Benutzer:Claudia Wagner/Arbeitsseite (WS 2016)
Österreichische Kriegsfotografie im Ersten Weltkrieg im Jahr 1914 dokumentiert die Geschehnisse vom Attentat von Sarajevo bis hin zu den ersten Kriegshandlungen in den Monaten Juli bis Dezember 1914. Bilder, die großteils im Osten und Südosten Europas aufgenommen wurden, berichten vom Alltag der österreichisch-ungarischen Soldaten in den Anfängen des Ersten Weltkriegs.
Attentat in Bildern
[Bearbeiten]Das wohl erste Foto, das mit dem Ersten Weltkrieg in Verbindung gebracht werden kann, ist jenes von Österreich-Ungarns Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie Chotek vor dem Rathaus in Sarajevo. Das Bild zeigt Franz Ferdinand und Sophie kurz bevor sie in den Wagen einsteigen, der nur wenige Augenblicke später von Gavrilo Princip angegriffen wurde. Bloß fünf Minuten nach Aufnahme des Bildes wurde das Thronfolgerpaar auf den Straßen Sarajevos erschossen.
Das Attentat machte international Schlagzeilen, zunächst mit Illustrationen und Zeichnungen von Augenzeugenberichten. Später wurde auch das Foto, das vor dem Rathaus aufgenommen wurde, und ein Foto von der angeblichen Verhaftung des Attentäters in den Zeitungen gedruckt. Wer die Verhaftung fotografiert hat, ist nicht bekannt. Heute weiß man aber: Der abgebildete Mann, der von den Uniformierten in Gewahrsam genommen wurde, ist nicht der Attentäter, sondern sein Schulfreund Ferdo Behr, der sich schützend vor Princip stellte, aber selbst nicht an dem Doppelmord beteiligt war.[1]
Fotos als Propaganda
[Bearbeiten]Die bis dahin in Zeitungen vorherrschenden Zeichnungen wurden mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs von den ersten Fotos verdrängt. Anfangs waren Fotos rar, die Nachfrage nach den Schnappschüssen stieg rapide. Das k.u.k. Kriegspressequartier KPQ, das am 28. Juli 1914, dem Tag als Österreich-Ungarn in den Krieg eintrat, gegründet wurde, sollte die Bevölkerung mit den Bildern versorgen. Das KPQ organisierte die erste Presse-Reise, die Journalisten in die galizische Stadt Dukla führte. Weit entfernt von der Front wurden die ersten Kriegsaufnahmen gemacht. Durch die große Distanz zum tatsächlichen Kriegsgeschehen konnte das Kriegspressequartier die Presse leicht kontrollieren. Ein Front-Foto wurden erstmals am 10. September 1914 in der illustrierten Zeitung Das interessante Blatt publiziert. Das Foto des östlichen Kriegsschauplatzes zeigt ein Flugzeug, das österreichisch-ungarische Truppen von den Russen erbeuteten.[2]
In den nächsten Tagen folgten viele kriegsverherrlichende Aufnahmen, die die Tapferkeit und Überlegenheit des österreichisch-ungarischen Heeres demonstrieren sollten. Das Militär wusste das neue Medium zu nutzen: Viele, teils gestellte, Fotos wurden in Auftrag gegeben. Die euphorischen Bilder wurden wiederum an die Presse weitergegeben, um durch sie propagandistische Botschaften zu verteilen. Von der Propaganda des Militärs profitierten die Verleger. Durch die regelmäßigen Kriegsfotos erhofften sie, Auflagezahlen zu steigern. Deshalb fügte sich die Presse zu Kriegsbeginn bedingungslos den Militärs-Vorgaben, um den Lesern exklusives Kriegsfotos bieten zu können. Das Militär hatte die Zeitungen also in der Hand, gleichzeitig sollten die Bilder dem Militär die Gunst der Journalisten sichern. Vor allem die Kriegseuphorie und die heldenhaften Soldaten, die auf den Fotos dargestellt wurden, sollte die Bevölkerung in den ersten Kriegswochen bei Laune halten.[3]
Die winkenden Soldaten, Abschiedsszenen von Angehörigen und jubelnde Truppen an der Front verschleierten die Realität: Denn während im Herbst 1914 die Zeitungen noch von erfolgreichen Schlachten berichteten und mit Fotos suggerierten, dass die russische Armee in den Schlachten geschlagen wurde, befanden sich die österreichisch-ungarischen Soldaten zu dieser Zeit tatsächlich bereits an der gesamten Ostfront auf dem Rückzug.[4]
Ob die Kriegseuphorie, die 1914 in den Medien dargestellt wurde, auch bei der Bevölkerung vorherrschte, ist heute umstritten. Neue Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass die Begeisterung bloß klischeehaft übertrieben und von den Medien konstruiert wurde.[5]
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Abschied eines zur Front abgehenden Landwehr-Ulanen von seinem Kind
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Abschied des Landwehr-Ulanenregiments Nr. 6 am Bahnhof von Wels unter "stürmischen Kundgebungen der Bevölkerung"
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Oberleutnant Graf Paul Esterhazy, der auf dem "Felde der Ehre" starb
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Österreichisch-Ungarische Soldaten braten in Russland eine Gans.
