Benutzer:H.-P.Haack/Entwicklung der Psychiatrie/ Ideler 1841 Tafel IV.

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Litographie 22 x 15 xm von Carl Resener um 1841

Ideler, K. W.: Biographien Geisteskranker in ihrer psychologischen Entwicklung, Tafel 4.

Heutige Diagnose: Postpartale Psychose.

Exzerpt aus Idelers Angaben:

Patientin G. wird 1815 geboren als Tochter eines Messhelfers in Aschersleben. Sie arbeitet als Magd im Dienst mehrere Herrschaften zu deren völliger Zufriedenheit. 1839 heiratet sie einen Bedienten mit einem Monatseinkommen von 10 Talern. Vor der Hochzeit wird sie unter die sechs Bräute vermittelt, denen jährlich am Todestage der seligen Königin von der Hofkasse 100 Talern ausgehändigt wurden. Dieser Gratifikation ging jeweils eine strenge Sittenprüfung voraus.

Im Wochenbett (nach ihrer zweiten Entbindung am 3. Oktober 1840) sieht sie Christus in majestätischer Gestalt, der feierlich das Zimmer verlässt. Seither verbreitet sich Lichtglanz im Zimmer, den sie für den Widerschein von Engeln hält. Sie sollen sie in den Himmel geleiten. Auch ihr verstorbener Vater erscheint und ruft sie zu sich. Nur mit Mühe können die Angehörigen die sich heftig wehrende Kranke hindern, davon zu laufen. Aufnahme in das Potsdamer Krankenhaus am 15. Oktober, Entlassung dort im November [keine näheren Angaben zum Entlassungsdatum].

Im Januar 1841 kommt es zum erneuter „Ausbruch ihres Seelenleidens“ mit tiefer Schwermut, unbestimmter Angst, dem Gefühl, behorcht zu werden und Verkennen von Lichteinfall als Feuerschein des angeblich brennenden Nachbarhauses. Am 1. Februar erfolgt die Aufnahme im Potsdamer Krankenhaus wegen „Delirien“. Nach Abklingen der szenischen Halluzinationen und auf Drängen der Angehörigen erfolgt die Aufnahme am 22. Februar 1841 in die Irrenabteilung der Charité. Dort wird sie mit warmen Bädern und kalten Übergießungen behandelt. Am 10. Mai 1841 kann sie geheilt entlassen werden.

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