Benutzer:Janika Hausner

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Universität Augsburg

IPK im SS 2012

Studiengang: DaF und interkulturelle Kommunikation / Ibero-Romanistik (B.A.)

Universität Augsburg

Philologisch-Historische Fakultät

Lehrstuhl für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache und seine Didaktik

Dozentin: Eva Sondershaus

Proseminar mit Übung: Bildung und Ansprüche an die kulturelle Identität im Zeitalter der Globalisierung

Sommersemester 2012


Projektarbeit von Sabrina Schleicher und Janika Hausner zur Hypothese

„Zu viele Auskünfte im Internet sorgen für eine Informationsflut und verursachen eine oberflächliche Aufnahme der Botschaften“ unter Berücksichtigung des sozialen Wandels und des Medienkonsums



Einleitende Gedanken zum Thema[Bearbeiten]

In einer globalisierten Welt spielt vor allem das Internet eine wichtige Rolle in Bezug auf die Bildung, da erst so eine Globalisierung begünstigt und verstärkt wird. Dennoch ist es für das einzelne Individuum nicht leicht, sich in dieser „vernetzten, von Informationen überladenen Welt“ Quelle! zurechtzufinden. Daher sollte jeder selbst Beitrag dazu leisten, sich Medienkompetenzen anzueignen und einen bewussten Umgang mit den Medien, vor allem dem Internet, zu erlernen. So gelingt es ihm vielleicht, individuell positive Ressourcen für einen internationalen, angepassten Lebensstil zu finden.

Diese Projektarbeit im Rahmen des Seminars „Bildung und Ansprüche an die kulturelle Identität im Zeitalter der Globalisierung“ beschäftigt sich mit der Thematik der Medienethik und ihren Auswirkungen auf die Gesellschaft, sowie auf die Individuen. Untersuchungsgegenstand dieses Projektes ist im Vordergrund das Medium Internet und die Art der Informationsverarbeitung. Die junge Generation ist tagtäglich mit dem Internet konfrontiert, es gehört mittlerweile zum zentralen Mitbestandteil eines jeden Menschen und unterstützt diesen in vielen Dingen, vor allem aber auch in Bezug auf Bildung oder Bilden der eigenen Meinung.

Medien tragen so gesehen eine große Mitverantwortung im Sozialisationsprozess von Individuen. Durch das Übermaß an Information und Wissen im Online-Bereich ergeben sich für die Menschen Schwierigkeiten, die wichtigsten davon herauszufiltern und zu lernen, wie mit der vermeintlichen Informationsflut umzugehen ist.

Demzufolge stellt sich die These: „Zu viele Auskünfte im Internet sorgen für eine Informationsflut und verursachen eine oberflächliche Aufnahme der Botschaften“, wie oben schon formuliert.

Diese soll nun genauer untersucht werden. Dabei werden zunächst grundlegende Begriffe definiert, Rahmenbedingungen der Online-Mediennutzung verdeutlicht und die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen sowie die Wirkung auf das Individuum analysiert. Abschließend wird anhand von vier Leitfadeninterviews die Hypothese überprüft.


Verankerung der Begriffe im gesellschaftlichen Kontext[Bearbeiten]

Mediengesellschaft basierend auf dem sozialen Wandel[Bearbeiten]

Die globalisierte Medien- oder Informationsgesellschaft, in der die Menschheit lebt, beruht auf stetigen Veränderungen, vor allem in Bezug auf die Entwicklung der diversen Medienarten und der Gesellschaftsform, die sich immer den neueren Technologien angepasst hat. Im Folgenden wird dies nun genauer erläutert und Zusammenhänge zwischen Medien und dem sozialen Wandel hergestellt.


Medien, Massenmedien und Medienethik[Bearbeiten]

Um mit dem Begriff Medien besser umgehen bzw. ihn verstehen zu können, bietet es sich an, zunächst Medium selbst und des Weiteren die Medienethik an sich zu definieren. Das Medium kommt ursprünglich aus dem Lateinischen „medium, medius“ und bedeutet „Mitte, das in der Mitte befindliche, Mittel oder Vermittler“ (vgl. Herbert 2008: 24 / Schmidt 2012: Pons.eu - Online Wörterbuch, Latein). So ist es ein vermittelndes Element und dient zur Übertragung von Informationen. Die Funktion der Medien sind nach Herbert (2008: 25) „Leistungen, die für andere soziale Systeme wie Wirtschaft, Politik, Kultur oder für das übergeordnete Sozialsystem, die Gesellschaft, erbracht werden sollen“. Sie dienen dazu, Öffentlichkeit herzustellen und Informationen sowie Entertainment zu erbringen. Medien lassen sich in Printmedien (Zeitung, Zeitschriften), Rundfunkmedien (Radio), audiovisuelle Medien (TV) und nachrichtentechnische bzw. computergestützte Medien (Internet) untergliedern.

Der Begriff Massenmedien, bzw. Medien der Massenkommunikation bezieht sich auf die gesamte Unterteilung und wird nach Gerhard Maletzke als „ die technischen Instrumente oder Apparaturen, mit denen Aussagen öffentlich, indirekt und einseitig einem dispersen Publikum vermittelt werden“, bezeichnet (Maletzke 1963: 76, zit. n. Neverla 2005: 207, zit. n. Herbert 2008: 24). Dadurch „stehen sie der interpersonalen Kommunikation gegenüber“, denn es geht hierbei nicht mehr um den „Austausch von Angesicht zu Angesicht“, sondern um das reine Vermitteln von Informationen (vgl. Herbert 2008: 23).

Die Medienethik geht auf die moralische Betrachtung der Medienkultur ein und beinhaltet die Teilbereiche der Werte, Normen, Moral und Ethik. Werte sind „Sinnverständnisse, die von einer Kultur abhängig sind und angeben, warum in einer bestimmten Situation eine bestimmte Richtlinie gelten sollte“ (vgl. Herbert 2008: 16ff.). Es sagt aus, was gut oder schlecht ist. Auf diesen Einstellungen basiert die Entwicklung von Normen, die sich „direkt auf konkrete Verhaltensweisen oder Handlungen“ beziehen. Normen geben folglich vor, ob Handlungen getan oder unterlassen werden, was auf der Differenzierung von gut und schlecht beruht (vgl. Herbert 2008: 17).

Die Moral, aus dem Lateinischen mos, mores (Sitte, Charakter) (vgl. Schmidt 2012: Pons.eu - Online Wörterbuch, Latein) baut nach Herbert (2008: 17) auf den anerkannten Werten und Normen auf, da sie angibt, „was in einer bestimmten Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit im Allgemeinen als gut oder schlecht angesehen wird“. Die Ethik stattdessen benennt das, was sein sollte. Bernd Noll (in: Herbert 2008: 18) beschreibt sie als „wissenschaftliche Disziplin, die sich mit dem methodisch angeleiteten Nachdenken über Werte und Normen beschäftigt“ (Noll 2002: 13, zit. n. Herbert 2008: 18).

Demzufolge bezeichnet die Medienethik die „Analyse des Zusammenhangs von medialem Ausdruck, menschlichen Verhaltens und die Untersuchung des medienbedingten Verhaltens auf seine Verantwortbarkeit“ (Wiegerling 1998: 2, zit. n. Herbert 2008: 18). Medienethische Standards zu entwickeln wird zunehmend wichtiger, da Medien immer mehr auf politische, gesellschaftliche, soziokulturelle und wirtschaftliche Meinungen Einfluss nehmen und somit eine immer größere Verantwortung übernehmen (vgl. Herbert 2008: 29).


Wandel des Medienstatus in der Gesellschaft und der Bildungsansprüche der Individuen[Bearbeiten]

In Deutschland bekamen Medien erst in den 80er Jahren nach der Einführung eines dualen Rundfunksystems (TV und Radio) und einiger Medienskandale mehr Bedeutung (vgl. Herbert 2008: 21). Dadurch fand laut Jäckel (2011: 33) eine „Evolution der Kommunikation“ statt, denn jede Erweiterung eines Mediums bedeutete, dass sich automatisch der Empfängerkreis der Kommunikation vergrößert. Dies hat Auswirkungen auf das soziale Miteinander, da seit den letzten Jahrzehnten die Massenmedien im Lebensalltag der Bevölkerung Deutschlands einen immer größeren Raum einnehmen (vgl. Hagenah 2006: 7).

Durch die verstärkte Verbreitung von gedruckten Schriften bekommt die Gesellschaft immer mehr den Status einer Informationsgesellschaft, denn der Fokus liegt nun verstärkt auf dem Melden und der Auseinandersetzung mit Wissen. Diese grundlegende Veränderung im Umgang mit Information trägt dazu bei, dass sich Individuen immer mehr, auf Medien berufend, ihre Meinung bilden und sich dadurch definieren, denn laut Wittkämpfer (zit. n. Werth 1999: 104, zit. n. Herbert 2008: 30) prägen Medien „[...] öffentliche Meinungen und Haltungen“.

Verstärkt wird dies durch die neueren Medien wie Fernsehen, Radio und vor allem dem Internet. Eine Globalisierung der Medien findet statt, da die Bevölkerung mittlerweile auch Zugriff auf internationale und fremdsprachige Presse hat (vgl. Herbert 2008: 26). Es muss aber beachtet werden, dass zunächst alle Teilnehmer am medialen Geschehen zu einer einzigen kompetitiven Gruppe gemacht werden, da noch keine persönliche individuell abgestimmte Ansprache an die Individuen möglich ist (vgl. Voland in: Schnell et al. 2007: 20).

Dies wird wiederum durch die Masse an Medienarten verursacht, denn mit ihrer Informationsflut können sie keine überblickende Wirkung erzeugen und aufgrund dessen sind in der westlichen Gesellschaft die „Anforderungen an Selbstverantwortung im Umgang mit Medien“ zunehmend gestiegen (Niesyto in: Schnell et. al 2007: 23). Der Medienkonsument nimmt nicht mehr eine passive Rolle, so wie früher, ein und lässt sich berieseln. Seine Aufgabe besteht heutzutage vielmehr darin, sich aktiv und verantwortungsbewusst mit den verschiedenen Angeboten bzw. Inhalten auseinanderzusetzen (vgl. Voland in: Schnell et. al 2007: 17).

Gleichzeitig aber haben „die Medien, als die wichtigsten Vermittler von Informationen in unserer Gesellschaft eine herausragende Verantwortung“ (Hermanni 1988: 7, zit. n. Herbert 2008: 30). Niesyto (in: Schnell et. al 2007: 23) schreibt, dass es im Bereich des gesellschaftlichen Interesses liegt, mit Medien kompetent umzugehen, bzw. sie selbstbewusst auszuwählen, zu nutzen, zu beurteilen und aktiv für Selbstausdruck und Kommunikation einzusetzen, denn „wer sich ohne ausreichende Bildung der Informationsflut aussetzt, läuft Gefahr, darin zu ertrinken“ (Bergsdorf in: Rutz 1999: 273, zit. n. Herbert: 2008: 75). Denn erst der richtige bzw. individuelle Umgang mit Medien verhilft letztlich zu sinnvoller Bildung.