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Kriegsverwundeten wird am Wiener Ostbahnhof der erste Verband erneuert.
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Ein Ruhestündchen der österreichisch-ungarischen Infanterie im Schützengraben während einer Gefechtspause.
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Österreichisch-Ungarische Soldaten im Feld
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„Ein hervorragendes Beispiel patriotischer Treue“: Vater und seine zwei Söhne ziehen gemeinsam in den Krieg.
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Ein "wohlverdientes Schläfchen" der österreichisch-ungarischen Soldaten
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Russische Kriegsgefangene
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Haubitzenbatterie
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Die österreichisch-ungarische Artillerie feuert.
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Feldtelefon während des Kampfes
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An der Front wird eine Tapferkeitsmedaille vergeben
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Garde-Fußartillerie im Kampf
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Im Schützengraben nach der Schlacht
Kriegsfront
[Bearbeiten]Alltag der Soldaten
[Bearbeiten]Mit den Fotos in den Zeitungen konnten Angehörige zuhause erstmals das Leben der Soldaten an der Front verfolgen. Fotografien berichten von den Erfahrungen, die die Militärsangehörigen weit weg von Daheim erlebten. Die Bilder dokumentieren Schlachtszenarien, genauso wie das tägliche Leben, das Warten an der Front, Feste, Mahlzeiten, aber auch Langeweile und die schlechten Zustände im Lager.[6]
Kriegsfotografen
[Bearbeiten]Die als Zivilisten geltenden Fotografen reisten mit schwerem Gepäck - Kameras für großformatige Fotos, Stative, Negativplatten und Entwicklermaterialien - und hatten viele Privilegien gegenüber den Soldaten. In Gefahr brachten sich die Fotografen nicht, denn Fotos von Kampfszenen zeigten nur selten reale Kriegshandlungen, meist waren es Übungen der Armee. Oft wurden diese Aufnahmen für den Fotografen gestellt. Bilder aus dem Schützengraben wurden in Kampfpausen oder nach dem Ende der Schlacht gemacht. Die österreichischen Kriegsfotografen hielten sich bei Schlachten im Hintergrund, weshalb auch keiner von ihnen im Ersten Weltkrieg verstarb. [7]
Alexander Exax
[Bearbeiten]Der gebürtige Steirer Alexander Exax (* 12. Februar 1896 in Mürzzuschlag, † 19. 4. 1994 in Klagenfurt) zog im August 1914 mit 18 Jahren in den Krieg. Der ausgebildete Fotograf arbeitete für die Agentur Kilophot. Als jüngster Pressefotograf des Kriegspressequartiers fotografierte er in Galizien, Serbien, Bosnien, Albanien und Italien. Exax gilt als einer der besten österreichischen Kriegsfotografen, da seine Schnappschüsse besonders sorgfältig komponiert waren. Seine Kamera führte den jungen Österreicher näher zu den Kriegsgeschehnissen als seine Kollegen. So gelangen Exax Aufnahmen, die einer bildlichen Erzählung gleichen. Publiziert wurden Exax' Fotos anonym, da er lediglich Angestellter der Agentur war. [8][9][10]
Carl Seebald
