Blasius arbeiten am Regal der Orgel.

1531/32. Das neue ,,Grab unseres Herrgotts" wird gemacht vom Tischler Jorg Ul; Meister Hans der Maler übergoldet und malt es, Meister Hans der Bilderschnitzer ist an ihm thätig. Zimmermeister Nickel von Zwickau macht einen neuen Glockenstuhl, in dem Christ off der Glockenhenker alle Glocken neu aufhängt.

1532/33. Jorg Uhl macht 26 Säulen in unsers Herrgotts Grab, Meister Hans malt es aus.

1535/36. Meister Jaeoff Kandelgiess er macht zwei neue Knöpfe auf den Wendelstein und das Thürmchen, d. h. auf den nun mit der wälscben Haube bedeckten Dachreiter.


Spätgothiseher Bau. Die zehn Gebote. Weitere ßaiigeschichte.


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1536/37. Meister Balthasar der Steinmetz macht eine Thürs am neuen Bau der Leichenhalle bei des heiligen Kreuzes Kämmerlein, Meister Christoff der Steinmetz haut Bilder, unter andern das Crucifix und die Engel. Es handelt sich um eine grössere Arbeit, für die allein Balthasar 33 Schock erhält.

1537/38. Fortführung des Neubaues der Halle, „do der Gustos eccle(siae) ynne hat". 105 Schock 10 gr. 4 pf. Ausgabe. Diese Halle befand sich nach Weck (S. 215) an der Nordseite der Kirche und dürfte die auf Tafel I ange- gebene sein. Hier fand sich die Inschrift aus dem Ambrosianischen Lobgesang:

TU DEVICTO MORTIS ACULEO APEßUISTI CREDENTIBUS RE = GNA COELORUMMDXXXYIL

1539. Einführung der Eeformation.

1539/40. Bau eines neuen Pultes, von dem man die Apostel und Evangelien liest, durch den Tischler Jorg Uli und eines neuen Gitters in die Kirche vor dem Chor durch den Schlosser Hans Hempel. Der Altar wird von Hans Bilderschnitzer an der Elbe mit mehreren Arbeitern abgebrochen. Das Ciborium, das vor dem Annenaltare stand, der Apostelaltar, der Altar mitten in der Kirche werden von den Maurern Kilian und Meister Wolff abgetragen, an ihrer Stelle der Boden mit Tafelsteinen gepflastert. Es scheint mithin der Lettner entfernt worden zu sein.

1540/41 kam eine Sanduhr auf den Predigtstuhl.

154J/42 wurde das heilige Kreuzkämmerlein abgetragen.

1542/43 begannen die Tischler Job und Jorg Uell die Emporen mit Ge- stühl zu versehen.

1543/44 baute Meister Bastian die neue steinerne Empore mit zwei Schnecken für 380 Schock. Meister Hans der Maler malt die Gewölbe aus.

1544. Meister Bastian Kramer, Steinmetzmeister, quittirt am ^^^^^ Tage Reinigung Mariä über 430 fl. für die Empore. Diese Empore ff ^C^A^\ zog sich an der ganzen Nordseite des Langhauses hin. Sein Siegel zeigt \iji^€f nebenstehendes Zeichen. Meist wird er Bastian Steinmetz genannt '^^^ (nicht Stentz, wie ich früher fälschlich las).

1544/45. Der Tischler Jacob Wilkomm macht Bänke. Hiermit schliesst für längere Zeit die Bauthäiigkeit in der Kirche.

1556. Melchior Trost ist Brückenherr.

1569. Der neue Taufstein wird vom Bildhauer Hans Walter gefertigt. Er erhielt Anzahlungen auf diesen seit 1566. Seine ganze Forderung betrug 500 fl. Jorg Geist, der Goldschmied (Sohn eines Goldschmiedes, Bürger seit 1536, im Rath von 1558 bis 1592), erhielt gegen 14 Schock, wohl für das Becken. Marx Fleischer, wohl ein Tischler, erhielt 4 Schock 12 gr., Hans Kro, der Maurer, 40 gr. Hans Walter stand zum Brückenamt insofern in einem ständigen Ver- hältniss, als er 5 gr. jährlichen Erbzins ,,vom Brückenfeld dem Dechanten zu Meissen" aus dessen Kasse bezog.

1569 Neuguss einer Glocke von 1 Elle 8 Zoll (ca. 75,3 cm) Durchmesser, mit der Inschrift:

VERBVM DOMINI MANET IN AETERNVM ANNO DOMINI SALVATORIS

NOSTRI MDLXVIIII.



Fig. 14. Altar aus der Kreuzkirche, von Hans Walther. Jetzt in der Amienkirche.


Spätgotliischer Bau. Weitere Baugeseliielite. Der neue Altar.


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1570. Dem 27jährigeii Grafen Christian VIII. von Oldenburg und Delmen- horst, welcher am 6. August 1570 in Dresden gestorben ist, wird ein „marmor- steinern Denkmal gesetzet, über welchem sein Conterfait knieend abgebildet" mit einer Inschrift auf Marmor. Kurfürst August Hess das Epitaph aufreissen und schickte ein Muster und den Anschlag über 800 fl. dem Vater, Grafen Anton, am 12. Januar 1572. Das Grab lag „mitten in dem oberen Chor" (Hauptstaats- archiv Cop. 368, El. 87). Am 6. Juni 1572 schrieb Kurfürst August an den Grafen Anton, das Epitaph, welches an Hans Walther, Bürgermeister und Bildhauer, verdingt sei, wäre angefangen, aber kein Geld gekommen; der Graf solle un- säumlich 800 fl. schicken (Hauptstaatsarchiv Cop. 367, Bl. 246); am 10. Januar 1572 bat Walther um mehrere Marmorblöcke aus dem Besitze des Kurfürsten, welche an dem aus besten pirnaischen Stein zu fertigenden Werk verwendet werden sollten. (Hauptstaatsarchiv Loc. 8309, Act. Absterben derer Grafen zu Oldenburg 1570 — 1680, Blatt 2 flg.) Von diesem Epitaph hat sich nichts erhalten.

Der neue Altar.

Fast gleichzeitig mit diesem Werke entstand ein neuer Hauptaltar an Stelle



Fig. 15. Vom Altar der Ki-euzkirchc.


des Marienbildes, welches seit 1517 dort stand. Nach chronikalischen Nach- richten soll auch dieses W^erk 1573 aufgestellt worden sein. Da auch den Altar Anton von Oldenburg stiftete, liegt hier wohl eine Verwechslung vor. Nach den Akten zog sich die Fertigstellung bis 1579 hin. Für den Altar suchte und fand 1574 Hans Walther bei Schwarzenberg „hart bei dem Städtel" einen Mar- mor, roth mit weissen Adern, den der Kurfürst gleichzeitig mit den Serpentin- brüchen in Zöblitz abzuräumen befahl (Hauptstaatsarchiv Cop. 384, Bl. 264). Ebenso sollen von dem schwarzen Stein am ,,Vahlberge" Platten geschnitten werden, endlich Jaspis aus Oberlungwitz in St. Ottilien (Bl. 265). Erst 1579 ver- goldete der Maler Caspar Berber den Altar. Die Rechnungen erhielten sich meines Wissens in Dresden nicht.

