Wikiversity:Fellow-Programm Freies Wissen/Einreichungen/Kollaboratives online-Interpretieren
Kollaboratives online-Interpretieren[Bearbeiten]Projektbeschreibung[Bearbeiten]Aktuelles
Digitale Technologien haben Einzug in den Studienalltag gehalten, wenig ist bisher aber über die Praktiken des Umgangs von Studierenden mit diesen Technologien bekannt (siehe hierzu das Forschungsprojekt "You(r) Study" von Sandra Hofhues et al.). Noch weniger wissen wir über einen möglichen Zusammenhang zwischen den Praktiken der Technologienutzung und dem Habitus (Bourdieu 1987a) von Studierenden. Anschließend an die Habitustheorie von Bourdieu wird in meinem Forschungsprojekt gefragt wie sich die Praktiken je nach Habitus und Milieu der Studierenden unterscheiden und inwieweit digitale Technologien zu einer neuen/andauernden strukturellen Ungleichheit im Studium beitragen. Zur Beantwortung dieser Fragestellungen werden narrative Interviews (Bremer/Teiwes-Kügler 2013) durchgeführt, die mit der Habitushermeneutik (ebd.) ausgewertet werden. Durchgeführt wird die Habitushermeneutik als Sequenzanalysen, das heißt einzelnen Textpassagen werden nacheinander analysiert, ohne das Gesamtmaterial zu kennen. Die Sequenzanalyse dient dem Aufbrechen der Daten und dient dazu erste Spuren von Habitusmustern der befragten Person zu finden. Die gefundenen Spuren werden im weiteren Verlauf der Analyse überprüft und Fragen an das Material aufgeworfen. Die Fragen und Hinweise sowie Interpretationen werden pro Sequenz festgehalten und in den weiteren Analysen überprüft und ergänzt (Bremer/Teiwes-Kügler 2013). Ziel der Analyse ist die Rekonstruktion des Habitus und damit verbunden der „Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata“ (Bourdieu 1987, S. 101) in Bezug auf die Nutzung neuer Technologien durch Studierende. Eine Anforderung der Habitushermeneutik (wie bei allen hermeneutischen Verfahren) ist die Interpretation von Datenmaterial in Gruppen. Ziel der Interpretation in Gruppen ist die Erweiterung des Spektrums möglicher Lesarten des Materials, da davon ausgegangen wird, dass die Interpretation immer auf Grundlage der eigenen Erfahrungen und Perspektive erfolgt. Insofern wird die Lesart und damit die Interpretation von Datenmaterial vielfältiger, wenn Personen unterschiedlicher sozialer Herkunft, Geschlecht und Alter an der Auswertung beteiligt werden. Hier besteht der Anknüpfungspunkt zu dem geplanten Vorhaben im Fellow-Programm Freies Wissen, indem die Interpretation des Interviewmaterials kollaborativ online erfolgen soll.
Das geplante Vorhaben soll aus zwei Phasen bestehen: Die erste Phase soll zeigen, ob kollaboratives online-Interpretieren grundsätzlich möglich ist. Hierfür muss für die Sequenzanalyse ein Tool entwickelt werden, das möglichst auf Wiki-basis funktioniert. Da ich davon ausgehe, dass bisher wenige Personen mit der Habitushermeneutik gearbeitet haben, ist neben der Erstellung des Tools langfristig ein OER (Open Education Ressource) geplant, in dem beschrieben wird, wie der Interpretationsprozess abläuft. Zur Ermittlung ob kollaboratives Interpretieren online möglich ist, werden lebensweltliche Interviews verwendet, die ich mit Studierenden führen werde. Diese Interviews werden nur verwendet, wenn das Einverständnis gegeben wird, dass sie kollaborativ ausgewertet werden dürfen, zudem werden nur einzelne Passagen verwendet, um die Anonymität der Befragten zu wahren. Da bekannt sein sollte, wie sich die Gruppe der Auswertenden zusammensetzt, können sich an der kollaborativen Interpretation nur Personen beteiligen, die sich vorher angemeldet haben (hier ist ein einfaches Verfahren geplant) – auch um sicher zu gehen, dass hinter den gegebenen Antworten tatsächlich reale Personen stehen. Um möglichst viele Personen dazu anzuregen sich an der kollaborativen Interpretation zu beteiligen wird für das Vorhaben geworben werden, was durch diverse Mailinglisten zu qualitativer Forschung (z.B. QSF_L) und über Twitter sowie persönliche Kontakte, erfolgen soll. Die erste Phase würde mit einer Analyse des kollaborativen online-Interpretierens (vor allem in Bezug auf die Qualität und Tiefe der Interpretationen) enden und einer Diskussion über den Erfolg oder eventuellen Misserfolg. Die Beschreibung und Diskussion soll in einer Open Access Zeitschrift veröffentlicht werden. Die zweite Phase des Vorhabens soll dazu dienen herauszufinden, ob sich das Tool grundsätzlich dazu eignet Studierenden die Habitushermeneutik beizubringen.
Erstens soll ermittelt werden, ob es möglich ist kollaborativ hermeneutisch in einer online Umgebung zu interpretieren. Zweitens soll evaluiert werden, ob es möglich ist Studierenden mittels des Tools die Habitushermeneutik beizubringen, oder welche Überarbeitung und Weiterentwicklung es bedarf. Sollte sich das Vorhaben als erfolgreich herausstellen, d.h. dass kollaboratives online-Interpretieren möglich ist, wird es auf dem Wiki zwei Bereiche geben. Erstens einen Bereich für Studierende und Promovierende zum Erlernen der Habitushermeneutik. Und zweitens einen Bereich für Personen die selbst Material kollaborativ online interpretieren lassen möchten. Für den zweiten Bereich müsste nach guter wissenschaftlicher Ethik jeweils geprüft werden, dass die Anonymität der Interviewten gewahrt ist und dass diese mit der Verwendung des Materials auf diese Art und Weise einverstanden sind. Zudem soll ermöglicht werden das Wiki selbst auf einem eigenen Server nachzubauen, so dass es unabhängig von mir genutzt werden kann. Durch die offene kollaborative Art des Interpretierens würde ein Schritt hin zu mehr Transparenz und damit Open Science im Bereich der qualitativen Methoden entstehen, möglicherweise könnte das Vorhaben dadurch als Multiplikator fungieren.
Bisherige Fortschritte[Bearbeiten]Die Fortschritte des Projektes veröffentliche ich auf meinem Blog https://sozmethode.hypotheses.org. Bisher findet sich dort:
Datenmanagementplan[Bearbeiten]Siehe /Datenmanagementplan Autorin[Bearbeiten]
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