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Projekt:Altes Dresden/E.T.A. Hoffmann in Dresden/Schlacht um Dresden 1813/Relation der Kriegsereignisse

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Relation der Kriegsereignisse vom 22. bis 30. August 1813 bei Dresden.

In: Relation der Kriegsereignisse vom 22. bis 30. August 1813 bei Dresden und Kulm. Wien. Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staats-Druckerei.

Die Hindernisse, mit welchen der Feind zu kämpfen hat, der es wagt, über das Erzgebirge in Böhmen einzudringen, wenn ein von dem Geiste für die allgemeine heilige Sache beseeltes Heer ihn schlagfertig in den Ebenen Böhmens erwartet, haben es wünschenswerth gemacht, daß Kaiser Napoleon den Feldzug mit einem Einfall in Böhmen eröffne. Es war beinahe wahrscheinlich, daß er ihn unternehmen würde, weil er nur durch einen in Böhmen erfochtenen Sieg ein entscheidendes Resultat erreichen, zu einer näheren Verbindung mit seinen Streitkräften unter dem Vicekönig von Italien, und zu einer ganz freien Communicationslinie gelangen konnte. Da er aber im Gegentheile nach der Aufkündigung des Waffenstillstandes, und nach der Kriegserklärung Oesterreichs bey Bautzen mit seiner Hauptmacht eine Stellung nahm, welche sowohl die combinirte Armee unter dem Commando Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen von Schweden, als die alliirte Armee in Schlesien unter dem Generalen v. Blücher mit einem überlegenen Angriff bedrohte, so wurde beschlossen, mit der am 19. August hinter der Eger versammelten großen combinirten Armee in Sachsen einzufallen, und durch diese offensive Bewegung den größeren Theil der feindlichen Kräfte auf sich zu ziehen.

Den 22. August überschritt die alliirte Armee in 4 Colonnen die sächsische Gränze. Am nähmlichen Tage wurde der Feind vom General Graf Wittgenstein, der mit seinem Armeecorps auf der Straße von Peterswalde debouchirte, aus der Stellung bey Gieshübel vertrieben, welche der feindliche General Dupas mit einer Division vertheidigte, und nicht eher verließ, bis General Graf Wittgenstein den Prinzen von Würtemberg mit der dritten und vierten Division die Höhen von Gersdorf erstürmen, und hierdurch diese Stellung in ihrer rechten Flanke umgehen ließ. Der Feind zog sich auf der Straße nach Pirna zurück, und stellte sich auf den vortheilhaften Höhen unter dem Höllenberge auf.

Zugleich zogen sich die feindlichen Truppen aus dem Lager bey Geppersdorf nach Pirna zurück, deren Arrieregarde Oberst Seslawin noch erreichte, und ihr vielen Schaden zufügte. -- Bei Pirna hatte der Marschall St. Cyr die Divisionen Dupas, Claparede, und einen Theil der Division Bonnet versammelt. Der General Graf Wittgenstein ließ ihm keinen Augenblick Erhohlung; während er ihn en fronte lebhaft kanonirte, trug er dem Prinzen Würtemberg auf, abermals seine rechte Flanke zu bedrohen. Der Feind erwartete den Erfolg dieser Bewegung nicht, sondern zog sich eiligst nach Sedlitz zurück; nur den Höllenberg ließ er besetzt, der gleich darauf erstürmt, und sonach die Stadt Pirna durch den Generalen d'Auvray besetzt wurde.

Der General Graf Wittgenstein detaschirte noch an diesem Tage den General Milissino, um die Festung Königstein zu beobachten. -- Der General Fürst Gudaschef, der zwischen der erste und zweiten Colonne vorrückte, war bei Falkenhayn auf ein Detaschement von 2 Bataillons und 150 Pferden gestoßen, das er sogleich angegriffen, und mit einem Verlust von 100 Gefangenen und 250 Todten und Blessirten zurückgeworfen hatte. Der Feind verlor in diesen Gefechten über 600 Todte und Verwundete, und 300 Gefangene, worunter 16 Officiers.

Der General Graf Wittgenstein rühmt die ausgezeichneten Dienste, welche der bei dem österreichischen Generalstab zugetheilte, und ihm beigegebene Oberstlieutenant Czorich an diesem Tage geleistet hatte.

Der General Kleist debouchirte von Brix über Jonsdorf gegen Sayda; ihm folgte das kaiserl. russische Reservecorps. -- Der österreichische rechte Flügel marschirte auf der Chaussee von Komotau nach Marienberg, der linke Flügel und das Corps des Generalen der Kavallerie Graf Klenau von Caaden über Bresnitz gegen Wolkenstein.

Die Nachrichten, welche während dem Marsche vom Feinde einliefen, bestimmten den Herrn Feldmarschall Fürst Schwarzenberg, die Armee bei Dippoldswalde zu versammeln, und gegen Dresden zu marschiren. Die Operation mußte den schnellen Rückmarsch der feindlichen Hauptmacht zur unmittelbaren Folge haben, oder verschaffte der alliirten Armee Gelegenheit, Dresden mit geringer Aufopferung zu nehmen, und dem Feinde diese Communicationslinie abzuschneiden.

Den 24. traf das Corps des Generals Kleist und der österreichische rechte Flügel mit Ausnahme der Division Civalart, bei Dippoldswalde ein. Dieser Theil der Armee marschirte am 25. bis in die Nähe von Dresden, während die Division Civalart und der linke Flügel Dippoldswalde, und das Corps des Generals der Kavallerie Graf Klenau Freyberg erreichten.

Der General Graf Wittgenstein, welche bereits im Vorrücken begriffen war, als er die Disposition erhielt, stieß bei Röcknitz und Czernitz auf den Feind; er nahm ihm 4 Kanonen, 1 Adler und mehrere Gefangene ab, und warf ihn bis Dresden zurück.

Die Avantgarden des Feldmarschall-Lieutenants Fürsten Moritz Liechtenstein und Feldmarschall-Lieutenant Graf Crenneville vertrieben den Feind aus Plauen, Töltschen, Rosthal und Wölfnitz; nur kommt die vollkommene Einschließung der Stadt, durch die Besetzung von Löbda, Cotta und der Schusterhäuser an diesem Tage noch nicht Statt finden, weil die leichte Division des Feldmarschall-Lieutenants Mesko, welche auf der Straße von Freyberg vorrückte, nicht eingetroffen war.

Die erste Colonne des Grafen Wittgenstein stellte sich hinter dem großen Garten auf, und hielt Striesen und Blasewitz besetzt;

Die zweite unter General Kleist blieb hinter Strehla;

Die dritte des Feldmarschall-Lieutenants Graf Colloredo auf den Höhen zwischen Kaitz und Röcknitz;

Die vierte unter Commando des Feldmarschall-Lieutenants Marquis Chasteler mit dem linken Flügel an Plauen. -- Die Division Bianchi blieb als Reserve auf den Höhen von Wendisch Carschdorf.

