Projekt Diskussion:Altes Bernburg/Steinkohlenbergbau

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Rabensteiner Stollen[Bearbeiten]

Am 5. Juli 1981, dem Tag des Bergmanns und des Energiearbeiters der DDR, wurde das Schaubergwerk der Gemeinde Ilfeld übergeben. Seit 1990 ist der Förderverein Rabensteiner Stollen e. V. Träger dieses technischen Denkmals. Seitdem wurden umfangreiche Aufwältigungsarbeiten geleistet, mit denen der für untertägige Führungen verfügbare Bereich deutlich ausgedehnt werden konnte, und die Öffnungszeiten wurden verlängert.

Die Besichtigung des Schaubergwerks ist im Rahmen von Führungen möglich, die zu festen Zeiten angeboten werden. Die Einfahrt erfolgt mittels einer Grubenbahn. Gezeigt werden neben dem jüngeren Bergbau des 19. und 20. Jahrhunderts vor allem die Spuren der Betriebsperiode des 18. Jahrhunderts.

Aufwältigung[Bearbeiten]

Unter Aufwältigung versteht man das Ausräumen und erneute Absichern eines alten, bereits aufgegebenen Grubenbaus. Der Bergmann spricht auch vom Aufwältigen, Gewältigen oder auch Aufgewältigen. Einen Grubenbrand gewältigen ist das Löschen oder Ersticken des Feuers.

Sämtliche Grubenbaue müssen regelmäßig gesäubert und überarbeitet werden, diese Arbeit wird im Bergbau als Grubenerhaltung bezeichnet. Werden diese Arbeiten nicht getätigt, sammeln sich im Laufe der Jahre Bergematerial, altes nicht mehr benötigtes Grubenholz und auch Unrat in den Stollen und Strecken. In den Wassersaigen sammeln sich Sand, Schlamm und Kalk, dadurch verschlammen die Wassersaigen mit der Zeit und können das Grubenwasser nicht mehr ableiten, sodass es in die Strecke läuft und dort kleine Wasserlöcher bildet. Das Wasser in diesen Wasserlöchern behindert die Fahrung und die Förderung und kann im Zusammenhang mit organischen Substanzen zu einer fauligen Flüssigkeit werden, sodass die untertägigen Wetter in den betroffenen Strecken einen üblen Geruch annehmen. Mit Schlamm und Sand vermischte Materialreste behindern und erschweren die Förderung. Defekte Grubenausbaue verlieren ihre Tragkraft und fallen zu Bruch, wenn sie nicht ausgewechselt werden. In der Folge kann eine Strecke teilweise oder sogar ganz verbrechen.

Wasserknecht[Bearbeiten]

Wasserknechte bei der Arbeit

vgl. Wassermagd

Ein Wasserknecht, auch Wasserheber oder Pumpenknecht genannt, ist ein Bergmann, der im frühen Bergbau bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts als Arbeiter für die Wasserhaltung des Bergwerks zuständig war.

Die Arbeit des Wasserknechtes bestand hauptsächlich darin, das Grubenwasser mit Gefäßen aus dem Schachtsumpf zu entfernen. Für diese Arbeit waren stets mehrere Wasserknechte notwendig. In der Regel standen zwei Wasserknechte im Schachtsumpf und schöpften das Wasser in die sogenannten Pfützeimer. Im Wasserschacht standen in kurzen Abständen mehrere Wasserknechte auf Fahrten und bildeten dadurch eine Kette. Die gefüllten Eimer wurden an den untersten Wasserknecht weitergereicht, der den Eimer dann an den nächsten weiterreichte, bis der Eimer oben angelangt war und entleert wurde. Im Gegenzug wurden die entleerten Eimer wieder nach unten gereicht. An Tagen, an denen sich wenig Wasser im Schachtsumpf befand, wurden die Wasserknechte zu Hilfsarbeiten in der Förderung eingesetzt. In Bergwerken mit hohem Wasserzulauf wurden im Wasserschacht in kurzen Abständen Bühnen eingebaut, auf denen die Wasserknechte dann standen. Später wurden anstelle der Schöpfgefäße Handpumpen verwendet. Dazu stand auf jeder Bühne ein Wasserkasten, in den dann ein Wasserknecht das Wasser pumpte. Aus diesem Wasserkasten wurde das Wasser bis zum nächsten Wasserkasten gepumpt, bis es letztendlich über Tage ankam.

Probleme

Durch das aus den Gefäßen herausschwappende Wasser war die Arbeitskleidung schon nach kurzer Arbeitszeit total durchnässt. Außerdem führte das lange Stehen auf den wackeligen Fahrten oft zu Unfällen. Das Arbeiten war auf Schächte mit einer Teufe von 20 bis 30 Meter begrenzt. Bei tieferen Schächten stieg der Bedarf an Wasserknechten erheblich, so dass oftmals mehrere hundert Wasserknechte erforderlich waren.

Froschlampe[Bearbeiten]

Als Frosch wird ein historischer Typ von Öllampen bezeichnet, der seit Ende des 16. Jahrhunderts im Bergbau als Grubenlampe (Geleucht) verwendet wurde. Der Name wurde möglicherweise von der entfernt ähnlichen Form eines sitzenden Frosches abgeleitet.


Tiefer Julius-Fortunatus-Stolln[Bearbeiten]

Blockbild des Rammelsberger Wasserhaltungs- und Fördersystems nach Abschluß der Röderschen Reformen (um 1800).

Deutlich erwähnt wird die Problematik der Entwässerung für den Betrieb des Bergwerkes. Herzog Heinrich der Jüngere ließ 1527 den Vortrieb des Meissnerstollens wieder aufnehmen. Nachdem der Stollen weitere 230 m vorangetrieben war, wurde er jedoch wieder eingestellt. Heinrichs Sohn Julius ließ die Arbeiten nach dem Tod seines Vaters 1568 wieder aufnehmen und schließlich wurde der Stollen nach über 100-jähriger Bauzeit am 25. September 1585 fertiggestellt. Nunmehr als „Tiefer Julius-Fortunatus-Stolln“ bezeichnet, brachte er gegen den Rathstiefsten Stolln rund 20 Lachter (rund 40 m)[28][19] Teufe ein und war 1400 Lachter lang. Damit konnten nun die seit 1300 ersoffenen tiefen Baue im Rammelsberg gelöst werden.