Nach dem Brande von 1760 wurde der Altar in die Annenkirche versetzt und ist dort, wenngleich in etwas veränderter Gestalt (Fig. 14) erhalten. Er besteht aus einem gequaderten Unterbau, vor den sich der Altartisch legt. Die Quader sind fa^ettirt und eigenthümlich decorativ behandelt. Als Antependium des Ahar-


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Dresden (Stadt), Kreuzlurche.


lisches erscheint ein Eelief (Fig. 15), 89 cm hoch, 221cm breit, mit der Darstellung des Opfers des Osterlammes. Elf Juden mit Stäben in den Hän- den an einem Tische in leb- hafter Bewegung. Die Zeich- nung ist hart, namentlich das Gewand wenig glücklich be- handelt.

lieber diesem Bautheile zu beiden Seiten Postamente auf hohem Sockel. In den Posta- menten Marmortafeln mit den Inschriften :

PSAL. III. I MEMORIAM FECIT I MEMORABLIV SVORVM I MTSERICORS ET MI 1 SERATOR DOMINVS

und :

I COR. I V. PASCHA PRO NOBIS I IMMOLATVS EST | CHRISTVS.

Ueber den Postamenten zwei Paar fein durchgebildete korin- thische Säulen, deren Schaft im unteren Drittel mit Eollwerk- kartuschen und Bankenwerk, so- wie mit Einlagen von ,, Jaspissen, Achaten und Ohalcedoniern". Darüber ist der Schaft sehr fein annelirt. Im Fries des Oonsolen- gesimses Löwenköpfe, aus deren Maul Eankenwerk hervorgeht. In den Intercolumnien Marmor- tafeln; darüber Engelsköpfe und Nischen. In den Nischen stehen kleine Statuen der Liebe und Hoffnung.

Das Mittelfeld nimmt in sei- nem unteren, den Postamenten der Säulen entsprechenden Theil ein Eelief des Abendmahls (Fig. 16) ein, 155 cm hoch, ig. ifi. Vom Altar der Kreuzkirche. 225 cm breit. In ciuer Archi-

tektur sitzt Christus mit den Aposteln. Auf dem Tische das Lamm, der Kelch und Brode, in den Bildecken Weinkannen. Zur Seite wieder Eeihen kleiner



Spätgotliiöcher Bau. Der neue Altar. Der Westtliurm.


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Halbedelsteine. Die Bewegung der Apostel ist auch hier stark, doch ohne innere Belebung, viele perspectivische Fehler laufen unter. Bemerkenswerth ist die bildnissmässige Gestaltung der Köpfe, in denen entschieden nach starkem Aus- druck gesucht wird.

Neben den Säulen sind schwere, bei der Versetzung in die Annenkirche angefügte, also aus dem 18. Jahrhunderte stammende Consolen angebracht, auf welchen die Statuen des Johannis des Täufers und des Paulus stehen; beide mit Büchern in der Linken, Johannes im härenen Gewände, lebhaft bewegt die Rechte erhebend; Paulus auf sein Schwert gestützt. Darüber feine Anläufer, die einen Gesimskropf tragen. Jene beiden Statuen standen in der Frauenkirche in Fenster- brüstungshöhe seitlich vom Altare. Im Fries über dem Mittelfelde die theilweise durch den Schalldeckel verdeckte Inschrift aus 1. Cor. 11. 24:

ACCIPITE ET COMEDITE OMINIS HIC EST SANGT

EST CORPVS MEV QVOD VDITVR IN REMISSIONEM

DATVR . . . COR. XI

Den oberen Theil des Mittelfeldes nimmt jetzt die Kanzel, der Schalldeckel und die Zugangsthüre zur Kanzel ein.

Der dritte Haupttheil zeigte ein von fein gegliederten jonischen Säulen ein- gefasstes Mittelfeld, auf dem die Auferstehung dargestellt war. Dieses Relief ist verschwunden, an seine Stelle trat das Crucifixus, das der Kanzel Platz machte, eine Gestalt von etwa 1,4 5 cm, von schönen, kräftigen Formen. Zu beiden Seiten des Kreuzes befanden sich zwei Schrifttafeln in der Form jener Mosis, auf welchen die Zahlen der Gebote zu lesen waren; sie sind jetzt durch Fenster ersetzt. Seitlich der Säulen die Statuen der Stärke mit einer Säule und des Glaubens mit dem Kreuz und der Dornenkrone.

In der Giebelbekrönung der segnende Gottvater mit der Taube. Neben der Bekrönung die vier sitzenden und lesenden Evangelisten, als obersten Abschluss der auferstandene Christus mit der Siegesfahne.

Dieses grosse, gut erhaltene, leider durch Oelfarbenanstrich beeinträchtigte Werk ist für die Feststellung der Kunstart Hans Walthers von grösster Wichtig- keit. Durch Vergleichung wird man von diesem auf die Entstehungsgeschichte anderer Werke, namentlich auch des Scblosskapellenthores schliessen können. Hingewiesen sei auf die zierlich durchgebildete Architektur, namentlich die feine Behandlung der Säulen, auf das Rankenwerk im Fries, aber zugleich auf die geringe Sicherheit im Figürlichen, namentlich auf den Mangel an Körperlichkeit bei den Gewandstatuen.

Die Aufstellung in der Annenkirche ist sehr ungünstig, da der Altar ganz gegen das Licht steht. Auch in der alten Kirche sah man sich 1573 genöthigt, die alten Glasmalereien, an denen fast alljährlich Flickarbeiten vorzunehmen waren, zu entfernen und durch weisses Glas zu ersetzen.