Den 26. früh wurde beschlossen, nach dem Eintreffen der Division Civalart und der zwei Divisionen des linken Flügels, in fünf Colonnen gegen Dresden, welches noch nicht sehr stark besetzt zu seyn schien, vorzurücken, das Dorf Löbda und die zunächst der Vorstadt liegenden zerstreuten Höfe zu nehmen, und die Stadt aus allen schweren Batterien zu beschießen.

Dieser Angriff war mit Schlag 4 Uhr Nachmittags festgesetzt.

Indessen war der Feldmarschall-Lieutenant Mesko um 5 Uhr früh bei Corbiz angekommen, und hatte bald darauf die Schusterhäuser, Cotta und Löbda emportirt; Feldmarschall-Lieutenant Graf Crenneville unterstützte dieses Unternehmen, indem er gleichzeitig den General Greth mit den 5 Gränz-Bataillons seiner Division vorrücken ließ. Die Pulvermühle, das Zollhaus, der Holzhof, die dabei befindliche steinerne Brücke, und das Feldschlößchen wurden durch das erste Gradiskaner-Bataillon unter Anführung des tapfern Majors Simbschen angegriffen, und der Feind ungeachtet des hartnäckigsten Widerstandes mit ansehnlichem Verluste daraus vertrieben.

Die Schäferei, deren Mauern crenelirt, und die Eingänge gut tambourirt waren, ließ General Greth durch das Warasdiner Kreuzer-Bataillon unter Commando des Obersten Benczek wegnehmen. Der Feind leistete eine verzweifelte Gegenwehr; besonders hartnäckig vertheidigte er ein in der Nähe des Schießhofes gelegenes, verschanztes Haus, in welches sich 100 Mann geworfen hatten; aber der ausgezeichneten Bravour des Obersten Benczek, unterstützt durch das Deutsch-Banater-Bataillon, unter Anführung des Majors Nestor, gelang es, ihm auch diesen wichtigen Posten zu entreißen, dessen Besatzung theils gefangen, theils niedergemacht wurde. Nach der Besitznahme dieser verschiedenen Posten verhielt sich der Feind einige Stunden ruhig.

Der Feldmarschall-Lieutenant Mesko erhielt den Befehl, eine Brigade nach Meißen zu detaschiren, um die dortige Brücke zu zerstören, und die linke Flanke der Armee durch die Beobachtung der Gegend von Torgau zu sichern. Er ertheilte diesen Auftrag dem Herrn General Baumgarten, der um 11 Uhr mit 8 Kompagnien und 2 Escadrons nach Meißen abrückte.

Um 2 Uhr Nachmittags unternahm der Feind einen Ausfall, um sich wieder des Dorfes Löbda und der Schusterhäuser zu bemeistern, welche bloß von einigen Abtheilungen der Division Mesko besetzt waren. Es gelang ihm zwar, diese Dörfer wieder zu besetzen; als er aber gegen Cotta vorrücken wollte, um auch hier diese leichte Division zu delogiren, wurde er von dem Regimente Beaulieu, welches in den zwei in der Ebene befindlichen Gehölzen aufgestellt war, so standhaft empfangen, daß er mit einem nahmhaften Verlust die Flucht ergriff. 1 Escadron von Palatinal-Hussaren, welche der Feldmarschall-Lieutenant Mesko dem auf seinem rechten Flügel vorgerückten vierzehnten warschauischen Uhlanen-Regiment in den Rücken warf, zwang dieses zur Flucht, und nahm ihm über 100 Gefangene ab.

Obgleich um 4 Uhr Nachmittags der Herr Feldzeugmeister Graf Gyulay nur erst mit der Division Weißenwolf des linken Flügels auf der Höhe von Roßthal, auf dem linken Ufer der Weißeritz eingetroffen war, der Divisionen Civalart des rechten, und Fürst Aloys Liechtenstein des linken Flügels hingegen, wegen den durch die steten Regengüsse zu Grunde gerichteten Wegen und den mit Fuhrwerken angefüllten Defileen ihre Bestimmung erst in der Nacht erreichen konnten, so wurde doch die anbefohlene Vorrückung und die Beschießung von Dresden in Vollzug gebracht.

Die erste Colonne unter dem General Graf Wittgenstein, und die zweite unter dem General Kleist, deren Avantgarden schon früh gemeinschaftlich den Feind aus dem großen Garten vertrieben hatten, sollten bloß demonstrativ von dieser Seite bis an die Vorstädte vordringen.

Die dritte Colonne unter dem Feldmarschall-Lieutenant Graf Colloredo, welche die erste leichte Division unter dem Feldmarschall-Lieutenant Fürst Moritz Liechtenstein an der Tete hatte, war bestimmt, gegen den Schlag von Dippoldswalde vorzurücken.

Die vierte Colonne des Feldmarschall-Lieutenants Marquis Chasteler hielt Plauen und die bereits eroberten nächstliegenden Höfe besetzt, und deckte hierdurch den Marsch der

fünften Colonne. Diese bestand aus der Division Bianchi; die Division Schneller ward ihr beigesetzt. -- Der Feldmarschall-Lieutenant Bianchi hatte anfänglich den Auftrag, Löbda zu nehmen, und die Gegend bis zu den Schusterhäusern vom Feinde zu reinigen. Da aber der Feind zu eben dieser Zeit mit beträchtlichen Kavallerie- und Infanterie-Colonnen über die Osterbrücke und durch die Friedrichsstadt defilirte, und man voraussehen konnte, daß er alles aufbieten würde, um den Angriffen unsers linken Flügels, der die große Strecke von Plauen bis an die Schusterhäuser zu behaupten hatte, kräftig zu begegnen, so befahl der commandirende General dem Feldmarschall-Lieutenant Bianchi, seinen Angriff bloß in der Richtung des Freyberger Schlages, nämlich längs beiden Ufern der Weisseritz, zu unternehmen, und wo möglich die pallisadirte Schanze vor diesem Schlage zu erstürmen, während Fürst Moritz Liechtenstein, unterstützt durch die Division Colloredo, die vor dem Moschinskischen Garten zur Bestreichung der Straße nach Dippoldswalde erbaute Flesche gleichzeitig angreifen würde, und der Herr Feldzeugmeister Graf Gyulay mit der Division Weissenwolf, und der nun ihm angewiesenen Division Schneller den Angriff auf den Freyberger Schlag zu unterstützen, Löbda wieder zu erobern, und die Verbindung mit der Division des Feldmarschall-Lieutenants Mesko auf das engste zu erhalten, den Auftrag hatte. -- So wie die verschiedenen Colonnen sich der Stadt hinlänglich genähert hatten, nahm das Feuer sämmtlicher Batterien um 5 Uhr seinen Anfang.

