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Projekt:Grundschulpädagogik/Kurse/Grundlagen der Grundschulpädagogik/Soziales Lernen

Aus Wikiversity

1. Bereiche sozialen Lernens

1. Soziales Lernen als soziale Elementarerziehung Grundprinzip:

  • Erwerb von Sozialkompetenz bei Lehrern und Schülern
  • Sozialpädagogische Umgestaltung der Schule

2. Soziales Lernen als gruppendynamische - interaktionistische Funktion Grundprinzip:

  • Förderung des Interaktionsverhaltens und Entwicklung einer Dynamik in der Lerngruppe
  • Die Schüler müssen lernen in der Grupppe zu arbeiten und sein Verhalten in der Gruppe reflektieren

3. Soziales Lernen als sozialpädagogische und kompensatorische Funktion Grundprinzip:

  • Integration von "Randständigen" (Prior)

4. Soziales Lernen als emanzipative und politische Funktion Grundprinzip:

  • Befähigen zum politischen Verhalten

2. Ziele sozialen Lernens

  • Kooperationsfähigkeit
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Empathiefähigkeit
  • Kritikfähigkeit
  • Toleranz
  • Solidarität
  • Soziale Identität
 → Interesen und Bedürfnisse in der Gruppe artikulieren können
 → Zwischen persönlichen und sachlichen Konflikten unterscheiden können
 → Rückschläge ertragen und überwinden
 → Spontane Reaktionen zurückstellen, wenn sie in der Gruppe nicht zu einem Ergebnis führen
  • Rolle in der Gruppe
  • Emanzipation des Schülers


3. Formen sozialen Lernens

  • Einzelarbeit
  • Partnerarbeit
  • Gruppenarbeit
  • Unterrichtsgespräch
  • Rollenspiel
  • Frontaluntrericht
  • Projekt
  • Freiarbeit
  • Planspiel
  • Stationenarbeit
  • Unterrichtsgang/ Ausflüge


4. Betrachtung einiger Unterrichtsformen


4.1 Einzelarbeit


1. Charakteristika

  • Individualisiertes Arbeiten
  • Lerntempo kann selbst bestimmt werden
  • Vorlieben der Arbeitsweise können eingesetzt werden

2. Wann wird EA angewendet?

  • Traditionell: bei Lehrerausfall und zu Hause
  • Neu: in Ganztagsschulen oder als sinnvolle Ausgliederung aus der Gruppenarbeit

3. Ziele

  • Aneignung von Grundkenntnissen und -fertigkeiten
  • Aneigung von Kulturtechniken und so genannten Sockelkompetenzen

4. Vorteile der Einzelarbeit

  • individuelles Lernen
  • Berücksichtigung unterschiedlicher Lerntempi, Vorlieben, Arbeitstechniken, etc.

5. Nachteile der Einzelarbeit

  • Mangel an Kommmunikation und Kooperation
  • Vernachlässigung sozialer Aspekte
  • allein weiß der Schüler manchmal nicht weiter, braucht Hilfe
  • Wenn ein Schüler an einem falschen Lösungsweg arbeitet wird es ihm (wenn überhaupt) erst sehr viel später bewusst als bei Partner- oder Gruppenarbeit, weil die Möglichkeit des Sich-Austauschens fehlt


4.2 Partnerarbeit


1. Charakteristika

  • Helferfunktion
  • Interaktionsfähigkeit
  • Arbeitsteiliges Verhalten
  • Integration von Außenseitern

2. Wann wird PA angewendet?

  • Förderung von schwachen Schülern
  • gute Schüler lernen ihr Wissen weiterzugeben → Zusatzqualifikation
  • es kann Unterrichtsbegleitend stattfinden
  • kann bei Arbeitsteilung eingesetzt werden
  • dient als Vorbereitung von (Klein-) Gruppenarbeit oder Diskussionen

3. Ziele

  • Helfen lernen
  • Hilfe annehmen lernen
  • Interaktionsfähigkeit einüben
  • Sinnvolles Aufteilen einer Aufgabe
  • Integrartion von Außenseitern
  • emotionale Stabilisierung → intensivere Bezieungen zwischen den Schülern

4. Vorteile von Partnerarbeit

  • Helferfunktion
  • Integration von Außenseitern
  • Interaktionfähigkeit
  • Arbeitsteilung
  • Förderung von schwachen und starken Schülern
  • Beziehungen zwischen den Schülern stärken
  • kann Unterrichtsbegleitens immer wieder eingesetzt werden, weil z.B. kein umsetzen zu Gruppen nötig ist

