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Projekt:Altes Dresden/Dresdner Gebäude/Gurlitt/Synagoge

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Die Synagoge.

Die Juden sind in Dresden seit 1375 sicher nachweisbar. Es ist in einer Urkunde dieses Jahres von einem Judenhause die Eede, das die Juden bewohnten. Die Synagoge stand am Nordende der Schössergasse (grossen Judengasse) und der Galeriestrasse (kleinen Judengasse) am Jüdenhof. Sie wird 1377 erwähnt. Das Judenhaus wird noch 1396 erwähnt. 1411 eignete sich Landgraf Friedrich den Grundbesitz der Judenschaft an, worauf dann 1416 das Judenhaus in Besitz der Stadt übergegangen zu sein scheint; diese benutzte es als Speicher und Ge- wandhaus. Noch 1550 bat der Eath, dass Hans Dehn nicht die Fenster des Juden- oder Gewandhauses verbaue , in dem bei den Jahrmärkten für viele tausend Gulden Tuch und Pelzwerk aufgespeichert seien.

Der Bau wurde bei der Neuanlage der Befestigung im 16. Jahrhundert ganz entfernt. Er erscheint als eines der stattlichsten Bauwerke Dresdens noch im Modell von 1521. Daraus geht hervor, dass das Hauptgebäude zweigeschossig, 41m lang, 14 m breit war, 'und dass sich gegen das Frauenthor ein schmälerer, 28 m langer Bau anschloss. Später wird er nicht wieder erwähnt, wie denn im 16. und 17. Jahrhundert von Juden in Dresden wenig die Rede ist, bis seit Beginn des 18. Jahrhunderts die Hofjuden Einfluss gewannen. 1751 hatten die Juden auf dem Sande einen Kirchhof. Ihre Synagoge hielten die Juden bis in das 19. Jahrhundert hinein in Privatgebäuden ab, bis 1838 Gottfried Semper die jetzige Synagoge erbaute.

Kunstbesitz.

Thoraschild, Silber, theilweise vergoldet 22 cm hoch, 145 mm breit, oval, umgeben von Barockranken, auf diese gelegt durchbrochene und gravirte Ornamente, bekrönt von einer modernen Krone nach Art der Königskrone.

Ungemarkt, um 1720.

Becken, Silber, unvergoldet, 34:26 cm messend, und Kanne, 21 cm hoch. Dazu zehn Schellen. Mitte 18. Jahrb. Passicht, von vorzüglicher Arbeit, namentlich ist der Henkel der Kanne als Rococoranke geistreich durchgebildet.

Mit hebräischen Inschriften.

Gemarkt mit Dresdner Beschau und nebenstehender Marke. In altem Futteral.

Si Ib erger äth, theilweise vergoldet, um 1780, bestehend aus: a) Zwei Schellenbäume (Ez-Chajim), 45 cm hoch, mit zwei glocken- förmigen, durchbrochenen Knäufen, in einem vergoldeten Väschen endend. Mit



Kuiistbesitz.


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sieben Schellen, gemarkt mit Berliner Beschau (Rosenberg a. a. 0. Nr. 395) und der nebenstehenden Marke. xikJ^

b) Thoraschild, 34,5 cm hoch, 28 cm breit, getrieben. Ueber einem vergoldeten Thor zwei eine Krone haltende Lövren. Diese stehen vor einer gewundenen Säule.

Gemarkt mit Berliner Beschau, den nebenstehenden Marken gra

und ^ xür

c) Stab mit Hand, 35cm lang, Marke verwischt.

d) Zwei Schellenbäume, 35 cm hoch, mit laternenartiger Bekrönung Ungemarkt.

e) Zwei Thoraschilde, Silber, theilweise vergoldet, ähnlich den Vorigen. Gemarkt mit Berliner Beschau wie die vorigen Schilde, ^TSk

der Jahresmarke und dem nebenstehenden Meisterzeichen. ^jSr ^ll5^

Thorarolle, mit Griffen in Filigranarbeit, Silber. 18. Jahrh. Von auf- fallender kleiner Gestalt und vorzüglich sauberer Schrift auf Pergament.

Sammelbüchse, Silber, 18,2 cm hoch, mit zwei Henkeln, mit Kränzen und zwei Medaillons mit hebräischen Inschriften verziert. Im antikisirenden Stil. Ende 18. Jahrh.

Achtarmiger Leuchter, Silber, 58 cm hoch, mit 17 cm breitem qua- dratischen Fuss, an dem ein Fries und Ranken von Blumen in Flachrelief. Sieben Arme nach Art des Leuchters am Titusbogen, einer nach vorn vorstehend. An- fang 19. Jahrh.