Die Colonne des Grafen Wittgenstein, welche bloß einen Scheinangriff zu machen hatte, begegnete jenseits des großen Gartens eine feindliche Colonne, welche im Begriffe war, zu debouchiren, und welche ihren Angriff durch das Feuern der Batterien vom rechten Ufer der Elbe unterstützte. Das wohl dirigirte Feuer der russischen Artillerie brachte diese zum Schweigen, und Graf Wittgenstein setzte dem Vorrücken der feindlichen Colonne ein Ziel.

Die Colonne des General Kleist drang bis an die Vorstadt vor, und beschäftigte den Feind.

Die dritte Colonne des Feldmarschall-Lieutenant Grafen Colloredo drang bis unter die Redoute vor dem Schlag von Dippoldswalde vor.

Wien Museum Der Feldmarschall-Lieutenant Fürst Moritz Liechtenstein ließ das erste und zweite Jäger-Bataillon seiner Division gegen die Schanze am Moschinskischen Garten vorrücken. Angefeuert durch das Beispiel ihrer tapfern Anführer, des Oberstlieutenant Schneider und Obersten Lutz, geschah dieser Sturm mit unbeschreiblichem Muthe unter dem heftigsten Kartätschen- und Gewehrfeuer. Die Jäger sprangen in den Graben, rissen die Pallisaden nieder, erstiegen die Brustwehre, und eroberten diese an sich selbst sehr starke, und durch andere Batterien bestrichene Schanze nebst den 6 darin befindlichen Kanonen. Eine Division von Froon und 1 Division von Devaux erstiegen zu gleicher Zeit diese Schanze. Der Feldmarschall-Lieutenant Graf Colloredo folgte mit der Brigade Chiesa den Stürmenden, und besetzte die eroberten Verschanzungen, während die Jäger an den Damm vorrückten.

Nun richtete der Feldmarschall-Lieutenant Fürst Liechtenstein seine Anstrengungen gegen den Moschinskischen Garten, dessen 7 Schuh hohe Mauern stark besetzt, ihre Lücken mit Gräben und Pallisaden aufgefüllt waren. Von diesen, und von dem steinernen Gartenhause verbreitete der Feind auf Pistolenschußweite das mörderische Feuer auf die eroberte Schanze und die ganze Fronte. Zehnmal versuchte man diese Mauer unter Begünstigung unsers nahen Artilleriefeuers zu erstürmen; allein sie war zu hoch, und das Feuer zu verheerend. Der Marschall-Lieutenant Graf Colloredo ließ eine 6pfündige Positions-Batterie bis auf zweihundert Schritte vor den Pallisaden auffahren, welche dem Feinde vielen Schaden zufügte.

Während diesem mörderischen Kampfe vor dem Moschinskischen Garten war auch der Feldmarschall-Lieutenant Bianchi mit seiner braven Division bis an die Schanze vor dem Freyberger Schlage vorgedrungen. Das Regiment Simbschen hatte den Feind zweimal aus Altona und Klein-Hamburg vertrieben. Das Regiment Hiller vertheidigte den Holzhof heldenmüthig gegen die wiederholten Angriffe des Feindes, der hier mit Macht debouchirte, und die Division Bianchi von der Division Colloredo zu trennen suchte. Das Regiment Hieronymus Colloredo wieß eben so alle Angriffe auf das Feldschlößchen ab. -- Das Regiment Hessen-Homburg Infanterie ließ der Feldmarschall-Lieutenant Bianchi gegen die Flanke des Feindes rücken, der mit stets wachsender Macht seine rechte Flanke zu gewinnen suchte, dessen Unternehmen aber dadurch gänzlich scheiterte, daß der Feldmarschall-Lieutenant die noch en reserve gebliebene Brigade Quallenberg in Bataillonsmassen gegen ihn anrücken machte. -- So behaupteten sich diese zwei Colonnen bis zur einbrechenden Nacht in ihren errungenen Stellungen.

Durch die feindlichen Gefangenen bestätigte sich die stets fortwährende Ankunft der feindlichen Hauptmacht; es konnte daher nicht mehr die Absicht seyn, die übrigen Verschanzungen zu erstürmen, und in die Vorstädte einzudringen.

Gleichzeitig mit den Angriffen der Verschanzungen vor dem Freyberger Schlage und vor dem Moschinskischen Garten hatte der Herr Feldzeugmeister Graf Gyulay die Division Weissenwolf, welche der Plauensche Grund von der Armee trennte, von der Höhe von Rosthal dermassen en echelon vorrücken lassen, daß das Regiment Kaiser Infanterie, welches ihren äußersten rechten Flügel bildete, die Attak des Regiments Simbschen, welches der Feldmarschall-Lieutenant Bianchi auf dem linken Ufer der Weisseritz vorrücken ließ, unterstützte. Der Oberst Fürst Hohenlohe gewann mit dem ersten Bataillon und einer Batterie die Höhe des Zollhauses; der Major Graf Breda stürmte mit dem zweiten Bataillon von Kaiser zugleich mit dem ersten Bataillon von Simbschen das Dorf Löbda, und trieb den Feind mit bedeutendem Verluste heraus; der General Czolich folgte unmittelbar mit dem Regimente Kotulinsky, besetzte damit das wichtige Dorf Löbda, und ließ sein Geschütz auf die vortheilhafte Höhe links desselben aufführen. Die Brigade Grimmer rückte als zweites echelon zum Soutien der Brigade Czolich, rechts von Nauselitz vor. Die Brigade Herzogenberg folgte als drittes echelon zwischen Nauselitz und Corbitz.

Die Kavalleriedivision Schneller wurde auf dem linken Flügel der Division Weissenwolf, aber auf gleicher Höhe mit den ersteren Echelons aufgestellt, um sowohl die Verbindung mit der Division Mesko zu unterhalten, als den linken Flügel zu sichern.

Kaum war diese Stellung eingenommen, so rückte der Feind auch hier in mehreren Colonnen, welche auf 12,000 Mann Infanterie und Kavallerie geschätzt werden konnte, unterstützt von 30 bis 40 Piecen, aus der Friedrichsstadt vor. Er griff Löbda mehrmals sehr muthig an, während seine Kavallerie zwischen Löbda und Cotta vorzudringen suchte. General Czolich wieß ihn jedesmal mit der kaltblütigsten Standhaftigkeit zurück. Major Graf Breda warf die feindlichen Cuirassiers, welche, ungeachtet des wirksamsten Kleingewehrfeuers aus dem Schloßgarten, bis in die Hauptgasse, gedrungen waren, mit dem Bajonnet zurück. Eben so scheiterte der Versuch der feindlichen Kavallerie, das Dorf links zu umgehen, durch die Standhaftigkeit der äußersten Abtheilung von Kaiser Infanterie unter Anführung des Hauptmanns Schindler. -- Während dem Angriff auf Löbda war eine feindliche Colonne von mehreren Kavallerieregimentern, welche nach Aussage der Gefangenen der König von Neapel selbst anführte, zwischen Dreschersdorf und Cotta debouchirt, welche die Absicht hatte, die Communication mit der Division Mesko zu unterbrechen, und auf der Freyberger Straße vorzudringen. Der Herr Feldzeugmeister Graf Gyulay ließ sie durch Kienmayer Hussaren angreifen, und ebenfalls zurückwerfen.

