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Projekt:Altes Dresden/Dresdner Gebäude/Gurlitt/Sophienkirche

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Die Franziskanerkirche (Sophienkirehe).

Franziskanerkirche

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1. Der mi ( telalterli che Bau.

Baug-eschiclite.

Das Kloster der Franziskaner in Dresden (vergl. Georg Müller, ßeitr. zur Sächs. Kirchengeschichte V, S. 91 flg.) wird seit 1272 urkundlich erwähnt, doch wurde vom Orden schon 1265 in Dresden ein sächsisches Provincialkapitel ab- gehalten. Aus dieser Zeit dürften die Anfänge der Kirche stammen. Leider haben die baulichen Umgestaltungen und zuletzt eine Eestaurirung in den Jahren 1864 — 68 die Kirche der charakteristischen Einzelheiten zumeist beraubt: die Aussenflächen sind durchweg abscharrirt und mit Cement verstrichen, die Profile und Maasswerke einheitlich gestaltet, so dass nur wenige Merkmale der geschicht- lichen Bauentwickelung sich erhielten.

Als einheitliche Schöpfung erscheint der östliche Theil (Fig. 49 u. 50). Dieser stellt sich dar als zweischiffig, jedes Schiff geschlossen mit einem aus dem Acht- eck gebildeten Chore. Die Arkade zwischen den beiden gleich hohen Schiffen besteht aus vier Bogen über drei freien Pfeilern und einem halben, an den Chor angeschlossenen. Vor die Pfeiler sind starke Dinste gelegt (Fig. 51). Die Wölbung ist jüngeren Ursprunges.

An diese ältesten Kirchentheile, welche noch dem 13. Jahrhundert angehören dürften, legte sich eine westliche Verlängerung um zwei wei- tere Arkadenbogen. Die Pfeiler sind hier nur achteckig gebildet, die Arkadenbogen von gleicher Profilbildung. Auch diese Theile schei- nen ursprünglich mit flacher Decke abge- schlossen gewesen zu sein. Es fehlte an den Westecken ein Strebepfeiler, während ein solcher von starker Ausbildung mitten vor dem Giebel die Zweitheilung des Gebäudes andeutet.

Die Strebepfeiler der Langseiten entsprechen nicht ganz den Innenpfeilern. Sie tragen jetzt an der Südseite je ein Wappenschild, und zwar an dem Strebe- pfeiler, der dem zweiten Freipfeiler der Arkaden entspricht, den Thüringischen Löwen (Fig. 52), am folgenden die Hennebergische Henne (Fig. 53), darauf wieder den Löwen (Fig. 54) und endlich wieder die Henne (Fig. 55). Diese Anordnung stammt erst aus dem Umbau von 1864. Ursprünglich waren die Wappen, wie aus alten Darstellungen im Stadt museum hervorgeht, anders ver- theilt. Der erste Pfeiler (Fig. 50 bei b) zeigte oben einen Kübelhelm mit zwei Hörnern, an welchen die thüringischen Lindenblätter hingen; darunter die beiden Löwenschilde. Am zweiten Pfeiler (ebendaselbst unter c) befand sich oben ein Löwenschild unter einer Bischofsmütze, darunter die beiden Schilde mit der Henne. Weck bezieht diese Wappen, von denen er sagt, dass sie sich ,, aussen an der Kirchen Eingange oben an den Zinnen" befunden haben, auf Markgraf Friedrich den Strengen (1349-81), der 1351—1357 in Dresden Hofgehalten habe und dessen Gemahlin Katharina, Gräfin von Henneberg (vermählt 1346,



Fig. 51. Franziskanerkirchc, Grundriss der westlichen ScMffpfeiler.


Mittelalterlicher Bau. Baugeschichte. Busmannkapelle.


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t 1397). Dieser Ansicht schliesst sich A. Freiherr von Zedtwitz an, indem er die Wappen erklärt als die des Markgrafen Friedrich, seiner Gemahlin und deren Vater Graf Heinrich XII. von Henneberg -Schleusingen (f 1347; oder ihres Onkels, Graf Berthold, f 1416), der Markgrafen Balthasar (f 1406), Wilhelm I. (t 1407) und des Erzbischofs Ludwig von Magdeburg (f 1382). Aber nach den Maasswerken der Fenster, wie sie auf dem im Stadtarchiv erhaltenen Thurm- plane von 1736 erscheinen, hat die Südwand einen späteren Umbau erfahren; die Fenster stammen anscheinend aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.

Busmannkapelie.

Zu Ende des 14. Jahrh. ist auch die an den Südchor sich anlegende Kapelle geschaflfen worden: Es ist die in den Rechnungen wiederholt genannte Bus- mannkapelle (Fig. 49 unter B). Der Name stammt von der Dresdner Familie ßusmann, die im 14. und 15. Jahrhundert zu den hervorragendsten der Studt gehörte. Lorenz Busmann trat 1387 in den Rath ein, starb vor 1412, nachdem er viermal Bürgermeister gewesen war. Sein Wappen siehe bei Hefner, Wappen- buch der bürgerl. Geschl. V, 5, Blatt 41. Ein zweiter Lorenz Busmann starb

1440 und wurde in der Klosterkirche und zwar in der Kapelle begraben (vergl. Hauptstaatsarchiv XIV. Abth. A,




Fig. 52. Fig. 53. Fig. 54. Fig. 55.

Bd. 7, Fol. 505—510). Ebenso die Gemahlin des Johannes Busmann, Elisabeth (t 1478). Heinrich Busmann begleitete Herzog Albrecht 1476 nach dem gelobten Lande und starb auf der Reise. Noch 1486 unterstützte Martin Busmann seiner Schwester wegen das Kloster. Die Busmann standen also zweifellos zum Kloster in naher Verbindung.

Die Kapelle ist leider ihrer alten Maasswerkfenster beraubt. Im Innern (Fig. 56) zeigt sie in den Chorecken Runddinste, die durch eigenthümliche consol- artige Bauglieder hindurchgesteckt sind. Diese ragen in halber Fensterhöhe in den Raum, sind als Oberkörper einer Frau, eines Mannes, eines Engels gebildet, weiter mit Blattwerk und mit einem Adler decorirt. Sie trugen wohl zweifellos ursprünglich Statuen. Der Mann hat auf der Brust neben- stehenden Wappenschild. Das gleiche Zeichen befand sich auf einem Schilde an der Aussenseite der Wendeltreppe, die westlich von der Kapelle lag. Das Siegel auf einer Urkunde von 1485 im Raths- archiv (Cod. dipl. IL 5, Nr. 391) bestätigt, dass dies die Hausmarke der Busmann darstellt. Mithin ist ausser Zweifel gestellt, dass die besprochene Kapelle die Busmannkapelle war und dass in jenen Büsten ein Busmann und seine Gattin dargestellt sind.

An der Westseite findet sich eine Empore mit vier sehr eigenartigen, in Stein eine Holzconstructiou nachahmenden Stützen. Das Netzwerk des Ge-

XXI. ^>



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0 6 10 20 30 Meter.


| | I II I I I I I 1 I I 1 h

0 5 10 20 30 40 50 Ellen.

4* 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 \ 1 1 H-

Fig. 49. Franziskanerkirche, Grundriss des Erdgeschosses. Zustand vor 1864. A. Altar von 1606. B. Altar aus der Schlosskapelle. C. Thurm von 1730. D. Thor von der Sehlosskapelle.


Mittelalterlicher Bau. Baugesehichte.


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0 5 10 20 30 Meter.

| i i"iH I I [ I I I I I M 1 h

0 5 10 20 30 40 50 Ellen.

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iFig. 50. Franziskanerkirche, Grundriss des Emporengeschosses. Zustand vor 1864.

C. Thurm von 1736. E. Orgel von 1720. 6*


34 Dresden (Stadt), Franziskanerkirche (Sophie nlirclie).



Fig. 5G. Franziskanerkirche, Busmaunkapelle mit dem Altar aus der Schlosskapeile.


Mittelalterlicher Bau. BLismannkapelle,


SS


wölbes ist namentlich gegen Osten von origineller Lösung, feingliederig und an den Kreuzungen mit kleinen runden Schlusssteiuen versehen.

Aus der ßusmannkapelle wurde 1552 ein Altar in die Barlholomäuskapelle versetzt. Eine Notiz der Rechnung des Bartho- lomäusspitales dieses

Jahres sagt: „1 fl. Hans Werner dem Steinmetzen und den

Helfer shiechten den althar wider zu setzen unnd abzubrechen in Pajsmans Capell vnnd die thür in der saJcristen wcitter zu machen.^' Früher nahm ich irr- thümlich an, dass hier ein Schreibfehler vor- ^'^^^^^^^^^^^^^•'^"■«^e' ^^t^^ <ier Busmannkapeiie.

liege, las Hufsman statt Pufsman und glaubte daraus schliessen zu können, der Altar stamme aus dem Königlichen Schlosse. Das ist sicher ein Irrthum, die Herkunft aus der Klosterkirche dagegen unzweifelhaft nachweisbar. Für das Alter



Fig. 58. Franziskancrkirclie. A'uiu Aitar der Busniannkapeile.

dieses Altars giebt es keinen urkundlichen Anhalt. A. v. Eye, in seinem Katalog des Museums des K. Sächs. Alterthumsvereins S. 56 flg., setzt ihn in den An- fang des 15. Jahrhunderts und lässt ihn als einen Nachklang der älteren säch-


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Dresden (Stadt), Praiiziskanerkirche (Sophienbirche).


sischen Bildhauerkunst erscheinen. Von einem solchen ist sonst im 14. Jahr- hundert in Sachsen wenig mehr zu spüren. Mir scheint vielmehr der Zusammen- hang mit der schwäbisch -böhmischen Schule wahrscheinlicher. Die Verwandt- schaft mit dem Heiligen Grabe zu Schwäbisch Gmünd (um 1410) ist augenfällig.

Heiliges Grab (Fig. 57), in Sandstein, ohne Sockelplatte l,o5 m hoch, unten 1,7 s m lang, 1,2 6 m tief. Die kräftig profilirte Platte tragen vier recht- eckige Pfeiler. Am unteren Profil zieht sich ein Spitzenrundbogen- fries hin, dessen Bogen Nasen haben und in Lilien enden. Ein Maasswerkfries schmückt die unten eingestellte Tumba, auf welcher Christus liegt. Zwischen den Stein- pfeilern steht an den Schmalseiten je ein Pfosten, an der Rückwand deren zwei. Die Oeffnungen sind fensterartig und mit Maasswerk versehen.

Der Körper des lang ausge- streckt liegenden Christus (Fig. 58) ist 1,18 m lang. Er liegt mit dem

Haupte auf einem Kissen' die Fig. 59. Franziskanerkirche. Vom Altar der Busmannkapelle.

langen, einst schwarz gefärbten Locken fallen auf die Brust, die Hände sind auf dem Leibe gekreuzt, ein Schurz deckt die Lenden, die (ergänzten) Füsse sind gerade gestreckt. Die Brustwunde zeigt Spuren rother Farbe. Der Ausdruck ist stark realistisch. Die Wangen sind eingefallen, die Augen geschlossen. Ein hoher Ernst liegt über der ganzen Gestalt, die zu den edelsten Schöpfungen


deutscher Plastik ge- hört. Bemerkens- werth ist auch das sorgfältige Studium der mageren , doch hoch gewölbten Brust.

Im Hintergrunde drei Frauen , Halb- statuen von 63 cm



Höhe, also von zum Fig. Ol. Franziskauerkirche. Vom Altar der Busmannkapelle.

Körper Christi passenden Dimensionen. Alle drei haben Kopftücher mit einer Borde, die noch an die Zaddeltracht mahnt, weite Mäntel über dem mit kreuzförm- igen Schliessen zusammengehaltenem üntergewande. Sie tragen jede eine cjlind- rische Salbbüchse. Der Ausdruck ist der stillen Schmerzes, der sich im Kräuseln der Augenbrauen und Stirnfalten, im Herabziehen der Mundwinkel äussert. Die Kopfform ist ein schlichtes Oval, über langem runden Hals, rundlichem vortreten- den Kinn. Hervorragend behandelt ist durchweg der Faltenwurf. Die Formen sind rundlich, dem Körper wohl angepasst, reichere Motive wechseln geschickt mit schlichten. Bemerkenswerth ist die Kühnheit des Wagnisses, den Mantel über



Mittelalterlicher Bau. Busmannkapelle.


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Fig. 60. Franziskanerkirche. Vom Altar der Busmalinkapelle.


die die Büchse tragende linke Hand der Mittelgestalt zu legen, so dass man durch den Stoff die Formen erkennt. Die Hände sind sonst überschlank, nament- lich an der Mittelgestalt.