Der Westthurm,

1579 begann der Neubau des Westthurmes (Fig. 17; geometrische An- sichten in der Sammlung König Friedrich Augusts IL). Meister Martin Richter, der Zimmermeister, wird am 5. December nach Böhmen geschickt, um Kirch- thürme zu besichtigen. Man schliesst einen Vertrag mit dem Bürger und Stein- metzen Melchior Per telt (so schreibt er selbst sich, in den Acten heisst er


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Berthold), der nach Ausweisung eines Musters den Thurm höher und zierlicher bauen soll (IJ. Februar 1579). Das Muster dürfte vom Bildhauer Hans Walther

stammen, der im folgenden Jahre zum fünften Mal zum Bürgermeister erwählt wurde. Der Bau zog sich bis Februar 1584 hin und kostete 2585 fl. Die Zimmerarbeiten fertigte Martin Richter, die Kupfer- schmiedearbeiten Lucas Müller und Christof Welsch, die Maurerarbeiten Benedix Schmied. Vier Bilder auf den Kirchthurm an die Ecken mitsammt den Postamenten fertigt für 60 fl. Hans Wal- ther selbst; Tischler sind Georg Ihle und Georg Uhl; Hans von Metzel- burg fertigt Fenster und Eahmen. Zu- nächst wurde der alte Dachreiter und die alte hölzerne Glockenstube bis auf die mittelalterlichen Thürme herabgerissen. Die Fenster in diesem erhielten zumeist neue Gewände und Renaissanceverdach- ungen. Die Glockenstube wurde jetzt in zwei Geschossen massiv aufgebaut. Ein breiter Austritt auf starken Kragsteinen umgab sie. üeber der Mitte erhob sich ein im Grundriss quadratischer Thurm, der wieder in zwei Geschossen aufsteigend mit schlichten Giebeln abschloss; um das obere Geschoss abermals ein Austritt, lieber den Giebeln eine Kuppel und eine spitze, hohe Laterne. Kleinere Kuppeln und La- ternen neben dem quadratischen Aufbau. Als Wetterfahne schwebte über dem Mit- telthurm ein Kreuz, später der „Heilige Geist", endlich ein Reichsadler, Das Ganze zeigt eine sehr geistreiche Ausgestaltung der damals in Sachsen viel verwendeten dreispitzigen Thürme.

1579 übernimmt in besonderem Geding der Meister Hans vo n Me tzel bürg die Herstellung des 16 Ellen (9,o4 m) hohen, 11 Ellen (6,2 1 m) breitenThores mit aller Stein- und Bildhauerarbeit für 140 fl. Am 14. December 1583 erhielt er den Schluss- betrag. Hans Waith er, der den Ver- dürfte auch hier den Entwurf geliefert haben. Das Thor war im



20 ^r.


AVostansiclit der Ivrouzki Nach Canalctlo.


^ho nacli 157(1


trag für die Stadt Er galt später als


abschliesst der


Verfertiger.


Rundbogen


geschlossen,


Spätgothischer Bau. Der Westthurm. Weitere Bangeschiclite.


27


mit gequaderter Archivolte. Zur Seite zwei toscanische Säulen und weiterhin zwei Oonsolen. Das kräftige Triglyphengesims über diesen war verkröpft, üeber der Thüre ein wuchtiger Giebelaufbau. Die Formen sind aus Canalettos Dar- stellungen deutlich erkennbar.

Am 28. Juli 1579 schlug der Oberzeugmeister Paul Buchner vor, vier halbe Schlangen auf dem Kreuzthurm aufzustellen. Sie kamen in den Raum über der Glockenstube. Man wählte Geschütze, die in Gotha erobert worden waren. Durch diese Geschütze ward der Zweck und die architektonische Haltung des Thurmbaues erläutert; Er war ein Theil der Stadtbefestigung und wirkte als solcher auch bei der Belagerung von 1760 mit.

Weitere Baugeschichte.

1582, 19. October. Kurfürst August schreibt dem Oberzeugmeister Buchner, er solle Martten Hilling herabbescheiden nach Dresden, damit dieser die Seiger- schelle giesse, die zu giessen hier sich niemand traue (Hauptstaatsarchiv Cop. 476, Bl. 378).

1583. Guss der Seigerschelle von 3 Ellen 18 Zoll (2,i2 m) Weite und 1 Elle 10 Zoll (0,8 m) Höhe. Die lange Inschrift in deutschen Versen siehe bei Weck, S. 219.

1587/88. Der Bildhauer Galle Kuttner bessert den Oelberg und die Bild- nisse an diesem.

1589/90. Der Uhrmacher Andreas Fehmel setzt die Uhr vom Rathhaus in den Kreuzthurm, der Maler Christoff Ender lein malt die Seigerspeere, die beiden kurfürstlichen und das Stadtwappen, Hans der Kupferschmied liefert die kupfernen Uhrscheiben, die 198 fl. kosten.

1589, 13. September. Der Bildhauer Christoff Walther quittirt über 80 fl., die er für den bildhauerischen Schmuck des Westihores erhielt, und zwar für den lebensgrossen Christus, Maria, Engel mit den Zeichen Christi, das Bild " (Relief) in der Verdachung. Statt seiner quittirt bei den vorhergehenden Theil- zahlungen, mehrfach Melcher Jobst (Jost), wohl einer seiner Gesellen.

1599 wurde ein neuer Knopf auf den Kirchthurm gesetzt.

1604. Der Pfeiler mit dem Bilde der Auferstehung Christi wird verschönert (Hasche, Beschr. I, 627).

1610. Guss einer Glocke von über 2 Ellen (l,i3 m) Weite mit der Inschrift:

NONNE DUODECEM SUNT HORAE DIEI, SI QUIS AMBULAVERIT DIE, NON OFFENDET . JOHANN HILGER FECIT ANNO MDCX.

1613, am 20. April starb Herzog Albrecht von Schleswig-Holstein, Graf von Oldenburg und Delmenhorst, 28 Jahre alt. Sein Epitaph wurde zur Linken des Altars aufgestellt, während jenes Graf Christians zur Rechten stand. Es zeigte sein Bildniss in Lebensgrösse und die Inschrift, beides in Messing gestochen. Vergl. Nachricht von Herzog Albrechts von Hollstein Begräbniss in der ehemaligen Kreuzkirche zu Dresden ao. 1764, handschriftlich in der K. öffentl. Bibliothek zu Dresden, Msc. Dresd. L. 57. (Weck, S. 213.)

1617. Der Bürgermeister und Geschützgiesser Hans Hilger macht einen neuen Knopf für den Hauptthurra. Inschrift im Rathsarchiv ß II. 57.

1643. Eine Empore wird über der steinernen in Holz gebaut und mit Steinfarbe gestrichen.


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Brand und Neubau des Turmes[Bearbeiten]

Brand und Neubau des Thurmes.

