Projekt:Altes Dresden/E.T.A. Hoffmann in Dresden/Schlacht um Dresden 1813
Laurent de Gouvion Saint-Cyr
Claude Carra Saint-Cyr
Russlandfeldzug
Version 1
[Bearbeiten]Die Schlacht um Dresden fand am 26. und 27. August 1813 zwischen französischen Truppen unter Napoleon und der Hauptarmee der verbündeten Koalitionäre Österreich, Preußen und Russland unter Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg statt. Napoleon errang hier einen seiner letzten Siege auf deutschem Boden. Das Moreau-Denkmal auf der Räcknitzhöhe in Dresden-Räcknitz erinnert an die tödliche Verwundung des französischstämmigen alliierten Generals Jean-Victor Moreau in dieser Schlacht.
Vorgeschichte
[Bearbeiten]Während des Waffenstillstands Napoleons mit Russland und Preußen traf sich am 28. Juni 1813 der österreichische Reichskanzler Fürst von Metternich im Palais Brühl-Marcolini in der Dresdner Friedrichstadt mit Kaiser Napoleon, der zu diesem Zeitpunkt hier Quartier genommen hatte. Als Ergebnis dieser Unterredung schloss sich die Donau-Monarchie den antinapoleonischen Verbündeten an, da Napoleon die österreichischen Forderungen für einen Friedensvertrag nicht annahm.[1]
Als nach der Kriegserklärung Österreichs an Frankreich und dem Ende des Waffenstillstandes der Krieg im August fortgesetzt wurde, blieb Dresden der Mittelpunkt der Bewegungen der französischen Armee. Der kommandierende französische Marschall Laurent de Gouvion Saint-Cyr ordnete deshalb im Zusammenwirken mit dem Stadtkommandanten General Durosnel den Bau von Verteidigungsanlagen um die Stadt an.
Am 22. August überschritt die Böhmische Armee unter Fürst zu Schwarzenberg mit ca. 200.000 Mann die böhmische Grenze und erreichte am 23./24. August Dresden. Am 24. August hatten die Truppen der Verbündeten weite Teile der Stadt eingeschlossen. Die Angriffe auf die Stadt begannen am folgenden Tag. Die verbündeten Monarchen waren im Süden der Stadt eingetroffen, Zar Alexander I. bezog in Nöthnitz und Friedrich Wilhelm III. in Leubnitz Quartier. Das Hauptquartier des Fürsten Schwarzenberg und seines Generalstabschefs Radetzky wurde in Bannewitz bezogen. Der Schwerpunkt der Kämpfe lag zunächst in den südlichen Vororten von Dresden, das Dorf Striesen wurde noch am 25. August von den Russen in Brand geschossen.
Schlachtverlauf
[Bearbeiten]Erster Kampftag
[Bearbeiten]- Situation östlich der Stadt am 26. August
Da der Hauptangriff auf die mit nur 30.000 Mann besetzte Stadt erst am 26. August erfolgte, hatte Napoleon Zeit gehabt, von seinem Zug nach Schlesien gegen Blücher rechtzeitig zurückzukehren und größere Truppenmassen in der Stadt zu positionieren sowie selbst die Leitung der Verteidigungsoperationen zu übernehmen. So war für die Verbündeten der günstigste Moment verpasst und die Franzosen konnten die Stadt sichern.
Marschall Saint-Cyr hatte seine Truppen nicht in der Ebene vor der Stadt aufgestellt, seine drei Divisionen unter den Generalen Claparède, Razout und Berthezène nahmen Deckung hinter der Stadtmauer und den davor errichteten Schanzen und Redouten. Der Fürst von Schwarzenberg ließ in sechs Kolonnen unter fortwährendem Geschützdonner gegen die Stadt vorrücken. Der linke Flügel wurde durch die Österreicher unter Gyulay gebildet, im Zentrum war das Korps des Prinzen von Hessen-Homburg aufmarschiert. Der rechte Flügel, der an die Elbe anlehnte, stand unter Oberbefehl von General Wittgenstein und wurde aus dem russischen Korps des Fürsten Gortschakow und dem preußischen Korps des Generals Kleist gebildet. Die verfügbare Reserve wurde vom russischen General Barclay de Tolly geführt.
Kaiser Napoleon erschien zwischen 9 und 10 Uhr mit Verstärkungen in der Stadt. Die Division des Generals Teste rückte zuerst ein und wurde nach Friedrichstadt geschickt. Um zwei Uhr nachmittags traf Marschall Murat an der Spitze des Kavalleriekorps Latour-Maubourg (78 Schwadronen) ein und verstärkte den französischen rechten Flügel, wo bereits General Testes und Pajols Kavalleriedivision (46 Schwadronen) standen. Nach 15 Uhr rückte die Junge Garde unter Marschall Mortier in den Vorort von Pirna ein, während die Truppen des Korps Ney hinter der Redoute IV im Zentrum der Front Aufstellung nahm.
