Benutzer Diskussion:Jeanpol/Menschenrechte/Text
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Letzter Kommentar: vor 4 Jahren von Jeanpol in Abschnitt Antworten von Martin auf die Kommentare von KP.Fritsche 10.03.20
Kommentare zu "Neubegründung und Reformulierung der AEMR?"
[Bearbeiten]Antworten von Martin auf die Kommentare von KP.Fritsche 10.03.20
[Bearbeiten]Liebe Alle,
ich habe nocheinmal einen Kommentar zum Artikel von JPM verfasst. Vielleicht findet ja der eine oder andere Gedanke Eingang in Ihre Diskussionen.
Meine Anmerkung zum Text von BM folgt separat.
Nochmaliger Kommentar Fritzsche zum Text von Martin 9.3.20
- Man kann die bisherigen Menschenrechte reformulieren oder neubegründen, aber nicht die AEMR. Sie ist ein von der UN verabschiedetes Dokument, das zwar vielfältigen Neu-Interpretationen offensteht, aber keiner Re-Formulierung.
- Bisher wurde gegen die Bezeichnung "Neue Menschenrechte" stets damit argumentiert, dass die von mir formulierten "Rechte" nicht neu seien, sondern bereits in der AEMR enthalten. Daher habe ich mich auch bemüht, die einzelnen Artikel der AEMR bestimmten Artikeln der NM zuzuordnen.--Jeanpol (Diskussion) 18:26, 9. Mär. 2020 (CET)
- Die Profilierung NM erfolgt durch eine Abgrenzung von der AEMR, die es so gar nicht gibt. Die AEMR wird nämlich der aufgeklärten, modernen Bedeutung ihrer Begriffe Freiheit, Gleichheit und Würde entkleidet, stattdessen überwiegt der begriffshistorische Rekurs auf Antike und Christentum. Das wird der Modernität der AEMR nicht gerecht.
- Der Begriffshistorische Rekurs wurde auf Antike und Christentum beschränkt, weil die gegenwärtigen Verwendungen sich von diesen ableiten lassen und nach wie vor idealistisch (im philosophischen Sinn) zu verorten sind (siehe beispielsweise: Robert Spaemann "Menschenwürde meint etwas Sakrales[1]).--Jeanpol (Diskussion) 18:26, 9. Mär. 2020 (CET)
- Der politische Entstehungskontext der AEMR wird vernachlässigt. Die AEMR ist jedoch keine philosophische Übung, sondern eine politische und moralische Reaktion auf die Entrechtungen im NS. Die AEMR ist ein historisch und politisch erfahrungsgesättigtes Dokument und kein spekulativ überfrachteter Text. Sie stellt zwar selbst noch als Deklaration die Formulierung von Idealen dar, diese Ideale haben aber einen unaufhaltsamen (und längst nicht abgeschlossenen) Prozess der Institutionalisierung und Realisierung in die Wege geleitet.
- "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt (...)". Diese Stelle ist nicht nur spekulativ sondern sie steht im Widerspruch zu jeder Erfahrung. Die Menschen werde weder frei noch gleich geboren, ihre Würde können sie nur unter besonders günstigen Bedingungen erreichen und sowohl Vernunft als auch Gewissen stellen sich, wenn überhaupt, nur nach einem langen Sozialisationsprozess ein. Ferner sind Freiheit, Gleichheit und Würde Ziele, die unter ganz konkreten historischen Bedingungen und in bestimmten gesellschaflichen Schichten (nämlich in bürgerlichen, aufgeklärten Eliten) entstanden. Weniger Begürterte nehmen andere Bedürfnis-Priorisierungen vor, ua. die physiologischen Bedürfnisse sowie die Gesundheit und die Sicherheit.--Jeanpol (Diskussion) 18:26, 9. Mär. 2020 (CET)
- Die Differenz zwischen den Menschenrechten der AEMR und den NM, wie sie JPM versteht, ist m.E. in dem Gewicht völlig unterschiedlicher Erfahrungen zu sehen, auf die Bezug genommen wird. Aus der Erfahrung der Entrechtung und Diskriminierung des NS folgte der Imperativ des „Nie wieder“, der die AEMR motiviert. Aus der Erfahrung von „Flow“ generierenden Lehr-Lern-Situationen erfolgte bei JPM der implizite Imperativ: „Immer wieder!“ Ob die Erfahrung des nicht entfremdeten Lernens einer neuen Sprache als Paradigma für die NM dienen kann, wäre erst noch zu zeigen.
