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Benutzer Diskussion:Methodios/Festungsstadt/Gottlob Friedrich Thormeyer

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Letzter Kommentar: vor 16 Tagen von Methodios in Abschnitt Einzelnachweise
Gottlob Friedrich Thormeyer, gezeichnet von Carl Christian Vogel von Vogelstein
Grab auf dem Eliasfriedhof
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Das klassizistische Rathaus von Bischofswerda gehört zu Thormeyers bedeutendsten Bauwerken.

Gottlob Friedrich Thormeyer (* 23. Oktober 1775 in Dresden; † 11. Februar 1842 in Dresden) war sächsischer Hofbaumeister des Klassizismus.

Leben und Wirken[Bearbeiten]

Thormeyer wuchs in der Dresdner Kreuzkirchgemeinde auf. Er studierte früh an der Kunstakademie, zunächst Zeichnen bei Christian Gottlieb Mietzsch und Christian Gottlob Fechhelm. Sein Vorbild war Giovanni Battista Casanova. Später wechselte er zur Architektur unter Friedrich August Krubsacius und bis 1795 bei Gottlob August Hölzer. Im Jahr 1797 wohnte Thormeyer im elterlichen Haus in der Kleinen Borngasse Nr. 308.[1]

Thormeyer war Mitarbeiter von Johann Gottlob Hauptmann. Im Jahr 1812 ernannte ihn Friedrich August der Gerechte zum Hofbaumeister.

Thormeyers Grab befindet sich auf dem Eliasfriedhof neben dem Grab seiner Eltern. Er gestaltete es nach dem frühen Tod seiner Ehefrau Juliane Sophie (1780-1810), geb. Hübler,[2] als sich nach oben verjüngende Säule mit umlaufendem Sternenkranz.[3] Ihm zu Ehren wurden die Thormeyerstraße in Zschertnitz und eine gleichnamige Straße in Bischofswerda benannt.

Werk (Auswahl)[Bearbeiten]

Thormeyer wurde zunächst durch seine Zeichnungen bekannt.[4] Erste eigene Bauvorhaben betrafen den Umbau des Rittergutes Helfenberg, den Umbau der Fürstenschule St. Afra und ein Wohn- und Wirtschaftsgebäude für den Schafzüchter Johann Gottfried Nake in Kleindrebnitz.

Im Auftrag des russischen Gouverneurs Nikolai Grigorjewitsch Repnin-Wolkonski baute Thormeyer die Treppe zur Brühlschen Terrasse (1814). Kurz darauf folgten das Moreau-Denkmal auf der Räcknitz-Höhe, ein Denkmal für Theodor Körner sowie die Torhäuser an der Hauptallee im Großen Garten. Am Rande der Stadt wurde unter Thormeyers Leitung ein neuer Friedhof angelegt, der heutige Trinitatisfriedhof. Im Auftrag von Friedrich August dem Gerechten leitete Thormeyer den Wiederaufbau der von Napoleons Truppen niedergebrannten Stadt Bischofswerda.

Im Zuge der Demolition der alten Festungsanlagen plante Thormeyer Plätze und Straßen, beispielsweise den Antonsplatz und den Bautzner Platz, und am Zwinger zusammen mit Carl Adolf Terscheck Grünanlagen. Für die Annenkirche entwarf er den Glockenturm, für Heinrich Conrad Wilhelm Calberla das Gebäude der Zuckersiederei. 1827 errichtete Thormeyer im Auftrag des sächsischen Staates auf der Bastei das erste massive Gebäude im Schweizerhausstil. Am Leipziger Tor errichtete er zwei Akzisehäuser.

Weblinks[Bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Dresden zur zweckmäßigen Kenntniß seiner Häuser und deren Bewohner 1797, S. 248
  2. Fiedler, Uwe: Auf den Spuren des Hofbaumeisters Gottlob Friedrich Thormeyer, 2015
  3. Biografie auf www.eliasfriedhof-dresden.de
  4. Dresden mit seinen Prachtgebäuden und schönsten Umgebungen

DEFAULTSORT: Thormeyer, Gottlob Friedrich

Kategorie:Mann Kategorie:Baumeister Kategorie:Klassizismus Kategorie:Freimaurer Kategorie:Hausbesitzer



