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Wikiversity:Fellow-Programm Freies Wissen/Einreichungen/Expedition mit FS Poseidon/Abschlussbericht

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Fellow-Programm Freies Wissen - Abschlussbericht

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Zusammenfassung und Ergebnisse

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Mein Projekt drehte sich um die Forschungsreise POS519 mit dem deutschen Forschungsschiff FS POSEIDON. Für drei Wochen (22.01. - 11.02.2018) ging es mit der POSEIDON von Gran Canaria aus ins Auftriebsgebiet vor Mauretanien, mit dem Ziel eine frisch aufgetriebene Wassermasse zu identifizieren und zu vermessen. Im Rahmen des Fellowship-Programms wollte ich die Ausfahrt von der Vorbereitung bis zur Datenauswertung transparent dokumentieren. Nach längerem Suchen und Ausprobieren hatte ich mich dann entschieden eine Art offenes Laborbuch im Gitlab am GEOMAR zu führen. Ein Grund war, dass das Datenmanagement-Team am GEOMAR seit einiger Zeit mit dem Gitlab arbeitet und sehr interessiert an meinem Ansatz war. Die Vorbereitungen vor der Fahrt versuchte ich so vollständig wie möglich zu dokumentieren (Deadlines, Packlisten, Anträge,…) was aber nicht immer einfach war, da teilweise auch persönliche Daten verarbeitet werden mussten. Positiv: Kollegen, die mein Gitlab mitverfolgten kamen mit Lösungsvorschlägen zu Fragen und Problemen, die im Gitlab dokumentiert wurden. Während der Reise war es das Ziel, Daten und erste Ergebnisse ebenfalls über Gitlab täglich zu veröffentlichen. Hierbei habe ich aber zum einen meine Rolle als Fahrtleitung unterschätzt, zum anderen mussten wir aufgrund defekter Messgeräte umdisponieren, so dass die Messdaten in einem anderen als geplanten Datenformat aufliefen. All das zusammen führte dazu, dass das Thema „offene Wissenschaft“ hinter die Arbeit vor Ort trat und die gesteckten Ziele nicht ganz erreicht werden konnten. Trotzdem wurde ein Großteil der Rohdaten noch zum Ende der Fahrt auf das Gitlab hochgeladen. Die weitere Auswertung der Daten zieht sich immer noch hin, da die Auswertung im Jupyter Notebook online durchgeführt werden soll. Das ganze Aufsetzen stellte mich als Chemiker doch vor größere Schwierigkeiten, so dass sich die Datenauswertung noch bis in den Juli 2018 hinziehen wird.

Beitrag zu Offener Wissenschaft​

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In der marinen CO2-Gemeinde ist es schon seit einigen Jahren üblich zumindest seine Daten offen zur Verfügung zu stellen. Daher war das Konzept des “Daten teilens” für mich nicht ganz neu. Neu war aber, schon die Vorbereitungen und die Rohdaten zeitnah einem breiten Publikum verfügbar zu machen. Meinem Wissen nach war es einer der ersten Versuche, ein naturwissenschaftliches Feldexperiment so umfassend und zeitnah zu dokumentieren. Leider habe ich im Förderungszeitraum kein abgeschlossenes Ergebnis vorzeigen können. Mein Beitrag zu offener Wissenschaft lag eher in kleinen Einzelaktionen, wobei für mich die Diskussionen mit einzelnen Wissenschaftler*innen zu dem Thema am interessantesten waren. Hier herrscht oft noch eine große Skepsis gegenüber offener Wissenschaft, aber auch großes Interesse über das „Wie“. Sobald meine Daten ausgewertet auf dem Gitlab zur Verfügung stehen, kann ich das in der Zukunft als ein Beispiel verwenden um anderen Wissenschaftler*innen eine Möglichkeit der offenen Wissenschaft am konkreten Beispiel aufzuzeigen.

Zusammenarbeit​ ​mit​ ​deiner​ ​Mentorin/deinem​ ​Mentor

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Geplant war jeden Freitag ein kurzes Gespräch über die aktuellen Projektfortschritte über Skype zu haben. Das hat meistens auch gut geklappt, es sei denn mein Mentor Daniel Mietchen oder ich waren grade unterwegs und nicht verfügbar. Durch wöchentliche Stichwortprotokolle hatte Daniel meist eine Chance sich schon mal auf die drängendsten Fragen vorzubereiten. Das war sehr hilfreich, da er so während unseres Gesprächs immer schon konkrete Vorschläge zur aktuellen Arbeit machen konnte. Die eingebrachten Kommentare und Vorschläge waren immer vielfältig und manchmal schwer für mich umzusetzen. Trotzdem habe ich mich dadurch oft mit Blickpunkten auf offene Wissenschaft beschäftigt, auf die ich von alleine nicht gekommen wäre.