Heutzutage wird demnach auch von einer globalisierten Informationsgesellschaft gesprochen, da die Medien die Gesellschaftsform weiterentwickelten und die einzelnen Individuen eine größere Bandbreite an Wissensbeständen zur Verfügung haben.


Entwicklung und Zunahme des Mediums Internets[Bearbeiten]

Aufgrund der Entstehung und Verbreitung des Internets lösten sich die eigentlichen Mediengattungsgrenzen in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr auf. Es kommt zu technischen und inhaltlichen Angleichungen, die vor allem durch das Internet hervorgerufen werden. Das Internet wird heutzutage als Vereinigung aller bisherigen Medien angesehen. Die Information ist hier zu jeder Zeit, schneller, differenzierter und spezifischer abrufbar (vgl. Schweiger 2007: 41ff.).


Geschichtlicher Überblick über die Entstehung der Medienlandschaft[Bearbeiten]

Schon frühzeitig wurden Schriften gesammelt und niedergeschrieben, aber erst im 15. Jahrhundert revolutionierte Johannes Gutenberg (um 1400 – 1468) mit der Erfindung des Buchdrucks das Leben (vgl. Höllein 2012: Internetseite Gutenberg). Von da an begann der stetige Wandel der Medienlandschaft (vgl. Herbert 2008: 63). Zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstanden die ersten Zeitungen, die von Gelehrten herausgebildet wurden und aber auch nur für diese zugänglich waren. Die erste Gelehrtenzeitschrift Journal de Sçavans erschien 1665 in Paris und war ausschließlich in französischer Sprache erhältlich. Ihr Ziel war es, über Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt zu informieren, über Fortschritte oder Weiterentwicklungen in den Naturwissenschaften zu berichten und vieles mehr. Vor allem diente sie zur Publikation und Meldung wichtiger Ereignisse und Informationen für die Gelehrten (vgl. Keller 2005: 2). Die Zeitschriften differenzierten sich zunehmend aufgrund einer ständig steigenden Informations- und Publikationsflut und einem Anstieg an wissenschaftlich tätigen Personen. So entwickelten sich vorerst nur die Printmedien immer weiter und erst Ende des 19. Jahrhunderts begann mit der Entwicklung und Ausstrahlung der ersten Kinofilme und Comicstrips eine neue Ära in der Geschichte der Medienlandschaft (vgl. Herbert 2008: 63). Ab jetzt traten Veränderungen in kleineren Zeitabständen und in immer weiteren Differenzierungen auf, denn die Fundamente waren bis dahin gelegt.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts tauchten zum ersten Mal elektronische Medien wie Radio oder TV auf. Die neuen Medien eroberten schnell die Herzen der Bevölkerung und wurden zunächst nur von einigen wenigen Personen genutzt, aber bald besaß so gut wie jeder Haushalt ein Rundfunkgerät. Neu war auch die Entstehung des Internets in den 60er Jahren. Anfänglich wurde das Internet nur für Militärzwecke verwendet, aber schon nach kurzer Zeit, in den 70er Jahren, beanspruchten Wissenschaftler es für ihre Arbeiten. In den 90er Jahren nahm die Verbreitung in deutschen Haushalten zunehmend zu und kam am Ende des Jahrhunderts zu ihrem vorläufigen Höhepunkt. Heutzutage ist das Medium Internet eines in den Industriestaaten der breiten Masse zugängliches Medium (vgl. Herbert 2008: 63). Während sich bei den meisten Medien die Wandlungen innerhalb und vor allem in Bezug auf technische Weiterentwicklungen vollzog, so wie zum Beispiel beim Film vom Stummfilm und später zum Tonfilm, ist beim Internet eine Veränderung in der Art der Nutzung zu beobachten. Zunächst war dieses Medium nur Offizieren oder Wissenschaftlern zugänglich, während es heutzutage von allen Individuen beansprucht wird (vgl. Herbert 2008: 63). Zum Vergleich: Mitte der 90er Jahre wurde es nur von 7% der Deutschen benutzt und 46% wussten gerade einmal, was das Internet ist. So bekam es nach Meckel (zit. n. Herbert 2008: 66) zunächst die Bezeichnung eines „Nischenmediums“.

Die Massenmedien sind also kontinuierlich von Veränderungen geprägt, was zu einer „Globalisierung, Konzentration, Kommerzialisierung, Individualisierung und Digitalisierung der Medien“ beitrug (Herbert 2008: 69).


Digitalisierung des Pressebereichs[Bearbeiten]

Eine zunehmende Verfügbarkeit der verschiedensten Medien sorgt für eine immer stärker in Erscheinung tretende „Medienkonkurrenz“ (Jäckel 2011: 40). Eine Verdrängung des Buches ist zu erkennen, da sich alles auf „e- elektronisch“ umstellt. Aber Medienkonkurrenz bedeutet in erster Linie, dass sich die Nutzungsschwerpunkte herauskristallisieren und sich dadurch verschieben (vgl. Jäckel 2011: 40).

Auch die Informations- und Publikationsflut haben starke Auswirkungen auf die Digitalisierung des Pressebereichs, denn von der Einreichung der Printmedien bis zur Drucklegung vergeht wertvolle Zeit, dies wiederum zu einem Rückgang der Abonnements führen kann. So sind Verleger zunehmend genötigt Parallelausgaben in Digitalform zu veröffentlichen (vgl. Keller 2005: 5). Seit 1991 bis 2005 ist in dem Bereich der Printmedien ein kontinuierlicher Rückgang von 27,3 Millionen auf 21,5 Millionen Zeitungsauflagen erkennbar (vgl. Schweiger 2007: 41).

Im Zeitalter der Globalisierung sollen Informationen schneller und differenzierter für jedermann zugänglich sein, was zusätzlich eine Vernetzung und Digitalisierung der Printmedien begünstigt (vgl. Herbert 2008: 27). In den 90er Jahren hat es die Digitalisierung der Printmedien weitgehend geschafft, sich ihre Nische und Notwendigkeit zu ergattern, denn das Internet als elektronisches Medium mit seinen hervorragenden Speicherkapazitäten erleichtert zunächst die Dokumentation von kürzlich geschehenen oder vergangenen Ereignissen und ermöglicht zugleich aber auch ein Abrufen der Informationen zu jeder Zeit (vgl. Jäckel 2011: 45). Eine weitere Eigenschaft des Internets ist, dass es sowohl eine Individual- als auch Massenkommunikation anbietet, weil jedes Individuum selbst eine aktive Rolle einnimmt und entweder Informationen rezipiert oder verfügbar stellt. Deswegen wird es heutzutage in der Fachsprache nicht mehr als „Nischenmedium“ sondern als „Hybridmedium“ bezeichnet (Herbert 2008: 66).


Rahmenbedingungen der Online-Mediennutzung [Bearbeiten]

Bei den Rahmenbedingungen handelt es sich vor allem um soziale, gesellschaftliche, aber auch individuelle Faktoren, welche die Online-Mediennutzung ausmachen. Dies wird anhand der Mediensozialisation definiert. Es wird sich zeigen, dass sowohl Chancen als auch Risiken damit verbunden sind.


Gesellschaftliche, soziale und individuelle Ausgangsbedingungen[Bearbeiten]

In der globalisierten Informationsgesellschaft hat jeder Bürger die Aufgabe, Medien bewusst und verantwortungsvoll zu nutzen, denn dies ist notwendig, um in einer wissensorientierten Welt bestehen zu können. Der Umgang mit Medien wird in vielen Berufsfeldern oder Lehreinrichtungen vorausgesetzt.

Die einzelnen Individuen bekommen die Chance auf Selbstausdruck, Partizipation und kommunikativen Austausch durch die explosionsartige Zunahme von Medienangeboten und dem neuen „Medialisierungsschub“ durch die Verbreitung digitaler Medien (vgl. Niesyto in: Schnell et. al 2007: 23). Dadurch ergibt sich die sogenannte „Mediensozialisation“. Süss (2004: 65, zit. n. Schweiger 2007: 297) versteht darunter „[...] entweder langfristige[n] Einfluss, den Medien auf Sozialisation von Kindern und Jugendlichen ausüben oder um Entwicklung Heranwachsender zu erfolgreichen, verantwortungsbewussten Umgang mit Medien [...] “ zu erreichen. Sozialisation findet im elektronischen Zeitalter nicht mehr nur durch die üblichen Sozialisationsfelder so wie Familie, Schule und sogenannte Peergroups statt, sondern wird auch durch die Medien beeinflusst. Eine „Veralltäglichung“ der Nutzung ist erkennbar, da Kinder und Jugendliche aufgrund des Wandels zu einer Informationsgesellschaft schon frühzeitig mit Medien vertraut gemacht werden und den Umgang damit lernen (vgl. Niesyto in: Schnell et. al 2007: 23). Zum Beispiel ist ein Themenbereich im Lehrplan an bayerischen Schulen die Medienerziehung.

Jedes Individuum bringt seine eigene Medienerfahrung und –kompetenz als Ressource oder Risiko in die neue Sozialisationsumgebung mit. Deswegen findet Mediensozialisation immer im Spannungsfeld zwischen Ressource und Risiko statt (vgl. Niesyto in: Schnell et. al 2007: 23).

Eine weitere Konsequenz des sozialen Wandels ist die steigende „Individualisierung“ (Herbert 2008: 71). Während es früher ein Rundfunkgerät und ein Printmedium pro Haushalt gab, hat heutzutage jedes Familienmitglied seinen eigenen Radio, TV, Computer oder Zeitungs- bzw. Zeitschriftenabonnement. So kann jeder selbst über die Auswahl an medialen Inhalten und Informationsquellen oder der Menge an Information entscheiden und „generiert sich seine eigene Medienwelt“ (Herbert 2008: 71).

Ein weiterer Aspekt der individuellen Mediennutzung ist die unterschiedliche Investition von Zeit und Raum. Während manche Bürger Medien, vor allem das Internet, nur zur Beschaffung von Informationen und als Arbeitswerkzeug sehen, bringen andere große Zeitspannen mit Surfen, Computerspielen oder dem „Online-Sein“ zu. Durch die neuen Techniken ist somit eine Gewichtungsverlagerung der Freizeitaktivitäten erkennbar. Das wiederum hat gravierende soziale Folgen, da sich die Freizeitstruktur der Bevölkerung verändert und andere Freizeitaktivitäten, wie das Pflegen von sozialen Kontakten oder das soziale Miteinander im Allgemeinen, das Betreiben von sportlichen Aktivitäten oder das Entdecken der Welt –gerade im frühen Jugendalter – zurückgedrängt wird (vgl. Hagenah 2008: 8).

Dies hat natürlich zur Folge, dass unterschiedliche Moralvorstellungen und Meinungen, bzw. Wissensdifferenzen auftreten, worin sich wieder die Chancen und kommunikationskulturellen Probleme wiederspiegeln.