Um 16 Uhr begann die Russen unter Wittgenstein mit dem Vorstoß aus dem Blasewitzer Wald gegen die linke Flanke der Franzosen. Bis 18 Uhr konnten die Preußen bis in die Pirnaische Vorstadt eindringen. Die Schanze vor dem Freiberger Schlag war von den Österreichern genommen und das weit stärkere Werk vor dem Moczinskischen Garten von den Preußen erstürmt. Darauf gingen die Franzosen zum Gegenangriff über. Aus dem Rückhalt führte die Garde mit 16 Kanonen einen Gegenangriff und trieb die Preußen wieder aus der Vorstadt hinaus. Auch das Werk vor Moczinskis Garten war gegen 19 Uhr wieder genommen. Die russische 5. Division unter General Mezentzow (7.350 Mann und 24 Geschütze) wurde von der Alten Garde unter General Friant zurückgedrängt. Bei Einbruch der Nacht zogen sich die Verbündeten in ihre vorige Stellung auf die Anhöhen zurück, während sich die Franzosen vor den Schlägen und in den Dresdner Vorstädten lagerten.
Zweiter Kampftag
[Bearbeiten]- Militärische Situation am 27. August 1813 um die Stadt
- Situation östlich der Stadt am 27. August
Am 27. August wurden die Angriffe der verbündeten Armeen auf die französischen Truppen in Dresden fortgesetzt. Nachdem die Garde unter Marschall Mortier die Front an der Elbe besetzt hatte, konnte Marschall Saint-Cyr seine Truppen vom linken Flügel weiter zum Zentrum hin verschieben, wo jetzt das Korps Marmont den Befehl übernommen hatte. Der überflutete Fluss Weißeritz trennte den linken Flügel der alliierten Front unter Führung von Gyulay von der Hauptarmee. Auch das Zentrum der alliierten Stellungen bestand aus österreichischen Truppen: aus Colloredos Infanteriedivision, die leichte Division unter Moritz von Liechtenstein, die Grenadiere unter Chasteler und die Kürassier-Division Nostitz. Die österreichische Infanterie hatte sich hinter Schutzwehren verbarrikadiert, beginnender Regen machte das Pulver fast unbrauchbar und verhinderte den vollen Einsatz vieler Waffen.
Murat, König von Neapel brach um 9 Uhr vormittags mit drei Kürassierdivisionen und dem Korps unter Victor, Herzog von Belluno auf, und formierte starke Reitermassen entlang der Weißeritz auf der Straße nach Freiberg und bei Cotta, um den linken Flügel der Österreicher anzugreifen, der erst jetzt durch den Anmarsch des Korps Klenau vollständig formiert werden konnte.
Gegen 10 Uhr ließ Napoleon dann auch Marschall Ney angreifen, dieser wandte sich gegen den rechten Flügel der Verbündeten, der aus Russen und Preußen bestand. Die Junge Garde konnte die Verbündeten hier bis auf Prohlis und Leuben zurückwerfen. Vergebens griffen Napoleons Verbände aber wiederholt das Mitteltreffen der Verbündeten auf den Höhen von Zschertnitz und Räcknitz an, wobei dem ehemaligen französischen General Jean-Victor Moreau, der jetzt als militärischer Berater des Zaren Alexander I. fungierte, ein Bein durch eine Kanonenkugel zerschmettert wurde.
Gegen Mittag war es Murats Kavallerie gelungen, den linken Flügel der Verbündeten unter Gyulay, der sich von Dölzschen an der westlichen Talwand des Plauenschen Grundes bis gegen Gorbitz an der Heerstraße nach Freiberg ausdehnte, erfolgreich zu schlagen. Der Angriff des Korps Victor und der Reiterei unter La Tour-Maubourg brach auf Cotta und dem Zschonergrund hervor. Drei österreichische Divisionen unter Weißenfels und Liechtenstein und die 3. leichte Division unter Generalmajor Mesko vom Korps Klenau wurden geschlagen und zerstreut. Um 15 Uhr stürmte Chastels 3. Leichte Kavallerie Division an Pennrich vorbei, General Pajols 10. Leichte Kavallerie-Division mit den polnischen Lancieres (Ulanen) jagten an Gorbitz vorbei und verfolgten den zurückgehenden Gegner. Die Franzosen stürmten das Dorf Naußlitz. General Czollich führte seine Brigade bei Dölzschen zum Gegenangriff, er musste den französischen Vormarsch aufhalten, um den geordneten Rückzug der Division des FML Liechtenstein durch die Schlucht von Pesterwitz über Zauckerode nach Gittersee zu decken, das Dorf Naußlitz verblieb dabei in französischen Händen. Über 10.000 abgeschnittene Österreicher wurden bei Murats Angriffen mit allen Fahnen und Kanonen gefangen oder erbeutet. General Mesko selbst wurde von Soldaten des 23. Dragoner-Regiments gefangen genommen.
- Schlacht bei Dresden, Gemälde von Julius Ferdinand Wilhelm Sattler, 1814
Es war bereits 17 Uhr, als auch ein Teil der französischen Reservetruppen eingesetzt wurde. Die vier Divisionen der jungen Garde, von den Generalen Dumoustier, Barrois, Decouz und Roguet kommandiert, brachen durch das Tor von Pirna und durch das Tor von Plauen zum Nachstoßen hervor. Nach der Sicherung der Übergänge der Weißeritz durch Murats Truppen war Schwarzenberg gezwungen, die Vernichtung seiner Truppen am anderen Flussufer hilflos hinzunehmen. Gegen Mittag waren die Österreicher aus Wölfnitz und Gorbitz vertrieben und zogen sich über Neu-Nimptsch in großer Unordnung zurück.