Zu Häupten und Füssen Christi schwebt an dem Mittelpfeiler der Schmal- seiten je ein Engelchen mit langen Flügeln, das ein Weihrauchbecken schwingt. Vorn liegen vier Krieger von kleineren Abmessungen, die für die Feststellung der Entstehungszeit des Werkes von Werth sind. Der linke (Fig. 59) vorn trägt

einen Eisenhut über der Brünne, welche Hals, Schulter und Hinter- kopf schützt. Zu dem scheinbar in Leder gebildeten Gewände trägt er Eisenhandschuhe. In der Rechten das Krummschwert (Malchus), die Bauernwehr bis ins 16. Jahrb. , in der Linken eine Helmbarte. Ein zweiter (Fig. 60) hat die Becken- haube über der Brünne, wie sie für das 14. Jahrhundert typisch ist, auf- geklappten Gesichtsschutz aus Eisen- blech, Panzerhemd, Handtartsche, Krummschwert, Drehlinge und halbe Beinwehren. An der linken Schmal- seite liegt ein Krieger (Fig. 61) mit eigenthümlich geschuppter Mütze, weiter Hals- brünne. Die weiten Aermel sind gezaddelt, das Schwert hat scheibenförmigen Knauf, das Beinzeug ist von Eisen, neben dem Krieger eine Helmbarte. Das weit abstehende, glatt gekämmte Haar, der Kinn und Schnurrbart sind bezeich- nend für die Zeit vor 1400. Der (Fig. 62) Krieger an der rechten Schmalseite hat eine hohe Mütze, gerüstete Brust, Arme und Beine, einen Dolch am breiten beschlagenen Gurte ; neben ihm liegt ein Beckenhut.

Fig. 62. Franziskanerkirche. Vom Altar der Busmannkapelle. DaS heilige Grab kam

aus der Bartholomäuskirche in die Sammlung des K. S. Alterthumsvereins, Nr. 391 (Inv.-Nr. 17 a). Leider wurde es bei dieser Gelegenheit erneuert und ange- strichen, so dass manche Einzelheiten verwischt sind. So namentlich ist der Steinschnitt und damit der innere Zusammenhang des Ganzen nicht mehr er- kennbar.

Zu diesem Grabe gehört offenbar auch die knieende Frauengestalt (Fig. 63), welche gleichfalls aus der Bartholomäuskirche in die Sammlung kam. Sandstein, 72 cm hoch. Nach Maass und der Behandlung gehört sie ganz zu der Gruppe. Sie ist so angeordnet, dass ihre rechte Seite die zur Beschau bestimmte, die linke



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unbearbeitet gelassen ist. Unzweifelhaft handelt es sich um eine Stifterin, also wohl auch eine Busmann, die links neben dem Grabe in gleicher Höhe mit diesem kniete und der eine entsprechende männliche Gestalt zur Kechten des Grabes gegenüberstand. Der Kopf ist stark er- gänzt, Nase, Kinn und Hände sind, wie es scheint, ganz neu, der Sockel ausgebessert. In der Sammlung des K. Sächs. Alterthumsvereins Nr. 391b (Inv.-Nr. 38).

Schon in der Busmannkapelle trug der Altar eine Predella (Fig. 64), denn diese zeigt an der 35 cm hohen Seitenansicht beiderseits das nebenstehende Wappen der Busmann (links nur zur Hälfte er- halten). Die Predella ist in Tempera ge- malt und zeigt die Gestalt des Erlösers und der zwölf Apostel. Diese Malereien, die am unleren Bande stark beschädigt sind, schuf eine andere, ältere Hand als den jetzt darüber stehenden Schrein. Sie sind stark contourirt, haben schwere Köpfe, verdriesslichen Ausdruck, eigen- thümlich dicke Unterlippen. Mir will scheinen, als stamme der Schrein aus der Neustädter Dreikönigskirche (siehe diese und die Bartholomäuskirche).

Fortsetzung der Baugeschichte.

Mit dem allgemeinen Aufschwung Dresdens um 1400 scheint die Erweiter- ung des Klosters zusammenzuhängen.

1401 stiftete Markgraf Wilhelm Geld und Näturalgefälle, sowie 50 Schock Groschen zum Bau der Kirche.

1406 brannte das Kloster aus (nach der Chronik des Magisters M. Joh. Frenzel; nach anderen Quellen 1407).

1420. Nach einer erhaltenen Rech- nung deckt Heinrich Beyer das Dach ,3 p,,,,i,k,„erkirche. Aus der Busmannkapelle.

bei der Kirche, wird

1421 ein Giebel gebaut, ein Kreuz gehauen (Giebelkreuz?). Niclas Moller wird als Baumeister genannt, Lomenicz und Rüste von Crjm (Grimma) er- halten im Geding 23 Schock Groschen. Die Rechnung bietet wenig klaren An- halt, doch ergiebt sich, dass der Bau, der 139 Schock kostete, nicht unbedeutend war. Diesem Zeitabschnitte dürfte die Verlängerung der Kirche gegen Westen und der Westgiebel (Fig. 65) angehören. Der Giebel ist in Ziegel aufgemauert und durch Blenden im Rundbogen gegliedert. Er erhielt sich hinter der 1864 aufgeführten Westfa^ade. Immer noch dürfte um 1420 das Kirchengebäude nicht auf Wölbung angelegt worden sein.

Es wurde darauf hingewiesen, dass die Fenster gegen Süden um 1450 erbaut



Mittelalterlicher Bau. Busmannkapelle. Baugescliichte.


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sein dürften. Diese Nachricht steht vielleicht in Beziehung damit, dass Peter Lomnitz mit seiner Frau Ursula in die Brüderschaft des Klosters 1464 aufge- nommen wurde. (Einen ähnlichen Vorgang siehe Heft XIX, S. 100 vom Jahre



Fig. 6-J. Franziskanorkircbe. Theil der Predella aus der Busmannkapeile.


1425.) Dieser Lomnitz wird 1452 als am Stadtgraben thätig, 1459—68 öfter als Kathsherr genannt. Ueber seinen Beruf fehlt es an Angaben, doch spricht oben erwähntes Oeding dafür, dass er mit dem Bauwesen zu thun hatte.

Der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts dürfte die üeberwölbung der Kirche angehören. Sie ist nicht eben geschickt in reichem Kippenwerk aus- geführt, die Eippen sind beiderseitig durch eine Hohlkehle profilirt. Die Trennungsrippen noch breiter gehalten als die Diagonalrippen. Die Käm- pfer setzen theils mit klei- nen Consolen an, theils ohne solche. Die Formen sind überall dem Wesen des Ordens gemäss ein- fach. Das zwischen den Fig. Franziskanerkircbe. Alter ^Westgiebel.

beiden Chören aussen ent- stehende Dreieck wurde der einfachen Dachform wegen überwölbt, und zwar mit einem Netzgewölbe aus Ziegel, welches schwerlich vor 1470 entstand. Das Dach selbst dürfte also erst dieser Zeit angehören.

1481 werden dem Guardian des Klosters 8 Schock gezahlt, dass er einen



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Dresden (Stadt), Franziskanerkirche (Sophienkirche).


Thurm (an der Stadtmauer) baue. Schon 1448 wurden zwei solche Thürme er- richtet. Hans Sateler (Fedeler?) der Maurer, dürfte sie damals geschaffen haben.

Die Baurechnungen von 1486 und den folgenden Jahren sind erhalten. Sie beziehen sich auf den Bau des Klosters, und zwar auf das neue Schlafhaus. Mathis Hecht, Franz Blewel und Martin Böberitzscli sind die für das Kloster thätigen Steinmetzen. Matis Kwmoller arbeitet für diese. Man baut ferner das Sommerhaus. Heinrich Kannengiefser giesst umsonst die Glocken.

1487. Die Treppe zum Predigtstuhl auf dem Schlafhaus wird gebaut, das Thor in die Gaststube, das Dach auf dem neuen Haus; neue Zellen entstehen. Der Orgelmeister aus Freiberg (Meister Blasius?) macht neue Bälge.

1489. Das Sommerhaus wird fertig gebaut. Michel Hoffemeister re- giert den Bau und ist ein Meister darüber. Urban Sedeier (Fedeler) und sein Bruder, Merten Tannebergk, Hans Smede, Hans Dorffer, Merten Beberitzsch, Urban Eeiche, Wenzel mit seinem Sohn, Lorenz P arlir, Matis Austen arbeiten, doch sind die Arbeiten nicht von Belang. Man ver- baut an der Kirche 13 Schock 8 pf.

Reformation

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1541. Das Kloster wird nach Durchführung der Eeformation von Herzog Heinrich dem Eath zugeeignet. Dieser liess die Kirche unbenutzt liegen.

1547. Bastian Steinmetz (Kramer) macht einen Steinbottich in das „Münchshaus" (Hauptstaatsarchiv Act: Handlung mit den Eäthen, Loc. 4451).

1555, 5. September. Kurfürst August ordnet an, dass die Klosterkirche und der Klosterhof in Dresden, die bisher kurfürstliches Zeughaus waren, dem Eath eingeräumt werden sollen. Der Kammermeister Hans Harrer erhält ein Grund- stück geschenkt an der grossen Brüdergasse im Klosterhof neben Valerius Krakau, 28 Ellen breit gegen die Stadtmauer zu und ebenso breit bis an das Haus im Klosterhof, das vor Zeiten der Sommerrempter gewesen (Hauptstaatsarchiv Cop. 222, Bl. 28).

1576. Der im Kloster wohnende Gärtner Winzer theilt mit, dass der Giebel einzufallen drohe (Hauptstaatsarchiv Cop. 413, Bl. 10).

1589/90. Im Kloster sind kurfürstliche Ställe für 66 Pferde und unter dem Dach ein Getreideboden für 1506 fl. hergestellt worden (Hauptstaatsarchiv, das Bau-Amt betr. 1572 etc. Loc. 4449, B1.17; Kurtzer Summ. Extract. 1589, Loc. 4451). Die Kirche war durch zwei Balkenlagen in Schüttböden getheilt (Hauptstaats- archiv, Cammersachen II, Loc. 7306, Bl. 496 flg.).

Wiederbenutzung

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2. Die Wiederbenutzung als Sophienkirche.

Baugeschichte.

Die Kurfürstinwittwe Sophie sorgte dafür, dass 1598 der Gottesdienst in der Kirche wieder aufgenommen wurde. Es wurden daher 1599 grössere Er- neuerungsarbeiten begonnen, welche die Maurermeister Hans Petzell und Christof Müller, die Zimmermeister Balthasar Eichter und Georg Beger, die Steinmetzen Bernhardt Eeutter und Michel Eeinoltt, der Tischler Thomas Borfsdorf und Andere ausführten. Der Tischler David Fleischer erhielt am 31. Mai 1600 einen Betrag für Aufmessen der Kirche. Er dürfte die Empore entworfen haben. Die wichtigsten Arbeiten sind: Neu-


Mittelalterlicher Bau. Baugesehielite. Wiederbenutzung als Sophienkirehe. 91


Pflasterung, Emporenbau, Anlage neuen Gestühls. Eeutter fertigte den Predigt- stuhl aus zerbrochenen Leichensteinen, die Kirchthüre und den Wendelstein. Hans Faseltt malte den Predigtstuhl. Christof Müller spitzte den Altar auf zwei Seiten um eine Elle weg. Es stand also noch der alte Altar in der Kirche. Der Bau kostet bis 1602 2715 fl.

1602 wurde die Kirche als Sophienkirche geweiht und von nun an als Begräb- nisskirche für den Hof, den Adel und für vornehme bürgerliche Personen benutzt.

1606 entstand der Altar, als das Werk des Giovanni Maria Nosseni, der 3500 fl. gekostet haben soll.

1608 zerstörte der Bhtz das Steinkreuz auf dem Westgiebel.

1610 gab die Kurfürstin die Kirche an die Stadt zurück und stiftete ein Capital zu ihrer Verwaltung.

1619 wurde der Kirchhof, der an Stelle des Klosterstalles südlich von der Kirche entstand, an der Süd- und Ostseite mit einer Mauer umgeben.

1624/25 wurden 1023 fl. für eine neue Orgel ausgegeben, welche der Orgel- bauer Well er gefertigt haben soll. Die Eeparaturarbeiten an der Orgel und Empore zogen sich bis 1640 hin und forderten noch 566 fl.

1682/83 wurde ein Musikchor über dem Schulchor, neue Stübchen für die Geistlichen u. a. m. errichtet.

1692/93. Umbauten an den Emporen.

1695 — 99. Eine neue Empore für Soldaten und Standespersonen wird er- richtet, ebenso die königliche Empore. Ein neues mittleres Portal wird geschaff'en. Die Kosten betragen gegen 3700 fl.

1715. Der Bildhauer und Bürger Augustus Bley erbietet sich, den Altar durch Poliren und durch „gläntzigt Machen" zu renoviren.

1720/21. Eine neue Orgel wird von Gottfrie d Silbermann gebaut; mit dem Schülerchor kostet sie 3230 fl.

