Benutzer:Hannah-Lea Kiss/Arbeitsseite

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Die Pfarrgemeinde Pöttelsdorf, die als Muttergemeinde von Walbersdorf-Mattersburg und Bad Sauerbrunn fungiert, besteht in ihren Grundzügen seit 1786. An der Stelle, an der heute die neue Pfarrkirche ihren Platz gefunden hat, stand bis ins Jahr 1900 ein Bethaus, von dem Steine als Grundfeste für die heutige Kirche verwendet wurden. Die Kirche ist dem neugotischen Stil nachempfunden. 2002 renovierte man das Kirchendach, auch Turm und Fassade wurde bereits erneuert und zurzeit erfährt das Innere der Kirche erstmals seit 1901 umfassende Sanierungsarbeiten. Erwähnenswert sind neben dem Taufstein, der Kanzlei und dem Altar besonders die, im Burgenland einzigartigen, Innenmalereien sowie die beeindruckenden Bleiglasfenster.

Die evangelische Kirche und Pfarre in Pöttelsdorf[Bearbeiten]

Erste urkundliche Erwähnung findet die evangelische Pfarre in Pöttelsdorf im Jahr 1493. Wo genau im Ort sich die Kirche befand, ist nicht bekannt. Überliefert ist lediglich, dass der damalige Pfarrer seine Kirche vor einem drohenden Brand bewahrte. Das Gebäude dürfte während der ersten Türkenbelagerung vollständig zerstört worden sein.

Die heute fast ausschließlich evangelische Gemeinde weist neben dem 1901 geweihten evangelischen Gotteshaus in der Ortsmitte ebenfalls eine kleine katholische Marienkirche auf.[1] 

Reformationszeit [Bearbeiten]

Die evangelische Pfarrkirche in Pöttelsdorf

Mit Beginn der Reformationszeit 1517 war der Ort Pöttelsdorf nicht im Besitz einer evangelischen Pfarrkirche und die Bewohner nahmen an den Gottesdiensten des benachbarten Kleinfrauenhaid teil. Erst im Jahr 1651 trennten sich die Pöttelsdorfer, eigenmächtig und ohne Erlaubnis ihres Grundherren Grafen Franz Nadasdy, von ihrer Mutterpfarre Kleinfrauenhaid.[2] Weil Pöttelsdorf der Herrschaft Hornsteins unterstand, die wiederum der katholischen Familie von Stotzing angehörte, wurden in dem Ort keinerlei Versuche unternommen, evangelische Prediger anzustellen. Dennoch bekannte sich bereits damals ein großer Teil der Bevölkerung zum Luthertum. Damals soll es in Pöttelsdorf „keinen einzigen katholischen Mitnachbarn“ gegeben haben.[3] Auch Angaben der katholischen Visitatoren des späten 17. Jahrhunderts geben an, dass der größere Teil der Bewohner, trotz der Bemühungen von katholischen Seelsorgern, am evangelischen Glauben festhielt.[4]

Neben den Stoobern und Kobersdorfern gehörten die Bewohner Pöttelsdorfs damals zu den wenigen Esterhazyschen Untertanen, denen es erlaubt war, ihrem Glauben treu zu bleiben. Einen Grund dafür, bildete vermutlich die für die Fürsten wichtige Rolle als Weinbauern und Fuhrleute.

1783 beriefen die 101 evangelischen Familien in Pöttelsdorf Samuel Semmelweis, welcher als Lehrer am evangelischen Lyceum in Ödenburg tätig war, zu ihrem ersten Pfarrer. Der neue Seelsorger und Schulmeister wohnte in einem Haus zur Miete in welchem auch die Gottesdienste abgehalten wurden. Kurze Zeit später wurde mit dem Bau eines eigenen Gotteshauses begonnen, welches am 26.Mai 1786 eingeweiht wurde.[1]

Gegenreformation [Bearbeiten]

Zu Beginn der Gegenreformation gehörten die Einwohner Pöttelsdorf dem lutherischen Glauben an. In Pöttelsdorf, das zu dieser Zeit als Tochtergemeinde der evangelischen Pfarrgemeinde Walbersdorf fungierte, kam es unter Kaiser Leopold I. (1640 – 1705) zu blutigen Auseinandersetzungen. 1666 wurde der Lehrer und Pfarrer Johann Gebhardt ermordet.