Steinkohlenbergbau um Wettin[Bearbeiten]

Horst Bringezu: Steinkohlenbergbau um Wettin

Steinkohlenbergbau um Wettin Horst Bringezu Der Artikel basiert auf Archivakten, der von mir besuchten Archive und entsprechenden Literaturquellen. Zu Beginn sei aus einer Archivakte des Bundesarchivs auszugsweise zitiert: Das älteste Steinkohlenwerk Deutschlands, vielleicht das älteste der Welt, liegt nicht im westfälischen Steinkohlenbezirk, wo der Bergbau auch schon früh zu hoher Blüte gebracht wurde, sondern in Mitteldeutschland, nördlich von Halle. Es war das Steinkohlenwerk Wettin-Löbejün. Urkundlich wird es erstmalig 1382 erwähnt. Es war einst weit und breit berühmt, seine Bergleute wurden nach der Ruhr und der Saar geholt, um dort die in Wettin-Löbejün gewonnenen Erfahrungen praktisch zur Aufbesserung des Bergbaues zu verwerten. Über die Anfänge des Steinkohlenbergbaus um Wettin mit der Jahreszahl 1382 gibt es neueste Erkenntnisse. Die Jahreszahl 1382 soll sowohl für die Anfänge des Braunkohlenbergbaus bei Lieskau als auch für den Steinkohlenbergbau bei Wettin stehen. OELKE und W. KIRSCH beschäftigen sich unter dem Titel Frühester Braunkohlenabbau 1382 bei Lieskau im Saalkreis ausführlich mit dieser Problematik. Sie zitieren die in lateinisch verfasste Urkunde aus dem Lehnbuch der Erzbischöfe LUDWIG und FRIEDRICH II. vom 3. Februar 1382 und übersetzten sie neu. Nach einer ausführlichen Analyse der Örtlichkeiten um Lettin, sprechen sich beide in der Abhandlung dafür aus, dass mit der bei Lieskau 1382 verliehenen Kohlgrube eine Braunkohlengrube gemeint gewesen ist. Diese Jahreszahl von 1382 findet sich in vielen Literaturquellen und weiteren Archivakten der Landesarchive und beruht wahrscheinlich auf einer falschen Übersetzung aus dem Lateinischen. So ist die Aussage von Dreyhaupt als bindend anzusehen, der den Steinkohlenbergbau bei Wettin auf das Jahr 1466 datiert, mit dem Vermerk, dass die Steinkohle erst durch Mansfelder Bergleute bei der Verfolgung des Kupferschieferflözes über die Saale entdeckt worden ist. Aus den bekannten bergmännischen Begriffen und den Abbaumethoden zwischen beiden Bergbaurevieren lässt sich diese Aussage Dreyhauptes nachvollziehen. Es ist aber davon auszugehen, das weit vorher die Steinkohle durch die sogenannte Bauerngräberei gewonnen wurde. Im Jahre 1598 wird dem Bürger Hans Brauer zu Wettin auf drei Jahre die Erlaubnis erteilt, gegen Entrichtung von 2 ½ Hühnern oder eines entsprechenden Geldwertes jährlich Tageskohlen zu gewinnen

Aus der Pachturkunde ist besonders die Unterscheidung der Steinkohlen von den Tageskohlen hervorzuheben. Nur die Tageskohlen wurden zum Abbau freigegeben, die Steinkohlen behielt sich das Amt Wettin vor. Eine Entscheidung, ob der Abbau von Steinkohlen zu genehmigen sei, sollte erst getroffen werden, wenn solche gefunden würden. Eine Gewerkschaft hatte sich vorbehalten, dieselben dann gegen einen Zins einzulösen. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg konnte im Jahre 1654 über die Möglichkeit einer Fortführung des Bergbaues entschieden werden. Im Wettiner Steinkohlenrevier kann man jedoch erst im 17. Jahrhundert von einer nennenswerten Förderung sprechen. Der GROßE KURFÜRST ließ 1687 eine Grubenbefahrung der Wettiner Schächte durch den Kammerpräsidenten von Halle vornehmen und eine Probe der Kohlen nach Halle und Magdeburg zur näheren Untersuchung bringen. Die positiven Ergebnisse der Untersuchung bedeuteten eine Aktivierung des Steinkohlenbergbaues um Wettin. Am 12.12.1691 erfolgte mit der Verleihung eines neuen Privilegs die Gründung der Magdeburg-Erz- und Steinkohlen-Gewerkschaft. Unter den Freiherren von Knyphausen konstituierte sich eine Gewerkschaft gleichen Namens in Wettin. F. L. Cancrinus vermerkt in seinem Bericht Von dem Steinkohlenwerk zu Wettin u.a. So wurde das Kohlenwerk 1691 wieder neu belegt. Das Kohleflöz wurde bei den Orten Wettin, Löbejün und dem Dorf Dölau über der Saale abgebaut. In Wettin wurde von dem tiefsten Punkt der Saale das Flöz durch einen Stollen angefahren und diente gleichzeitig als Entwässerungsstollen

Die erste Blütezeit des Wettiner Steinkohlenbergbaues begann 1694 und reichte bis 1740. Als Ursachen dieser Blütezeit in der Steinkohlenförderung könnte die Tatsache gelten, dass die Hallesche Pfännerschaft zunehmend Steinkohle für ihre Siedeprozesse einsetzte. So geht Dreyhaupt davon aus, dass in der Saline Halle Steinkohle aus Wettin und Löbejün mit einem erheblichen Teil Verwendung fand. Die Mächtigkeit der steinkohlenführenden Schichten bei Wettin wurden von Dr. Lehmann vom unteren Flöz bis zur Basis des Jüngeren Porphyrs nur mit etwa m angegeben. Die Gruben hatten eine Teufe von Lachtern (1 Lachter ca. 2 m). Für Wettin wurden 12 Gruben mit der damals üblichen Fördertechnologie genannt. Die Schächte pflegte man mit Bohlenjöchern und Wenderuten zu verzimmern. Doch welche Probleme sich für den Bergbau ergaben zeigt ein Schreiben vom 29. Juli Hier wird vom Bergamt Wettin Klage geführt, dass für den Steinkohlenbergbau in Wettin kein Pulver bereitgestellt wird. Es heißt ohne Pulver können die Stollenörter nicht belegt werden. Es gab Rückfragen von Fr. v. Bolze, ob das Bergamt das Pulver nicht über das Pulvermagazin der Artillerie beziehen könnte. Über den zuständigen Beamtenapparat wurde das Problem bis zum erörtert. Der effektive Einsatz von Schießpulver im Bergbau hat die Sprengstoffexperten noch längere Zeit beschäftigt. Im Jahre 1739 kam es im Wettiner Steinkohlebergbau zu einem Gruben- und Flözbrand, welcher nicht nur wegen der Dauer und der dabei tödlich verunglückten Bergleute erinnerungswert ist. Bemerkenswert wird der Grubenbrand durch die Handlungsweise des Wettiner Bergamtes, welches im eindeutigen Widerspruch zu den Anordnungen seiner übergeordneten Leitungen den tragischen Ausgang verursachte. Der Brand führte auf dem Pfaffenschacht in der Nachtschicht vom 20. zum 21. März 1739 zum Tod zweier Bergleute und zu Rauchvergiftungen bei 11 weiteren Bergleuten. Es war kein plötzliches, vorher nicht erkennbares Ereignis. Schon am 10.01.1739 erfolgte eine Meldung des Obersteigers Koch an das Bergamt, dass in den Grubenbauen zwischen der Kleinen Dorothea und der Prinzessin viel Schwefelgeruch sei. Bereits am 12.01.173 erfolgte vom Pfaffenschacht eine erneute Meldung an das Bergamt mit dem Hinweis auf warme Wetter und dass die rechte Beinsohle voll Dampf sei. Der Pfaffenschacht hatte zu dieser Zeit eine bedeutende Stellung in der Wettiner Steinkohlenförderung. Der Schacht stand seit 1718 in Förderung und hatte eine Teufe von 15,67 m und eine Förderung von über 1 000 t Steinkohle. 1719 förderte der Schacht fast 3 000 t Steinkohle. In diesen Jahren war der Pfaffenschacht mit Abstand der produktivste Schacht im Wettiner Revier.