Austausch​ ​mit​ ​anderen​ ​Fellows

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Der Austausch mit anderen Fellows fand für mich meist über Email oder die eingerichtete Slack-Gruppe statt. Da ich selber nicht auf Twitter aktiv bin, waren das meine einzigen Kanäle. Für mein eigenes Forschungsvorhaben war der Austausch nicht direkt hilfreich, aber es war interessant zu verfolgen, wie sich die Vorhaben der anderen Fellows entwickelten und welche Formen und Möglichkeiten es gibt offene Wissenschaft zu praktizieren.

Kommunikationsaktivitäten​ ​mit​ ​Bezug​ ​zum​ ​Fellow-Programm

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Ich habe die Vorbereitungen und einen Teil der Daten über ein „offenes Laborbuch“ im Gitlab am GEOMAR ins Internet gestellt. Hier werden auch die weitere Auswertung und Publikationen vorgestellt werden. Während der Reise haben wir in einen Blog über die Arbeiten an Bord berichtet (Oceanblogs). Nach der Reise habe ich im Wikimedia-Blog frisch nach der Expedition über meine Erfahrungen berichtet. In Vorträgen über die Fahrt (u.a. während eines Datensymposiums am GEOMAR) habe ich auf die Verbindung zur offenen Wissenschaft hingewiesen. Das resultierte u.a. in zwei Newsletterbeiträgen (GEOMAR, Helmholtz).

Weitergabe von Wissen

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Ich habe meine Erfahrungen während zweier Vorträge anderen Wissenschaftler*innen vorgestellt. Zum einen war das ein abteilungsinterner Vortrag, zum anderen ein Vortrag während eines Datensymposiums der Helmholtz Institute im Bereich „Umwelt und Erde“. Beides führte zu angeregten Diskussionen zu dem Thema, die teilweise sehr kontrovers geführt wurden. Zu beiden Veranstaltungen bekam ich vorher guten Input von meinem Mentor.

Neue Kontakte mit der Community für Offene Wissenschaft

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Ich stehe seit Beginn meines Vorhabens in regelmäßigem Kontakt mit dem Datenmanagment-Team am GEOMAR, die sehr bemüht sind mir als Wissenschaftler das nötige Handwerkszeug an die Hand zu geben. Außerdem ist ein Treffen mit der Beauftragten für offene Wissenschaft am GEOMAR für Mitte Juni 2018 geplant.

Neue Kontakte mit Vertreter*innen der Wikimedia-Communitys

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Den meisten Kontakt im Rahmen von Wikimedia hatte ich mit meinem Mentor. Interessant für mich ist die Nutzung von Wikicommons, um Bilder und Abbildungen offen zur Verfügung zu stellen. Hier habe ich in meinem Projekt gelernt, dass offen und frei doch von vielen Menschen unterschiedlich aufgefasst wird. Hierbei hilft auf Dauer nur die Zuteilung von klaren Lizenzen.

Vernetzungsmöglichkeiten

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Ich habe keine konkreten Vorstellungen über weitere Vernetzungsmöglichkeiten. Es wäre aber wünschenswert lose mit Wikimedia in Kontakt zu bleiben und so weiterhin über die Arbeiten im Bereich offene Wissenschaft zu erfahren. Eventuell könnte Wikimedia sein ehemaligen Fellows ab und zu mal abfragen, ob jemand gewillt ist seine Erfahrungen im Leben nach der Fellowship im Wikimedia-Blog niederzuschreiben.

Neue Initiativen zur Förderung Offener Wissenschaft

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Im Förderungszeitraum sind am GEOMAR keine neuen Initiativen entstanden. Allerdings habe ich von einigen Initiativen erfahren, die sich mehr oder weniger stark mit dem Thema offene Wissenschaft beschäftigen. Hierbei ist vor allem das Datenmanagement-Team am GEOMAR zu nennen, die diese Idee fördern. Außerdem sollen zukünftige Initiativen mit der Beauftragten für offene Wissenschaft am GEOMAR noch in Juni 2018 erörtert werden.