Thormeyer, Gottlob Friedrich

Hofbaumeister in Dresden

23.10.1775 Dresden - 11.02.1842 Dresden

V: Gottlob Friedrich (1753- 7. 12. 1833), Schuhmachermeister und Handelsmann; M: Christiane Regina geb. Starcke (April 1745-20. 11. 1814), Tochter des Modelleurs an der Meißner Porzellan Manufaktur Johann Samuel Starcke;

G:

  • Christiana Dorothea (*29. 3. 1774),
  • Friedrich August (22.5.1777- 6.5.1831, Schuhmachermeister),
  • Carl Gottlob (*12. 11. 1778),
  • Johanna Carolina (*5. 9. 1780),
  • Maximilian Ludwig (*3. 6. 1783, Schuhmacher),
  • Juliana Eleonora (*9. 11. 1785);

E: 22.7.1801 Tharandt, Juliane Sophie geb. Hübler (13.5.1780-18.8.1810), Tochter des kurfürstlichen Hofgärtners in Übigau und im Dresdner Großen Garten Johann Gottfried Hübler (1795 Landschaftsgarten Kloster Altzella);

K: Emilie (6.5.1802-27.4.1849), verheiratet mit dem Diakon und Katecheten an der Kreuzkirche Adam Carl Georg Wagner, Juliane Adelheid (12.6.180414.5.1817);

Enkel: 3 Mädchen, 2 Jungen

Der sächsische Hofbaumeiwter Gottlob Friedrich Thormeyer (1775–1842). Datum: 25. Juni 1813. Quelle: Manfred Zumpe: Die Brühlsche Terrasse in Dresden. Verlag für Bauwesen, Berlin 1991, ISBN=3-345-00207-8. S. 155 Bildnr. 166.

Porträt Thormeyers, gezeichnet von Carl Christian Vogel von Vogelstein am 25. Juni 1813 in Rom, das später mit Vogelsteins Sammlung in den Besitz des Kupferstichkabinetts Dresden überging.

Thormeyer lernte schon als 10-Jähriger an der Dresdner Kunstakademie. Zunächst wurde er an der darin integrierten Akademie für Malerei, Bildhauerei und Kupferstecherei von den Unterlehrern Christian Gottlieb Mietzsch und Christian Gottlob Fechhelm im Zeichnen unterrichtet. Bei ihnen kopierte er nach Originalen von Giovanni Battista Casanova, Co-Direktor neben Johann Eleazar Zeissig. Später wechselte Thormeyer zur parallelen Akademie für Baukunst zu Friedrich August Krubsacius. Von 1791 bis 1795 prägte ihn hier Gottlob August Hölzer im Sinne eines barocken Klassizismus. Zeichnen, Perspektive, Risse und Säulenordnung unterrichtete Johann Alexander David Friedrich. Hölzer und Krubsacius waren maßgeblich am Wiederaufbau der 1792 geweihten Kreuzkirche, zu deren Gemeinde die Familie Thormeyer gehörte, in einem Gemisch von Spätbarock und Klassizismus beteiligt.

Nach dem Studium ließ sich Thormeyer als Architekt in Dresden nieder, bekannt wurde er aber zunächst durch seine Architekturzeichnungen. Er schuf Ansichten vom Dom Meißen (1794), von Leipzig und vom Schloss Pillnitz (1801), die von Christian August Günther gestochen bzw. von Francois Aubertin radiert wurden. 1799 unternahm er eine Studienwanderung durch Sachsen, Sachsen/ Anhalt und Thüringen. Es entstanden Aquarelle und Deckfarbenbilder von den Parks in Wörlitz, Weimar und Dieskau. Thormeyer beteiligte sich am „Ideenmagazin für Liebhaber von Gärten, Englischen Anlagen und für Besitzer von Landgütern“ des Leipziger Philosophieprofessors Johann Gottfried Grohmann, das von 1796 bis 1806 erschien. 1808 war er mit 11 Zeichnungen, die u. a. Christian Gottlob Hammer gestochen hatte, in dem Buch „Dresden mit seinen Prachtgebäuden und schönsten Umgebungen“ vertreten.

gezeichnet / painting: Gottlob Friedrich Thormeyer (1775-1842); gestochen/ etching: Christian Gottlob Hammer (1779-1864): Blick vom Elbufer der inneren Neustadt auf die historische Silhoutte von Dresden, wie sie durch die Bilder von Canaletto weltberühmt wurde. (Canaletto-Blick) In der Bildmitte die Augustusbrücke und die Frauenkirche, links die Katholische Hofkirche und das Residenzschloss; aquarellierter Umrissstich English: from the right bank of river Elbe below Augustusbridge with Frauenkirche, Hofkirche and Dresden Castle; outline etching in old original color. Datum 1810. Technik: outline etching in old original color.