- Mein Modell stützt sich nicht nur auf "die Erfahrung des nicht entfremdeten Lernens einer neuen Sprache" sondern vielmehr auf eine Fülle von Berichten und wissenschaftlichen Arbeiten über die Wirkung des Modells LdL (und dessen Theorie) in den unterschiedlichsten Kontexten, von der Grundschule bis zur Universität, in den Unternehmen und in allen Kulturen. Es zeigte sich stets, dass die Lernenden in den entsprechend des Modells LdL gestalteten Lernsettings ihre Bedürfnisse signifikant besser befriedigen konnten und zwar auf allen Dimensionen, einschließlich des Bedürfnisses nach Selbstverwirklichung, nach Partizipation und nach Sinn. Sie wurden (nach der von mir aufgestellten Definition) "glücklicher" als mit anderen Verfahren (siehe z.B. "Treibhäuser der Zukunft" [2] und Lernen durch Lehren goes global, 2009 [3]).--Jeanpol (Diskussion) 18:26, 9. Mär. 2020 (CET)
- Vom Flow beim Französischlernen zum Glück der Gemeinschaft?! Ob sich beide Erfahrungshorizonte in den NM vereinen lassen, sollte zumindest als Frage formuliert werden.
- Das sollte tatsächlich in den nächsten Schritten unseres Projektes geprüft werden.--Jeanpol (Diskussion) 18:26, 9. Mär. 2020 (CET)
- Die referierten Erkenntnisse der Neurowissenschaften über Informationsverarbeitung, Lernen und Belohnungsgefühle sind nicht ganz neu. Das Neue der NM darüber zu begründen, ist wohl noch ergänzungsfähig. Das Menschenbild von Neuro- und Kognitionswissenschaft befindet sich zudem im Wandel. Das Gehirn wird zunehmend in seiner Einbettung in seine soziale und kulturelle Umwelt betrachtet. Informationsverarbeitungen werden unter dem Aspekt sozialer Kognition diskutiert, die auch die Entwicklung „kognitiver Abkürzungen“ durch Stereotypenbildung und soziale Heuristiken berücksichtigt. Solche „kognitiven Verkürzungen“ unterstützt das Gehirn v.a. bei der Suche nach schnellen eindeutigen Lösungen.
- Ich erkenne Ihre Sorgen. Diese negativen Erscheinungen entziehen sich nicht meiner Aufmerksamkeit, aber meine Strategie besteht darin, die positiven Möglichkeiten zu identifizieren und rasch auszubauen. Ja sogar mit Dankbarkeit die negativen Tendenzen aufzugreifen, damit so schnell wie möglich Problemlösungen erarbeitet werden. In dieser Phase befinden wir uns. Je mehr Personen mein Modell aufgreifen, desto schneller werden wir sehen, ob und wie es funktionert.--Jeanpol (Diskussion) 18:26, 9. Mär. 2020 (CET)
- Das von JPM vorgestellte Menschenbild des 21. Jh. wirkt zuweilen eher wie das des späten 20 Jh.: Was ist denn mit den Herausforderungen von Globalisierung und v.a. Digitalisierung!? Was bedeutet das bedrohte „Denken“ in Zeiten der digitalen und biotechnologischen Revolutionen! Drohende Kontrollverluste durch digitale Kommunikationen und biopolitische Interventionen gehören in ein Menschenbild des 21. Jh.
- Das "bedrohte Denken" ist eine Herausforderung, die zügig mit den neu zu eprobenden Modellen anzugehen ist. Die Menschen sollen so früh wie möglich erkennen, wie sie effektiv handeln und denken können, um Glückschancen zu generieren und wahrzunehmen. Alle diese Verfahren und Techniken habe ich in meinem Menschenbild für das 21.Jh. zusammengefasst, beispielsweise das dialektische Denken.
- Denken ist unverzichtbar. Wir können gar nicht „Nicht Denken“! Denken ist aber eher eine instrumentelle Grundtätigkeit, denn ein Grundbedürfnis. Wir denken, um Grundbedürfnisse zu befriedigen, um Kontrolle zu erlangen (sagt auch JPM). Es geht dabei nicht einfach um „das Denken“, sondern um ein spezifisches, qualifiziertes Denken, das bspw. glücks- und nicht gewaltfördernd wirkt. Müsste dementsprechend Artikel 1 nicht heißen: Das Recht Denken zu lernen? Und inwieweit wäre dieses Recht dem bisherigen „Recht auf Bildung“ überlegen?
- Dem Recht auf Denken wird durch die im Menschenbild für das 21.Jh. enthaltenen Empfehlungen Vorschub geleistet.