Chancen und kommunikationskulturelle Probleme[Bearbeiten]

Vor allem durch die Globalisierung und Digitalisierung der Medien ist es heutzutage möglich, Informationen des Regional- sowie Weltgeschehens überall abzurufen und zu empfangen. Dadurch ergeben sich einige Chancen, kulturelle Herausforderungen und aber auch Risiken.

Chancen stellen sich zunächst einmal darin, dass viele Informationen immer und überall abrufbar sind, sodass deren Aufnahme bzw. das Sich-Bilden weniger zeitintensiv ist. Auch kann das Individuum besser und zeitgleich am internationalen Geschehen teilnehmen, und sich aus einer größeren Bandbreite die Informationen individuell herausfiltern (vgl. Herbert 2008: 77). Die große Herausforderung an sich bei der Vernetzung der Welt aber ist die „Bewahrung der eigenen Kultur“ und somit auch der eigenen Identität.

Nun wird vor allem beim Internet die Hoffnung auf eine „Nivellierung kultureller Konflikte“ gehegt, da dieses Medium sowohl als Massenkommunikationsmittel, als auch zur individuellen Selbstentfaltung dient (Herbert 2008: 77). Aber die Digitalisierung bringt auch eine Menge kommunikationskulturelle Probleme mit sich. Es kann zu einem Orientierungsdilemma zwischen Medien und Arbeitswelt, zu Schwierigkeiten des Unterscheidens und zu Überforderungen aufgrund der Optionenvielfalt zwischen Medien und Inhalten führen (vgl. Niesyto in: Schnell et. al 2007: 24). Des Weiteren kann es auch Auswirkungen auf die Psyche haben, denn mediale Welten werden oft auch als „Pseudoheimaten“ angesehen oder Werbungen verleiten einen zu medialen Aufmerksamkeitserregungen. Auch führt es zu einer „Veroberflächlichung“ von Wahrnehmungstätigkeiten und zu einer selektiven Aufmerksamkeit (vgl. Niesyto in: Schnell et. al 2007: 28).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass nur der richtige Umgang mit Medien die Balance zwischen Chance und Risiken schaffen kann. Dies wird von Bergsdorf (1999: 268, zit. n. Herbert 2008: 74) mit seinen Anforderungen unterstrichen, nämlich „[...] aus der Sturmflut von Informationen jene herauszufiltern, die relevant sind für [die] eigene Lebensführung, für die politische Willensbildung, für die kulturelle Orientierung. Das ‚Neue’ der Informationsgesellschaft besteht nicht in einer grundsätzlich veränderten Qualität im Vergleich zur modernen Massenkommunikation, sondern in einer veränderten Quantität der Informationsdichte, die der einzelne Journalist wie auch der einzelne Rezipient zu bewältigen hat.“


Aufnahme und Verarbeitung von Informationen aus dem Internet und ihre Wirkung auf das Individuum[Bearbeiten]

Basierend auf dem oben beschriebenen sozialen Wandel der letzten Jahre, der einen zunehmenden Medienkonsum mit sich bringt, muss auch den inneren Prozessen eines Individuums besondere Beachtung geschenkt werden. In diesem Abschnitt wird der Fokus zunächst auf den allgemeinen Umgang mit dem Internet und dann auf die darauf bezogene Informationswahrnehmung und –verarbeitung des Individuums gelegt.


Der alltägliche Umgang mit dem Medium Internet[Bearbeiten]

Aspekte der Internetnutzung[Bearbeiten]

„Aktuelle Nachrichten zählen zu den meistgenutzten im Netz: 52 Prozent aller Onliner informieren sich regelmäßig im Internet über das Geschehen in Deutschland und der Welt“ (van Eimeren & Frees 2008: 337, zit. n. Kruspel in: Meyen & Pfaff-Rüdiger 2009). Beim Umgang mit Online-Informationen im Alltag gibt es in Hinblick auf das Alter der Nutzer einen entscheidenden Unterschied: „Während das Internet für die Jugend ein ,All-in-one-Medium‘ sei, würden ältere Menschen nach wie vor ,sauber‘ zwischen Fernsehen, Hörfunk, Print und Internet trennen“ (van Eimeren & Frees 2008: 343f., zit. n. Pfaff-Rüdiger et al. in: Meyen & Pfaff-Rüdiger 2009: 41). Die Altersgrenze liege bei etwa 30 Jahren. Durch Suchmaschinen oder Foren gibt es in Windeseile Zugang zum Weltwissen - alltäglichen Themen wie Stellenangeboten, Schwangerschaft oder Gartentipps (Pfaff-Rüdiger et al. in: Meyen & Pfaff-Rüdiger 2009: 49). Allerdings macht sich der Irrglaube breit, die Internet-Suchmaschinen mit ihrer Filterfunktion dienten zur Bewältigung der Unmengen an Informationen – hingegen wird lediglich das sogenannte Pagerank-Verfahren angewendet, durch das die relevanten Websites danach geordnet werden, wie gut sie auf den gesuchten Begriff zutreffen. Dies wiederum geht darauf zurück, wie viele Seiten eine andere Seite empfehlen – dadurch bekommen auch die Empfehlenden Aufmerksamkeit – und der Wert der verlinkten Seite steigt: Er wird weiter oben im Ranking verortet. Als Nebeneffekt wird somit erstens nicht wirklich gefiltert, sondern auch die Wahrnehmung des Nutzers erheblich beeinflusst (vgl. Ballod 2007: 36). Viele Menschen fühlen sich dadurch verunsichert und haben Probleme, sich im Netz zurecht zu finden; ein Grund, warum sich vor allem die ältere Generation oft erst gar nicht mehr mit dem Kennenlernen der virtuellen Welt auseinander setzen will.

Doch trotz der drohenden Informationsüberlastung wissen viele (junge) Nutzer scheinbar damit umzugehen: Die sogenannten „Social Networks“ – soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter –, Online-Foren, Interessensgruppen etc. nehmen immer mehr an Usern zu (vgl. Kielholz 2008: 21f.).


„Immer-und-Überall-Verfügbarkeit“ und Entstehung einer Informationsflut[Bearbeiten]

Es scheint sich eine eher oberflächliche Verarbeitung der gebotenen Informationen – nicht nur online – breit zu machen. Die Auskünfte werden zwar vom menschlichen Gehirn registriert, können allerdings nicht völlig verarbeitet werden (vgl. Psychologische Komponenten des Verarbeitungsprozesses). Beim „Bescheidwissen“ über alle Neuigkeiten beschäftigt sich das Individuum daher in erster Linie nicht mehr damit, Zusammenhänge zwischen den gebotenen Informationen zu bilden, sondern sei auf der Suche nach „immer neuen, eher unzusammenhängenden Informationsbestandteilen“ (Postman 1985: 91, zit. n. Jäckel 2011: 319f.). Durch tagesaktuelle E-Mails, Liveticker oder Newsletter ist der User also immer auf dem Laufenden und kann nichts verpassen (vgl. Pfaff-Rüdiger et al. in: Meyen & Pfaff-Rüdiger 2009: 59f.). Die Informationen werden jeden Tag neu, „[...] ,just-in-time‘, auf den Punkt gebracht, interessant und leicht zu erfassen präsentiert [...]“ (Weidenmann 1997: 88ff., zit. n. Ballod 2007: 231). Mittlerweile gibt es durch WLAN nahezu immer und überall die Möglichkeit, im Internet zu sein, seit 1962 ist sogar von IT-Dienstleistungen und der Kommunikationstechnologie als viertem Wirtschaftssektor die Rede (vgl. Ballod 2007: 40). Dieser Fakt bietet dem Internetnutzer allerdings nicht nur Vorteile, denn durch den kommerziellen Umgang mit Informationen in Form von Nachrichten, Werbung oder Unterhaltung werden zu viele Neuigkeiten dargeboten, als verarbeitet werden können (vgl. Ballod 2007: 33). Dieses Phänomen wird als information overload, oder zu Deutsch Informationsüberlastung, bezeichnet. Als weitere Synonyme sind Wissensexplosion, Informationsflut oder information overflow bekannt (vgl. Ballod 2007: 31f.). Dies „[...] bezeichnet die Überforderung eines Individuums (Konsumenten) durch zu viele, häufig irrelevante, Informationen. Die übermäßige Informationsaufnahme führt zur Reizüberflutung, abnehmender Wahrnehmung und ggf. zu negativem Stress“ (Gabler Wirtschaftslexikon 1997: 1614, zit. n. Ballod 2007: 32). Deshalb heißt letztendlich mehr Information noch lange nicht mehr Wissen, sondern eher, dass der Nutzer von allem ein bisschen Bescheid weiß und nirgends wirklich Experte ist. Hinzu kommt, dass das Individuum nicht nur von zu vielen sinnvollen Informationen, sondern von mindestens genauso vielen sinnfreien Mitteilungen überflutet wird, was durch die große Rivalität unter den Anbietern ebenfalls zunehmen wird.


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Abb. 1: Digitaler Dschungel (Kielholz 2008: 22)

Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der User[Bearbeiten]

Durch die enorme Konkurrenz zwischen den Anbietern beginnt ein erbarmungsloser Kampf um die Aufmerksamkeit der Internetnutzer. Im Vergleich zu herkömmlichen Medien verschärft sich dieser zum einen durch die exponentiell ansteigende Informationsmenge: Die Informationen können preisgünstig und vor allem sehr schnell vervielfältigt, verändert oder archiviert werden, wohingegen die verfügbare Zeit und Wahrnehmungsfähigkeit der Nutzer als konstante biologische Größen gleich bleiben – die Leser können allein schon deswegen nicht alles aufnehmen, was geboten wird. Zum anderen ist der Nutzer nie gezwungen, eine bestimmte Website regelmäßig zu besuchen, und im Internet kann keine Beeinflussung der Präferenzen in dem Maße stattfinden, wie es beispielsweise beim Fernsehen durch das Programmangebot der Fall ist – denn online werden alle Interessensgruppen angesprochen (vgl. Kielholz 2008: 77f.). Sehr anschaulich ist das Phänomen des Wettrüstens bei Werbemaßnahmen im Internet zu betrachten: „Hier werden immer häufiger neue Darstellungsvarianten und so genannte Popup-Fenster verwendet, die zu einem Anklicken verleiten, was lediglich der Weiterleitung zur entsprechenden Website dient“ (Ballod 2007: 34, Anm. 33). Die eigentlich freie Entscheidung der User, sich nur auf das zu beschränken, was sie auch wirklich interessiert, wird also schon von vorne herein erheblich eingeschränkt. Im Falle einer Unternehmenswerbung werden die potenziellen Kunden schlichtweg vom Anbieter manipuliert, der versucht, sie zunächst auf die eigene Website zu locken und auf Produktangebote oder Dienstleistungen aufmerksam zu machen, sie dann solange wie möglich an die eigene Internetseite zu fesseln und im besten Fall ein Produkt zu verkaufen oder gar einen Vertrag abzuschließen. „Die digitalen Werkzeuge ersetzen [also die] Funktionen menschlichen Gehirns [...] und beeinflussen Produktion und Lebensweise. Die neuen Freiheiten führen dazu, dass menschliches Handeln und Denken technischen Erfordernissen angepasst und mechanisiert wird“ (Ebersbach et al. 2003: 10, zit. n. Ballod 2007: 44).