1669, 29. April, Brand des Kirchlhurms, und zwar des Mittelthurms bis auf den grossen Glockenstuhi und eines Seitenthurms. Der Thurm wird im Wesent- lichen in alter Weise erneuert. Die Kosten hierfür betragen bis zum 1. März 1676 17,052 fl. Maurermeister ist Martin Lorenz, Zimmermeister Andreas Müller. Die Bildhauerarbeit fertigt für nahezu 1000 fl. Christof Abraham Walther (untenstehend sein Siegel) und zwar 1671 zwei Figuren, „so zwei Teufel vor- stellen", auf den Thurm, 1675 fünf „Bilder" über die grosse Kirchthür, welche der Steinmetzmeister Johannes Mandel (Mander) theilweise neu hergestellt zu haben scheint, und endlich 1676 sechs Bilder in Engelsgestalt nach dem ge- machten Modell, vier 3 Ellen (1,7 m) und zwei 2V2 Ellen (1,4 m) hoch.

Am Thore befanden sich nun (nach den Bauacten) folgende Inschriften: ConatV haeC eXpLeta est

MVLto ConstrV. POST tres DeX.

CtIo VeCta tra VInVMInIs

sVb aVrAS ANNOS

MDLXXXr. MDLXXXill.

Quum pius ad sacras aedes daret aera Senatus,

Aug-usto tantum sub duce crevit opus. Ipse etiam coeptis tribuit donoria Princeps,

ut templi moles dignior illa foret. [ Johannes primos Consul Gwaltherus lionores

addidit; in Sanctas ing-eniosus opes Posteritas istud veneretur munus avorum

Principis Aug-usti Conciliique memor.

lad)bcm ein rocifcr lltttl) bte mt\jx ols otogen gölten; |u btefem (iBottes |an^ frei)«)tllifl dargelegt,

unter /nrlt Jlugnjt bei* dBrunb nnb beffen Pfoften gelegt unli ausgefülirt, mit es getnälinltd) pflegt. |er teuer (£l)urfür|t felb(t l)at ou^ miUretri)en länöen

^ein für|tltcl)es (iefrf)fuK ttud) mit liorju g^tljan |u biefem l'rfjötten IroeeK, bü^ man es follte luenben

^uf beffen |ierb unb |rocl)t, bie man l)ie fel)en kon. ^oi)annes Haiti) er mar ber leiten lürgermeilter

|er l)ier jum |ieratl) l)ot fein gunftmerk angelegt (ßin ©eilt-gekünitelt merk, brum (ßr bas fob tin JHeiller, Per fein Derk recl)t gemacht, nort) bei ber ladjmelt trägt Prumb bünkt micl) fei) icl) mit §ei|t babei beftujcn

al^ ein ®ebitcl)tni^JHal)l ^ugufli Deifen llati)S ^l| aber ([Rottes |anb befel)l es an^ ju bujen Dar lürgermeilter linck inb beffen 3orge tl)ats! Johanne Paulo Gvaltero Consule Zinckio Consule

extraeta sum ßenovata sum

MDLXXXIII. MDCLXXVI.

Ausserdem besagte eine im Glockenhaus angebrachte Inschrift, dass Paul Zinck, Bürgermeister, Brückenamts Verwalter und Jubelirer, die Treppe neu an-



Spätgothiseher Bau. BiRiid und Neubau des Thurmes. Der Neubau. Baugesehichte. 29


gelegt, den Thurm auswendig bis unter den oberen Gang erneuert, den eisernen Gang neu aufgeführt und das Kupferdach mit Knöpfen und Kreuz hergestellt habe.


Die Maasse des Thurmes geben die Acten wie folgt an:


vom Fussboden bis an den unteren Gang ....


74 Ellen


= 41,81 m



231/4 .


= 13,14 ,,


vom oberen Gang bis ans Dach (mit dem Simse) . .


11^/4 .


= 6,61 ,,


die langen Säulen mit der Schwelle und Hauptgesims


30 „


= 16,95 ,,



17 „


= 9,60 ,,


die eiserne Spille, ohne was von Holz ist ....


6 „


= 3,39 „




= 0,2 8 „


der ganze Thurm


I621/2 „


= 91,81 „


Aus jenen wohl erst beim Umbau im 17. Jahrhundert entstandenen Versen geht der Stolz der Bürgerschaft auf den schönen Thurm hervor, der durch den Brand eine wesentliche Veränderung nicht erfahren hatte.

Auf den vier Ecken der Glockenstube standen je eine Statue: Gegen den Markt zu Christus, nach der Kreuzstrasse ein Engel, gegen die Schule zu zwei Teufel mit Fledermausflügeln und Bockshörnern, bekannt als Wahrzeichen Dresdens.

1674. Die neu gegossenen Glocken werden eingeläutet, und zwar 6 Glocken zu 259 Centner 101 Pfund (der Centner zu 110 Pfund). Ueber ihre Inschriften siehe Weck, S. 221. Die grössle von 131 Centner, hatte 3 Ellen 21 Zoll (circa 2,2 m) Durchmesser. Den Guss führte Andreas Herold in Dresden aus (Stadt- archiv B. II, 3).

1727. Nach einem Berichte des städtischen Bauschreibers Matthes Ode- rich, des Maurermeisters Johann Gottfried Fehre und des Zimmermeisters George Bähr ist der Thurm der Kirche wandelbar. Oberstlieutenant Fürsten- hoff und Festungsbaumeister Findeisen beantragen eine Verankerung des Baues, welche auch ausgeführt wird.

1729. Tobias Benjamin Hoffmann erhält den Auftrag, die Kirche mit „gelinden Wasserfarben" neu auszumalen. Die Arbeit wird als untüchtig längere Zeit beanstandet. Bei dieser Gelegenheit verschwand der Grosse Christoff der an die Westseite des Kirchinnern gemalt war.

Am 14. Juli 1760 begannen die Preussen Dresden zu beschiessen, seit dem 19. Juli wendeten sich die Geschütze namentlich gegen die Kreuzkirche, welche bald in Brand gerieth. Die Kirche fiel in sich zusammen, nur der Thurm blieb stehen.

Neubau 1760[Bearbeiten]

3. Der Neubau seit 1760.

Baug-eschichte.

Den Auftrag zur Herstellung von Plänen erhielt vom Rathe der Rathsbau- meister Johann Georg Schmid. Im October 1763 wurden diese dem Hof- baumeister Friedrich August Krubsacius zur Begutachtung vorgelegt.

Am 16. Juli 1764 erfolgte die Grundsteinlegung und begann der Bau des Erdgeschosses, der auch trotz des ungünstigen Ausfalles des Gutachtens fortge- setzt wurde, bis am 22. Juni 1765 der alte Thurm, den man stehen gelassen hatte, zur Hälfte einfiel und der Rest darauf abgetragen werden musste. Dies erschütterte das Vertrauen des Rathes zu Schmid. Er holte sich Gutachten vom Hofmaurermeister Christian Bormann und vom Generalaccis-Baudirector


30


Dresden"^ (Stadt), Kreuzkirclie.


