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Benutzer:Methodios/Digitaler Zwilling

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Tuvalu

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w:de:Tuvalu

Blick von der Lagune zur Küste des Atolls Funafuti in Tuvalu

Wer von der Ostküste Australiens in nordöstlicher Richtung übers Meer schippert, landet nach 3500 Kilometern in Tuvalu. Der Inselstaat besteht vor allem aus Atollen – ringförmigen Riffen, die eine Lagune umschließen. Die staatlichen Einrichtungen befinden sich im Dorf Vaiaku auf dem Atoll Funafuti. Mit rund 26 Quadratkilometern Landfläche zählt das 1978 unabhängig gewordene, zum Commonwealth gehörende Tuvalu zu den kleinsten Ländern der Welt.


In nicht allzu ferner Zukunft wird man möglicherweise sagen müssen: »zählte«. Tuvalu ragt an seiner höchsten Stelle gerade mal fünf Meter aus dem Wasser. Während andere Länder diskutieren, wie sie Häuser und Infrastruktur vor dem steigenden Meeresspiegel schützen können, geht es bei dem Inselstaat im Pazifik um die Existenz des gesamten Landes. Außenminister Simon Kofe machte dies im vergangenen Jahr in einer Videobotschaft an den UN-Klimagipfel in Glasgow mit einiger Dramatik deutlich: Er stand dabei – in Anzug und Krawatte sowie mit hochgekrempelten Hosenbeinen – bis zu den Oberschenkeln im Wasser. Es gehe ihm darum, »die reale Situation« zu zeigen, »mit der Tuvalu aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert ist«, sagte Kofe.

Der ernste Hintergrund der auf den ersten Blick witzig anmutenden Aktion: Der durch die globale Erwärmung steigende Meeresspiegel wird die Nation, wenn die Welt beim Klimaschutz weiter trödelt, laut Prognose bis 2100 unter Wasser setzen. Damit wird Tuvalu rund 2000 Jahre nach seiner Besiedelung unbewohnbar werden und die 12 000 Einwohner müssten ihre Heimat verlassen.


Die Folgen des Klimawandels sind längst spürbar: Die Bewohner litten aufgrund der geografischen Lage zwar schon früher unter Zyklonen, deren Häufigkeit hat in jüngster Zeit aber noch zugenommen. Ein weiteres Problem ist das Eindringen von Salzwasser, das, wenn auch noch eine längere Dürreperiode hinzukommt, zu Trinkwassermangel führt. Durch Meerwasserentsalzungsanlagen versucht man, das Problem besser in den Griff zu kriegen.


Auch auf politischer Ebene gibt sich Tuvalu längst nicht geschlagen. Natürlich ist der Mini-Staat trotz spektakulärer Auftritte wie beim Glasgow-Gipfel allein zu schwach, um bei UN-Konferenzen etwas zu bewegen. Aber als Mitglied der 39 Länder umfassenden Allianz der kleinen Inselstaaten (Aosis) hat man eine gewichtige Stimme. Einerseits drängen Aosis-Vertreter Jahr für Jahr unermüdlich darauf, dass Industrie- und große Schwellenländer ihre Klimaschutzanstrengungen endlich gemäß den UN-Klimazielen verstärken. Andererseits waren Aosis-Vertreter häufig wichtig bei der Findung von Kompromissen zwischen den unterschiedlichsten Interessen der einzelnen Staaten, denn Ergebnislosigkeit wäre für die in der Existenz bedrohten Inselstaaten am schlimmsten.

Es war auch insbesondere die Aosis-Gruppe, die das beim bevorstehenden Gipfel in Scharm El-Scheikh ganz vorne auf der Agenda stehende Thema »Verluste und Schäden« vorangetrieben hat. Hierbei geht es um die Frage möglicher Entschädigungszahlungen für Verwüstungen durch die Klimawandelfolgen. Insbesondere die Industrieländer wollten den Bereich lange Zeit aus den Verhandlungen heraushalten. Doch insbesondere den Aosis-Unterhändlern gelang es durchzusetzen, dass »Verluste und Schäden« ins Pariser Klimaabkommen aufgenommen wurde. Wieder mit einem Kompromiss: Dass es hierbei um die Haftung der Industrieländer geht, wird nicht erwähnt.

Aber natürlich ist allen Beteiligten klar, dass es genau darum geht. Um dies zu unterstreichen, gründete Tuvalu gemeinsam mit dem kleinen Karibikstaat Antigua und Barbuda während der Glasgow-Konferenz in einem mutigen Schritt eine Kommission, deren Aufgabe es sein wird, die großen Treibhausgasemittenten für Verluste und Schäden durch Extremwetterereignisse rechtlich zur Verantwortung zu ziehen. »Die Verursacher müssen zahlen«, sagte Tuvalus Premierminister Kausean Natano. Und beschwichtigte gleich: Dies sei nicht als Akt der Aggression gemeint. Beide Staaten wehren sich aber auch gegen Begehrlichkeiten vieler anderer Länder. Der geplante Fonds, der in Scharm El-Scheikh vorangebracht werden soll, müsse vor allem denen zur Verfügung stehen, die am unmittelbarsten mit der Klimakrise konfrontiert seien. Das gilt natürlich besonders für die in ihrer Existenz bedrohten Inselstaaten.

In Tuvalu wird seit Jahren darüber diskutiert, was aus den Bewohnern – es handelt sich vor allem um Polynesier – werden soll, wenn der Meeresspiegel zu stark ansteigt. Der Vorschlag eines Wissenschaftlers, diese sollten nach Fiji umziehen, wurde verworfen. Die Regierung hat bisher eine andere Idee: Da nicht alle Inseln gleichzeitig überflutet werden, sollen die Bürger nach und nach in Neuseeland oder Australien Asyl beantragen. Dies wurde dort zunächst skeptisch bis ablehnend aufgenommen. Immerhin hat Neuseeland als erstes Industrieland den Klimawandel als Fluchtgrund anerkannt und eine Familie aus Tuvalu aufgenommen. Noch aber hält sich die Emigration in Grenzen: Zuletzt wurde das Ansteigen des Meeresspiegels durch Anspülungen und Sedimentierung ausgeglichen. Dies sorgt zwar für Probleme, da sich die Form der Inseln verändert, aber auch für Hoffnungen, dass es doch eine Zukunft gibt.

Dass diese womöglich trügerisch sind, dessen ist man sich in Tuvalu bewusst. Daher wird derzeit auch mit der Planung begonnen, wie im Falle des Untergangs das Erbe des Pazifikstaates bewahrt werden kann. Eselealofa Apinelu, Tuvalus ehemalige Generalstaatsanwältin, sagte während einer Pazifik-Konferenz kürzlich, die Tuvaluaner bräuchten etwas, »an dem sie sich festhalten« könnten. Als eine Möglichkeit nannte sie einen sogenannten digitalen Zwilling des Inselstaates, in dem auch Tuvalus Kultur und Werte verankert würden.

Digitale Zwillinge sind virtuelle Nachbildungen der physischen Welt. Darin gespeichert sind über Sensoren und Drohnen gesammelte Informationen und Daten, die dann mit Analyse-Tools, maschinellem Lernen und Künstlicher Intelligenz kombiniert werden. Digital-affin ist Tuvalu ohnehin längst. Dem Land wurde einst die Internet-Domain-Endung ».tv« zugewiesen. Und weil einige Online-Unternehmen und andere Medien für sich die Domain ».tv« als gängige Abkürzung für »Television« gewählt haben, erlöst Tuvalu aus der Vermarktung jährlich rund fünf Millionen US-Dollar, was etwa acht Prozent des gesamten Bruttoinlandsproduktes entspricht.