Der Canaletto-Blick auf Dresden: Die berühmte Stadtansicht nach Bernardo Bellotto (1748) in einem Stich von Christian Gottlob Hammer nach einer Zeichnung von Gottlob Friedrich Thormeyer (um 1818).

1800 holte der neuberufene Oberlandbaumeister Johann Gottlob Hauptmann Thormeyer als Kondukteur ins Hofbauamt, wo er zunächst für Vermessungs- und Zeichenarbeiten zuständig war. Größere Bauaufträge blieben wegen der unsicheren politischen und wirtschaftlichen Lage aus. Zu Thormeyers frühen Arbeiten als Architekt zählte 1800 der Umbau des Herrenhauses vom Rittergut Helfenberg, für Tharandt und Radeberg entwarf er Badhäuser, in Kleindrebnitz 1811 ein Anwesen für den Kammergutsverwalter Johann Gottfried Nake und 1812 plante er den Umbau der Meißner Fürstenschule St. Afra. Auf einigen Baustellen beschäftigte Thormeyer den aus armen Verhältnissen stammenden Wilhelm Gotthelf Lohrmann, später Gründungsvorsteher der heutigen TU Dresden, als Hilfsarbeiter. Auch Johann Andreas Schubert, später Konstrukteur der „Saxonia“, vermittelte er eine Anstellung.

Von 1801 bis 1830 war Thormeyer Freimaurer, möglicherweise beeinflusst von seinem Oberlandbaumeister Johann Gottlob Hauptmann. Für Ignaz Aurelius Fesslers „sämmtliche Schriften über Freymaurerey“ von 1807 zeichnete er einen „magischen Teppich“. Thormeyer gehörte der Loge „Zum goldenen Apfel“ an, in der Loge „Zu den drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute“ war er Ehrenmitglied. Ein führendes Mitglied der Apfelloge war Karl August Böttiger, Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänkendorf war Ehrenmitglied. Der befreundete Bildhauer Franz Pettrich, ein langjähriger Kollege Thormeyers im Hofbauamt, gehörte ebenfalls der Apfelloge an.

Sachsen war seinerzeit mit Napoleon verbündet. Die Dekorationen und Ehrenbauten zu dessen Besuch in Dresden im Mai 1812 entwarf Thormeyer zusammen mit Oberlandbaumeister Johann Gottlob Hauptmann. Im selben Jahr erhielt er in der Nachfolge seines ehemaligen Lehrers Hölzer den Rang eines Hofbaumeisters im Hofbauamt. ... Nach seiner Rückkehr nach Dresden erhielt Thormeyer 1814 vom russischen Gouverneur Nikolai Grigorjewitsch Repnin-Wolkonski, einem Freimaurer, Aufträge für Torhäuser am Großen Garten und für die Freitreppe zur Brühlschen Terrasse, die Repnin der Allgemeinheit zugänglich machen wollte. Das Obermilitärbauamt, dem Thormeyer jetzt angehörte, stand unter der Leitung von Johann August Le Coq. Repnins Berater war Johann Gottfried Körner, Meister vom Stuhl der Freimaurerloge „Zu den drei Schwertern“. Ebenfalls 1814 entwarf Thormeyer die Denkmale für die Helden der Freiheits¬ kriege Theodor Körner in Wöbbelin (im Auftrag des befreundeten Vaters) und Jean-Victor Moreau (im Auftrag Repnins, zusammen mit dem Bild hauer Christian Gottlieb Kühn) auf der Dresdner Räcknitzhöhe. Wegen der vielen Toten während des Kriegs von 1813 wurde in Dresden ein neuer Friedhof benötigt. Thormeyer erhielt den Auftrag, die später Trinitatisfriedhof benannte Begräbnisstätte am damaligen Stadtrand zu projektieren, die er schließlich - aus Kostengründen einfacher gestaltet - bis 1816 fertigstellte.

Brühl’sche Terrasse v. Thurm d. Kath. Kirche gesehen. Leporello: Bild 4, Verlag von Römmler und Jonas, K.-S. Hof-Photogr., Dresden 1887–1889.

