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Dänischer Journalistenpreis
taz 5.7.2023
„Årets Victor“ ist in Dänemark ein angesehener Medienpreis. Wegen Vorwürfen gegen den Namensgeber wird es ihn künftig nicht mehr geben.
Schwarz-Weiß-Foto von Tove Ditlevsen mit ihrem Ehemann Victor Andreasen - Profilfoto der beiden Victor Andreasen mit seiner Frau, der Schriftstellerin Tove Ditlevsen, im Jahr 1971Foto: Per Pejstrup/picture alliance
STOCKHOLM taz | „Årets Victor“, einen der angesehensten dänischen Medienpreise, wird es nicht mehr geben. „Neue Informationen disqualifizieren eine Auszeichnung in seinem Namen“, teilte Knud Brix, der Chefredakteur der Kopenhagener Tageszeitung Ekstra Bladet am Montag mit. „Sein Name“: Das ist der von Victor Andreasen, der zwischen 1963 und 1976 als Chefredakteur den Journalismus von Ekstra Bladet prägte.
„Wir halten es nicht länger für angemessen, einen Preis nach Victor Andreasen zu benennen“, begründete Brix den Schritt. Gegen den 2000 verstorbenen und mit der Schriftstellerin Tove Ditlevsen verheirateten Andreasen gibt es neue Anschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs. Erhoben werden sie in dem kürzlich erschienenem Buch „Tove Ditlevsen war meine Großmutter“, das von Ditlevsens Enkelin Lise Munk Thygesen verfasst wurde. Ihre Großmutter hatte sie durch Suizid verloren, im Nachlass ihrer Mutter Helle Munk hatte sie einen Ordner mit dem Titel „Hemmeligheder“ („Geheimnisse“) gefunden, auf dessen Inhalt sich das Buch gründet. Dieser deutet darauf hin, dass Andreasen sexuelle Übergriffe an seiner Stieftochter, Ditlevsens Tochter Helle Munk, begangen hat.
Kombiniere man bisher schon Bekanntes mit den neuen Informationen, gebe es keinen Grund, an der Darstellung von Lise Munk zu zweifeln, sagt Brix. Weiterhin einen Preis in Andreasens Namen zu verleihen, verbiete sich nicht zuletzt deshalb, weil diese Auszeichnung explizit „für Offenheit, Aufklärung, kritische und korrekte Arbeit und Enthüllungsjournalismus verliehen wird“.
Mit „Årets Victor“ waren seit 1980 jährlich JournalistInnen, SchriftstellerInnen, FotografInnen oder CartoonistInnen geehrt worden, die laut Preisbegründung „im frechen und anarchistischen Geist arbeiten“, der auch den Journalismus von Ekstra Bladet prägte. Unter anderem hatte ihn 2015 die französische Wochenzeitung Charlie Hebdo nach dem Terroranschlag auf deren Redaktion erhalten.
Der Preis besteht aus einer Preissumme und einem Pflasterstein, der den Namen des Geehrten trägt. Diesjährige und damit letzte Preisträger waren die beiden dänischen Journalisten Emil Filtenborg und Stefan Weichert, die bei einer Reportage in der Ostukraine verletzt worden waren, nach einem Krankenhausaufenthalt aber laut Preisbegründung „ihre Arbeit mit herausragenden Reportagen und einmaligen Frontberichten“ fortgesetzt hatten.
Biografien
TOVE DITLEVSEN WAR MEINE GROSSMUTTER
Eine Familiengeschichte über Scham, Schicksal und Vergebung
„Tove Ditlevsen war meine Großmutter“ ist eine Familiengeschichte über Scham, Schicksal und Vergebung durch sieben Generationen im Leben von Frauen. Tove Ditlevsen hat sich nie geschont. Ganz Dänemark konnte von ihren Selbstmordversuchen, ihrer Drogenabhängigkeit und ihrem chaotischen Familienleben lesen. Toves Familie, die unfreiwilligen Nebenrollen in ihrem Schreiben, haben geschwiegen – bis jetzt, als Lise Munk Thygesen, Toves Enkelin, ihre Geschichte erzählt. Lise war 12 Jahre alt, als ihre berühmte Großmutter sich das Leben nahm. Alt genug, um den Aufruhr in seiner Familie zu erkennen, aber viel zu jung, um ihn zu verstehen. Als Lises Mutter starb, hinterließ sie ihrer inzwischen erwachsenen Tochter eine Mappe mit dem Titel „Geheimnisse“. Es dauerte Jahre, bis Lise den Mut aufbrachte, es zu öffnen. Als sie es endlich geschafft hatte, konnte sie damit beginnen, alles Ungesagte zusammenzusetzen. Dies ist eine Geschichte über sieben Generationen im Leben von Frauen und alles, was weitergegeben wurde – Missbrauch, Misshandlung und Versagen. Eine Geschichte über Vergebung und Liebe, nicht zuletzt für die Mutter, die Lise ihr ganzes Leben lang vermisst hat. Ein Showdown mit dem Schweigen und der Scham, die die Frauen der Familie daran gehindert haben, sich zu befreien.
Autor Lise Munk Thygesen
Herausgeber Verlag 28B
Auflage 1
VON LISE MUNK THYGESEN
https://www.bog-ide.dk/produkt/4369455/lise-munk-thygesen-tove-ditlevsen-var-min-mormor