»Es muss irgendwo gespeichert werden, dass es ein Land namens Tuvalu gab«, sagte Apinelu in ihrer Ansprache. Das Ganze sei so etwas wie »die letzte Option« für den Inselstaat. Sollte die schlimmste Katastrophe tatsächlich eintreten, könnten spätere Generationen von Tuvaluanern wenigstens noch die digitalisierte Idee des Landes ansehen. Auch Außenminister Kofe erwähnte, dass sein Land nach legalen Wegen suche, um ein Staat zu bleiben, selbst wenn der Inselstaat physisch verschwinde.

Zwischen Hoffnung, Kampf und Untergang. Der kleine Pazifikstaat Tuvalu ist durch den Klimawandel in seiner Existenz bedroht – und gibt sich nicht geschlagen

Von Barbara Barkhausen und Kurt Stenger Neues Deutschland vom 07.11.2022

--Methodios (Diskussion) 16:18, 7. Nov. 2022 (CET)

Bacchanalienskandal

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Rasende Bacchanten inmitten der Ruinen der Zivilisation, Ölgemälde von Alessandro Magnasco und Clemente Spera (ca. 1710)


w:de:Bacchanalienskandal


w:de:Mänade - Der Begriff Mainades (von μανία manía, deutsch ‚Raserei, Wahnsinn‘) wird erstmals so bei Homer in der zweiten Hälfte des 8. Jhs. v. Chr. benutzt. Der von der griechischen Bezeichnung Bakchai (eingedeutscht Bakchen) abgeleitete Name Bacchantinnen ist heute gebräuchlicher. Bakchai sind die dem Bakchos Anhängenden und Bakchos ist der thrakische Name des aus Thrakien kommenden Dionysos (vergleiche auch den römischen Gott Bacchus).

In Makedonien schließlich bezeichnete man sie ursprünglich als Klodonen (Κλώδωνες Klṓdōnes). Nachdem sie aber zur Zeit der Regierung des makedonischen Königs Argaios ein Heer der illyrischen Taulantier unter Galauros durch ihre Wildheit in die Flucht geschlagen hatten – die Illyrer hatten die Thyrsoi schwingenden und mit Blattwerk vermummten Weiber wohl für einen Trupp berserkerartiger Krieger gehalten –, verfügte Argaios, dass dem Dionysos Pseudanor, also dem „trügerischen Dionysos“, ein Tempel errichtet würde und dass die Klodonen fortan Mimallonen (Μιμμαλόνες Mimmalónes, etwa: „Nachahmerinnen“) genannt werden sollten.

Plutarch, Alexander 2; Polyainos, Strategika 4,1
  • Es folgten die Bíoi parálleloi (οἱ βίοι παράλληλοι, Vitae parallelae, „Parallele Lebensbeschreibungen“), die Plutarch seinem Freund Quintus Sosius Senecio gewidmet hat. Sie entstanden ab 96. In diesen Vitenpaaren wird jeweils ein herausragender Grieche mit einem Römer verglichen. Plutarch behandelt berühmte, teils mythische Staatsmänner der Vergangenheit von Theseus bis Marcus Antonius. Jedes Biographienpaar stellt einen Griechen und einen Römer zusammen, deren Leben Ähnlichkeiten aufweisen. Beispielsweise steht Alexander der Große neben Caesar, Demosthenes neben Cicero. Vollendet wurden 23 Biographienpaare, von denen 22 erhalten sind; geplant waren wohl noch weitere.
  • Polyainos‘ einziges überliefertes Werk sind seine Strategemata, eine Sammlung militärischer Strategeme, die er den Kaisern Mark Aurel und Lucius Verus widmete. - 161 veröffentlichte Polyainos anlässlich des Beginns des Partherkriegs (161–166) das erste Buch der Strategemata. Die nächsten fünf von insgesamt acht Büchern erschienen jeweils einzeln bis zum Sommer 162. Diese Hast ist dem Werk anzumerken. Polyainos wollte mit seiner Widmung an Mark Aurel und Lucius Verus diesen Kaisern einen Leitfaden militärischen Wissens an die Hand geben. Das Werk enthält um die 900 Beispiele für Strategeme aus einem Zeitraum, der von mythologischer Zeit bis zu Augustus reicht. Das Werk ist nach Völkern gegliedert. Buch I-IV behandelt die griechische Mythologie, die Griechen, Makedonen und Diadochen, Buch V Sizilien, Buch VI verschiedene Völker, Buch VII hauptsächlich in Persien lebende Völker und Buch VIII Römer und Frauen.
    • G In the reign of Argaeus king of Macedonia, the Taulantii under their king Galaurus made an incursion into Macedonia. Argaeus, whose force was very small, directed the Macedonian young women, as the enemy advanced, to show themselves from mount Ereboea. They accordingly did so; and in a numerous body they poured down from the mountain, their faces covered by wreaths, and brandishing their thyrsi instead of spears. Galaurus, intimidated by the numbers of those, whom instead of women he supposed to be men, sounded a retreat; whereupon the Taulantii, throwing away their weapons, and whatever else might retard their escape, abandoned themselves to a precipitate flight. Argaeus, having thus obtained a victory without the hazard of a battle, erected a temple to Dionysus Pseudanor; and ordered the priestesses of the god, who were before called Kladones by the Macedonians, to ever afterwards be distinguished by the title of Mimallones.
    • G In der Regierungszeit von Argäus, dem König von Mazedonien, fielen die Taulantier unter ihrem König Galaurus in Mazedonien ein. Argaeus, dessen Streitmacht sehr gering war, befahl den mazedonischen jungen Frauen, als der Feind vorrückte, sich vom Berg Ereboea aus zu zeigen. Dementsprechend taten sie es; und in großer Zahl strömten sie vom Berg herab, ihre Gesichter mit Kränzen bedeckt und ihre Thyrsi statt Speere schwingend. Galaurus, eingeschüchtert von der Zahl derer, die er statt Frauen für Männer hielt, ließ den Rückzug antreten; woraufhin die Taulantii ihre Waffen wegwarfen und alles andere, was ihre Flucht verzögern könnte, sich einer überstürzten Flucht überließen. Argaeus, der so einen Sieg ohne die Gefahr einer Schlacht errungen hatte, errichtete einen Tempel für Dionysos Pseudanor; und befahl den Priesterinnen des Gottes, die zuvor von den Mazedoniern Kladones genannt wurden, sich von nun an mit dem Titel Mimallones auszuzeichnen.

--Methodios (Diskussion) 18:28, 7. Nov. 2022 (CET)

Dresdner Stadtmuseumsraub

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Dresden – Ein Kunstraub in Milliarden-Größe: Einbrecher erbeuteten im Grünen Gewölbe in Dresden Juwelen von unermessbarem Wert. Doch es ist nicht das erste Mal, dass ein Schatz spurlos aus Dresden verschwindet.

Seit Montag denken viele wieder an den spektakulärsten Museumsraub der DDR-Geschichte vor 42 Jahren zurück. Auch der Sophienschatz lag in einer gepanzerten Vitrine des Stadtmuseums – bis zum 20. September 1977.

Damals räumten Juwelendiebe am Mittag die 57 Schmuckstücke des Goldschatzes im heutigen Wert von rund 2,5 Millionen Euro aus einer Vitrine. Der Sophienschatz bestand größtenteils aus Grabbeigaben der Sophienkirche, die 1963 gesprengt wurde.

Die Täter wurden bis heute nicht gefasst, aber 1999 tauchten 38 Teile des Schatzes bei einem Münzhändler in Oslo auf.

Museumsdirektorin Dr. Erika Eschebach (65): „In den Folgejahren kehrten weitere Stücke nach Dresden zurück. Das letzte, ein Teil der großen Bogenschützenkette, 2017, seitdem leider nichts mehr. Es fehlen noch 16 Schmuckstücke.“

Um den Millionenraub rankt sich auch die Legende, er wäre von der Stasi inszeniert gewesen, um die edlen Stücke zu harter Währung zu machen. Es gab keine Fingerabdrücke, die Videoüberwachung war außer Betrieb, der Wachmann an dem Tag nach Karl-Marx-Stadt bestellt.