Wie nun diese genauen Funktionen und Abläufe des menschlichen Gehirns beim Wahrnehmen und Verarbeiten von neuen Informationen, nicht nur aus dem Internet, aussehen, wird im folgenden Abschnitt dargestellt.


Psychologische Komponenten des Verarbeitungsprozesses[Bearbeiten]

Dreispeichermodell des Gedächtnisses, Wahrnehmung und Aufmerksamkeit[Bearbeiten]

Das Gedächtnis ist dazu da, sich an bestimmte Informationen zu erinnern, diese zu erreichen und aus dem Speicher abzurufen. Dem wird hingegen ein Lernprozess vorausgesetzt (vgl. Mayer 2005: 138). Im Folgenden wird häufig von Lernen die Rede sein, allerdings ist damit eher nicht das bewusste, selbstgesteuerte Lernen, das ein Schüler beispielsweise bei der Vorbereitung auf eine Prüfung anwendet, gemeint. Vielmehr wird dieser Begriff aus der Literatur übernommen, um psychologische Phänomene des menschlichen Gehirns bei der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen zu beschreiben, die auch unbewusst und fremdgesteuert ablaufen können. Eine weit verbreitete, jedoch falsche Annahme ist, dass der Lernprozess, hier im Sinne vom „Behalten von Informationen“ nur von der Art der Informationsaufnahme abhängt, also ob der Nutzer die Infos liest, hört, sieht, darüber spricht oder selbst etwas macht. Aber ein wichtiger Faktor ist schon vorher die Art der Informationsgestaltung, was bedeutet, dass ganzheitliches Lernen, also am besten mit allen Sinnen, die effektivste Methode sei (vgl. Mayer 2005: 136).

Die verschiedenen Speicher des menschlichen Gedächtnisses werden im sogenannten Dreispeichermodell dargestellt, welches allerdings lediglich als hypothetisches Konstrukt dient, um sich eine genauere Vorstellung von den inneren Abläufen des Gehirns zu machen.

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Abb. 2: Das Dreispeichermodell (Mayer 2005: 143)

Grundsätzlich gibt es die Unterscheidung in Informationen, die kurzfristig behalten werden, beispielsweise eine Telefonnummer, die nur kurz nachgeschlagen wird, oder auch Umwelteindrücke, und in solche, die ein Leben lang in Erinnerung bleiben. Darunter fallen etwa Jugenderinnerungen oder die eigene Muttersprache.

Der Ablauf an sich sieht nun folgendermaßen aus: Die neuen Informationen erreichen das Gedächtnis zunächst über alle Sinne im sogenannten sensorischen Speicher, auch very short-term memory genannt. Dies zählt noch als Teil zum Wahrnehmungsprozess. Obwohl die Speicherdauer nicht viel mehr als eine Sekunde beträgt, ist die Speicherkapazität an sich sehr hoch. Informationen, die die Umwelt des Menschen betreffen, werden aber nur solange aufrechterhalten wie für die Wahrnehmung notwendig. Der Mensch ist sich keinesfalls allen Informationen bewusst, die er aufnimmt. Daher gehen diejenigen, denen keine bewusste Aufmerksamkeit geschenkt wird, im Nichts verloren. Im Kurzzeitgedächtnis oder short-term memory macht die Speicherdauer etwa 30 Sekunden aus, die Speicherkapazität ist allerdings nicht besonders hoch. Jetzt müsste die Wiederholung beziehungsweise die aktive Bearbeitung (Organisation) von neuen Informationen gegen das Vergessen angewandt werden. Nur so können die wirklich wichtigen Informationen letzten Endes ins Langzeitgedächtnis oder long-term memory gelangen. Hier ist die Speicherkapazität am höchsten und die dort verankerten Infos bleiben auch ein Leben lang erhalten (alles Erlebte wie zum Beispiel Erinnerungen oder motorische Fähigkeiten). Allerdings fällt das Abrufen dieser Informationen oft nicht leicht; es ist davon abhängig, wie gut das Wissen organisiert ist: Die Information braucht die Beziehung zu bereits gespeicherten Elementen. Sie muss entweder in verschiedenen Zusammenhängen oder an einer notwendig sinnvollen Stelle eingeordnet sein, damit sie bei Bedarf wieder gefunden werden kann (vgl. Mayer 2005: 143ff.).

Dass letztlich nur wenige Informationen im Langzeitgedächtnis gespeichert werden und der Rest schlicht verloren geht, ist in der Grafik des Dreispeichermodells nach Kielholz (2008: 93) gut zu erkennen:

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Abb. 3: Das Dreispeichermodell in Siebform (Kielholz 2008: 93)

In der vorliegenden Arbeit ist zumeist der sensorische Speicher von Bedeutung, in dem auch die sogenannte selektive Wahrnehmung stattfindet. Dabei wägt der Mensch unbewusst ab, ob eine Nachricht wichtig oder unwichtig ist, und strukturiert gedanklich das Gesehene. So sind eine effizientere Informationsverarbeitung und eine verbesserte Aufmerksamkeit für wieder neue Reize möglich (vgl. Kielholz 2008: 79f.). Für diese selektive Wahrnehmung charakteristisch ist nach Jäckel (2011: 319) heutzutage die Gleichzeitigkeit, was bedeutet, dass der Nutzer eher flüchtig über die Seiten liest, und diese überwiegend in ihrem Erscheinungsbild als Ganzes wahrgenommen werden. Aus diesem Fakt heraus entstand unter anderem auch die Hypothese dieser Arbeit über die Informationsflut, die die oberflächliche Aufnahme der Botschaften sorgt.

Folglich müssen die Informationen auf dem Bildschirm erst selektiert und strukturiert werden, um sie nutzbar zu machen. Das Individuum muss sich durch den Informations-Dschungel kämpfen und für verschiedene Informationswege entscheiden oder andere weglassen. Dies führt bei vielen Menschen jedoch zu Überlastungsgefühlen (vgl. Kielholz 2008: 21).


Cognitive overload und Erinnerungsvermögen[Bearbeiten]

Diese Überlastungsgefühle, die zahlreiche Internetnutzer beim Anblick der vielen Informationen bekommen, sind zum Teil in der Cognitive Load-Theorie (CLT) nach Tibus (in: Krämer/Schwan/Unz/Suckfüll 2008: 85f.) zu begründen. In der CLT wird angenommen, dass die kognitive Kapazität des Arbeitsgedächtnisses (die begriffliche Abgrenzung zum Kurzzeitgedächtnis ist minimal) begrenzt ist. Informationen, die dauerhaft gelernt werden, werden in Form von sogenannten Schemata zusammengefasst, um eine Speicherung im Langzeitgedächtnis zu erreichen und ein leichteres Abrufen zu ermöglichen. Die Schemata sind als abstrakte kognitive Strukturen vorstellbar, die das Wissen in verschiedene Kategorien ordnen, wie eine Art Schubladensystem. Die Schemakonstruktion ist aber ein Prozess, der einen hohen Anteil an Ressourcen des Arbeitsgedächtnisses beansprucht. Stellen also Lernmaterial oder –umgebung eine zusätzliche Belastung für das Arbeitsgedächtnis dar, sind weniger Kapazitäten zur Schemakonstruktion verfügbar und der Lern- bzw. Verarbeitungsprozess der Informationen verläuft langsamer oder gar nicht. Das Maß an Informationen des cognitive load ist also zu groß und vom Benutzer unmöglich zu verarbeiten – er kann die Information nicht mehr richtig mit anderen Informationen in Schemata verbinden. Man spricht dann auch vom cognitive overload, der kognitiven Überlastung (vgl. Wettstein 2006: 2).

Kann die Information aber so verarbeitet werden, dass sich das Individuum auch daran erinnert, beispielsweise eine Werbung auf einer Website, ist schon ein großer Erfolg für den Anbieter zu verzeichnen. Die Erinnerung an die beworbene Marke durch Werbung wird auch als Priming bezeichnet. Darauf näher einzugehen würde jedoch den Rahmen der Arbeit sprengen.

Die aktive Rekonstruktion erfolgt allerdings nur bei solchen für das Gedächtnis sinnvollen Informationen. Wenn rein mathematisch gedacht der Anteil des Erinnerten vom Anteil des Gelernten oder Behaltenen abgezogen wird, bleibt letztlich der Anteil des Vergessens über. Das Vergessen ist demzufolge auch ein wichtiger Bestandteil in dieser Betrachtung. Deshalb stellt auch das, an was sich der Mensch momentan erinnern kann, noch lange nicht den gesamten Gedächtnisinhalt dar – es liegt meist nur am fehlerhaften Abrufprozess. Die Vergessenskurve zeigt, dass der Großteil des Gelernten oder Gemerkten sehr schnell wieder vergessen wird; dass also desto mehr gelernt oder wiederholt werden muss, je mehr Zeit seit der Erstaufnahme der Information vergeht. Informationen, die über einen längeren Zeitraum behalten werden, geraten dagegen kaum in Vergessenheit (vgl. Mayer 2005: 138ff.).


Datei:Abb. 4.png
Abb. 4: Vergessenskurve von Ebbinghaus (Mayer 2005: 139, aus Edelmann 1993: 255)

Äußere und innere Einflüsse auf Wahrnehmung und Verarbeitung[Bearbeiten]

Der Verarbeitungsprozess von neuen Informationen läuft jedoch nie ohne weitere Einwirkungen ab, seien es innere Faktoren, die das Individuum selbst betreffen, oder äußerlich einwirkende, die eher auf die Umwelt oder die Information an sich zurückzuführen sind.