Die Freitreppe zur Brühlschen Terrasse von Thormeyer ist heute ein vielgenutzter Aufgang zum „Balkon Europas“. Mit ihrer Hilfe wurde der ehemalige Brühlsche Garten der Öffentlichkeit zugänglich. Seit 1791 war hier in der Brühlschen Bibliothek die Kunstakademie ansässig, wo Thormeyer zu jener Zeit Architektur studierte. Im Gartenpavillon gegenüber wurde 1828 unter Thormeyers früherem Mitarbeiter Wilhelm Gotthelf Lohrmann die heutige TU Dresden gegründet.

Blick auf Dresden von Thormeyers Moreau-Denkmal auf der Räcknitzhöhe.


1815 veröffentlichte Thormeyer den „Vorschlag zu einem Denkmahle der Wiederkehr Sr. Majestät des Königs von Sachsen etc. Friedrich August nach Dresden am 7. Juni 1815, nebst zwey Abbildungen in Steindruck“. Pläne für ein monumentales Denkmal in Form eines Sandsteinobelisken anlässlich des 50-jährigen Thronjubiläums im Jahre 1818 lehnte der Monarch selbst ab. Nach dem Tod des beliebten Königs gründete sich ein Denkmalverein um Thormeyer, Karl August Böttiger und Johann Gottlob von Quandt. Thormeyer gehörte später dem Komitee an, das Ernst Rietschel den Zuschlag für ein Skulpturdenkmal gab, der damit seinen ersten großen Auftrag erhielt. Rietschel realisierte den Auftrag bis 1835 für den Zwinger, der Sockel stammte von Gottfried Semper. Seit 2008 steht das von Thormeyer maßgeblich geförderte Denkmal auf dem Schloßplatz nahe seiner Freitreppe zur Brühlschen Terrasse.

König Friedrich August I. beauftragte Thormeyer 1815, das zwei Jahre zuvor abgebrannte Bischofswerda wiederaufzubauen. Gemeinsam mit Bürgermeister Heinrich Gottlob Süßemilch, jener trat 1816 der Freimaurerloge „Zum goldenen Apfel“ bei, plante er öffentliche Gebäude und zahlreiche Bürgerhäuser. Zu den wichtigsten Bauten nach seinen Entwürfen zählen die Christuskirche, das Rathaus, der „Bischofssitz“ und das Gasthaus „Zum Goldenen Löwen“. Auch das 1818 zu Ehren des Königs aufgestellte Denkmal soll nach einer unveröffentlichten Chronik von Johannes Weber von ihm entworfen sein.


Das Rathaus von Bischofswerda um 1900. Thormeyer hat das Antlitz der Stadt mit ihrem klassizistischen Markt nachhaltig geprägt. Laut der Disser¬ tation von Gero Schilde (1922) und nach einer unveröffentlichten Chronik von Johannes Weber (1977) würdigte die Kirchgemeinde die Verdienste Thormeyers 1818 mit dem Bürgerrecht.

Hofkapellmeister Francesco Morlacchi nach einer Zeichnung von Gottlob Friedrich Thormeyer. In der historischen Literatur wird für Morlacchi wie für Thormeyer im Zusammenhang mit der Einweihung der damaligen Marienkirche eine Ehrenbürgerschaft in Bischofswerda zitiert, die im dortigen Stadtarchiv aber nicht nachgewiesen ist. Vgl.: „Conversations-Lexicon der neues¬ ten Zeit und Literatur“, M bis R, Bd. 3, Brockhaus, 1833, S. 173; ebenso bei Fischer & Fuchs 1837, F. H. Köh¬ ler 1840 und 1841 sowie V. Bartelli Perugia 1860.

Zur Weihe am 30. Oktober 1818 der seit 1816 nach Thormeyers Plänen errichteten Marienkirche (heutige Christuskirche) in Bischofswerda er¬ klang Musik von Hofkapellmeister Francesco Morlacchi. Nach Thormeyers Entwürfen wurden auch der Taufstein und der Kronleuchter gefertigt.