Das eigenmächtige Handeln des Bergamtes Wettin und die soziale Lage der Bergarbeiter waren die Ursache, welche zum Tode dieser Bergleute führte. Dies geht, obwohl feststand, dass der Schacht nicht mehr zu befahren war, aus folgender Erklärung hervor. Der Steiger Schulze gibt später zu Protokoll, dass auf seine Vorhaltungen die Bergleute erklärt hätten, „es kann kein Mensch vor Dampf hinter“. Daraufhin habe er angewiesen, mit dem Einfahren noch abzuwarten. In den folgenden Gesprächen hätte der Bergmann Caspar Böhme erklärt, er wolle einfahren und hat dafür folgende Begründung abgegeben: „Du lieber Gott, wir haben bereits diese Woche eine Schicht feiern müssen, wir verdienen ja kein Geld“. Der Bergmann Christian Langewald sprach ebenfalls seine Absicht aus, in den Schacht einzufahren. Daraufhin gestattete der Steiger den Bergleuten das Einfahren. Damit muss sich die Haltung aller übrigen Bergleute geändert haben. Anschließend fahren Nikolaus Hoppe, Christian Männicke, die Bergleute Frankenberg, Feltsch und andere ein. Vom weiteren Verlauf wird berichtet, dass bereits nach 15 Minuten der Bergmann Langewald zurückkehrte und dem Steiger berichtete: „......das Gott erbarme, wir können nicht durch, dort liegen die anderen. Ich habe mich mit großer Not bis hierher retirieren können“.

Der Steiger überzeugt sich persönlich von der Situation im Schacht und leitet Rettungsmaßnahmen ein. Von anderen Schächten werden Bergleute zur Hilfe geholt. Schulze sagt später aus: „....ich bin den taumelnden Bergleuten Böhme, Schulle, Boßkugel, Hoffmann, Männicke, Feutel und einem weiteren Bergmann begegnet und habe sie niederfallen sehen, welche ohne mein Wissen Kratze und Trog von hinten herholen wollten“. Für die Bergmänner Hoppe und Frankenberg kommt die Hilfe zu spät. Sie können nur noch tot geborgen werden. Nach jahrelangen vergeblichen Versuchen den Brand unter Kontrolle zu bekommen, werden die Schächte am 16.05.1742 geöffnet. Wieder wird „Dampf“ und „Wärme“ festgestellt und wiederum werden die Schächte abgedichtet. Im Oktober 1742 führt schließlich die erneute Öffnung der Schächte zu einer positiven Entscheidung. Die Schächte werden ausgewettert und aufgeräumt. Die Steinkohleförderung wird wieder aufgenommen. Im Brandrevier erfolgte nach 1742 nur noch ein geringer Abbau. 1743 wurde für den Pfaffenschacht eine neue Schachtröhre mit 18,28 m Teufe niedergebracht. Östlich, zum Ausgehen des Flözes hin, wurden 2 Luftschächte mit 8 bzw. 9 m Teufe nieder-gebracht, dabei soll nur verbranntes Flöz angetroffen worden sein. Mit mehrjährigen Unterbrechungen förderte der Pfaffenschacht bis 1749 noch etwa 800 t Steinkohle. Schon der Chronist Dreyhaupt weist bei seiner Brandursachenbeschreibung auf eine mögliche Selbstentzündung in einem Tagesbruch im heißen Sommer 1738 hin. Einen neuen Aufschwung verzeichneten die inzwischen im staatlichen Besitz befindlichen Schächte zwischen 1850 und 1872. Sie erreichten mit 32.136,4 Tonnen bei einer täglichen Leistung von 580 kg pro Bergmann ihren Höhepunkt.

Die Kohlelieferungen für die Salzsiedereien in Halle und Staßfurt erfolgten neben dem Wasserweg auch über den Landtransport. Schwer beladen mit Steinkohle verließen Pferdefuhrwerke die Steinkohlengruben um Wettin in Richtung Halle zu den Sudhäusern der Halleschen Saline und weiteren Orten der Umgebung. Auch die Hütten des Mansfelder Kupferschieferbergbaues orientierten sich immer stärker auf die Steinkohlen aus Wettin, da der Raubbau der Wälder des Harzes schon bedrohliche Auswirkungen zeigte. Nach 1872 war die Förderung rückläufig, und 1874 förderte das Wettiner Revier letztmalig mit einer positiven Bilanz. Die erschlossenen Baufelder waren erschöpft, neue Baufelder waren nicht greifbar. 1892 wurden im Wettiner Revier mit 57 Arbeitskräften 9 427 Tonnen Steinkohle gefördert. Am 11. Februar 1893 kam das „Aus“ für die Steinkohlenförderung. Im Zeitraum von 1695 bis 1893 betrug die Gesamtförderung nicht ganz 2,5 Mill. t, also 12.300 t im Jahresdurchschnitt. Zur notwendigen Stilllegung der Wettiner Gruben wird vermerkt: „Die Einstellung des Betriebes ist größtenteils des wegen erfolgt, weil tatsächlich in den vorhandenen Schächten die Kohlen abgebaut waren. Man hatte es unterlassen, rechtzeitig nach Osten hin auszurichten. Der Bergbaubetrieb war auf viele Schächte verzettelt und ohne einheitlichen Betriebsplan geführt worden. Die wünschenswerte Aufschließung des Feldes nach Osten hin wurde nur durch Bohrlöcher vorgenommen, die viel zuverlässigere Aufschließung von bereits vorhandenen Schächten aus wurde dagegen vernachlässigt. Da der Staat in der damaligen flauen Zeit kein Geld für umfangreiche Versuchsarbeiten aufwenden wollte, war die Einstellung des Betriebes die natürliche Folge.