Nachdem so der Feind allenthalben wieder in seine Verschanzungen zurück gewiesen war, wurde die Höhe von Löbda mit 16 Kanonen besetzt. Diese zwei Batterien hielten durch ihr wohl unterhaltenes Feuer, welches jedoch mit Ueberlegenheit beantwortet wurde, den Feind von jedem fernern Angriffe ab.

Dem Herrn Feldzeugmeister Graf Gyulay, dem Obersten Fürst Hohenlohe, und dem Feldmarschall-Lieutenant Schneller wurden die Pferde unter dem Leibe erschossen, und erstere zwei erhielten bedeutende Contusionen.

Es geschahen nunmehr nur noch partielle Angriffe; die Kanonade blieb bis zur Nacht sehr heftig; aber der linke Flügel behauptete vollkommen seine Stellung, und war in Verbindung mit der zwischen Priesnitz und Cotta stehenden Division Mesko. –

Man hatte nun auf allen Punkten die Ueberzeugung erlangt, daß der Kaiser Napoleon bereits mit einem Theil seiner Macht und seiner Garden wieder in Dresden eingetroffen sey. Der fernere Angriff auf die Außenwerke von Dresden würde mit zwecklosen Aufopferungen verbunden gewesen seyn. -- Der commandirende Herr Feldmarschall Fürst Schwarzenberg beschloß daher, die unmittelbar unter dem Feuer des Feindes befindliche dritte und fünfte Colonne etwas zurück zu ziehen, welches mit einbrechender Nacht in größter Ordnung geschah, ohne daß es der Feind wagte, einen Ausfall zu machen. Die Infanterie der Division des Fürsten Moritz Liechtenstein und die Brigade Chiesa zogen sich, nachdem die 6 eroberten Kanonen vernagelt worden waren, in die unmittelbar vor dem Sturme gehabte Aufstellung. Die Division Bianchi behielt alle eroberten Posten besetzt, und zog sich nur aus dem Feuer der nächsten Schanzen. Die Division Weissenwolf, und die Division Schneller blieben ganz in ihrer Stellung.

Wenn das Eintreffen des französischen Kaisers mit drei Armeecorps um 2 Uhr Nachmittags auch die Resultate dieses Tages auf die Erreichung der Absicht beschränkt hat, ihn zu diesem Eilmärsche zu nöthigen, und dadurch den beiden combinirten Armeen unter dem Kronprinzen von Schweden und dem General v. Blücher ein freies Spiel zu verschaffen, welches auch beide auf eine so glorreiche Weise zu benützen gewußt haben, so haben doch sämmtliche Truppen Gelegenheit gefunden, den ausharrendsten Muth und die rühmlichste Standhaftigkeit an den Tag zu legen. Ungeachtet der Beschwerlichkeiten, welche die ungünstige Witterung und die äußerst schlechten Wege durch Verzögerung der Bewegungen und Verhinderung des Nachschubs der Lebensmittel herbeiführten, haben sie auf allen Angriffspunkten das Möglichste geleistet, und dieser Tag ist durch viele heldenmüthige Thaten merkwürdig geworden.

Die Gefechte Vormittags bestand der Feldmarschall-Lieutenant Graf Crenneville mit seiner Division allein, mit der ihm eigenen kaltblütigen Entschlossenheit. Er rühmt vorzüglich die Klugheit, Tapferkeit und Thätigkeit des Generalen Greth, das ausgezeichnete Betragen des Herrn Obersten Benczek, und seines Adjutanten des Lieutenants Bello, so wie des Herrn Major Nestor, der nach Verlust seines Pferdes fortfuhr, sein Bataillon zu Fuß anzuführen, und die Hauptleute Schmid, Terstiniak, Hoffmann, die Oberlieutenants Hofstädter, Radossovich und Stankovich. -- Der Major Baron Simbschen hat seine anerkannte Tapferkeit, Einsicht und Unternehmungsgeist in jeder Gelegenheit bewährt. Auch haben sich der Hauptmann Rankovich von den Gradiskanern, der Major Kotzy, die Hauptleute Billek, Rakies, Mamula, die Oberlieutenants Obrachevich, Rancsavlievich, der Lieutenant Pischovich und Fähnrich Basse besonders hervorgethan. -- Der Major Baron Cerini vom Wall. Illyrischen Regiment ist an der Spitze seines Bataillons schwer verwundet worden, und an seiner Wunde gestorben. -- Der Feldmarschall-Lieutenant Graf Crenneville rühmt eben so das einsichtsvolle und thätige Benehmen und die guten Dienste, welche ihm der Oberstlieutenant Neumann des Generalstabs geleistet hat, und die ausharrende Bravour des Lieutenants Müller von der Artillerie.

Der Herr Feldmarschall-Lieutenant Fürst Moritz Liechtenstein, der die glänzende Tapferkeit des zweiten Jägerbataillons nicht genug rühmen kann, schreibt die Eroberung der Schanze vorzüglich dem heldenmüthigen Beispiel dessen Commandanten, des Herrn Oberstlieutenants Schneider zu, der mit 4 seiner Jäger zuerst in das Werk sprang, aber leider durch einen Kartätschenschuß schwer am Schenkel verwundet wurde. -- Oberlieutenant Forina, der ihm folgte, fiel den schönen Tod für's Vaterland. -- Die Obersten Lutz und Veyder haben vorzügliche Dienste geleistet, und der dem Generalstab zugetheilte Oberstlieutenant de Lort hat in jeder Gelegenheit den rühmlichsten Eifer, Klugheit und Muth bewiesen. -- Der Lieutenant Finkenberg vom zweiten Jägerbataillon, der zwei Schußwunden erhielt, -- die Hauptleute Baltin, Weigelsberg, die Lieutenants Eberstein und Braun vom ersten Jägerbataillon, -- der Hauptmann Benja vom siebenten Jägerbataillon, der auch verwundet wurde, dann der Oberlieutenant Jakesch von der Artillerie, haben sich vorzüglich ausgezeichnet.