1736/37. An die Südfront wurde unter Johann Christoph Knöfels Leitung ein Glockenthurm aufgebaut, dessen oberer Theil mit Schiefer bedeckt war. Dieser Thurm, der über der älteren Treppe stand, wurde ausgeführt von George Bähr als Zimmermeister, Johann Gottfried Fehre als Maurermeister und Johann Friedrich Lutz als Steinmetzmeister. Er kostete 2536 Thaler.

1738. Die Emporen werden erweitert. Bei dieser Gelegenheit kommen die Gemälde, welche Heinrich Göding für die Empore der Frauenkirche 1606 gemalt hatte, hierher (siehe Seite 48). Die Kirche wird geweiht. Am 25. Juni wird der erste Stein zur Versetzung des Altars aus der Schlosskapelle (siehe daselbst und Fig. 56) in die Busmannkapelle gelegt, am 17. September erste Communion gehahen. Im October wurde das Thor der Schlosskapelle an die Westfront oder vielmehr an den Vorbau vor diese gesetzt. Auch der Taufstein, die Glocken und viel Kirchengeräth wird von der Schlosskapelle hierher überführt.

1740/41. Die Kirche erhält an der Stadtseite (gegen Süden) neue Einricht- ungen. Die Orgel wird reparirt. Kosten: 2886 fl-

1772. Der Dachstuhl wird ausgebessert.

1774. Ausbesserung des Portales an der Westfront.

1782. Die Maasswerke aus der Kirche werden zur „Erhellung" der Kirche entfernt, diese wird neu geweisst. Kosten: 4480 Thaler.



Fig. 66. Sophienkircbe, Hauptaltar; von Juan Maria Nosseni.


Wiedeibenutzung als Sophienkirehe. Baugesehiclite. Ausstattung.


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1823. Abbruch der Kirchhofmauer gegen die grosse Brüdergasse zu, wo- mit der seit 1740 beginnende Abbruch des Kirchhofes vollendet ist.

1824. Die Busmannkapelle, deren Obergeschoss als Bälgekammer benutzt wurde, wird im gothischen Stil jener Zeit als „Hofsakristei" eingerichtet.

1864—68. Architekt Professor Arnold baut die Kirche um, er errichtet die beiden gothischen Thürme an der Westfront, die seitenschiffartigen Gänge an den Langseiten, die Strebebögen über diesen, erneuert alles Maasswerk, bricht den Südthurm und die angebauten Stübchen ab.

1875. Das Innere wird erneuert. Umbau der Emporen, Verlegung der Orgel, Neubau der Kanzel. Vergl. Die Bauten von Dresden, S. 135 flg.

Die Ausstattung.

Von den Ausstattungswerken, die neu für die Kirche hergestellt wurden.



Fig. 67. Sophienkirche. Vom Hauptaltar.


erhielt sich nur der Hauptallar und die Orgel. Von den Emporen und der Kanzel ist meines Wissens nichts übrig geblieben. Doch finden sich in der Kirche und zwar in der Busmannkapelle noch ein zweiter Altar und der Taufstein, welche wie bereits erwähnt, ursprünglich in der Schlosskapelle im Königlichen Schlosse standen (siehe dort).

Der Hauptaltar (Fig. 66) wurde, wie oben gesagt, 1606 von Nosseni gefertigt und ist ganz aus farbigem Marmor aufgebaut. Ueber dem Altartisch stehen vier Postamente für die glatten korinthischen Säulen mit verkröpftem Gebälk. Die äusseren Postamente und die seitlichen, anten- artigen Abschlüsse tragen je eine Console. Auf den Postaraenten die Inschriften:

Matth. 26. Christ spricht: Nemet, esset, das ist meinn Leib, der für Euch gegebenn wirdt. Des thut zu meinem Gedechtnis.

Matth. 26. Trincket alle daraus, das ist mein Blut des neuen Testaments welches ver- gossen wird zur Vergebung- der Sündenn.

Cor, 11. Der Mensch prüfe sich selbs und also esse er von diesem Brot und trinck von diesem Kelch.

Cor, 11. Welcher unwürdig isset und tricket der isset und trincket ihm selber das Gerichtte.


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Dresden (Stadt), Franziskanerkirche (Sophienkirche).


Zwischen den äusseren Paaren Tafeln, in der Mitte als Predella ein Relief, das Abendmahl (Fig. 67). Der Herr sitzt mit den Aposteln an breitem Tische in einem Säulensaal. Seitlich bringen Diener Speise und Trank, im Hintergrund



Fig. 68. Sophienkirche, Orgel von 1720. Nach einer Handzeichnung wahrscheinlich George Bährs.


Kuppeln und Pyramiden, an der Decke Ampeln. Johannes neigt sich vor Christus, während die Apostel im Gespräch lebhaft bewegt erscheinen. ^Die malerisch ge- haltene Perspective mahnt an Arbeiten des Giovanni da Bologna.

Zwischen den Säulen in der Mitte ein in den Pries einschneidender Bogen,


Wiederbenutzung als Sophienkirche. Ausstattung. Aeltere Grabdenkmäler. 95


darin die Kreuzigung in Vollplastik. Neben dem schlichten Kreuz, an welchem ein vornehm durchgebildeter Christus hängt, die 85 cm hohen Statuen von Maria und Johannes. Seitlich vom Kreuze die Inschrift:

1. Cor. 2. Ich hielt mich nicht dafür | das ich etwas wüsste unter euch ( ohn allein Jesum

Christum den gekreutzigten. Galat. 6. Es sey ferne von mir | rhuemen | dann alleinne von dem Creutze unsers Herrn

Jhesu Christi.

Zwischen den seitlichen Säulenpaaren Nischen mit den etwa 1 m hohen Statuen des Moses und Petrus.

Auf den Mittelsäulen steht eine zweite jonische Säulenordnung. In der Brüstung die Inschrift:

Deine Todten werden leben und mit dem Leich | nam auflferstehen. Wacht auf vnd rhumet die ihr ligt vn ( der der Erden, Dann dein Taw ist ein Taw des grünen Feldes | 'Jesaias 26.

Zwischen den Säulen ein Relief, die Beweinung Christi. Der zu Boden sinkende Herr wird an Füssen und Brust von Aposteln gehalten, zu seiner Linken vorn kniet Maria, Frauen und Apostel hinter ihnen. In der Ferne eine Landschaft.

Den Aufbau bekrönt ein barocker Giebel mit der Inschrift:

Christus | ist vmb vnsrer ( Sünde willen dahin | gegeben vnd vmb | vnsrer Gerechtikeit

willen I aufferwecket,

üeber den Kröpfen der unteren äusseren Säulen stehen Engelkinder mit den Marterwerkzeugen, dahinter barocke Giebelanschwünge mit ähnlichen schönen Gestalten. Ebensolche über den Giebelanschwüugen der Kröpfe der oberen Ord- nung. Als oberster Abschluss der auferstandene Heiland auf der Weltkugel.

Das ganze etwa 6 m hohe Werk verräth deutlich dieselbe Hand, welche das Freiberger Fürstengrab schuf: dieselbe Formenschönheit, dieselbe Empfindung für geschlossenen ümriss in den Figuren, für fluthende Bewegung in den Reliefs. Wenngleich der Ausdruck kein hervorragend vertiefter ist, so ist doch der klare Aufbau der Gestalten ein Beweis dafür, dass Nosseni der Schule des jüngeren Sansovino und des Giovanni da Bologna nahe stand und in ihren Formen sich frei bewegte. Nur Weniges, wie z. B. das seitlich den Umriss belebende Con- solenwerk, deuten auf den Einfluss der langen Anwesenheit des Meisters in Deutschland.

Die Orgel entstand 1720 — 1721, als ein Werk Silbermanns. Sie stand früher (Fig. 50 unter E.) nahe dem Südchor und wurde beim Umbau von 1875 an die Westseite des Nordschiffes versetzt. Ihr Prospekt wurde hierbei nicht verändert. In der Sammlung König Friedrich Augusts IL findet sich der Entwurf zu diesem (Fig. 68). Marperger (Historie und Leben der Baumeister, Hamburg 1711) sagt: Der Stadtzimmermeister Behr habe stattliche Orgelwerke, so nach Florentz gekommen, verfertigt. Er dürfte also wohl auch in diesem Fall den Prospekt entworfen haben, die in Fig. 68 dargestellte Zeichnung also von der Hand George Bährs sein.


Grabdenkmäler 2

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Die älteren Denkmäler. ^- Grabdenkmäler.

Die nachstehenden Grabdenkmäler haben sich zumeist nur in einzelnen Theilen erhalten. Einzelne kunstgeschichtlich werthvolle, welche ganz verloren gingen, sind theilweise mit aufgeführt. In der Kirche wurde bis 1540 und wieder


9ß Dresden (Stadt), Franziska nerkirche (Sophienkirche^


1602 bis 1737 begraben. lieber die ältere Reibe von Gräbern werden wir durch einen allen Bericht aufgeklärt. (Vergl. 0. Richter, Gregor Heimburgs Grab, in Dr. Geschichtsblätter, 1897, II, S. 69.) Wir erfahren hierdurch, dass eine grosse Anzahl von Gräbern sich in der Kirche befand, die in jener Zeit, in der die Kirche als Zeughaus benutzt wurde, „völlig zerbrochen" waren. Der Rath Hess 1597 ,,mehr denn tausend Fuder Schutt zum Ausfüllen hineinschaffen, auch dar- auf die ganze Kirche mit neuen steinernen Tafeln belegen". (Vergl. Bönisch, Vortrag über die Rechtsverhältnisse der Sophienkirche, 1883, S. 140.) Richter nimmt daher an, dass die Gräber nicht ausgehoben, sondern nur zugeschüttet wurden, dass seit 1602 neue Gräber in dem Schutte angelegt wurden.

Beim Umbau der Kirche 1737 wurden die auf dem Boden liegenden Grab- steine abermals mit Schutt bedeckt und auf diesen ein ßretfussboden gelegt. Beim Umbau von 1875 wurde dieser Fussboden zum grössten Theile unberührt gelassen. Bei der Ausbesserung der Kirche von 1893 kamen mehrere am Altarplatz gelegene Grabsteine und zwar die des Oberkämmerers Rudolph von Vitzthum (f 27. April 1639), der Frau Hedwig Elisabeth von Gersdorff, geb. Vitzthum von Eckstädt (t 11. Oktober 1664) und des Geheimraths Nicol Gebhardt von Miltitz (f 9. April 1635) theilweise zum Vorschein. Sie wurden wieder überdeckt. (Vergl. 0. Richter, Die Gräber in der Sophienkirche, Dr. Geschichtsblätter, 1893, Nr. 4.)

Die ältesten Grabsteine der Kirche gingen bis 1400 zurück. Von einem Steine sagen die Aufzeichnungen des Notars Stephan Haneman vom 14. Juni 1599:

Uff diesen Stein hat man gelesen:

Jlnno u. 1472 tft t)0rfc^teben loKtor (f^reflorius |cöNrflk.

Es ist dies das Grab des grossen Vorkämpfers der Reformation, Gregor von Heimburg, welches vielleicht noch im Schutte der Kirche hegt.

Von den alten Steinen ist nur einer theilweise sichtbar.

Grabmal der Ursula Grunebergin? t 1479.

Sandsteinplatte, mit der Inschrift:

. . . millesimo | cccc« septsimo nono in .... mosa | mortu ....

Theilweise unter einer Gasuhr versteckt. Doch erkennt man das Wappen, welches einfach gequert ist. Die Helmzier scheint eine Eisenhaube zu sein. Reich gezaddelte Helmdecken.

Vergl. 0. Richter, Gregor Heimburgs Grab, Dr. Geschichtsblätter II, S. 69.

Die Denkmäler der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Die seit 1602 in der Kirche angebrachten Grabdenkmäler hat der Kirchner Gottlob Oettrich 1709 in dem Werke: „Richtiges Verzeichniss derer Verstorbenen, nebst Ihren Monumenten, und Epitaphien, Welche in hiesiger Kirchen zu St. Sophien ihre Ruhe gefunden etc." kurz beschrieben. Er theilt sie in „liegende Inscrip- tionen", deren 132 waren, „aufgerichtete Epitaphia", deren er 25 aufzählt, „auf- gehängte Fahnen und Schilde", 71 an der Zahl, und „Inscriptiones und Epi- taphia'^ in den Schwibbogen ausser der Kirche. Solcher Schwibbogen waren 28. Einzelne Steine lagen auf dem Kirchhofe.

Die als an den Wänden und Pfeilern bezeichneten Denkmäler waren im Wesentlichen bis zur Restaurirung der Kirche 1864 erhalten. Bei dieser Gelegen- heit wurden sie beseitigt und theilweise zerstört. Ein Theil der Inscriptiones liegt


Grabdenkmäler, Denkmäler, erste Hälfte des 17. Jahrh. 97


noch heute unzugänglich unter dem Brettfussboden, andere sind an verschiedenen Stellen in der Kirche aufgestellt. Manche Einzelheiten kamen in das Stadtmuseum.