Initiativen zur Förderung Offener Wissenschaften

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Nach den Erfahrungen der letzten 8 Monate denke ich, dass das Thema offene Wissenschaft in meinem direkten Umfeld von zwei Seiten angegangen werden muss. Zum einen die Förderung „von oben“, da konsequente Transparenz auch Ressourcen (Zeit) benötigt. Wichtiger sind aber konkrete Beispiele aus der Wissenschaft. Nach Abschluss der Auswertephase meiner Daten werde ich auf dem Gitlab am GEOMAR ein Beispiel eines konkreten Projektes präsentieren können, was helfen wird, die Akzeptanz zu erhöhen.

Interesse an Offener Wissenschaft

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Wie oben erwähnt, denke ich dass konkrete Beispiele am ehesten dazu geeignet sind andere Wissenschaftler*innen vom Konzept der offenen Wissenschaft zu überzeugen. Aber ich sehe auch berechtigte Sorgen dabei. Dabei ist auch der Unterschied zwischen offen (im Sinne von transparent) und online (zeitnahe Bereitstellung von Daten,…) kritisch zu hinterfragen. Außerdem muss anerkannt werden, dass (zumindest in der Anfangsphase) das Konzept der offenen Wissenschaft zusätzliche Ressourcen benötigt, da der zusätzliche Zeitaufwand doch erheblich sein kann.

Anwendung von Prinzipien Offener Wissenschaft

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Einen ersten Eindruck habe ich in meinem Blog bei Wikimedia beschrieben. Dort habe ich selbstkritisch und ehrlich beschrieben, wie ich meinen eigenen Ansprüchen in Bezug auf das Fellowprogramm nicht gerecht werden konnte. Auch die Aufarbeitung der Daten nach der Fahrt schreitet nicht so zügig voran, wie ich mir das gewünscht habe. Ein Grund dafür ist auch, dass ich die Datenaufarbeitung offen im Gitlab mittels Jupyter Notebook durchführen möchte, das aber Eingewöhnung meinerseits bedarf und mehr Aufwand erfordert als wenn ich das wie gewohnt am eigenen Rechner mache. Kurzum: der offenen Ansatz hat mich in Dilemma geführt. Eine transparente und offene Durchführung eines solchen Projektes benötigt wesentlich mehr Zeit, diese sollte für zukünftige Arbeiten eingeplant sein. Andererseits ist das Ergebnis dann sehr motivierend. Da andere Wissenschaftler*innen und Interessierte den ganzen “Workflow” mitverfolgen können. Ohne das Fellowprogramm hätte ich den offenen Ansatz so nicht durchgezogen. Neben den praktischen Hilfestellungen und Ideen hat mir das Programm geholfen den größeren Nutzen hinter offener Wissenschaft besser zu verstehen. Für die nahe Zukunft wünsche ich mir mein Projekt im Gitlab zu Ende zu bringen. Den generellen Ansatz meines Projektes möchte ich gerne auf andere Projekte übertragen. D.h. für mich die Idee des”offenen Laborbuchs” weiterzuentwickeln und anzupassen, so dass es intuitiver für mich zu führen ist.

Dein persönliches Gesamtfazit

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Das Fellow-Programm hat mir geholfen einen tieferen Einblick in die offene Wissenschaft zu bekommen. Dabei wurde der Begriff “offene Wissenschaft” für mich mit Inhalt gefüllt. Die Worte werden ja überall gerne benutzt und hören sich immer gut an, aber was es eigentlich heißt habe ich erst gelernt, als ich versucht habe das offene Konzept konsequent anzuwenden. Auch zum Ende des Programms sehe ich dass man das "offen" verschieden interpretieren kann. Für meine eigenen Arbeiten nehme ich eine Menge Motivation (und natürlich viele praktische Tipps) mit und es formt sich für mich ein Ansatz wie ich offene Wissenschaft weiterverfolgen will: offen und transparent ja, aber immer gleich alles zeitnah online stellen wird nicht immer so machbar sein. Die während des Fellow-Programms geknüpften Kontakte (innerhalb und außerhalb meiner Einrichtung) will ich nutzen, um das Thema offene Wissenschaft in meinem Umfeld in den kommenden Jahren aktiv mitzugestalten.