Wikiversity:Fellow-Programm Freies Wissen/Einreichungen/The Influence of Internet-Mediated Communication on Temporal Understanding - A Comparison between German and Chinese Cultural Context

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Maria Faust M.A. Doktorandin Universität Leipzig Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft E-Mail: maria.faust@uni-leipzig.de


PROJEKTSKIZZE


Kurzexposé

Meine Doktorarbeit hat den Titel: “The Influence of Internet Mediated Communication on Temporal Un-derstanding – A Comparison between German and Chinese Cultural Context.” Im Rahmen der Arbeit wird geklärt, wie sich das deutsche und chinesische Zeitverständnis als kulturelles Konstrukt durch inter-netvermittelte Kommunikation wandelt, welche ein zentraler Faktor neben anderen ist. Die Dissertation gliedert sich dabei in acht einzelne Artikel (kumulative Promotion): 1) Der erste Artikel wurde 2017 publiziert und verbindet den Dynamisch-Transaktionalen Ansatz von Früh und Schönbach mit dem Yin Yang Ansatz von Fang. Dabei wird eine De-Westernisierungs-Perspektive eingenommen und schließlich der Dynamisch-Paradoxe Ansatz als theoretische Metakonzeption modelliert, der in diesem Sinne für die Doktorarbeit fungiert. 2) Der zweite Artikel wurde 2016 publiziert und problematisiert den Kulturbegriff. Im Anschluss wird das Zeitverständnis als acht-dimensionales Konstrukt modelliert. Als Grundlage dient dazu Helfrich-Hölters Konzeption der kulturellen Zeit. Auf Basis früherer Forschung, integriert das Zeit-verständnis u.a. Lebenstempo, Zeitperspektive und eine Dimension interagierendes Erleben mit parallelen Nebentätigkeiten. 3) In einem kurzen Exkurs-Artikel, der bis Ende November 2017 fertig gestellt wird, werden chine-sische und deutsche Internetzensur sowie Filteralgorithmen in beiden Ländern vorgestellt. Argu-mentativ soll hier gezeigt werden, dass Deutschland und China obgleich ihrer unterschiedlichen Internetsysteme durchaus vergleichbar sind. 4) Im vierten Artikel bleibt zu fragen, wie viele der acht Sub-Dimensionen des Zeitverständnisses einem Wandel unterliegen. Dies wird hier auf Basis kultur- und medienwissenschaftlicher Theorien (Krotz, Rosa, Neverla, Eriksen, Castells) zunächst theoretisch erarbeitet, um im Anschluss die Forschungshypothesen für die sich anschließende quantitative Untersuchung zu erarbeiten. 5) Um die quantitative Dateninterpretation auf ein solideres Fundament zu stellen, diskutiert der fünfte Artikel, der im September 2017 abgeschlossen wird, deutsche und chinesische Kultur-standards nach Thomas. Kombiniert mit dem Yin Yang Ansatz, bietet diese Sichtweise ein emische perspektive für die Dateninterpretation. 6) Im sechsten Artikel, wird das Forschungsdesign skizziert. Als Ex-Post-Facto Anordnung konzipiert, wird der standardisierte Fragebogen vorgestellt. Onliner werden mit Hilfe eines Online-Fragebogens befragt und Offliner mit Hilfe eines schriftlichen Fragebogens, der valide und reliable Testskalen enthält. Die Befragung erfolgt mit Hilfe eines zweisprachigen Fragebogens (Deutsch und Mandarin) in Deutschland und China. 7) Im siebten Artikel werden die Forschungshypothesen getestet. Zunächst werden Rahmendaten der Stichprobe dargestellt, um anschließend mit Hilfe von einfachen Regressionsmodellen die Hypothesen zu prüfen. Es wird u.a. davon ausgegangen, dass sich durch internetvermittelte Kommunikation das Lebenstempo beschleunigt, Menschen eher kurzfristig orientiert sind und sich die menschliche Kommunikation mit parallelen internetvermittelten Kommunikationstätigkeiten durchmischt. Hier kann der fünfte Artikel Hilfestellungen liefern um die Dateninterpretation schlüssiger zu erläutern. 8) Im letzten Artikel wird ein Strukturgleichungsmodell entwickelt, das die einzelnen Einflussgrößen, die außer internetvermittelter Kommunikation eine Rolle spielen, berücksichtigt. In der Dachschrift schließlich werden die einzelnen Artikel miteinander verbunden und die Stärken und Schwächen der Doktorarbeit reflektiert und dokumentiert.

Relevanz der Projektmittel mit Blick auf die Arbeitsergebnisse

Gern möchte ich die 5000 Euro Anfang 2018 für die Datenerhebung einsetzen. 2014 habe ich bereits an der Renmin Universität in Beijing, VR China 400 Fragebogen gesammelt. Anschließend bin ich chro-nisch krank geworden und konnte die Vergleichsdaten in Deutschland nicht erheben. Die Daten sind heutzutage veraltet. WhatsApp, WeChat, Facebook und der beschleunigte Online-Journalismus deuten aber immer mehr darauf hin, dass wir in einer schnelleren, kurzfristigeren, vereinfacht gesagt mehr an Multi-Tasking-orientierten Gesellschaft leben. Die Zunahme von Smartphones in Deutschland und China seit 2014 hat diesen Prozess geradezu explodieren lassen. Die Daten müssen solide und aussagekräftig sein – kann ich den Probanden einen kleinen Obulus für ihre Unterstützung zahlen, auch Incentivierung genannt, erhöht dies die Datenqualität deutlich. Aus eigener Erfahrung von 2014 weiß ich, wie schwierig die Datenerhebung in China ist.

Bezug zu Freiem Wissen und Open Science

Ich möchte gern nach Abschluss der Doktorarbeit meinen Datensatz der Öffentlichkeit zugänglich machen – wie, möchte ich im Rahmen des Fellow-Programms lernen. In zwei Artikeln (7 und 8, siehe oben) lassen sich nur begrenzt alle Potentiale des Datensatzes ausschöpfen. Ich denke, es ist im Sinne des Allgemeinwohls, dass andere Zeit- und Kulturforscher aus dem In- und Ausland mit diesen Daten arbeiten können. Bisherige Datensätze zum Thema Internet, Zeit und Kultur wie die ARD/ZDF-Onlinestudie oder aber auch die chinesische Vergleichsstudie sind nicht der Öffentlichkeit zugänglich.

Außerdem finde ich es wichtig, für meine künftigen Publikationen solide, peer-reviewed Journals mit hohem Impact Factor auszuwählen, die darüber hinaus der Allgemeinheit zugänglich sind. Nichts ist tragischer, als wenn akademische Forschung im Elfenbeinturm betrieben wird und dort verbleibt.


„Education is the Key to unlock the Golden Door to Freedom“. George Washington Carver

Mittweida, den 04. August Maria Faust