Grabmal der Christina geb. Hanischin, Juan Maria Nossenis Haus- frau, t 29. November 1606. Hat sich nicht erhalten.



Fig. 69. Sophienkirche, Grabmal des Karl v. Osterhausen. Von Hans Reis.


Grabmal eines Unbekannten. Nach 1600.

Eeste, bestehend aus knieenden Statuen eines Mannes, zweier Frauen und zweier Kinder, in Sandstein. Der Mann, 53 cm hoch, zeigt die Tracht der Zeit um 1600 und hat drei Ehrenmünzen auf der Brust. Nase, Bart und Hände be- stossen. Der einen Frau und einem Kinde fehlen die Köpfe, die andere Frau ist 48 cm hoch.

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Dresden (Stadt), Franziskanerkirche (Sophienkirche).


Jetzt in der Sammlung des K. Sächs. Alterthumsvereins Nr. 416 (Inv.- Nr. 1658/59).

Grabmal des Karl von Osterhausen, f 1606. In Bronze, 57 : 67 cm messend.

Tafel, umgeben von Rollwerk, am unteren Rande das Wappen der Oster- hausen. Oben darüber ein schlichtes Bronzekreuz mit der Schrifttafel. Derbe Arbeit wohl von Hans Reis. Mit der Inschrift:

Nach unsers einigen erlosers und selig | machers ihesu christi .... im 1606. iahr den | 23 Martii zu abent 1 viertel auf 7 uhr ist der | edle gestrenge und ehrenveste Carol von | Osterhausen . auf gatterstet . der zeit | under den durchlauchtig: höh geborn \ fursten und herrn Ulrichen | hertzog zu Holstein . Schleswig . rom: | kay: mai: bestalten obristen über 1000 I archibusier reutter . gewesner fendrich . in | wahrem christlich : glauben gottseeligen in I dem herrn sanfft entschlaflf . dem gott gne | dig und barmhertzig sein und am iungsten tag I eine froliche auffersteh: verleihen wolle. | amen.

Oettrich, S. 41. Jetzt an der Rückseite des Altars. Grabmal des Karl von Osterhausen, f 1606. (Fig. 69.) Bronzeguss, 1,5a m hoch, 98 cm breit.

Eine Architektur mit vorgekröpften jonischen Säulen und Gebälk. Als Be- krönung eine Kartusche, in der die Auferstehung Christi in Relief dargestellt ist: Christus mit der Kreuzesfahne steht auf dem Grabe, um ihn schlafende Krieger. Seitlich von den Säulen Anschwünge, die in Engelsköpfen enden; im Mittelfelde ein Crucifix vor Wolken und das Wappen der Osterhausen in Relief, und davor die 71 cm hohe, knieende Gestalt des gerüsteten Verstorbenen in Vollguss. Nicht eben sehr hoch stehende Arbeit. Das Schwert fehlt.

Dazu in der Kartusche am Pusse die Inschrift:

Nach Christi vnsers einigenn Erlösers vnd Sehligmachers Ge bvrt im Jahr 1606 den 23. Martij zu abendt 1. Viertel vf 7. Uhr ist der edle gestrenge vnd ehrnveste Carl von Osterhavsen, alhier zu Dresden in Gott seligk entschlaffen dem Got gna | de. Gemarkt an der Fussplatte: Hans Reis alhier goss mich anno domiui 1.6.1.5.

Oettrich, S. 105. Jetzt im Stadtmuseum. Grabmal des Polycarp Leyser, f 1610. Schwarze Marmorplatte, 2,o6 m hoch, l,io m breit. Mit dem Wappen und der Inschrift:

D. O. M. S. I . ol . carpo Lysero | nato VIII. martii anno MDLII | patria winidensi wur- | temborgico | professione | theologo | sincero j orthodoxo: | concionatori | annis XVI. | elect- orali I Saxonico . ] religionis | amore, | animi | candore, | morum | suavitate | doctrina | vera | I prudentia | christiana j eloquentia | rara | Insigni | Qui variis laboribus et | et morbo annuo confectus | anno aetatis suae LVIII: | ministerii theologiei XXXVII: | Hic tandem Dresdae quod I optaverat placide ob* | dormivit in domino | anno Christi . MDCX. die XXII. nien | sis febrnarii nona vespertina | Viro parenti socero | uxor liberi gener | amoris monumentum

po I nendum curaruut,

Vergl. Oettrich, S. 44. In der nördhchen Vorhalle.

Wappenschild des Heinrich von Günterode, Preiherrn und Ritter, Kriegsrath von Frankreich und England, Oberst, f 2. April 1614.


Grabdenkmäler, Denkmäler, erste Hälfte des 17. Jahrh. 99


In Holz geschnitzt, gemalt. Die beiden Helmzieren fehlen, ohne diese 45 cm hoch. Oettrich, S. 124.

Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 508.

Grabmal des Marcus Gerstenberger, f 1613.

Bronzeplatte von 82 cm Breite und 72 cm Höhe.

Von Rollwerk umgeben, oben mit einem Engelskopfe. Derbe Arbeit, stark beschädigt. Mit der Inschrift:

D. O. S. I Marcus Gerstenberg | in Schwerstedt | Drackendorf | Scbiebelau & | Leutenthal. | I. V. D. I Proelectoris cancellarius | & | duorum electorum sax | consiliarius intimus | nascitur dominica laetare I ^_ I 1553 moritur dominica 12. trinitatis i ) 1613 expectat resurrectionem | mortuorum. | F. F. P.

Vergl. Oettrich, S. 49.

Jetzt an der Wand des Nordchores.

Relief (Fig. 70), in Alabaster, Christi Grablegung, 85 cm breit, 84 cm hoch. Jetzt in der nordöstlichen Sakristei in den Altar eingelassen.

Christus wird in das Grab gelegt, zahlreiche Gestalten, Apostel und Frauen um ihn beschäftigt, über dem Grabe ein Hügel mit Bäumen, dahinter ein Zaun und ein Gartenthor, jenseits dieser die beiden Schächer am Kreuze. Die Ge- stalten sind leidenschaftlich bewegt, meisterhaft durchgebildet, mit etwas über- triebener Muskulatur und Beweglichkeit in den Gelenken. Ein Fuss und die Salbvase abgebrochen.

Wohl vom Grabmal des Geheimrathes Marcus Gerstenberger t 22. August 1613.

Vergl. Oettrich, S. 103, wo es bezeichnet ist: Christi Begräbniss und Bal- samirung, so sehr künstlich gemacht ist.

Wohl ein Werk Nossenis.

Grabmal der Johanna Meissner, f 161^-

Bronzeplatte, 69 cm breit, 57 cm hoch.

Umgeben von Rollwerk, Gehängen und Fratzen. Mit der Inschrift:

Alhier ruhet in Christo, die er | bare und tugectsame Junckfrau, | Johanna, Herrn lohan | Meissners, Churf: S: Rent» | meisters . . geliebte Tochter, | welche entschlief, den 9. Au* | gusti anno 1614, ires Alters ( im 16. Jar. Ihr Erlöser erwecke | sie, zur ewigen Seligkeit.

Vergl. Oettrich, S. 49. Jetzt an der Wand des Nordchores.

Grabmal der Maria von Osterhausen geb. von Carlowitz, 1 1616.

Bronzeplatte, 79 cm breit, 55 cm hoch.

Eine Kartusche mit Rollwerk, Blumengehängen und Engelsköpfen darüber, knieend die Gestalt der Verstorbenen, 35 cm hoch. Mit der Inschrift:

Anno 1616 den '23. July ufn Abendt | zwischen 9, und 10. Uhr ist die edle und ehren | viel tugendsame Fraw . Maria von Osterhaus | sin geborne von Carlowitzin . des . edlen ge | strengen und ehrenvesten Hans Georg von | Osterhaussen . uf Rudolphsburgk Krepitzsch | und Baehlen Churf: S: Hoflfmarschalcks ge | liebte Hausfraw . in Gott seliglich entschlaf] ihres Alters 37. Jhar welcher der All | mechtige am iungsten Tage eine fro | auflFe. zum

ewig: Leb: vorl: wolle.

Gemarkt: hans reis. Vergl. Oettrich, S. 50.

Jetzt an der Rückseite des Altars angebracht.

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Dresden cStadt), Franziskanerkirche (Sophienkirche).


Grabmal des Hieronymus Schmidt von Kitzing, f 1618. Tafel in Bronze, 23 : 53 cm messend. Mit der Inschrift:

Hieronymus Schmidt von | Kitzing g-ewesener Cantz | leii(l) Verwanter; seines alters | 65 Jahr in Gott entschlaflFen | Montags den 16. Feb: mittags 2 ... | 12 uhren im jähr 16 . 8.

Vergl. Oettrich, S. 50.

Jetzt an der Rückseite des Altars.?



Fig. 70, Sophienkirche, Alabasterrclief.


Relief in Bronze, Grablegung, 33:51cm ohne den Rahmen messend. Meisterhafte, vorzüglich ciselirte Arbeit.

Zwei Männer neigen sich über den lang gestreckten Heiland, darüber sinkt die Madonna, um sie die Frauen, im Hintergrund Apostel und Krieger, die Schacher und Jerusalem.

Die zwar kräftig barocke, aber mit grösstem Formverständniss gebildete Ar- beit dürfte um 1620 aus der Schule Nossenis hervorgegangen sein.

Jetzt im Stadtmuseum.


[Grabdenkmäler, erste Hälfte des 17. Jahrh. 101


Bildwerk (Fig. 71), in Alabaster, 48 cm lang.

Tod und Teufel im Kampfe, dahinter eine aufstehende weibliche Gestalt (die Sünde?). Der Teufel mit Bockshörnern, Bart, fetter Brust ist auf den Eücken gestürzt, da der Tod ihm das Bein fortriss. Dieser als Knochenmann. Den Kopf des Teufels besass früher der Bildhauer Hähnel, der ihn sehr hoch hielt.

Meisterhaftes Werk eines hoch entwickelten Könnens. Der rechte Schenkel des Teufels skizzenhaft in Gips ergänzt. Etwa von 1620.

Jetzt im Stadtmuseum. Grabmal des Yes- pasian von Regens- p er g (Reinsberg), tl619.

Bronze, l,o2 : 2,io m messend.

Zwei Säulen mit vor- gekröpftem Gebälk, aaf dem je ein Putte mit einer Sanduhr sitzt, da- rüber ein Yolutengiebel mit dem Wappen der Regensperg. Unten, in reich geschwungenem Rahmen, auf Putten-

Fig. 71. Sophienkirche, Alabasterbildwerk. ^öpfCU die luSChrifttafel.

Rechts und links an den

Säulen Volutenranken mit weiblichen Köpfen. Die mittlere Hauptplatte fehlt. Kräftige, sauber gegossene und mit Lackanstrich braun getönte Arbeit. Die Inschrift lautet:

Anno 1619 den 20. Februari ist der gestrenge edle und ehrnveste Vespasianus von Eegensperg . Churf: sachs: gewesener camer iuncker in christo ihesu selieg und sanft entschl* aflFen und liegt alhier begraben seines alters 62. ibar gott vorleihe s: e: g: eine froliche auffersteung umb ehristi wilen amen. Gemarkt: Hans Reis allhier goss mich.

Von demselben Grabmal stammt eine Bronzetafel mit zwei Reihen von je acht Ahnenwappen, und zwar in der oberen Reihe:

von Reinsberg, von Gelbhorn, von Gelbhorn, von Schliebitz, von Schliebitz, von Schenk, von Borschnitz, von Nimitz; in der unteren Reihe:

von Asshelm (?), von Reideburg, von Krohmayer (?), von Nimitz, von Miltitz, von Panuewitz, von Mühlheim, von Rödern. Vergl. Oettrich, S. 112 — 113. Jetzt im Stadtmusenm. Zwei Wappen Schilde der Pflug, und zwar entweder: des Obersten Centurius, f 29. März 1619, des Hauptmanns Otto, f 6. Juni 1632, des Hausmarschalls Georg, •(• 12. März 1642,



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Dresden (Stadt), Franziskanerkirclie (Sophieiikirche).


oder des Kammerjunkers Haubold, f ii^ Januar 1645 (?), wahrscheinlich, der reizvollen Form der Schnitzerei nach, der ersteren beiden.

In Holz geschnitzt, bemalt, bei einem die Helmzier beschädigt, ohne diese 40 cm hoch, die andere 61 cm hoch, mit ausgebrochenen Helmbügeln.

Oettrich, S. 135, 188, 139.

Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 506 und 507.

Grabmal des Juan Maria Nosseni, f 1620. (Fig. 72.)

Das Grabmal stand nach Oettrich (S. 117) am fünften Pfeiler, und lehnte sich dessen Architektur derart an, dass es drei Seiten eines Achtecks im Grund- riss bildete.