Samuel Locke ein. Auf königlichen Befehl wurde dem Schmid nunmehr Krubsacius als ße- rather zur Seite gestellt. Trotz des nun sich er- gebenden Streites zwischen Stadt und Staat, Schmid und den Staatsarchitekten wurde bis Mai 1766 nach Schmids Plan fortgearbeitet. Inzwischen war ein Wettbewerb zwischen Krubsacius, Exner und Schmid wegen des neuen Thurmbaues ausgeschrie- ben worden (Pläne im Hauptstaatsarchiv, Eeg. VII, Fach 85, Nr. 24, im Pfarrarehiv und in der Samm- lung für Baukunst an der Königl. Technischen Hochschule).

Am 6. April 1767 genehmigte Prinz Xaver als Kuradministrator die Pläne des Christian Friedrich Exner und übertrug ihm die Bau- direction trotz des Widerspruchs des Eathes. Der Bau blieb dabei liegen und wurde erst wieder im März 1768 aufgenommen, der Grund für den Thurm wurde gegraben. Exner baute bis in den April



mm



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Fig. 18. Seitenansicht der Kreuzkirclie, nach der Origiiialzeichnung Hölzer's.


1769 nach seinen Plänen. Aber es gelang dem Rathe, nachzuweisen, dass diese dem protestantischen Wesen des Baues widersprächen, und somit wieder dem Schmid die Leitung zuzuwenden, nachdem ihm in einem Schüler des Krubsacius,


Der Neubau. Baugcschiclite, 31



0 S 10 ZO iO »0 50METEI\

-[■. "I I I I I I ; I i I I 1 \ 1 h

Fig. 19. Wcstausieht der Kreuzkintlic uadi der ürigiualzeirbiiuug llölzer's.


dem Eathsmaurermeister Heinrieh Christian Eigenwillig, ein akademisch gebildeter Adjunct zur Seite gesetzt war. Der Kurfürst Friedrich August bestimmte am 13. Juli 1769, dass dieser allein den Bau leiten solle. Das Kircheninnere solle nach Schmid's, Fa^ade und Thurm nach Exner's Plan gebaut werden.


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Zu Ende des Jahres 1774 war das Gebäude bis zur Daehgleiche gebracht. Exner schlug den Bau einer Attika vor, worüber das Ganze wieder ins Stocken kam. Im November 1778 konnten endlich die Gerüste entfernt werden. Nun schafft der Hofbaumeister Gottlob August Hölzer einen neuen Thurmentwurf, der in der folgenden Zeit ausgeführt wird. 1788 wurde der Knopf aufgesetzt, 1789 die Kanzel aufgestellt.

Am 22. November 1792 erfolgte endlich die Weihe der Kirche, erst um 1800 ist der Bau vollendet. Die Kosten betrugen während der mehr als dreissigj ährigen Baqperiode 462,378 Thaler.

Vergl. die Denkschrift im Knopfe der Kirche, abschriftlich im Eathsarchiv.

— Hohlfeldt, Die Erbauung der jetzigen Kreuzkirche im Sammler I, S. 537 flg.

— P. Schumann, Geschichte des Baues der Kreuzkirche zu Dresden (Dresdner Anzeiger, 11. April 1882 flg.). Schmid's Plan ist in einer Ansicht gestochen worden.

Baubeschreibung-.

Die Grundrissanordnung (Taf. II) ist im Wesentlichen die von Schmid ent- worfene geblieben. Der Hauptraum ist ein kurzes Eechteck mit halbkreis- förmigem Abschluss in der Längsachse, zu jeder Langseite drei Pfeiler, an den Schmalseiten deren je zwei. Die Pfeiler der Langseiten stehen in Verbindung mit strebepfeilerartigen Mauern , die den Umgang gliedern. In der Querachse sind diese nach aussen vorgezogen, so dass hier nach aussen kräftige Risalite entstehen. Die beiden Ostpfeiler verbindet eine ovale Altarnische, hinter der Treppen nach den Emporen liegen. Anstossend bis zu den beiden folgenden Pfeilern die Emporen, welche mithin keilförmig gestaltet sind. In der Nische steht der architektonisch behandelte Altar; am Mittelpfeiler gegen Süden die Kanzel, der Taufstein vor dem Altar, die Oroelerapore an der Thurmseite.

Die Plangestaltung zeigt den Einfluss der Frauenkirche und grosse Ver- wandtschaft mit der Annenkirche. Auch in der Gestaltung des Aufrisses macht sich dies geltend. Im Aeussern (Fig. 18 und 19) fasst eine mächtige Compo- sitaordnung zwei Fenstergeschosse zusammen. Vor den Risaliten der Langseiten und seitlich vom Ostthore befinden sieh Halbsäulen, sonst verkröpfte Pilaster. Die Rundung des Chores ist aussen dadurch abgeändert, dass die Langseiten ver- längert und eine Ecke mit Anschwung nach Osten gebildet wurde. Schmid's Ab- sicht war, den Mittelsaal nach Art jenes der katholischen Kirche über die Seitenbauten emporragen zu lassen, indem er ihn über einem von Fenstern durch- brochenen Obergeschoss einwölbte und Anläufe, ähnlich jenen der Schlosskirche zu Versailles, auf die äussere Umfassungsmauer herabführte. Die Attika mit den in sie eingeführten unglücklichen Fenstern und der dadurch bedingten Höher- führung des Emporenumganges kam durch Exner in den Bauentwurf hinein, sehr zum Nachtheil des Ganzen.

Die Innenarchitektur (Fig. 20) war sehr einfach, die Pfeiler, deren schlanke Bildung die Besorgniss Exners erweckten, haben Kapitäle mit Engelsköpfen, ohne eigentliche Ordnung. Das Gewölbe wagte man nicht in Stein herzustellen, es wurde in verputztem Schalwerk gebildet und somit der Grund zur späteren Zerstörung des Baues durch Brand.

Drei Emporen waren angeordnet (Fig. 21). Die erste mit Stübchen, die



^Dresden: Kreuzkirche. Grundriss des E^rdgeschosses. j^ach der Originalzeichnung jiölzers.


Der Neubau. Baubesehreibung.


33


zweite mit ansteigenden Sitzen, so dass sie bis an die Brüstnng der oberen Fenster- reihe reichte, die dritte dicht unter dem inneren Gurtgesims in wenig günstiger Lage.



0 5 10 20 30 Ellen

lll l l I I I I II II I \ h


0 S 10 20 30METE\

ll l lll ll lll I I I I I I I I I I \ h

Den Fehler der Annenkirche, die ungenügende Belichtung, hatte Schmid hier zu vermeiden gesucht, indem er jenes Oberlicht für den Mittelraum anstrebte. Es ist ihm die Durchführung dieses Gedanken versagt worden. Durch die Attika

XXI. Q


■4 34


Dresden (Stadt), Kreuzkirche.