Steinkohlenbergbau um Wettin 2[Bearbeiten]

STEINKOHLEBERGBAU Stadt Wettin-Löbejün


Auszug aus der Chronologie zur Geschichte des Wettiner Bergbaus (Quelle - Glück auf! Broschüre / R. Thomas)

1382 Am Stadtrand von Wettin wird Steinkohle entdeckt

1466 Auf der Suche nach Kupferschiefer wird die Steinkohle wiederentdeckt

1695 Wettin bekommt ein Bergamt bis 1740 - erste Blütezeit des Steinkohlebergbaus (ca. 500 Bergleute arbeiteten in 20 Gruben)

1816 die erste Dampfmaschine wird auf dem Juliusschacht aufgestellt

1850 - 1872 zweite Blütezeit des Wettiner Steinkohlebergbaus

1893 wird der Bergbau eingestellt

Steinkohlenbergbau um Wettin 3[Bearbeiten]

Mansfelder Kupferspuren

[11] Das Jahr 1466 wird von Dreyhaupt, dem Chronisten des Saalkreises im 18 Jahrhunderts, als das Jahr der Entdeckung erwähnt. Dreyhaupt schreibt, man wäre bei der Suche nach dem Kupferschiefer auf die Steinkohle gestoßen, jedoch man wusste mit dem Fund nichts anzufangen. Tatsache ist, dass ganz in der Nähe zwischen Wettin und Dobis das Kupferschieferflöz zutage tritt und abgebaut wurde. Nachweislich ist der Kupferschieferbergbau in der Region älter als der Wettiner Steinkohlebergbau. Die ältesten bekannten Abbauorte von Steinkohle liegen östlich etwa 1,5 km entfernt von dem Ausgehen des Kupferschieferflözes. Es ist aber kaum glaubhaft, dass die mittelalterlichen Bergleute entgegen allen ihren Erfahrungen über die Schichtenfolge des Zechsteins weit im Liegenden des zutage tretenden Kupferschieferflözes erneut nach einem Kupferschieferflöz gesucht haben. Auch ist zu bedenken, Dreyhaupt schrieb seine Chronik erst Mitte des 18.Jahrhunderts und seine Datierung ist durch nichts belegt. Real ist eher anzunehmen, dass die zutage tretende Steinkohle schon lange vor ihrer urkundlichen Erwähnung durch die Bewohner der umliegenden Orte zum Heizen ihrer Häuser genutzt wurde.

[12] Mit dem Privileg erhielt das Bergamt für alle den Bergbau betreffende Fragen sowie für alle im Bergbau Beschäftigten die Gerichtsbarkeit, auch für alle zivilrechtlichen und strafrechtlichen Fälle die in keinerlei Beziehung zum Bergbau standen, zugesprochen. #So wurden z.b. durch das Berggericht am 06.10.1747 eine Bergmannsfrau und am 03.07.1750 eine Magd eines Bergbeamten wegen Kindesmord auf der Halde des Fischerschachtes durch Enthaupten hingerichtet. Mit dem Privileg wurden alle Bergbau Beschäftigen der Rechtssprechung der örtlichen Grundherren entzogen.

[17] Die Wasserhaltung wurde immer aufwendiger. Der Abbau fand nun in Teufen zwischen 40m und 70m statt. Das Wasser musste im extremsten Fall 70m gehoben werden. Der Mittelstollen kam nur in maximal 12m Teufe in den Unterzug ein. Der erste Schritt des Bergamtes zur Lösung des Problems war die Auffahrung eines Stollenortes vom Lichtloch Nr.13 des Mittelstollens zu dem Wetterschacht Nr.1 und weiter zu dem Gr. Landschatz. Am 26.09.1713 war der Stollenflügel bis zum Gr. Landschatz durchschlägig. Pumpensätze hoben das Wasser im Wetter-Schacht Nr.1 aus den unter dem Stollen liegenden Grubenbauen in den Stollenflügel. Das Wasser brauchte nun 12m weniger gehoben werden.


[18] Verzeichnis der Halden und Schächte im Wettiner Unterzug

  • 01 Alte Juliane 51 Julius
  • 02 Pfaffensprung 52 Lichtloch Nr.20 Mittelstollen
  • 03 Bergmann 53 Gott Hilft Gewiß
  • 04 Juliane Nr.1 54 Kleine Kronprinz
  • 05 Vater 55 Wetterschacht Nr.5
  • 06 Weinstock 56 Lichtloch Nr.19 Mittelstollen
  • 07 Nonne 57 Amsel
  • 08 Ferdinand 58 Lichtloch Nr.18 Mittelstollen
  • 09 Lichtloch Nr.23 Dobiser St. 59 Wetterschacht Nr.3
  • 10 Pfaffenschächte 60 Lerche
  • 11 Juliane Nr.2 61 Hülf Gott Gewiß bzw. Tageskohlenscht.
  • 12 Mönch 62 Wetterschacht Nr.2
  • 13 Hilfsschacht Nr.1 63 Katte
  • 14 Kl. Juliane 64 Friedrich Wilhelm
  • 15 Neue Luftschacht 65 Lichtloch Nr. 17 Mittelstollen
  • 16 Umbruch Nr.2 66 Adelheid
  • 17 Lichtloch Nr.21 D. St. 67 Lichtloch Nr. 16 Mittelstollen
  • 18 Umbruch Nr.1 68 Großer Christoph
  • 19 Juliane Nr.4 69 Neuer Schacht unterm Kunstteich
  • 20 Juliane Nr.3 70 Wilhelm
  • 21 Lichtloch Nr.22 D. St. 71 Großer Landschatz
  • 22 Gr. Prinzessin 72 Wetterschacht Nr.1
  • 23 Kl. Prinzessin 73 Lichtloch Nr. 14 Mittelstollen
  • 24 Kl. Dorothea 74 Versuchsschacht auf dem Tierberg
  • 25 Lichtloch Nr.24 Mittelstollen 75 Kleine Landschatz
  • 26 Keraus 76 Lichtloch Nr.13 Mittelstollen
  • 27 Alter Stollenschacht 77 Maria Magdalena
  • 28 Gr. Dorothea 78 Lichtloch Nr.12 Mittelstollen
  • 29 Luise 79 „ Nr.11 „
  • 30 Lichtloch Nr.23 Mittelstollen 80 „ Nr.10 „
  • 31 Elisabeth 81 Alter Landschatz oder Nr.1
  • 32 Alte Caroline 82 Danckelmannstreu
  • 33 Dornbusch 83 Habicht
  • 34 Mai 84 Gr. Philipp oder Nr.2
  • 35 Gallen 85 Kl. Philipp oder Nr.1
  • 36 August 86 Sperlingsschächte
  • 37 Weintraube 87 Lichtloch Nr.3 Mittelstollen
  • 38 Lichtloch Nr.22 Mittelstollen 88 Fischerschacht Nr.1
  • 39 Holland 89 Gideon
  • 40 Markgraf Christian Ludwig 90 A.-Kunst-Scht. Friedr.-Glücksegen
  • 41 Kl. Ludwig 91 Fischerschacht Nr.2
  • 42 Ludwigs Hoffnung 92 Brüder Einigkeit
  • 43 Ursula 93 Kuckuck
  • 44 Philippine 94 Alte Specht
  • 45 Lichtloch Nr.21 Mittelstollen 95 Schwalbenschächte 1-4
  • 46 Eleonore 96 Neue Specht
  • 47 Fortuna
  • 48 Herbst
  • 49 Hülfe Gottes
  • 50 Kronprinz