Die Mittelseite nimmt eine Flachnische ein, welche von zwei derben übereck gestellten korinthischen Marmorsäulen eingefasst wird, über diesen ein verkröpftes Gebälk mit derben Fratzen auf dem Friese. Vor dieser steht ein Ecce homo in Stein, ca. 165 cm hoch, jetzt leider mit Oelfarbe grau gestrichen. Der Körper ist lebhaft bewegt, die rechte Hüfte herausgedrückt, der Rumpf nach links ge- neigt, der Kopf nach rechts, die Hände nach links übereinander gelegt. Reiches Gewandmotiv über Rücken und Lende. Die Anatomie drängt sich überall etwas stark vor. Der Gesichtsausdruck ist schmerzvoll, doch ohne Verzerrung. Auf der Plinthe die Worte: ecce homo.

Oettrich bezeichnet als die Verfertiger dieser Gestalt „die berühmten Bild- hauer Walt her und Hegewald".

Die Plinthe steht auf einem Sockel, der auf den drei freien Seiten Bibel- sprüche aufweist, und zwar sind dies folgende: an der linken Seite: vorn: an der rechten Seite:

Acto Cap. X. Jesaiae Cap. XIII. Lucas Cap. XXIV.

Von diesem Jesu zeu Chrisus ist umb un Also ist geschriben

gen alle Prophe ser Missetat willen und also muste Chri

ten das durch verwundet, und stus leiden und auf*

seinen Nahmen al umb unser Sunde erstehen von den

le die an ihn gleu willen zuschlagen Toden an dritten

ben Vergebung der die Straffe ligt auf Tag und predigen las

Sunden empfahen ihm auf das wir Fri sen in seinem Nahmen

sollen, de heten und- durch Buss und Vergebung

seine Wunden sind der Sunden, unter

wir geheilet. allen Volckern.

Zur Rechten des Ecce homo die knieende Gestalt des Nosseni (Fig. 73), 1,0 5 m hoch, Relief in Alabaster. Der bärtige Mann mit kurz geschnittenem spärlichen Haar, feinem, ausdrucksvollem Kopfe, ist im Zeitkostüm gekleidet, kniet auf einem Kissen mit dem linken Knie, während das rechte leicht erhoben ist. Auf der Schulter einen nach vorn drapirten Mantel, auf der Brust zwei Schaumünzen.

Die Arbeit ist eine freie, lebendig bewegte, bei reicher Gliederung breit be- handelte, von ausserordentlicher Meisterschaft und dürfte auf Nosseni selbst zu- rückzuführen sein.

Dazu die Inschrift:

lOHANNES MARIA NOSENIVSl Luganensis Italus natus | Aö. CMDXLV. M. Mail | Sereniss. Augusti. Christi | ani primi, Christiani II. et | Johannis Georgi electorü | Saxon. architectus . Fragi | litatis humanjB memor in | spem beatae resurrectionis | vivens sibi et

tribus uxoribus.



Fig. 72. Sophienkirche, Grabmal des Juan Maria Nosseni. Von Walther und Hegewald.


104


Dresden (Stadt), Franziskanerkirche (Sophienkirehe).


Die Finger und der Schwertgriff sind abgebrochen.

Zur Linken des Ecce homo die drei knieenden Frauen (Fig. 74): Elisabeth, im Profil, mit gefalteten Händen (Finger abgebrochen), im Todtenschleier, ein reifes Weib, das mit gläubiger Hingebung emporschaut; Christiane, jugendlicher, nach vorn schauend, die Linke offen (Finger fehlen), die Rechte das Gebetbuch haltend, mit geistvollem Gesicht, starker, feiner Nase, wie im Gespräch mit der

Dritten, gleichfalls im Todtenschleier; Anna Maria, gleichfalls jugendlich, mit Halskrause, Haube, Pelzmäntelchen und Gnadenkette, ein freundliches, weniger geistvolles Gesichtchen. Alle Drei knieen, dicht aneinander compo- nirt, auf Kissen.

Rechts unter den weiblichen Fi- guren die Inschrift:

Elisabethse .... na. XVII. Jul. | Aö. CM D.LVII. defunctse | XIV. Febru. Aö. CMDXCI I Christinse . na. XV. Decem. | Aö. C.M.D.LXXV denatae | XXX. Nov. Aö. CMDCVI I Annae Maria superstitina | III. Febru. Aö. CMDLXXXIX. | Hoc | Monumen. poni cura | vit M. Sep. Aö. C.M.DC.XVI.

Das Denkmal entstand also 1616, vier Jahre vor Nossenis eigenem Tode. Vergl. Oettrich, S. 117 und 217 flg. Jetzt ungünstig in der Busmann- kapelle aufgestellt.

Wappenschild des Friedrich Wilhelm Vitzthum von Eckstädt auf Annaberg, Oberst, geb. 27. JuU 1592, gefallen 18. Juli 1624.

In Holz geschnitzt, farbig bemalt, hübsche Arbeit, 52 cm hoch. Oettrich, S. 141.

Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 511.

Wappenschild eines von Taube, entweder des Hans Claus, Obersten, geb. zu Haltnop in Liefland 7. April

1593, t zu Dresden 3. August 1654, oder des Ludwig, Kammerjunker, f zu Leipzig 27. Juli 1624. In Holz geschnitzt, bunt bemalt, wenig geschickte Arbeit, wohl von 1624. Oettrich, S. 125 und 137. Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 503.

Wappenschild des Siegmund von Schlichting, Hofkamraerjunker, 1625.



Fig. 73. Sophienkirche. Vom Grabmal Nossenis. Von Juan Maria Nosseni.


Denkmäler, erste Hälfte des 17. Jahrh.


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In Holz geschnitzt, vergoldet, 56 cm hoch. Oettrich, S. 138.

Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 498.


Die Helmbügel abgebrochen.


Grabmal der Gertrud Zeidler, f 1625. ßronzeplatte, 117 cm hoch, 75 cm breit.

Umgeben von Bollwerk, unten mit einem Todtenkopfe und der Sanduhr, oben mit einem Engelskopfe. Mit der In- schrift :

Die weilandt edle . vielehren und tugentsahme Frw Ger* traudt . geborne Clausin . Her* ren üoetor Johann Badhorns . Churf: Sachs: Geheimbdten Raths . uff Altenranstedt . hinder- lassene Wittib . Herren Jo; hann Zeidtlers . uff Niemis und Berbisdorf . Churf: Sachs: Kaths und Ordinary Residens tens , am keiserlichen Hoff eheliche Hausfraw . ist am 5. Augusti anno 1625. zu Nie» mis . in Gott . sehlig entschlaf* fen . und am 14. darauf ihr Leichnam alhier beygesez worden . welchen Gott eine sanfte Ruhe und am iungsten Tage eine froliehe Aufferste? hung verleihen wolle amen,

Vergl. Oettrich, S. 55.

Jetzt an der Wand des Nordchores.

Wappenschild des Hans Georg von Osterhausen auf Ober- und Nieder-Lock- witz, Reinhardtsgrimma und Nickern, Ober- Kammer- und Bergrath, f 10. November 1627.

In Holz geschnitzt, farbig, 57 cm hoch.

Oettrich, S. 136.

Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 501.

Eelief, Sandstein, oval, ursprünglich Fig. 74. SopMenkirche. vom Grabmai Nossenis. rvr f\n i ttij. ^ /»c^n OA Von Juan Maria Nosseni.

95:96 cm messend. Etwa von 1620—30.

Im Eande vier musicirende Engel, in der Mitte eines 68 : 82 cm messenden Ovales Christus auf einem Flammenthrone, neben ihm das heilige Buch des Lebens (Apost. 20., 12. 15) und das Lamm Gottes, sowie die Symbole der Evan- gelisten. Am unteren Eande zwölf musicirende Könige auf Wolken thronend.

1892 beim Graben eines Brunnens bei der Sophienkirche gefunden.

Fast die Hälfte ist abgebrochen und fehlt.

Jetzt im Stadtmuseum.

Grabmal der Margaretha Maul, f 1628. ßronzeplatte, 126 cm hoch, 60 cm breit.



106


Dresden (Stadt), Franziskaneikirclie (Sophienkirehe).


Mit der Inschrift:

Christo S. redentori | Margaritae Ayreriae [ seculi et sexus sui ob varias, qui | bus conspicua erat, virtutes | vere margaritae | Stephano Maulio senatori | ac tum praetor! in hac re: | publica Dresdensi | matrimonio iunctae | ipsis kalendis iun anno aerae [ christianae CIODCXXIIX I aetatis vero suae XXXXVII | pie demortuae | et hoc loco conditae, ] uxori suae dilectissimae | honoris, gratitudinis recor* | dationisque sempiter* ] nae ergo | in testamen coniugalis | amoris ardentissimi | maritus superstes | ob ingentem hanc suam iactu; I ram cordolio et moerore | summo affectus | Ii. m. posuit.

Vergl. Oettrich, S. 58.

An der Wand des Nordchores.

Grabmal der Gertrude Helffrich, f 1629.

Es erhielten sich mehrere Reste, und zwar:

Drei Statuen, der Hoffnung, des Glaubens und Johannis des Täufers in weisslichem Marmor.

Die Hoffnung war etwa 85 cm hoch; ihr fehlen der Kopf, die linke Hand, die Attribute. Der Glaube von gleicher Grösse; ihm fehlen der Kopf, beide Hände, ein Fuss. Johannes, etwa 70 cm hoch; ihm fehlen der Kopf, beide Hände, der linke Fuss.

Die Figuren sind von grossem Schwünge der Bewegung, meisterhaft durch- gebildet. Die Falten haben noch etwas kleinliche Nester, die an die ältere deutsche Auffassung mahnen.

Dazu eine Bronzetafel, 33 : 56 cm, mit kleinen Voluten in den Ecken und der Inschrift:

Aeternitati sacrum | iuventus, forma, opes, | pulvis, umbra, nihil, ] una PIETAS facit | cum mori necfsse est, | MORI bene | haec omnia fuere | in | Gertrude | Andreae Dörpri med: doct: celeberrimi | elector: ducumque saxon: archiatri | filia unica | Nicolai Helffrichii iuris utr: doctoris, | serenis: elect: saxo : consiliarii | coLiuge dulciss: | Quae | cum hic vixisset | annos XXIII .mensfs VI dies II. | relictis marito ex cojugio sexen | nali cum quadrimestri nullis liberis, j sed horum vice | sui desiderio, luctu et lachrymis : | obiit pridie kal. April . anno MDCXXIX . | Cui, | ex maritali äff» ctu | cum mortuam haud putet, | quae in coelo vivit I moestus superstes viduus | H. M. P. C.

Jetzt im Stadtmuseum.

Relief (Fig. 75), in Alabaster, die Kreuztragung, 82cm breit, 137 cm hoch.

Christus ist in die Kniee gesunken, er wendet den Blick flehend nach rück- wärts, wo eine trauernde Wittwe steht, wohl Bildniss der Frau, der das Denk- mal gewidmet war. Simon von Kyrene hilft ihm das Kreuz aufnehmen. Zahl- reiche Kriegergestalten im Hintergrunde

Ausgezeichnete Arbeit von vornehmster und sorgfältigster Durchführung reichster Charakteristik der Gestalten. Bemerkenswerth ist die oft noch etwas ängstliche Behandlung des Gewandes in Faltennestern neben breiter Flächen- durchführung. Wohl ein Werk Sebastian Walthers.

Vergl. Oettrich, S. 115, wo es beschrieben ist als „die Ausführung Christi, sein Kreuz tragend".

Jetzt in der Nordsakristei.

Wappenschild des Preiherrn Maximilian von Teuffei zu Günthers- dorff und Würburg, schwedischer Oberst, tödtlich verwundet bei Breitenfeld am 7. September 1631, f 8. September 1631.


Denkmäler, erste Hälfte des 17. Jahrli. 107


In Holz geschnitzt, farbig bemalt, stattliche, gutgeformte Arbeit. Eine Helm- zier fehlt, Helmbügel ausgebrochen, 86 cm hoch. Oettrich, S. 141.

Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 500.



Fig.


.phionkirclii', Alabasterrelief.


Grabmal des Paul John, f 16B1. (Fig. 76.) Sandstein, 96 cm breit, 182 cm hoch.

Ganze Gestalt des kräftigen Mannes, in Flachrelief, mit Locken, Schnurr- und Kinnbart, im Koller mit zwei Anhängern an einem Bande, in der Rechten den Hut, die Linke am Schwert; mit Pamphosen und hohen Stiefeln.


108


Dresden (Stadt), Franziskanerkirche (Sophienkirche).



Dazu das nebenstehende Wappen des John. Mit der nach Oettrich, S. 63, ergänzten Inschrift:

Allher Hg (et beg)raben Der Ehrenveste . . . Aecht(bahre) und Mannhaflfte Herr PAUL JOHN Chur (fürst.) Durchl: zu Sach(s)en (etc. C) am(merdiener ?) und Zahlmeister über die Cavalleria welcher den 30. Decemb: Ao: 1631 . in Gott (seli)g' e(nt) schlaflfen Seines Alters im 44. Jahre.