Nachdem Graf Nádasdy, Besitzer der Herrschaft Hornstein, der auch Pöttelsdorf angehörte, 1671 hingerichtet worden war, fiel die Gemeinde unter niederösterreichische Herrschaft. Im Auftrag dieser stellte der Verwalter Christopherus Seiwitz Bemühungen an, die Pöttelsdorfer zum katholischen Glauben zu bekehren. Der Pöttelsdorfer Richter, der im Schloss Pottendorf versprach, sich darum zu kümmern, seine Gemeinde für den Katholizismus zu gewinnen, hielt sein Versprechen nicht.[5] 1684 wurde ein weiterer Pfarrer, dessen Name nicht überliefert ist, von Husaren getötet.

In den Wirren der Gegenreformation blieben die Pöttelsdorfer dem evangelischen Glauben im Geheimen treu, obwohl sie ein gesamtes Jahrhundert ohne seelsorgliche Führung waren.

Die Pfarre im Wandel der Zeit[Bearbeiten]

Im Jahr 1783 verzeichnete die Gemeinde 101 evangelische Familien. Bis ins 19.Jahrhundert nahm diese Zahl stetig zu, wenn auch weniger als in anderen Gemeinden. Der Anteil der Katholiken ging im 19. und beginnenden 20.Jahrhundert relativ und absolut zurück. Zwischen 1784 und 1865 war in der Regel von etwa 19 Taufen und 6 Sterbefälle pro Jahr die Rede. Um 1900 erreichte die Zahl der Taufen in etwa 40 und die der Beerdigungen lag bei 10. In der Nachkriegszeit stieg die Zahl der Sterbefälle und die der Taufen ging hinunter.

Aus dem Jahr 1805 stammen die ersten Aufzeichnungen über Gottesdienstordnungen und als Gesangsbuch war das „Neue Ödenburger“ in Verwendung, welches 1925 durch das Kirchengesangsbuch ersetzt wurden, welches wiederum 1965 durch das „Evangelische Kirchengesangsbuch“ abgelöst wurde. 1893 wurde ein evangelischer Gottesdienst für Kinder eingeführt.[6]

Die neue evangelische Pfarrkirche [Bearbeiten]

1894 wurde beschlossen, das brüchige Bethaus von 1786 nicht zu renovieren, sondern eine neue Kirche zu bauen. Da Kirchen- und Turmbaufonds nicht für das Aufkommen des Baus reichten, wurden die wohlhabenden Bauern vom Pfarrer gebeten, jeweils 100 Gulden als „außerordentliches Opfer für die Kirche“ zur Verfügung zu stellen. Die Bausumme wuchs damit auf 3000 Gulden an. Am 7.Mai 1899 kam es schließlich zu dem entscheidenden Beschluss, sodass mit den Bauarbeiten an der neuen Kirche begonnen werden konnte. Als Architekt fungierte Ludwig Schöne aus Wien, jener Architekt, der auch die evangelische Pfarre Gols geplant hatte. Ein Jahr später, am 16. April 1900 verabschiedete sich die Gemeinde von der alten Pfarrkirche und feierte den Spatenstich für die neue, die auf einer kleinen Anhöhe über dem Ort ihren neuen Standort haben sollte. Der Bauabschluss ist mit dem 31.August 1901 datiert und geweiht wurde die neue evangelische Kirche am Tag darauf, dem 1.September 1901.    

Literatur[Bearbeiten]

  • Ohne Autor: 725 Jahre, Pöttelsdorf 1271 - 1996. Eigenverlag der Gemeinde Pöttelsdorf, Pöttelsdorf 1996.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Ohne Autor: 725 Jahre, Pöttelsdorf 1271 - 1996. Eigenverlag der Gemeinde Pöttelsdorf, Pöttelsdorf 1996.
  2. Josef Rittsteuer: Die Klosterratsakten über das Burgenland Nr.34. Eisenstadt 1955. In: Ohne Autor: 725 Jahre, Pöttelsdorf 1271 - 1996.    
  3. Gustav Reingrabner: Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. 93/1977. In: Ohne Autor: 725 Jahre, Pöttelsdorf 1271 - 1996.    
  4. Josef Buzas: BF69, S.240. In: Ohne Autor: 725 Jahre, Pöttelsdorf 1271 - 1996.     
  5. HKA, NÖ. HA, P 55, fol. 1275, 25. Aug. 1673. In: Ohne Autor: 725 Jahre, Pöttelsdorf 1271 - 1996.    
  6. Ohne Autor: Katalog Oberschützen Nr. 112, S.123. In: Ohne Autor: 725 Jahre, Pöttelsdorf 1271 - 1996.    

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: Evangelische Pfarrkirche A.B. (Pöttelsdorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien