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Wikiversity:Fellow-Programm Freies Wissen/Einreichungen/Freies Wissen: Neugestaltung und Ausbau der Website genocide-nambia.net als offener Wissenspool zu den gegenwärtigen Debatten um die Anerkennung des Herero- und Nama-Genozids

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Neugestaltung und Ausbau der Website genocide-nambia.net als offener Wissenspool zu den gegenwärtigen Debatten um die Anerkennung des Herero- und Nama-Genozids

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Projektbeschreibung

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In meinem Promotionsprojekt widme ich mich einem aktuellen und gesellschaftspolitisch relevanten Thema: die Frage der Anerkennung des Herero- und Nama-Genozids wird in Politik, Wissenschaft und Medien seit Anfang der 2000er Jahre kontrovers diskutiert. In den vergangenen drei Jahren habe ich mich im Zuge meiner Analyse des deutschen Presse-Diskurses intensiv mit den verschiedenen Fach-Debatten zu den deutschen Kolonialverbrechen und deren Folgen in der Gegenwart auseinandergesetzt. Wenngleich Arbeiten v.a. im Bereich der historischen Kolonialismusforschung und vergleichenden Genozid-Studien zunehmend größere Aufmerksamkeit erhalten und teilweise auch in den Medien diskutiert werden, wird das hoch-spezialisierte Wissen nach wie vor nur begrenzt über Fach-Kreise hinaus kommuniziert. Der Forschungsstand wird immer unübersichtlicher und Positionen im Feld können für Laien nur schwer eingeordnet werden; zudem sind die meisten Journals nicht öffentlich zugänglich. Im Sinne einer aktiven und kritischen gesellschaftlichen Erinnerungskultur gilt es den Diskurs m.E. für die breite Zivilgesellschaft zu öffnen und dabei die Instrumente für eine reflektierte Betrachtung der gegenwärtigen Entwicklungen bereit zu stellen, Austausch und Vernetzung zu befördern. Auf diesen Umstand zielt auch die gemeinsame Kampagne der Herero- und Nama-Opferverbände Not about us without us! ab, die eine direkte Einbeziehung in aktuelle (politische) Debatten fordern, da der erinnerungsgeschichtliche Dialog – in Deutschland wie in Namibia – auf breiter zivilgesellschaftlicher Basis geführt werden muss. Vor diesem Hintergrund ist es mein Anliegen, die Erkenntnisse meiner eigenen Forschungen im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit dem Kampagnen-Bündnis "Völkermord verjährt nicht!" einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen.

Kooperations-Partner Das zivilgesellschaftliche Bündnis "Völkermord verjährt nicht!" wurde 2011 anlässlich der ersten Rückgabe von Schädeln, die während der Kolonialzeit aus Namibia nach Deutschland gebracht waren, in Berlin gegründet und setzt sich seitdem mit gemeinsamen Kampagnen-Aktionen für die offizielle Anerkennung des Herero- und Nama-Genozids durch die Bundesrepublik Deutschland ein. Träger*innen sind NGOs wie AfricAvenir international, AFROTAK TV cyberNomads, Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag (BER), Berlin postkolonial, Deutsch-Afrikanische Gesellschaft Berlin (DAFRIG) und Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD-Bund) sowie weitere engagierte Einzelpersonen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Die Besonderheit der Bündnis-Arbeit liegt in dem Zusammenschluss von Aktivist*innen und Akademiker*innen. Ein zentrales Organ des Bündnisses, eine Art Kristallisationspunkt, ist die Website genocide-namibia.net, die ab 2014 online gestellt wurde und die Aktivitäten des Bündnisses dokumentiert, aktuelle Entwicklungen in den deutsch-namibischen Verhandlungen kommentiert sowie Beiträge aus Medien und der Wissenschaft zum Thema versammelt. Die Website dient als Informationsstelle für Wissenschaftler*innen, Journalist*innen, Aktivist*innen und Student*innen. Da die Website jedoch ehrenamtlich verwaltet wird und die personellen Ressourcen des Bündnisses knapp sind, kann diesem Anspruch derzeit jedoch nur begrenzt nachgekommen werden. Vor allem der Forschungsstand ist nur unvollständig aufgearbeitet. Viele neuere Veröffentlichungen aus den letzten Jahren fehlen; eine übergeordnete fachliche Einordnung der Arbeiten steht grundsätzlich noch aus. Facetten der Erinnerungspolitik und künstlerische Arbeiten sind kaum berücksichtigt.