Es fielen der österreichische Generalmajor Adam Johann Joseph Freiherr von Audrassy, ferner die russischen Generalmajore Luckow und Millesinow. An der Spitze der französischen Garden fiel der General Combelle.
Ende der Schlacht und Ergebnisse
[Bearbeiten]- Denkmal Schlacht bei Dresden, Räcknitzhöhe Dresden
Auf die Nachricht, dass das französische Korps Vandamme, der am 25. bei Königstein über die Elbe gegangen sei, gegen Pirna vordringe und die Verbindung mit Böhmen bedrohe, traten die Alliierten in der Nacht vom 27. auf den 28. August den Rückzug an.
Napoleon konnte sein Ziel, die Verbündeten nach der Verfolgung auch entscheidend zu schlagen, durch die Niederlage von General Vandamme in der Schlacht bei Kulm nicht verwirklichen. Das Kräfteverhältnis hatte sich durch den Kriegseintritt Österreichs entscheidend zu seinen Ungunsten verändert. Die Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 war die Folge.
Die südlichen Vororte von Dresden wurden teilweise schwer zerstört. Die Stadt Dresden glich durch die große Anzahl von Verwundeten einem großen Feldlazarett.
- Schanzengürtel um Dresden im Jahre 1866
Mitte des 19. Jahrhunderts bauten die Preußen die Befestigungen zu einem Schanzenkranz aus.[2]
Literatur
[Bearbeiten]- Frank Bauer: Dresden 26./27. August 1813. Napoleons letzter Sieg in Sachsen. (= Kleine Reihe Geschichte der Befreiungskriege 1813–1815, Heft 7). Edition König und Vaterland, Potsdam 2004.
- R. (Rudolf) Bräuner: Geschichte der preußischen Landwehr. Historische Darstellung und Beleuchtung ihrer Vorgeschichte, Errichtung und späteren Organisation. Band 1. Mittler & Sohn, Berlin 1863 (Digitalisat).
- August Kummer: Die Schlacht bei Dresden und deren Folgen. Erinnerung an die Schreckenstage Dresdens und Umgegend vor fünfzig Jahren. Dresden 1863 (Digitalisat).
- Gaston Bodart, Militär-historisches Kriegs-Lexikon (1618-1905),S. 455
Version 2
[Bearbeiten]Die Schlacht von Dresden wurde am 27. August 1813 trotz geringerer Truppenstärke von Napoleon gegen das Heer der alliierten Österreicher, Preußen und Russen gewonnen. Die sächsische Armee focht aufseiten der letztmalig auf deutschen Boden siegenden napoleonischen Verbände. Kurfürst Friedrich August der Gerechte war von den Preußen und Österreichern im Stich gelassen worden und kämpfte patriotisch gesehen auf der falschen Seite - auch später noch in der Völkerschlacht bei Leipzig. Der Kurfürst war 1806 Napoleons Rheinbund beigetreten und wurde am 20. Dezember sächsischer König von Napoleons Gnaden.[1]
Ursachen
[Bearbeiten]Steinecke schreibt in seinem Kommentar zu E. T. A. Hoffmanns unten aufgeführtem Zeitzeugen-Bericht, Dresden sei damals - nach dem russischen Desaster - Napoleons Hauptquartier gewesen.[2]
Die Fronten, zwischen denen der Kurfürst als unfreiwilliger König lavieren musste, waren ein wenig unüberschaubarer, als aus dem oben Skizzierten gefolgert werden könnte. Kretzschmar[3] schreibt, Napoleon sei sich seit dem Vertrag von Kalisch, also seit dem 28. Februar 1813, seines sächsischen Bündnispartners nicht mehr so richtig sicher gewesen. Dazu passt, am 20. April 1813 habe Sachsen mit Österreich einen Geheimvertrag abgeschlossen. Nach Napoleons Erfolg am 2. Mai 1813 bei Großgörschen sei der schwache Regent[4] Friedrich August zu Napoleon - auf dessen kurzfristiges Ultimatum hin - zurückgekehrt.
Verlauf
[Bearbeiten]26. August
[Bearbeiten]morgens: Die Preußen besetzen Teile der Pirnaischen Vorstadt. Siehe auch Schlacht vor dem Ziegelschlag 1813 abends: Die Alliierten ziehen sich auf die Anhöhen südlich Dresdens zurück. Die Franzosen halten die Vorstädte Dresdens.
27. August
[Bearbeiten]morgens: Die Franzosen greifen die Alliierten auf der Zschertnitzer und der Räcknitzer Höhe an und werfen sie auf Prohlis und Leuben zurück. Der französische General und Napoleon-Rivale Jean-Victor-Marie Moreau wird auf der Räcknitzhöhe so schwer verletzt, dass ihm beide Beine amputiert werden müssen. Eine Woche danach, am 2. September, verstirbt er in Laun (Böhmen). mittags und nachmittags: Die Franzosen besetzen von Cotta und dem Zschonergrund aus die Weißeritzbrücken und vernichten alliierte Truppen am jenseitigen Ufer. die Nacht zum 28. August: Die Alliierten ziehen sich zurück. Die Südvorstädte Dresdens liegen in Trümmern. Dresden selbst gleicht einem einzigen Feldlazarett mit um die 10 000 Verwundeten. Die Sieger beklagen um die 10 000 Tote und die Verlierer um die 15 000 Tote.