' ' wurde auch die schwere Wirkung des auf ihr liegenden , mit Kupfer gedeckten ii. Mansarddaches herbeigeführt, sehr im Gegensatz zu der ursprünglich beabsich- tigten.

Bauleute.

Die Stockungen in der Ausführung des Baues bewirkten, dass eine grosse Zahl von Handwerksmeistern herangezogen wurden. Die Rüstung schuf der Zimmermeister Johann Gottlob Tränkner, die sonstigen Zimmerarbeiten Johann Gottlob Jungk und Abraham Richter, von Steinmetzarbeiten Andreas Paul Petersell, George Wilhelm Bahr und Johann Christian Beck die Zocken, Säulenschäfte und Schaftgesimse; Bähr und Josef Tobler die untere Säulenordnung mit dem Hauptgesims. Tobler, Johann Jacob Hoch- weiler und nach dessen Tode Johann Samuel Beck und Johann Peter Gremly voll- endeten die Steinmetzarbeiten. Nachstehend sind eine Anzahl



Steinmetzzeichen wiedergege- ben, wie sie sich am unteren Theile der Kirche finden. Sie zeigen, dass in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts die Zeichen- gebung noch nach altem Ge- brauche und ungefähr in den alten Formen üblich war. Von Bildhauerarbeiten fertigten die äusseren und inneren Kapitäle Johann Christof Wolff und Johann Gottlob Sauppe. Ausserdem waren am Bau thätig die Bildhauer Carl Ferdinand Lehmann, Johann Carl Adler, Johann Christian Feige und Christian Gottfried Baugerth. Das Kupferdach deckten die Kupferschmiede Johann Gottfried Retzsch, Johann Carl Bertram und Nicolaus Adolphi. Gross ist die Zahl der beschäftigten Tischler (siehe bei Hohlfeldt), da die Thüren, das Gestühl und andere Arbeiten einzeln vergeben wurden. Die Thür- schlösser sind Meisterstücke junger Schlossermeister.

Ausstattung.

Die Kanzel fertigte der Tischler Johann Gottlob Hofmann, die Bild- hauerarbeit daran Friedrich Wilhelm Müller und Johann Siegmund Wolff, die Vergoldung David Benjamin Forsch.

Der Taufstein wurde im März 1791 aufgestellt. Obertheil und Sockel war von schwarzem sächsischen, der Fuss von weissem carrarischen Marmor. Den


Fig. 21.


izkirclio, Ijmcnansicht, vor dem Umbau von !894.


Der Neubau. Baubesehreibung. Bauleute. Ausstattung. Der Thurm.


35


Entwurf lieferte der Maler Giovanni Baptista Casanova, die Ausführung der Steinmetz Gremly.

Den Eabmen für das Altargemälde fertigte Johann Siegmund Wolff, die Vergoldung Christian Friedrich Kaufmann und David Benjamin Forsch.

Das Altarbild herzustellen waren August Christof Kirsch, ein Schüler J. A. Casanovas, und nach dessen am 8. October 1787 in Rom erfolgtem Tode Johann Gottlieb Naumann in Ansbach betraut worden, bis sich der Akademieprofessor Johann Eleazar Zeisig, genannt Schenau, erbot, das Bild gegen Erstattung der eigenen Kosten zu malen. Am 12. April 1788 wurde ihm die Arbeit übertragen, am 20. October 1792 war die Aufstellung vollendet. Das Altarbild (Fig. 22) war 7,3 5 m hoch, 3,6 7 m breit. Es v^urde mehrfach, zu- letzt 1872 restaurirt, 1892 durch ein solches von Anton Dietrich verdrängt, und verbrannte 1897 mit diesem. Yergl. G. Müller, Das Altarbild der Kreuzkirche (Dresdner Anzeiger, 22. Februar 1892). In der Mitte der Herr zwischen den beiden Schächern, zu seinen Füssen die Frauen und Johannes in sorgfältig com- ponirten Gruppen. Im Hintergründe Krieger und Jerusalem im Lichte heftiger Blitze. Ein stark ausgeprägtes Schönheitsgefühl beherrschte das Bild, so dass es nirgends zu einem herzhaften Durchbruche der Empfindung kommt.

Das eiserne Gitter am Altar stammte vom Rathsschlossermeister Pärsch.

Das Orgelgehäuse fertigten der Tischler Johann Michael Richter und der Bildhauer Johann Siegmund Wolff, die Orgel selbst die Brüder Johann Michael und Johannes Wagner aus Schmiedefeld bei Suhla für 12,000 Thaler.

Der Thurm.

Die Erinnerung an die alte Thür man lag e und die diese berücksichtigende erste Planung bewirkte, dass der neue Thurm in grosser Massigkeit (Fig. 23 bis 25) angelegt wurde. Die Mauermasse von rund 15 : 17 m Grundfläche durch- bricht ein Gang von nur 3,3 m Breite, der sich nur in der Mitte etwas erweitert. An den Thurm legen sich beiderseitig breite zweiarmige Treppen, so dass ein volles Viertel der Gesammtgrundfläche der Kirche auf diese Anlage verwendet wurde. Schmid beabsichtigte, auf den alten oblongen Mauerkörper eine mittlere Spitze mit gewaltigen Anläufen zu setzen. Hölzers Thurmentwurf (Fig. 18 und 19) nimmt viele Gedanken von jenem der katholischen Kirche. So vor Allem die ovale Anlage mit der Breitachse gegen Westen und Osten. Die Auflösung der Massen durch die verschiedenen Ordnungen und die geschickt gezeichnete mas- sive Spitze sind von hervorragendem künstlerischen Werthe. Am Thurme die

Inschrift: AEDES . SACRAE . CRVCIS .

SERVAT . CRVCIFIXO . DEDIC . A . S . M . D . CG . XC

Die Kapitale am zweiten Thurmgeschoss fertigten die Bildhauer Karl Gott- lieb Cechini und Christian Gottlob Banzer, die Verzierungen an der Uhr und die Kapitale des dritten Geschosses Banzer und Martin Sartori, die Krag- steine und Gehänge des Thurmes Franz Moritz Heyduck und Franz Wolff, die Verzierungen über den Thüren Christian Friedrich Wolff und Johann Friedrich Ebbisch, die Geländer am Thurme die Schlosser Johann Wil- helm Pärsch, Johann Adolf Pärsch, Gottlob Friedrich Richter

3*



Fig. 22. Altarbild der? Kreuzkirche von J. E. Sclienau, nach dem Stiche von C. F. Stoelzel,


Der Neubau. Der Thurm. Das Geläut.