Für das Stadtmuseum, das den Schatz wieder in einer Vitrine zeigt, bleibt dies aber eine „Verschwörungstheorie“.

Bei dem Einbruch am Montagmorgen waren eine Brillantengarnitur und zwei Diamantengarnituren gezielt aus einer Vitrine gestohlen worden.

Zwei Täter zerstörten laut Polizei ein Fenstergitter und das dahinterliegende Fenster des Gebäudes in Richtung Sophienstraße. Darauf drangen sie in die Räume ein und stürmten wenig später ins Juwelenzimmer.

Dort zerschlugen sie mit einer Axt eine Vitrine und stahlen aus dieser mehrere mit Edelsteinen besetzte Schmuckstücke. Der Einbruch soll nur wenige Minuten gedauert haben.


GRÖSSTER KUNSTRAUB DER DDR. Vor 42 Jahren verlor Dresden schon den Sophienschatz Bild vom 26.11.2019


https://www.deutschlandfunk.de/kunstraub-wie-raffiniert-die-ddr-privatsammlungen-pluenderte-100.html

https://www.saechsische.de/dresden/lokales/dresden-damals-der-groesste-kunstraub-der-ddr-5758188-plus.html

https://www.dnn.de/lokales/dresden/dresdner-sophienschatz-raub-von-1977-bis-heute-ein-raetsel-FHQZE5RZPLAADEOIT534JMF7V4.html

https://www.tag24.de/dresden/crime/dresden-spektakulaerster-kunstraub-fall-ddr-tag-als-sophienschatz-verschwand-gruenes-gewoelbe-museum-1300438

https://oiger.de/2019/11/25/parallele-zum-juwelenraub-im-gruenen-gewoelbe-sophienschatz-raub-bis-heute-ungeklaert/173368


Täter bis heute nicht gefasst


--Methodios (Diskussion) 08:27, 8. Nov. 2022 (CET)

Einmarsch in die Tschechoslowakei 1968

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Mit dem Begriff „Prager Frühling“ verbinden sich zwei gegensätzliche Vorgänge: einerseits der Versuch, einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ (tschechisch: socialismus s lidskou tváří) zu schaffen, andererseits aber auch die gewaltsame Niederschlagung dieses Versuchs durch am 21. August 1968 einmarschierende Truppen des Warschauer Paktes.

21. August 1968 - Mittwoch

Freitag 30. August 1968

Tauwetter-Periode 1953-1964

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Tauwetter-Periode (russisch хрущёвская оттепель chruschtschewskaja ottepel [xruˈʃʲʃʲɔˑfskəjə ˈɔˑtʲtʲɪpʲɪlʲ], deutsch ‚Chruschtschow’sches Tauwetter‘) nennt man die auf den Tod Stalins im Jahr 1953 folgende Periode in der Sowjetunion und den Staaten des Ostblocks.


Während dieser Phase der Entstalinisierung schwächte sich die Zensur merklich ab, vor allem in Literatur, Kunst und Film wurde offener diskutiert. Wichtigste Plattform der Vertreter des Tauwetters war die Literaturzeitschrift Nowy Mir. Einige Werke dieser Periode gelangten auch im Westen zu größerer Bekanntheit, darunter Wladimir Dudinzews Der Mensch lebt nicht vom Brot allein und Alexander Solschenizyns Roman Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch, den Chruschtschow persönlich zur Veröffentlichung freigab. Weitere bedeutende Vertreter der Tauwetter-Periode waren die Schriftsteller Jewgeni Alexandrowitsch Jewtuschenko, Wiktor Petrowitsch Astafjew, Wladimir Fjodorowitsch Tendrjakow, Bella Achatowna Achmadulina, Robert Iwanowitsch Roschdestwenski, Andrej Andrejewitsch Wosnessenski und Anna Andrejewna Achmatowa.


Im September 1955 reiste der damalige deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer nach Moskau, um die Rückkehr der letzten deutschen Kriegsgefangenen aus sowjetischen Lagern zu erwirken. Zu dieser Zeit waren noch knapp 10.000 frühere Soldaten der Wehrmacht bzw. der Waffen-SS und etwa 20.000 politisch inhaftierte Zivilisten in sowjetischer Gefangenschaft (Näheres siehe Heimkehr der Zehntausend); sie durften ab dem 7. Oktober 1955 heimkehren.

Viele politische Gefangene in der Sowjetunion und anderen Ostblock-Staaten wurden nach 1956 freigelassen und zum Teil rehabilitiert. Etliche unter Stalin deportierte Völker wurden 1957 rehabilitiert, die Karatschaier, Kalmücken, Balkaren, Inguschen, Tschetschenen, und die Autonomie der Republiken im Nordkaukasus, in denen sie ursprünglich gelebt hatten, wurde wiederhergestellt. Ausgenommen waren die Wolgadeutschen und die Krimtataren, sie wurden im Beschluss des Obersten Sowjets der UdSSR nicht einmal erwähnt. Sie mussten in Sibirien und Kasachstan bleiben, ihre autonomen Republiken wurden nicht wiederhergestellt. Die Krim gehörte nicht mehr zur RSFSR, sie wurde bereits 1954 der Ukraine angeschlossen.[1]

In manchen Ländern kamen vergleichsweise liberale Ministerpräsidenten an die Macht, in Ungarn zum Beispiel Imre Nagy. Am 15. Mai 1955 wurde der Österreichische Staatsvertrag zwischen den vier Besatzungsmächten (UdSSR, USA, Großbritannien, Frankreich) und Österreich unterzeichnet und die Besatzung beendet. Nach diesen ersten Signalen einer neuen Haltung kam es 1955 zur Genfer Gipfelkonferenz zwischen US-Präsident Eisenhower, Chruschtschow sowie den Regierungschefs Großbritanniens, Frankreichs und Bulgariens.


Mit der Niederschlagung des Volksaufstands in Ungarn im November 1956 begruben viele Menschen Hoffnungen auf eine weiter gehende Öffnung. Chruschtschows Hetzkampagne gegen Boris Pasternak, dem 1958 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde (Pasternak wagte es nicht, diesen persönlich in Empfang zu nehmen), zeigte den russischen Künstlern deutlich die Grenzen der Liberalisierung. Die sowjetische Führung schwankte zusehends zwischen liberalen Ansätzen und der Angst, genau dadurch die Kontrolle zu verlieren. In den frühen 1960er Jahren, spätestens mit der Entmachtung Chruschtschows durch Leonid Breschnew (Oktober 1964), endete die Tauwetter-Periode. Dass Chruschtschow nach seiner Absetzung unbehelligt weiterleben durfte und als Rentner starb, wäre ohne die Tauwetter-Periode und das Ende des Terrors zuvor wohl nicht denkbar gewesen.

Nach Ende des Tauwetters konnten sowjetkritische Schriftstücke nur über nichtoffizielle Kanäle (Samisdat) verbreitet werden. Die Tauwetter-Periode wurde letztlich zum Vorläufer der Reformen Michail Gorbatschows ab 1985, der auch die Entstalinisierung wieder aufnahm (Glasnost und Perestroika).

w:de:Tauwetter-Periode

--Methodios (Diskussion) 08:32, 8. Nov. 2022 (CET)

Tauwetter (Ehrenburg)

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Tauwetter (russ. Оттепель) ist eine Powest, also eine Zwischenform zwischen Roman und Erzählung, des russischen Schriftstellers Ilja Grigorjewitsch Ehrenburg. Sie erschien zuerst im Jahr nach Stalins Tod, 1954, in der Literaturzeitschrift Snamja (Знамя, „Banner“). Im folgenden Jahr schob Ehrenburg eine Fortsetzung nach. Das Buch signalisierte den Beginn der nach ihm benannten Tauwetter-Periode, einer Phase der Liberalisierung der sowjetischen Kulturpolitik und der Rehabilitation von Opfern der stalinistischen Verfolgungen.