Ueberdieß spricht der Commandant dieser Colonne, Feldmarschall-Lieutenant Graf Colloredo, der selbst 3 Pferde unter dem Leibe verlor, mit Bewunderung von dem Heldenmuth des Herrn Generalen Chiesa, und lobt noch vorzüglich den Major Ludwig Geppert des Generalstabs, -- den Hauptmann Math, Oberlieutenant Feldegg und Fähnrich Horn von Devaux: diese drei Officiere waren nach dem Oberstlieutenant Schneider die ersten in der Schanze. -- Dann rühmt der Feldmarschall-Lieutenant Graf Colloredo noch den Oberstlieutenant Rottmund und Major Haller von Froon, -- Oberstlieutenant Resch und Hauptmann Rey von Devaux, -- Oberst Giesen von Giesenberg, Oberstlieutenant Call, Major Hauer, Hauptmann Bouvier von Argenteau, -- Hauptmann Colari von Erbach, -- Oberlieutenant Lueger von Czartorisky, und Lieutenant Ulmann von der Artillerie. Nur bedauert er den Tod des tapfern Obersten Giesen und Oberstlieutenants Rottmund, welche beide an den erhaltenen Wunden starben.

Der Feldmarschall-Lieutenant Bianchi rühmt das einsichtsvolle und entschlossene Benehmen des Prinzen Philipp Hessen-Homburg, der eine Contusion erhielt, und des Generals Mariassy, der verwundet worden ist. -- Er lobt auch die Thätigkeit und Tapferkeit des Hauptmanns Ehrenstein vom Generalstab, des Lieutenants Simunich von Simbschen, und die ausgezeichnete Entschlossenheit des schon gedachten Lieutenants Müller von der Artillerie. Auch haben sich die Lieutenants Beichel und Beranek vom vierten Artillerieregiment bey dieser Vorrückung besonders hervor gethan.

Der Feldzeugmeister Graf Gyulay, der sich übrigens auf die Relation des Feldmarschall-Lieutenants Grafen Weissenwolf bezieht, rühmt das ausgezeichnete Verdienst dieses Herrn Feldmarschall-Lieutenants, -- des Feldmarschall-Lieutenants Schneller, der Generäle Czolich und Herzogenberg, und die wichtigen Dienste, welche ihm der dem Generalstab zugetheilte Oberst Graf Latour geleistet hat.

Der Feldmarschall-Lieutenant Graf Weissenwolf kann das ausgezeichnete militärische Verdienst des Herrn Generalen Czolich nicht genug rühmen, -- dann das Benehmen des Obersten Fürst Hohenlohe, Major von Breda, Hauptmann Schindler und Kuhn von Kaiser, und des tapfern Oberfeuerwerkers Kempf, der an diesem Tage das Möglichste geleistet hat. -- Ferners lobt der Herr Feldmarschall-Lieutenant die mit Einsicht verbundene Thätigkeit des Majors Waldstätten vom Generalstab, das tapfere Benehmen des dem Generalstab zugetheilten Lieutenants Ulrichsthal des fünften Jägerbataillons, der sich bey der Wegnahme von Löbda besonders hervorthat, so wie den Eifer der zugetheilten Oberlieutenants Mündel von Kotulinsky, und Degenschild von Frehlich.

Um 10 Uhr Abends langte die Division Aloys Liechtenstein auf dem Schlachtfelde an, und stellte sich hinter der Division Weissenwolf auf.

Der General der Kavallerie Graf Klenau, welcher den 26. von Freyberg über Tharandt herangezogen wurde, um mit der Armee in engerer Verbindung zu bleiben, fand so verdorbene Wege, daß er noch der ganzen folgenden Nacht bedurfte, um diesen Punkt mit seinem Gros zu erreichen. Indessen hatte er das Regiment Vacquant mit einer Escadron von Lothringen und einer halben Batterie voraus nach Tharandt, und das Regiment St. Julien ebenfalls mit einer Escadron von Lothringen und einer halben Batterie nach Kesselsdorf zum Soutien der Division Mesko vorgeschickt. –

Die Elemente schienen die Standhaftigkeit der Armee auf die Probe setzen zu wollen. Das seit mehreren Tagen regnerische Wetter verwandelte sich den 26. Abends in einem mit Sturm begleiteten Platzregen, der durch 30 Stunden anhielt, den seit mehreren Tagen mit Entbehrungen aller Art kämpfenden Soldaten sehr empfindlich seyn mußte, und das Eintreffen der Colonnenmagazine ganz unmöglich machte. –

Der Feldmarschall Fürst Schwarzenberg, dem die Verzögerung des Marsches des Generalen der Kavallerie Grafen Klenau nicht bekannt seyn konnte, rechnete darauf, daß dieses Corps am 27. sehr früh die Stellung des Herrn Feldzeugmeisters Grafen Gyulay am linken Ufer des Weisseritzbaches zu besetzen im Stande seyn würde. -- In dieser Voraussetzung erhielt der Feldzeugmeister Graf Gyulay den Befehl, nach Zurücklassung einer Brigade Infanterie, und einer Brigade Kavallerie, über Potschappel auf das rechte Ufer des Weisseritzbaches zu marschiren, und sich bey Gittersee en reserve hinter das Centrum aufzustellen. -- Sonst sollte die österreichische Armee die Stellung des vorigen Tages beibehalten. –

Auf dem rechten Flügel stand das Corps des Generalen Grafen Wittgenstein zwischen Reick und Leibnitz, dessen Avantgarde in und bei Grüna; -- das Corps des General-Lieutenants Kleist zwischen Leibnitz und Meknitz; dessen Avantgarde hielt Strehlen besetzt. -- Das russische Grenadiercorps war auf der Höhe bei Tschernitz. -- Das Reservecorps unter Commando Seiner kaiserl. Hoheit des Großfürsten Constantin stand zwischen den Dörfern Prolis und Torna. -- Der rechte Flügel war in der Absicht en echelon refusirt worden, um die Stellung mehr zu concentriren, und zugleich, wenn der Feind es wagen sollte, diesen Flügel umgehen zu wollen, auf den vortheilhaften Höhen von Leibnitz schon in seiner Flanke zu stehen, und ihn in die Elbe werfen zu können. -- Der General-Lieutenant Graf Ostermann Tolstoy beobachtete Pirna und den Königstein.