Zum einen spielt bei der Informationsaufnahme der Zeitfaktor eine wichtige Rolle. In der heutigen Zeit bräuchte manch einer einen 36-Stunden-Tag, um alles erledigen zu können, was zu tun ist. Sich nebenbei noch über Neuigkeiten aus der Welt zu informieren, soll jedoch nicht auf der Strecke bleiben. So kann ein oberflächlicher Gesamtüberblick von den neuesten Informationen geschaffen werden, um nicht zu viel der ohnehin schon knappen Zeit dafür aufwenden zu müssen. Dabei sind das eigene Interesse an den gebotenen Informationen oder auch vorhandene Vorkenntnisse von enormer Bedeutung. Durch die oben genannten verfügbaren Schemata kann Neues, das etwa dem entspricht, leichter aufgenommen und verarbeitet werden, als was nicht eingeordnet werden kann. Der Aspekt der Vorselektion spielt bereits hier mit rein, denn wenn zum Beispiel nur das Informieren über die Neuigkeiten in der Politik im Vordergrund stehen, bleiben Rubriken wie Sport oder Lokales von vorneherein außen vor. Dazu zählt auch die Art und Weise, wie die Informationen dem User präsentiert werden. Henrichs (in: Roters & Klingler & Gerhards 1999: 169f.) geht davon aus, dass Informationen als Kern von mehreren Schichten eingehüllt sind. Durch diese Verpackung sind sie entweder als Bild, Buchstabe, Farbe oder Klang erst wahrnehmbar – nicht als Gedanke oder lose Bit-Folge am PC. Gleichzeitig sind sie mit ihrer Hülle untrennbar „[...] in einer Art kommunikative[n] Symbiose [...]“ verschmolzen, was heißt, dass durch die Darstellungsweise auch die Voraussetzungen für Glaubwürdigkeit, Nähe oder Distanz geschaffen werden können – also die Beziehung zwischen der angebotenen Information und dem Rezipienten. So kann auch eine bestimmte Zielgruppe angesprochen werden. Zuletzt haben noch die eigenen Emotionen des Individuums entscheidenden Einfluss bei der Informationsaufnahme. Generell wird die Aufnahmefähigkeit verbessert, wenn der User eine bestimmte Emotion mit der jeweiligen Information verbindet (vgl. Kielholz 2008: 94f.). Allerdings kann der Nutzer durch sie positiv oder negativ voreingenommen sein, wütend oder entspannt, traurig oder fröhlich – und damit die Aufnahme entweder begünstigen oder lähmen. Hier ist auch der Stressfaktor (eventuell auch in Abhängigkeit von der verfügbaren Zeit) von zentraler Bedeutung, denn auch er „[...] kann die übrigen Gegebenheiten der menschlichen Aufmerksamkeitssteuerung positiv oder negativ beeinflussen, so dass im schlimmsten Fall die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen gänzlich scheitert“ (Kielholz 2008: 103).

Je nach Anzahl und Grad der Einflüsse entwickelt sich schließlich eine bestimmte Verarbeitungstiefe, die von Kielholz (2008: 94) nach dem Levels-of-processing-Modell von Craik und Lockhart aus dem Jahr 1972 dargestellt wird. Dabei wird zwischen einer oberflächlichen, tiefen und bestmöglichen Verarbeitung unterschieden. Im ersten Fall, auch shallow processing genannt, werden ausschließlich sensorische und physikalische Reizaspekte wie das bloße Aussehen eines Wortes mit seinen Groß- und Kleinbuchstaben berücksichtigt. Wie der Name schon sagt, nimmt der Rezipient die Informationen sehr oberflächlich wahr und vergisst vieles von dem Gesehenen wieder. Die tiefe Verarbeitung (deep processing) geht einen Schritt weiter: Es wird näher auf den Inhalt der Information eingegangen und versucht, einen Zusammenhang zu finden – innerlich werden die Fragen nach der Bedeutung, der Ursache oder den Folgen gestellt. Die bestmögliche Verarbeitung dagegen erfolgt häufiger dann, wenn es sich um eigens vom User erstellte Informationen handelt oder solche, die sich direkt auf ihn beziehen. Dann ist die Aufnahmefähigkeit am besten. Der Grad der Verarbeitungstiefe wird im Folgenden auch bei den Interviews und ihrer Auswertung Teil der Ausführung sein.


Das Leitfadeninterview als Mittel zur Überprüfung der Hypothese[Bearbeiten]

Rahmenbedingungen und Aufbau der Untersuchung[Bearbeiten]

Erkenntnisinteresse[Bearbeiten]

Aus der Literatur, die oben für die verschiedensten Aspekte als Grundlage hergenommen wurde, ergeben sich nun weitere Untersuchungsmöglichkeiten und Fragen zum Projektthema. Die folgende Analyse soll in erster Linie zur Überprüfung der ausgangs aufgestellten Hypothese dienen. Weitere damit verbundene Ziele sind zum einen, die bewusste und unbewusste Informationsaufnahme der Testpersonen ausfindig zu machen und deren Umgang mit der vermeintlichen Informationsflut und dem information overload zu eruieren. Zum anderen ist es wichtig zu überprüfen, ob die Probanden überfordert sind, die Informationen deshalb nur oberflächlich aufnehmen können und welche Bedeutung inneren und äußeren Einflüssen zukommt bzw. welche dies sind. Daraus soll festgestellt werden, welchen Informationen die Aufmerksamkeit der Testenden geschenkt wird und diese Gegebenheiten mit dem entsprechenden psychologischen Vorgang begründet werden. Der sensorische Speicher und das Kurzzeitgedächtnis spielen eine sehr bedeutende Rolle, wenn es um die Prozesse Vorselektion, Wahrnehmung und Weiterleitung der Informationen durch Aufmerksamkeit bzw. Vergessen durch Desinteresse geht.

Die Untersuchung ist daher in einen praktischen Teil mit Zuhilfenahme des Mediums Internet und einen theoretischen Teil mit dem eigentlichen Leitfadeninterview getrennt.


Untersuchungsdesign[Bearbeiten]

Für die qualitative, anonyme Probe wurden zwei weibliche und zwei männliche Probanden im Alter von 21 bis 23 Jahren ausgewählt. Alter und Geschlecht an sich spielen bei der Untersuchung keine Rolle, damit soll lediglich gezeigt werden, dass das Ergebnis nicht geschlechtsspezifisch ausfällt und entschieden wurde, sich auf junge Leute zu beschränken. Die Probanden hatten fünf Minuten Zeit, sich die Internetseite der Tageszeitung „Augsburger Allgemeine“ anzusehen und die gebotenen Informationen durchzulesen. Die Zeitspanne sowie die Auswahl genau dieser Tageszeitung erfolgte willkürlich und ohne wissenschaftliche Basis. (Allerdings war in Hinblick auf die Dauer der Lesezeit der Gedanke dabei, dass sich der Mensch zu Hause auch nicht unbedingt mehr als fünf Minuten Zeit nimmt, um sich über die wichtigsten Neuigkeiten zu informieren.) Dazu durften sie ausschließlich die Maus verwenden und alle möglichen Weiterleitungen im Rahmen dieses Online-Auftritts anklicken (außer Werbung und Videos). Ein Screenshot der Startseite vom 5. Juli 2012 dient als Quellenangabe. In der Hand hielten die Testpersonen einen Handzähler, den sie jedes Mal klicken sollten, wenn sie gedanklich bzw. mit den Augen auf einen neuen Artikel, ein neues Bild, eine Überschrift etc. umsprangen, auch wenn sie dazu nicht die Maus betätigten. Zusätzlich bekamen sie den Hinweis, diese Aufgabe ruhig und entspannt durchzuführen, als säßen sie zu Hause vor ihrem PC, und dass es nicht darauf ankäme, möglichst viele Artikel in dieser Zeit zu lesen oder sich möglichst viel zu merken.

Gleich nachdem die Probanden mit dem praktischen Teil fertig waren, wurde das Interview durchgeführt, als Audio-Datei aufgenommen und daraufhin transkribiert. Diese Fragen dienten den Interviewern als Leitfaden:

1. Wie alt bist du?

2. Wie oft hast du den Handzähler geklickt?

3. Erinnere dich an die Internetseite der „Augsburger Allgemeinen“. Welche Informationen hast du dir bewusst angesehen?

4. Warum hast du diese Artikel, Überschriften und Bilder ausgewählt? [=Fragen zur Selektion der Artikel: welche und warum]

5. Was kannst du aus den Inhalten der gelesenen bzw. gesehenen Schlagzeilen, Bildern oder Artikeln noch wiedergeben? [=Informationsaufnahme aus den gelesenen Artikeln, Anspielung auf unbewusste Informationsaufnahme]

6. Wie hast du dich während der Lesezeit in Hinblick auf die Menge der Informationen gefühlt? [= Überforderungsgefühle durch zu viele Selektionsmöglichkeiten?]


Transkription der Leitfadeninterviews[Bearbeiten]

(I = Interviewer; P = Proband)


Proband 1:

I: Wie alt bist du?

P: 23.

I: Und wie oft hast du den Handzähler geklickt?

P: (räuspern) 40-mal.

I: Versuch dich an die Internetseite der Tageszeitung „Augsburger Allgemeine“ zu erinnern. Welche Informationen hast du dir dabei bewusst angesehen? Also nicht die, äh, Inhalte, sondern allgemeine Informationen.

P: Ich hab mir immer die Überschriften durchgelesen und dann drauf’ geklickt, was mich interessiert hat. Ähm, und dann oben die Rubriken noch... bei Regional und Kultur... zum Beispiel.

I: Und warum denkst du, dass du diese Überschriftn ausgewählt hast und Artikel?

P: Weil man da in ner kurzen Zeit nen groben Überblick bekommt, was auf der Internetseite zu finden ist, und was passiert ist,...

I: Ja, also des Eine hast du schon gesagt is aus Interesse...

P: Mhm...

I: ... gewesen und des Andere, denkst du auch, dass du Sachen aus Zufall einfach angege- geklickt hast oder weil...

P: (kurzes Unterbrechen)

I: ...äh... sie dir ins Auge gesprungen sind?

P: Ja, wenn dann son Schlagwort irgendwie zum Beispiel vorkommt des dann dein Interesse weckt, dann klickt mans an und wenns nich interessant ist, dann geht man zurück wieder.

I: Denkst du, dass auch die Bilder ne wichtige Rolle spielen?

P: Ja. Des is son Eyecatcher, ob‘s dich interessiert oder nich oder... ja. Doch denk ich scho...

I: Und was kannst du... kannst du jetzt aus den Inhalten der gelesenen Informationen noch wiedergeben?

P: Hach, Hochwasser beziehungsweise viel Sturm und Unwetter, ein Stein, der nach Venezuela zurückgegeben werdn soll (lacht), ähm... irgendjemand is gestorben, vergessen wer, ja so, also ich fand‘s jetz nich mega-intressant was da stand, muss ich sagen...

I: Und wie hast du dich, ähm, während der Lesezeit so in Hinblick auf die Menge der Informationen gefühlt?

P: Ähm, ganz gut. Ich hab des überlesen eigentlich, was mich nich intressiert hat und hab dann so meine Dinge rausgefiltert, die ich lesen will.

I: Also bist du dir nicht überfordert vorgekommen? Oder, dass zu viele Informationen da geboten waren?

P: Nee. Es war relativ übersichtlich mit den ganzen Rubriken und so.

I: und...

P: da kann man sich gut durchklicken.

I: ... die fünf Minuten waren genügend-

P: Ja.-

I: ...genug Zeit, um nen ersten Überblick-

P: Ja.-

I: ... zu bekommen, oder...

P: Doch.

I: ... hättest du gern noch mehr...

P: Ja, denk ich schon.

I: Gut, ja, danke.


Proband 2:

I: So, ähm zunächst mal die Frage, wie alt bist du?

P: 21.

I: Wie oft hast du den Handzähler geklickt?