Ab April 1817 wurden die Rückbauarbeiten an der ehemaligen Dresdner Stadtbefestigung unter einer von Thormeyer geleiteten „Demolitionskommission“ fortgesetzt. Die Pläne dafür reichten bis in das vorangegangene Jahrhundert zurück. Erste Arbeiten ab 1809 unter dem 1813 verstorbenen Johann Gottlob Hauptmann, an denen Thormeyer als dessen Mitarbeiter im Hofbauamt sicher schon beteiligt gewesen war, zielten darauf ab, Verkehrsbehinderungen als Hemmnis der wirtschaftlichen Entwicklung zu beseitigen. Außerdem sah Napoleon, auf dessen Befehl dies erfolgte, damals keinen Sinn mehr in der Dresdner Stadtfestung. Schon 1812 wurden die Arbeiten wegen der veränderten militärischen Situation aber für fünf Jahre wieder eingestellt. Thormeyers Pläne reichten weit über eine bloße Entfestigung hinaus. Trotz knapper Finanzmittel und schwieriger Eigentumsverhältnisse konnte er sein gesamtheitliches Konzept für die Neugestaltung Dresdens weitgehend realisieren. Für die Integration von Innenstadt und Vorstädten wurden neue Straßen und Plätze benötigt. Eine Ringstraße sollte in der Altstadt den Pirnaischen Platz mit dem Antonsplatz verbinden, die ebenso neu angelegt wurden. Von den Gartenanlagen am Zwinger, die Thormeyer zusammen mit Hofgärtner Carl Adolf Terscheck gestaltete, über die Brühlsche Terrasse bis zu dem neuen Botanischen Garten entstand ein grüner Ring. Der sternförmig mit einem Kranz von Radialstraßen angelegte Albertplatz auf Neustädter Seite (früher Bautzner Platz) gehörte zu den schönsten Plätzen Deutschlands. Die nahe Antonstadt (Äußere Dresdner Neustadt) plante Thormeyer in einem Stilgemisch aus Klassizismus und Biedermeier. In diesen Jahren errichtete er auch die „Calberlasche Zuckersiederei“ anstelle einer alten Elbbastei an der Augustusbrücke und den Turm der Annenkirche. Thormeyer unterbreitete zudem Vorschläge, wie die Straßen und Plätze zu bepflastern seien, um eine langfristige Haltbarkeit zu gewährleisten. In den 1820er Jahren stand Thormeyers Hofbauamt unter der Leitung von Johann Christian Schuricht, einem Freimaurer der Schwerterloge. Die von 1827 bis 1829 gebauten Torhäuser am Weißen Tor nahe dem Japanischen Palais anstelle niedergerissener Festungsanlagen waren Thormeyers letzte bedeutende Arbeiten in Dresden. Um 1829/1830 war die Entfestigung abgeschlossen. Sie stellte einen Meilenstein in der Entwicklung Dresdens von einer barocken Residenzstadt zu einer modernen Metropole dar. Diese Zeit fiel aber in eine architekturhistorisch relativ unbedeutende Periode Dresdens, weil es nach den Zerstörungen in der Schlacht von Dresden vom 26. und 27. August 1813 an finanziellen Mitteln fehlte, um repräsentative Großaufträge zu vergeben. Trotzdem gelang es Thormeyer, noch unter dem Einfluss der französischen Revolutionsarchitektur, einen charakteristischen, geradlinigen Klassizismus zu entwickeln.

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Heinrich Conrad Wilhelm Calberla gründete neben dem Italienischen Dörfchen elbwärts vom Zwinger die erste sächsische Zuckersiederei. Der Bau von Thormeyer (1817/20) war eines der ersten Industriegebäude Dresdens. Von Beginn an hatte die Freimaurerloge „Zu den drei Schwertern“ einen Flügel angemie¬ tet, später war die Loge „Asträa zur grünenden Raute“ ebenfalls hier an¬ sässig. Thormeyer war wie Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänkendorf Ehrenmitglied der Loge „Asträa zur grünenden Raute“, mit dem Logenmitglied Friedrich Anton Serre war er befreundet. Nach Calberlas Tod 1836 wurde die Fabrik aufgegeben, die Freimau¬ rer bauten sich zusammen mit der Apfelloge ein eigenes Logengebäude und die ehemalige Zuckersiederei diente nach einem Umbau ab 1853 als erstes „Hotel Bellevue“.


Von 1822 bis 1824 wurde im Westen der Altstadt nach Plänen von Thormeyer der Antonsplatz im Biedermeier-Stil als Handelszentrum angelegt. Er hieß zunächst „Demolitionsplatz“ und wurde 1828 nach dem regierenden König Anton dem Gütigen benannt. 1846 errichtete hier die Polytechnische Schule, die heutige TU Dresden, einen Neubau (Zeichnung: Thormeyer, 1826).

