Projekt:Altes Dresden/Dresdner Gebäude/Gurlitt/Lazarethkirche
Die Lazarethkirche.
Vergl. P. Göhler, Aus der Jacobigemeinde, Dresden, 1888.
Der Bau eines Lazarethes wurde am 21. Juni 1568 begonnen und in 34 Wochen mit einem Aufwand von 3306 Gulden vollendet.
Die Oberleitung hatten Johann Baptista Buonhomini und Paul Buchner, die Maurerarbeiten machte Meister Hans Gra, die Zimmerarbeiten Meister Martin Kichter, Steinmetz war Franz Edelmann, Crucifix und Wappen über dem Thore fertigte Hans Walt her.
Eine Betslube einfachster Art wurde alsbald eingerichtet, 1702 wurde sie erweitert, 1738 auf Kosten des Handelsherrn Johann George Ehrlich erhöht und mit Emporen versehen. Dieser Hess auch die auf irrthümlichen Nachrichten beruhende Inschrift anbringen avgvste fvndatvm 1588.
Die Kirche war ein sehr ärmlicher Bau von wohnhausartigem äusseren Ansehen, ein Geschoss hoch, darüber ein schweres Mansarddach. Die Empore, die zwischen schlichten Säulen eingespannt war, erhielt ihr Licht von den Man- sardenfenstern. Die Kanzel stand über dem Altar und war aus einer unverkenn- bar aus Bestem anderer Altäre oder Denkmäler zusammengesetzten Architektur umgeben. Zur Seite der Kanzel zwei korinthische Säulen mit Diamantsteinen und Rankenornament im untern Theil, Werke der Zeit um 1580, darunter zwei Steinpostamente von 1556 (siehe S. 74). Zwischen diesen eine Relieftafel in Sandstein, darstellend das Abendmahl (siehe S. 79) in einer jonischen Architektur. Als ßekrönung Holzkonsolen verschiedener Herkunft mit Todtenköpfen und Ge- hängen, Werke der Zeit um 1600, endlich ein Holzgesims von feiner Durchbildung, das zu den Säulen gehören dürfte.
Die Kirche wurde 1897 abgebrochen. Der Altar kam in den inzwischen erbauten, ihr gegenüberstehenden Betsaal.
Ausserdem waren mehrfach in der Kirche Reste alter Denkmäler vermauert. Diese sind an anderer Stelle behandelt worden. Denn sie stammen sicher nicht ursprünglich aus dem ärmlichen Kirchlein, sondern sind in dieses allem Anschein nach erst nach Abbruch des Frauenkirchhofes gekommen, als auch das neben dem Kirchhofe gelegene Maternispital in diese Vorstadt verlegt wurde.
Grabdenkmäler. — Altargeräth.
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Es scheint mir fast ausgeschlossen, dass diese Eeste anderswoher stammen. In Frage kommt vor Allem der Altar der Frauenkirche, der aus der Annen- kirche, wo er seit 1727 stand, nach dem Brande von 1760 entfernt wurde. Theile dieses Altares könnten nachträglich nach der Stiftskirche überführt worden sein. Jedoch war sie damals bereits längst in Gebrauch. 1738 aber waren die Stadtkirchen sämmtlich noch unberührt, lag kein Grund zur Entfernung alter Denkmäler vor, ausser an der Frauenkirche. Wie sich das Denkmal des Caspar Vogt von Wierandt im Malernispital fand, so dürften auch andere Kunstwerke nach den neuen Bauten der Wilsdruffer Vorstadt verschleppt worden sein, die man nicht einfach zerstören wollte.
Ueber diese Eeste siehe unter Frauenkirchhof, S. 64 flg. und 74 flg.
Fig. 132. Vom Johanniskirchhof. Kelief, das jüngste Gericht.
Altargeräth.
Schüssel, Zinn, 53 cm Durchmesser, gravirt, aussen mit Eanken, innen mit 6 Köpfen und Verzierungen, bez.:
A. C. T. 1605. I Verehret | vou Joh. Gottlob Richter | Lazareth Schreiber | zum guten
Andenken Anno 1736. Wer da glavbet vnd Getavfft wird der wird seelig wer aber nicht glavbet der wird verdamt Marci am 16 Vers 16.
Die Schüssel stammt von 1605 und diente damals wohl noch als Tischgeräth zum Waschen der Hände. 1736 wurde sie ungeschickt aufgearbeitet. Sehr beschädigt. Jetzt im Stadtmuseum.