Nase und rechte Hand in Cement ergänzt. Die Steinplatte ist mitten durchgebrochen.

Tüchtige Arbeit, namentlich bemerkenswerth durch die geschickte Behand- lung des Flachreliefs.

Jetzt in der südlichen Vorhalle. Vergl. Oettrich, S. 63. Grabmal der Agnes von Schwal- bach, t 1632.

Sandstein, 49 cm breit, 180 cm hoch. Im Mittelfelde die Bibelsprüche:

HIOB 19. Ich weis das | mein Erlö | ser lebt und er wird | micht hernach aus der | erden aufferwecken | und werde darnach mit | dieser meiner haut umb | geben werden und werde 1

in diesem meinem fleisch | Gott sehen. Psalm 4. Ich liege und schlaffe ganiz | mit frieden den allein du ] herr hilfl^est mir das ich I sicher, wohne.

Die Übrig bleibende Fläche ist mit feinem Flachmuster belebt.

Dazu die nach Oettrich, S. 66, ergänzte Inschrift:

(An)co 1632. den 1. Dag Julij ist Ju [ ncfraw Agnes von Schwalbach des wohledlen strengen | und vesten Herrn Johan (Mels | chiors) von [, Schwalb (ach) Eitters und Churf: Durchl: zu Sachs. I General Feltzeugmeisters | auch dero vestungne Obristens tochter (Namens Agnes) so den 7. Janua: 16'23 | in der Vestung Giessen geb(oh)reD, selig verstorben, und darauf den 5. eiusdem anhero begraben (dero Seele GOtt gnedig seyn wolle. Amen.)

Umgeben von den Ahnenwappen der von Treuenfels oder von Ketelhodt, von



Fig. 7G. Sophienkirche. Grabmal' des Paul ' John.


von Schwalbach, von Schätzl, Bayrn Huhn (zu Eickershausen).

Erhalten hat sich ferner das Hochrelief (Fig. 77) eines auf einem Kissen knieenden Mädchens, mit weit geöffneten Armen, aufwärts blickend. Der linke Oberarm und die Finger der rechten Hand fehlen. Das Mädchen ist im Zeit- kostüm, mit leicht geöffnetem Faltenhemd, weitem, in etwas wirren Falten liegen- dem Kleide dargestellt. Dem Eelief fehlt jetzt die Unterlage einer Platte in einer anderen Steinart. Der Marmor dürfte aus Werdau stammen. Die Gestalt ist 1,2 6 m hoch. Dazu gehören vielleicht zwei Bruchstücke knieender Engel.


Denkmäler, erste Hälfte des 17. Jahrh.


109


Vergl Oettrich, S. 107.

Das Hochrelief und die Bruchstücke befinden sich jetzt im Stadtmuseum, die Steinplatte im Südschiflf der Kirche.

Grabmal des Rudolf von Drandorff, t 1632. Bronzeplatte schHchter Art, mit der Inschrift:

Allhier lieget begraben der | wohledle gestrenge undt | veste Rudolff von Drandorf | auf Striese .Welcher 1602 | geboren und von anno 1614 | biss 1626 vor einen Edelkna | ben, dann von 1626 biss | 1632 Churf. Durchl. zu Sachs. | jungen Herrschaft vor ei | nen Cam- merjuncker also 18 I trew aufgewartet . welcher | den 26. February 1632 sein | Alter be- schlossen welches | gewesen 2(9 Jahr 36) Wochen (und 3 Tage).

Ergänzt nach Oettrich, S. 65. Jetzt an der Eückseite des Altars sehr hoch befestigt.

Wappenschild des Eudolf von Drandorff, Kammerjunker, f 26. Fe- bruar 1632.

In Holz geschnitzt, bemalt. Oettrich, S. 139.

Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 504. Grabmal des Eustachius Löser, t 1684.

Mit der Inschrift:

Alhier schlöffet in dem Herrn | der hoch- edle gestrenge vehste und | manhafte herr Eustachius Löser Churf: | Durchl: zu Sachsen über dero Infanteria | bestallter Generallmaior und obrister, zu | Ros und Fus, erbsas auf Als : und Hardmansdorff, | ist gebohren zu Aisdorff ano 1585. am 6. luly, I und verschieden zu Zittau den 8. Octob: 1634 | seines Alters 49. Jahr 3. Monat 2. Tage der Herr | Jesus verleihe dem adlichen Cörper alhier | eine sanffte Fig. 77. Sophienkirche. Marmorbiichveik. Ruhe, und am iüngsten Tage | eine fröhlige

Aufferstehung zum ew | igen Leben amen. Feilet der Gerechte so wirdt er nicht | weckgeworffen, den der Herr erhelt | bey der Handt. Psalm . 37. | Symp. | Wie Gott w(ill).

Umgeben von den Ahnenwappen der von Löser, von Zobeltitz, von Schlieben und einem zerschlagenen. Vergl. Oettrich, S. 68. Jetzt in der südlichen Vorhalle.

Wappenschild des Rudolph von Staapitz, Hauptmann im Schwal- bach'schen Regiment, geb. 1600, f H- November 1634. In Holz geschnitzt, farbig bemalt. Oettrich, S. 187.

Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 496. Wappenschild eines von Moser.

Begraben lag in der Kirche der 1635 verstorbene kurfürstliche Geheim-



110


secretär Ludwig Wilhelm Moser, f 2. Deeember 1635, sowie dessen 1604 und 1610 verstorbene Frauen. Der Schild dürfte aber vor 1650 nicht entstanden sein.

In Kupfer getrieben, mit weitausladenden Helmdecken in Form von Akanthus- ranken ungeschickter heraldischer Behandlung, 55 cm breit, 49 cm hoch.

Oettrich, S. 18.

Jetzt im Stadtmuseum.

Grabmal der Justina Löser geb. von Einsiedel, f 16^5. Mit der nach Oettrich, S. 70, ergänzten Inschrift:

Alhier ruhet in Christo Jesu, die | hochedle ehrenvieltugentreiche Fraw | Justina gebohrne Einsiedelin : tit : Herrn | Eustachij Lösers Churf: Durchl: zu Sachs. | bestaldter Gen:maior obristen zu Eos j und fus, auf Als und HardtmansdorflF viel | geliebte Hausehre, ist den

159(3) auf den Hause Gnandtstein gebohrt | zu Dresden den 5. Feb: Ao. 1635 . in

dem Herrn | endtsehlaffen, ihres Alters 42. Jahr und | nat, und mit ihren Ehiungck=

herr sohl: den | eb: beyde zugelich alhier in die Erde ver | zet worden die

göttliche Mayisthät | . . . nade ihren verstorbenen leib mitt | ... er sanfften Ruhe, und am iüngsten | . . age gebe ihr der allerhöchste | eine frölige Aufferstehung | zum CAvigen Leben

umb Jesu Christi | vi'illen. amen.

Mit den Ahnenwappen der Einsiedel, Ende, Weilsenbach, Ebeleben. Jetzt in der südlichen Vorhalle.

Grabmal des Nicol Gebhardt von Miltitz, t 1^35.

Reste, in Alabaster, und zwar: Der Rumpf einer bekleideten weiblichen Ge- stalt, 66 cm hoch, mit vergoldeten Gewandsäumen; und das Wappen der Miltitz 34 cm hoch. Dazu gehören die Alabasterwappen derer von Eggenroth, von Breitenbach genannt Breitenstein und Schenk von Tautenberg. 1893 bei Auf- deckung des Holzfussbodens am Hauptaltar von der grossen schwarzen Marmor- tafel auf dem Grabe abgelöst aufgefunden.

Jetzt im Stadtmuseum.

Grabmal des Johann Georg von Schleinitz, t 1635. Sandstein, 87 cm breit, 174 cm hoch.

Mit zwei Schleinitz'schen Wappen, Engelsköpfen und der Inschrift:

Aö. 1635 . den 25. Feb. | ist der weylandt hoch Edel I gestrenge u. vheste H. Johan Ge* | org von Schleinitz der Eitere auf | Gräubtzig nach Gottes allein | weisen Eaht u. wandel- bahren Vfih I len u, Wohlgefallen Zu Drefden | sanfft u. seelig vorschiden seines ] AI: 55 Jahr derer Seelen Gott | ge . . . nade. Leichentext.

Gelobet sey der Herr teg* | lieh Gott legt uns eine last | auf aber er hilflft uns auch Sela.

In der nördlichen Vorhalle. Vergl. Oettrich, S. 70.

Wappenschild des Hans Christoph Stange auf Drebach und Hil- mersdorf, geb. zu Oberdrebach 14. October 1596, t 5- Juni 1637.

In Holz geschnitzt, farbig bemalt, gut erhalten bis auf das Fehlen der Helmbügel, 66 cm hoch.

Oettrich, S. 140.

Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 502.

Wappenschild eines Hoe von Hoenegg, entweder des Max Ferdinand, Justiz-, Appellations- und Steuerrath, geb. 24. Februar 1622 (?), f 20. März 1657,


III


oder des Leonhard Friedrich, Eittmeister, geb. 5. März 1608, f zu Dresden 25. Juni 1638. In Holz geschnitzt, farbig bemalt. Oettrich, S. 138 und 142. Jetzt im Stadtmuseum.

Wappenschild des Rudolf Vitzthum von Apolda, Oberkämmerer, t 27. April 1639.

In Holz geschnitzt, farbig bemalt. Geschickte, wohlerhaltene Arbeit, 55 cm hoch. Oettrich, S. 124.

Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 493. Grabmal der Sophia Voigt, f 1639. Sandstein, 58 cm breit, 131 cm hoch. Mit der Inschrift:

Frau Sophia H. Salo | mon Voigts Bürgers u. | Handelsmans in Drel'sden | Ehliche Hausfrau gebohr | ne Blaserin ist d. 23. May | Ao. 1594 uf diese weld ge | bohren und den 24. Jan. | Ao. 1639 in Gott selig j entschlaffenn Ihres | Alters 45 Jahr 1 Mon. | 4 tage welche in [

Gottes Hand | ruhet. PSALM 4

Ich liege und schlaffe gantz | mit frieden denn allein du | Herr hilffest mihr dass |

ich sicher wohne.

In der südlichen Vorhalle, am Eingange zur Taufkapelle. Fehlt bei Oettrich.

Grabmal des Vollrad von Watzdorff, t 16^1- Glatte Platte von 170 cm Höhe, 86 cm Breite. Mit den Inschriften: Psaim. 71.

Verwirff mich nicht in | meinem Alter . Verlas | mich nicht wenn ich j schwach werde. Volrad von Watzdorf Zue Schraplau eilff | Chur: und fürstlicher ! Junger Printzen bestalt: | gewesener Hofmaister . | Ward geboren . den 18 | January . 1568 . starb am X. Octobris . 1641.

seines | Alters 73 Jahr . 8. Monat 3. Wochen . 1 Tag. 1. Thess. 4 I So wir glauben das Jesus } gestorben und auffer* | standen ist also wird j Gott auch : die da ent* | schlaffen sind . durch | Jesum mit ihm fuhren. |

Umgeben von 10 Ahnenwappen in nebenstehender Anordnung, das 1. von Bünau, 2. von Watzdorf, 3. von Griesheim, 4. von Not- haft, 5. von Festenberg, 6. von Frauenberg, 7. von Selbitz, 8. von Hofer, 9. von Brandenstein, 10. von Kramm. Vergl. Oettrich, S. 78. Jetzt an der Wand des Nordchores.

Grabmal des Rudolf von Bünau, t 16^3. (Fig. 78.) Sandstein, l,oi m breit, 1,7 7 m hoch.

Flachrelief des Todten, im Wams, kurzen Hosen, Stulpstiefeln; mit Spitzbart und langen Locken. Die Linke auf den Leib gelegt, in der Rechten einen Stock. Durch einen gewissen Humor ausgezeichnete tüchtige Arbeit.

Mit der theilweise zerstörten nach Oettrich, S. 78, ergänzten Inschrift:

(Anno) 1643 (den 14. Sept. [?J ist der Hoch- u.) wohledle gestrenge und veste Herr Rudolff von B(ünau) auff (Lauenstein Churfürstl. Durchlaucht) zu (Sachs)en ende(s)meifnischen und ertzgebürgischen Kreise (s) wohlbestallter Steuereinnehmer den 6. December ....

von dieser Weldt selig (ver) schiede (n) seines Alters 50 (Jahr)

19 Wochen und 4 Tage (dem) Gott gen (ade) sein Amt 5 recht ett gehn komm.


12 3

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Zur Seite folgende 10 Ahnenwappen:

Bünau D. V. Bredow

D. V. E(beleben) D. V. S(chleinitz)

D. V. S(tarschedel) D. V. A(rnim)

D. V. S(chleinitz) D. V. S(undthausen)

D. V. P(flug) D. V. P(latho)

In der nördlichen Vorhalle. Grabmal der Anna Eosine Sieber, f 1646.