Von 1822 bis 1824 baute Thormeyer den Turm der Annenkirche.

Das Leipziger Tor beim Japanischen Palais mit den beiden Wachhäusern von Gottlob Friedrich Thormeyer (Aquarell von Johann Carl August Richter, um 1830). Die vorherigen Torhäuser am Platz waren Teil der Dresdner Befestigungsanlage und wurden von Thormeyer durch rein klassizistische Bauten ersetzt. Die Ruine des südwestlichen Torhauses wurde 1969 abgebrochen, das nordöstliche Torhaus 2014 teilweise restauriert.

Um 1830 begann die Umgestaltung des Theaterplatzes zwischen Residenzschloss/Hofkirche, Zwinger und dem kleinen Komödienhaus am Italienischen Dörfchen. Thormeyer war fast 20 Jahre maßgeblich an den Planungen für das Hoftheater beteiligt gewesen, das aber schließlich von Gottfried Semper realisiert wurde. 1816 hatte Thormeyer einen ersten Entwurf zum Umbau des alten Hoftheaters von Matthäus Daniel Pöppelmann am Zwinger eingereicht. Die Umbaukosten sollten bei 1150 Sitzplätzen 21154 Taler betragen. In spätere Planungen war er als Berater eingebunden. Es schien zunächst so, dass seine besser an die Zwingerumgebung angepasste Überarbeitung der Entwürfe von Theodor Ottmer und Joseph Thürmer aus dem Jahre 1829 realisiert werden würde. Der Generalintendant des Hoftheaters, Wolf Adolf August von Lüttichau, unterstützte Thormeyers Pläne, die jedoch an der Finanzierung scheiterten. Da weiterhin Handlungsbedarf bestand, auch weil das verfügbare Platzangebot im Theater die Nachfrage nicht deckte, wurden die Planungen 1834 wieder aufgenommen. Thormeyer hatte nach Schurichts Tod im Jahre 1832 noch kurz unter Anton Ludwig Blaßmann im Hofbauamt gearbeitet, war danach aber zum Oberlandbaumeister ohne Bezug auf das Hofbauamt berufen worden. Zu den Planungen des Hoftheaters zog man Otto von Wolframsdorf vom Hofbauamt und Carl Gotthard Langhans hinzu, zudem wurden Neubaupläne diskutiert. Langhans legte auf der Grundlage der bisherigen Vorschläge einen neuen Entwurf zum Umbau des Pöppelmannschen Hoftheaters vor. Er sollte die ästhetische Leitung, Thormeyer die ökonomische übernehmen. 1835 erhielt Thormeyer den Auftrag für konkrete Pläne und er fertigte Stiche an. Mit der Thronbesteigung durch Friedrich August II. im Jahre 1836 änderte sich die Situation. Auf Empfehlung von Karl Friedrich Schinkel ließ man die Umbauplanungen zugunsten eines kompletten Neubaus ab 1838, des ersten Semperschen Hoftheaters, fallen. Zudem hatte Semper ein ganzheitliches Konzept entwickelt, bestehend aus Hoftheater, dem Denkmal für Friedrich August I. und der Ergänzung des Zwingers mit einer Gemäldegalerie. Der Historismus löste den Klassizismus ab. 1839 wurde Thormeyer mit Ernst Rietschel in eine Kommission berufen, die verschiedene Standorte für die zuvor im Stallhof untergebrachte Gemäldegalerie prüfen sollte. Den Auftrag erhielt später wiederum Semper; Rietschel hatte für eine Nutzung der von Thormeyer erbauten Zuckersiederei, für die von den Erben Calberlas nach einer neuen Nutzung gesucht wurde, plädiert. Der Dresdner Kunstverein organisierte hier Ausstellungen.

