Projekt:Digitale Heimatforschung (innoX2021)/Rückblick

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Entwurf vom 25. September 2021

Forschungsfragen entlang der A 13?[Bearbeiten]

Gastbeitrag: Digitale Heimatforschung beim Wissenschaftsfestival InnoX2021

Digitale Heimat, Forschung und Entwicklung. DOI (Zenodo)
Digitale Heimatforschung (InnoX2021), Graphic recording von Anna Albert

Von Jens Bemme

Fragen gibt es überall. Aber, macht Citizen Science glücklich? Bürgerwissenschaften - Forschung, die von Laien in freier Zeit und meist ehrenamtlich unternommen wird - ist ein guter Grund digital ins Dahmeland zu reisen. Ich möchte davon berichten – mit neuen Fragen.

Das Wissenschaftsfestival InnoX der Technischen Hochschule Wildau fand Ende September statt – digital, denn zu Tagungen kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit Beginn der Pandemie vor allem online zusammen. Außerdem sei die Chance mehr Gäste anzulocken digital größer, so das Kalkül der Organisatorinnen. Die Themen in Wildau waren Wissens- und Technologietransfer, Citizen Science und Wissenschaftskommunikation – zwischen Berlin und Dresden, entlang der A13.

In Königs Wusterhausen bin ich zur Schule gegangen. Schreiben lernte ich nachmittags im Dahme Kurier der MAZ als Jugendredakteur, bei Feuerwehrfesten in Mittenwalde, mit Konzertkritiken und wöchentlichen Kinotipps. Zeilenhonorare wurden noch in D-Mark gezahlt. Heute schreibe ich auch beruflich über sächsische Landeskunde und digitale Citizen Science-Projekte: Wissenschaft der Bürgerinnen und Bürgern, die forschen.

Solche Beiträge suchte das Team des Wissenschaftsfestivals InnoX mit einem Aufruf im Frühjahr für 2021. Die Gelegenheit war gut: Kann digitale Heimatforschung helfen Hochschule, Wissenschaft und Region ins Gespräch zu bringen? In dieser Frage steckt Transfer, also das Tagungsthema, dachte ich.

Innohub13 heißt in Südbrandenburg der Verbund, der hilft Forschung und Entwicklung, Wissenschaft und Wirtschaft noch enger zu verknüpfen. Wie werden aus Forschungsergebnissen neue Produkte? Wie kann Kommunikation zwischen Forschenden und potentiellen Anwendern verbessert werden, um regional die Wirtschaft zu stärken?

Die Herausforderung kennen wir in Brandenburg seit über 30 Jahren. Heimatforschung ist schon älter: Ortschronisten, Kirchenchroniken, Heimatmuseen und Geschichtsvereine gab und gibt es fast allerorten, teils mit Nachwuchssorgen. Digitale Heimatforschung mit gescannten Quellen der historischen Sammlungen von Bibliotheken und Archiven, mit Wikisource, mit Wikipedia und Wikidata gibt es erst seit 20 Jahren. Klingen dabei Generationenkonflikte an: “junge” digitale Ureinwohner gegenüber sogenannten digitalen Emigranten? Die Welt ist so eindeutig nicht.

Darüber sprach ich am Donnerstag auch im Wildauer Internet. Die MAZ in KW berichtete vorab. Oskar Kilian, ein Berliner Redakteur und Autor der regionalen Radler-Streifzüge-Reihe um 1900, hatte in der Lokalredaktion schon im Sommer 2018 Interesse an digitaler Heimatforschung geweckt. Auch der KWer Ferienmagazin-Verlag publizierte 2020 eine Kilian-Themenseite. Hier galt es anzuknüpfen: mit Wissenschaftskommunikation im heimatlichen Nahbereich!

Was aber haben wirtschaftsnahe Transferförderprogramme und Heimatforschung überhaupt miteinander zu tun? Ich vermute: Mehr als wir bisher denken.

Die Material- und Fragensammlung für den Vortrag ist dauerhaft in der Wikiversität zu finden. Im Transkriptionsportal Wikisource entstanden Themenseiten für Königs Wusterhausen und Lübben. Für regionales Tourismusmarketing sind Kilians Radler-Streifzüge Gold wert und das Potential solcher regionalen Quellen für offene Bildungsmaterialien in Schulen und Hochschulen wird leider noch unterschätzt.

Dankbar bin ich bereits jetzt für das herzliche Feedback der vergangenen Tage – von einer früheren Lehrerin, von einer Mitschülerin, von einer Heimatforscherin und auf Twitter. Auch Resonanz ist eine Wirkung digitaler Heimatforschung mit Links und offenen Daten. Themen und Personen werden wieder sichtbar. Andere können dieses Wissen nutzen, teilen oder kommentieren.

Das InnoHub13 heißt wie die A13. Autobahnen stehen seit 30 Jahren für eher klassische Infrastrukturpolitik: Großprojekte und Beton. Science Festivals, persönliche Transferscouts, neue Transferprofessuren in Potsdam und ihre vielfältigen Aktivitäten für Wirtschafts- und Forschungsförderung in regionalen Kooperationen stehen inzwischen für eher kleinteilige dezentrale Politik- und Förderstrategien, die Kulturgüter und offene digitale Zugänge zu Bildungsressourcen betonen.

Mein InnoHub13 hieße wohl InnoHubOskar: für Wissens-, Technologietransfer und Citizen Science entlang der historischen Radler-Streifzüge durch die Mark Brandenburg. Die Hefte sind auch nummeriert – digitalisiert zu finden in der ZLB Berlin. Fragen gibt es überall.

Entwurf vom 2. Januar 2022

Neu: mglw. als Gastbeitrag zur Digitalisierung des Dahmelandes, https://twitter.com/jeb_140/status/1477545247408365572