Neugestaltung und Ausbau der Website genocide-namibia.net Das hier skizzierte Forschungsvorhaben zielt darauf ab, den Web-Auftritt in Zusammenarbeit mit Mitgliedern des Bündnisses neu zu gestalten, um das gesammelte Fach-Wissen gebündelt für die Öffentlichkeit bereit zu stellen. Zum einen müssen viele Inhalte redaktionell überarbeitet und aktualisiert und zum anderen einige Kategorien und Features (wie z.B. ein Blog auf der Seite) erweitert werden, die das aktuelle content design bisher nicht ermöglicht. Der Schwerpunkt meines (Teil-)Projektes konzentriert sich dabei auf den Ausbau des Überblicks zu wissenschaftlichen Forschungen zum Thema. Als Orientierung für Besucher*innen der Website, soll eine Einführung in einzelne Debatten und Forschungstendenzen geboten sowie die fehlende Literatur dem aktuellen Forschungsstand entsprechend ergänzt und kommentiert werden. Da die Website auch internationalen Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen, vor allem aus den Herero- und Nama-Gemeinschaften als Informationsquelle zu den Debatten in Deutschland dient, sollen die (statischen) Seiten auf Deutsch und englisch verfügbar sein. Zudem sollen Artikel und Sammelband-Beiträge möglichst als Volltexte auf der Website zur Verfügung gestellt werden, um sie auch der interessierten außer-akademischen Öffentlichkeit leichter zugänglich zu machen. Dafür müssen die Rechte an den Veröffentlichungen geklärt und die jeweiligen Autor*innen und Verlage angeschrieben werden. Insgesamt handelt es sich um etwa 100 relevante Einträge, wobei einige Autor*innen – zu denen teilweise bereits persönliche Kontakte bestehen – eine Vielzahl von Texten zum Thema veröffentlicht haben. Angesichts des Engagements vieler Wissenschaftler*innen für die Sache erscheint eine Bereitstellung von älteren Texten – bei denen die Rechte bereits an die Autor*innen zurück gegangen sind – durchaus realistisch; bei neueren Aufsätzen müsste bei den jeweiligen Herausgeber*innen und Verlagshäusern eine Sonder-Lizenz erbeten werden. Aufgrund der eigenen Forschung zur Medienanalyse, werden ebenfalls die journalistischen Texte vervollständigt. Die Bündnis-Mitglieder werden ihrerseits ehrenamtlich an der Ergänzung der politischen Statements und der Informationen zur Erinnerungspolitik für die Website arbeiten. Nicht zuletzt sollen die auf der Website genocide-namibia.net veröffentlichten Informationen nach Möglichkeit (freie Lizenzen vorausgesetzt) genutzt werden, um auch auf Wikipedia und Commons geladen werden zu können.

Arbeits- und Zeitplan Im Anschluss an die Auftakt-Veranstaltung des Fellow-Programms soll Anfang Oktober ein erster Workshop in Berlin mit den Kooperations-Partnern des Bündnisses, Andreas Bohne und Christian Kopp sowie möglichst auch schon einem externen Webdesigner stattfinden, bei dem die konkreten Wünsche an die neue Website formuliert werden sollen. Parallel werde ich in den Monaten Oktober bis Dezember 2017 die redaktionellen Inhalte für den wissenschaftlichen Teil der Website erarbeiten und Anfragen für die Veröffentlichungen von Beiträgen aussenden. Das Material wird im Januar gesammelt an den Webdesigner übergeben, der in Absprache mit Andreas Bohne dann in den kommenden zwei Monaten eine neue Website (inhaltlich, technisch und bezüglich Design) anlegen soll. Eventuelle Probleme kann ich dann zu dem zweiten Treffen im Februar 2018 in Hannover mitbringen. Im April soll eine Preview der neuen Website im Rahmen eines von dem Bündnis organisierten Kongresses in Hamburg vorstellt werden, zu dem Herero- und Nama-Aktivist*innen aus Namibia und den USA erwartet werden. Letzte Ergänzungen und Überarbeitungen sollen im April und Mai vorgenommen werden, sodass der Relaunch der Website bis Juni erfolgt.

Zusammenfassung der Ziele Im Rahmen des hier skizzierten Forschungsvorhabens kann ich meinen eigens erarbeiteten Überblick zu aktuellen Forschungen zum Herero- und Nama-Genozid sowie der relevanten Medien-Berichterstattung einer breiteren deutsch- und englischsprachigen Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. In der Überarbeitung der Website genocide-namibia.net soll der wissenschaftliche Zugang zum Thema erreicht und darüber hinaus weitere Medien zur Wissensproduktion und Meinungsbildung bereitgestellt werden. Die Homepage soll nicht nur 'freie' Texte bereitstellen, sondern auch die Suche für Interessierte erleichtern, die hier gebündelt vielgefächerte Informationen erhalten. Dabei kann ich einerseits auf der ehrenamtlichen Arbeit des Bündnisses "Völkermord verjährt nicht!" aufbauen und die bestehende Infrastruktur nutzen, andererseits unterstütze ich das zivilgesellschaftliche Bündnis durch mein eigenes Fach-Wissen und die Finanzierung eines professionellen Webdesigners.

Autor/in

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  • Name: Kaya de Wolff
  • Institution: Institut für Medienwissenschaft, Eberhard Karls Universität Tübingen
  • Kontakt: kaya.de-wolff@uni-tuebingen.de