Benutzer:H.-P.Haack/Erstausgaben Thomas Mann/11.1.

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Tonio Kröger. Novelle.
Berlin: S. Fischer 1913, 122 S.

Einband
Original-Pappband 18 x 10,5 cm, Buchgestaltung Erich M. Simon.

Bibliographie
Erster Einzeldruck: Potempa E 16.2, Haack S. 59, Bürgin I 9 Wilpert/Gühring² 10, Pfäfflin 135.

Entstehung: Dezember 1900 bis ca. November 1902. (Wysling, H. und M. Fischer: Dichter über ihre Dichtungen. Thomas Mann. Teil I, S.141)

Selbstkommentar Thomas Manns
Im nächsten Heft der N. D. Rundschau erscheint mein «Tonio Kröger», eine Art Selbstporträt. (Thomas Mann am 23. 04. 1903 an Richard Schaukal.)

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Tonio Krögers Liebesverzicht[Bearbeiten]

Hans-Peter Haack


Die Novelle lässt sich als homoerotischen Liebesverzicht um der bürgerlichen Reputation willen lesen. Bürgerlichkeit steht in der Erzählung für Natur, Künstlertum für Geist. In ihnen sah Thomas Mann unvereinbare Gegensätze, anders als Goethe, der dem Natürlichen unbefangen gegenüber stand. Thomas Mann hat diese überlegene Toleranz in seinem Goetheroman Lotte in Weimar (1939) bewundert und von einem Protagonisten - dem Philologen Dr. Riemer - mit großer Sprachbrillanz vortragen lassen.[1]

Im kunstsinnigen München, dem Schauplatz der Novelle, stand um die vorletzte Jahrhundertwende der Künstler nicht "zwischen zwei Welten", wie Tonio Kröger, sondern war gesellschaftlich integriert, - der heterosexuelle Künstler. Homosexualität war vor dem ersten Weltkrieg in Deutschland strafbar (§ 175 StGB). In England war Oscar Wilde wegen Unzucht am 25. Mai 1895 zu zwei Jahren Zuchthaus mit schwerer körperlicher Zwangsarbeit verurteilt worden. «Tonio Kröger» hatte Thomas Mann 1903 geschrieben. [1]

Der Patriziernachkomme Thomas Mann aus Lübeck hat sich bald darauf eine "Verfassung" gegeben [2] und in eine der reichsten Familien Münchens eingeheiratet. Während der Werbung um Katia Pringsheim schrieb er am 27. 02. 1904 an Heinrich Mann: "Ich habe im Grunde ein gewisses fürstliches Talent zum Repräsentiren." Und: "Ich fürchte mich nicht vor dem Reichthum." Thomas Mann verordnete sich mit der Heirat ein "strenges Eheglück." [3] Grundlage der Ehe wurde die tiefe Dankbarkeit Thomas Manns gegenüber seiner klugen, tatkräftigen Frau und und von ihrer Seite das Wissen, wie sehr er in Alltagsdingen ihren Halt gebraucht hat. [4]

  1. Doktor Riemer, 3. Kapitel
  2. am 17. Januar 1906 an Heinrich Mann
  3. am 26. Januar 1910 an Heinrich Mann
  4. Thomas Mann zu Katia Mann 1918 und 1953