Zeitzeugen
[Bearbeiten]29. August: E. T. A. Hoffmann, der zu der Zeit in Dresden lebt[5], besichtigt das Schlachtfeld. Seine Eindrücke publiziert er 1814 in dem kurzen Text „Die Vision auf dem Schlachtfelde bei Dresden“.[6]. Der spätere Maler und Zeichner Ludwig Richter (1803-1884) besucht mit seinem Vater die Gegend um den Tatzberg und schreibt in den „Lebenserinnerungen eines deutschen Malers“ darüber. Kretzschmar[7] schreibt, die Kriegslast der Sachsen und somit auch der Dresdner sei 1813 mit der im Dreißigjährigen Kriege vergleichbar gewesen. Denn in Sachsen hätten damals um die zwei Millionen Einwohner etwa eine Million Menschen unter Waffen - selbstverständlich aus beiden Lagern - durchfüttern müssen. Verzweiflung und Epidemien hätten sich im Land Sachsen breitgemacht.
Quellen, Literatur und Anmerkungen
[Bearbeiten]Hellmut Kretzschmar: „Geschichte der Neuzeit seit der Mitte des 16. Jahrhunderts. Vom alten Reich zum Deutschen Bund 1806-1866. Napoleonische Zeit und deutsche Erhebung.“ S. 300 sowie S. 304-305 in Rudolf Kötzschke und Hellmut Kretzschmar: Sächsische Geschichte. Mit einer Vorbemerkung von Harald Schieckel, Oldenburg 1965. Flechsig-Buchvertrieb. Stürtz Verlag Würzburg 2002 (Original: Kraft Verlag Würzburg), ISBN 3-88189-450-0. 453 Seiten und 54 Abbildungen
E. T. A. Hoffmann: Die Vision auf dem Schlachtfelde bei Dresden. S. 479-482 und S. 867-872 in: Hartmut Steinecke (Hrsg.): E. T. A. Hoffmann: Fantasiestücke in Callot's Manier. Werke 1814. Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. Bd. 14. Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-618-68014-7 (entspricht: Bd. 2/1 in: Hartmut Steinecke (Hrsg.): „E. T. A. Hoffmann: Sämtliche Werke in sieben Bänden“, Frankfurt am Main 1993)
Arno Scheer: Dresden-Johannstadt. Die Welt vor dem Ziegelschlag. Geschichtliche Wanderfahrten Nr. 3. Verlag von C. Heinrich, Dresden 1930.
- Kretzschmar relativiert: „Der Kurfürst mußte dem Rheinbunde beitreten, den Königstitel annehmen, ...“ (Kretzschmar, S. 300, 18. Z. v. u.)
- Steinecke, S. 867, 13. Z. v. o.
- Kretzschmar, S. 304-305
- Kretzschmar, S. 305, 8. Z. v. o.
- Segebrecht, S. 867, Abschnitt Entstehung
- Segebrecht, S. 479-482
- Kretzschmar, S. 304-305
Relation der Kriegsereignisse
[Bearbeiten]Schlacht vor dem Ziegelschlag 1813
[Bearbeiten]Historischer Militair-Almanach (1825)
[Bearbeiten]Historischer Militair-Almanach des 16. 17. 18. und 19. Jahrhunderts. Mit besonderer Hinsicht auf das letztere, und den oesterreichischen Kaiserstaat. Mit 15 Portraits, für Freunde der neueren und neuesten Kriegsgeschichte von Johann Ritter von Rittersberg. Prag bei C. W. Enders 1825.
Der 27. August 1813.
Der vorletzte Sieg, den Napoleon gegen die Heere der Verbündeten im Jahre 1813 auf deutscher Erde erfechten sollte, ward unter den Mauern der Hauptstadt Sachsen am 27. August errungen.
Die Allirten hatten schon am 25. Dresden eingeschlossen, und griffen es am 26. an mehreren Seiten mit gutem Erfolge an. Nur dem linken Flügel desselben war es unmöglich, den Angriff auf den schwächsten Theil der Stadt -- der Friedrichstadt -- auszuführen. Dieser Umstand vereitelte das Unternehmen. Napoleon gewann Zeit, seine Massen über die Elbe setzen zu lassen, die bereits genommenen Punkte am Abende wieder einzunehmen, und die Angreifer auf ihre vorige Stellung auf den Anhöhen zurückzuwerfen. In der Nacht zogen unaufhörlich Verstärkungen in die französische Schlachtlinie vor der Stadt. Um 6 Uhr morgens am 27. liess sie ihr Kaiser zum Angriff vorrücken. Unbezwungen nahm ihn der rechte Flügel und die Mitte der Verbündeten auf. Auf dem ersten fiel Moreau. Nun richteten die Franzosen den entscheidenden Angriff auf den linken. Hier standen grossen Theils neu geworbene Truppen, von Entbehrungen in dem ausgesaugten Lande, und vom Grimm der Elemente hat hergenommen. Von unaufhörlichem Regenguss durchnässt, war die Munition ganz unbrauchbar -- kein Gewehr ging los -- die Vertheidigung war auf Kolben und Bajonett beschränkt. Die von Murat angeführten Massen der schweren Reiterey gewannen die Oberhand, schnitten 10,000 Mann unter dem F. M. L. Mesko von ihrer durch die grundlosen Wege ohnehin erschwerten Verbindungslinie mit dem übrigen Heere ab, und zwangen sie nach einer tapfern Gegenwehr sich zu ergeben.