[20] In der Mitte des 18. Jahrhunderts bewegte sich der Abbau auf dem Unterzug in Teufen unter 60m. Das Bergamt beschloss eine Wassersammelstrecke von Norden nach Süden im Unterzug in 56 m Teufe aufzufahren. Das Wasser in den Schächten nun nicht mehr bis an die Tagesoberfläche zu heben dürfte bedeutet haben, dass auf dem Wetterschacht Nr.1 1-2 Pumpen und auf dem Gr. Landschatz etwa 2-3 Pumpen weniger im Einsatz waren. Der Bergbau begab sich in immer größere Teufen. Im Gr. Landschatz und in dem Gr. Christoph, welcher die Teufe von 64,79m hatte musste die Erkundung und Erschließung des westlichen Baufeldes eingestellt werden. Die Wasserzuflüsse waren größer als die Pumpenleistung. Der von der Saale oberhalb von Dobis seit 1697 im Vortrieb befindliche Dobiser Stollen musste schneller vorgetrieben werden. Deshalb beschloss das Bergamt aus den Grubenbauen des Gr. Landschatzes ab 1713 eine Gegenstollenortsbetrieb auf zu nehmen. Der Dobiser Stollen würde in etwa 30m Teufe im Unterzug einkommen. Im Extremfall wie z.B. auf dem Gr. Christoph brauchte dann das Wasser nur noch 40m gehoben werden. Vor Eintreffen des Dobiser Stollen war die Situation so, dass im Gr. Landschatz und im Gr. Christoph auf den weiteren Aufschluss des stark nach Westen einfallenden Oberflözes verzichtet werden musste, da die Pumpenleistung nicht ausreichte. Am 1. oder am 11.10.1718 erfolgte im Grubenfeld der Gr. Prinzessin der Durchschlag der Stollenauffahrungen des Dobiser Stollens.

[21] 1716 wurde der Mittelstollenort vom Gr. Landschatz zum Gr. Christoph durchschlägig. Das Wasser brauchte nun etwa 10m bis 12m weniger gehoben werden. Eine Steigerung der Pumpenleistung selbst trat aber nicht ein. Selbst nach Anschluss des tiefer liegenden Dobiser Stollens an den Schacht reichte die mit einer Roßkunst betriebenen Pumpenanlage nicht aus um das Wasser aus den etwa bis 40m unter dem Stollenniveau liegenden Grubenbaue zu heben. Das Bergamt entschloss zu einer anderen Lösung. So wurde durch bergbauliche Maßnahmen die Fließrichtung für das Wasser im Mittelstollenort von dem Lichtloch Nr.13 bis zu dem Gr. Christoph umgekehrt. Das Wasser im Mittelstollen wurde angestaut und durch den Mittelstollenort zu dem Gr. Christoph geführt um in dessen Schachtröhre ein unter dem Mittelstollenniveau eingebautes Wasserrad als Antrieb für die Pumpen zu betreiben. Das genutzte Wasser floss dann mit dem aus den Grubenbauen gepumpten Wasser in den tiefer liegenden Dobiser Stollen ab. 1720 war diese Anlage fertig. Leider bewährte sich diese Anlage nicht. Erwähnenswert sind die Ursachen für den Misserfolg. So hatte der Mittelstollen zwischen dem Lichtloch Nr.8 und Nr.13 sowie in dem Bereich zwischen Lichtloch Nr.13 und dem Wetterschacht Nr.1 erhebliche Wasserverluste. Das Wasser floss durch das durch den Abbau zerklüftete Gestein in die tiefer liegenden Grubenbaue. Das Bergamt ließ deshalb den Stollenort mit den extremsten Wasserverlusten vom Lichtloch Nr.13 zu dem Wetterschacht Nr.1 verdämmen und von dem Lichtloch Nr.14 einen neuen Stollen zu dem Wetterschacht Nr.1 auffahren. Der Erfolg war nur von kurzer Dauer. 1722 kam es im Mittelstollenort zwischen dem Gr. Landschatz und dem Gr. Christoph zu einem folgenschweren Wasser- und Schlammeinbruch. Ursache waren die zu Bruch gegangenen Hangendschichten des Oberflözes durch den Abbau im Schacht Wilhelm. Der Wasser- und Schlammeinbruch führte nachweislich zu einem Rückgang in der Jahresförderung der Schächte in diesem Bereich und auch zur Aufgabe dieser Variante des Pumpenantriebes. Infolge dessen war der Gr. Christoph von 1721 bis 1724 ohne Förderung. Das Vorhandensein des erschlossenen über 3m mächtigen Oberflözes führte dazu dass der Gr. Christoph nicht aufgegeben wurde.

[22] 1726 wurde die Schachtröhre neu verbaut und größere Pumpen eingesetzt. Im gleichen Jahr begannen die Vorarbeiten für eine neue Variante zur Wasserhebung im Gr. Christoph. Das Projekt sah vor, das Wasser des Neutzer Baches für eine in dem etwa 500m östlich liegenden Fortuna-Schachts noch einzubauende Wasserkunst zu nutzen und über ein Kunstgestänge die Pumpen im Gr. Christoph zu betreiben. Dazu musste vorher noch der Fortuna-Schacht bis auf das Niveau des Dobiser Stollens abgeteuft werden und dieser Stollen bis an den Schacht herangefahren werden. Für das Wasserrad wurde in dem Fortuna-Schacht eine 56m³ große Radstube ausgebrochen und die Wasserkunst aufgebaut. Im 3.Quartal 1728 erfolgte das Anlassen der Wasserkunst. Schnell stellte sich heraus, dass trotz der Wiederinstandsetzung und der Erweiterung das Wasser des einst für die Wasserkunst des Friedrich-Glücksegen-Schachtes angelegten Kunstteiches nicht ausreichte für den kontinuierlichen Pumpenbetrieb. Das Bergamt fand eine neue Lösung. So erfolgte 1729 die Auffahrung eines Stollenortes von dem Lichtloch Nr.20 des Mittelstollens zu dem Fortuna-Schacht um aus dem Mittelstollen zusätzliches Aufschlagwasser heran zu führen. Dieser Schritt ermöglichte schließlich den erforderlichen Pumpenbetrieb. Die Wasserkunst war bis 1734 in Betrieb. Der Aufwand hatte sich gelohnt. 1728 und 1729 hatte der Gr. Christoph einen Anteil von 31,9 % und 37,2 % an der Gesamtförderung des Reviers. Mit Förderquoten von über 2000 Tonnen /Jahr in den Jahren von 1728 bis 1730 gehörte der Gr. Christoph zu den produktivsten Schächten im 18.Jahrhundert. In den Bergamtsunterlagen ist überliefert, das das Streckennetz des Gr. Christoph hatte eine Länge von 553 m hatte und eine Gesamtförderung von 14.500 Tonnen Steinkohle.