P: 34-mal glaub ich. Ich hab nicht drauf’ geschaut.

I: Des seh’ma gleich, wemma wieder drin sind. (räuspern, lachen)... So, erinner die an die Internetseite der Tageszeitung der Augsburger Allgemeinen. Welche Informationen hast du dir bewusst angesehen?

P: Äh, den Artikel über die Diskussion über die Einführung von ner Torkamera oder eim Chip im Ball und den Artikel über den Umbau und die Auswirkungen für die Gastronomie vom Curt-Frenzel-Stadion.

I: Okay. Das heißt, du hast dich vor allem auf Artikel äh fokussiert oder hast du auch irgendwie Überschriften gelesen oder...

P: Ich hab die Überschriften und die Kurzbeschreibungen einmal quer über die komplette Seite runtergescrollt und hab halt alle äh Artikel, die ich intressant fand in nem neuen Tab aufgemacht und fang dann an die so zu lesen, die ich interessant fand so nach und nach. Nachdem die Zeit nich gereicht hat, bin ich nur zu den ersten zwei gekommen.

I: Okay. Warum denkst du, hast du diese Artikel, Überschriften und Bilder ausgewählt?

P: Weil’s mich intressiert ham, wegen Sport und...Interesse halt halt am AEV und an der Tor-... weil ich die Diskussion schon länger mitverfolg’ über die Einführung von ner Torkamera.

I: Mhm. Ham dich... Gab’s auch irgendwie bestimmte Reize, wie zum Beispiel das Erscheinungsbild oder...

P: Nee.

I: ...oder wars zufällig oder sowas?

P: Nö, also der Inhalt. Es ging nach Inhalt.

I: Es ging dir komplett nach Inhalt. Gut. (kurze Pause) Ähm, was konntest du aus den Inhalten der gelesenen, bzw. gesehenen Schlagzeilen, Bildern oder Artikeln noch wiedergeben... oder kannst du?

P: Soll ich des jetz alles wiedergebn?

I: Des was du weißt...

P: Also bei dem... beim ersten Artikel wegen der Torrichtlinien-Kamera weiß ich-... wusst’ ich vorher schon, dass da heut glaub ich son Treffn is von den wichtigen Leuten, die dadrüber eben diskutieren ob‘s sinnvoll is entweder nen Chip im Ball oder ne Torkamera einzuführen. Und, dass des halt- da geht’s auch um den... wer des entscheiden darf, ob des der Platini alleine entscheiden darf, und ob’s sinnvoll is, und welche Technik man wählt und dann waren dann einige Beispiele, wurde mim Tennis verglichen, und halt eben dass des heut richtungsweisend is ob der Fußball insgesamt fairer wird oder nicht. Und beim zweiten Artikel, den ich noch gelesn hab, gings’ eben um den Umbau vom Curt-Frenzel-Stadion, dass da etz für die Übergangszeit ähm doch Kioske eingerichtet werdn, was nochmal 27.380 Euro oder so kostet und die halt so eingerichtet werdn, dass wenigstens Speisen verkauft werdn könn und ja, des stand da im Endeffekt drin.

I: Weißt du auch noch irgendwas aus diesn überflogenen oder angeflogenen Überschriften?

P: Achso, vielleicht noch [unverständlich] is? ...Ich weiß, dass irgendwas mit Michaela Schäfer war. Öh, was hab ich n noch aufgemacht? (Pause) Nö, eigentlich nich...

I: Also letztlich hast du dir nur des gemerkt, was dich wirklich...

P: Was ich dann gelesen hab.

I: ...aus Interesse bewusst lesen wolltest.

P: Jo. Eigentlich schon.

I: Und des andere war...

P: Also wenn mich jetz vielleicht jemand drauf anspricht, erinner’ ich mich, dass ichs’ gelesen hab, aber hab‘s jetz nicht bewusst wahrgenommen.

I: Sehr gut. Wie hast du dich während der Lesezeit in Hinblick auf die Menge der Informationen gefühlt?

P: Ähm,... ja, also, man konnt’, find ich, recht schnell aussieben, ob man den Artikel lesen will oder nicht, also auf der Startseite.

I: Mhm.

P: Also es war gut. Und in den Artikeln an sich, wars dann schon n bisschen ausführlich aus...formuliert, aber war ok. Also wenn man nen Artikel liest, dann will man ja meistens auch genaueres wissen. Also war in Ordnung.

I: Bist du beruhigt, wenn du viele Informationen bekommst? Oder warst du vielleicht auch anfangs überfordert mit der Menge an Informationen, die du gesehen hast aufn ersten Blick?

P: Nö, war also- fand- fand ich ganz gut. Also der Aufbau- hat man genau gsehn, was ma halt sehn will, und hat genau die richtige Anzahl an Informationen gesehen, um zu wissen, ob man dann den Artikel weiter lesen will. Und den Artikel an sich, zwischendrin warn so Bilder, die mussten vielleicht nicht unbedingt sein, aber...

I: Ham die dich abgelenkt?

P: Äh, nö, ich bin halt recht schnell drüber geflogen. Also... passt schon. Wenn man dann vielleicht daheim in Ruhe des liest, dann klickt man da auch nochmal durch die Bildergalerie.

I: Waren dir jetzt die fünf Minuten, war des zu wenig...?

P: Zu wenig.

I: ...um alles...herauszufiltern...

P: Auf jedn Fall zu wenig. Also [unverständlich] äh... Erstns hab ich die Artikel recht schnell gelesn und zwotens konnt ich nich mal alle Artikel, die mich interessiert haben, lesen. Auf war auf jeden Fall zu wenig.

I: Gut... Danke schön.


Proband 3:

I: Hallo.

P: Hallo.

I: (lacht) Wie alt bist du?

P: 23 Jahre.

I: Wie oft hast du den Handzähler geklickt?

P: Ich weiß es gar ned’. Viermal, fünfmal?

I: Viermal. Gut.

P: Versuch dich an die Internetseite der „Augsburger Allgemeine“ zu erinnern...

P: Ja.

I: Welche Informationen hast du dir bewusst angesehen?

P: Also bewusst hab ich mir grad, ähm, nen Artikel über Berlin durchgelesen, warum des von den Touristen so besucht wird...

I: Mhm.

P: ...dann noch nen Artikel über ähm... von Alois Knoller, der schreibt ganz oft. Desn Kommentar von dem über den Verfassungsschutz und über die Verantwortung, die man eigentlich übernehmen sollte. Und dann hab ich noch über einen Artikel drüber glesn von Woody Allen der jetz irgendwie... autobiographisch n Filmdokument irgendwie rausbringt.

I: Ok. Des heißt du hast viel mehr wirklich bewusst gelesen oder hast du auch irgendwelche Überschriften...

P: Nee, ich hab am Anfang so geschaut, wo da... keine Ahnung, da kam halt irgendwie so Unfallmeldungen und die Baustelle bei der B17 dauert länger oder halt so, nur kurz wahrgenommen, aber des sind halt so banale Dinge, die mich jetzt nicht besonders intressiern.

I: Mhm. Warum denkst du, dass du diese Artikel, Überschriften und Bilder ausgewählt hast?

P: Einfach aus Interesse? Also es waren die, die mir am interessantesten, am bedeutendsten ähm... erschienen.

I: Mhm. Auch vielleicht aufgrund des Erscheinungsbilds oder, weil sie irgendwie besonders aufgefalln sind?

P: Ähm, nö, des eigentlich ned’, weil des war eigentlich des, was erst kam, wenn man ein bisschen runtergescrollt hat... und des war...Bei Berlin war ein ganz schönes Bild dabei, ja des stimmt. Da war echt des Bild des so...

I: Des ausschlaggebende gewesen...?

P: Mmh, ich glaub schon, ja.

I: Mhm.

P: Aber der Alois Knoller, dem sein Bild, der ist kein schöner Mann, also des war‘s glaub ich jetz nicht. (Lachen)

I: Da war’s dann wohl Interesse.

P: Ja. Offensichtlich.

I: Oder vielleicht auch Zufall, weiß man nicht... Gut. Was kannst du aus den Inhalten der gelesenen beziehungsweise. gesehenen Schlagzeilen, Bildern oder Artikeln noch wiedergeben?

P: Boah, also von Berlin weiß ich, dass die im Jahr ungefähr 24 Millionen Besucher haben, dass es deshalb so nach Paris und nach London die drittbesuchteste Stadt in Europa is und vor allem im Sommer äh favorisiert wird, weil des nich so heiß is, wie zum Beispiel jetz in Madrid oder halt in irgendwelchen südländischen- südlicheren Ländern. Woah, von dem Woody Allen hab ich nich so viel gelesen, weil da hab ich dem sein wehleidiges Gesicht gesehn, da hab ich die Augen verdreht und dann hab ich gedacht, oh, irgendwie, dass... der schreibt immer irgendwie auf so einer alten ähm... Maschine seine ganzen... Er hat 42 Filme schon rausgebracht, das weiß ich noch. Also irgendwie kann ichs mit den Zahlen ganz gut. Und, ähm, von dem Alois Knoller, da hab ich nur noch den Anfang, dann war eigentlich schon des wieder vorbei. Und außer da weiß ich noch, dass es irgend so irgendwie ne Studie war von der Uni und dass des was Erstmaliges war, sowas ganz Innovatives irgendwie.

I: Mhm. Und so, von diesen unbewussten Reizen, die du aufgenommen hast, praktisch von dieser Unfallmeldung weißt du einfach...

P: Nee, gar nichts mehr. Des war irgendwie Unfallmeldung und irgendwas war noch auf der B17 mit ner Baustelle, nee, da weiß ich eigentlich nichts mehr. Tut mir leid.

I: Gut. Kein Problem.

P: Da bin ich etwas abgestumpft.

I: Des macht gar nichts. Wie hast du dich während der Lesezeit in Hinblick auf die Menge der Informationen gefühlt?

P: (Pause) Mmmh, ich find, dass es ähm nicht so, also ich weiß nicht, ich schau zum Beispiel oder ich bin oft auf der Seite von dem- „Das Erste“ also so, und ich find, das is besser sortiert. Ich weiß nicht so. Drum’ fand ich des war jetzt ein bisschen unsortiert, also ein bisschen schwierig da reinzufinden. Ja, genau.

I: Und dann war vielleicht auch die Zeit zu knapp?

P: Ja... Genau.

I: Hättest du, wenn du jetzt mehr Zeit gehabt hättest, hättest du dann noch mehr Informationen rausgefiltert?

P: Ja, des auf jeden Fall bestimmt, aber ich muss auch sagen, über die Augsburger Allgemeine bin ich auch ein bisschen negativ eingesch-, also irgendwie ich weiß nich, ich fand die Seite auch nich besonders ansprechend...

I:Mhm.

P: ...gestaltet.

I: Ok.

