Schlacht um die Seelower Höhen

Aus Wikiversity

Die Schlacht Biographien Quellen Literatur Bilder Karten Konventionen   16. - 19. April 1945 • Chronologie der Schlacht  


Die Schlacht um die Seelower Höhe war Teil der Schlacht an der Oder, ist jedoch wesentlich bekannter geworden als die größere Operation. Die Oderschlacht wiederum ist Bestandteil und Beginn der Schlacht um Berlin, die zum Ende des 2. Weltkrieges in Deutschland führte. Die Schlacht um Berlin war die vorletzte der elf Großoperationen des Krieges in Europa.

An der Schlacht um Berlin waren über 3 Millionen Soldaten und je über 7000 Panzer und Flugzeuge beteiligt, an der Schlacht um die Seelower Höhen über 1 Million Soldaten und 3000 Panzer. Diese Zahlenangaben sind bis heute umstritten, verschiedene seriöse Quellen machen stark schwankende Angaben.

Die Schlacht erstreckte sich grob im Raum von Neuhardenberg bis Lebus mit einer Entfernung von knapp 30 Kilometern. Entlang dieser Luftline liegt der Rand des Oderbruchs und damit am linken Ufer des Eberswalder Urstromtals, das an dieser Stelle etwa 20 km breit ist. Der Rand des Urstromtals ist nur wenige Meter hoch aber an den meisten Stellen zu steil, um von motorisierten Truppen überwunden zu werden.


Altstadt und Festung Küstrin 2015

Nach der neuesten Literatur (nach 2005) sowie Recherchen in den Memoiren hoher sowjetischer Militärs stellt sich die Frage, inwieweit die historische Geschichtsschreibung bei der Schlacht um die Seelower Höhen korrekt ist. Der Ausgang der Schlacht, die Einordnung in die Berliner Operation, das alles ist unstrittig. Aber der militärische Verlauf, die Taktik der Schlacht wurde jahrzehntelang nicht in Frage gestellt. Dies soll versucht werden, stellt es doch auch unseren Artikel grundlegend in Frage. Hohe sowjetische Generäle bezeichnen sich gegenseitig für schuldig, einen schnellen Sieg verspielt zu haben. Dabei wird sogar mit Kritik an Stalin und am obersten Befehlshaber nicht gespart. Wie war so etwas 1945 möglich? Was ist in den Tagen Mitte April wirklich zwischen Küstrin und Seelow passiert?

Militärischer Hintergrund[Bearbeiten]

Die Schlacht um die Seelower Höhen war Bestandteil der Berliner Operation und damit der letzten Großoperation des zweiten Weltkrieges. Nur die Prager Operation war später (6. bis 11. Mai 1945), der Krieg war da allerings eigentlich schon aus.

Personen und Truppen[Bearbeiten]

Schukow mit Pferd bei der Siegerparade 1945 (russische Briefmarke von 1995)

Die entscheidenden Personen in dieser Schlacht sind auf deutscher Seite General Heinrichi bzw. Thedor Busse, über die recht wenig überliefert ist sowie auf sowjetischer Seite Josef Stalin, Georgi Schukow und Wassili Tschuikow, im Hintergrund hat unter anderem Sergej Schtemenko im Generalsstab die Fäden gezogen. Schukow war zum Zeitpunkt der Schlacht bereits Marschall der Sowjetunion und auf der Höhe der Macht. Er hatte keinen Vorgesetzten mehr, von Stalin mal abgesehen. Tschuikow war Generaloberst, er wurde erst 1955 Marschall, stand also deutlich unter Schukow. Beide haben bereits in Stalingrad erfolgreich zusammen operiert und sind in der Armee gemeinsam aufgestiegen, immer etwa 5 Dienstgrade voneinander entfernt. Dabei ist ein Generaloberst keineswegs als niedrig einzustufen, Schukow war nur der absolute Herrscher auf dem Feld, seit Jahren ungeschlagen und auch bei den Alliierten angesehen und hochdekoriert. Tschuikow wurde am 10. September 1942 Oberbefehlshaber der 62. Armee (die spätere 8. Gardearmee), die er von der Schlacht von Stalingrad bis zur Schlacht um Berlin im April/Mai 1945 als Generaloberst befehligte.