[23] 1739 kam es auf dem Unterzug zu einem Flözbrand, welcher nicht nur wegen der Dauer und der dabei verunglückten Bergleute erwähnenswert ist. Ein Feldflurname „Brandbreite“ erinnert noch daran. Mehrere Saalkreishistoriker der Vergangenheit erwähnen dieses Ereignis. Legenden wurden als Tatsachen aufgeschrieben. So z. B., die Hitze des Feuers wäre noch 1790 im Brandrevier spürbar gewesen. Es wurde sogar zu einem einstmals die Stadt bedrohendes unterirdisches Feuer aufgebauscht, aber nur wenig über den tatsächlichen Ablauf berichtet. Ein Steinkohlenflözbrand war im 18. und 19.Jahrhundert kein außergewöhnliches Ereignis. Der Flözbrand im Wettiner Revier hatte seine Ursache wahrscheinlich in einem Naturereignis. Die sich daraus ergebenen Unfallfolgen sind durch die Handlungsweise des Bergamtes Wettin verursacht. Es verstieß grob fahrlässig gegen die kompetenten Anordnungen der übergeordneten staatlichen Behörde, der preußischen Kriegs- und Domänekammer und löste so die Katastrophe aus. Anteilnahme und kritische Gedanken werden nicht nur durch die Rauchvergiftung von 11 Bergleuten und Tod von 2 Bergmännern in dem Pfaffenschacht erweckt, sondern auch durch das Handeln des Bergamtes Wettin. In der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts hatte der Wettiner Steinkohlebergbau als Brennstofflieferant für die Saline in Halle eine produktionsentscheidende Relevanz. 1738 standen 20 Schächte mit einer Gesamtförderung von etwa 7339t. Steinkohle in Förderung. Ein

[24] bedeutender Schacht für die Gesamtförderquote war der 1718 in Förderung gegangene Pfaffenschacht mit einer Teufe von 15,67m. In den ersten 3 Jahren nach der Produktionsaufnahme wurden stets über 1000t. Steinkohle gefördert. Bis 1738 war seine Jahresförderquote fast immer größer als 500t. Im Brandrevier wurde nur das ergiebige Oberflöz abgebaut. Protokolle berichten über die Brandentwicklung und die unzureichenden Versuche den Brand zu löschen. Zur Brandursache gibt es keine Angaben. Dreyhaupt führt in seiner 1749 veröffentlichen Saalkreischronik, ein Blitzeinschlag oder eine Selbstentzündung in einem Tagesbruch als Brandursache an. 1738 soll ein außergewöhnlich heißer Sommer gewesen sein. Die Vermutung ist nicht grundsätzlich abzuweisen. Der Abbau ging im Brandrevier in Teufen zwischen 8m und 20m um. Das abgebaute Feld ging zu Bruch. Es entstanden Übertage Erdfälle. Da die oberste Flözlage, die Dachkohle, oft stark verunreinigt war wurde sie mit in den Versatz gefüllt. So war in dem Teilversatz immer noch ein gewisser Kohleanteil vorhanden der sich entzünden konnte. Am 10. Januar 1739 meldete der Obersteiger Koch das in den Grubenbauen zwischen der Kl. Dorothea und der Prinzessin „viel Schwefelgeruch „sei und er Feuer als Ursache vermutet. Das Protokoll der Bergamtssitzung vom 12. Januar 1739 erwähnt das „bei der Dorothea in der Grube…, die Arbeiter über warme Wetter geklaget“. Weiter „das daher in rechter Beinsohle voll Dampf ansteht…. Es müsste in dem Revier Feuer in dem Bruch sein,“ In den Dorothea-Schächten wurden das 1,57m mächtige Oberflöz abgebaut. Das Bergamt beschließt zur Verbesserung der Wetterführung einen Windschirm an der Kl. Dorothea anzubringen, Abgeworfene Strecken u. Brüche zu zusetzen und „die in der gegend befindlichen Kohlepfeiler auf 3/3 zu belegen und heraus zu fördern.“ Wobei in der Nachtschicht das „zusetzen“ erfolgen soll. Die Berichterstattung an die Magdeburger Kriegs- u. Domänenkammer erfolgte und diese fordert schon am 15.01.1739 „posttäglichen Bericht über das Feuer in der Dorothea“. Im