In der Sowjetunion hatten bald nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs neue Repressionswellen begonnen, eingeleitet 1946 durch Schdanows Kampagne gegen die „Speichellecker des Westens“, die sich zunächst vor allem gegen Schriftsteller richtete. 1949 folgte die Kampagne gegen die wurzellosen Kosmopoliten, in deren Zuge fast alle führenden Mitglieder des Jüdischen Antifaschistischen Komitees verhaftet und ermordet wurden, und 1952 schließlich der Prozess gegen die Ärzteverschwörung.

Stalin starb am 5. März 1953, im April wurden die Beschuldigten der „Ärzteverschwörung“ freigesprochen, im Juni wurde Lawrenti Beria verhaftet. Es folgte eine Zeit der Unsicherheit, wohin sich die sowjetische Gesellschaft entwickeln würde. Im Winter dieses Jahres schrieb Ehrenburg seinen letzten Roman, Tauwetter.

Der Text erschien im April 1954 zunächst in Snamja und stieß sofort auf starke Reaktionen. Schon der Titel galt als bedenklich, da er die Stalinzeit als Frostperiode zu negativ erscheinen ließ; die Redaktion des Blattes hätte lieber „Erneuerung“ oder „Eine neue Phase“ gesehen. In den Literaturzeitschriften erschienen vernichtende Kritiken, u. a. von Konstantin Simonow, die Ehrenburg vorhielten, ein düsteres Bild der sozialistischen Gesellschaft gezeichnet zu haben. Beim Zweiten Schriftstellerkongress der Sowjetunion im Dezember attackierten Michail Scholochow und Alexander Surkow den Roman in den schärfsten Tönen (und mit antisemitischen Untertönen). Die Publikation als Buch wurde um zwei Jahre verzögert. Noch 1963 verwarf Nikita Chruschtschow persönlich Tauwetter als eines der Werke, die „die mit dem Personenkult zusammenhängenden Ereignisse […] falsch oder einseitig beleuchten“.[3] Doch trotz der erbitterten Kritik wurde das Buch ein großer Erfolg sowohl in der Sowjetunion als auch im Ausland, es erschienen zahlreiche Übersetzungen. Das sprachliche Bild des Romantitels setzte sich durch; Ehrenburgs Buch signalisierte den Beginn der Tauwetter-Periode, einer Phase der Liberalisierung der sowjetischen Kulturpolitik und der Rehabilitation von Opfern der stalinistischen Verfolgungen.

  • Оттепель. Повесть. (Tauwetter. Powest.) In: Snamja, Nr. 5, 1954.
  • Оттепель. Повесть. Часть вторая (Tauwetter. Powest. Zweiter Teil.) In: Snamja, Nr. 4, 1956.
  • Оттепель. Sowjetski Pisatel, Moskau 1956.
  • Tauwetter. Aus dem Russischen übersetzt von Wera Rathfelder. Redaktionell bearbeitet von Mimi Barillot. Berlin: Kultur und Fortschritt, 1957. w:de:Verlag Kultur und Fortschritt

--Methodios (Diskussion) 08:44, 8. Nov. 2022 (CET)


Bischof "Römer"

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Die katholische Kirche blockt bisher alle Versuche ab, ihre Mitarbeiter auf Stasi-Verfilzung überprüfen zu lassen. Die Katholiken, so begründet der Apostolische Administrator in Erfurt und Meiningen, Bischof Joachim Wanke, die Haltung des Ost-Episkopates, wollten »der Stasi nicht zuviel Ehre antun«.

In der katholischen Kirche, sagt der Pressebeauftragte des Bistums Dresden-Meißen, Prälat Dieter Grande, 61, habe es bislang in Sachen Stasi-Belastung »keine gravierenden Fälle« gegeben. Durch das Zölibat, glaubt der Prälat, seien katholische Priester nicht wie evangelische Pfarrer unter Druck zu setzen gewesen, weil sie keine Rücksicht auf Frau und Kinder nehmen mußten.

Die Stasi sah das offenbar anders: Aus den von Besier aufgespürten Dokumenten geht hervor, daß die Stasi die Kenntnis über intime Verhältnisse katholischer Geistlicher benutzt hat, um neue IM zu pressen.

So planten MfS-Mitarbeiter, wie aus einem »Werbungs- und Qualifizierungsplan der HA XX/4« hervorgeht, 1969 die Anwerbung eines katholischen Bischofs, Deckname »Römer": _____« Der Kandidat ist katholischer Bischof der DDR und » _____« demzufolge Mitglied der Berliner Ordinarienkonferenz. Auf » _____« Grund dieser Tätigkeit ist er in alle internen Fragen und » _____« Vorhaben der katholischen Kirche eingeweiht. Er besitzt » _____« umfangreiche Kontakte zu vatikanischen Dienststellen und » _____« Würdenträgern. Der Kandidat unterhält nach bisherigen » _____« Feststellungen intime Beziehungen zu einer verheirateten » _____« weiblichen Person. Gegen ihn wird kompromittierendes » _____« Material erarbeitet, das für die Werbung ausgenutzt » _____« werden soll. »

Ob die Stasi bei »Römer« Erfolg hatte, ist bislang unbekannt. Insgesamt waren die Anwerbungsversuche von Spitzeln unter Kirchenleuten, so Besier unter Hinweis auf Stasi-Berichte, bei Katholiken zu 75 Prozent und bei Protestanten zu 80 Prozent erfolgreich.

Grauzone Gott. Die Kirchen in der ehemaligen DDR bekennen sich nur zögerlich zu ihren Verstrickungen im Stasi-Staat.

Spiegel 6/1992 - 2. Februar

--Methodios (Diskussion) 09:22, 10. Nov. 2022 (CET)

Propst Hanisch

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Propst i.R. Günter Hanisch (90) verstorben Requiem und Beerdigung am 9. Juni in Dresden günter hanisch bilda sw

Die Wahrheit sollen wir leben in Liebe. (Eph 4,15)



Gott, der Herr über Leben und Tod, hat den Priester des Bistums Dresden-Meißen

Propst i. R. Günter Hanisch

in den Abendstunden des Pfingstsonntags, 31. Mai 2020, im Alter von 90 Jahren in sein himmlisches Reich gerufen.

Günter Hanisch wurde am 7. November 1929 in Leipzig geboren. Das Gemeindeleben in der Propsteipfarrei hat ihn kirchlich geprägt. Er studierte nach dem Abitur in Paderborn, Luzern und Freiburg im Breisgau Theologie und empfing am 25. April 1954 die Priesterweihe in der Herz-Jesu-Kirche Dresden-Johannstadt.

