Benutzer:Claudia Graf/Arbeitsseite
Name des Themas ist Die Industrie in Oberwaltersdorf
In Oberwaltersdorf haben sich ab 1818 mehrere Fabriken angesiedelt. Die Industrie setzte ihren Schwerpunkt im Viertel unter dem Wienerwald, im Wiener Becken. Gerade für die Textilindustrie war die hohe Luftfeuchtigkeit von der ehemals „Nassen Ebene“ nützlich. Eine Welle der Industrialisierung setzte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. [1]
Baumwollgespinstfabrik
[Bearbeiten]Die Baumwollgespinstfabrik wurde von Franz Gradner und seinem Bruder Michael Gradner sowie Franz Girardoni von 1819 bis 1821 in Oberwaltersdorf erbaut. Die Spinnmaschinen sollten mit einem Wasserrad betrieben werden.
Während bei der Inbetriebnahme 1822 nur 27 Spinnmaschinen bedient wurden, wurden bereits 1828 31 Mule-Maschinen mit je 160 Spulen betrieben. 1835 wurde die Fabrik erweitert um die Wasserkraft wirtschaftlicher zu nutzen. Um eine Richtungskorrektur am Werkskanal durch zu führen mussten weitere Grundstücke gekauft werden. 1848 konnten 253 Arbeitskräfte beziffert werden, diese Zahl verringerte sich aber wieder drastisch nach dem Revolutionsjahr 1851 auf 154 Personen. Im Jahr 1866 kam die Fabrik in den Besitz der Firma Josef Boschan & Söhne und die diese ebenfalls als Baumwollspinnerei nutzten. Große Teile des Areals wurden von dem Brand 1897 zerstört. Boschan ließ im Jahr 1898 ein neues Fabrikgebäude auf demselben Gelände errichten. Dieser Gebäudekomplex ist heute noch zu sehen und wird mittlerweile bewohnt. Im Jahre 1989 wurde das Areal von der „Oesterreichischen Actien-Gesellschaft für die Gummi-Industrie" gekauft. Die Produktion wurde allerdings nie aufgenommen. 1905 kaufte die Firma A. Rudolph, „Litzen-, Spitzen-, Besatz- und Börtelfabrik“ das Areal und erbaute 1911 ein zweistöckiges Wohnhaus für Arbeiter. Im Oktober 1938 wurde aufgrund des Anschlusses an das Deutsche Reich das Eigentumsrecht der Liegenschaft einverleibt. Der Betrieb gelangte nach 1945 in die öffentliche Verwaltung und wurde eingestellt. 1952 konnte das Eigentumsrecht aufgrund eines Vergleich der Rückstellungskommission wieder der Firma „A. Rudolph“ zu geschrieben werden. Der Betrieb wurde aber wegen diverser finanzieller Probleme nicht wieder aufgenommen. Nach mehrfachen Besitzerwechsel wurde das gesamte Areal von Richard Pfaffstaller gekauft und ab 2002 einer Grundsanierung vollzogen. Seit 2015 Umbau zu Lofts, Geschäften und einem Restaurant. Das gesamte Objekt steht unter Denkmalschutz.[2]
Papierfabrik
[Bearbeiten]1821 verkauften Karl und Anna Paradeiser ihre Getreidemühle an Theresia Reichle. Diese baute die Mahlmühle zu einer Papierfabrik um. Die Liegenschaft war hervorragend für die Papierherstellung: Wasser und Wasserkraft konnte direkt vom nebenliegenden Triestingkanal genutzt werden. Bei der Eröffnung war die Verarbeitung von Hadern zu Papier noch üblich.1835 konnte die Papierfabrik erstmalig erweitert werden. Das Areal gelangte 1840 in den Besitz von Joseph Reichle. Wegen günstiger finanzieller Umstände könnte die Fabrik im Jahr darauf vergrößert werden. Im Jahr 1882 bekam das Eigentumsrecht der Papierfabrik die Firma „Leykam Josefsthal-Actiengesellschaft für Papier und Druckindustrie“. Die Produktion wird allerdings nur wenige Monate weiterverrichtet. Am 15. November 1882 kaufte Saul Pineles, Vater der Malerin Broncia Pinell-Koller, das Grundstück samt Gebäudekomplex und ließ eine „Kunstwoll- und Kotzenfabrik“ errichten. Er ließ schwere Decken,hauptsächlich Pferdedecken, herstellen. DDr. Hugo Koller heiratete Broncia Koller, die Tochter des Saul Pineles, und ließ ein Elektrizitätswerk in die Fabrik seines Schwiegervaters installieren. Zum ersten Mal wurde damit 1898 Strom erzeugt. Pineles starb 1903. Daraufhin konnte das Elektrizitätswerk von Koller weiter ausgebaut werden. In Niederösterreich gab es zu dieser Zeit kein vergleichbares Werk. 1912 ließ Koller einen Anbau von Josef Hoffmann planen und realisierte diesen ein Jahr später. Das große Hauptgebäude und die Nebengebäude brachten ab 1900 nicht nur das Elektrizitätswerk unter, sondern auch noch diverse andere Produktionszweige wie eine Eisfabrik, die Sauerstofffabrik Hausmann, eine Bärenzuckerfabrik, Bürsten- und Maschinenfabrik Franz Flascher & Co, Holzmehlfabrik und ab 1969 die „Firma Waxina chemisch-technische Produkte Gesellschaft m.b.H.“ Der Gebäudekomplex steht heute unter dem Schutz der Haager Konvention.
Literatur
[Bearbeiten]- Helmut Frais: Auf Spuren der Vergangenheit-Oberwaltersdorf. Geschichte, Landschaft, Kultur. Von den Anfängen bis zum Österreichischen Staatsvertrag. Verlag St.Gabriel, Mödling 1983 S.439-454
- Gerhard Stadler: Oberwaltersdorf in Das industrielle Erbe Niederösterreichs, 2006, Böhlau Verlag, S.518 ff teilweise Online
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ Helmut Frais: Auf Spuren der Vergangenheit-Oberwaltersdorf. Geschichte, Landschaft, Kultur. Von den Anfängen bis zum Österreichischen Staatsvertrag. Verlag St.Gabriel, Mödling 1983, S. 432.
- ↑ Niederösterreich – unbewegliche und archäologische Denkmale unter Denkmalschutz, Liste des Bundesdenkmalamts vom 21. Juni 2016 abgerufen am 1. Februar 2017