5. Nachteile von Partnerarbeit

  • Kleingruppe kann schnell in PA zerfallen
  • Konkurrenz unter den Schülern kann arbeit erschweren
  • Schwierigkeiten bei Beziehungen nter den Schülern


4.3 Gruppenarbeit


1. Charakteristika

  • Austausch von Informationen und Meinungen innerhalb der Gruppe und mit anderen Gruppen
  • Kooperation und Diskussion
  • Kommunikation
  • Differenzierungseffekt: Anpassung des Stoffs und der Lerntechniken und Maßnahmen an die individuellen Voraussetzungen der Schüler
  • keine ständige Kontrolle des Lehrers

2. Wann wird GA eingesetzt?

  • zentrale Organisationsform des Unterrichts beim sozialen Lernen
  • zur Lösung von Teilproblemen (auch fächerübergreifend)

3. Ziele

  • Erlernen von Gruppenfähigkeit und solidarischem Handeln
  • Kooperatives Lösen von Problemen
  • den Lernprozess effektiver gestalten lernen
  • Anpassen der Lernakte und Lernmethoden und Lerntechniken an individuelle Voraussetzungen
  • Intergration von Außenseitern
  • Selbstständigkeit der Schüler

4. Vorteile von Gruppenarbeit

  • Sozialkompetenz
  • Aufteilen der Arbeit
  • hohe Effektivität
  • gute Integration von schwächeren Schülern, Ausländern und Außenseitern
  • Kompromisse eingehen lernen

5. Nachteile von Gruppenarbeit

  • einzelne Schüler können sich hinter der Gruppe "verstecken"
  • Aufteilen der Arbeit → nicht jeder bearbeitet das Thema
  • Gruppenarbeit erfordert viel Disziplin
  • hoher Zeitaufwand
  • es müssen Kompromisse eingegangen werden


5. Der Lehrer beim sozialen Lernen


5.1 Die Rolle des Lehrers und seine Aufgaben


  • Anleitung und Beratung der Schüler
  • der Schwerpunkt des Lehrers muss auf der Vorbereitung liegen
  • Teamarbeit fördern
  • Lehrer hilft beim Lernen
  • ist Quelle der Informationen
  • gibt Anregungen
  • unterstützt
  • soll offen sein für Anregungen und Gespräche der Schüler
  • soll den Arbeitsablauf der Schüler reflektieren und kritisieren
  • stellt die Lernumwelt und das Material her
  • soll die Schüler einbeziehen
  • soll den Schülern möglich Arbeitsstrategien und - vorgehensweisen vermitteln


5.2 Unterschiede des Lehrerverhaltens gegenüber dem Frontalunterricht


  • Lehrer konzipiert im Frontalunterricht den gesamten Unterricht selbst, beim sozialen Lernen gestalten Schüler den Unterricht mit, Lehrer gibt "nur" Hilfestellung und leistet die Vorbereitung
  • Frontalunterricht richtet sich mit seinen Zielen und Inhalten nach dem Lehrplan, beim sozialen Lernen auch nach den Interessen der Schüler
  • beiim Frontalunterricht ist der Schüler passiv und der Lehrer aktiv, beim sozialen Lernen ist der Schüler aktiv und der Lehrer eher passiv
  • Beim Frontalunterricht gibt es oft keine Verbindung zwischen der Außenwelt und der Schule, beim sozialen Lernen soll diese Verbindung bestehen → Einbezug der Lebenswelt des Kindes


6. Probleme sozialen Lernens

  • Zeitproblem
  • Lehrer muss viel für den Unterricht vorbereiten, Material zur Verfügung stellen
  • Lehrer muss sich stark zurücknehmen (im Gegensatz zu der traditionellen Lehrerrolle)
  • räumliche Gegebenheiten → Soziales Lernen braucht viel Platz für Gruppenarbeit, Projekte etc.


7. Literatur

Fuhr, Reinhard: "Soziales Lernen, Innere Differenzierung, Kleingruppenunterricht", Westermann Verlag, 1977

Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule: "Soziale Organisation, soziales Lernen und Differenzierung" Heft 1, Bochum, 1977

Oelkers, Jürgen/Prior, Harm: "Soziales Lernen in der Schule", Scriptor Verlag, 1982

Prior Harm: " Soziales Lernen", Scwann Verlag. 1976