Als Kaplan war er nach seiner Weihe zunächst drei Jahre in Löbau tätig und dann jeweils 14 Jahre in den drei sächsischen Großstädten: Von 1957 bis 1971 in Karl-Marx-Stadt als Propsteikaplan, Studentenpfarrer und Rektor des Seminars für kirchlich-caritativen Dienst, dann von 1971 bis 1984 in Dresden als Dompfarrer an der Hofkirche: In dieser Zeit gehörte er ab 1972 auch dem Domkapitel St. Petri an. 1984 ernannte ihn Bischof Schaffran zum Propst seiner Heimatstadt und -gemeinde St. Trinitatis in Leipzig. Hier begleitete er die Beheimatung der fast 40 Jahre lang in den verschiedensten Räumen zu Gast gewesenen Propsteigemeinde im nun eigenen Haus des 1982 eingeweihten Gemeindezentrums. Er war Seelsorger in der von steigender Spannung geprägten Endzeit der DDR vor 1989, engagierte sich im Herbst 1989 gemeinsam mit den evangelischen Superintendenten in der Begleitung der Friedensgebete und Montagsdemonstrationen und dann der ersten Runden Tische. 1998 trat er in den Ruhestand und war seitdem in seinem priesterlichen Dienst an vielen Orten unseres Bistums tätig. 1999 bis 2003 ließ er sich zudem noch einmal in die Pflicht nehmen mit dem Vorsitz des Diözesancaritasverbandes. Günter Hanisch war maßgeblich an Vorbereitung und Durchführung der Meißner Synode und später der Pastoralsynode der DDR beteiligt. In Würdigung dieser Verdienste ernannte ihn der Heilige Vater 1979 zum Prälat.

Die Ökumene war ihm stets ein Herzensanliegen. Dahinter stand die tiefe Sehnsucht nach der Einheit der Christen. Der Dienst der Einheit war darüber hinaus ein besonderer Schwerpunkt seines Wirkens: in der Integration divergierender Meinungen, Gruppen und Personen; in der Moderation konfliktreicher Prozesse in den Gemeinden und in der Gesellschaft besonders nach der Wende. Er hat seinen Dienst gern verglichen „mit einer Brücke, die Menschen miteinander verbindet, auch wenn sie manchmal auseinander streben wollen.“

R.i.p.

Am Dienstag, 9. Juni 2020, besteht ab 9:15 Uhr die Möglichkeit zur Abschiednahme in der Herz-Jesu-Kirche Dresden-Johannstadt (Borsbergstraße 15); anschließend wird um 10 Uhr das Requiem in Herz-Jesu-Kirche gefeiert. Die Beerdigung ist um 12 Uhr auf dem Alten Katholischen Friedhof Dresden (Friedrichstraße 54).

Auf Grund der Coronaschutzvorschriften ist in der Herz-Jesu-Kirche nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen (ca. 90) möglich. Es wird gebeten sich nur per E-Mail: anzumelden, damit die Organisatoren am Montag möglichst schnell mit Ihnen in Kontakt treten können. Leider können wir derzeit keine Platzsicherheit garantieren.


Dresden, 4. Juni 2020

+ Heinrich Timmerevers Bischof von Dresden-Meißen

https://www.bistum-dresden-meissen.de/aktuelles/propst-i-r-guenter-hanisch-90-verstorben


VERSTORBEN Die Caritas trauert um Propst Günter Hanisch Der langjährige Dompfarrer an der Dresdner Kathedrale und frühere Pfarrer der Leipziger Propstei, Propst i.R. Günter Hanisch, ist am 31. Mai im 91. Lebensjahr gestorben. Propst Hanisch hat sich in seinem segensreichen Wirken als Geistlicher und Seelsorger besonders um die Arbeit der Caritas im Bistum Dresden-Meißen verdient gemacht.

Erschienen am: 02.06.2020 Beschreibung Propst Hanisch Dafür ist er im Jahr 2007 mit dem Brotteller, der höchsten Auszeichnung des Deutschen Caritasverbandes, geehrt worden. Zu seinen Verdiensten gehörte unter anderem die Gründung des Seminars für den kirchlich-karitativen Dienst in Leisnig und Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), einer Ausbildungsstätte für Sozialarbeiter. Hanisch war von 1963 bis 1971 der erste Rektor dieser Einrichtung.

Als Leipziger Propsteipfarrer trug Günter Hanisch die Verantwortung für das traditionsreiche St. Elisabeth-Krankenhaus. So hat er über viele Jahre hinweg den Dienst der Nächstenliebe seelsorglich und beratend begleitet. Propst Hanisch, der 13 Jahre lang Dompfarrer an der Dresdner Hofkirche und 14 Jahre Pfarrer an der Leipziger Propstei war, engagierte sich als "Priester im Unruhestand" seit 1999 im Vorstand des Diözesancaritasverbandes. Vier Jahre lang stand er dem Gremium vor und trug so in besonderer Weise die Verantwortung für die Entwicklung der Caritas in schwieriger Zeit. Später gehörte er auch noch viele Jahre dem Vorstand an. "Günter Hanisch war geprägt von einem vorbildlichen Geist der Brüderlichkeit und des Vertrauens", blickt Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich zurück. R.I.P.

Nachruf von Bischof Heinrich Timmerevers

Das Requiem für den Verstorbenen findet am Dienstag, 9. Juni, um 10 Uhr in der Herz-Jesu-Kirche Dresden statt. Die Beisetzung ist im Anschluss auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden.

https://www.caritas-dicvdresden.de/presse/die-caritas-trauert-um-propst-guenter-hanisch-db1266ee-1af1-4259-bc66-0fc5ea5b2a03

Hanisch, Günther: Pfarrer, ehemals Domprobst in Dresden geb. 1929, studierte Theologie in Paderborn, Freiburg und Luzern, war Kaplan in Löbau und Karl-Marx-Stadt, Dompfarrer in Dresden und seit 1973 Beauftragter des katholischen Bischofs beim Rat des Bezirks – ab 1981 auch für Gespräche mit dem Ministerium für Staatssicherheit. 1984 wurde er Propst in Leipzig, zuletzt war er von 1999 bis 2003 Vorsitzender des Caritasverbandes für Dresden-Meißen.

https://gut-goedelitz.de/1999/01/guenther-hanisch-pfarrer-ehemals-domprobst-dresden/

Katholische Priester und die Stasi

Diskussion in Leipzig und Dresden um die Verantwortung der Kirche in der DDR „Zu den Erinnerungen an die Friedliche Revolution im Oktober 1989 gehört auch die Verantwortung für das vorausgegangene Unrecht“, begründet der Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, Dr. Thomas Arnold, die in Leipzig und Dresden angebotene Diskussionsveranstaltung ‚Katholische Priester und die Stasi.

Eine ethische Reflexion vor historischem Hintergrund’ und betont, dass sich auch die Kirche einer historischen Bewertung stelle. Immerhin wurden in der 40-jährigen Geschichte der DDR knapp 100 katholische Priester als Inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit registriert. Gemeinsam mit dem Sächsischen Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur lädt Arnold daher den Theologen Dr. Gregor Buß ein, aufgrund von ausführlichen Aktenrecherchen und Zeitzeugeninterviews Einblicke in dieses brisante Kapitel der jüngeren Kirchengeschichte zu geben, aus heutiger Perspektive das Handeln angesichts schwieriger ethischer Fragen einzuordnen und die Dilemmata einer inoffiziellen Stasi-Mitarbeit darzustellen.

„Wir freuen uns, dass wir mit dem 1988 geweihten Bischof Joachim Reinelt und dem ehemaligen Leipziger Propst Günter Hanisch Zeitzeugen gewinnen konnten, um die wissenschaftlichen Erörterungen von Dr. Gregor Buß im Anschluss zu diskutieren“, zeigt sich der Sächsische Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Lutz Rathenow, erfreut. Der damals als Dompfarrer in Dresden aktive Günter Hanisch war ab 1973 als Beauftragter des katholischen Bischofs zunächst beim Rat des Bezirks und später auch für Gespräche mit dem Ministerium für Staatssicherheit zuständig.