P: Und mit länger Zeit hätte ich bestimmt mehr Informationen aufgenommen. Aber so, wenn ich gleich ähm die Seite anklick, und dann seh ich halt irgendwie so.. irgendn Unfalldings und in Anbetracht jetz zum Beispiel von der allgemeinen politischen Situation oder irgendwie sowas, Unfall auf der weiß ich nicht wo des war, dann ähm kommt gleich bei mir auf ...also das... ja.

I: Warst du überfordert? So mit dem, was... was sie dir praktisch geboten hat die Seite oder wie sie auch angeordnet war oder ging des gut?

P: Nö. Überfordert nicht, aber es war nicht also so, ich gleich irgendwie zurecht- also dass jetz alles klar war und dass ich sofort gwusst hab des und des les ich, dass ich gleich irgendwie aufgrund von dem was ich gesehen hab, ähm mich gleich ordnen konnt. Sondern es war dann schon son wirres „Ach des und des und des“. Also die Seite find ich, hat mir des jetzt nicht... ich hab jetzt nicht aufgrund von der Seite her- dass ich jetz irgendwie sonen Leseplan oder so herausfinden können oder irgendwie sowas.

I: Ok. Super. Danke schön.

P: War’s das schon?


Proband 4:

I: Wie alt bist du?

P: 21.

I: Wie oft hast du den Handzähler geklickt?

P: 22-mal.

I: Versuch dich jetzt an die Internetseite der Tageszeitung „Augsburger Allgemeine“ zu erinnern. Welche Informationen hast du dir bewusst angesehen, also jetz nicht die Inhalte konkret, sondern die Informationen an sich: Artikel, Überschriften, Bilder...

P: Mhm... (lacht) Ähm... Einer der mim Bulldogg- mim- vom Bulldogg mim Motorrad zamgfahrn wordn is, dann... der Bauer, der ausgschiedn is bei „Bauer sucht Frau“, irgendwas mit Katzenkot... und Stephan Bradl, da Motorrad-Weltmeischter... des war’s.

I: Und warum denkst du, ähm, hast du dir diese Artikel, Überschriften oder Bilder ausgewählt?

P: Weils mich angsprochn hat.

I: Inwiefern?

P: Mh, des sin halt Themen, die mich intressieren.

I: Und ähm auch vom äußeren Erscheinungsbild oder äh eher aus Zufall dann?

P: Zufall... Ja, aus Zufall.

I: Und was kannst du jetz konkret aus den Inhalten der gelesenen oder gesehenen Schlagzeilen oder Artikel noch wiedergeben? (lange Pause) Wenn du kurz überlegst?

P: Dass des Motorrad von dem einen Typen der zamgfahrn wordn is net mal zuglassn war, dass... hm... was war no? (lange Pause) ... Hm... keine Ahnung.

I: Vielleicht was zu der Katze noch oder so?

P: Ja die überträgt Krankheiten mit ihrm Kot. Besonders Frauen sin da... ne... Schmarrn! (lacht) Selbschtmordgefährdet wird man durch den – durch die Krankheit. (lacht) Und da sin Frauen anfällig dafür.

I: Okay...

P: Ja. Des wars.

I: Gut. Und wie hast du dich jetz ähm während der Lesezeit in Hinblick auf die Menge der gebotenen Informationen gefühlt?

P: Zu viel für fünf Minuten.

I: Warst du auch überfordert und wusstest net, auf was du zuerst schauen solltest oder ... ähm... ist es dir leicht gefallen, die wichtigen Sachen rauszufiltern?

P: Ja scho leicht gefalln... Und was mi net intressiert, lies i net. ... Joa.

I: Und zum Thema Überforderung?

P: Ja, nachdem i des so wunderbar selektiert hab, dass i des net les, was mi net intressiert, is es ma leicht gfalln. Und ich war nicht überfordert.

I: Bist du beruhigt, allgemein, ähm wenn du ähm viele Informationen lesen kannst, oder is es egal oder wie denkst du darüber?

P: Des is mir egal. Ich lies au manchmal gar nix. (lacht)

I: ... Joa.


Tabellarische und kommentierte Auswertung der Interviews[Bearbeiten]

Datei:Abb. 5.1.png Datei:Abb. 5.2.png Datei:Abb. 5.3.png

Abb. 5: Tabellarische Auswertung der Leitfadeninterviews


Wie bereits erwähnt spielt das Alter der Probanden für die Auswertung an sich keine Rolle. Die Anzahl, wie oft der Handzähler vom jeweiligen Probanden geklickt wurde, steht letztendlich dafür, wie viele Informationen sich die Testperson bewusst angesehen hat. Allerdings muss hier betont werden, dass die Klick-Anzahl nur als stichprobenartige und vor allem subjektive Orientierungsgröße gilt und keinerlei Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit hat. Die Probanden befinden sich trotz des vertrauten Umfelds in einer Prüfungssituation und werden von vielen äußeren Eindrücken beeinflusst. Außerdem ist es nicht möglich, dass sie bei jedem Wechsel zu einem anderen Reiz auf dem Bildschirm den Handzähler klicken, weil sich unter den vermeintlich bewussten Wechseln auch eine Vielzahl an unbewussten gedanklichen Sprüngen verbirgt. Interessant ist bei der Auswertung, dass die gezählten Klicks bei den vier Probanden sehr unterschiedlich sind, die Anzahl der wiedergegebenen, bewusst angesehenen Informationen dafür relativ gleich.

Datei:Abb. 6.png
Abb. 6: Verhältnis Klicks – bewusst gelesene Informationen

Nur bei einem Probanden stimmen die beiden Werte überein, bei den drei anderen ist die Anzahl der Klicks verhältnismäßig hoch. Dies ist bereits ein Zeichen dafür, dass lange nicht alle scheinbar bewusst wahrgenommenen Informationen auch gemerkt und wiedergegeben werden können, da diejenigen, denen keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, im sensorischen Speicher des Gedächtnisses verloren gehen und es nicht ins Kurzzeitgedächtnis schaffen, welches für die Antworten verantwortlich ist, die die Probanden im Leitfadeninterview geben sollten.

Werden die Testpersonen konkret nach den Inhalten gefragt, an die sie sich erinnern können, geben Proband 1, 3 und 4 Antworten, die nicht besonders ausführlich die Inhalte ihrer jeweiligen gelesenen Artikel beschreiben. Sie können sich nur vage erinnern. Selbst auf Nachfrage des Interviewers weiß Proband 4 nicht viel mehr. Proband 3 antwortet etwas durcheinander und kann nur den Artikel über Berlin einigermaßen vollständig wiedergeben. Auch Nummer 1 gibt relativ oberflächliche Antworten, beispielsweise weiß dieser Proband darüber Bescheid, dass jemand gestorben ist, erinnert sich aber nicht daran, wer es war. Ein eindeutiges Ergebnis für die Bestätigung der oberflächlichen Aufnahme der gebotenen Informationen, die zwar im Kurzzeitgedächtnis angekommen sind, aber nicht weiter organisiert wurden. Besonders gegenteilig ist allerdings das Ergebnis, das Testperson 2 präsentiert: Sie kann aus den zwei gelesenen Artikeln über die Einführung einer Torkamera im Fußball und das Gastronomieproblem im Curt-Frenzel-Eisstadion in Augsburg sehr viele relevante Informationen wiedergeben. Von Oberflächlichkeit ist hier nichts zu merken.

An dieser Stelle bietet es sich an, die Einflüsse auf die Themenauswahl der Probanden bzw. ihre Motive zu erörtern. Alle Testpersonen geben im Interview an, ihre Artikel, Überschriften, Kurzbeschreibungen etc. aus Interesse gelesen zu haben. Proband 1 nutzte die Zeit, um sich einen groben Überblick über die Internetseite zu machen und sieht Schlagwörter und vor allem Bilder, Teile der „Informationsverpackung“, als Eyecatcher an, die den Blick auf sich ziehen und den Nutzer zum Weiterlesen anregen. Das Bild der deutschen Hauptstadt war auch bei Testperson 3 das ausschlaggebende Element und Anregung, weiterzulesen – das Bild beim Kommentar von Alois Knoller dagegen habe sie eher abgeschreckt. Bei Proband 2 weckten bereits Vorkenntnisse über die gelesenen Themen im Bereich Sport das Interesse, näher auf die Artikel einzugehen. Und Testperson Nummer 4 fand die gelesenen Themen zum einen interessant und ansprechend, merkt aber an, sie auch aus Zufall gewählt haben zu können. Auch hier ist bei den Probanden 1 und 4 eine relative Oberflächlichkeit zu beobachten, denn obwohl sie angaben, die Artikel zwar aus Interesse gelesen zu haben, fügt Proband 1 den Aspekt des „Überblick Verschaffens“ und Proband 4 die Zufälligkeit hinzu. Bei Proband 3 ist diese Art der Selektion ähnlich; Testperson 2 allerdings begründet seine Entscheidung für die beiden Artikel auf dem Vorwissen über diese Themen und negiert damit zum zweiten Mal den Punkt der Oberflächlichkeit und der Annahme, die Probanden wüssten über alles ein bisschen, aber über nichts wirklich Bescheid.

Allgemein ist noch zu erwähnen, dass die vier Personen an sich sehr verschiedene Artikel gelesen haben, obwohl die Startseite durch die zeitlich nahe Aufeinanderfolge der Tests nicht sehr unterschiedlich gewesen sein kann – ein Anzeichen für die Vielseitigkeit und Interessen der Probanden selbst.

Einen weiteren Einfluss stellt der Zeitfaktor dar, der den Leser in gewisser Weise doch unter Druck setzt, obwohl anfangs ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, es käme nicht darauf an, möglichst viel zu lesen und gedanklich zu behalten. Im Hinterkopf ist diese Vorstellung trotzdem präsent. Bis auf Testperson 1 gaben alle an, die fünf Minuten Zeit seien zwar zu wenig gewesen, um sich auf der Internetseite sinnvoll zu informieren, überfordert seien sie sich allerdings nicht vorgekommen. Dies stellt an sich schon einen Widerspruch dar, der durch das Ergebnis von Person 2, die die Inhalte der beiden Sportartikel sehr ausführlich wiedergeben konnte, noch größer wird, da eigentlich vermutet wird, Person 2 fühle sich danach gut informiert. Somit ist es fraglich, in wie weit die Einschätzung der Zeit wertvoll für die Auswertung ist. Fakt ist jedoch, dass die Mehrheit der Testpersonen scheinbar relativ gut mit der dennoch vorhandenen Informationsflut umzugehen weiß und sich über vieles informieren kann, wenn auch nicht sehr tiefgründig.