Als der commandirende General am 27. früh von der Verzögerung des Marsches des Klenau'schen Corps unterrichtet war, befahl er dem Feldzeugmeister Gyulay, mit dem linken Flügel seine Stellung nicht vor dem Eintreffen dieses Corps zu verlassen. Es waren aber bereits zwei Brigaden der Division Weissenwolf, und die Brigade Zechmeister abmarschirt. Da Löbda bereits verlassen war, und die noch übrigen Truppen nicht mehr hinreichend waren, diese ausgedehnte Position gegen einen zu vermuthenden mächtigen feindlichen Angriff zu behaupten, so stellte sich Feldmarschall-Lieutenant Graf Weissenwolf, welcher statt des verwundeten Feldzeugmeisters Grafen Gyulay das Commando übernahm, auf folgende Art auf: Die Brigade Czolich und ein noch nicht abgerücktes Bataillon von Würzburg besetzten Töltschen, wodurch sie ihren rechten Flügel an den Plauen'schen Grund lehnten, und standen in zwei Treffen zwischen Töltschen und Rosthal, wo sie sich mit der Division Liechtenstein verbanden. Diese hielt Rosthal und Nauselitz mit dem Regiment Kaunitz besetzt, Wölfnitz und Corbitz mit Wenzel Colloredo. Die Brigade Mumb wurde auf der Freyberger Straße zum Soutien des Feldmarschall-Lieutenants Mesko aufgestellt. Die Brigade Mescery blieb en reserve zwischen Pesterwitz und Altfranken.

Der Feldmarschall-Lieutenant Mesko hatte schon mit Tagesanbruch so beträchtliche Kavalleriecolonnen in Bewegung gesehen, daß er sich entschloß, seine Division auf der Chaussee von Freyberg, und zwar vor Corbitz zu concentriren. Sie war durch die Regimenter Vacquant und St. Julien, und zwei Escadrons von Lothringen Cuirassiers verstärkt worden. –

Der französische Kaiser, welcher mit den Armeecorps der Marschälle Victor und Marmont, der ganzen Kavallerie unter dem König von Neapel, und den Garden am vorigen Tage in Dresden angekommen war, ordnete um 8 Ihr früh einen allgemeinen Angriff auf die Stellung der verbündeten Armee. Es war ihm nicht entgangen, daß die vortheilhaften Höhen zwischen Coschitz und Leibnitz, welche die Position am rechten Weisseritzufer bilden, und welche die russisch-preußische, und der größte Theil der österreichischen Armee mit einer zahlreichen Artillerie occupirten, nicht zu emportiren seyen, daß hingegen der Rückzug des russischen rechten Flügels durch das verschanzte Lager von Königstein und Lilienstein bedroht werden könne, und daß der linke österreichische Flügel schwach an Kavallerie, und leicht zu umgehen sey. Um jedoch das Centrum und den rechten Flügel in ihrer Aufstellung fest zu halten, bildete er vor dem Freyberger Schlage und bei dem Moschinskischen Garten, so wie auch zu beiden Seiten des großen Gartens, beträchtliche Angriffscolonnen, welche in der Ebene mit einer zahlreichen Artillerie an ihren Teten vorrückten. -- Es entstand hierdurch auf der ganzen Linie eine sehr heftige Kanonade. Die Batterien der alliirten Armeen beantworteten das feindliche Feuer mit dem besten Erfolge, demontirten eine große Anzahl Kanonen, und schmetterten die feindlichen Colonnen nieder, wenn sie es wagten, sich bis in ihren wirksamen Ertrag zu nähern. Daher hat auch der Feind ungleich mehr als die alliirten Armeen gelitten; jedoch ist für diese der Verlust des Generalen Moreau sehr empfindlich, der seine Freistätte verlassen hatte, um sich dem heiligen Kriege für die Unabhängigkeit von Europa, dem auch Frankreich seine innere Ruhe und sein Glück zu danken haben wird, zu widmen, und welchem an der Seite Sr. Majestät des Kaisers aller Reußen, auf den Höhen von Röcknitz beide Beine abgeschossen wurden. -- Er starb wenige Tage darauf zu Laun. –

Der Feind attakirte zwar die Dörfer Strehlen und Leibnitz vor der Fronte der Alliirten, wurde aber mit dem Bajonnet zurückgeworfen, und von der preußischen Kavallerie bis Strehlen verfolgt. -- Eben so manöverirte er gegen ihre rechte Flanke; er bemächtigte sich des Dorfes Seidnitz, und wagte es, bis gegen Prolis vorzudringen, wurde aber hier mit einem Verlust von 300 Gefangenen, worunter 14 Officiers, zurückgeworfen. –

Sein ernstlichster Angriff war auf den linken Flügel gerichtet. Mehrere feindliche Colonnen waren schon um 8 Uhr früh über Löbda und Cotta debouchirt, und man sah eine große Masse Kavallerie über Priesnitz defiliren. Es hatte sich auch hier eine lebhafte Kanonade engagirt; doch bis Mittag hatte der Feind auf keinem Punkte Fortschritte gemacht; das wohl dirigirte Feuer unsers Geschützes hielt ihn mehrere Stunden auf. Aber um Mittag rückten seine nun sehr verstärkten Colonnen vor, und griffen zugleich die Dörfer Nauselitz, Wölfnitz und Corbitz an. Die Stärke dieser Position bestand einzig und allein in der Behauptung der Dörfer, welche meistens mit Schluchten durchschnitten, und mit Mauern umgeben, durch ein wohl unterhaltenes Kleingewehrfeuer der besten Vertheidigung fähig gewesen seyn würden. Aber die anhaltenden Regengüsse hatten zur Folge, daß beinahe kein Gewehr losgieng. Hierdurch war die Infanterie bei Vertheidigung der Dörfer, und so auch ihre Massen auf das Bajonnet beschränkt, welches für den angreifenden Theil ein eben so entscheidener Vortheil, als ein verderblicher Nachtheil für die auf die Vertheidigung beschränkten Truppen war. Ueberdieß hatten diese Dörfer eine so große Ausdehnung, daß ungeachtet der angestrengten Thätigkeit aller Herren Generals und Stabsofficiere dieser so ungleiche Kampf zum Vortheil des Feindes ausgehen mußte. Nauselitz wurde wegen seiner großen Ausdehnung verlassen, Wölfnitz und Corbitz aber vom Feinde genommen. Er wurde zwar wieder daraus vertrieben; seine Uebermacht und das concentrirte Feuer seines Geschützes machten es jedoch unmöglich, diese Dörfer länger zu behaupten. Durch den Besitz von Corbitz wurde es dem Feinde möglich, die directe Verbindung der Division Mesko und Brigade Mumb auf der Freyberger Straße mit der Division Aloys Liechtenstein zu unterbrechen, und mit Macht zwischen Corbitz und Rosthal zu debouchiren.

Der Feind grif nun auch Rosthal mit großer Uebermacht an, und bemächtigte sich dieses Dorfes; der Feldmarschall-Lieutenant Fürst Liechtenstein setzte sich selbst an die Spitze eines Bataillons von Wenzel Colloredo, und trieb ihn mit dem Bajonnet wieder heraus. Aber der Feind erneuerte seine Angriffe immerwährend, und blieb endlich im Besitze dieses Dorfes. Da er zugleich mit starken Colonnen links davon, nämlich zwischen den Divisionen Liechtenstein und Mesko vorrückte, so war der linke Flügel der Armee in zwei Abtheilungen getrennt.

Der General Czolich behauptete noch Töltschen, welches kleine Dorf, schon in vollen Flammen, von dem Major Arbter, von Kotulinsky, mit der rühmlichsten Standhaftigkeit vertheidigt wurde. Der Feldmarschall-Lieutenant Fürst Liechtenstein aber hatte nun seinen linken Flügel bis Altfranken und Pesterwitz repliiren müssen; die drei Brigaden dieser Abtheilung standen in Massen in dieser Linie, und hatten unmittelbar hinter sich das steile Thal des Plauenschen Grundes, in welches nur zwei schmale Wege über Pesterwitz, Klein-Nimsch, und der Fürstensteig über Töltschen hinabführten. Vom Feinde gedrängt, von seinem, nun auf der Höhe von Rosthal zahlreich aufgeführten Geschütz in der Nähe beschossen, ohne Möglichkeit, die von allen Seiten andringenden Colonnen zurückzuweisen, entschloß sich der Feldmarschall-Lieutenant Graf Weissenwolf zum Rückzug, welcher ungeachtet des ungünstigen Terrains in voller Ordnung und mit sehr wenigem Verluste bewerkstelliget wurde.

Der Feldmarschall-Lieutenant Fürst Aloys Liechtenstein ließ Zankeroda mit 1 Bataillon besetzen, um seinen Rückzug zu sichern; sein Geschütz und die Regimenter Kaunitz und Colloredo gingen unter dem Schutze der besetzten Dörfer Altfranken und Pesterwitz voraus; dann folgte auch die Brigade Mescery durch die Schlucht bey Pesterwitz. Diese Colonne erreichte in bester Ordnung den Plauen'schen Grund über Zankeroda und Döhlen, wo sie auf die Tete des Klenauischen Corps stieß, und nach Gittersee marschirte. Nur das Regiment Wenzel Colloredo, welches kurz vor dem Rückzug zur Degagirung einiger noch bey Wölfnitz zurückgebliebenen Kompagnien einen Angriff mit dem Bajonnet gemacht hatte, war von der feindlichen Kavallerie, welcher die beinahe gänzliche Unbrauchbarkeit des Feuergewehres an diesem Tage eine ihr sonst nicht eigene, und unerwartete Verwegenheit einflöste, umrungen, und verlor viel an Gefangenen.

Auch der Feldmarschall-Lieutenant Graf Weissenwolf bewerkstelligte seinen Rückzug mit der Brigade Czolich auf Potschappel in vollkommener Ordnung; nur die Arrieregarde, von 1 Bataillon Würzburg und 2 Kompagnien Kaiser, hatte noch einen sehr heftigen Anfall von Kavallerie auszuhalten. Der Major Arbter behauptete sich in Töltschen bis zum gänzlichen Abzug der übrigen Truppen, und zog sich dann mit kaltblütiger Fassung über den Fußsteig in den steilen Grund hinab. Der Feldmarschall-Lieutenant Graf Weissenwolf marschirte ebenfalls nach Gittersee. Der Plauen'sche Grund war bereits durch die Tete des Klenauischen Corps besetzt, welches durch den unbeschreiblich beschwerlichen Marsch durch den Tharandter Wald so erschöpft worden war, daß es den Marsch gegen Dresden erst um 10 Uhr früh hatte antreten können.

Die Division Mesko war von dem Kavalleriecorps des Generalen Latour-Maubourg, unter Anführung des Königs von Neapel, und 30 bis 40 Piecen reitender Artillerie angegriffen worden. Die Kavallerie dieser Division wurde nach einem rühmlichen Widerstande und mehreren auf den vielmal überlegenen Feind unternommenen Angriffen geworfen, und bei dieser Gelegenheit der Feldmarschall-Lieutenant Mesko mit der halben Kavalleriebatterie gefangen. Nun zog sich die Infanterie in Massen in guter Ordnung gegen Bennerich zurück. Der Feind griff sie unaufhörlich mit 5 bis 6000 Mann Kavallerie an. Sein überlegenes Geschütz fügte den Massen großen Schaden zu, welche den Feind nicht von sich entfernt halten konnten, da die Gewehre nicht losgingen. Nochmals machten die schwachen Detaschements der österreichischen Kavallerie einen allgemeinen Angriff, und hielten auf einige Zeit den Feind in Respect. Nur 1 Bataillon Lusignan war bei Bennerich überwältigt und gefangen worden; die übrigen setzten den Rückzug durch zwei Stunden bis Grumbach fort, und wiesen den Feind mehrmals mit dem Bajonnet ab. Hier unternahm der Feind einen erneuerten allgemeinen Angriff, welchen er mit einem verheerenden Kartätschenfeuer unterstützte. Ungeachtet der größten Standhaftigkeit der Truppen konnte der weitere Rückzug von nun an nicht mehr mit der gehörigen Ordnung geschehen. Der Feind benützte ihre höchste Ermattung, den Vortheil, daß die Infanterie sich durch die unaufhörlichen Regenströme ihrer eigentlichen Waffe beraubt sah, und die isolirte Lage dieser Division, welche auf ihrem fernern Rückmarsche einen bedeutenden Verlust an Todten, Blessirten und Gefangenen erlitt.

Dem commandirenden Feldmarschall war der Rückzug des linken Flügels noch nicht bekannt, als ihn die Nachricht des Ueberganges eines beträchtlichen feindlichen Corps bei Königstein, welches das vor sich befindliche russische Corps zurückzudrängen, und frei auf die Communication der Armee zu wirken im Stande seyn konnte, -- dann die Meldung, daß der Feind bereits mit großer Ueberlegenheit in der äußersten rechten Flanke stehe, daß es aber wegen des ganz durchweichten Bodens und der grundlosen Wege nicht thunlich sey, die Höhe von Leibnitz zu verlassen, um denselben, wie es befohlen war, anzugreifen, weil besonders das Geschütz nicht zu bewegen gewesen seyn würde, -- um so mehr zu dem Entschluß bewogen, sich nach Böhmen zurückzuziehen, als seine Hauptabsicht: den Feind zu zwingen, den größten Theil seiner Macht nach Dresden zu ziehen, erreicht war, und der äußerste Mangel, verbunden mit den unaufhörlichen Regengüssen, die Armee in einen Zustand von Erschöpfung versetzt hatte, dem schnell abgeholfen werden mußte. -- Um in einem so nachtheiligen Terrain, mit den beschwerlichsten Defileen im Rücken, am folgenden Tage nicht zu einem allgemeinen Engagement gezwungen zu werden, wurde der Rückmarsch noch am 27. Abends angetreten.