Termine:

Freitag, den 13. Oktober 2017, um 19:00 Uhr im Saal der Propstei St. Trinitatis Leipzig (Nonnenmühlgasse 2, 04107 Leipzig) Vortrag von Dr. Gregor Buß, anschl. Diskussion mit Gregor Buß und Propst i.R. Günter Hanisch

Montag, den 16. Oktober 2017, 19:30 Uhr im Kathedralforum Dresden (Schloßstraße 24, Eingang Kanzleigässchen, 01067 Dresden) Vortrag von Dr. Gregor Buß, anschl. Diskussion mit Gregor Buß und Bischof em. Joachim Reinelt

Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei und ohne Voranmeldung möglich.

https://www.katholische-akademie-dresden.de/ueber-uns/aktuelles/item/662-katholische-priester-und-die-stasi

Benjamin Schuke

Der ehemalige evangelische Pfarrer Sigurd Fröhner aus Nossen hatte als Umweltaktivist den Unmut der DDR-Führung erregt, war aber als Mitglied der Prager Friedenskonferenz kein DDR-Oppositioneller. Ein Mitarbeiter der Staatssicherheit schlug ihm daher vor, kircheninterne Dinge weiterzuleiten. Ansonsten seien Österreichreisen tabu. Er lehnte das und Geheimniskrämerei generell ab. In den Akten findet sich sein Name dennoch in der Liste der inoffiziellen Mitarbeiter (IM). Beim Ost-West-Forum auf Gut Gödelitz ging es am Sonnabend um die Frage: Wie glaubwürdig sind Stasi-Akten?


Der ehemalige Dresdner Hofkirchenpriester Günter Hanisch erfuhr 1993 aus dem Fernsehen, dass er IM gewesen sein soll. Sämtliche Versuche der Stasi, ihn für konspirativen Informationsaustausch zu gewinnen, seien jedoch gescheitert, weil er alle Anwerbeversuche pflichtgemäß seinem Bischoff mitgeteilt hatte. „In meiner Akte, die ein IM John führte, steht für den 8. Mai 1981, ich hätte berichtet, wer zum eucharistischen Weltkongress fahren darf. Ich kannte die Namen gar nicht. Es wird so getan, als hätte ich die genannt“, sagte der 84-Jährige. Die Gauck-Behörde habe das Dogma verbreitet, Stasiakten lügen nicht. Was in den Akten auftaucht, entspreche aber nicht der Wahrheit.

Zwei weitere Gäste auf dem Podium versuchten, die Anschuldigungen einer Stasitätigkeit von Fröhner und Hanisch durch persönliche Berichte zu entkräften. Frank Richter – ehemaliger Kaplan in Dresden und Mitglied der Bürgerbewegung – hatte seit jeher Kontakt zu den Betroffenen und kannte deren DDR-kritische Positionen. Der 72-jährige Ulfrid Kleinert war früher Professor für Diakoniewissenschaft an der Evangelischen Hochschule für soziale Arbeit in Dresden. Er erzählte als Beispiel für die Absurdität des Spitzelvorwurfs von einer Diplomarbeit, in der die Krippenspiele von Sigurd Fröhner analysiert wurden. Die Dramaturgie dieser Aufführungen habe klar Ungehorsam und Mut gefördert. Kontrollversuche der Staatsmacht und mögliche Reaktionen darauf kamen im Stück vor. In der Gemeindearbeit sei eine Distanz zum Regime zum Ausdruck gekommen.

Anlass der Aufruhr um diese und andere Personen ist ein Buch des ehemaligen Oschatzer Superintendenten Martin Kupke, das sich ausschließlich auf Stasiakten als Quelle beruft. In betroffenen Kreisen ist jedoch bekannt, dass diese aufgrund des Belohnungssystems und der Beförderungswünsche in der Stasi unglaubwürdig sind. Im Buch würden damit Unschuldige diffamiert. „Wir sprachen letzten Dezember mit Kupke, doch der wies unsere Gespräche als sinnlos zurück“, sagte Ulfrid Kleinert. „Er interpretiert auch die Akteneinsichtsgewährung des Hannah-Arendt-Instituts als inhaltliche Zustimmung.“ Eine ausgewogene Beurteilung erfordere aber eine Vielfalt an Quellen. „An einem Unfallort vernimmt die Polizei auch nicht nur einen Zeugen“, sagte Frank Richter, der seit 2009 die Landeszentrale für politische Bildung leitet.

Antje Gründig war gemeinsam mit fünf Mitgliedern der evangelischen Kirchengemeinde Nossen zur Veranstaltung auf Gut Gödelitz gekommen, um ihre Solidarität mit dem ehemaligen Pfarrer auszudrücken. „Ich war die Maria damals in dem Krippenspiel. Das Buch stellt unseren Pfarrer falsch dar. Er war immer verantwortungsbewusst“, sagte sie. Der Landesbischof habe schon einen Brief über den entstandenen Schaden bekommen.

„Wir müssen Gespräche ermöglichen, in denen Verständigung gelingt“, sagte Frank Richter. Die Begegnung unter vier Augen zwischen einem ehemaligen Leipziger Einsatzleiter bei den Montagsdemonstrationen im Jahr 1989, der „das jetzt abgeschlossen“ hat und dem Nossener Pfarrer war ein erster Anfang.

Sächsische Zeitung vom 4, November 2013

https://www.saechsische.de/luegen-stasi-akten-2700099.html


Einstiger Karl-Marx-Städter Studentenseelsorger gestorben Veröffentlicht am: 6. Juni 2020

Prälat Günter Hanisch, Propst i.R. (Leipzig 1929 – Dresden 2020), von 1957 bis 1971 im damaligen Karl-Marx-Stadt im priesterlichen Dienst. Foto: Bistum Dresden-Meißen Am Pfingsttag ist Propst Günter Hanisch gestorben, der in der Zeit des Baus der Berliner Mauer prägende Jahre an der Chemnitz verbracht hat. Die spätere Arbeit des gebürtigen Leipzigers, der sich bleibende Verdienste in der Friedlichen Revolution erworben hat, erregte in den 1990er-Jahren bundesweit Aufmerksamkeit, da sie das schwierige Verhältnis Kirche-DDR verdeutlicht.

CHEMNITZ/LEIPZIG/DRESDEN. Günter Hanisch, der als junger katholischer Priester 1957 nach Karl-Marx-Stadt gekommen war und bis 1971 blieb, ist tot. Der einstige Studentenseelsorger an der Technischen Hochschule, die 1986 zur Universität erhoben wurde, starb am Sonntag im Alter von 90 Jahren. Das hat der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, mitgeteilt.

Während seiner Karl-Marx-Städter Zeit war Hanisch Propsteikaplan und Rektor des in Leisnig gegründeten, ab 1967 in Altchemnitz angesiedelten Seminars für den kirchlich-caritativen Dienst, in dem Sozialarbeiter („Fürsorger“) ausgebildet wurden. „Der Mauerbau prägte uns sehr“, sagte Prälat Hellmut Puschmann. Wie Hanisch war er damals Kaplan, jedoch in der Pfarrei St. Joseph auf dem Sonnenberg.

Von der Lähmung, die von der Zementierung der deutschen Teilung ausging, habe sich Hanisch nicht entmutigen lassen. Dabei seien die Herausforderungen groß gewesen – etwa, als der Staat die Jugendweihe in Konkurrenz zu Konfirmation und Firmung immer mehr propagierte. Die Anzahl der Katholiken war zwar durch Vertriebene auf dem Gebiet der DDR gewachsen, blieb aber klein.

Hanisch, der in Paderborn, Luzern und Freiburg im Breisgau Theologie studiert hatte und am 25. April 1954 in der Dresdener Herz-Jesu-Kirche in Johannstadt zum Priester geweiht wurde, blieb auch nach seinem Wechsel im Jahre 1971 als Pfarrer an die dortige Hofkirche für den Raum Karl-Marx-Stadt zuständig – in herausfordernder Mission: Er wurde 1973 zum bischöflichen Beauftragten für die Kontakte zu den Räten der Bezirke Karl-Marx-Stadt und Dresden berufen. In seinen Aufgabenbereich fiel es etwa, Ausreisen kirchlicher Mitarbeiter für Verwandtenbesuche zu ermöglichen.