Gemarkt mit Dresdner Beschau, der Jahresmarke F und der ^^wyk nebenstehenden Meistermarke. IS&lll'

Zwei Schellenbäume, Silber. Ende 18. Jahrh. Die Bekrönung in Art einer Laterne mit toskanischen Säulehen und sechs vergoldeten Schellen.

Gemarkt mit Dresdner Beschau und nebenstehender Marke. 'M

Zwei Schellenbäume, Silber, von schlichter Gestalt.

Gemarkt mit nebenstehenden Zeichen.

Gebetbuch, schwarzes Leder gebunden, mit reichen Beschlägen und Schloss in Silber. Anmuthige Arbeit im Rocococharakter. Etwa 1740.

Becher, Silber, vergoldet, mit Deckel 18,5 cm, ohne Deckel 13,5 cm hoch, Durchmesser des Fusses 7,6 cm, Durchmesser der Kelchöffnung 9,4 cm, passicht gedreht, mit kurzem Stiel. Als Deckelknopf eine Blume. Mitte 18. Jahrh.

Am Fusse gravirt: C. E. S.

Ungemarkt.

Thoraschild, 37 cm hoch, 30 cm breit, ausgetriebenem Silber, zum Theil vergoldet. Ueber dem mittleren Thor ein springender Fuchs, dessen Auge ein rother Stein bildet. Auf zwei Säulen Löwen, die eine Krone halten, die mit Edelsteinen besetzt ist. Unten drei Anhängeschilder mit hebräischen Inschriften. Ende des 18. Jahrhundert. ä ,

Gemarkt mit Dresdner Beschau und den Marken wie nebenstehend. ^Jj Zwei Schellenbäume, Silber, 34 cm hoch, auf 16 cm weiten Füssen stehend.

Gemarkt mit gleicher Marke, sonstige Zeichen unklar.


298 Dresden (Stadt), Synagoge. — Verschiedene kirchliche Alterthümer.


Thoraschild, Silber, theilweise vergoldet, 13 : 16,5 cm messend, getrieben. Keehts und links je ein Priester, einer mit den Thorarollen, der andere mit dem Eäuchergefäss, darüber eine Krone und zwei Vögel; den Ornamenten nach aber der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. angehörig. Mit drei Anhängern.

Dazu gehörig: Silberner Stab mit zwei Knäufen und einer Hand an einer silbernen Kette.

Zwei Sehellenbäume, Silber, 335 cm hoch. Als oberer Knauf eine Krone ^nach Art der russischen Kaiserkrone, als Bekrönung eine vergoldete Flamrae. In der Krone die Schellen. Ende des 18. Jahrh.

Ausserdem [besitzt die Synagoge noch mehrere Thoraschilder, Schellenbäume, Stäbe etc. von geringerem Kunstwerth. Ferner mehrere

Tempelvorhänge, Seide, jeder ca. 2 m lang, 1,7 3 m breit.

1. Weisser Moire, mit Silberspitzen und -Borden besetzt.

2. Eother Goldbrocat mit grünem Muster und schwerer Goldborde.

3. Rothe breit gemusterte Seide mit erdbeerfarbenem, mit Eamage gemuster-

tem Mitteleinsatz und Goldborde.

4. Braunrothe Seide mit grossem Blumenmuster, wohl Lyoner Arbeit des

17. Jahrh., mit goldner Borde.

5. Grün, mit reichem aus gemusterten Stoffen und Applikation hergestellten

Muster, Ornament und figürlichen Scenen, Vögeln, Blumen chinesischen Geschmacks. In der Mitte auf graublauer Seide leichtes goldenes Orna- ment in Plattstich. Prachtvolles Stück. Mitte 18. Jahrh. Zu jedem Vorhang ein entsprechender Priestermantel. Vorhänge vor dem heiligen Schrein. Eother Samrat mit blauen Seitenstreifen, mit Gold und Glasedelsteinen besetzt, mit Kronen, Sprüchen und anderem Ornament bestickt. Zum Theil 18. Jahrh.

In einer reich gemusterten grünen orientalischen Seide: Füllhornartige Figuren mit farbigem Blumenwerk und Silberbrokat. Breite Goldspitze 17. Jahrh. (?)

Trauungshimmel in rother, gemusterter Seide, gefüttert mit einen an- deren, doch ähnlichen Stoffe. Zweite Hälfte 18. Jahrh.

Auch sonst finden sich unter den Bekleidungen der Thorarollen beachtens- werthe ältere Stoffe.