ßronzetafel, 47 cm breit, 75 cm hoch.

Mit der Inschrift:

Der I in Tugend edlen | Jungfer | Annen Rosinen | Herrn Johann Siebers \ Churf. Sächfs. Postmeisters zu Leip | zig ehe- leibl. Tochter. So den 14. Octob. | im Jahr 1636 daselbst geboren fol | gends am 1. Octobr. des 1646. Ja | res zu Dresden seelig verbliechenn | Satzte diesen Leichenstein | ihrer hertzge- liebten Tochter | die hochbetrübte | Mutter I Anna Rosina g. Winterin.

Vergl. Oettrich, S. 80. Jetzt auf der Rückseite des Altars. Wappenschild eines Unbe- kannten, vielleicht der schlesischen Adelsfamilie von Pilar oder von Pi- laren, welche freilich im Oettrich- schen Verzeichniss nicht aufgeführt ist. Das Wappen stellt einen seine Jungen fütternden Pelikan dar.

In Holz geschnitzt, farbig, die Helmzier fehlt, ohne diese 46 cm hoch.

Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 497.

Wappenschild eines Unbe- kannten, vielleicht eine sächsische Variante der Familie von Rabenau. Doch ist ein solcher im Oettrich'schen Verzeichniss nicht aufgeführt.

In Holz geschnitzt, farbig, bemalt, ein Flügel der Helmzier fehlt, unkünst- lerisch behandelt, 14 cm hoch.

Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 509.

Wappenschild eines Unbekannten.

In Holz geschnitzt, bunt bemalt, 76 cm Durchmesser. In rundem Rahmen das Reliefwappen, die Helmzier bestossen. Auf dem Rahmen sind noch die Worte

zu lesen: Die 2. October 1610



Denkmäler des 17. Jahrh.


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Ludwig Wilhelm Mosers Ehefrau, die


An diesem Tage starb Frau Maria, in der Kirche begraben wurde.

Vergl. Oettrich, S. 5. Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 515.] Wappenschild eines von Carlowitz.

In Holz geschnitzt, vergoldet, 60cm hoch. Die Helmbügel ausge- brochen.

Bei Oettrich nicht verzeichnet.

Jetzt im Stadtmuse- um, Inv.-Nr. 515.

Wappenschild einer Unbekannten.

In Holz geschnitzt, farbig bemalt, Helm und Helmzier bestossen, 64 cm hoch.

Oettrich. Jetzt im Stadtmuseum.

Drei Wappen in Bronce und zwar der Familien Truch- sess von Wellers- walde, von Einsie- del, von Nimitz, letzteres vielleicht vom Denkmal des Vespa- sian von Eegensperg.

J etzt imStadtmuseum.

Denkmäler der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Grabmal der Her- zogin Sophie Hed- wig von Sachsen, tl652. (Fig. 79.)

Das Denkmal hat die Gestalt einer nördlich vom Altar aufgestellten Wandnische. Die Her- zogin kniet in Lebensgrösse , dem Behandlung der ßroncefiguren ist



Fig. 79. Sophienkirchc, ürabnial der Herzogin Sophie Hedwig von Sachsen.


Altar zugewendet. Vor ihr ein Kind. Die nicht eben künstlerisch hochstehend. Die Muschel der Nische ruht auf zwei Marmorpfeilern, an deren Fuss die Wappen von Sachsen und Schleswig-Holstein sich befinden. Auf dem barocken Giebel zwei Engelkinder, die eine Fruchtschnur halten, darüber ein hoch aufragendes schlich- tes Kreuz. Seitlich Konsolen, die in weibliche Hermen enden. Unter den Pi- XXI. 8


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Dresden (Stadt), Franziskanerkirche (Sophienkirche).


lästern Konsolen mit Frauenköpfen, unter der Figur eine Konsole und eine Bronze- platte mit der Inschrift:

Ehrengedächtnus

Der Durchlauchtigen Hochgebornen Fürstin und Frawen Frawen Sophien Hedwigen, Hertzogin zu Sachfzen, auch Cleve und Berg, geborner Hertzogin zu Schlefswig und Holstein. Des durchlauchtigen Hochgebornen Fürsten und Herrn Herrn Moritzens Hertzogens zu Sachlsen auch Cleve und Berg weyland hertzvielgeliebten Gemahlin . Welche nebenst dero beyden jungen Herlein Hertzog Johann Philippsen seynes Alters 19 und Moritzens 32 Wochen und 7 Tage alt dieses Orts beygesetzet. Verschied in GOTT selig allhier zu

Drefsden den 27. September anno 1652. Nachdem sie des Tages zuvor obgedachtes jüngsten Herrleins genesen und Ihr Alter auff 22 Jahr weniger 10 Tage gebracht und im Ehe* Stande 1 Jahr 10 Monat 8 Tage gelebet. Derer Seelen in GOTTES Hand.

Das ganze Werk ist typisch für die Zeit. Leider vermochte ich nicht fest- zustellen, welchem Bildhauer es angehört. Es zeigt gegen Nossenis Art eine Eeaktion, die mehr auf Niederländische Einflüsse hinweist.

Ueber der Thüre zur Nordsakristei.

Vergl. Oettrich, S. 102.

Wappenschild des Adam Friedrich von Witzleben auf Hendel- stein, Volmerstedt und Wartenberg, geb. 16. December 1621, f zu Dresden 24. Januar 1653.

In Holz geschnitzt, bemalt, die Helmzier beschädigt, 32 cm hoch.

Oettrich, S. 129.

Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 495. Grabmal des Salomon Voigt, t 1655. Sandstein, 58 cm breit, 131 cm hoch. Mit der Inschrift:

Herr Salomon Voigt | wohlverdienter Bürgermeis | ter zu Drefsden, ist den 4. | Juny Ao. 1588 in der berg | stadt Glafshütten geboh | ren und den 30. Decemb. Ao. | 1655 in Gott seelig ent- schlaf I fen seines alters 67 Jahr | 30. wochen, Dessen Seele | in Gottes Hand | ruhet.

2 Ad Thimoth. 4.

Der HERR aber wird | erlöfsen von allen üebel | und aufshelffen zu seinen | Himlischen Reich, welche | sey ehre von ewigkeit | zu ewigkeit. Amen.

Fehlt bei Oettrich.

In der südlichen Vorhalle.

Wappenschild des Andreas von Trotha genannt Treydten, Kammer- junker, geb. 11. September 1619 zu Plattegallen in Kurland, t zu Dippoldis- walde 11. August 1656.

In Holz geschnitzt, goldig lackirt, 52 cm hoch, ungefällige Arbeit.

Oettrich, S. 137.

Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 510. Wappenschild eines von Krähe, entweder des Ünter-Hofmarschalls, Kammerherrn und Oberstleutnants Alexan- der, t H. März 1660, oder des Obersten Carl aus dem Hause Hark, f 18. Juni 1630. In Holz geschnitzt, farbig bemalt, die Helmzier fehlt, ohne diese 43 cm hoch. Den späten Formen der Schnitzerei nach wohl von 1660. Oettrich, S. 132.

Jetzt im Stadtmuseum, Inv.-Nr. 505.


Denkmäler der zweiten Hälfte des 17. Jalirli.


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Bildniss des Oberhofpredigers Jacob Weller, t 1664. Auf Holz, in Oel, 92 cm breit, 1,7 4 m hoch.

Ganze Gestalt in Amtstracht, die Linke trägt die Bibel, neben ihm auf einem Tische ein Crucifix, dichtes Lockenhaar, Vollbart.

Massige Arbeit, trotz der 1862 von P. Groth in Dresden ausgeführten Eestaurirung in üblem Zustande.

Gedächtnissbild an Jacob Weller, t 1664.

Aus Kupferblech, 39 : 31 cm messend, in einem Eahmen.

Auf das Blech ist ein Sarg gemalt, den Engel umstehen, darüber Wolken. Zahlreiche Schilde mit Bibelsprüchen sind angebracht. Der Sargdeckel lässt sich öffnen, und man sieht dann den Oberhofprediger in Amtstracht mit Bibel und Crucifix im Sarge liegen.

Auf der Eückseite des Deckels:

Jacobus Weller a Molsdorf in Karsdorf D. Theol, Electori Saxon. a consilii Sacris concionibus aulicis primär et consist. assessor natus anno MDCII mens. Sept. denatus Dredae (!) 6. Julii Anno MDCLXIV.

Bildniss des Hofpredigers Heerbrand, t l^'^^- Auf Kupfer, in Oel, oval, 47 : 82 cm messend.

Ein Apostelkopf mit langem, ergrauendem Bart, langen Locken, die Rechte hält ein Buch. Handwerkliche Malerei aus seinem Epitaph. Vergl. Oettrich, S. 119.

Grabmal des Melchior Heinrich Schede, f 167-5. Ovale Tafel in Bronze, 60 : 69 cm messend. Mit der Inschrift:

D. O. M. S. I vir I nobilissimiis consultissimus ac j exeellentissimus du. Melchior Hein | ricus Schede hereditarius in Ammelgofswitz Liebersee | et Plotha ictus et sereniss: elect: sax: consili= | arius aulicus qui natus DXXX. octobr: äö. MDCXXXII. ] denatus d. V. novembr. äö. MDCLXXV. aetatis XLIII. | ann: et V. dierum \ eiusquc coniux exoptatissima | nobilissima omnibusque virtutibus conspicua | Elisabetha nata Bexia quae d. III. octobr. äö. I MDCXL. in lucem edita d. XII. april. anno | MDCLXXXII. pie defuncta est | aetatis XLI. annor. | VI, mens, et XII. | dierum.

Vergl. Oettrich, S. 96.

Jetzt auf der Eückseite des Altars.

Grabmal der Veronica Beyer, t 16'^"7.

Gemälde auf Kupfer, in Oel, oval 91 : 142 cm messend.

Dargestellt sind hinter einer Balustrade in Brustbild die Veronica Beyer mit Perlenhalsband und Ohrgehänge, ihr Gatte in rothem Sammtrock, hinter ihnen ein Sohn und ein blondes Töchterchen, darüber schwebend Engelsköpfe in goldigen Wolken.

Derbe, gesunde Arbeiten mit geschickter Wiedergabe der verschiedenen Haut- töne und des Stofflichen; in der Art des Bottschildt.

Unter dem Prauenbildniss auf der Balustrade die Inschrift:

Ist gebohren den 18. October | Anno 1621 vnd seelig verstorben | den 26. Martij Anno 1677 | Ihres Alters 55 Jahr vnd 5 Monatt.

Dazu die Umschrift um das Bild:

Weiland Herrn Johann George Beyers, Churf. Sachs. HofifsCommissary seel. Witwe, gebphrne Fraw Veronica Kirchbachin auf Heselieg.

Jetzt im Stadtmuseum. Vergl. Oettrich, S. 115.

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Dresden (Stadt), Franziskanerkirehe (Sophienkirche).


Bildniss des Ob er h o fpredig er s Joh. Andr. Lucius, f 1686. Auf Leinwand, in Oel, 78 : 106 cm messend.

In natürlichen Locken, schütterem Kinnbart und Schnauzbart, blühendem Gesichtsausdruck bei ergrautem Haar. Die Rechte hält ein Buch. Das Bild ist flau im Ton, nur das Gesicht frischer. Vergl. Oettrich, S. 106.

Denkmal des Andreas von Schönberg, t 1688. (Fig. 80.) In Holz, 1,0 6 m breit, über 3 m hoch.

Zwischen zwei Bündeln aufrechtstehender Lanzen eine Menge Kanonen, Helme, Panzer, Trommeln, Kugeln, Schilde durch Ketten zusammengehalten. Unten Palmen und in Quasten endende Schnur. In der Mitte ein Löwe, dar- über die etwa 1 m hohe Gestalt einer Siegesgöttin in schön bewegtem Gewand. Der linke Arm und die Lanze (?) fehlen. Ihr zu Füssen ein liegender Löwe. Darunter die Inschrifttafel mit der Inschrift:

Der Wohlgebohren Herr Andreas von Schön(berg) auf Uhliim (!) Churf. Durchl. zu Sachsen Hochanseiich bestalter Geheimbder und Kriegs Rath General-(Wachtmeister) und Oberkommandant dero Residenz Vestung Neus und AltdreCsden auch der Bergfestung Königstein wahr gebohren den 22. Februarij Anno 1600 Starb Seelig den 3. Augusti Anno 1688 seines Alters 88 Jahr 5 Monat 11 Tage 13 Stunden dessen Seele in Gottes Hand.

Zwar sehr überladen, doch im Einzelnen geschickt geschnitzt.

Jetzt in der Sammlung des K. S. Alterthumsvereins, Nr. 230, Inv.-Nr. 1027.

Vergl. Oettrich, S. 136.