37


und Johann Christian Schrödter. Die Thurmuhr Hübner, die Zifferblätter der Tischler Johann Chr den 1,7 m hohen Knopf der Eathskupferschmied Adolph 209 Pfund (97, eKilogr.) Schmied Bertram, goldete beide für 700

Das Geläut.

Das Geläut der cember 1787 zuerst ; August Sigismund \ neu gegossen. Die weise ausgezeichnet pen, verzierte Bügel an künstlerisch nicht be- stand aus folgenden Kleine Schlag- 1,5 2 m breit. Mit dem Dresdner Stadtwappen. Bez.:

Anno MDCCLXXXVII gofs mich August Sigismund JWein



Fig. 23.


fertigte der Uhrmacher istian Böhringer, i und das 4,3 8 m hohe, schwere Kreuz Kupfer- Hofgürtler H e i n z e ver- Thaler.

Kirche, das am 23. De- ertönte, wurde von Weinhol dt in Dresden Glocken waren theil- durch grosse Stadtwap- den Kronen, sonst aber merkenswerth. Es be- fünf Stücken: glocke, 0,70 m hoch,

holdt in Dresden.



Fig. 23 — 25. Grundrisse des Kreuzkirchenthurmes, nach Zeichnungen Hölzers.


38


Dresden (Stadt), Kreuzkirche.


Grosse Schlagglocke, l,i5m hoch, 2,3o m weit. Mit dem Dresdner Stadtwappen. Bez.

MDCCLXXXVII gofs mich August Sigismund Weinholdt.

Grosse Läuteglocke, 1,52 m hoch, 2,i3 m weit. Bez.:

Aedi S. Cruciis | quae in funesta urbis oppugnatione | die XIX. Julii MDCCLX | hostili incendio comsumebatur | favente summo Numine | auspiciis | Serenissimi principis | Friderici Augasti | Saxonum Ducis Electoris | Patris Patriae optimi | fundamentis MDCCLXIV solemniter iactis | post annos XXX ab exustione elapsos | elegantiorem in modum restitutae | hoc aes clangens | tribus minoribus adiunctis | ad tempus publicorum sacrorum | civibus annunciandum | dicatum | curante civitatis magistratu. | Purior aeternae Christi doctrina salutis, | Dresda beet(?) cives tempori in omne tuos. MDCCLXXXIX.

Grössere Mittelglocke, 1,25 m hoch, 1,72 m weit. Bez.:

Aes hoc moUitum flammis atque orte (arte?) cavatum Pensile, quod sancta, Lector, in arce vides, Evocat ad cultum divinum, voce sonora, Mortales festo et quo iubet ordo, die; Tandem defunctis vita clangore dolendum Acclamat summum per pia vota Valel

Kleinere Mittelglocke, 1,02 m hoch, 1,37 m weit. Mit dem Stadt- wappen. Bez.:

Anno MDCCLXXXX goss mich August Sigismund Weinhold in Dresden.

Kleine Läuteglocke, 0,8 0 m hoch, 1,iö m weit. Mit dem Stadtwappen. Ebenso bezeichnet.

Bei dem Brande von 1897 wurde das Geläute theilweise zerstört.

Die Kirche wurde 1872 mit einer Luftheizung versehen, im Innern erneuert, 1873 das Kupferdach ausgebessert. Vielfach bemühte man sich, die ungenügende Akustik zu bessern, bis ein weitgehender Umbau des Innern 1894 — 95 durch den Architekten Emil Scherz hierin Wandel zu schaffen suchte. Die Aussenansicht wurde dabei nur dadurch geändert, dass die Brüstung der Attikafenster etwas tiefer gelegt wurde. Der Brand von 1897 liess den Thurm und die Aussen- mauern im wesentlichen unberührt, schwächte aber die Innenpfeiler so, dass diese abgetragen werden mussten. Von der Innenausstattung erhielt sich nichts. Das Altargeräth wurde gerettet.

Altargerät[Bearbeiten]

4. Das Altargeräth.

Kanne, Silber, vergoldet, 20,6 cm hoch, unterer Durchmesser 14,4 cm, oberer Durchmesser 12 cm. In Form eines cylindrischen Fässchens mit Angabe der Dauben, am unteren und oberen Bande je drei Eeifen. An dem derben, unten in zwei Schnecken auslaufenden Henkel prächtiges vertieftes Eenaissance- ornament. Auf dem Deckelknopf ein kleines Kundrelief, die Kreuzigung dar- stellend; auf der Eückseite das Kreuz mit der Schlange, bez.: nvm.xxi. Auf dem Deckel über der spitzen Schnauze die Zahl: 1540 in gravirtem Ornament. Schön getriebener Deckelgriff. Ungemarkt. Jetzt in der Lucaskirche.

Kanne, Silber, vergoldet, 30 cm mit Deckel, 235 mm ohne Deckel hoch, Fuss 171 mm breit. Mit geraden Wandungen, zwei aneinander gesetzten Engels- köpfen als Deckelgriff, Schnauze, breitem Henkel und profilirtem Fusse. Im Deckel eine Münze mit hebräischer Inschrift. Auf den Wandungen gravirt in


Das Greläut. Das Altargeräth. 39


vier Kreismedaillons die Evangelisten, an der Vorderseite der Gekreuzigte mit Maria und Johannes. Auf dem Boden bez.:

Hoc g-enus oeniphori crucianae dedicat aedi Andreas Beyer nobil. & mnema (!) sui. Arma redemptoris passio sculpta refert 1624.

Dazu ein grosses Passionswappen Christi, gravirt. ffifl Gemarkt mit Dresdner Beschau und nebenstehendem Zeichen 15^ nm^ Kanne, Silber, vergoldet, mit dem Deckel 208 mm, ohne Deckel 163 mm hoch, Fuss 157 mm breit. Mit geraden Wandungen, breitem Henkel, Deckel, einem Engelskopf als Deckelgriff, Schnauze. An den Wandungen mit Blattwerk gravirt. Auf dem Deckel das Abendmahl in Gravirung von bescheidenem künst- lerischen Werthe. Bez.:

Donum Dr. Bernhardi Schmidij Civis et Mercatoris Dresdensis A. 1G34.

Auf dem Boden: ist gefertiget 1665.

Wieget 4 M. 7 Lot 21% Q. Gemarkt mit Dresdner Beschau und nebenstehender Marke. . Patene, 82 mm Durchmesser, ungemarkt (17. Jahrh.?). Abendmahlkelch, Silber, vergoldet, 15 cm hoch, 91 mm Fussbreite. In den Formen der gothischen Kelche, mit rhombischen Rotein, darauf gravirt: lEHSVS, der Fuss im Sechspass. Gemarkt wie obige Kanne.

Dem Zeichen nach ein Werk der Zeit um 1665, obgleich die Formen noch im WesentUchen die des beginnenden 16. Jahrhunderts sind.