Der Schwiegersohn eines sächsischen Hofgärtners gehörte 1828 zu den Begründern der „FLORA - Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau“. Neben Thormeyer und dem Initiator Ludwig Reichenbach zählten auch Karl August Böttiger, Oberhofprediger Christoph Friedrich Ammon, der Pädagoge Karl Justus Blochmann, Hofmarschall Carl Graf von Bose und Kammerherr Georg von Carlowitz zu den Stiftungsmitgliedern. Exklusivität war ein Merkmal der Vereinsgründungen im Dresden des frühen 19. Jahrhunderts, und die Botanik war unter der Regentschaft von Friedrich August I. zu hohem Ansehen gelangt. Erst später traten der Gesellschaft mit Carl Adolf Terscheck und Jakob Seidel auch Gärtner bei. Die Publikationen der FLORA erschienen zunächst als Beilage der „Dresdner Abendzeitung“ von Theodor Hell. Zu den prominenten Mitgliedern im Laufe der Zeit gehörten auch Carl Gustav Carus, Heinrich Cotta, Oscar Drude, Max Neumeister und Bruno Steglich. Schon 1820 hatte Reichenbach im Zusammenwirken mit Terscheck und mit Thormeyers Unterstützung den Botanischen Garten in den alten Befestigungsanlagen gegründet. Thormeyer besuchte zudem literarisch und künstlerisch geprägte Gesellschaften. So zählte er wie Carl Gustav Carus, Theodor Hell und Ernst Rietschel zu den häufigen Gästen beim Major und Mäzen Lriedrich Anton Serre. Wie Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänkendorf gehörte Thormeyer zu den ersten Mitgliedern der „Ökonomischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen“. Sie war Fragen der Volkswirtschaft und dabei besonders der Landwirtschaft gewidmet und stand unter der Leitung von Kabinettsminister Detlev von Einsiedel. 1827 war sie maßgeblich an den Vorbereitungen zur Gründung der Technischen Bildungsanstalt, der heutigen TU Dresden, beteiligt. Das Konzept erarbeitete Rudolf Sigismund Blochmann. 1831 übernahm Gustav von Flotow die Leitung der Ökonomischen Gesellschaft, die Thormeyer zu ihrem Ehrenmitglied ernannte.


Das Schweizerhaus auf der Bastei, von Hermann Krone 1857 fotografiert. Besonders Maler wie die Schweizer Adrian Zingg und Anton Graff, Lehrer an der Dresdner Kunstakademie zur Studienzeit Thormeyers und Namensgeber der Sächsischen Schweiz, erwarben sich große Verdienste um deren touristische Propagierung. 1826 entstand nach Plänen von Thormeyer das erste feste Gaststättengebäude auf der Bastei, in dem Gäste auch übernachten konnten. Die Bastei wurde in der Folgezeit zum Hauptausflugsziel der Sächsischen Schweiz. Das Schweizerhaus von Thormeyer wurde 1894 bedeutend erweitert.

Manchen Neuerungen stand Thormeyer skeptisch gegenüber. Als in der Dresdner Neustadt zwischen Schwarzem und Weißem Tor die Furnierfabrik „F. W. Schaft & Co.“ eine Dampfkraftanlage betrieb, wurden davon nicht nur viele Schaulustige angelockt, sondern die Anwohner fühlten sich durch Lärm, Rauch und Erschütterungen so belästigt, dass sie sich mit Thormeyer als Wortführer dagegen beschwerten. Thormeyer selbst war wirtschaftlich erfolgreich gewesen. Nach seinem Tode veröffentlichte der Dresdner Anzeiger am 10. März 1842 eine Auktionsanzeige, die von einem ansehnlichen Vermögen zeugte. Thormeyer hatte früh seine Ehefrau verloren. Sie fanden mit ihren Töchtern in einer von Thormeyer entworfenen Grabstätte neben dem Grab seiner Eltern auf dem Dresdner Eliasfriedhof die letzte Ruhe. Ihre Enkelinnen Sophie Adelheid Wagner verh. Salles und Charlotte Elise Wagner verh. Parrot de Puyroche lebten als Malerinnen in Frankreich.

In Dresden erinnern eine Straße in Zschertnitz und die Villa Thormeyer auf dem Gelände der ehemaligen Neustädter Festungswerke (Oberer Kreuzweg 8) an ihn. Die Villa war 1826 von Thormeyer für den Musikinstrumentenmacher Ernst Philip Rosenkranz errichtet worden und ist eines der wenigen Zeugnisse der klassizistischen Stilepoche in Dresden. Das Kupferstichkabinett bewahrt eine Sammlung seiner Zeichnungen auf.

In Bischofswerda trägt eine Straße im Gewerbegebiet unweit des „Goldenen Löwen“ Thormeyers Namen.