Im Nachgang eines solchen Falls bot das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) 1981 „weitere Gespräche in ’schwierigen Fällen‘ an“, wie der Theologe Gregor Buß in der Studie „Katholische Priester und Staatssicherheit“ (2017) über den „Fall Hanisch“ schrieb. Der Bischof stimmte weiteren Verhandlungen mit dem MfS zu, das Hanisch fortan ohne dessen Wissen als Inoffiziellen Mitarbeiter „Dom“ führte, nachdem es ihn lange schon – wie viele Priester – hatte observieren lassen (1975–1981 im Operativen Vorgang „Klerus“).

Der Fall wurde 1993 bundesweit bekannt, als die „ARD-Tagesthemen“ darüber berichteten, so Buß: unter der Überschrift „Sündenfall – Wie ein Sohn der Kirche seine Mitbrüder an die Stasi verriet“. Hanisch ging vor Gericht gegen den Autor des Beitrags, der sich auf die Stasi-Akte stützte. Der Prozess machte deutlich, dass bei deren Auswertung Vorsicht geboten ist: IM sei nicht gleich IM gewesen. Entkräften ließen sich die Vorwürfe, da etwa kirchliche Unterlagen zum Abgleich vorlagen und zahlreiche Zeitzeugen für Auskünfte zur Verfügung standen.

Dabei hatte Hanischs Handeln 1989 als Propst in Leipzig längst bewiesen, wie sehr er die Zustände in der DDR missbilligte: Mit evangelischen Superintendenten war er bei Friedensgebeten, Montagsdemonstrationen oder am Runden Tisch sehr aktiv. Für seine Verdienste hatte ihn Papst Johannes Paul II. schon 1979 zum Prälaten ernannt. Und die Bindung an Chemnitz hielt: Stets reisten Gratulanten zu seinem Alterssitz in Dresden, noch zum 90. Geburtstag im vergangenen Herbst etwa der frühere Stadtrat Michael Walter (CDU) mit seinen Eltern. „Sie haben sich“, sagte er, „bei ihm am Kaßberg verlobt und blieben ihm mit seiner Bescheidenheit und dem Einsatz für die Ökumene eng verbunden.“

Verbunden blieb er auch seiner Geburtsstadt Leipzig. „Bis zuletzt hatte er nicht nur Zeitschriften wie die ‚Herder-Korrespondenz‘ im Abo oder den evangelischen ‚Sonntag‘, sondern auch die ‚Leipziger Volkszeitung‘ “, sagte Pfarrer Laurenz Tammer aus Dresden-Striesen, in dessen Pfarrei Hanisch zuletzt gelebt hatte und (wie andernorts) bis ins hohe Alter liturgische Dienste wahrnahm. „Noch am Aschermittwoch hat er konzelebriert und das Aschekreuz ausgeteilt“, so Tammer, der in Hanischs Zeit als Propst in Leipzig als Kaplan wirkte.

Prälat Günter Hanisch, Propst i.R., wird am 9. Juni 2020, 12 Uhr, auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden-Friedrichstadt beigesetzt. Zu einem Requiem wird am gleichen Tag, 10 Uhr, in die Herz-Jesu-Kirche zu Dresden-Johannstadt geladen, für das angesichts der Coronapandemie eine Anmeldung beim Dompfarramt nötig ist.

https://michael-kunze.net/category/artikel/2020/06/06/einstiger-karl-marx-staedter-studentenseelsorger-gestorben/

--Methodios (Diskussion) 11:41, 10. Nov. 2022 (CET)


Joachim Reinelt, Bischof von Dresden-Meißen, versicherte im Frühjahr seinen Gläubigen, es gäbe „keine Verräter, nur Versager" in der katholischen Kirche der DDR. 7. Oktober 1993

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Katholische Priester als Stasi-IM

Sie hießen IM Mönch, IM Petrus oder IM Monstranz: katholische Priester als Stasi-Spitzel. In der breiten Öffentlichkeit ein eher unbekanntes Kapitel. Nach neuesten Erkenntnissen gab es in der katholischen Kirche in der DDR Verstrickungen mit der Stasi bis tief in den Kirchen-Apparat hinein. Der aus Bocholt stammende und derzeit an der Hebräischen Universität Jerusalem tätige Postdoktorand Gregor Buß spricht in seiner aktuellen, über 300 Seiten dicken Studie „Katholische Priester und Staatssicherheit“ von 86 inoffiziellen Mitarbeitern. Buß will jedoch keine moralische Beurteilung abgeben, sondern die Motive akribisch heraus arbeiten, was katholische Priester letztlich bewog, mit der Staatssicherheit zusammen zu arbeiten.

„Da habe ich einen ganzen Fächer an Gründen gefunden, die reichten natürlich von Formen der Erpressung bei Alkoholproblemen, Zölibatsverletzungen. Es gab auch sowas wie Anpassung. Man war drauf und dran so einen Kurs zu fahren, um nicht all zu doll anzuecken. So eine kleine Form der kleinen Kooperation, um eine maximale Konfrontation zu verhindern.“ Es ging aber auch um ganz schnöde banale Vorteile: So wandte sich beispielsweise ein Leipziger Pfarrer mit dem Namen IM „Frank“ an die Stasi und „bat um Unterstützung hinsichtlich der Beschaffung einer Karte für das Gastspiel der Wiener Sinfoniker“. Ein anderes, immer wiederkehrendes Motiv der Zusammenarbeit war der Wunsch nach Reisefreiheit.

Verwundert über Naivität der Priester

Lange hat sich die katholische Kirche gegen eine Aufarbeitung gewehrt. Noch Mitte der 90er-Jahre hieß es, eine Überprüfung der Mitarbeiter auf Stasi-Verwicklungen würde der Stasi „zu viel Ehre antun“. Der frühere Erfurter Bischof Joachim Wanke sagte, dass katholische Priester die letzten seien, „die es nötig hätten, auf ihre Vergangenheit untersucht zu werden“. Eine Haltung, die sich grundlegend geändert hat. Die Zusammenarbeit mit der Amtskirche sei sehr konstruktiv gewesen, so Gregor Buß, der Autor der Studie. Sie ist Teil eines osteuropäischen Forschungsprojekts, das die Kollaboration der katholischen Amtskirche mit den Geheimdiensten zu Zeiten des Kalten Krieges in Polen, Tschechien, der Slowakei und eben der DDR in Augenschein nimmt.

„Priester hatten eine moralische Fallhöhe, wie kaum eine andere Berufsgruppe. Deswegen würde ich sagen, steht die Kirche auch besonders in der Pflicht, in ihren eigenen Kreisen für Klarheit zu sorgen.“

Buß appelliert an die Kirchenoberen, sich der dunklen Geschichte zu stellen. Es gehe ihm um eine differenzierte Betrachtung, sagt er, nicht um ein Schwarz-Weiß-Bild. Weshalb er in seiner Studie auch nicht das Wort Spitzel verwendet.

„Übrigens waren die Stasi-Offiziere exquisit geschult. Und es war interessant für mich zu erfahren, wie praktisch der Stasi-Offizier der Seelsorger für die Seelsorger war. Das war eine interessante Erkenntnis: Das sich so mancher Priester auf die Treffen gefreut hat, weil er offen, auf einem hohen intellektuellen Niveau sich mit jemandem unterhalten konnte.“ Verwundert hätte Buß die Naivität, mit der katholische Priester vorgingen; dass vielen die Konsequenzen gar nicht bewusst waren. Oft dachten Kirchenleute sogar, betont der promovierte Theologe, sie täten etwas Gutes, wenn sie mit der Stasi zusammenarbeiteten. Andere wussten nicht einmal, dass sie als Inoffizielle Mitarbeiter geführt wurden.