Die Armee hat an diesen Tagen einen Grad von Standhaftigkeit, Unverdrossenheit, und auch in der ungünstigsten Lage einen Muth bewiesen, der ihres alten Ruhmes würdig ist.

Der Feldmarschall-Lieutenant Moritz Liechtenstein, der mit der ersten leichten Division zwischen Plauen und Röcknitz aufgestellt war, hatte auf Befehl des commandirenden Herrn Feldmarschalls den Generalen Graf Hardegg mit 1 Jägerbataillon und 3 Flügeln von Kaiser Chevauxlegers zur Deckung der Communication mit dem königl. preußischen Corps des Generalen Kleist rechts detachirt. Er rühmt besonders das Benehmen des Rittmeisters Baron Erben, der, als eine feindliche Colonne von 2 Bataillons von Strehlen debouchirte, um Leibnitz anzugreifen, sich mit drei Zügen mit solcher Tapferkeit auf das erste Bataillon warf, daß er beide zum Weichen brachte, und in die Flucht jagte.

Der Feldmarschall-Lieutenant Marquis Chasteler lobt vorzüglich das Benehmen des General Murray, des Oberstlieutenants Graf Kinsky vom Generalstab, des Hauptmanns Grimmer vom ersten Artillerieregiment, seines Adjutanten des Lieutenants Döhne, dann der dem Generalstab zugetheilten Lieutenants Kempen und Lamotte, des Lieutenants Otto von Albert Gyulay und Oberlieutenants Graf Alberti von Hohenzollern Chevauxlegers.

Der Feldmarschall-Lieutenant Graf Weissenwolf rühmt auch an diesem Tage das entschlossene und einsichtsvolle Benehmen des Herrn Generalen Czolich, die kaltblütige Tapferkeit und Standhaftigkeit des Obersten Mesmacre, der Majors Arbter und Pauer, und des Hauptmanns Moser von Kotulinsky. Er rühmt den Oberstlieutenant Straka, die Hauptleute Kuhn, Schindler, Storch, Menzel und Nustadt, die Oberlieutenants Pickert und Speicher, den Regimentsadjutanten Schmidt von Kaiser Infanterie, den Major Stiller und Hauptmann Cliatschek von Würzburg, und vorzüglich die Thätigkeit und kaltblütige Fassung des Majors Baron Waldstätten, und des Oberfeuerwerkers Kumpf.

Der Feldmarschall-Lieutenant Fürst Aloys Liechtenstein lobt das ausgezeichnete Benehmen des Herrn Generalen Mescery, der Obersten Leiml, Luxem, Bentheim und Georgy, dann des Hauptmanns Hartlieb vom Generalstab, und seines Adjutanten des Hauptmann Bin.

Die Armee bedauert den Verlust des würdigen und tapfern General Andrassy.

Der Rückzug wurde folgendermaßen angetreten: das Klenauische Corps, und der linke Flügel der Armee marschirten den 28. über Rabenau nach Pretschendorf, von wo das Klenauische Corps über Gross-Waltersdorf nach Marienburg, der linke Flügel über Hermsdorf nach Dux zu marschiren hatte; der rechte österreichische Flügel kam den 28. früh nach Dippoldswalde, und ging über Altenberg nach Dux.

Da der Feind bereits im Besitz der Chaussee von Peterswalde war, so ging die alliirte Armee theils über Altenburg, theils über Maxen nach Töplitz. -- Am 28. trug der Feldmarschall-Lieutenant Fürst Moritz Liechtenstein, der noch bei Plauen zurückgeblieben war, dem Generalen Grafen Ignaz Hardegg auf, die Arrieregarde zu übernehmen, und es wurden ihm, als er die Höhe von Posendorf erreicht hatte, zu diesem Ende noch 6 Bataillons preußischer Infanterie, 8 Escadrons Uhlanen, und einige Batterien beigegeben. Dieser ausgezeichnete General traf so zweckmäßige Anstalten, und wußte so ganz die Vortheile jeder Stellung zu benützen, daß der ihm weit überlegene Feind ihm nichts anhaben konnte, und er ihn vielmehr 4 Stunden bey Posendorf aufhielt. Nur nachdem seine linke Flanke bereits umgangen war, zog er sich in meisterhafter Ordnung von Stellung zu Stellung bis auf die Höhe von Wendisch-Carschdorf.

Bei Gelegenheit, als der Feind stark gegen Posendorf vorrückte, machte der tapfere Rittmeister Devaux, von Vincent Chevauxlegers, in einem trefflich gewählten Augenblick unaufgefordert eine äußerst glänzende Attake, warf den Feind, unterstützt von 1 Escadron Kaiser Chevauxlegers und einem Theil der preußischen Uhlanen, gänzlich zurück, und machte viele Gefangene.

An diesem Tage hat der General Graf Ignaz Hardegg seine militärische Talente, seine mit Klugheit gepaarte Tapferkeit, und seine imponirende Contenance bewährt, und die wichtigsten Dienste geleistet. -- Es rühmt vorzüglich die kluge Leitung der Obersten Veyder und Lutz, des Majors Nowak von den Broodern, die ausgezeichnete That des Rittmeisters Devaux, und das lobenswürdige Benehmen der Rittmeisters Thieler, Schneen und Pfeiffer desselben Regiments, welcher letztere schwer verwundert worden ist. –

Nachdem der Herr General Graf Hardegg dem Feinde jeden Schritt bis auf die Höhe von Wendisch-Carschdorf streitig gemacht hatte, übernahm hier das Corps des Herrn Generalen Grafen Wittgenstein die Arrieregarde, und dieser ausgezeichnete Feldherr zeigte auch in dieser Gelegenheit seine unerschütterliche Standhaftigkeit, welche alle Anstrengungen des Feindes, seinen Marsch zu stören oder zu beschleunigen, scheitern machte. –

Der General der Kavallerie Graf Klenau befand sich am 29. auf dem Marsch von Pretschendorf nach Groß-Waltersdorf in der Lage, daß während seine Avantgarde unter Commando des Generalen De Best den Feind aus Groß-Waltersdorf vertreiben mußte, und die ihm rechts cotoyrende Seitencolonne ebenfalls mit dem Feinde engagirt war, seine Arrieregarde noch vor ihrem Abrücken von Pretschendorf angegriffen wurde, und ein sehr hitziges Gefecht zu bestehen hatte.

Der General der Kavallerie Graf Klenau schickte nach der Besetzung von Groß-Waltersdorf den General De Best mit der Avantgarde nach Rauenstein voraus, welches gefährliche Defilee sein Corps am 30. passiren mußte, und welches der Feind bereits besetzt hatte. Der General De Best griff diesen entschlossen an, nahm ihm die Kanone, derer er sich bediente, ab, und vertrieb in von Rauenstein. -- Am 30. setzte dieses Corps seinen Marsch nach Marienberg ungestört fort. –