Schukow war zur Schlacht 49, Tschuikow 45 Jahre alt. Schukow befehligte die 1. Weißrussische Front (bis Winter 1944 Zentralfront), sie bestrand aus 11 Armeen, von denen eine, die 8. Gardearmee, unter dem Befehl von Tschuikow stand. Diese 8. Gardearmee bildete den zentralen Bestandteil der Operation an den Seelower Höhen. Tschuikow war der direkte Untergebene von Schukow, also damals der zweite Mann auf dem Schlachtfeld. Schukow befehligte etwa 1 Mio. Mann, Tschuikow befehligte die sogenannte „Stalingrader Armee“, die als 8. Gardearmee unter den Soldaten hohes Ansehen genoß und die erst 1992 aufgelöst wurde. Auch die Siegerparade auf dem Roten Platz am 22. Mai 1945 wurde durch die 8. Gardearmee durchgeführt.

Die Bedeutung von Tschuikow und Schukow wird auch bei ihren Rollen während der Schlacht um Stalingrad deutlich. Während die 62. Armee von Tschuikow in den Straßen der Stadt kämpfte, arbeitete Schukow gemeinsam mit Alexander Wassilewski (damals Generaloberst und Chef des Generalstabs) die Einkesselung und Umschließung der 5 Armeen der Achsenmächte bei Stalingrad aus. Schon im Winter 1942/43 war Tschuikow taktisch tätig, während Schukow eher strategisch orientiert war.

Deutsche Wehrmacht
9. Armee (Generaloberst Gotthard Heinrici)
Sowjetarmee
61. Armee (Generalleutnant Pawel A. Below)
1. Polnische Armee (Generalleutnant Stanisław Poplawski)
47. Armee (Generalleutnant Franz I. Perchorowitsch)
3. Stoßarmee (Generaloberst Wassili I. Kusnezow)
5. Stoßarmee (Generaloberst Nikolaj J. Bersarin)
2. Garde-Panzerarmee (Generaloberst Semjon I. Bogdanow)
1. Garde-Panzerarmee (Generaloberst Michail J. Katukow)
8. Gardearmee (Generaloberst Wassili I. Tschuikow)
69. Armee (Generaloberst Wladimir J. Kolpaktschi)
33. Armee (Generaloberst Wjatscheslaw D. Zweatajew)
3. Armee (Generaloberst Alexander W. Gorbatow)

Einschätzung der Quellen[Bearbeiten]

Memoiren sind immer mit Vorsicht zu genießen, sie sollen den Schreiber ins rechte Licht rücken, seine Verdienste der Nachwelt erhalten. Darum darf man Aussagen aus Memoiren nicht ungeprüft übernehmen.

Allerdings sind diese Memoiren sowjetischer Marschälle in den wenigsten Fällen Selbstbeweihräucherung stolzer Offizierselite, wie das im Europa der damaligen Zeit üblich war. Die Sowjetunion hatte nach den stalinistischen Säuberungen keinen Generalsstab mehr. Einzig Budjonny war übriggeblieben, alle anderen waren in Rente, im Gulag oder getötet worden. Alle hohen Offiziere des zweiten Weltkrieges entwickelten sich aus dem Kriegsgeschehen heraus, es gab keine Schreibtischtäter, keine Möchtegerne, keine unfähigen Apparatschiks, die mitgeschleift wurden. Dafür war im Krieg kein Raum.

Tschuikow veröffentlichte zwei seiner Bücher, so auch seine Memoiren zuerst im Westen, erst Jahre später in der Sowjetunion. Dies macht die Inhalte durchaus etwas glaubhafter.