Bildniss des Oberhofpredigers Hillner, f 1689. Auf Kupfer, in Oel, oval, 70 : 92 cm messend. In Perücke, die Linke auf die Bibel gestützt, die Rechte lehrend. Schwaches, graues, tonloses Bild, stark übermalt.

Bei Oettrich nicht angeführt, also wohl anderswoher in die Kirche gebracht. Grabmal des Freiherrn Otto Christof von Teuffei, f 1690. Sandstein, l,o6 m breit, 2,oi m hoch.

In zwei Kränzen die Inschriftstafeln. Dazwischen das Wappen der Teuffei. Am Rande Waffen und Rüstungstheile. Mit der Inschrift:

oben: Tegit hoc saxo ] Otto Christofiferus | Lib. Baro Teuflfel | Ossa sua 1 Hier liegt Herr Baron Teuffei | mit seinem Stein bedecket. | Er glaubt dass Gott ohne Zweiffei | Zum Leben Ihm auffcrwecket. unten: Herr nun läfsestu deinen diener in ( Friede fahren, denn meine Augen haben deinen Heyland gesehen. Luc. 11. War der Leichentext.

Des weyland Hochwohlgebohrnen H: Herrn Otto Christoph Teuffei Freyherrn zu gundersdorff Eckerzan Eslingen / Weyerburg /Hoff u: Ratzen Churfürstl. durchl. zu Sachfsen Herrn Johan Georg iii Geheimbder Rath / gestorben 1690 den 27. Augusti Atat 64. der letztere dieser uhralten Fuerstlischen geschlechts.

Dazu ein Monogramm aus den Buchstaben 0 0 VT F. Vergl. Oettrich, S. 98. In der südlichen Vorhalle.


Denkmäler der zweiten Hälfte des 17. Jahrli. und des 18. Jahrh.


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Grabmal des W. 0. von Klengel, t 1691.

Am 5. Febr. 1691 starb Herr Wolffgang Caspar von Klengel, Churf. Sachs. General -Wachtmeister, Obrister und Commendant allhier, ein Herr von sonder- barer Klugheit und Verstand. Seine Grabinschrift an dem kostbaren Klenglischen Epitaph lautete:

Deo. opt. max. sacr. ac. bon. memor Generosissimi et fortunissimi viri Woltfgani Casparis k Clengel.

Vergl. Oettrich, S. 133 u. 134.

Das Grabmal hat sich nicht erhalten.

Grabmäler des J. G. Starcke t 1695, und seiner Wittwe Jo- hanna Charitas, t l'^OO.

Das Grab des am 18. Decem- ber 1695 verstorbenen kurfürst- lich sächsischen Obersten und bekannten Architekten hat sich nicht erhalten.

Denkmäler des 18. Jahrhunderts.

Gedächtnissbild an Po- lixena Elisabeth Freifrau von Teuffei, f 1^04.

In einem geschnitzten Eahmen 16 in Lindenholz geschnitzte, et- wa 130 : 77 mm messende Täfel- chen, welche ein kreuzförmiges vergoldetes Feld umgeben. Auf dem Felde die Inschrift:

C. C. N. S. (crux Christi nostra salus).

Ausserdem ein in Schwarz ge- maltes Kreuz.

Die Felder sind so angeordnet, dass im untersten Felde sich zwei Wappen finden, und zwar das Teuifel'sche und von Folkersam (Völkersam). Die übrigen zeigen figurenreiche Darstellungen aus der Geschichte Christi.

Oben die Himmelfahrt, darunter die Auferstehung. Weiter unten links die Grablegung und Kreuzigung, rechts die Fusswaschung und das Abendmahl. In dritter Eeihe links die Kreuztragung und die Geisselung, rechts der Garten Geth- semane und der Judaskuss. In vierter Eeihe links die Darstellung Christi und die Dornenkrönung , rechts die Vorführung vor den Hohenpriester und die Hand- waschung. Endlich die Preisgabe durch Herodes.

Die Arbeit ist von grosser Feinheit in der Durchbildung der winzigen Ge- stalten. Sie dürfte schon im 17. Jahrh. entstanden sein.



Fig. 80. Sophienkirclic, Grabmal des A, v. Scbönberj


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Drosdon (Stadt). Franzislcanerkirclic (öophienkirche).


Geschenk der am 27. März 1704 verstorbenen Freifrau Polyxena Elisabeth von Teuffei geb. von Völkersam an die Kirche. Vergl. Oettrich, S. 103. Jetzt im Stadtrauseum.

Bildniss des Hofpredigers Joh. Barthel Freiesieben, f 1706. Auf Kupfer, in Oel, oval, 46 : 59 cm messend.

In schwarzen Locken, schwarzem Schnurrbärtchen, eigenthümlich geformtem Mund. Derbe, unkünstlerische Arbeit.

Bildniss des Hofpredigers Seligmann, f 1707. Auf Leinwand, in Oel, oval, 74 : 90 cm messend.

Brauntöniges derbes Gesicht in der Art des Bottschildt. Breites Gesicht mit kleinem Bärtchen, die rechte Hand auf der Brust. Die Farben sind vielfach ganz erstorben. Aus seinem Epitaph entnommen.

Vergl. Oettrich, S. 108.

Bildniss des Hofpredigers Sam. Ben. Carpzov, t 1^07.

Auf Kupfer, in Oel, oval, in rechteckigem Eahmen, 75 : 92 cm messend.

Auf neutralem Grunde die Gestalt eines Mannes in mittlerem Alter, mit weissblondem Haar und gleichem Schnurrbart; er hält in der Linken die Bibel. Die weichen, etwas verschwommenen Züge sind frisch und nicht übel, wenn auch ohne Eigenart behandelt. Der untere Theil des Bildes ist stark eingeschlagen.

Inschrift auf dem Rahmen unten: Dr Sam. Bened. Carpzov, erster Hofprediger und Kirclien- rath, t 1707.

Jetzt im Evangel. Landesconsistorium, Sitzungssaal. Bildniss des Ober hof pr edigers Pipping, t 1*722. Auf Kupfer, in Oel, 99 cm hoch, 75 cm breit.

In grosser grauer Perücke auf braunem Hintergrund, die Linke trägt ein Buch, die Rechte ist lehrend erhoben.

Auf der Rückseite bezeichnet: gemalt von Syivestre. Der bräunliche, weiche Auftrag spricht für die Richtigkeit dieser neueren Angabe; aber das Bild ist zu stark gerissen und restaurirt, als dass die Angabe sichergestellt werden könnte.

Bildniss des Hofpredigers Buck, f 1*728.

Auf Kupfer, in Oel, oval, 74 : 94 cm messend.

Bartloser, ausdrucksvoller Kopf ; in einer Lockenperücke, die Rechte auf ein

Buch gestützt, die Linke weist auf die Inschrift: Verbum domini manet in aetemum.

Besseres, sorgfältiges Bild, doch ohne künstlerische Bedeutung. Wohl aus einem alten Epitaph.

Bildniss des Oberhofpredigers Bleich, t 1734. In Oel, oval, 74 : 91 cm messend:

In grosser grauer Perücke, mit einem kleinen Bärtchen, die Linke auf der Bibel.

Sehr unbedeutendes und stark beschädigtes Werk.

Bildniss des Hofpredigers Engelschall, f 1*738.

Auf Leinwand, in Oel, oval, 57 : 73 cm messend.

Starker Herr in grauer Perücke, mit scharfblickenden blauen Augen.

Brauntöniges, kräftig, aber nicht eben künstlerisch behandeltes Bild.

Mit der neueren Bezeichnung: gemalt von R. Hengs.


Denkmäler des 18. Jahrh.


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Bildniss des Oberhofpredigers Bernh. Walt. Marperger.

Auf Leinwand, in Oel, oval, in rechteckigem Rahmen, 76 : 97 cm messend.

Brustbild en face eines Mannes in mittleren Jahren mit dunkler Perücke, von etwas scharfen Zügen; die Eechte wie lehrend erhoben. Vorn rechts ein offenes Buch auf einem mit rothem Tuch bedeckten Tische, links hinter ein dunkelrother Vorhang. Glatt aber fest gemalt, ziemlich kräftig im Ton. Inschrift unten auf dem Rahmen:

D. Bernhard Walther Marperger Königl : Pohln: u: Kurfürstl: Sachs: Kirchen Eath und Oberhofprediger, starb am 29ten März 1746.

Jetzt im Evangel. Landesconsistorium, Sitzungssaal. Bildniss des Hofpredigers Stranz, t 1758. Auf Kupfer in Oel, 71 cm breit, 90 cm hoch.

Auf graugrünem Hintergrund und rothem Vorhang ein Kopf von feinem Ausdruck unter schwerer Perücke. Die Linke lehrend erhoben, die Rechte am Buche.

Bildniss des Hofpredigers Hauschild, t 1759. Auf Kupfer, in Oel, 67 cm breit, 85 cm hoch.

Vor einem Vorhange die sorgfältig gezeichnete, aber fahle Darstellung des Geistlichen, der in der Linken die Bibel hält. Auf dieser die Bezeichnung:

im monat julio 1759 nat. (?) Dresde pinxit Anno 1759 Carolo Sigismu . . Walthero Pictor.

Bildniss des Hofpredigers Straufs, f 1*779. Auf Kupfer, in OeJ, 71 cm breit, 90 cm hoch.

Die Linke ruht auf dem Herzen, die Rechte lehrend erhoben. Auf einem Tische ein Buch.

Auf der Rückseite die neue Bezeichnung: gemalt von A. Graf.

Nicht erwähnt bei JVluther, A. Grafif, Leipzig 1881. Das Bild ist so stark gerissen und übermalt, dass sein ursprünglicher Werth nicht mehr erkennbar ist.

Bildniss des Oberhofpredigers Herrmann, t 1791.

Auf Leinwand, in Oel, 65 cm breit, 82 cm hoch.'

In Perücke auf grauem Hintergrund vor einem rothen Vorhang. Die Malerei ist glatt und brauntönig, unsicher in der Haltung.

Nach einer neueren Notiz auf der Rückseite gemalt von Anton Graf.

Nicht erwähnt bei Muther, A. Graft, a. a. 0. Aber wohl auch zu unbedeutend für diesen Meister.

Beschädigt.

Bildniss des Oberhofpredigers Reinhard, f 1812. Auf Leinwand, in Oel, 70 cm hoch, 56 cm breit.

Von der Seite gesehen, mit Schläfenrollen und aufgerolltem Zopf, in grauem Mantel, die Rechte in den Rock gesteckt.

Sehr geistreiches und liebenswürdiges Werk, das beste der ganzen Reihe.

Auf der Rückseite die neuere Bezeichnung: Gemalt von Charpentier.

Das Bild dürfte noch bei Lebzeiten des Dargestellten entstanden sein.

Vergl. die Schrift F. V. Reinhard, gemalt von Georg Charpentier, litterarisch gezeichnet von 0. A. Böttiger, Drosden 1813.


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Franziskanerkloster

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4. Das Franziskanerkloster.

Die Klosterbaulichkeiten kennen wir nur nach Plänen und Abbildungen. Der eine Theil von ihnen, und zwar der westliche, wurde bereits im 17. Jahrhundert (?), der östliche um 1775 abgebrochen. (Hasche sagt 1781, „vor einigen Jahren").



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Fig. 81. Franziskanerkloster. Nach einem Plane aus der Mitte des 18. Jahrh.

Der Plan (Fig. 81) ist der Sammlung für Baukunst an der K. Technischen Hochschule entnommen, und stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, wo der betreffende Gebäudetheil als Hofbrauhaus diente. Ob die Einbauten, die am

Ostflügel durch beide Geschosse j// V ^ vorhandenen Wölbungen, alt sind,

' ^ ^st nicht mehr zu entscheiden. Die

^ Hauptformen bestätigt die alte Ab-

bildung (Fig. 82) von 1555 nach 0. Eichter (Eine Abbildung des Barfüsserklosters in Dresden, Dresdner Geschichtsblätter 1895, Nr. 1, S. 179). Hieraus ergiebt sich, dass der Eingang sich an der Ostseite, der kleinen Brüder- gasse gegenüber, befand, dass drei zweigeschossige Flügel den klei- nen, an die Nordseite der Kirche angelehnten Klosterhof umgaben. Dasselbe bestätigt das Modell im K. Grünen Gewölbe.

Das seit 1476 erbaute Sommerhaus, der Sommerremter, befand sich an der Nordwestecke der Kirche und bildete einen zweiten Hof westlich von dem älteren. Pls folgte also die ^Erweiterung des Klosters der Verlängerung der Kirche.



Fig. 82.


Franziskanerkloster. Nach einer Skizze von 1550.


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Nördlich vom Kloster dehnte sich der Klostergarten aus, westlich stiess es an die Stadtmauer, südlich, längs der grossen Brüdergasse, standen die Stallungen. Ob Theile des Klosters von künstlerischem Werthe waren, ist nicht mehr fest- zustellen.