[25] Schreiben vom 30.01.1739 beruft sich die Hallesche Salz- und Bergwerksdeputation auf einen Bericht des Leiters des Bergamtes Wettin Bergrates Decker, dass die Bergleute im Brandrevier wegen der schlechten Wetter häufig ihre Arbeit nicht aufnehmen können. Als wichtigste Aufgabe fordert die Salzdeputation vor allem den Brandherd zu finden. Zwischen der Magdeburger Kammer, der Halleschen Salzdeputation und dem Bergamt beginnt jetzt bis zum Ausbruch der Katastrophe ein reger Schriftverkehr der einerseits vom Bergamt beschwichtigend und nachlässig betrieben wird , während die vorgesetzten Behörden mit sachkundigen Vorschlägen zur Auffindung des Brandherdes, der Brandbekämpfung und der Verbesserung der Wetterführung drängen und das Bergamt wegen der nachlässigen Berichterstattung kritisieren. Mit Fortschreiten der Zeit und der unveränderlichen Brandsituation fordern dann die vorgesetzten Behörden die Einstellung des Kohleabbaus im Brandrevier. So erhält am 22.02.1739 das Bergamt Wettin ein Schreiben der Salzdeputation vom 17.02.1739 mit der eindeutigen Forderung „das durch mehr Luftlöcher dem bösen Dampf unter der Erde geholfen werden müsste, daher selbiges zu veranstalten und bis es geholfen die Arbeit in diesem Reviere einzustellen sein wird.“ Teil 1 der Weisung ist Heute unverständlich. Das Bergamt ignoriert diese Anweisung und lässt den Abbau fortsetzen. Am 24.02.1739 erhält das Bergamt Wettin ein kritisches Schreiben der Magdeburger Kammer in welchem dem Bergamt u.A. „Nachlässigkeit“ vorgeworfen wird. In mehreren Folgeschreiben unterbreitet die Salzdeputation erneut Vorschläge zur Brandbekämpfung doch der Ton wird rauer. Sichtbar wird aus den Weisungen, dass das Bergamt nicht in der Lage war den Brandherd zu lokalisieren. Bemerkenswert ist, in allen Berichten wird nur das Feuer bei der Dorothea erwähnt. Der Pfaffenschacht wird bis zum Ausbruch der Katastrophe nie erwähnt. Am 02.03.1737 erteilt die Magdeburger Kammer einen Befehl an das Bergamt Wettin der u.A. folgenden Inhalt hat: „möglichst Anstalt zu machen, damit solch Feuer nicht weiter um sich greifen sondern bald gänzlich gelöscht werden möge, wie dann derselbe und ihr bei Verlust eines Monats Ttractatements wenigstens alle Woche davon umbständlichen und pflichtmäßigen Bericht erstatten.“ Allerdings trifft der Befehl erst am 20.03.1739 in Wettin ein. Entsprechend eines Vorschlages des geheimen Rat Krug von Nidda empfiehlt am 17.03.1739 die Salz- u. Berkwerkdeputation die hallesche Schlauchspritze der Feuerwehr zur Brandbekämpfung zu holen. Festgelegt wird, dass bei eventuellen Transportschäden der Spritze das Bergamt für die Kosten aufkommen müsste. Am 19.03.1739 erhält die Salzdeputation ein Schreiben der Magdeburger Kammer mit der Anweisung Druck auf das Wettiner Bergamt auszuüben „das dieses gefährliche Feuer bald möglichst getilgt werde damit ihr sämtlich außer Verantwortung bleiben können.“ Umgehend leitet die Salzdeputation das Schreiben mit dieser Warnung an das Wettiner Bergamt weiter und lässt am 23.03.1739 ein ergänzendes Schreiben an des Bergamt mit der schon von der Magdeburger Kammer gestellten Frage folgen, „ob es ferner möglich, alle Schächte und Luftlöcher nach diesem Brande zu zustopfen, selbige mit Brettern zu belegen und mit Erde zu überfüllen, auch warum dergleichen Veranstaltungen nicht ausgeführt um aus der Verantwortung zu bleiben, gemacht worden“. Soweit einige Zitate zu dem Schriftverkehr zwischen den Behörden und damit einen Einblick in die Führungstätigkeit in einem staatlich geleiteten Großunternehmen vor über 250 Jahren. Doch diese Anweisungen kommen zu spät. Am 21.03.1739 sterben 2 Bergleute und 11 Bergleute haben Glück, weil sie nur Rauchvergiftungen erleiden. Den Ablauf der Katastrophe schildert der Bergbeamte Staemmler in seinem Unfallbericht. Er schreibt, dass der Steiger Schultze am 21.03.1739 in der Nachtschicht bei der Befahrung die Bergleute am Pfaffenschacht noch Übertage antraf und diese sich weigerten in den Schacht einzufahren. Schultze gibt zu Protokoll, dass die Bergleute auf seine Vorhaltungen

[26] erklärt hätten, „es kann kein Mensch vor dampf hinter.“ Daraufhin habe er angewiesen, mit dem Einfahren noch abzuwarten. In den folgenden Gesprächen hätte der Bergmann Caspar Böhme erklärt, er wolle einfahren und habe dafür folgende Begründung abgegeben. „Der liebe Gott, wir haben bereits diese Woche eine Schicht feiern müssen, wir verdienen ja kein Geld.“ Der Bergmann Christian Langewald sprach ebenfalls seine Absicht aus, in den Schacht einzufahren. Der Steiger gestattet den Bergleuten das Einfahren. Damit muss sich die Haltung aller übrigen Bergleute geändert haben. Anschließend fahren die anderen Bergleute ein. Vom weiteren Verlauf wird in dem Protokoll berichtet, dass bereits nach 15 Minuten der Bergmann Langenwald zurück kehrte und dem Steiger berichtete, „dass Gott erbarme, wir können nicht durch, dort liegen die anderen, ich habe mich mit genauer Not bis hierher retiriern können.“ Der Steiger lässt Bergleute von anderen Schächten alarmieren und fährt in den Schacht ein. Schultz sagt später aus, ihm seien 7 namentlich aufgeführte Bergleute „taumelnd begegnet und niedergefallen, welche ohne sein Wissen hätten Kratze und Trog von hinten herholen wollen, sie waren auch kaum so mächtig gewesen ihm so viel zu sagen als, Steiger Schultze hier sieht es gefährlich aus“. Der Steiger Schultz erleidet bei dem Rettungseinsatz eine Rauchvergiftung und wird ohnmächtig. 3 Bergleute bleiben vermisst. Sie werden von den zu Hilfe geholten Bergleuten geborgen. Für 2 Bergleute, Hoppe und Frankenberg kommt die Hilfe zu spät. Der Knappschaftsarztes berichtet schriftlich:“, Da ich in abgewichener Nacht gegen 12 Uhr die Nachricht erhalten, daß auf dem Pfaffenschacht, einige Bergarbeiter eingeschluckten Dampf, teils etl Tod und etl halb erstarrt und ohne Verstand in daß unterste Bethauß gebracht worden“. Er stellt den Tod der 2 Bergleute fest und behandelt 11 Bergleute mit einem Löffel eines Herzmittels, berichtet das die Betroffenen über „heftigen Kopfweh“ klagen und lässt sie durch Bergleute herumführen. Das eigenmächtige Handeln des Bergamtes Wettin und die soziale Lage der Bergarbeiter, wie in Staemmlers Protokoll mit der Aussage des Bergmann Böhme zum Ausdruck kommt, waren die Ursache welche zum Tode der Bergleute Frankenberg und Hoppe und den Rauchvergiftungen der übrigen Bergleute führten. Noch am 21. März versucht das Bergamt zwischen der Kleinen Dorothea und einem Tagesbruch einen Luftschacht abzuteufen, um die Wetterführung zu verbessern. Jedoch musste das Vorhaben noch am selbigen Tage aufgegeben werden, da bei dem Abteufen sich ständig giftige Schwaden im Schacht sammelten. In den Folgetagen tritt aus den Brüchen Rauch aus und es ist sogar offenes Feuer sichtbar. Am 29.03.1739 erfolgt eine Kontrollbefahrung durch den Bergbeamten Staemmler. In seinem Befahrungsbericht wird erwähnt, dass aus einem Tagesbruch Feuer und Rauch austreten. Der Bruch wird mit Sand verfüllt. Weiter wird erwähnt, dass auch untertägig die Arbeit gut vonstatten geht. „Die Arbeiter haben auch bei Wechselung der Früh und Mittagschicht, ihr ausgemachtes Bier und Land-quantum in meiner präsence richtig erhalten, wodurch dieselben auch, mittelst besserer Lust an ihr Feuerarbeit zu gehen.“ Diese Arbeit muss sicher sehr gefährlich gewesen sein, sonst hätte das Bergamt nicht diese zusätzliche Stimulierung angeboten. Der Magdeburger Kriegs- und Domänenkammer muss endgültig die Geduld mit der Handlungsweise des Wettiner Bergamtes ausgegangen sein. Am 01. April 1739 trifft ihr Bevollmächtigter, der Obrist von Bohse in Wettin ein. Dieser lässt sofort den Kohleabbau im Brandrevier einstellen. Betroffen von dieser Anweisung werden die Schächte Gr. oder Kronprinzessin, Kl. Prinzessin, Gr. Dorothea, Kl. Dorothea, und der Pfaffenschacht. Die Schächte werden abgedeckt und alle Tagesbrüche werden verfüllt. Bereits ein Jahr später drängt das Bergamt auf die Wiederaufnahme des Abbaus im Brandrevier. Am 21.06.1740 erfolgt eine übertägige Befahrung des Brandfeldes mit dem Ergebnis, dass in einem Tagesbruch starke Hitze herrscht und eine hereingesteckte Holzstange brennend herausgezogen wird. Es wird für den 23.Juni 1740 erneut eine