- Es gibt zwei Begründungsstränge bei JPM für die NM: einen inhaltlichen Strang mit dem Fokus auf Bedürfnis- und Glück(sforschung) in einer Post-48er Zeit, 70 Jahre nach der AEMR. Dieser Fokus liefert eine Verschiebung von einer Defizit- oder Schutzperspektive zu einer Wachstums- und Glücksperspektive (bei BM dann „Selbstverwirklichungsrechte“). Und es gibt einen biografisch-genetischen Strang: Wie JPM zu den NM gekommen ist. Dieser zweite Strang besteht aus heterogenen Bausteinen und bringt - die Lerngenese rekonstruierend - unterschiedliche Disziplinen zusammen. Der Zusammenhang der vorgestellten Disziplinen und Positionen wird durch die Lerngeschichte von JPM hergestellt, er scheint mir inhaltlich aber nicht zwingend. Warum JPM schlussendlich dann zu den Menschenrechten kommt, ist für mich auch nicht klar, denn er könnte sich auch mit einer neuen Konzeptualisierung der Glückspolitik begnügen.
- Der Weg, der mich zu meinen Erkenntnissen über die Funktionsweise des Menschen geführt hat, ist nicht zwingend. Die Ergebnisse (Menschenbild für das 21.Jh.) stelle ich zur Diskussion. Das tue ich allerdings seit 1985 und vor allem seit 1994 recht erfolgreich. Das Modell wird gerne aufgegriffen. Zu den Menschenrechten bin ich deswegen gekommen, weil die existierenden Rechte religiös, naturrechtlich, philosophisch also spekulativ begründet sind und eine Anbindung an den konkreten Menschen zwingend notwendig schien, um Klarheit in einem diffusen Begriffshof zu bringen. An den Bedürfnissen kommt man nicht vorbei, auch wenn man sie gerne idealistisch überformt.
- Es müsste m.E. herausgestellt werden, dass die NM begründungsoffen sind, also dass unterschiedliche Wege, Reflexionen und Erfahrungen zu ihrer Anerkennung führen können! Wir können auch über philosophische, sozial- und bildungswissenschaftliche „Bausteine“ und Lernprozesse zu den NM gelangen.
- Kann man versuchen.--Jeanpol (Diskussion) 18:26, 9. Mär. 2020 (CET)
Martin erste kurze Reaktion auf Fritzsche
[Bearbeiten]Ich glaube, eine starke Annäherung zu erkennen.
Sie formulieren jetzt Arbeitsaufträge, die, wenn sie einmal efüllt sind, dem Ganzen - vielleicht - auch in Ihren Augen eine gewisse Berechtigung liefern.
- Ob die Erfahrung des nicht entfremdeten Lernens einer neuen Sprache als Paradigma für die NM dienen kann, wäre erst noch zu zeigen. Vom Flow beim Französischlernen zum Glück der Gemeinschaft?! Ob sich beide Erfahrungshorizonte in den NM vereinen lassen, sollte zumindest als Frage formuliert werden.
- Das Neue der NM darüber zu begründen, ist wohl noch ergänzungsfähig.
- Drohende Kontrollverluste durch digitale Kommunikationen und biopolitische Interventionen gehören in ein Menschenbild des 21. Jh.
- Müsste dementsprechend Artikel 1 nicht heißen:**Das Recht Denken zu lernen? Und inwieweit wäre dieses Recht dem bisherigen „Recht auf Bildung“ überlegen?
- Warum JPM schlussendlich dann zu den Menschenrechten kommt, ist für mich auch nicht klar, denn er könnte sich auch mit einer neuen Konzeptualisierung der Glückspolitik begnügen.
- Es müsste m.E. herausgestellt werden, dass die NM begründungsoffen sind, also dass unterschiedliche Wege, Reflexionen und Erfahrungen zu ihrer Anerkennung führen können! Wir können auch über philosophische, sozial- und bildungswissenschaftliche „Bausteine“ und Lernprozesse zu den NM gelangen.
Herzliche Grüße
JPM
- ↑ Robert Spaemann: Das Natürliche und das Vernünftige, München 1987,88
- ↑ Treibhäuser der Zukunft
- ↑ Guido Oebel (Hrsg.) unter Mitarbeit von Shinjiro Aiura: LdL – Lernen durch Lehren goes global: Paradigmenwechsel in der Fremdsprachendidaktik und kulturspezifische Lerntraditionen. Erweiterter Tagungsband der 2. DaF-Werkstatt Westjapan vom 27. bis 29. Oktober 2006 an der Universität Kurume, Mii-Campus.LINGUA – Fremdsprachenunterricht in Forschung und Praxis, Band 13.Hamburg 2009, 540 Seiten