Es braucht noch eine Opferstudie

Ein Fall, der das besonders anschaulich illustriert, ist IM Dom. Dahinter steckt der frühere Dresdner Dompfarrer und spätere Leipziger Probst Günter Hanisch. Von 1973 an war er der bischöfliche Beauftragte für die offiziellen staatlichen Kontakte – wenn es beispielsweise um die Ausreise für kirchliche Mitarbeiter ging. Genau das machte ihn für die Stasi interessant, die ihn – ohne sein Wissen – als Inoffiziellen Mitarbeiter führte. „Ich wurde als IM registriert, wusste davon aber gar nichts. Deswegen war ich schockiert, als ich hörte, das ich IM bin. Ich wusste aus seelsorgerlichen Gesprächen, dass manche Menschen zum Spitzel-Dienst gezwungen wurden, dass sie was unterschrieben mussten. Bei kirchlichen Gesprächsbeauftragten gab es aber keine Unterschrift.“ Ein Fall der deutlich mache, so Theologe Gregor Buß, dass man IM-Akten immer hinterfragen müsse. Sie dürften nicht als Evangelium dastehen. Auch weil viele Vorgänge durch die Stasi bewusst verzerrt oder schlichtweg falsch dargestellt seien. Im Fall Hanisch – also IM Dom – konnte das anhand der Treffberichte der Staatssicherheit und der eigenen Dokumentation belegt werden. Und: Neben der doppelten Aktenführung konnten die betroffenen Personen größtenteils noch befragt werden, was Günter Hanisch vom Vorwurf entlastete, wissentlich als Spitzel gearbeitet zu haben, so Buß weiter. Ein Fall, der auch Mitte der 90er-Jahre juristisch aufgearbeitet wurde, in dem Hanisch freigesprochen wurde, Mitbrüder an die Stasi verraten zu haben.

Die Studie „Katholische Priester und Staatssicherheit“ ist eine reine Täterforschung. Ihre volle Wirkung kann die Arbeit aber erst dann entfalten, wenn man ihr auch eine Opferstudie gegenüber stellt. Letztlich ein interessanter Aufschlag zur Aufarbeitung eines dunklen Kapitels der katholischen Kirche, dem weitere Forschungsarbeiten zwingend folgen müssen.


Katholische Priester als Stasi-IM


Von Christoph Richter · 16.10.2017 DLF

Dass die evangelische Kirche mit der Stasi kollaboriert hat, ist bereits bekannt. Nun zeigt eine Studie, dass auch katholische Priester mit dem einst übermächtigen Geheimdienst zusammengearbeitet haben. Die Gründe dafür waren vielfältig.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/studie-katholische-priester-als-stasi-im-100.html


--Methodios (Diskussion) 11:50, 10. Nov. 2022 (CET)

Bischof Kunst

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Einer der höchsten Kirchenmänner der Bundesrepublik hat sich regelmäßig mit einem leitenden Stasi-Offizier in einem konspirativen Objekt des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) getroffen: Bischof Hermann Kunst, von 1949 bis zu seiner Pensionierung 1977 Bevollmächtigter der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Bundesregierung und von 1957 bis 1972 zugleich westdeutscher Militärbischof, pflegte regen Kontakt zu Oberst Hans Ludwig, bis 1983 stellvertretender Leiter der MfS-Hauptabteilung XX.

Ausweislich der Nutzerlisten des Objekts »Wendenschloß« war Kunst, von der Stasi als KP (Kontaktperson) »Hermann« geführt, häufiger Gast in der Stasi-Villa im Ost-Berliner Bezirk Köpenick. Etwa seit 1966 kam der Bischof drei- bis viermal im Jahr. Für die meist ganztägigen Gespräche orderte Gastgeber Ludwig laut Stasi-Belegen Cognac zum Frühstück, Wein zum Mittagessen und Zigarren zum Kaffee.

Der erzkonservative Kunst, 87, einst Intimus von Bundeskanzler Konrad Adenauer, hatte in den fünfziger Jahren das »Kirchengeschäft A« initiiert: Die westdeutsche Kirche lieferte Rohstoffe in die DDR, an denen dort Mangel herrschte, etwa Kohle, Stahl, Getreide; den Gegenwert bezahlte die DDR-Regierung an die ostdeutsche Kirche. In den sechziger Jahren fädelte der Bischof das »Kirchengeschäft B«, den Häftlingsfreikauf, mit ein.

Kunst bekannte sich gegenüber SPIEGEL TV zu seinen Gesprächskontakten: »Als ein Pastor« spreche er mit jedem, »ganz egal, ob das Männer, Frauen, Schwarze oder Weiße sind«. Er habe »nicht von Anfang an gewußt«, daß Ludwig für die Stasi gearbeitet habe. Zwar wurden auf Stasi-Quittungen »Präsente« für »KP Hermann« notiert, aber Kunst versichert, er habe »nie etwas angenommen«.

Bischof im Objekt

29.05.1994, 13.00 Uhr • aus DER SPIEGEL 22/1994

--Methodios (Diskussion) 11:50, 10. Nov. 2022 (CET)

OutOfWonderland

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Ich liebe den Geruch von Gummi...

Wenn sich schwarzes, weiches Gummi an mich schmiegt, zu meiner zweiten Haut wird... Und Berührungen dadurch intensiviert werden...

Masken, die meinen Kopf und mein Gesicht fest mit Gummi umschliessen...

Gasmasken...

  • weil ich ganz allein mit mir und jedem meiner Atemzüge bin...
  • weil der Geruch unglaublich ist...
  • weil sie wunderschön sind...
  • weil meine Wahrnehmung der Aussenwelt eingeschränkt ist...
  • weil es sich so unglaublich anfühlt, wenn Hände über meine Gasmaske streichen...

Das schwere Atmen und Keuchen unter der Maske, wenn der Sauerstoff langsam immer weniger wird...

Das Geräusch der klickenden Atemventile...

Mumifizierungen...

Tagträume...

Fotografie...

mein Rennrad...

Architektur...

Weisswein...

das Meer.

Nur wer Liebe lebt

wie ein Engel schwebt

unterwürfiger, geheimnisvoller, sehnsuchtsvoller Blick

süßes Aussehen ganz in Latex

sinnliches Outfit

im Netz gefangen - ins Netz gegangen

supergeschmeidige Zehensocken - zum in den Mund nehmen - lecker schwarze Füße

--Methodios (Diskussion) 12:01, 10. Nov. 2022 (CET)

https://www.latexzentrale.com/index.php/community.html?do=profiles&what=profil&user=OutOfWonderland

Bürgermeister

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w:de:Peter Feldmann: Die Frist zur Annahme der Abwahl, die in der Nacht vom 21. auf den 22. Juli 2022 ablief, ließ Feldmann ohne eine weitere Erklärung verstreichen und setzte damit das 1,6 Millionen € teure Abwahlverfahren in Kraft.[58] Beim Bürgerentscheid am 6. November stimmten 95,1 Prozent der an der Abstimmung Teilnehmenden gegen den Verbleib Feldmanns im Amt. Mit 39,7 Prozent Anteil der Ja-Stimmen an der Gesamtzahl der Stimmberechtigten war das nötige Quorum von 30 Prozent erreicht.[59] Der auf Mobilisierung der Wahlberechtigten ausgelegte Wahlkampf für die Abwahl wurde durch Plakate[60], Podiumsdiskussionen der FR[61] und FAZ, Bierdeckelaktionen[62], Autofahrten mit Lautsprecherdurchsagen, Aktivitäten auf Social-Media, Rundschreiben unter anderem des Frankfurter Sportkreises und in den Fanclubs von Eintracht Frankfurt[63] sowie durch persönliche Aktionen einzelner Frankfurterinnen bestritten.

Benutzer:Methodios/Digitaler Zwilling/Orte

Literatur

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