Die Niederlage des linken Flügels der Allirten entschied die Schlacht zu ihrem Nachtheil. Sie zogen sich nach einem Verluste von beiläufig 30,000 Man an Todten, verwundeten und Gefangenen nach Böhmen zurück. Die französischen Spitäler hatten über 10,000 Mann ihrer Verwundeten nach diesen 2 heissen Tagen aufzunehmen. Die Anzahl der Todten dürfte nicht viel geringer gewesen seyn.
Vorläufiger österreichischer Amtsbericht
[Bearbeiten]Vorläufiger österreichischer Amtsbericht über die Schlacht bei Dresden.
In: Darstellung der Ereignisse in Dresden, im Jahr 1813. Von einem Augenzeugen. Dresden, 1816. in der Arnoldischen Buchhandlung.
Nachdem die Vereinigung der kaiserlich-russischen und der königlich-preußischen Armee, mit der K. K. Haupt-Armee auf dem rechten Elb-Ufer bewerkstelligt war, und man die Ueberzeugung erlangt hatte, daß der französische Kaiser sich mit seiner Hauptmacht gegen Schlesien gewendet hätte, debouchirte die ganze vereinigte Armee aus Böhmen in Sachsen, um durch die Bedrohung der feindlichen Kommunikationslinien den Kaiser zu zwingen, dem größten Theile seiner Streitkräfte eine, seinen vorliegenden Planen entgegengesetzte, Richtung gegen das linke Elbe-Ufer zu geben, und somit die russisch-preußische und die aus den Marken vorrückende schlesische Armeee, vor dem Andrange einer unverhältnißmäßigen Uebermacht zu schützen.
Der Eilmarsch in Sachsen geschah in vier Kolonnen, von welchen die äußerste linke auf der Commotauer, und die äußerst rechte auf der Pirnaischen Straße vorrückte. Dieser letztere russische Kolonne, unter den Befehlen des Generals der Kavallerie, Grafen von Wittgenstein, bemeisterte sich am 21. August mit einer seltenen Tapferkeit, und auf eine, des hohen Unternehmungsgeist ihres Anführers würdige, Art des befestigten Lagers bei Pirna. Die übrigen Kolonnen besiegten alle Hindernisse, welche sich in den steilen Gebirgen ihrem Vordringen auf jedem Schritte entgegenstellten. Der ausharrende Muth der Armee setzte den kommandirenden General in die Möglichkeit, durch eine schnelle Bewegung rechts am 25. sich in der Nähe von Dresden zu konzentriren.
Am 26. Morgens bezog die Armee die Stellung vor dieser Stadt. An diesem Tage wurde eine starke Rekognoscirung in der Absicht vorgenommen, sich von der Stärke des Feindes in Dresden und der Ausdehnung seiner Vertheidigungs-Anstalten zu überzeugen. Sämmtliche Truppen bewiesen bei dieser Gelegenheit den hohen Geist, welche sie belebt.
Mehrere Schanzen wurden mit stürmender Hand genommen, das in denselben befindliche Geschütz vernagelt, und der Feind auf allen Punkten geworfen. Durch die Aussagen der Gefangenen wurde an unterrichtet, daß der französische Kaiser vor wenigen Stunden mit einem Theile seiner, gegen Schlesien vorgerückten, Armee in Eilmärschen angekommen war.
Diese Aussage bestätigte sich sehr bald durch das Herausdringen beträchtlicher Kolonnen, unter welchen mehrere von der Garde, welche in der Stadt formirt, auf beide Flügel in der offenbaren Absicht debouchirten, sie zu umgehen. Diese Ausfälle wurden überall mit dem größten Nachdrucke zurückgewiesen, und der Feind mit einem außerordentlich bedeutenden Verluste in seine Verschanzungen zurückgeworfen. Die Armee bezog am Abend wieder die Stellung, von welcher sie am Morgen zu der Operation des Tages ausgerückt war.
Am Morgen des 27 versuchte der Feind theilweise aus Dresden zu debouchiren; er griff das Centrum mit Ungestüm an, und unterstützte dieses Unternehmen durch nachdrückliche Demonstrationen gegen den rechten Flügel. Seine Angriffe blieben ohne allen Erfolg, und der Tag verstrich unter ähnlichen fruchtlosen Versuchen.
Der Hauptzweck des Unternehmens der vereinigten Armee war erreicht. Durch diese offensive Demonstration wurde von den verbündeten, aber getrennten, Corps die Gefahr abgewendet, einzeln der Uebermacht zu unterliegen. Einen wirklichen Angriff auf Dresden, nach dem Einrücken des größten Theils der französischen Armee zu wagen, wurde ein mehr als fruchtloses Unternehmen gewesen sein, länger in den unwirthbaren Gegenden des Erzgebirges zu verweilen, würde die Armee einen unvermeidlichen Mangel an den unentbehrlichsten Lebensbedürfnissen ausgesetzt haben.
Der Oberbefehlshaber entschloß sich daher, die Armee wieder über die Gränze von Böhmen zu führen. Diese Bewegung begann am Abend des 27. im Angesichte des Feindes, und wurde am 28. mit aller Ruhe fortgesetzt. -- --
Ausführlicher österreichischer Bericht
[Bearbeiten]Ausführlicher österreichischer Bericht über die Schlacht bei Dresden.