Fazit zur Projektarbeit[Bearbeiten]

Zum Abschluss dieser Projektarbeit wird nun Bilanz gezogen. Grundsätzlich ist die Untersuchung positiv und erfolgreich nach den Vorstellungen verlaufen. Aspekte, die bei nochmaliger Durchführung eines Tests dieser Art zu überdenken wären, sind zum einen eine längere Lesezeit, da sich drei der vier Probanden mit fünf Minuten sichtlich eingeengt fühlten. Interessant wäre dann der Vergleich dieses Ergebnisses mit dem der jetzt gegebenen Lesezeit bei gleich bleibenden anderen Faktoren. Außerdem wäre die Überlegung über eine andere Art der Blickbewegungs-Zählung als Ersatz für den Handzähler sinnvoll, da diese Methode nicht sehr repräsentativ war und viele unbewusste Wechsel nicht wahrgenommen wurden. Dabei wäre die sogenannte Eye-Tracking-Methode aus der praktischen Psychologie in Erwägung zu ziehen, bei der die Blickbewegungen der Augen elektronisch gezählt und analysiert werden – dieses Ergebnis wäre mit Sicherheit genauer als das mithilfe des Handzählers.

Eine Sache, bei der die Antworten der Testpersonen nicht ganz im Zusammenhang stehen, ist, dass sie auf der einen Seite finden, zu viele Informationen seien geboten, auf der anderen Seite fühlen sie sich jedoch nicht überfordert. Ob sie aber ihre Überforderung aus Scham nicht zeigen wollen oder schlicht und einfach wissen, wie sie mit dieser Menge an Informationen umzugehen haben, bleibt dabei offen.

Bei Betrachtung der Auswertung fällt auf, dass drei der vier Probanden die anfängliche Hypothese „zu viele Auskünfte im Internet sorgen für eine Informationsflut und verursachen eine oberflächliche Aufnahme der Botschaften“ bestätigen würden, da sie die Menge an gebotenen Informationen nicht sehr genau sondern eben nur flüchtig wiedergeben konnten. Die Aufmerksamkeit wird vor allem denjenigen Botschaften geschenkt, die ansprechend sind – beispielsweise Bilder und Schlagwörter, die gewisse Vorkenntnisse oder neues Interesse wecken – und die dann auch leicht im Kurzzeitgedächtnis behalten werden können; anderes wird aus Desinteresse und aus Selektionsgründen einfach vergessen. Eine Testperson hat sich allerdings von den vielen Mitteilungen nicht beirren lassen und sich im Endeffekt auf zwei Artikel wirklich gut konzentriert. Daher kann die Hypothese nicht hundertprozentig bestätigt werden und gilt somit als widerlegt.

Um den Rückschluss auf das Individuum als Träger einer eigenen kulturellen Identität zu bilden, gehört es zu seinen Ansprüchen und seiner Verantwortung in der Gesellschaft, eine eigene Informationskompetenz als Art Handlungskompetenz zu entwickeln (Ballod 2007: 49f.). Das bedeutet für den Einzelnen, den medialen Strategien (in Werbung, Verkaufspsychologie etc.) entgegenzuwirken, indem er sich nicht von den vielen Botschaften in die Irre führen lassen soll, sondern die eigene Aufmerksamkeit auf individuelle Bedürfnisse und Vorzüge lenkt. Durch dieses „individuelle Wissensmanagement“ wird eine organisationale Methode geschaffen, die zur Bewältigung der Informationsflut beiträgt und zugleich als individuelle und soziale Kompetenz, im Umgang mit anderen Menschen und in allen Lebensbereichen, dient. Gemeint ist, dass der Wissenserwerb im zunehmenden Medienkonsum organisiert, strukturiert, verwertet und später genutzt und weitergegeben werden sollte; allerdings immer in Verantwortung gegenüber den Mitmenschen, die den Prozess des Sozialen Wandels hin zu einer immer dichter vernetzten Welt miterleben und mitgestalten. Dies schaffe die „[...] Basis für eine neue „Kultur“ im Umgang mit Information und Wissen [...]“ (Ballod 2007: 236).

„Schließlich ist jeder das Subjekt seines eigenen Bildungsprozesses und das erfolgreichste Informationsverarbeitungssystem unserer Natur ist das menschliche Gehirn. Hier ist die Quelle von Erkenntnis, Empfinden und sozialem Handeln“ (Ballod 2007: 472).


Anhang[Bearbeiten]

Abkürzungsverzeichnis[Bearbeiten]

Abb. Abbildung
Anm. Anmerkung
bzw. beziehungsweise
et al. et alii / und andere
etc. et cetera / und so weiter
f. folgende
ff. fortfolgende
usw. und so weiter
vgl. vergleiche
zit. n. zitiert nach


Abbildungsverzeichnis[Bearbeiten]

Abb. 1: Digitaler Dschungel (Kielholz 2008: 22)

Abb. 2: Das Dreispeichermodell (Mayer 2005: 143)

Abb. 3: Das Dreispeichermodell in Siebform (Kielholz 2008: 93)

Abb. 4: Vergessenskurve von Ebbinghaus (Mayer 2005: 139, aus Edelmann 1993: 255)

Abb. 5: Tabellarische Auswertung der Leitfadeninterviews

Abb. 6: Verhältnis Klicks – bewusst gelesene Informationen


Literaturverzeichnis[Bearbeiten]

Selbstständige Veröffentlichungen:

BALLOD, Matthias (2007): Informationsökonomie – Informationsdidaktik. Strategien zur gesellschaftlichen, organisationalen und individuellen Informationsbewältigung und Wissensvermittlung. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag.

HERBERT, Eva-Maria (2008): Zwischen Macht, Freiheit und Moral. Massenmedien im Zeitalter der Globalisierung. Marburg: Tectum Verlag.

JÄCKEL, Michael (2011): Medienwirkungen. Ein Studienbuch zur Einführung. 5. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

KELLER, Alice D. (2005): Elektronische Zeitschriften. Grundlagen und Perspektiven. Wiesbaden: Harrassowitz Verlag.

KIELHOLZ, Annette (2008): Online-Kommunikation. Die Psychologie der neuen Medien für die Berufspraxis. Heidelberg: Springer Medizin Verlag.

MAYER, Horst O. (2005): Einführung in die Wahrnehmungs-, Lern- und Werbe-Psychologie. München: Oldenbourg.

SCHWEIGER, Wolfgang (2007): Theorien der Mediennutzung. Eine Einführung. Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften.


Nicht selbstständige Veröffentlichungen:

HAGENAH, Jörg & MEULEMANN, Heiner (2006): „Sozialer Wandel und Mediennutzung in der Bundesrepublik Deutschland. Nutzung der Daten der Media-Analyse für Sekundäranalysen“. In: HAGENAH, Jörg (2006): Sozialer Wandel und Mediennutzung in der BRD. Berlin: Lit.-Verlag, 7-18.

HENRICHS, Andreas: „Information und Verpackung“. In: ROTERS, Gunnar & KLINGLER, Walter & GERHARDS, Maria (Hg.) (1999): Information und Informationsrezeption. Baden-Baden: Nomos-Verlags-Gesellschaft, 169-174.

KRUSPEL, Ines: „,Spiegel online ist ein Meinungsmacher.‘ Nutzungsmuster und Nutzungsmotive von Spiegel Online“. In: MEYEN, Michael & PFAFF-RÜDIGER, Senta (Hg.) (2009): Internet im Alltag. Qualitative Studien zum praktischen Sinn von Onlineangeboten. Berlin: Lit.-Verlag, 255-276.

NIESYTO, Horst: „Mediensozialisation, gesellschaftliche Medienentwicklung und Medienkritik“. In: SCHNELL, Ralf (Hg.) et al. (2007): Mediennutzung, Medienwirkung, Medienregulierung. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik. Juni 2007. Heft 146. Stuttgart: Metzler, 23-47.

PFAFF-RÜDIGER, Senta et al.: „,Dort bekomme ich alles.‘ Internetnutzung im Alltag“. In: MEYEN, Michael & PFAFF-RÜDIGER, Senta (Hg.) (2009): Internet im Alltag. Qualitative Studien zum praktischen Sinn von Onlineangeboten. Berlin: Lit.-Verlag, 41-86.

TIBUS, Maike: „Cognitive Load-Theorie (CLT)“. In: KRÄMER, Nicole C. et al. (Hg.) (2008): Medienpsychologie. Schlüsselbegriffe und Konzepte. Stuttgart: Kohlhammer Verlag, 85-90.

VOLAND, Eckart: „Virtuelle Welten in realen Gehirnen. Evolutionspsychologische Aspekte des Umgangs mit Medien“. In: SCHNELL, Ralf (Hg.) et al. (2007): Mediennutzung, Medienwirkung, Medienregulierung. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik. Juni 2007. Heft 146. Stuttgart: Metzler, 7-23.

WEISS, Julia: „,Ich habe eine aktuelle Zeitung, und die ist auch noch umsonst.‘ Motive für die Nutzung von sueddeutsche.de“. In: MEYEN, Michael & PFAFF-RÜDIGER, Senta (Hg.) (2009): Internet im Alltag. Qualitative Studien zum praktischen Sinn von Onlineangeboten. Berlin: Lit.-Verlag, 231-254.


Internetquellen:

BOROWSKI, Sascha (Hg.) (2012): Internetseite der Augsburger Allgemeinen (Screenshot der Startseite)

http://www.augsburger-allgemeine.de/ (05.07.2012)

HÖLLEIN, Elke (2012): Internetseite Johannes Gutenberg (Amt für Öffentlichkeitsarbeit und Gutenberg-Museum; Institut für Mediengestaltung der Fachhochschule Mainz)

http://www.gutenberg.de/zeitgutb.htm (10.07.2012)

SCHMIDT, Gabriele (2012): Pons.eu - Online Wörterbuch, Latein

http://de.pons.eu/dict/search/results/?q=medium&l=dela&in=&lf=de (10.07.2012)

http://de.pons.eu/dict/search/results/?q=mos&l=dela&in=&lf=de (10.07.2012)

WETTSTEIN, Martin (2006): Cognitive Overload. Von Wissen erschlagen.

http://www.tarlanc.ch/texte/Wettstein-CO.pdf (12.07.2012)


Seminarzusammenstellung[Bearbeiten]

Name Studiengang vhb Wiki Thema Forschungsland Homepage Video abgeschlossen
Kursleiterin Eva Sondershaus, M.A. Eva Sondershaus
Jana Autor BA DaF/DaZ Schulpädagogik Jana Autor
Julika Hofmann LA GS DaF/DaZ M, D, Ku hofjulik
Layla Maria Wollmann Ermacora BA Daf/Daz Schulpädagogik Layla Maria Wollmann Ermacora
Olga Fluhr BA DAF/DAZ Olga Fluhr
Fiona Adler LA HS DAF/DAZ Fiona Adler
Alexandra Schülein LA HS Daf/Daz, D, Geo, Sp Alexandra Schülein
Ketevan Gvianidze BA Germanistik Gvianike
Roujie Kang BA DaF/DaZ Roujie Kang
Barbara Wiedemann BA DaZ/DaF Barbara Wiedemann
Janika Hausner BA DaF/DaZ, IberoRomanistik Janika Hausner
Sabrina Schleicher BA Franko-Romanistik / DaF Sabrina Schleicher
Sophia Baller LA GS DaF/Daz, D, M, Mu Ballerso