[27] übertägige Befahrung einschließlich der Öffnung einiger Schächte unter Leitung des Obristen von Bohse beschlossen. Die Befahrung beginnt mit der Öffnung des Pfaffenschachtes und der Feststellung, dass eine Befahrung des Schachtes wegen „üblen Geruchs… und Schwaden“ nicht möglich ist. Gegen 8.00 Uhr wird der Luftschacht geöffnet, aber auch hier ist keine Befahrung möglich. 8.30 Uhr erfolgt die Öffnung des „Abraumes“, hier wird Hitze, aber kein Rauch und kein Feuer festgestellt. Alle geöffneten Schächte werden weiter beobachtet. Das Protokoll berichtet darüber: „9.00 Uhr. Am Pfaffenschacht keine Veränderungen. Im Luftschacht 1 befahren Staemmler und Koch den Schacht. Sie kommen fast bis in den Füllort, müssen aber wegen zu großer Hitze umkehren. Rauch wird nicht festgestellt. Im Abraum hat die Hitze zugenommen. Eine Holzstange wird nach 45 Minuten verkohlt herausgezogen. Offenes Feuer wird nicht festgestellt. 9.45 Uhr. Am Pfaffenschacht keine Veränderungen. Am Luftschacht 1 erfolgt die Befahrung bis in den Füllort, über einen Bruch bis zu dem Dobiser Stollen zu und auch 6 Lachter zu einem Ort am Abraum. An diesem selbst herrscht Übertage große Hitze. 10.45 Uhr Der Pfaffenschacht ist nicht befahrbar. Im Luftschacht kann die Befahrung zu allen Orten ausgedehnt werden, die Befahrung dauert 20 Minuten. Am Abraum hat die Hitze zugenommen.“ Im Ergebnis der Befahrung werden erneut alle Schächte abgedichtet. Der Steinkohleabbau wird im Brandrevier weiterhin verboten. Am 16.Mai 1742 werden die Schächte erneut geöffnet. Wieder wird „Dampf“ und „Wärme“ festgestellt, und wiederum werden die Schächte abgedichtet. Im Oktober 1742 führt schließlich die erneute Öffnung der Schächte zu einer positiven Entscheidung. Die Schächte werden ausgewettert und aufgeräumt. Der Steinkohleabbau wird wieder aufgenommen. In allen von dem Brand betroffenen Schächten erfolgt nach 1742 noch Abbau. Für den Pfaffenschacht wurde eine neue Schachtröhre mit 18,28 m Teufe abgeteuft. Östlich zum Ausgehen des Flözes hin wurden 2 Luftschächte mit 8 bzw. 9 m Teufe abgeteuft. Überliefert ist, dass häufig nur die Dachkohle verbrannt war, wogegen die Einbruchkohle kaum gebrannt hatte. Mit mehrjährigen Unterbrechungen förderten die Luftschächte noch bis 1749 Steinkohle. Als letzter Schacht im Brandrevier stellte 1766 die Kl. Dorothea die Förderung ein. Die Gesamtförderung im Wettiner Revier war 1739 nur 14% geringer als im Vorjahr. Der Förderausfall konnte gering gehalten werden da das Bergamt in gestundeten Schächten einen Restpfeilerabbau aufnahm. Von den vom Brand betroffenen Schächten existiert nur noch die Halde der Gr. Prinzessin. Die unteren Flöze im Brandrevier wurden erst im 19.Jahrhundert abgebaut. Aus heutiger Betrachtung der Vorgänge ist zu bestätigen, das Handeln der übergeordneten Magdeburger Kriegs- und Domänenkammer und der halleschen Salzdeputation war von Umsicht und Verantwortung geprägt, während das Wettiner Bergamt fahrlässig und einseitig Produktionsorientiert handelte.

[30] Es lag in der Entscheidung der Pächter die bisherigen Bergbeamten zu übernehmen oder zu entlassen. Die Pächter wurden nur verpflichtet den seit 1711 in Wettin tätigen Markscheider August Heinrich Decker als Leiter des Bergamtes zu übernehmen. Er leitete bis 1752 das Bergamt Wettin. 1734 erhielt er den Auftrag die Grafschaft Mark zu bereisen und Vorschläge zur Verbesserung der Erträge im Steinkohlenbergbau und den Salinen zu unterbreiten. 1735 und 1736 untersuchte Decker die dortigen Betriebsverhältnisse und unterbreitete Vorschläge zur Steigerung der Förderung und Erhöhung der Effektivität. Auf der Grundlage der Vorschläge wurde dort die Bergordnung reformiert, ein Bergamt mit einer Verwaltungsstruktur nach Wettiner Vorbild errichtet und zeitgemäße moderne Wettiner Abbauverfahren übernommen. Diese Maßnahmen waren der Beginn des Aufschwungs des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet. Damit erwarb sich August Heinrich Decker große Verdienste für die Entwicklung des Steinkohlebergbaus in der Grafschaft Mark.

Steinkohlenbergbau Plötz-Löbejün[Bearbeiten]

Steinkohlenbergbau Plötz-Löbejün Saalekreis im Bild - bis 1967

Steinkohlenbergbau Plötz-Löbejün 2[Bearbeiten]

VEB Steinkohlenwerk Plötz, Plötz Landesarchiv (1851 bis 1962)

  1. In einem Teilbereich wurde von der Bergsicherung Erfurt, Sitz Ilfeld, 1980 Stahlbogenausbau eingebracht.