In: Darstellung der Ereignisse in Dresden, im Jahr 1813. Von einem Augenzeugen. Dresden, 1816. in der Arnoldischen Buchhandlung.
Hauptquartier Altenburg, den 29. August 1813.
Nachdem man bestimmte Nachricht erhalten, daß der Kaiser von Frankreich den größten Theil seiner Kräfte in der Lausitz und Schlesien zusammengezogen hatte, und damit nicht allein das unter den Befehlen des Generals Blücher stehende Korps bedrohte, sondern auch Miene machte, über Gabel nach Böhmen vorzudringen, so ward eine schnelle Bewegung im Rücken der französischen Armee gegen die Elbe unbedingt nothwendig.
Die in Böhmen vereinigten österreichischen, russischen und preußischen Truppen brachen daher aus ihrer Kantonnirungen auf, und gingen daher am 22. August in vier Kolonnen über das sächsische Erzgebirge.
Trotz der ungewöhnlich schlechten Witterung, und der grundlosen Wege wurde diese Bewegung mit Schnelle und Ordnung vollzogen.
Bereits am 25. fing der größte Theil der verbündeten Armee an, sich vor Dresden zu versammeln. Der General Graf von Wittgenstein war bei Gießhübel auf den Feind gestoßen, hatte ihn mit bedeutendem Verluste aus seiner dortigen verschanzten Stellung, und dann aus einer zweiten unter dem Göllenberg, bei Ober-Sedlitz, wo die Divisionen Durutte, Claparede und Gouvion St. Cyr, aufgestellt waren, vertrieben, und genöthigt, sich in Eile und Unordnung nach Dresden zurückzuziehen.
Der 26. wurde dazu verwendet, durch eine starke Rekognoscirung gegen Dresden und der an den Ausgängen der Stadt angelegten Verschanzungen die Haltung und Gegenwart des Feindes zu erforschen, nachdem es dem General Kleist in der Frühe gelungen war, den Feind aus dem außerhalb der Vorstadt liegenden sogenannten großen Garten zu vertreiben. Man rückte daher aus mehrern Punkten gegen die Stadt vor.
An dem Freiberger Schlage befand sich eine Flesche mit vier Kanonen; diese wurden von der österreichischen Artillerie sofort demontirt und zum Schweigen gebracht. Ein ähnliches, zunächst dem Dippoldiswalder Schlage angelegtes, Werk würde von dem F. M. L. Graf Colloredo, mit gewohnter Tapferkeit, und trotz der heftigsten Gegenwehr erstürmt. Die darin gefundenen Kanonen, nebst noch sechs andern von ihm eroberten, wurden größtentheils vernagelt. Dieser General verlor hierbei drei Pferde, und der Oberstlieutenant Schneider, der an der Spitze des zweiten Jägerbataillons, unter dem heftigsten Musquetenfeuer mit ausgezeichneter Bravour vordrang, erhielt zwei Blessuren.
Der Feind hatte zu gleicher Zeit einen Ausfall auf unsern linken Flügel unternommen, wo die Divisionen Weissenwolf und Mesko den tapfersten Widerstand leisteten, Löbtau forcirten und gegen die heftigsten Angriffe des Feindes behaupteten. Dadurch wurde den Kampf hitziger und die Kanonade lebhafter, wobei einige Häuser in den Vorstädten Dresdens in Brand geriethen.
Während des Gefechts erfuhr man, daß der Kaiser Napoleon mit seinen Garden zur Unterstützung in der Stadt gekommen war. Auch sah man auf den jenseitigen Straßen bedeutende Truppenmassen nach Dresden defiliren. Man schloß daraus, daß die französische Armee Schlesien geräumt habe, und also eine vorzügliche Absicht der gemachten Unternehmung erreicht war. Unter diesem Umständen aber wäre der Versuch zur Wegnahme einer, mit Wall und Gräben umgebenen, von einer ganzen Armee vertheidigten, Stadt Tollkühnheit, die zwecklose Einäscherung dieser unglücklichen Residenz Grausamkeit gewesen. Die vorgerückten Truppen wurden daher in die Stellung auf den Anhöhen vor der Stadt zurückgenommen.
Den 27. entfaltete der Feind bedeutende Streitmassen gegen unsern linken Flügel, und schon fing dieser an, trotz des muthvollen Widerstandes der Divisionen Bianchi und Creneville, Terrain zu verlieren, als die Ankunft der Division Aloys Lichtenstein das Gefecht zu unserm Vortheile wieder herstellte. Hierbei haben die beiden Regimenter Erzherzog Rainer und Lusignan viel gelitten. Ihre ungestüme Tapferkeit trieb sie zu weit vor. Sie wurden von drei feindlichen Kavallerie-Regimentern umringt, und da wegen der Nässe kein Gewehr los ging, so konnten sie sich blos mit dem Bajonet vertheidigen. Der Feind versuchte darauf mit ähnlichen Massen, die von einer zahlreichen Artillerie unterstützt waren, gegen die Mitte und den rechten Flügel unsrer Stellung einzudringen; aber alle seine Anstrengungen scheiterten an dem Muthe unsrer Truppen. Der General Graf Wittgenstein machte mehrere glückliche Angriffe auf die feindliche Kavallerie und warf die jedesmal über den Haufen.
