Tatsächlich ist es sehr hilfreich, sich einmal genau klar zu machen, in welchem Sinne die allgemeine Kettenregel die Kettenregel für univariate Funktionen verallgemeinert. Dazu nehmen wir offene Teilmengen und Abbildungen , . Außerdem müssen wir voraussetzen, dass gilt, damit wir sinnvoll von der Verknüpfung sprechen können. Des Weiteren fixieren wir einen Punkt , sodass im Punkt und im Punkt total differenzierbar sind.
Nun sind alle Voraussetzungen für die allgemeine Kettenregel erfüllt, sodass also
für das totale Differential von gilt. Das totale Differential ist eine lineare Abbildung – hier werden also zwei lineare Abbildungen miteinander verknüpft.
Gleichzeitig sind Funktionen in einer Variablen, sodass im Punkt für die Ableitung
gilt. Dieser Ausdruck sieht schon sehr ähnlich aus wie die allgemeine Kettenregel, ist aber strukturell anders. Hier steht nicht die Verknüpfung von linearen Abbildungen, sondern ein Produkt von zwei reellen Zahlen.
Wir erinnern uns an
Fakt
zurück. Danach können wir die Ableitung in einem Punkt in Beziehung setzen mit einer linearen Abbildung – der linearen Approximation von in . Diese lineare Abbildung ist gegeben durch die Zuordnung . Es ist also die lineare Funktion, deren Steigung ist. Dies ist nicht die Tangente von in , aber ist zur Tangente parallel. Das totale Differential stimmt per Definition mit dieser linearen Abbildung überein, sodass also gilt.
Für das totale Differential der Verknüpfung gilt nun
sowie
Diese beiden linearen Funktionen müssen nach der allgemeinen Kettenregel übereinstimmen. Durch Vergleich der Steigungen erhalten wir genau die Kettenregel für Funktionen in einer Variablen.
Zur kommentierten Aufgabe