[Bearbeiten]Im August 1914 begann Carl Seebald (* 22. August 1878 in Wien, † 21. Dezember 1941 in Wien) seine Arbeit beim KPQ. Der Gründer der Illustrationsunternehmung Carl Seebald war schon vor dem Krieg im Ausland als Fotograf bekannt, aber in Wien tätig. Ab 1914 bereiste der Schlesier die Kriegsschauplätze Serbien und Russland. Seebald schoss das erste Foto von der Front, das Bild des von österreichisch-ungarischen Soldaten erbeuteten russischen Flugzeugs. Der Wiener ist einer der wenigen Kriegsfotografen, dessen Bilder unter seinem Namen veröffentlicht wurden, Fotos seiner Kollegen blieben anonym. [11][12]
Weitere Fotografen
[Bearbeiten]- Friedrich Bittner
- Hugo Ritter von Eywo
- Heinrich Findeis
- Franz Planer
- Bruno Reiffenstein
- Josef Perscheid
- Johann Bálint
- Rudolf Balogh
- Karl Dittera
- Julius von Jelfy
Aufbewahrung
[Bearbeiten]Die Fotosammlung des k.u.k. Kriegspressequartiers und Glasplatten als Originalnegative werden heute im Bildarchiv der Österreichischen Nationalbank aufbewahrt. Die rund 33.000 Originalglasplatten dokumentieren den Ersten Weltkrieg aus der Sicht österreischisch-ungarischer Kriegsfotografen. Kein anderes Land hat eine vergleichbar vollständige Sammlung.
Literatur
[Bearbeiten]- Anton Holzer: Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-89678-338-7
- Anton Holzer: Fotografie in Österreich. Metro Verlag, Wien 2013, ISBN 9783993001360
- Anton Holzer: Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Primus Verlag, Darmstadt 2014, ISBN 978-3863120733
- Guido Knopp: Der Erste Weltkrieg: Die Bilanz in Bildern. Edel Germany, Hamburg 2013, ISBN 9783841902412
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ Guido Knopp: Der Erste Weltkrieg: Die Bilanz in Bildern. Edel Germany, Hamburg 2013, ISBN 9783841902412, S. 16-19
- ↑ Anton Holzer: Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Primus Verlag, Darmstadt 2014, ISBN 978-3863120733 S.107-108
- ↑ Anton Holzer: Fotografie in Österreich. Metro Verlag, Wien 2013, ISBN 9783993001360, S.49-50
- ↑ Anton Holzer: Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Primus Verlag, Darmstadt 2014, ISBN 978-3863120733, S.113
- ↑ Anton Holzer: Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Primus Verlag, Darmstadt 2014, ISBN 978-3863120733, S. 109
- ↑ Anton Holzer: Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-89678-338-7, S. 14
- ↑ Anton Holzer: Fotografie in Österreich. Metro Verlag, Wien 2013, ISBN 9783993001360, S.48-49
- ↑ Anton Holzer: Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-89678-338-7, S.30
- ↑ Anton Holzer: Fotografie in Österreich. Metro Verlag, Wien 2013, ISBN 9783993001360, S.47-48
- ↑ ONB-Personenlexikon zu Alexander Exax, abgerufen am 9. Februar 2017
- ↑ Anton Holzer: Die andere Front. Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Primus Verlag, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-89678-338-7, S.19-20
- ↑ Sammlung der Albertina mit biografischem Eintrag über Carl Seebald, abgerufen am 9. Februar 2017
Weblinks
[Bearbeiten]- Markus Becker: Fotografie im ersten Weltkrieg: Propaganda aus der Hölle im Spiegel Online vom 2. August 2004, abgerufen am 20. Jänner 2017
- ONB-Personenlexikon zu Alexander Exax, abgerufen am 9. Februar 2017
- Sammlung der Albertina mit biografischem Eintrag über Carl Seebald, abgerufen am 9. Februar 2017