Gegen Abend gingen Nachrichten ein, daß der Feind starke Kolonnen gegen Pirna sende. Früher hatte der General Ostermann, welche die Blokade von Königstein aufgetragen war, berichtet, daß viele Truppen über die dortigen Brücken die Elbe passirten. Diese Bewegungen in unsrer rechten Flanke, welche die freie Kommunikation mit Böhmen störten, und die dadurch erzeugte Schwierigkeit, in dem von allen Mitteln entblösten sächsischen Erzgebirge länger zu bestehen, machten es nothwendig, eine Bewegung gegen Böhmen zu machen, um uns unsern Subsistenzmitteln zu nähern. Der Zweck der offensiven Demonstration war erreicht. Die Armeen des Kronprinzen von Schweden und des Generals Blücher hatten Freiheit bekommen, sich vorwärts zu bewegen, und mit Nachdruck auf die Flanke und Rücken des Feindes zu wirken. Der Marsch nach Böhmen wurde daher am 27. in der Nacht angetreten, wobei die Truppen auf den, durch den Regen ganz unbrauchbar gewordenen, Wegen mit Schierigkeiten ohne Zahl zu kämpfen hatten.
In den vorgefallenen Gefechten bedauern wir den Verlust des braven Generals Andrassy und des russischen Generals Milesino. F. Z. M. Graf Giulay, die Generale Mariassy und Frierenberger, von der Artillerie, sind verwundet; die Generale Mesko und Seczeny wurden vermißt.
Russischer Amtsbericht
[Bearbeiten]Russischer Amtsbericht über die Schlacht bei Dresden.
(Beilage zur Petersburger Zeitung vom 14. Sept.)
In: Darstellung der Ereignisse in Dresden, im Jahr 1813. Von einem Augenzeugen. Dresden, 1816. in der Arnoldischen Buchhandlung.
Hauptquartier Töplitz, den 31. August 1813.
Der Hauptgegenstand der Bewegung der vereinigten Armeen aus Böhmen nach Sachsen war, die Hauptkräfte des Feindes, nachdem man sich auf den Kommunikationslinien desselben, auf der Chemnitzer und Leipziger Straße aufgestellt hätte, aus Schlesien nach Sachsen zu ziehen, und dadurch der Armee des Kronprinzen von Schweden, welche bei Brandenburg stand, und der Armee des Generals Blücher, welche in Schlesien zurückgelassen war, behülflich zu sein, die gegen sie befindlichen feindlichen Korps zu schlagen.
Nach Ankunft der Hauptarmee vor Dresden ward, um sich von der Stärke des Feindes zu versichern, und zu zeigen, daß unser Vorhaben darin bestehe, ihn im Rücken anzugreifen, befohlen, eine starke Rekognoscirung auf Dresden zu machen, welche auch am 26. mit Erfolg ausgeführt wurde, und bei welcher Gelegenheit das Korps des Grafen Wittgenstein 4 Stück Geschütz nahm. Am Abend kam der Feind, 80,000 Mann stark, aus der Stadt, und stellte sich, gedeckt von den Stadtbatterien, auf. Die Gefangenen, sagten aus, das Napoleon selbst an diesem Tage mit der ganzen Garde, und mit der Latour-Maubourg'schen Kurassier-Reserve zur Verstärkung von St. Cyr angekommen sei.
Den folgenden Tag machte der Feind auf verschiedenen Punkten einige Angriffe auf unsre Position, ward aber überall geworfen. Am Abend machte er mit seiner Garde einen Angriff auf unsre rechte Flanke, ward aber auch hier von dem Grodnoschen Husaren-Regiment und einem Preußischen Husaren-Regiment zurückgetrieben; hierbei wurden an 500 Gefangene gemacht. Gegen die Nacht zog er sich wieder nach den Mauern der Stadt zurück. Der Generalfeldmarschall, Fürst Schwarzenberg, welcher erfuhr, daß das Vandamme'sche und das Victor'sche *) Korps bei Königstein über die Elbe gegangen waren, und die Straße nach Töplitz mit ihrer Operation bedrohten, hielt es für nöthig, mit der ganzen Armee eine Flankenbewegung rechts zu machen, und eine Stellung hinter den Defileen, welche Sachsen von Böhmen trennen, zu nehmen, und daselbst den Feind auf seinem Marsche durch diese engen Pässe zu erwarten. -- --
- ) Irrig; dieses Korps war in der Schlacht.
Französischer Amtsbericht
[Bearbeiten]Französischer Amtsbericht über die Gefechte bei Dresden am 26. und 27. August.
In: Darstellung der Ereignisse in Dresden, im Jahr 1813. Von einem Augenzeugen. Dresden, 1816. in der Arnoldischen Buchhandlung.
-- Ihre Maj. die Kaiserin-Königin und Regentin hat folgende Nachrichten von der Armee vom 28. August erhalten:
Der Kaiser kam am 26. um 8 Uhr Morgens in Dresden an. Die große russische, preußische und österreichische Armee war unter dem Kommando ihrer Souveraine vorgerückt; sie hatte alle Anhöhen besetzt, welche Dresden auf dem linken Ufer in der Entfernung einer kleinen Stunde beherrschen.