„Villa Thormeyer“, zwischen Albertplatz und Albertbrücke gelegen.

Quellen:

Georg Kaspar Nagler: „Neues allgemeines Künstler-Lexicon“. Fleischmann, 1848, S. 387-388;

„Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart“. Seemann, Bd. 33, 1939, S. 87-88;

Paul Ehmig: „Gottlob Friedrich Thormeyer“ Dresdner Geschichtsblätter, Nr. 1, 1896, S. 233-240;

Gustav Müller: „Nachträgliches über Hofbaumeister Thormeyer“ Dresdner Geschichtsblätter, Nr. 2,1897, S. 31-34;

Ursula Pietzsch: „Er baute die bekannteste Dresdner Freitreppe: vor 222 Jahren wurde Hofbaumeister Gottlob Friedrich Thormeyer geboren“. Dresdner Amtsblatt, 43,1997, S. 6/8;

Johannes Weber: „Aus der Geschichte meiner Heimat“. Unveröff. Chronik von Bischofswerda, 1977, Bd. 4, S. 22-23;

Karl Wilhelm Mittag: „Chronik der königlich sächsischen Stadt Bischofswerda“. May Bischofswerda, 1861;

Christiane Theiselmann: „Das Denkmal Friedrich August I. von Sachsen von Ernst Rietschel“. Zeitschrift für Kunstgeschichte, Bd. 53, H. 1, 1990, S. 1-24;

Arthur Weichold: „Wilhelm Gotthelf Lohrmann 1796-1840“. J.A. Barth, 1985;

Rudolph Zaunick: „Gründung und Gründer der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS vor hundert Jahren“. Sitzungsberichte und Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis, 1934, S. 9-49;

Allgemeine Literaturzeitung, Bd. 1, Nr. 50, 1809;

Zeitung für die elegante Welt, Bd.12, Janke, 1812;

Andrea Dietrich: „Zwischen Tradition und Modernität: König Johann von Sachsen 1801-1873“. Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde, Bd. 8, Leipziger Universitätsverlag, 2004;

Klaus Jan Philipp: „Um 1800: Architekturtheorie und Architekturkritik in Deutschland zwischen 1790 und 1810“. Edition Axel Menges, 1997;

Max Georg Mütterlein: „Gottfried Semper und dessen Monumentalbauten am Dresdner Theaterplatz“ Dissertation, TH Dresden, 1913;

Thomas Kantschew: „Die städtebauliche Entwicklung Dresdens im 19. Jahrhundert“. FU Berlin, 1996;

www.eliasfriedhof-dresden.de;

Miriam Liese: „Die Eröffnung der Brühlschen Terrasse durch den russischen Fürst Nikolai Grigorjewitsch Repnin-Wolkonski“ 2009;

Bastian Wienrich: „Die Querbebauung der Elbe am Beispiel der Stadt Dresden: Inwieweit wirkte der ästhetische Aspekt bei der Bebauung bzw. „Nichtbebauung“ des Dresdner Elbabschnittes“ GRIN Verlag, 2007;

Günter Jäckel: „Dresden zur Goethezeit: 1760-1815“.

Dausien, 1988; Dresdner Geschichtsverein (Hrsg.): „Dresden: die Geschichte der Stadt von den Anfängen bis zur Gegenwart“. Junius, 2002;

Petra Listewnik, Michael Schäfer, Jörg Ludwig: „Wirtschaft und Staat in Sachsens Industrialisierung, 1750-1930“. Bd. 3 von Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte, Leipziger Universitätsverlag, 2003;

Friedrich Adolf Peuckert: „Die ger. und vollk. St. Johannisloge zu den drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute im Orient Dresden 1738-1882: Ein Beitrag zur Geschichte der Freimaurerei in Dresden und Sachsen. Nach archivalischen Quellen bearbeitet“. Bruno Zechel, 1883;

„Die Freimaurerloge zum goldenen Apfel im Orient Dresden 1776-1876“. Heinrich Dresden, 1876;

Adressbücher der Stadt Dresden;

Ursula Müller geh. Thormeyer, Mitteilungen 2015;

Gero Schilde: „Gottlob Friedrich Thormeyer, ein spätklassizistischer Architekt Sachsens“. Dissertation 1922


https://archive.org/details/lebensbilder-aus-der-oberlausitz/page/n353/mode/2up?view=theater

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