Abendmahlkelch, Silber, vergoldet, 216mm hoch, 136 mm Fussbreite. Mit reich gothisirenden Formen, namentlich des Stieles, des Knaufes und der sechs rhombischen Rotein, des Fusses im Sechspass. Der Rand des Fusses und die Ouppa wohl jünger. Diese gemarkt mit Dresdner Beschau und nebenstehen- der Marke. Auf dem Boden bez.: /Jv g^J^

M. Joh. Henricus Kühn, Diac. ad s. Cruc. Dresd. Anno 1679. WkMM^

Der Mitteltheil ist wohl älter.

Abendmahlkelch, Silber, vergoldet, mit dem Deckel und Kreuz 443 mm, ohne Deckel 294 mm hoch, Fuss 154 mm breit. Einfache schwerfällige Formen. Auf dem gewölbten Deckel ein hohes Kreuz in Silberblech. Der Kelch hat un- gewöhnlich grosse Abmessungen. Die Cuppa ist 145 mm weit. Bez.:

P. G. V. W. B. S. 1688. — _

Gemarkt mit dem Zeichen n und nebenstehender Marke, 'f^m /VT Kanne, Silber, vergoldet, bis zum Deckelgriff 280 mm, ohne Deckel 210 mm hoch, 178 mm Fussbreite. Mit geraden Wandungen, breit ausgeschwungenem Henkel, Deckel , zwei Engelsköpfen als Deckelgriff, breitem, reich profilirtem Fusse, Schnauze. Auf dem Deckel gravirt ein Gottes- auge und das hebräische Wort Jehova. Auf den Wandungen zwei von Palmen- zweigen umgebene Rundfelder, darin das Abendmahl und Christus im Garten von Gethsemane; unter der Schnauze das Crucifix; alles dies gravirt. Auf dem Boden bez.:

D. O. M. et Templo Crucis sacrat D. Heinricus Boezo Archiater Electoral. _

Saxon. 16S9. ^|^

Gemarkt mit Dresdner Beschau und nebenstehender Marke ^


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Dresden (Stadt), Kreiizkirclie. — Frauenkirche.



Kanne, Silber, vergoldet, mit Deckel 33 cm hoch, ohne Deckel 242 mm, Fuss 182 mm breit, mit Deckelgriff, Henkel und Schnauze. Auf dem Deckel ein naturalistischer, unvergoldeter Traubenzweig mit emporstehendem Stiel. An Schnauze und Fuss kräftiges Akanthusblattwerk. Auf dem Boden bez.:

ex testamento beat. Dnae Behrischiae. iflffl

Gemarkt mit Dresdner Beschau und der nebenstehenden Marke. Abendmahlkelch, Silber, vergoldet, 272 mm hoch, Fuss 158 mm breit. Aehnlich in der Form wie jener von 1766. Fuss und Stiel

paSsicht. Bez.: ex testamento beat Dnäe Behrischiae.

Gemarkt mit Dresdner Beschau, der Jahresmarke v und dem gleichen Zeichen wie die Kanne.

Abendmahlkelch, Silber, vergoldet, 297 mm hoch, Fuss 168 mm breit. Ebenso bezeichnet und gemarkt.

Patene, Silber, vergoldet, 200 mm Durchmesser. Bez.: A. M. K. 1755. Gemarkt mit Dresdner Beschau und undeutlicher (zweimal ^^[f^ ÄlrÄ nebeneinander) gestempelter Marke. fciJ>y Patene, Silber, vergoldet, 211 mm Durchmesser.

Gemarkt mit Dresdner Beschau, nebenstehendem Jahres- iSVS^ ^

zeichen und Marke. hA ^^fw ^

Abendmahlkelch, Silber, vergoldet, 267 mm hoch, Fuss 150 mm breit. Schwere, un verzierte Form. Fuss und Knauf passicht. Bez.:

Legat von Frl. E. A. von Beust Anno 1766. j ^n?)

Gemarkt mit Dresdner Beschau, der Jahresmarke s und nebenstehender Marke.

Zwei Patenen, Silber, vergoldet, 210 mm Durchmesser.

Gemarkt mit Dresdner Beschau, dem Jahreszeichen v und neben- stehender Marke.

Crucifix, mit dem Fuss 97 cm, ohne den Fuss 72.3 cm hoch. Schwarzes Holz, der Körper aus versilbertem Messing. Auf dem schweren Holzfuss eine silberne Platte mit der Inschrift:

Johann David Easp | Carl Parzsch | Johann Gottlob Albrecht | MDCCLXXVIII | Friedrich Heinicke ] Christian Becke | Andreas Hempel | Ernst Gottlieb Knorr | Daniel Renner | Joh. Gottfr. Schneider | Sam. Benjamin Hempel | Abraham Goldman ] Joh: Christoph Schneider | Johann Bach | Christoph Dietze | Joh: Christoph Ehrlich.

Jetzt in der Lucaskirche.

Hostienschachtel, Silber, unvergoldet, 10 cm Durchmesser, 75 mm hoch, ünverziert. (Iiyl

Gemarkt mit Dresdner Beschau, der Jahresmarke N J^ftS IVT und dem nebenstehenden Zeichen. ^Sfi^

Abendmahlkelch, Silber, unvergoldet, mit Deckel 355 mm, ohne Deckel 254 mm hoch, Fuss 126 mm breit. In ürnenform. Auf dem Deckel ein Pinien- apfel, verziert mit gravirten Kränzen aus Eichenlaub. Bez.:

In. Mem. Mun (?) Eccl. Per L. Ann. Fidel. Act. D. Car. Chr. Tittmamio Eph. Suo. Long.

Meritiss. Et. Amat. Pia D. D.

Dazu die Namen der 59 Schenkgeber in vier Reihen, geordnet nach dem Plauenschen, Kaditzer, Leubnitzer und Radebergischen Kreise. Gemarkt mit Dresdner Beschau und nebenstehender Marke



Mittelalterlicher Bau. Aeltere Bangesehiehte.


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Abendmahlkelch, Silber, innen vergoldet, 21,6 cm hoch, 10,i cm unterer, 10,8 cm oberer Durchmesser. Einfach classicistisch, mit aufsteigenden Lorbeer- blättern verziert. Gemarkt wie der vorige. Inschrift am Kelch:

Summe venerabili | Car, Chr. Tittmanno | quinquaginta abhinc annos | munus sacrum cappes- senti I semisecularis | libatu | a. d. XXVII Jan. | MDCCCXVII.

Am Fussrand:

Societas Homiletica Cruciana D. D. D. Sauer, Koehler, Thomas, Ziller, Schmidt, Pezold, Thieme, Gertung, Küchenmeister.

Jetzt in der Lucaskirche.