Der Marschall St. Cyr hielt mit dem 14ten Korps und der Garnison von Dresden das verschanzte Lager besetzt, und umstellte die Verpfählungen der Vorstädte mit Tirailleurs.
Um Mittag war alles ruhig, allein für das geübte Auge war diese Ruhe der Vorläufer des Sturms, ein Angriff schien nahe bevorzustehen.
Um 4 Uhr Nachmittags bildeten sich auf das Signal von drei Kanonenschüssen sechs feindliche Kolonnen, deren jeder 50 Kanonen vorausgingen; in wenigen Augenblicken kamen sie in die Ebene herab, und nahmen ihre Richtung nach den Redouten. In weniger als einer Viertelstunde war die Kanonade fürchterlich. Sobald das Feuer einer Redoute zum Schweigen gebracht war, umgingen die Belagerer dieselbe, und machten Anstrengungen an dem Fuße der Verpfählungen der Vorstädte, wo eine beträchtliche Anzahl den Tod fand.
Es war beinahe 5 Uhr, ein Theil der Reserve des 4ten Korps war im Gefecht. Es fielen einige Haubitzen in die Stadt; der Augenblick schien dringend. Der Kaiser befahl dem Könige von Neapel, sich mit dem Kavalleriekorps des Generals Latour-Maubourg auf die rechte Flanke des Feindes, und dem Herzog von Treviso, sich auf dessen linke Flanke zu begeben. Die vier Divisionen der jungen Garde, von den Generälen Dümoutier, Barrois, Decouz und Roguet kommandirt, brachen nun, zwei durch das Thor von Pirna und zwei durch das Thor von Plauen, hervor. Der Fürst von der Moskwa debouschirte an der Spitze der Division Barrois. Diese Divisionen warfen alles vor sich her; das Feuer entfernte sich auf der Stelle von dem Centrum auf die Flügel, und wurde bald auf die Hügel zurückgeführt. Das Schlachtfeld blieb mit Kanonen und Trümmern bedeckt. Der General Dümoutier wurde blessirt, so wie auch die Generale Boyeldieu, Tyndal und Combelles.
Der Ordonanzoffizier Berenger ward tödlich verwundet; es war ein hoffnungsvoller junger Mann. Der General Gros von der Garde warf sich zuerst in den Graben einer Redoute, wo feindliche Sappeurs schon an dem Abhauen der Pallisaden arbeiteten; er ward durch einen Baionetstich verwundet.
Die Nacht brach nun herein und das Feuer hörte auf; der Feind scheiterte in seinem Angriff und ließ mehr als 2000 Gefangene auf dem mit Verwundeten und Todten bedeckten Schlachtfelde.
Am 27. war das Wetter abscheulich, der Regen floß in Strömen. Der Soldat hatte die Nacht im Koth und Wasser zugebracht. Um 9 Uhr Morgens sah man deutlich den Feind seinen linken Flügel verlängern, und die Hügel, welche von seinem Centrum durch das Thal von Plauen getrennt waren, bedecken.
Der König von Neapel brach mit dem Korps des Herzogs von Belluno und den Kürassierdivisionen auf, und debouschirte auf der Straße von Freiberg, um diesen linken Flügel anzugreifen. Er that es mit dem besten Erfolg. Die sechs Divisionen, welche diesen Flügel ausmachten, wurden geworfen und zerstreut. Die Hälfte, mit den Fahnen und Kanonen, wurde zu Gefangenen gemacht, und unter denselben mehrere Generale.
Im Centrum spannte eine lebhafte Kanonade die Aufmerksamkeit des Feindes, und es zeigten sich Kolonnen bereit, ihn auf dem linken Flügel anzugreifen.
Der Herzog von Treviso manövrirte mit dem General Nansouty in der Ebene, der linke Flügel an dem Fluß und der rechte an den Hügeln.
Der Marschall St. Cyr verband unsern linken Flügel mit dem Centrum, welches von dem Korps des Herzogs von Ragusa gebildet war.
Gegen 2 Uhr Nachmittags entschloß sich der Feind zum Rückzug; er hatte seine Hauptkommunikation mit Böhmen auf seinem linken und rechten Flügel verloren.
Die Resultate dieses Tages sind 25 bis 30,000 Gefangene, 40 Fahnen und 60 Kanonen.
Man kann annehmen, daß der Feind 60,000 Mann weniger hat. Unser Verlust beläuft sich an Todten, Verwundeten und Gefangenen auf 4000 Mann.
Die Kavallerie hat sich hohen Ruhm erworben. Ihr Generalstab wird die nähern Details und die Individuen bekannt machen, welche sich besonders ausgezeichnet haben.
Die junge Garde hat sich das Lob der ganzen Armee erworben. Von der alten Garde waren zwei Bataillons im Feuer, die übrigen standen in der Stadt als Reserve. Die zwei fechtenden Bataillons warfen alles mit dem Bajonett nieder.
Die Stadt Dresden war sehr in Schrecken und großer Gefahr ausgesetzt.
Das Betragen der Einwohner war ganz so, wie man es von einem alliirten Volke zu erwarten hat. Der König von Sachsen und seine Familie blieben zu Dresden, und gingen mit dem Beispiele des Vertrauens voran.
Schicksal eines Fouriers
[Bearbeiten]Projekt:Altes Dresden/E.T.A. Hoffmann in Dresden/Schlacht um Dresden 1813/Schicksal eines Fouriers